Die Verführung, durch das Smart-Match-System den Stammbaum zu erweitern.
Wer lange Ahnenforschung betreibt, kennt die Irrwege und Sackgassen, Anfängerfehler, Fehlschlüsse durch mangelnde Faktenlage und die Änderungen, die man vornehmen muss, wenn doch ein Dokument zum Vorschein kommt.
Auch die Schreiber der Ortsfamilienbücher sind davon nicht befreit und manche Unstimmigkeit der Daten muss über einen Blick auf die alten Dokumente geklärt werden.
Im Zuge der modernen Plattformen zur Ahnenforschung ist es groß in Mode gekommen, die Papierforschung hintenan zu stellen und per Smart-Match den Stammbaum zu erweitern, Fotos und Quellen zu übernehmen. Selbstverständlich finden sich nach wie vor sehr akribisch aufgebaute Stammbäume, aber leider auch wild zusammen gewürfelte, die keinen Sinn ergeben.
Daher möchte ich eine kleine Anekdote dazu berichten, wie in mehreren Onlinestammbäumen ein falscher Urgroßvater und seine Nachkommen auftauchten, obwohl durch Geburtsorte der Kinder und Sterbeort bzw. Sterbedatum offensichtlich war, dass er es nicht sein konnte.
Doch beginnen wir am Anfang. Zunächst hatte meine Freundin erste Forschungsergebnisse zu ihrer Familie online gestellt, eher magere Daten, wie man das so macht, wenn man einen DNA-Test und ersten Stammbaum online einbindet. Ein paar Fotos dazu, mehr nicht.
Während sie nun intensiver begann, die Daten nach Kirchenbüchern zusammen zutragen, erfolgten in anderen Stammbäumen die Zusammenlegungen ihrer Daten. Ehe sie sich versah, prangten die bereit gestellten Fotos in der Plattform bei vielen anderen, ebenso verbreiteten sie sich in Windeseile in anderen Plattformen.
Jetzt fragt man sich – was ist dabei, dafür wurde das Ganze geschaffen – mag sein, aber hier zeigte sich Fluch und Segen.
Der Urgroßvater begann ein doppeltes Leben.
Am 9. Dezember 1880 wurde Gottfried Bernhard in Frank an der Wolga geboren, obwohl er sein gesamtes Leben den Kontinent nicht verlassen hatte, tauchte er als Auswanderer in den USA auf.
Ein reger Austausch entstand mit den Inhabern der Stammbäume. Diese legten ihre Dokumente vor, wonach sie keinen Zweifel hatten, ihr Gottfried ist identisch und damit stimmen die Daten. Es gab einen Grabstein, also muss der Großvater meiner Freundin ein anderer sein.
Es wurde in Foren angefragt, wie man an weitere Unterlagen gelangen kann, es gab viele eigene Unterlagen und Dokumente, Kirchbuchkopien wurden erworben, kein einfaches, dafür recht kostspieliges Unterfangen, ihren Urgroßvater und die Richtigkeit ihrer Daten nachzuweisen.
Mit den Unterlagen begann für uns eine umfängliche Überprüfung der verschiedenen Stammbaumdaten, die Linien wurden erfasst und im Laufe der Wochen kristallisierte sich der Fehler der Datenübernehmer erwartungsgemäß heraus.
Am 9. Dezember 1880 wurden sowohl in Frank, als auch in Galka, Kinder dieses Namens geboren. Es hatte bisher jedoch niemand diesen Zufall beachtet.
Gottfried Bernhardt, geb. 9. Dezember 1880 in Frank, Wolga1
Johann Gottfried Bernhardt, geb. 9. Dezember 1880 in Galka, Wolga2
Letzterer wanderte nach Amerika aus und starb dort. Seine bisherige Anbindung an Vorfahren in Frank erwies sich als falsch. Zudem lagen weitere Dokumente zur Eheschließung, Geburten der Kinder und zum Tod vor, die alle die Herkunft des Urgroßvaters in Frank belegten, was den Auswanderer aus Galka deutlich ausklammerte, während dessen familiären Beziehungen nachweislich in die USA führten.
Erst über diese Dokumentation konnten die Nutzer von ihrem Fehler überzeugt werden und korrigierten ihre Daten, ebenso die Nachkommen-Daten der AHSGR in den Wolgadeutschen Datenbanken. Ein sehr umfängliches Unternehmen, um die Weiterverbreitung dieses Missverständnisses zu verhindern.
Obwohl das Löschen wirklich lange dauert, ehe es auch aus Suchergebnissen im Internet verschwindet, es lohnt sich, Fehler zu korrigieren und hilft zukünftigen Stammbaumerstellern, ihre Zeit nicht mit falschen Daten zu verschwenden.
Dokumente und Literatur:
1Fond 278.1.4 Frank Taufen 1874–1886
2Fond 339.112.52 Galka Taufen 1863–1884
Rauschenbach: Deutsche Kolonisten auf dem Weg von St. Petersburg nach Saratow. Transportlisten von 1766-1767. Moskau, 2017
Rauschenbach: Auswanderung deutscher Kolonisten nach Russland im Jahre 1766, (2019)
Herr Lehrer Chr. Schaab, ein unermüdlicher Sammler von Materialien zur Geschichte unserer Wolgakolonien, hat in der Kolonie Pfeiffer3 interessante Familienpapiere bei dem Kolonisten Michael Herrmann entdeckt, die der Urgrossvater seiner Frau Magdalena, Valentin Conradi, bei seiner Einwanderung nach Russland mithereingebracht hat und die bis zur jetzigen Stunde in der Familie wie ein Heiligtum aufbewahrt werden. Wenn doch in allen unseren Kolonistenhäusern die von den Voreltern zurückgelassenen alten Papiere so teuer und so wert geachtet worden wären! Wieviel wertvolle Beiträge wären das für unsere Kolonial- und die Familiengeschichte jetzt, wo wir mit fragenden Blicken zurückschauen nach den vergangenen Zeiten, wo unsere alten Väter gelebt, gewirkt und gestrebt, geduldet und gelitten haben! Allein wie unverständig ist man oft mit solchen alten und oft gar kostbaren Familien- und Gemeindepapieren umgegangen. Wurde uns doch in einer Kolonie erzählt, wie man daselbst noch Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts im Kolonieamt um das Stammbuch der Kolonie herumgesessen und darin gelesen habe, woher die eingewanderten Väter gewesen seien, was sie an Vorschuss und Unterstützung in Russland bekommen, und dergl. mehr, dass man dann aber alle alten Papiere, auch das Stammbuch, verbrannt habe, um den neuen Aktenbündeln Platz in dem enggewordenen Gemeindeschrank zu machen. Aehnlich handelte man auch in einer anderen Kolonie: um ebenfalls im Gemeindeschrank Platz zu machen, warf man in den achtziger Jahren die alten Papiere heraus und papierarme Leute griffen rasch darnach, zerschnitten sie in lange Streifen und beklebten damit im Herbst ihre Fensterrahmen. Und wiederum in einer Familie wurde uns auf unsere Frage nach etwaigen alten Familienpapieren geantwortet, dass vom Grossvater wohl ein dickes, vollgeschriebenes Heft nachgeblieben wäre, dass es an ein Tagebuch erinnert und man auch früher noch als Schüler darin gelesen habe aber es sei, „allmählich so verrissen gange.“ Verbrannt, zerrissen, zerfetzt! Wie wehe tut’s einem so etwas hören zu müssen. Doch nicht alle handeln so unvernünftig. So werden z. B. in der Familie Lippert in Katharinenstadt für die Geschichte unserer Kolonien gar wertvolle Aufzeichnungen alter Kolonistenväter aufbewahrt. Herr Pastor Kufeld hat einen Teil dieser sogenannten „Lippertschen Manuskripte“ im „Friedensboten“ 1900 Nr. 10-12 veröffentlicht. Ebenfalls hat Pastor Kufeld die Aufzeichnungen eines alten Schulmeisters Möhring im „Friedensboten“ 1901 Nr. 4 und 5 zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Leider fehlen mehrere Blätter mit den Aufzeichnungen aus den Jahren 1709 -1774 (Diese sogenannte „Möhringsche Chronik“ wurde Herrn Pastor Kufeld von einem seiner Gemeindeglieder verehrt).
Auch das frühere Dumamitglied, Herr J. Dietz in Kamyschin, ist im Besitz von Aufzeichnungen des Schulmeisters Bath, die er im Titteler Kirchspiel aufgefunden, deren erster Teil bereits in der „Volkszeitung“ (1906 Nr. 7-9) veröffentlicht ist und deren zweiter Teil nun nächstens folgen wird. Ebenso sollen sich alte Dokumente im Besitz zweier Männer in Boaro und in Gnadenflur befinden. Und wie viele Dokumente werden doch hoffentlich sonst noch still auf bewahrt! Lasst sie uns doch veröffentlichen! Abgesehen davon, dass sie einen allgemeinen Wert für unsere Kolonialgeschichte haben, lässt sich aus ihnen gar oft auch noch eine kleine Familiengeschichte erschliessen, wie aus den eingangs erwähnten Conradi´schen Familienpapieren in Pfeiffer.
Wie bereits gesagt, werden diese Conradi´schen Familienpapiere von dem Kolonisten Herrmann aufbewahrt. Es sind sechs Dokumente:
1 und 2) die Taufscheine des Valentin Conradi7 und seiner Frau Anna Maria geb. Menger8, lateinisch und deutsch. 3) Der Trauschein der beiden Eheleute, ebenfalls lateinisch und deutsch.9 4) Bescheinigung des Amts- und Gerichts-Schultheissen des Fleckens Weissenau bei Mainz, vom 24. Dezember 1765, dass Anna Maria Menger keine Leibeigene, sondern ehrlicher Bürgerleute Kind sei. 5) Reisepass für Valentin Conradi zu seinem Bruder nach Prag, herausgegeben am 14. Dezember 1765 von der hochfürstlich Würzburgschen Regierung des Adam Friedrich, von Gottes Gnaden Bischof zu Lamberg und Würzburg usw., usw., usw.10 6) Ein deutsches Flugblatt, herausgegeben im Winter 1765 auf 1766 von dem russischen Kommissar in Frankfurt a. M, in welchem sowohl die grossen Vorteile, sich als Kolonist für Russland anwerben zu lassen, als auch die Saratowschen Steppen als ein wahres Paradies, fast so schön wie das südliche Frankreich, angepriesen werden: Ströme und Flüsse seien voll Fische, Vieh und Geflügel spottbillig, das Gartengewächs ebenso wohlfeil, Rettige und Zwiebel sehr gross, ein Rettig wiege bis 10 Pfund und koste 2 Pfg. Auch gebe es daselbst viele Weinberge, der Wein sei süss und das Viertel koste 10 Kreuzer Auch Rosinen und Feigen seien wohlfeil. Der Spargel aber wachse wild wie Unkraut auf dem Acker, und so fort in diesem Tone.
Ferner gehört zu diesen Familienpapieren auch noch eine silberne Denkmünze aus dem 17. Jahrhundert, in der Familie das „Schaustück“ genannt, 9 Lot schwer, auf der einen Seite ein Stadtwappen, auf der anderen eine Kirche darstellend. Die Inschriften sind lateinisch.
Und schliesslich soll unter diesem ganzen Familienschatz sich auch noch eine gedruckte Schrift über Einwanderung der Kolonisten, Gründung und erste Zeit der Kolonien befunden haben; doch im Jahre 1885 sei die Schrift entwendet worden.
Die aufbewahrten Conradi’schen Familienpapiere machen es uns möglich, unter Benutzung anderweitigen kolonialgeschichtlichen Materials eine kleine Familiengeschichte des einst in Pfeifer eingewanderten Valentin Conradi zusammenzustellen, die also lautet:
Randersacker in alter Ansicht5
Valentin Conradi, der Sohn des katholischen Bürgers Lorenz und seiner Ehefrau Margaretha aus dem Dorfe Randersacker in der Nähe der Stadt Würzburg im heutigen Bayern, war 1737 geboren. Als er herangewachsen war, erlernte er gleich seinem älteren Bruder das Bäckerhandwerk und begab sich nach damaliger Sitte nach beendigter Lehrzeit auf die Wanderschaft, um sich in der weiten Welt etwas umzusehen und im Dienste bei verschiedenen Bäckermeistern sich in seinem Handwerk zu vervollkommnen. In die Heimat scheint er erst im Alter von 28 Jahren, also 1765, wieder zurückgekehrt zu sein. Der Vater muss allem nach schon gestorben gewesen sein; der Bruder aber lebte im Oesterreichischen in der Stadt Prag als Proviantbäcker. Nun denkt auch unser Valentin daran, sich einen eigenen Herd zu gründen.
Christian Georg Schütz d. Ä. (1718-1791) Ansicht der Kirche in Weisenau im Süden von Mainz, 17856
In Anna Maria Menger, einem elternlosen und vereinsamt dastehenden Bürgermädchen aus dem Marktflecken Weissenau bei der Stadt Mainz, findet er eine Lebensgefährtin. Am 10. Dezember 1765 lässt er sich mit seiner um 7 Jahre älteren Braut in Würzburg trauen. Wohl meldet uns eines der Familienpapiere von der Absicht, sich in Randersacker niederlassen zu wollen. Aber die anderen erzählen uns, wie er schon 4 Tage nach der Trauung am 14. Dezember sich einen Reisepass nach Prag zu seinem Bruder besorgt und am 24. Dezember desselben 1765. Jahres auch noch ein Attestat für seine junge Frau des Inhalts, dass sie eine freie Person, freier Bürgersleute Kind und keines Herrn Leibeigene sei. Nach 6 Monaten steht er schon auf russischem Boden als Kolonist. Dieses aber setzt voraus, dass er sich im Frühjahr 1766 als Kolonist gemeldet hatte. Wahrscheinlich war der junge Mann schon auf seiner Wanderschaft mit dem verlockenden Manifest der russischen Kaiserin Katharina II bekannt geworden, halte die alleinstehende Anna Maria Menger gewonnen, als seine Lebensgefährtin mit ihm das Glück im fernen Russland zu suchen und dort ein Heim zu gründen, war sodann mit derselben nach seinem Heimatsdorf Randersacker zurückgekommen, um sich mit ihr trauen zu lassen und die zu der fernen Reise nötigen Familienpapiere zu besorgen, machte möglicherweise auch einen Abschiedsbesuch bei seinem Bruder in Prag und meldete sich alsdann im Frühjahr 1766 bei dem russischen Kommissar in Frankfurt a. M., wo kürzlich erst eine Werbestation eröffnet worden war, für den russischen Kolonistenstand. Von hier wird er zusammen mit vielen anderen angeworbenen Kolonisten hinüber nach der Fulda gebracht, fährt auf diesem Flusse und der Weser stromabwärts und gelangt nach Durchquerung der Lüneburger Haide über Hamburg nach der Stadt Lübeck an der Elbemündung.
Lübeck war damals der Hauptsammelort für alle in Westdeutschland angeworbenen Kolonisten, denn dort trafen auch die Kolonistenzüge aus Roslau an der Elbe ein, während die Kolonistenzüge aus dem östlichen Deutschland und aus Polen über die Stadt Danzig gingen. Dass nun Valentin Conradi sich einen Pass nach Prag ausstellen lässt und ein Attestat für sein junges Weib, dass sie ein freies Bürgerskind sei, wird uns verständlich, wenn wir beachten, was in dem eingangs erwähnten Artikel „Kolonistenzüge in Anhalt“ gesagt ist, nämlich, dass die deutschen Landesregierungen das Fortlocken ihrer Leute nach Russland keineswegs wohlwollenden Auges sahen und deren „Wegzug gerne Schwierigkeiten in den Weg legten: auch dass die russischen Kommissare sich hüten mussten, den Regierungen vor den Kopf zu stossen oder gar Leibeigene ohne Erlaubnis- oder Losschein ihrer Gutsherren als Kolonisten anzunehmen.*)
Grosse Scharen von Männern und Weibern, Burschen und Mädchen, Alten und Kindern strömten wohl damals in der freien Stadt Lübeck zusammen. Ein sorgloses Leben konnten sie hier führen: erhielten doch die Männer täglich zum Unterhalt 15 Kop. S., die Frauen und die erwachsene Jugend 10 K. S. und die Kinder je 6 Kop. S., ein für jene Zeit reichliches Tagegeld. Hat man es schon hier so gut, wie herrlich wird es erst in Russland sein, denkt da so mancher und die Flugblätter, die alles so paradiesisch schön an der Wolga ausmalten, werden die Armen nur noch mehr in ihrem Wahn bestärkt und immer neue Scharen angelockt haben. Endlich ging es auf die Schiffe. Valentin Conradi und sein Weib kamen auf ein Lastschiff, genannt „der Löwe.“ Ihre übrigen Reisegefährten waren alles Leute aus den Rheinländern: Katholiken, Lutheraner und Reformierte – eine grosse Schar von 414 Personen. Ein Schneider aus Laubach, Joh. Philipp Stiel mit Namen, war Vorsteher. Er führte die Aufsicht über die Leute, durch ihn liess der Führer dieses Transports oder Kolonistenzuges, der russische Leutnant Fedor Fedorow, auch die Tagegelder auszahlen.
Im Juli 1766 kam Conradi’s Schiff bei Oranienbaum, in der Nähe Petersburgs, an. Erst nach fast einem ganzen Jahre gelangte Conradi’s Trupp auch in Saratow an, nachdem man im innern Russland überwintert hatte. Hier in Saratow erhält Conradi mit den andern vom Kontor 25 Rbl. Vorschuss, 2 Pferde, 1 Zaum und 1 Seil von 5 Faden Länge.11 Alsdann ging es in eine endlose Steppe hinein.
Der 15. Juni 1767 ist der Gründungstag der Kolonie Pfeifer, denn an diesem Tage kam Conradi mit vielen andern seiner Glaubensgenossen an der Stelle an, wo heute diese Kolonie liegt. Hier gründete er mit seinem Weibe sein neues Heim. Noch im selbigen Jahre riss er anderthalb Dessjatinen Steppenland mit seinen 2 Pferden um, um im nächsten Frühjahr den ersten Samen auszustreuen. Hier wartete er nun auf das Glück, von dem er in der alten deutschen Heimat geträumt. Doch es liess auf sich warten Ein schweres Leben war es, die ersten 30 Jahre. Die Alten haben es erzählt, Tränen schossen ihnen dabei in die Augen Und oft dachte man an die liebe alte deutsche Heimat. Man hatte sie so leichtsinnig verlassen. Um so teurer wurde einem das, was man noch aus derselben in dies Elend mitgebracht hatte. Für Valentin waren es seine Familienpapiere, war es seine silberne Gedächtnismünze, war es auch das Flugblatt, ein Wechsel an die russische Regierung, den sie nicht einzulösen vermochte.
*) Man kann also mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass der leibeigne Bauer Deutschlands von der Auswanderung nach Russland ausgeschlossen blieb und dass die grösste Anzahl der Kolonisten Handwerker gewesen sind, Ackersleute aber nur insofern, als sie freie Bürger kleiner Flecken und Dörfer gewesen sind.
1Frankfurter Blätter für Familien-Geschichte : süddeutsche genealogische Monatshefte / hrsg. von Karl Kiefer. Frankfurt, M. : Englert & Schlosser, 1908 – 1914, Jahrgang 2, September 1909, Heft 9, „Von den Deutschen Kolonien an der Wolga“ p.142-144
7 Pfarrtaufe: Taufschein vom 18.07.1737 Ioannes Valentin Conradi, Sohn der rechtmäßigen Ehegatten Laurentius und Margaretha Conradi. Als Paten fungierten die Ortsbewohner Valentin Reichert und Jacob York. Ausgestellt mit persönlicher Unterschrift und Siegel von Randersaker 22.12.1765
8 Pfarrtaufe am 7. Mai 1730 nach katholischem Ritus von Anna Maria, Tochter der rechtmäßigen Ehegatten Jakob und Maria Elisabeth Menger. Die Patin war Anna Maria Roth. Ausgestellt, signiert und gesiegelt in Weisenau am 9. Oktober 1764.
Abschrift des Dokuments AndI, Dokument im ГАСО, upload Elena Diesendorf, Forum zur Geschichte der Wolgadeutschen
9 Urkunde über die Hochzeit von Pater Emmert am 30.11.1765 von Johann Valentin Conradi mit Anna Maria Menger. Die Hochzeit fand in der Kirche St. Andreas in Herbipoli statt [Herbipoli lat. Würzburg]
Abschrift des Dokuments AndI, Dokument im ГАСО, upload Elena Diesendorf, Forum zur Geschichte der Wolgadeutschen
10 Reisepass ausgestellt für Valentin Conradi für eine Reise zu seinem Bruder nach Prag. Von Gottes Gnaden, wir Adam Friedrich Bischof zu Bamberg und Würzburg , des Heil. Röm. Reichs Fürst und Herzog zu Franken, etc. ersuchen hiermit männiglichen Stands-Würden nach respective freund-und gnädigst, den Untserigen aber ernstlich befehlend, Sie wollen Vorzeiger dieses Valentin Conradi Bürger und Bäckermeister zu Randersaker ohnweit Würzburg wohnhaft, welcher von hier (allwo Gott Lob! Noch reine und gesunde Luft ist) umher Eger, so dann umher Prag zu seinem Bruder einem Proviant Becker zu verreisen entschlossen, aller Orthen sicher, frei und ohngehindert nicht allein paß- und repassieren lassen-( последнее слово затерто ) Auch zu sicherer schleuniger Fortkommunalen guten beförderlichen Willen beweisen: Das seynd Wir um einen jeden nach Stands- zu erkennen erbithig, die Unserige aber vollziehen hieran Unsern gnädigst- befehlenden Wen. (слово переклеено печатью) in unserer Fürstlichen Regierungs-Stadt Würzburg den 14 Decembris 1765 HochFürstlich Würzburgische Regierung Graf von Seinsheim 1755-1779
Abschrift des Dokuments AndI, Dokument im ГАСО, upload Elena Diesendorf, Forum zur Geschichte der Wolgadeutschen
11 Igor Pleve, Einwanderung in das Wolgagebiet 1764-1767; Band 3 Kolonien Laub – Preuss, p382, Nr. 20
Konrad Valentin, 28, kath., Bäcker aus Würzburg Frau: Anna Maria, 37 in der Kolonie eingetroffen am 15.6.1767 erhalten vom Vormundschaftskontor inSaratov 25 Rbl., 2 Zäume, 5 Sazen` Seil, 2 Pfd. 1768 gab es in der Wirtschaft 2 Pfd., gepflügt: 1,5 Des.
Nach Mitteilungen unseres Abonnenten Herrn Lehrer Schaab in Pfeifer.1
Auf Grund eines Manifestes der Kaiserin Katharina II., Schwester Friedrichs von Anhalt-Zerbst wurden in den Jahren 1764-67 durch Kommissare in Deutschland Kolonisten zur Ansiedlung an der Wolga geworben. Ein damals verbreitetes Flugblatt hat folgenden Wortlaut:
„Avertissement. (1765) Nachdeme es ohnehin schon offenkündig ist, dass alle und jede Ausländer, welche sich vermöge des Allerhöchsten Russisch-Kayserlichen Manifests de dato Peterhof den 22ten Julii 1763. in dem Russischen Reiche niederlassen, und insonderheit bey dem Anbau fruchtbarer, aber noch uncultivirter Ländereyen, eine gute und reichliche Nahrung suchen wollen, von den Russisch-Kayserlichen Gesandtschaften durchgängig die willfährigste Aufnahme und Förderung zu gewarten haben: So dienet hiermit weiter männiglich zur Nachricht, dass nunmehro auch die Anstalt ist getroffen worden, dass selbigen sofort nach ihrer Ankunft und Anmeldung in Franckfurt bey dem Russisch-Kaiserlichen Commissario, nachstehende Vortheile angedeyen sollen: Erstlich, empfängt eine völlig erwachsene Manns – Person sechszehn Kreutzer, eine Weibs – Person zehn Kreutzer, ein herangewachsener Sohn oder Tochter, jedes gleichfalls zehn Kreutzer, und ein Kind, ohne Unterschied des Geschlechts, sechs Kreutzer Reichsmünze, zum täglichen Unterhalt, welches für eine gantze Familia etwas nahmhaftes ausmachet. Zweitens, wird in Franckfurt für ihre gemächliche Einquartierung, bis zur Zeit ihrer Abreise von hier nach Lübeck Sorge getragen, und noch zur Erleichterung der Reise von Frankfurt bis Lübeck für die Weiber und Kinder samt denen bey sich habenden Sachen ein Fuhrwerk verschaffet. Drittens, wird in Hamburg und Lübeck gleichergestall nach aller Möglichkeit für ihr Unterkommen gesorget, und zur Bestreitung des Quartiergeldes und ihrer übrigen Bedürfnisse, werden ihnen vorbemeldte Taggelder bis zu ihrer Einschiffung nach Russland, immer richtig abgereichet Viertens, wird für die gehörige Verproviantierung der Colonisten auf der Reise zu Wasser, Sorge getragen, und ihnen der Proviant ins Schiff geliefert. Fünftens, wann eine genügliche Anzahl solcher Colonisten in Lübeck beysammen ist, wird zu ihrer Ueberfahrt nach Russland ein eigenes Schiff, das sonst keine andere Ladung bekommt, bedungen; und da sich für eine jede Familie nicht gleich ein besonderes Schiff betrachten lasset, so dörfen die in Lübeck ankommende Colonisten daselbst nur so lang verziehen bis ihrer sich so viele gesammelt haben, dass sie ein eigenes Schiff besetzen können. Schliesslich ist noch zur Nachricht anzufügen, dass die Transports von hier nach Lübeck gegen die Mitte des Monat Mertzen anfangen, und gegen den 15ten Septembris aufhören, in welcher Zeit die sich meldende Personnen angenommen werden, dahingegen vom löten Septembris bis Ende Februarii niemand aufgenommen wird.“
Im Jahre 1765 wurde ferner folgender „Brief aus Petersburg“ verbreitet.
Extract = Schreibens aus St. Petersburg d, d. 2. Junii 1765. „lc. Enthaltend eine zuverlässige Nachricht von dem Zustande der Kolonien bey Saratow im Astrachanischen Gouvernement. Es ist bereits eine grosse Anzahl Deutsche und andere Ausländer dort etabliret. Fünf Dörfer sind würcklich neu angelegt.) Es wird nicht nur pünktlich alles gehalten, was im Manifest versprochen, sondern es geschieht noch mehr. Das Land selbst ist noch lange nicht so fruchtbar und angenehm beschrieben, als es würcklich ist, wie ich aus so vielen Zeugnüssen vormahliger und jetziger Augen-Zeugen weiss. Es ist ähnlich wie in den warmen Provinzen Franckreichs. Ströme und Flüsse sind voll Fische in so erstaunendem Ueborfluss, dass man es kaum glauben möchte. Auch ist bey gegenwärtiger Ruhe in Persien die schönste Aussicht vorhanden zur etablirung eines sehr vorteilhaften Handels. Die benachbarten Calmücken, Cosaken, Russen sind freundschaftliche Leutgen, die unschwer zu gewinnen sind, und ewig treue Freunde seyn werden, wenn man sie nur nicht hintergehet. Die Grone defraiiert*) die Hereinkommende bis Hamburg doch nur Vorschussweise, so dass sie einmahl in 10. Jahren in dreyen Terminen solchen nebst anderem Vorschuss wieder erstatten müssen. Von Hamburg hierher werden sie eben so transportieret. Von hier aber nach Saratow werden sie gantz auf Kosten der Crone ohne Wiedererstattung Geleitet. Man bauet ihnen gute Häuser, sie bekommen jede Familie 30. Decetinen, ohngefähr 25. Morgen Feld, Wiesen, Waldung, freye Fischerey und Jagd, wenige Artikel ausgenommen, Pferde, Kühe, Schafe, Schweine, als Vorschuss, wie oben, und hinlängliches richtiges Kostgeld bis zu ihrer ersten Ernde. Dabey wird ihnen sonst Handwerkszeug, Materialien, kurtz, was sie nur immer wünschen können, mit ungemeiner Freygebigkeit fourniret Sie haben Freyheit im Lande und ausser Landes zu reisen, doch ausser Landes nicht anders als nach entrichteten Schulden. Verschiedene sind würcklich zurück gekommen, nachdem sie in einem Jahr so viel gewannen, dass sie nicht nur allen Vorschuss schon bezahlet, sondern auch noch einige hundert Rubel baar gehabt, um ihre ganze Familie herein zu holen. Die Religions-Uebung ist vollkommen frey und öffentlich. Die Monarchin hat angefangen, ihre eigenen Unterthanen, die in Servitudine gebohren waren, frey zu machen Es sind würcklich schon über 1500. Familien da, 800 neu angekommen in Oranienbaum und über 1000 unterweges. Dieses alles kan ich Ihnen foi d’honnete homme zuversichtlich melden, und schreibe es zur Ehre unserer Monarchin, des Herrn Grafen Orlows und der Tutel-Cantzley, ja der gantzen Nation, ohne dazu erkauft oder sonst incitiret zu seyn. Man kann also allen Armen, Nothleidenden aber arbeitsamen Leuten, die in ihrem Vatterland ihr Brod nicht haben, mit gutem Gewissen den Rat geben, nach Russland zu gehen, und versichert zu seyn, dass sie es dancken werden.“
*Diese 5 Dörfer scheinen gewesen zu sein: Anton (angelegt am Sept 1764). N-Dobrinka (20. Juni 1764). Galka (19. August 1764) Schilling und Beideck. **Kost- und zehrungsfrei halten.
Jeder Kolonist hatte das Recht, bei seiner Einwanderung nach Russland Waaren bis zu 300 Rbl. an Wert zollfrei mit über die Grenze in seine neue Heimat zu nehmen. Diesen Umstand benutzten einige ausländische Geschäftsleute und schmuggelten auf den Namen einzelner Kolonisten Waren zollfrei über die russische Grenze, oder sie schickten einen Begleitmann mit, der sich als Kolonist bei den russischen Werbungskommissaren gemeldet halte; kleinere Geschäftemacher worden wohl auch selber mit ihren Waren unter dem Schein eines Kolonisten herein gekommen sein. In Russland verkauften sie ihre zollfreien Waren und kehrten alsdann wieder mit gutem Gewinn zurück. Die russische Regierung lässt nun in dem letzten Abschnitt eines Flugblattes sowohl die Kolonisten als auch die eigentlichen Besitzer der Waren vor solchem Unterschleif warnen, und um den ausländischen Spekulanten alle Lust zu weiteren derartigen Unternehmungen gründlich zu verderben, so bestimmt sie: wenn ein Kolonist mit fremden Waren herein nach Russland käme und bereuete und bekennete denselben, so sollen ihm die Waren als Eigentum zu fallen, der ausländische Spekulant aber solle derselben verlustig gehen und seiner Klage weiter auch gar kein Gehör mehr vor den Gerichten geschenkt werden. Beachtet man, dass aus Petersburg 1765 gerade damit gelockt wird, das verschiedene Kolonisten in Russland in einem Jahr so viel gewonnen, dass sie nicht nur schon allen den Kolonisten gegebenen Geldvorschuss bezahlt, sondern auch noch einige hundert Rubel baar gehabt, so verstehen wir nun, was das für Kolonisten gewesen und auf welche Weise sie so schnell zu Geld gekommen waren. Auch die russischen Kommissare wussten das sicherlich nur zu gut. Aber dennoch lockten sie damit, wie ja überhaupt das ganze Flugblatt aus Russland ein wahres Schlaraffenland macht, sie betrogen die Menschen, da sie für jeden angeworbenen Kolonisten ein bestimmtes Kopfgeld bekamen, und so konnte es nicht fehlen, dass viele Elemente mit hereinkamen, die am besten draussen geblieben wären, Betrogene, durch die die russische Regierung sich später ebenfalls in ihren Erwartungen betrogen sah. Zahlreich meldeten sich die Kolonisten und es konnten in den Jahren 1764 – 67 von der russischen Krone im Wolgagebiet (Berg- und Wiesenseite), welches damals zum Astrachanischen Gouvernement zählte, zirka 102 Deutsche Kolonien mit rund 800 Familien und nahezu 25000 Seelen angesiedelt werden. Diese Siedlung verursachte der Regierung einen Kostenaufwand von 5199 813 Rubel, wovon auf jede lebende Seele 250 Rubel Kornschuld zu zahlen kam. Auf der Bergseite entstanden 39 Mutterkolonieen, davon waren 13 katholisch und auf der Wiesenseite 63, wovon 21 katholisch. Die Kolonisten stammten aus Holstein, Wesphalen, Hessen. Pfalz, Baden, Württemberg, Tyrol, Bayern, Sachsen, Schlesien, Ostpreussen. Holland, Schweiz und Elsass. Die Ansiedlung geschah ohne Rücksicht auf ihr Heimatland, vielmehr wurden sie nach eigenem Ermessen des „Kontors“ angesiedelt. Nur die Katholiken machten in dieser Regel eine strenge Ausnahme: ihnen wurden sämmtlich abgesonderte Niederlassungen angewiesen. So entstanden auf der Bergseite 13 katholische Dörfer; mit Ausnahme von Kamenka und Semenowka wurden die Dörfer nach ihrem ersten Vorsteher: Goebel, Schuck, Leichtling, Kühler, Pfeifer, Hildmann, Vollmer, Husaren, Seewald, Rothhammel und Depoll benannt. Die Kolonie Semenowka wurde am 24. Juli 1767 gegründet; jede Familie als solche, unbeschadet der Kopfzahl, erhielt 30 Dessätin*) Land und einen „Vorschuss“ von 15 Rubel, 2 Pferde, Gang, Räder, 2 Achsen, das Gabeldeichselband, Bogen, 1 Paar Sielen, 18 Faden Strick, 1 Schüppe, 1 Sense, 1 Pflugschar, 1 Sech. Hiervon machten einige Wohlhabendere, welche „Nichts“ erhielten, eine Ausnahme; es waren im Ganzen 46 Hauswirte und 144 Seelen.
*) = 109 1/4 Ar
Ueppiges Grün, Flüsse, Teiche, Sträucher, Laub- und Nadelwälder waren mit dem jungfräulichen Boden die Zierde und der Reichtum der zukünftigen Gemeinde. Aber auch an wilden Tieren, Horden und Räubern fehlte es nicht. Hasen, Füchse, Wölfe, Eber und Bären trieben ihr Wesen. Die Regierung hatte für die Ansiedler, für jede Familie ein Häuslein errichten lassen, zwar äusserst bescheiden, aus Holz, mit Brettern gedeckt, darin Türe, ein Fenster und ein Russenofen: die ganze Breite betrug 3, die Höhe 1, die Länge 5 Faden (= 6:2:10 Meter circa!) Noch heute erklingt manchmal das Lied der ersten Ansiedler:
Mit frohem Mut, doch leerer Hand, Betreten wir das Russenland; Ein Häuslein dient zum Unterschlupp, Worin man backt und kocht die Supp. Ackerbau und Landkultur Lag in der Sache der Natur. Die Wirte in dem neuen Heim Bildeten sich den Liederreim: Gott im Himmel droben Wollen wir stets loben! —
Von dem gesamten Flächenraum der Kolonie (cca. 3900 Dessätin) waren nur etwa 330 Dessätin nutzbar, sodass kaum 6 Dessätin brauchbares Land auf jeden Hauswirt entfielen. Im Jahre 1786 wurde dieser Not durch einen Zuschnitt von 5400 Dessätin abgeholfen. Die Namen und Herkunftsorte der 46 ersten Ansiedler sind auf nachstehender Liste angegeben. Da die russischen Beamten nur nach dem Gehör die Eintragungen machten, sind die unglaublichsten Wörter entstanden und es bedarf einer Menge Scharfsinns daraus die deutschen Dorfnamen wieder zu erkennen. Versuchsweise haben wir mutmassliche, passende Orte dazu gesetzt. Die eingeklammerte Zahl bedeutet die Kopfzahl der Familie. Die Bewirtschaftung ging anfänglich sehr schwer und litt durch den Aufstand Pugatschofs (1773—1774). Bald folgten neue Einfälle von Seiten Kusolka’s und Pereschipnoe’s (1797— 98), doch gelang es dem Obervorsteher Christof Kühne in zweimaliger Audienz beim Hofe 1812 und 1824 den Bestand der Kolonie sicherzustellen. Im Jahre 1871 besass die Gemeinde 13700 Dessätinen Land, 720 Dessätinen Wald, 780 Höfe mit 5860 Seelen. Eine Kirche (60000 Rubel) Volksschule (5000 Rubel) und Wasserleitung (25000 Rubel). Laut Ukas vom 9. November 1906 wurde das Gemeindeland als Einzelbesitz auf immer bestätigt. Ihre deutsche Sprache, Sitte und Art haben die Kolonisten bewahrt. So erscheint z. B. auch zweimal wöchentlich in Saratow eine „Deutsche Volkszeitung“, welche es sich angelegen sein lässt, die Familientraditionen der nun schon fast 150 Jahre angesessenen deutschen Ansiedler zu pflegen und deren familiengeschichtliches Material zu sammeln.
(Anmerkung: Scrollbalken am Ende der Tabelle)
Nach dem Russischen:
Mutmasslich:
Land
Ort
Land
Ort
1
Mihm, Joachim (4)
alt 36 Jahre
Schultifoll
Dorf
Altehausen
Fulda
Althausen
2
Rötling, Valentin (2)
31
Tiful
„
Probstangel
Stenzel
3
Schalitz, Anton (2)
31
„
Tidiheim
Tigenheim
4
Irle, Christof (6)
36
Stafulda
Stadt
Ammolbuig
Fulda
Hammelburg
5
Röberlein, Heh. (4)
52
Wützburg
Dorf
Wesni
Würzburg
6
Roth, Johannes (3)
32
Stolberg
Stad
Brusa
Stolberg
7
Röberlein, Joh. (3)
45
Swezelburgisch
Dorf
Weisted
Schwarzburg
8
Rupp, Nicolaus (2)
25
Pasenheim
„
Kreuzberg
Bassenheim
Kreuzberg
9
Tihl, Joh. (4)
38
lvurmenz
„
Upsch
Kurmainz
10
Ell, Joh. Eberh. (2)
29
Fuldschigin
„
Kamerzal
Fulda
Kammerzell
11
Schlert, Peter (3)
21
Schwarzburg
„
Arbach
Schwarzburg
Urbach
12
Schmalz, Josef (3)
44
Zesarien
„
Kapel
Oesterreich
Kapell
13
Ellang, Balth. (3)
34
Kurmenz
„
Langenbretz
Kurzmainz
Langenprozelten
14
Rebart, Lorenz (4)
45
„
„
„
„
„
15
Rubrecht, Tobias (2)
66
Merw
„
Weschwasser
?
?
16
Wanstenderer, W. (4)
50
Köln
„
Adano
Köln
Adenau
17
König, Jacob (2)
23
Kurmenz
„
Michelbach
Kurmainz
Michelbach
18
Bensack, Joh. (3)
27
„
„
„
„
„
19
Siebert, Joh. (3)
25
Spifulschin
„
Usenfeld
Fulda
Hosenfeld ?
20
Krau, Paul (3)
27
Wüzenburg
„
Irbach
Württemberg
21
Gobert, Joh. (4)
37
Menzerku
„
Langabrozelja
Kurniainz
Langenprozelten
22
Ritt, Joh. (6)
40
Trawünawhana
„
Bart
Grafsch. Hanau
23
Flanz, Michael (3)
28
Luchsenburg
„
Sümer
Luxemburg
24
Renndorf, M. Wwe. (1)
38
Kumenz
„
Eselbach
Kurmainz
Esselbach
25
Jerkop, Balth. (4)
39
Stafoldüschin
“
Robsteisal
Fulda
26
Frank, Joh. Adam (2)
23
Daamstadt
„
Rudiseim
Darmstadt
27
Konrad, Jacob (4)
38
Darloschin
„
Becherbach
Durlach
Wöschbach
28
Schwab, Mathias (3)
24
Kurmenzar
„
Eschtädt
Kurmainz
29
Breitinger, Peter (4)
28
Erbach
„
Schinbach
Erbach
Schönberg
30
Schwab, Caspar (2)
18
Kurmensterland
„
Eschtädt
Kurmainz
31
Elhart, Math. (2)
28
Schtjafuldischina
Stadt
Sammstcrn
Fulda
Salmünster
32
Frisch, Johann (3)
36
Luchsenburg
Dorf
Ischen
Luxemburg
33
Reis, Joh. Heh. (2)
60
Schtifuldischen
„
Brunzwelt
Fulda
Bronzell
34
Schwab, Bernh. Ww. (2)
21
Schtaluldischen
Stadt
Eis
„
35
Baier, PhilippWwe. (5)
45
Kurmeschta
Dorf
Fröschhausen
Kurmainz
Froschhausen
36
Kloster, Joh. Adam (7)
44
Otowalschin
„
Zeulert
Odenwald
Zeilhard
37
Rousch, Valentin (2)
38
Fultauschen
„
Tedo
Fulda
38
Siebert, Nicolaus (2)
30
Ganauschen
Stadt
Ano
Hanuu
Hanau
39
Apfel, Johann (5)
24
„
Dorf
Pidar
„
Bieber
40
Neuhard, Joh. (2)
24
Fultauschen
„
Schmulno
Fulda
Schmalnau
41
Oberst, Joh. (1)
29
Würzburg
„
Koponwün
Würzburg
42
Schaab, Elis. Wwe. (3)
36
„
„
Mitgenfeld
„
Mitgenfeld
43
Grein, Joh. Conr. (5)
44
Darmstadt
„
Lank
Darmstadt
Langen
44
Fosbusche. Ign. Ww. (1)
60
„
„
?
?
45
Matelheim, Georg (1)
37
Kurmenz
„
Bari
Kurmainz
46
Borger, Hermann (5)
38
Würzburg
„
Sentelbach
Würzburg
1 Frankfurter Blätter für Familien-Geschichte : süddeutsche genealogische Monatshefte / hrsg. von Karl Kiefer. Frankfurt, M. : Englert & Schlosser, 1908 – 1914, Jahrgang 2, August 1909, Heft 8, Von den Deutschen Kolonien an der Wolga p.113-116
Blicken wir zunächst kurz in die Geschichte, die Gründe für diese notwendige Besiedlung begann im Jahre 1453 nach dem Zerfall des Byzantinischen Reichs, als die Osmanen begannen, ihr Reich nach Europa auszudehnen. Viele Völker unterwarfen sich und zogen für die Osmanen in den Krieg, obwohl sie Christen waren (u.a. Griechen, Bulgaren, Albaner, Serben, Walachen), andere bekämpften die einfallenden Truppen erbittert, dazu gehörte die Republik Venedig, das Königreich Ungarn, die Habsburgermonarchie mit dem Heiligen Römischen Reich und Polen-Litauen, ab dem späten 17. Jahrhundert auch Russland.
Andere Europäer verbündeten sich mit den Osmanen gegen gemeinsame Feinde, so Frankreich und Schweden, Polen-Litauen im 17. Jahrhundert mit dem Khanat der Krimtataren.
Die Ausdehnung des Osmanischen Reiches168312
Am 14. Juli 1683 begann die Belagerung von Wien, am Morgen des 12. September begann der Angriff in der Schlacht am Kahlenberg des 80.000 Mann starken Entsatzheeres unter Polens König Jan III. Sobieski, der die Türken vertreiben konnte. So endete diese Besatzung.
Bildausschnitt aus dem Gemälde Belagerung und Entsatz der Stadt Wien im September 168313
Das erste habsburgische Impopulationspatent zum Zwecke der Wiederbesiedlung des im Kriege verwüsteten Königreichs Ungarn wurde von Kaiser Leopold I. bereits am 11. August 16891 erlassen.
1716 konnte auch das Banat nach 164 Jahren als letztes ungarisches Gebiet unter Prinz Eugen von Savoyen von der osmanischen Herrschaft befreit werden. Dieses Gebiet war das Grenzland zwischen den damals aufständigen Madjaren (Kuruzenkriege) und den ihnen freundlich gesinnten Türken, so wurde das befreite Banat zu einer Krondomäne und als unveräußerliches Krongut des Herrschers verwaltet, Privatobrigkeit durch Kirche oder Großgrundbesitzer gab es nicht.
1722/1723 wurde dem Preßburger Landtag ein Gesetzesentwurf2 zur Wiederansiedlung der leeren Landschaft und Sicherung der Region durch ausländische Kolonisten vorgelegt, dieser Zuzug wurde später als „Drei Schwabenzüge“ bekannt. Die Schwaben wanderten jedoch nicht nur innerhalb dieser besonders großen Auswanderungswellen, sondern auch in vielen kleinen in ihre neue Heimat.
Der Erste (Karolinische) Schwabenzug ins Banat war unter Kaiser Karl VI. 1723 bis 1726, mit etwa 15.000 – 20.000 Einwanderern aus dem Elsass, Lothringen, Hessen, Franken, Baden und der Pfalz. Ihre Ansiedlung erfolgte nach strategischen Gesichtspunkten zur Grenzsicherung entlang der nördlichen Grenze, der Marosch und im Süden entlang der Donau. Die Kolonisten gelangten so nach Guttenbrunn, Werschetz, Perjamosch, Deutschsanktpeter, Pantschowa, Weißkirchen, Jahrmarkt, Ulmbach, Tschakowa, Detta, Rekasch, Lugosch und Deutschbokschan.
Bereits am 8. Juni 1724 erfolgt ein Auswanderungsverbot des Erzbischofs von Trier3, die erzbischöfliche Regierung zu Trier warnt vor der Auswanderung nach Ungarn, die nur für Personen mit mindestens 200-300 Gulden Vermögen in Betracht käme, da alle Kosten der Übernachtung und Verpflegung selbst getragen werden müssen und der Kaiser überhaupt nicht arme Leute als Einwanderer im Banat haben will.
Grund dieser Maßnahme war vermutlich die zuvor erhobene Beschwerde15 von rund 500 schwäbische Untertanen, die sich auf der Durchreise nach Ungarn befanden, und sowohl in Marxheim als auch Wien erneut Fuhrgeld entrichten sollten, obwohl sie gemäß den ihnen verliehenen Privilegien von allen derartigen Abgaben befreit waren.
Es folgt am 28. August 1724 ein Patent des Schwäbischen Kreises gegen die Auswanderer nach Ungarn4. Der Bischof Johann Franz von Konstanz und Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg machten bekannt, daß künftig nur noch Familien mit entsprechenden Geldmitteln und einem Paß der kaiserlichen Hofkanzlei über die ungarische Grenze gelassen werden, da zahlreiche arme Auswanderer in Ungarn vom Betteln leben müssen und häufig sogar zurückkehren. Es wird grundsätzlich vor den Versprechungen falscher Kommissare gewarnt, die die Auswanderer betrügen wollen.
Am 11. Juni 1728 wurde in Wien zwischen der Hofkammer und dem kaiserlichen Kameral-Oberverwalter Johann Franz Falck ein Kontrakt5 über die Ansiedlung deutscher Kolonisten in Ungarn abgeschlossen. Falck verpflichtete sich, 150 in Acker- und Weinbau erfahrene Familien aus dem Römischen Reich für die Ansiedlung auf dem Kameralgut Rakamas bei Tokaj anzuwerben und für deren Transport auf eigene Kosten bis Ofen zu sorgen. Dafür verpflichte sich die Hofkammer, ihm für jede Familie den Betrag von 4 Gulden zu entrichten, ohne Abzug. Dazu erfolgt die Ausfertigung von diesbezüglichen Patenten durch die kaiserliche Reichshofkanzlei für die Werbung im Reich und von Pässen für den Transport.
Im Jahre 1734 gab es im Banat bereits 46 deutsche Ortschaften, bis 1773 wurden 31 Ortschaften neu gegründet und 29 Siedlungen erweitert.
Am 30. September 1736 veröffentlichte der kaiserlichen „Populations-Kommissar“ Joseph Anton Vogl eine in Ulm6. Versprochen wurden:
Kostenfreie Fahrt von Marxheim bei Donauwörth bis nach Temeschburg.
In fruchtbaren Gebieten soviel Äcker und Wiesen, Weide, Wald und Weingärten, wie selbst die reichsten Bauern in Deutschland nicht innehaben.
Die zum Beginn erforderliche Einrichtung mit: einem Haus für 30 Gulden, Wagen, Pflug und Eggen für 14 Gulden, 4 große Ochsen für 44 Gulden, 2 Pferde für 22 Gulden; 4 Kühe und Kälber für 40 Gulden; 2 Zuchtschweine für 3 Gulden und Nahrung bis zur ersten Ernte für 47 Gulden, zusammen 200 Gulden. Wer sich aus eigenen Mitteln diese Dinge anschafft, erhält fünf steuerfreie Jahre.
Nach fünf Jahren sind die gewöhnlichen Zehnten zu bezahlen; für seine Person jedoch nicht mehr als 6 Gulden. Ansonsten sind Abgaben von dem einzelnen Viehbesitz zu bezahlen.
Der erste Transport soll Mitte März 1737, der zweite am 15. Juni und der dritte am 15. September in Marxheim abgehen
Am 15. Oktober 1756 untersagt Fürst Joseph Wilhelm Ernst von Fürstenberg inoffiziell7, dass bemittelte Untertanen seiner Herrschaft in die österreichischen Lande ziehen, wobei er sich auf eine ähnliche österreichische Verordnung bezieht.
Der Zweite (Theresianische) Schwabenzug unter Kaiserin Maria Theresia 1763 bis 1773 siedelte aus allen Ländern des Kaiserreiches – Deutsche, Madjaren, Kroaten, Franzosen, Italiener, Spanier Bulgaren und Slowaken – aber auch aufständische, verbannte Salpetererfamilien aus dem südbadischen Hotzenwald und Einwanderer aus dem nördlichen Schwarzwald an. Rund 25.000 Katholiken strömten in die Dörfer der Banater Heide, darunter Hatzfeld, Tschatad, Großjetscha, Grabatz, Bogarosch, Marienfeld, Gottlob, Triebswetter und Billed. Mercydorf, Jahrmarkt, Sackelhausen, Lippa, Tschakowa, Neuarad und Bruckenau wurden in der Bewohnerzahl aufgestockt.
Am 11. Januar 1772 wird der Kaiserin die Impopulations Haupt Instruction8 vorgelegt. Diese enthielt 103 Paragraphen mit detaillierte Vorschriften zur der Ansiedlung von neuen Kolonisten im kaiserlichen Banat. Unter § 1 bis 5 wurden Grundsätze für die Landesvermessung geregelt, § 6 bis 25 regelten die Aufgaben der Ingenieure, § 26 bis 42 die Anlegung und Erbauung der Dörfer, § 43 bis 46 den Kirchenbau. Unter § 47 bis 72 die Art, die Kolonisten anzusiedlen, § 73 bis 79 behandeln das Rechnungswesen. § 80 bis 95 verschiedenen Einrichtungen und Veranstaltungen in den Dörfern, § 96 bis 100 das Gesundheitswesen, § 101 bis 103 Aufgaben der Landesadministration mit jährlich abzufassender, ausführlicher und gründlicher Hauptrelation und Aufstellung eines Entwurfs für das künftige Jahr.
Das Banat wurde im Jahre 1778 Ungarn zugeschlagen, so, wie es ein Vertrag aus dem Jahre 1741, den Maria Theresia mit den Ungarn geschlossen hatte, vorsah. Ihr Sohn Joseph II. verkaufte 164 Banater Orte später in öffentlichen Versteigerungen an den Meistbietenden. Die zuvor freien deutschen Bauern, die nur der Hofkammer unterstanden, wurden dadurch wieder Leibeigene.
Der Dritte (Josephinische) Schwabenzug Joseph II. 1782 – 1787 zog aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet rund 30.000 Familien an. Diese mussten das unfruchtbare Wald- und Bergland im Südosten von Temeswar besiedeln, Hier entstanden Dörfer wie Bakowa, Nitzkydorf, Moritzfeld, Ebendorf, Liebling, Zichydorf, Freudenthal und mehr.
Karte Schwäbische Kolonien im Banat11
Am 18. April 1784 untersagten die Fürsten von Fürstenberg die Auswanderung aus der Baar9 und am 7. September 1784 wird in der Augspurgische Ordinari Postzeitung10 durch Franz von Blanc, wirklicher Hofrat und Landvogt der Grafschaft Ober- und Nieder-Hohenberg, bekannt gegeben, daß durch Befehl der allerhöchsten Behörde vom 23. August 1784 mitgeteilt wurde, daß in Galizien und Ungarn auf ein Jahr keine neuen Kolonisten angenommen werden, um die dort bisher eingetroffenen Kolonisten ordnungsgemäß unterbringen zu können.
Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft 1785 erhielten die Menschen das Recht auf Freizügigkeit, sie durften den Ansiedlungsort verlassen und gründeten weitere Tochtersiedlungen.
Am 16. Januar 1790 warnte Herzog Karl Eugen von Württemberg seine Untertanen vor übereilten Entschlüssen, sich durch in das Land eindringende Anwerber zum Auswandern veranlassen zu lassen. Als Drohung weist der Herzog darauf hin, daß bei einem Wegzug aus dem Lande eine Rückkehr in dasselbe ausgeschlossen sei.18
Auch die Batschka war nach dem Ende der Türkenkriege weitgehend verlassen. Seit 1699 in Besitz der Habsburger, profitierte sie mit dem Dritten Schwabenzug von überwiegend rheinhessischen Familien, die angeworben wurden und Torschau (ungarisch Torszà, serbisch Torža) 1784 als erstes von sieben protestantischen deutschen Dörfern (Bulkes, Jarek, Kleinker, Neuverbas, Sekitsch, Tscherwenka) gründeten. Erstansiedler Torschau (Torsza) 1784 (pdf)
Es folgte kurz darauf die Gründung von elf katholischen (Almasch, Besdan, Brestowatz, Tschonopel, Kernei, Kula, Palanka, Parabutsch, Miletitsch, Stanischisch und Weprowatz) und zwei protestantischen Dörfern (Schowe und Neu-Siwatz), hier lebten neben den Deutschen Siedlern auch Ungarn, Böhmen, Kroaten, Slowaken und Serben. Die Deutschen waren u.a. aus dem französischsprachigen Elsass, der Rhein- und Mosel Gegend, aber auch Schwaben.
Karte Schwäbische Kolonien in der Batschka und in der schwäbischen Türkei / Ofen Pest und Umgebung11
Wie erfolgte nun die Wanderung im Frühjahr 1784, kurz vor dem Auswanderungsverbot?
Die schwäbischen Siedler sammelten sich im Frühjahr 1784 aus zwei Richtungen, sie kamen über Nürnberg, bzw. Ulm, Günzburg, Donauwörth nach Regensburg, dort lagerten sie 3 Tage. In dieser Zeit wurden die Dokumente überprüft (Markierung in der Karte mit Zöllner), man musste eine Erlaubnis zur Ausreise als Kolonist vorlegen, seinen Reisepass und die Bewilligung, als Kolonist vor Ort angenommen zu sein.
Hier müssen wir uns von der Idee des armen Auswanderers verabschieden, niemand dieser Siedlungswilligen war wirklich arm, man musste eine Mindestsumme vorweisen können, in der Heimat seine Schulden tiilgen und eine Summe hinterlegen, vor Ort wurde ebenfalls eine gewisse Summe ausbezahlt zum Aufbau der Kolonistenstelle. Man fand Gelder von 500-2.500 Gulden in den Listen der Aussiedler, das nach Ungarn gezahlte Durchschnittserbe der Ansiedler waren 93 Gulden, dafür erhielt man in Ungarn im Schnitt 10 Ochsen.
Es wurden auch keine Ulmer Schachteln benutzt, sondern reguläre Flussschiffe. Die Ulmer Schachtel hatte den Sinn, vor Ort zerlegt zu werden, um das Holz zu nutzen. Die Siedlerschiffe waren dagegen mit richtigen Fahrgasträumen ausgelegt, Männer und Frauen wurden getrennt untergebracht waren. Die Kapitäne kehrten danach zurück.
Die Strecke Regensburg – Wien dauerte in der Überfahrt etwa 24 Tage. Man fuhr nur am Tage, weil die Donau im Sommer wenig Wasser führte, gefährliche Steine und Stromschnellen beobachtet werden mussten. In Wien wurden alle Dokumente in die Botschaft gebracht, nach der Prüfung wurden neue Dokumente zur Weiterfahrt ausgegeben.
Danach dauerte die Reise Wochen, viele Kolonisten kamen im Herbst an und wurden erst im Frühjahr darauf angesetzt (Tscherwenka, Neu Verbas z.B.). Dem oft geäußerten Wunsch in Wien, nach Polen abzuwandern, wurde nicht entsprochen, Polen war zu diesem Zeitpunkt voll besetzt und nahm keine Kolonisten mehr auf. Torschau (Torzsa) hatte im März 1784 angefangen, die Siedlungsfläche auszuweisen, daher der Zeitpunkt der Abreise. Da, wo das Komitat Baranya heute liegt, siedelte die Familie Tschamber, sie schrieb sich später Schamber und zog weiter auf die Krim. Ludwig Schamber (1798-1844) war mit Christina Sophia Traxel (*1799) verehelicht, sie heiratete nach seinem Tod Ludwig Friderich Geckle (1798-1851), wo sich der Kreis in meine Vorfahren schließt.
Wie üblich, gab es Freijahre, sie varrierten zwischen drei und 15 Jahren, je nach Beruf und Qualifikation des Kolonisten, als jedoch die Steuerzahlungen begannen, begann auch das Weiterziehen, so dass ab 1794 eine größere Abwanderung nach Russland einsetzte, die bis etwa 1807 anhielt, denn es lockte eine erneute Steuerbefreiung. Auswanderer aus Torschau (Torsza) 1794-1807 nach Russland (pdf)
Der genutzte Weg war häufig weiter die Donau hinunter mit dem Schiff, Reni, Ismail und Galatz waren Hafenstädte, die für die Kolonisten Quarantänelager hatten. Hier wurden nicht nur Pässe kontrolliert, sondern auch die Verteilung der Kolonisten vorgenommen, da sie zumeist einige Zeit lagerten, ehe sie sich in die zugeordnete Kolonie aufmachen konnten. Landpassagen waren äußerst beschwerlich, es dauerte wesentlich länger mit Karren und zu Fuß, einige Passstellen sind trotzdem auf dem Landweg von mir verzeichnet worden.
Quellen:
Wikipedia, Karten der Wanderung mit google earth selbst erstellt
2 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 1, München 1974, S. 85 f. Nr. 52; H. Rößler, Der Wiener Hof und der ungarische Landtag 1722/1723, in: Südostdeutsches Archiv 7 (1964) S. 110 ff
3 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 1, München 1974, S. 110 f.
4 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, München 1974, S. 118 f. Nr. 79.
5 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. vonA. Tafferner, Bd. 3, Stuttgart 1978, S. 178 ff.
6 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 1, München 1974, S. 136ff., TafelXInach S. 144.
7 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 2, Stuttgart 1977, S. 291 f. Nr. 355; O. Hienerwadel, Der Anteil der Baar am Schwabenzug nach Ungarn. II. Teil: Hergang bei der Abwanderung und Stellungnahme der fürstenbergischen Regierung dazu, in: Deutsch-Ungarische Heimatblätter 2 (1930) S. 323 f.
8 Impopulations Haupt Instruction, 1772 Jänner 11, 26 Blätter, Hofkammerarchiv Wien Archiv, Banater Akten, rote Nr. 154 A, fol. 44-69
9 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 2, Stuttgart 1977, S. 338 Nr. 379.
10 Augsburgische Ordinari Postzeitung von Staats-, gelehrten, historisch- u. ökonomischen Neuigkeiten Nro. 238 Montag, den 4. Oct. 1784, S. 4, Bayrische Staatsbibliothek
11 Paul Langhans – Deutsche Kolonisation im Osten I. Donau-Länder. Aus Langhans Deutscher Kolonial-Atlas, Karte Nr. 6. Gotha, Justus Perthes, abgeschlossen Februar 1897.
15 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 4, Stuttgart 1982, S. 168 f. n. 734; Tafel V
16Porträt Maria Theresias, das sie als „erste Dame Europas“ in einem kostbaren Kleid aus Brabanter Klöppelspitze zeigt. Zu ihrer Rechten liegen die ungarische Stephanskrone, die böhmische Wenzelskrone und der österreichische Erzherzogshut als Symbole ihrer Macht und Würde (Gemälde von Martin van Meytens, um 1752). gemeinfrei, um 1752/53
Torzsa und seine Ansiedlung: aus Veranlassung des am 15. Mai 1884 abgehaltenen 100 jährigen Jubelfestes erzählt und herausgegeben Gustav Adolf Famler, ev. Pfarrer, Neusatz, Buchdruckerei v. A. Pajevics 1884
Ursprünglich 1735 gegründet. 1740 erbaut und geweiht. 1775 wurde eine neue Steinkirche gelegt, gebaut und 1779 geweiht. Repariert und rekonstruiert 1850, 1867-1868, 1894, 1900.
Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1850-1851). Gesetzbuch über das Verfahren zur Wahl von Pfarrern und Kirchenvorständen [1913]. Protokolle der Kirchenvorstandssitzungen (1909-1925). Protokoll der Versammlungen der Gesellschaft für die Wohltätigkeit der Armen in der Kirche (1859-1919).
Taufbuch (1740-1749). Gesuche von Privatpersonen um finanzielle Unterstützung (1903-1910). Buch der Aufzeichnungen der Schüler des Mariinsky-Heims und der Studiengebühren (1844-1918).
Jahresberichte der Evangelisch-Lutherischen Mission Leipzig; Korrespondenz mit Pfarrern verschiedener Städte über den Verkauf von Bibeln; Missionsquittungen für den Geldempfang aus Russland (1865-1867).
Sie wurde ursprünglich 1728 im Haus der lutherischen Gemeinde auf der 1. Linie der Wassiljewski-Insel als Katharinenkirche geweiht. 1768 wurde ein neues Steingebäude der Kirche auf dem Bolschoi-Prospekt der Wassilewski-Insel errichtet. 1771 erbaut und geweiht. 1852 und 1895 umfassend repariert, 1902-1903 wieder aufgebaut.
Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1895-1900). Anweisungen an die Kirchenräte der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden in Russland über die Verwaltung des Kirchenvermögens und die Rechenschaftspflicht (1835-1899; 1900-1908). Dokumente über die Einrichtung eines Sonderausschusses zur Entwicklung einer gemeinsamen Charta für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Russland (1828-1830). Protokoll der Vermessung der Kirche (1872-1873).
Unterlagen zu Bau- und Instandsetzungsarbeiten; Baupläne; 1870-1879; 1890-1894; 1909); über die Versicherung von Immobilien der Kirche (1887-1898). Immobilieninventare und Kircheninventar (1819-1861; 1866-1867; 1882-1888; 1891-1909). Finanzberichte (1836-1909). Geburtenregister (1728-1740; 1901-1907). Missionsbücher; Korrespondenz mit dem Beauftragten der Leipziger Missionsgesellschaft über die finanziellen Beiträge der Gemeindemitglieder zugunsten der Gesellschaft und andere Angelegenheiten (1891-1897). Korrespondenz über das Sammeln von Spenden (1858-1900); zur Feier des 100. Jahrestages der Kirche (1871); über den Sängerbund (1863-1899) etc. Aufnahmegesuche für verschiedene Ämter (1854-1875; 1894-1904). Urkunden zur Wahl von Kirchenvorständen (1842-1909) und Pfarrern (1819; 1851-1852; 1875-1905); Gönner- und Pfarrerlisten (1787-1882). Testamente verschiedener Personen (1854-1855; 1867-1871; 1904-
1905). Register der Kirchenstätten der evangelisch-lutherischen Gemeinde auf der Wassiljewski-Insel (1751-1758).
Dokumente über karitative Einrichtungen in Kirche und Gemeinde (1792-1813; 1846-1909), darunter die Gesellschaft zur Hilfe für Schüler und Lehrer der Schule für Kinder bedürftiger Eltern ausländischer Staatsbürger (1862-1904), die Gesellschaft für die Hilfe für unzureichende Schüler in der Kirche (1901-1906); ein Witwenheim (1875-1909); Waisenhaus für Waisenkinder (1874-1903); Alexander-Waisenhaus für Mädchen-Scheck-Waisen (1867-1909); Waisenanstalt (1846-1873); Versicherungsgesellschaft unter der Kirche (1792-1813).
Dokumente zu Zustand und Tätigkeit kirchlicher und kirchlicher Bildungseinrichtungen (1824-1910): ua kirchliche Schulen (1824-1837); Grundschule für Mädchen (1849-1899; 1906-1910); Schulen sie. J. Meese (1873-1893); Fleiß- und Nähschulen (1880-1905); Mädchenschulen zum Gedenken an Pfarrer Hesse (1910); Grundschulen für Jungen und Mädchen (1884-1904); Kinderbibliothek der Kirche (1893-1894); Korrespondenz über die Einrichtung von Stipendien in Bildungseinrichtungen (1885-1907).
Dokumente über den lutherischen Friedhof von Smolensk: über die Begräbnisstätten auf der Wassiljewski-Insel, in den Teilen Petersburg und Wyborg (1748-1759); über die Neuordnung und Planung des Friedhofs; Anweisungen für den Hausmeister; Masterplan des Friedhofs (1850-1859); Anweisungen für die Verwaltung und Pflege des Friedhofs; Pläne für einen Friedhof (1860-1869; 1880-1889); Korrespondenz über die Abtretung eines städtischen Grundstücks an den Friedhof (1870-1879); über den Ankauf von Familiengrabstätten (1889-1909) etc.
Ursprünglich 1843 als vorübergehender Holzbau geweiht. 1859 wurde ein neues Kirchengebäude aus Stein gelegt. 1860 erbaut und eingeweiht. 1890 und 1905 renoviert.
Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1854-1877; 1910). Geburtsregister (1843)
1867). Konfessionslisten (1845-1848; 1878-1889; 1896-1901). Korrespondenz über die Erlaubnis zur Eheschließung (1854-1877). Buch der Aufzeichnungen der Gefirmten (1863-1878).
Unterlagen zu Bau- und Instandsetzungsarbeiten (1910-1912); eine Vereinbarung mit dem Architekten Dublinsky über den Bau eines Kirchenhauses (1910-1912); Zeichnungen eines im Kirchhof verlegten Kanalisationssystems (1910) usw. Ein Kaufvertrag zwischen Pastor Valk und der Aktiengesellschaft Stroitel über den Kauf von zwei Grundstücken im Dorf Favorito durch letztere (Petergofskoje Autobahn) (1918).
Registrierungsbücher für eingehende und ausgehende Dokumente (1873-1884).
Es gibt Notizen von zwei unbekannten Autoren über den umgekehrten Übergang der Einwohner Livlands von der orthodoxen Religion zur lutherischen (o. D.).
Ursprünglich 1732 beim Ersten Kadettenkorps geweiht; Holzbau. Während des Wiederaufbaus des Gebäudes wurde vorgeschlagen, die Kirche zu liquidieren. In diesem Zusammenhang mietete die deutsche Gemeinde 1842 ein Haus an der Ecke des Bolschoi-Prospekts und der 3. Linie der V.O., wo die Kirche mit dem früheren Namen geweiht wurde. Der Neubau wurde 1874 gegründet. 1876 erbaut und eingeweiht. 1886 wieder aufgebaut.
Dekrete und Rundschreiben des Allgemeinen und des Petrograder evangelisch-lutherischen Konsistoriums (1829-1917). Gesetz für die Evangelisch-Lutherische Kirche St. Michael (1830). Protokolle der Kirchenvorstandssitzungen (1841-1898). Berichte über die Tätigkeit des Kirchenvorstandes (1861-1915). Register der Angelegenheiten des Kirchenarchivs (1781-1918). Auditprotokolle; Inventarlisten des Kirchenbesitzes (1846-1848). Protokoll der Kircheninspektion mit Personalien (1873). Finanzberichte (1880-1894). Das Hauptbuch (1907-1917). Kassenbücher (1842-1866).
Dokumente zur Verwaltung des Kirchenvermögens: zum Zustand des Kirchenkapitals (1878-1893); über die Wahl der Pfarrer (1859 – 1918) und andere.
Unterlagen zu Bau- und Reparaturarbeiten (1849-1900); über die Anordnung der elektrischen Beleuchtung in der Kirche (1897); über den Erwerb einer Orgel (1858-1868); über Spenden (1843-1848); Testamente von Einzelpersonen (1914) usw.
Manuskript „Geschichte der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche St. Michael beim I. Kadettenkorps von 1732 bis 1859, zusammengestellt von Pfarrer Flittner“ (Manuskript, 1866). Geschichte der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Michael im I Cadet Corps von 1841 bis 1859; die Geschichte der Ankunft des hl. Michael“ (1859).
Dokumente zur Gründung einer selbständigen Pfarrei (1841-1843); Protokolle der Gemeindeversammlungen (1873-1874); Gemeindetätigkeitsberichte (1900); metrische Zertifikate usw. (1878-1915). Listen der Geborenen, Getauften, Verheirateten, Kommunionempfangenden, Verstorbenen (1732-1830). Konfirmandenlisten (1801-1810). Jahresfinanzberichte der Evangelischen Gemeinde St. Petersburg; Tabellen zur Verteilung des Kirchenkapitals (1856-1868). Entwurf einer Satzung und Satzung der Gemeinschaft St. Michel (1874). Bericht des Generalsuperintendenten über den Zustand der Kirchen des evangelisch-lutherischen Konsistorialbezirks St. Petersburg (1911-1912).
Dokumente über die Eröffnung einer Schule in der Kirche (1888); Lehrpläne (1889-1890); studentische Prüfungsberichte (1893-1897); Statistische Berichte über die Schule (1891-1892).
Dokumente über die Aktivitäten des Waisenhauses der Pfarrei St. Michael; Sitzungsprotokolle (1885-1898); Listen der Absolventen des Waisenhauses (1882-1916); Satzung des Waisenhauses der Kirchengemeinden St. Michael und St. Maria (1900).
Dokumente über die Organisation einer Volksschule an der Kirche (1848); Hilfsklassen evangelisch-lutherischer Gemeinden in Russland (1858-1869); über die Bildung des Ladies‘ Benevolent Committee (1859).
Anweisungen an die Kinderschutzabteilung der Gesellschaft zur Pflege armer und kranker Kinder in St. Petersburg; Listen der Bezirksverwalter (1894). Verschiedene Vereinbarungen zwischen der Kirche und dem Vasileostrovsky District Council; Listen der Mitglieder der „Zwanzig“ (1922-1929).
Ursprünglich 1708 als hölzerne Spitzbau im Namen des heiligen Apostels Petrus erbaut und geweiht. 1728 wurde eine neue Steinkirche gelegt. Erbaut und geweiht 1730. 1833 wurde aufgrund der Notwendigkeit, die Kirche zu erweitern, ein neues Kirchengebäude gelegt. 1838 erbaut und eingeweiht. 1883 und 1895-1897 repariert.
Dekrete des Staatlichen Justizkollegiums (1754-1767; 1774; 1802; 1818) und des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1823-1864; 1867-1877; 1890; 1894-1896; 1900-1904). Sitzungsprotokolle und Akten des Kirchenvorstandes (1738-1918; 1922). Protokolle der Generalversammlungen der Abgeordneten der Gemeinde (1840). Ordnung der Kirche St. Peter (1748-1834; 1863). Berichte des Kirchenrates (1712-1714; 1772-1773; 1831-1840; 1862-1884; 1901-1910). Dokumente zur Tätigkeit des Kirchentags (1715-1764); Sitzungs- und Aktprotokolle (1758-1799); Briefe an den Kirchentag (1765-1798).
Geburtenregister (1732-1740; 1754-1833). Metrische Urkunden ausgestellt auf verschiedene Personen (1796; 1803-1834). Heiratssuchen (1870-1874). Listen der Getauften (1739-1741; 1750-1772; 1907-1922).
Immobilieninventar der Kirche (1881-1886) und Kircheninventar (1751-1765). Projekte, Pläne, Zeichnungen von Gebäuden, Kirchen und Kirchenhäuser (1760-1914); Korrespondenz über Instandsetzungs- und Bauarbeiten, über finanzielle Unterstützung für den Bau einer Steinkirche (1828-1840); ein Kirchenhaus für Pfarrer und eine Schule (1732-1740; 1754-1833) etc.
Hauptbücher (1758-1825). Einnahmen- und Ausgabenbücher (1715-1729; 1807-1816). Allgemeines Mitgliederverzeichnis der Gemeinde (1892-1900). Registrierungsbuch der aus dem Kirchenarchiv an Mitglieder des Kirchenvorstandes (1815-1831) ausgestellten Urkunden.
Korrespondenz über den Erwerb von Grundstücken für die Kirche (1867-1868; 1870-1871); über die Einrichtung des Stipendiums. Direktor Schubert an der Schule St. Peter in der Kirche (1869-1910); über die Organisation von Festlichkeiten zum 100. und 200. Jahrestag des Bestehens der Kirche (1828; 1910-1911); bei Einladung zu verschiedenen Ämtern und Entlassung aus diesen (1766-1771; 1783) etc.; über die Vereidigung von Personen, die die russische Staatsbürgerschaft angenommen haben (1810-1834).
Dokumente über die Tätigkeit des Baukomitees: die Charta des Komitees (1818-1819); Protokollbücher des Bau- und Wirtschaftsausschusses (1821-1834); Sitzungs- und Aktenprotokolle des Bau- und Wirtschaftsausschusses (1825-1840); alphabetischer Index der Protokolle des Baukomitees (1824); Protokolle der Sitzungen des Wirtschaftsausschusses (1840-1920).
Dokumente über die Tätigkeit des Waisenkomitees in der Kirche und im Waisenhaus: Protokollbücher und Rundschreiben des Komitees (1840-1910); Protokolle der Sitzungen des Komitees (1817-1863); Alphabetisches Verzeichnis der Protokolle (1895-1920); Anweisungen für den Hausmeister des Waisenhauses und Eingaben für Bewerber für diese Stelle (1819
1820); reskontro für das Baukomitee für den Bau eines Waisenhauses (1819-1821); Taufscheine der ins Waisenhaus aufgenommenen Schüler und Sterbeurkunden ihrer Eltern (1820-1832).
Die Satzung des Vereins für die Wohltätigkeit der Armen der Pfarrei St. Peter (1849). Instruktionen für den Armenfürsorgeverein der Pfarrei St. Petra (1902); Protokolle der Versammlungen der Gesellschaft (1910-1918). Protokollbuch des Vereins zur Erleichterung der Armenkirche St. Peter (1843-1910). Satzung des Evangelischen Jugendvereins (1869). Das Protokollbuch der Gesellschaft zur Verbreitung der Heiligen Schrift an der Kirche St. Peter (1818-1821).
Projekte des lutherischen Volkowski-Friedhofs (1824-1863); Protokolle der Sitzungen des Friedhofsausschusses (1910-1915); ein Gesetz über die Annahme des Eigentums und des Inventars des Friedhofs durch den Kommissar des Volkovsky-lutherischen Friedhofs auf der Grundlage des Dekrets des Rates der Volkskommissare vom 26. Januar 1919 „Über die Verstaatlichung von Friedhöfen“ (1919). Weisung der Abgabenordnung zur Durchführung des Erlasses vom 23.01.1918 „Über die Trennung von Kirche und Staat“ (1918); Informationen zur Verlegung der Kirche St. Peter II. durch den Stadtbezirksrat der Arbeiter- und Bauerndeputierten zur Verwendung durch die Gemeindemitglieder der Kirche (1919). Sitzungsprotokoll Rechnungsprüfungskommission (1918-1919). Testamente von Einzelpersonen zugunsten der Kirche (1818-1832; 1866-1867; 1913-1914).
Ursprünglich 1794 aus Holz gebaut und geweiht. Das Steingebäude wurde 1825-1828 errichtet. 1828 geweiht.
Dekrete des Staatlichen Justizkollegiums (1795-1829) und des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1830-1832). Protokolle der Sitzungen des Kirchenvorstandes und der Gemeindemitglieder (1835-1887). Berichte des Kirchenvorstandes (1893-1910). Historische Informationen über die Kirche (1832-1915). Seelsorgezeugnisse (1797-1825).
Die Satzung des Vereins zur Unterstützung der armen Gemeindemitglieder der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Nikolaus (1880).
Dokumente über die Pfarrschule in der Kirche und den Dienst der Lehrer J. Mitus (1895) und G. Yu. Lelley (1913).
Korrespondenz über Ernennung, Entlassung etc. (1905; 1908). Dienstaufzeichnungen von Pastoren (1800-1802; 1835-1839; 1855-1863; 1889-1916).
Protokolle und Berichte des Pfarrers Elgen an die Staatsgerichtskammer (Kopien, 1797-1822). Kurzer historischer Überblick über die Kirche, zusammengestellt von Pastor P. V. Elgen im Jahr 1820 vom Moment ihrer Gründung an.
Metrisches Totenbuch (1803-1845). Geburtenlisten (1737-1755); über die Verheirateten (1738-1755); über die Toten (1737-1754).
Es gibt ein Register der ausgehenden Dokumente über die Aktivitäten der evangelisch-lutherischen Pfarrei Shpankovo-Kolpany für die Jahre 1833-1858, das sich nicht auf die Aktivitäten dieses Fondsgründers bezieht.
Erbaut und geweiht 1749. 1831 wurde ein neues steinernes Kirchengebäude errichtet.
Dekrete, Zirkulare und Anordnungen des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (Kopien, 1796-1907). Informationen über die Liegenschaften der Gemeinde Tiris (1835-1836; fremdsprachig). Geburtenregister (1801-1833; 1862-1875). Urkunden ausgestellt von Pfarrern über verschiedene Personen (Geburt, Heirat, Taufe etc.) (1793-1821). Stammbücher der Konfirmierten (1821-1860). Korrespondenz über die Erlaubnis zur Eheschließung mit verschiedenen Personen (1754-1820). Aufzeichnungen über Seelsorgegebühren von Bauern (1800-1829). Nominelle Liste der evangelisch-lutherischen Bauern aus dem Erbe des Grafen Buxgevden (Gut Ligovo), die verpflichtet sind, Seelsorgegebühren zu zahlen (1816-1823).
Journale zur Registrierung ausgehender Dokumente (1830-1851).
Das Datum des ursprünglichen Baus der Kirche wurde nicht festgestellt. Die neue Steinkirche wurde 1829-1830 erbaut, 1846 geweiht (deutsch-finnisch-estnisch). 1894 renoviert.
Dekrete des imp. Katharina II. zu livländischen und estnischen Angelegenheiten (Übersetzungen ins Deutsche); das Staatliche Justizkollegium und das evangelisch-lutherische Konsistorium St. Petersburg (1741-1894); Protokolle der Versammlungen der Gemeindemitglieder und Jahresverzeichnisse des Eigentums der Kirche (1797-1918). Jahresfinanzberichte (1831-1833; 1877-1900).
Jahresberichte und Aufstellungen über die Zahl der Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle (1834-1839; 1855-1900). Geburtenregister (1834-1891). Metrische Zertifikate und andere (1846-1850; 1887-1893; 1907-1910). Buch der Aufzeichnungen der Kommunionempfangenden (1857; 1862-1870; 1889-1890). Buch der Aufzeichnungen konfirmierter Kinder (1886-1918). Listen von Personen evangelischen Glaubens, die zur Orthodoxie konvertierten (1840-1846).
Korrespondenz mit Polizeivollziehern, Richtern und Privatpersonen über die Erlaubnis zur Eheschließung (1751-1779; 1800-1810; 1831-1850; 1860-1887); zum Begräbnis (1834-1846; 1860-1887); zur Vereidigung (1867-1876) etc. Einnahmen- und Ausgabenbuch der Armenkasse (1877-1914). Die Urkunde und das Inventar des Vermögens des Armenhauses im Dorf. Fohlen (1850).
Bücher zur Registrierung ausgehender Dokumente (1830-1900).
1762 niedergelegt, 1763 erbaut und geweiht. 1835 wurde eine neue Steinkirche gelegt. 1839 erbaut und geweiht. 1883-1886 umfassend renoviert.
Dekrete des imp. Katharina II. (Übersetzungen ins Deutsche); Staatliches Justizkollegium und evangelisch-lutherisches Konsistorium St. Petersburg (1770-1838).
Revisionsakten der Kirche und Inventar des Kirchenbesitzes (1797-1900). Jährliche Einnahmen-Ausgaben-Rechnungen und Aufstellungen zur Vermögensbewertung von Kirchen p. Ropsha (1897-1918) und s. Vogelhäuschen (1916-1918). Gehaltsbücher der evangelisch-lutherischen Gemeinde Kuzemkinsky (1907-1919).
Geburtsregister (1763-1768; 1787-1834; 1862-1919). Heiratssuchen (1828-1842). Metrische Zertifikate und andere (1849-1854; 1917-1925). Buch der Aufzeichnungen der Kommunionempfangenden (1851-1861).
Dienstunterlagen von Priestern (1864-1915) und Mitgliedern der Kirchenvormundschaft (1871-1910).
Dokumente zur Geschichte der Landschule (1784-1834).
Korrespondenz mit der Stadtregierung von Gatschina über die Beschwerden von Bauern über das Jagdverbot; Heirat mit Leibeigenen usw. (1770-1834).
Korrespondenz mit dem Exekutivkomitee von Staroskvoritsky volost über das Inventar des Kirchenvermögens (1922); zur Sachversicherung (1922-1923); über die Erlaubnis zum Gottesdienst (1924) usw.
Registrierungsbuch der eingehenden und ausgehenden Dokumente (1841-1844; 1860-1863).
Es gibt Dokumente über die Aktivitäten der Skvoritsky-Gemeinde für 1741-1762.
Die Holzkirche wurde 1781 erbaut. 1837 wieder aufgebaut.
Bücher mit Aufzeichnungen von Rundschreiben, Orden des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1803-1822). Protokolle der Mitgliederversammlungen der Gemeinde (1845-1885).
Eine kurze historische Skizze der Kirche (1885-1897); persönliche Informationen über die Kirche (1899). Geburtenregister (1781-1843). Angaben über den Zustand des Kirchenbesitzes und die Zahl der Kirchen in der Gemeinde (1874-1899; 1905-1918). Kirchenbücher (1781-1826).
Korrespondenz über Bau- und Instandsetzungsarbeiten in der Gemeinde (Bau eines Pfarrhauses, Instandsetzung der Kirche); Schätzungen, Rechnungen usw. (1838-1901).
Korrespondenz von Pfarrern mit Zivilbehörden über Hilfe bei der Umsiedlung von Bauern (1848); über die Bestrafung der Bauern usw. (1847). Einnahmen- und Ausgabenbücher (1803-1834). Dienstaufzeichnungen von Pastoren (1896; 1906-1907).
Journale zur Registrierung ausgehender Dokumente (1834-1897). Es gibt Dokumente über die Aktivitäten der evangelisch-lutherischen Pfarrei Lissil (Lisino) für die Jahre 1774-1780.
Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1849-1852).
Metrische Bücher (1729-1743; 1766-1785; 1791-1833; 18561891 гг.). Metrische Bücher usw. (1827-1852). Das Buch der Einnahmen-Ausgaben (1841-1851). Kassenbuch der Gemeinde (1896-1917). Das Buch der Aufzeichnungen der Gemeinschaft (1809-1850; 1872-1889). Aufzeichnungsbuch von Konfirmanden (1829-1850). Buch der Registrierung von Ankünften und pensionierten Gemeindemitgliedern (1850-1917).
Korrespondenz mit Polizeibeamten in verschiedenen Gerichtsverfahren; mit anderen Pfarrern und Privatpersonen über die Erlaubnis, Bauern zu heiraten (1849-1851); über die Erlaubnis zu einem Begräbnis (1852) usw. Das Spendenbuch (1729-1783). Registrierungsbuch für ausgehende Dokumente (1835-1845).
1757 aus Holz erbaut und geweiht. 1887 wurde eine neue Steinkirche errichtet und geweiht, das ehemalige Kirchengebäude wurde abgerissen.
Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg und des Staatlichen Justizkollegiums für livländische und estnische Angelegenheiten (1788-1901; 1909-1910).
Geburtenregister (1798-1900; 1909-1910). Metrische Zertifikate usw. (1788-1900). Das Einnahmen-Ausgaben-Buch (1831-1853). Inventarlisten der Archivbücher der Kirche (1802-1901). Bücher über die Kommunionempfangenden (1823-1844; 1854-1880). Allgemeines Mitgliederverzeichnis der Gemeinde (1892-1906). Korrespondenz über die Erlaubnis zur Eheschließung und Beerdigung (1788-1900; 1909-1910); über die Auflösung von Ehen (1790-1847); über die Struktur der Pfarrschule (1864-1865) usw. Registrierungsbücher für ausgehende Dokumente (1836-1869; 1883-1899).
Das erste Kirchengebäude wurde 1778 errichtet. An der Stelle einer baufälligen Kirche wurde 1846 eine neue Holzkirche errichtet und eingeweiht.
Rundschreiben des Staatlichen Justizkollegiums und des evangelisch-lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1794-1833).
Geburtsregister über: Verheiratete (1806-1891); geboren (1809-1925); tot (1803-1891). Bücher mit Aufzeichnungen über die Kommunionteilnehmer (nach den Dörfern der Pfarrei, 1791-1878). Verlobte Bücher (1834-1869). Stammbücher der Konfirmierten (1828-1924). Scheidungsregister (1853-1918). Einnahmen- und Ausgabenbücher (1790-1917).
Wie bereits berichtet, brachen 1816 die Harmonien der Gläubigen aus Süddeutschland nach Grusien auf. Nicht jeder wanderte nach dem erzwungenen Aufenthalt durch Kriege im Kaukasus aus dem Winterlager bei Odessa weiter, daher blieb ihre religiöse Strömung erhalten, welche immer wieder zu pietistischen Einflüssen innerhalb der Gemeinden führte. Als Sektenwesen von den Pastoren bekämpft, gab es auch einige, welche diese Tendenzen stützten. Der weitere Zuzug von Separatisten nach Taurien in die Kolonien Neuhoffnungstal, Neuhoffnung, Neustuttgart, Berdjansk und Orbeljanowka verstärkte den Drang, nach Grusien zu ziehen, um den vermeintlichen Bergungsort zu erreichen und auf die Wiederkunft Jesu Christi zu warten. Man hatte nicht nur der Juliane von Krüdener und der Kummerin vertraut und ihren Weissagungen, auch andere Religionsgemeinschaften bereiteten sich auf die Neuankunft vor. So berechneten die Adventisten den 22. Oktober 1844, selbst die Gläubigen im Iran unter Führung von Mirza Husain Ali Nuri erwarteten den Anbruch eines Zeitalters des weltweiten Friedens und der Gerechtigkeit, welches durch das kurz bevorstehende Auftreten des Verheißenen aller Religionen eingeleitet werde.
Um rechtzeitig an diesem Ereignis teilhaben zu können, machten sich auch aus Kolonien in Taurien Gläubige auf den beschwerlichen Weg nach Transkaukasien. Eine Liste der Ankömmlinge gebe ich hier wieder, die Schreibweise entspricht dem Original.
Gakstetter hat seine Wirthschaft abgegeben und ist Willens, wieder nach Rußland zurückzugehen, weshalb wegen seiner Ausschließung aus der hiesigen Seele-Zahl schon der Höheren Obrigkeit vorgestellt ist.
Frau Caroline Magdalene
31
Söhne
Georg Friedrich
8
Johann Jacob
7
Töchter
Johanna
12
Katharina
5
Friederika
3
Karolina Christina
alt. 2 Monath
Lorenz Gamper
33
Frau Elisabetha
32
Söhne
Philipp Jacob
8
Georg
6
Heinrich
2
Töchter
Rosina
12
Dorethea
3
Joh. Adam Schmid
62
Frau Maria
57
Söhne
Gottlieb Karl
26
Töchter
Christina Paullina
23
verheiratet an einen Soldaten in Achalzig im März 1816
Philipp Kübler
40
gestorben den 3. November 1849 in Tiflischen Krankenhause
Frau Magdalena
50
Söhne
David
10
Töchter
Christiana
17
Elisabetha
14
Maria
12
Dorothea
9
Michael Arnold
21
gestorben in Schamachi den 24. August 1844. war hier nie angenommen.
Frau Waldburga
21
verheirathet in Marienfeld an Georg Beker
Johann Georg Bühlmaier
45
gestorben den 28. Decb. 1847 in Tiflis.
Frau Christiana
40
verheirathet an Meyer 1te in der Kolonie Marienfeld, die Kinder sind alle zu Georg Meyer zugeschrieben.
Söhne
Johann Georg Bühlmaier
12
Johanes
3
Töchter
Dorothea
20
Friederike
17
Louisa
8
Neu Nassau
Jakob Lang
Weinau
Witwe des Konrad Pfezer
Kronsfeld
Jakob Weller
Tiefenbrunn
Tochter des Chistoph Cors
Alt Montal
Johann Zeug
Wasserau
Jakob Lehmann
Alt Nassau
Heinrich Geiger
Friedrichsfeld
Johann Buchmann u.d. ux
Kronsfeld
Jakob Weller
58
Wohnt in Tiflis ist willens nach Hause zu reisen weßhalb er ein Bilett zur Reise von der Tiflisischen Polizey vom 2ten Novb. 1850 No. 770 erhalten hat
Frau Rosina Barbara
gestorben in Tiflis den 29ten Juny 1847
Tochter
Susana
gestorben in Marienfeld den 11ten April 1849
Söhne
Christian
23
Reißte im Monat Oktober 1850 mit Paß nach Rußland
Johann Georg
gestorben in Mairenfeld den 25ten August 1849
Brischipp
Friedrich Gauss
29
Ist im Jahre 1846 in Tiflis angekommen
Wasserau
Jakob Lehmann
22
War im Schamacha angesiedelt nebst seubeb Eltern die da alle gestorben sindm, wobey auch die Papiere verloren gegangen sindm auf seine Bitte hat die Gemeinde ihre Einwilligung gegeben ihn nebst Schwester ich ihre Zahl mit zu zuzählung, zur Familie des Herrn Salzmann aufzunehmen weil er kein mIttel zur Rückreise hab.
Schwester Chatarina
16
Neuhoffnung
Christian Beits
43
Angekommen in Nusha als Gärtner bey der Hohen Krone seit dem Jahr 1845 in Tiflis, wo er die Gemeinte gebeten hat nun aufzunehmen in ihre Zahl weil er nicht mehr wünscht zurück nach Rußland zu reisen, was ihm auch bewilligt ist.
Frau Wilhelmina
37
Töchter
Rosina
17
Verheiratet in Tiflis an einen Russen Stephan Nachornoff, Gärtner des Fürsten Statthalters im Jahr 1850
Chatarina
Catharina geb. im Jahr 1838 gestorben im Jahr 1841 in Neuhoffnung in Rußland
Friederika
geboren im Jahr 1843 in Tiflis gestorb. Im Jahr 1843 in Nucha inNeuhoffnung gestorb. Im Jahr 1843 in Nucha
Söhne
Benjamin
geboren im Jahr 1841 in Neuhoffnung gestorb. Im Jahr 1843 in Nucha
Christian
geb. in Tiflis im Jahr 1845 gestorb. In Tiflis im Jahr 1847
Gesamtzahl noch lebend 5 männl. 3 weibl.
Colonie Tiflis der 16te Dezemb. 1850
nach Alexandersdorf
Neuhoffnungsthal Kreis Berdjansk
Jakob Heinrich
20
Vorstehender Jakob Heinrich ist, von der neuen Ansiedlung bei Schamachi zurückkommend, in der Kolonie Helenendorf gestorben den 17. Jan. 1744. Die Ehefrau kam nach dem Tode ihres Mannes hieher nach Alexandersdorf, wurde im Jahre 1845 in die hiesige Kolonistenzahl aufgenommen, und hat sich im Jahre 1848 wieder verheirathet an Johann Georg Buck dahier.
dessen Ehefrau Karolina Rau
20
Vorstehenden Eheleuten sind zwar in Grusien zwei Kinder geboren, aber längst wieder Gestorben.
Neu Stuttgart
Albrecht Groß (alt)
60
Diese waren in Schamachi. Er kam im Jahr 1843 in hiesiger Colonie an die Frau ist gestorben in Nucha und Er nicht angenommen in hiesiger Colonie im Jahr 1844
Frau Catharina
70
Albrecht Groß (jung)
39
diese Familie ist im Jahr 1843 von Schamachi, in hiesiger Colonie angekommen, Appolonia ist in Nucha gestorben im Jahr 1843, und diese Familie in im nehmlichen Jahre hier angenommen, die Frau ist selbigen Jahres gestorben, und die Tochter Walburga und Catharina, samt den Sohn, sind bey ihrem Vater.
Frau Magdalina
31
Söhne
Albrecht
14
Töchter
Catharina
13
Walburga
11
Appolonia
1
Michael Arnold
21
Die Tochter ist gestorben in Schamachi, im Jahre 1842, nach diesem der Vater auch in Schamachi 1843, die Frau ist in hiesiger Colonie angenommen und verheirathet im Jahr 1844.
Frau Walburga
37
Tochter
Catharina
1
Johann Georg Bihlmayer
46
Diese Familie wurde bei Achalzig angesiedelt, nach iesem und im Jahr 1848 nach Marienfeld übersiedelt, Georg Bihlnayer starb in Tiflis in Jahr 1847. Die Wittwe hier angenommen und verheirathet, und die Kinder angenommenm und zur Wirthschaft zugetheilt.
Frau Christiane
44
Sohn
Johann Georg
13
Töchter
Christiana
24
Christiana ist gestorben in hiesiger Colonie in diesem Jahr 1850
Dorothea
21
Friederika
17
Louisa
11
nach Abas-Tuman bei Marienfeld
Philipp Kübler
39
Diese Familie wurde bei Aas-Tuman angesiedelt und im Jahr 1848 nach Marienfeld übersiedelt. Philipp Kübler ist gestorben im Jahr 1849.
Frau Magdaline
50
Söhne
David
11
Töchter
Christiane
18
Elisabetha
15
Maria
13
Dorothea
10
Johann Adam Schmidt
62
Diese Familie wurde ebenfals bey Abas-Tuman angesiedelt, und im Jahr 1848 bey Marienfeld übersiedel. Die Tochter Christiana, ist bey Achalzig im Menneral-band verheirathet mit einem Soldaten
Frau Maria
58
Sohn
Gottlieb
27
Tochter
Christiana
22
Neu Hoffnung
Johann Georg Gakstetter
36
Diese Familie wurde bey Abas-Tuman angesiedelt, und im Jahr 1848 bes Marienfeld übersiedelt. Gakstetter aber entsagt sich der Ansiedlung und hat bereits seine Wirtschaft enem anderen übergeben, und will mit siener Fammilie wieder nach Rußland zurück
Auch diese Fammilie wurde bey Abas-Tuman angesiedelt und im jahr 1848 bey hiesiger Colonie übersiedelt
Frau Elisabethe
33
Söhne
Philipp Jakob
9
Georg
7
Heinrich
3
Töchter
Rosina
13
Dorothea
4
Colonie Marienfeld den 22ten November 1850
nach Katharinenfeld
Nach allen den, in der Form gefragten Kolonisten, ist der hießigen Gemeinde nichts bekannt. – Hingegen diese in Nro. 9-10 u. 11 – Christoph Raiser. Jacob Hottmann und Joh. Georg Rau. Sind nach der Form angezeigt. – Christoph Raiser seine Ehefrau und beide Kinder sind hier in einem Jahr 1847 gestorben, hernach wurde ehr im Jahre 1848. hier aufgenommen und im Jahr 1849 wurdeDomännenhof bestätigt. – Jacob Hottmann. lebt bis jetzt noch mit der ganzen Famile, und ist schon im Jahr 1843 hier angenommen worden. Joh. Georg Rau ist hier angenommen seit 1847 und auser diesen befindet sich kein Rußlandischer Kolonist in hiesiger Kolonie Katharinenfeld.
Für die Umsiedler wurde in Löbau die Kaserne genutzt. Ob noch andere Gebäude belegt wurden, ist nicht bekannt.
Etwa 1915: Jäger-Kaserne Löbau, erbaut 1912-14. In der DDR Offiziershochschule der Landstreitkräfte „Ernst Thälmann“. Kasernen-Außenansicht von SSW (GMP: 51.105785,14.681745)1
Das Umsiedlerlager Löbau in Sachsen wurde von Borodinoer Umsiedlern zwischen dem 30. Oktober 1940 und dem 3. Dezember 1940 belegt. Diese Daten kann man dem noch vorhandenen Lagerpass der Familie Scheurer2 entnehmen.
Bessarabiendeutsche im Lager Löbau, Foto: Privatarchiv M. Scheuer, welcher das Bild freundlicherweise zur Verfügung stellte.
1) Wikimedia: Etwa 1915: Jäger Kaserne Löbau, erbaut 1912-14. In der DDR Offiziershochschule der Landstreitkräfte „Ernst Thälmann“. Kasernen-Außenansicht von SSW (GMP: 51.105785,14.681745). Fotograf unbekannt – 19770427050AR.JPG/Repro Blobelt CC BY-SA 4.0
Mein herzlicher Dank für die Dokumententexte, Zeitungsartikel und das Lagerlied geht an Herrn Friedrich Wimmer, Waxenberg. Ohne ihn hätte ich diesen Artikel in dieser Form nicht realisieren können.
Das Schloss Waxenberg liegt im Ortszentrum von Waxenberg in der Gemeinde Oberneukirchen im oberösterreichischen Mühlviertel.
Bereits im17. Jahrhundert unterhalb der Burgruine Waxenberg errichtet, diente es zwischen 1756 und 1848 als Sitz der Herrschaft Waxenberg und ist heute in Privatbesitz der Familie Starhemberg.
Neues Schloss Waxenberg 1)
Das heutige „Neue Schloß“, erbaut 1908 bis 1914, diente seit 1938 der Volksfürsorge, nachdem es durch die Nationalsozialisten enteignet wurde.
Mietvertrag 1938 3)
Im September 1940 richtete man nach Beschlagnahme der Gebäude ein Umsiedlerlager ein.
Beschlagnahme 1940 3)
Beschäftigte im Umsiedlerlager und Mietangebot Saal als Schulzimmer 1940 3)
Der „Heimatbrief für die Soldaten aus dem Kreis Freistadt, O. D.“3
berichtete im Brief Nr. 6 September/Oktober 19403 :
Als Neuigkeit muss ich euch noch sagen, dass wir dieser Tage 370 Bessarabien Deutsche erwarten. Wir wollen sie alle in den Waxenberger Schlösser unterbringen, da gibt es natürlich noch viel vorzubereiten, damit wir diesen braven Menschen wenigstens vorübergehend eine Heimat ersetzen können. Schon durch ihr Kommen zeigen sie uns ja, welche Liebe sie zu unserem Volk und zu unserem Führer haben. Sie, die ihre Heimat und ihren schwer erkämpften Boden verlassen, um Seite an Seite mit uns am Kampf und am Neuaufbau unseres Vaterlandes mitzuarbeiten, zeigen uns so recht, wie wir heute an der Geburt eines Reiches stehen, dessen Größe und innere Geschlossenheit das erste Mal in der Geschichte alles in seinen Bannkreis zieht, was bluts- und willensmäßig zu unserem Volke gehört. So entsteht Stein auf Stein das herrliche soziale deutsche Volksreich von dem zu allen Zeiten die Besten unseres Volkes geträumt haben und das Jahr jetzt durch Euren höchsten Einsatz für immer begründen helft.
Zeitgleich erhielten die Marienfelder ihren Umsiedlerpass, Mitte September 1940 wurden alle Frauen und Kinder, ebenso die arbeitsunfähigen und älteren Männer auf LKW verladen und nach Galatz ins Sammellager gebracht. Nach etwa einer Woche Lageraufenthalt setzten sie ihre Reise mit dem Schiff Donau aufwärts in das Sammellager Semlin in Jugoslawien fort. Wieder erwartete sie rund eine Woche Lageraufenthalt, ehe die Weiterreise mit der Bahn angetreten wurde. Nach der Ankunft in Wien wurden alle verteilt auf die Umsiedlungslager Eschelberg, Waxenberg und Schloß Riedegg bei Gailneukirchen (Linz/Oberdonau).
Näheres über die Vorbereitungen zur Aufnahme der Marienfelder in Waxenberg erfahren wir aus dem 7. Brief November 19403 :
Oberneukirchen empfing die Bessarabien Deutschen.
Wie wir im letzten Heimatbrief angekündigt haben, sind nun die Bessarabien-Umsiedler mit Kind und Kegel hier eingetroffen. Die Ortsgruppe Oberneukirchen hat das Möglichste getan, um ihnen schon von Anfang an zu zeigen, wie sehr wir bemüht sind, ihre Lage nach Möglichkeit zu erleichtern. Tage vorher schon wurde Jung und Alt mobilisiert, welche Tag und Nacht arbeiten mussten, um das Lager Waxenberg in einen Zustand zu setzen, der den gestellten Anforderungen gerecht wird. Es galt bei 400 Strohsäcke zu stopfen, Zimmer und Betten in Ordnung zu bringen und verschiedene andere kleine Arbeiten zu verrichten, die zur wohnlichen Ausgestaltung notwendig sind. Besonders in den letzten Tagen wurde oft bis 11 und 12 Uhr nachts mit Liebe und Fleiß gearbeitet, und als schließlich der Tag kam, wo das Eintreffen der Umsiedler gemeldet wurde, da konnten ihnen alle Beteiligten mit dem Bewusstsein entgegen blicken, ihre Pflicht als Volksgenossen den tapferen Heimwanderern gegenüber restlos nachgekommen zu sein.
Schnell wurde noch alles Notwendige zur Verpflegung heran geholt, Kartoffel und Kraut eingelagert, Brennmaterial besorgt und dann die Vorbereitung zum Empfang getroffen.
Um 4 Uhr nachmittags kam dann unser umsichtiger Kreisleiter, um noch alles zu überprüfen und die Umsiedler persönlich in ihrer vorübergehenden Heimat zu begrüßen. Inzwischen hatten die Gliederungen der Partei und der Reichskriegerbund Aufstellung genommen, auch die Ortsmusik von Oberneukirchen fehlte nicht, um den Empfang durch schneidige Märsche zu verschönern. Als dann um halb 8 Uhr abends die lange Autokolonne einfuhr und nach und nach die Familien, insgesamt 310 Personen, in das Schloss geleitet wurden, da ist wohl jedem von uns die Größe des Vaterlandes klar geworden, die diese Familien für Deutschland und für unseren geliebten Führer darbringen. Alte Leute, rüstige Männer, brave Mütter und viele, viele Kinder gingen an uns vorüber. Eine gute Organisation der Lagerführung sorgte dafür. Dass schon eine Stunde später alles in den zu geteilten Räumen untergebracht war. Die rührige Frauenschaft von Oberneukirchen und Warenberg verteilte sich sodann in den Räumen und hatte für jedes Kind und für jede Mutter ein besonderes Päckchen guter Sachen. Dankbare Blicke und Worte der bescheidenen Menschen belohnten reichlich die aufgewendeten Mühen.
So wurde auch diese Arbeit in gemeinschaftlichem Zusammenwirken geschaffen. Für Arbeit und Beschäftigung der Rückgeführten muss natürlich auch Sorge getragen werden. Um Arbeit sind wir ja in Oberneukirchen nicht verlegen. Es wurde deshalb sofort ein neuer Güterweg nach der Ortschaft Reindlsödt projektiert und sind die Vorbereitungen bereits so weit gediehen, dass wir hoffen, alle arbeitsfähigen Männer in Kürze beschäftigen zu können. Ein schöner Herbst wäre natürlich wie bei allen anderen Arbeiten auch hier dringend notwendig.
Die zurückgebliebenen Marienfelder Männer mussten ihr Vieh versorgen und das Getreide auf den Bahnhöfen Comrad oder Skinosse abliefern. Die meisten hatten seit der Abfahrt der Familien ihre Schweine geschlachtet, das Fleisch gebraten und mit Schmalz übergossen in verschlossenen Gefäßen verpackt.
Diese Art der Haltbarkeitsmachung kannte ich noch von den Schlachtetagen meiner Schwiegereltern – „Gselchtes“.
Das Schweinefleisch wurde nach dem Schlachten zunächst gepöckelt. Während die Spitz- und Eisbeine in einer Salzlake im Steintopf zogen, wurden die besseren Stücken mit einer Mischung aus Salz und Gewürzen eingerieben und in einem Steintopf gestapelt, dann kühl im Keller gelagert. Der austretende Saft wurde so zur Lake, nach einiger Zeit wurde umgestapelt. So zog die Salz-Gewürzmischung etwa 3 Wochen durch das Fleisch. Anschließend wurde alles abgespült, das Fleisch etwas gewässert, dann zum Trocknen aufgehängt. Das dauerte etwa einen Tag. Danach kam es in die Räucherkammer und wurde heiß geräuchert, meist nur 2-3 Stunden. Kalt geräuchertes, wie Schinken oder Salami dauerte deutlich länger und wurde zumeist mehrfach geräuchert und blieb hängen in der Räucherkammer.
Im nächsten Schritt wurden die gepöckelten und geräucherten Fleischstücken gekocht und angebraten. Das abfließende Fett wurde als Schmalz aufgefangen.
Wieder kamen Steintöpfe zum Einsatz. Alle waren peinlich sauber geschrubbt und wurden mit Schmalz ausgegossen, es befand sich also im Topf ein 1-2 cm dicke Schicht an den Wänden und dem Boden. Das Fleisch wurde Schicht um Schicht in den Topf gelegt und mit flüssigem Schmalz bedeckt. Es durfte nirgends Luft eingeschlossen werden, da hier das Fleisch zu schimmeln beginnt. Obenauf ein dicker Abschluss aus Schmalz, dann wurde der Topf mit Deckel zugebunden und kam in den Keller. So konnte das Fleisch durchaus bis zu einem halben Jahr stehen.
Wenn Gehacktes verarbeitet wurde, haben sie es ebenfalls für ein paar Tage roh in Schmalz eingegossen und in den Keller gestellt, so konnte es nach und nach verarbeitet werden. In der Regel wurde es eingeweckt.
Uns mag das heute abenteuerlich erscheinen, aber man hatte früher wenig Möglichkeiten, seine Nahrung zu konservieren und für den Transport war diese Methode sehr geeignet, zudem waren die Winter in Bessarabien ungleich kälter als in Deutschland, so war der Keller der beste Kühl- gar Gefrierschrank.
Anfang bis Mitte Oktober 1940 hatten auch die zurückgebliebenen Männer in Marienfeld ihre Pferdegespanne beladen und machten sich mit zwei Stopps in Jekaterinovka und Albota auf den Weg nach Galatz.
Dort nahm man ihnen allerdings die Pferdegespanne, einschließlich aller aufgeladener Güter, ab. Ihre ganze Mühe war umsonst.
Nach einer Woche Lageraufenthalt nahmen sie den Reiseweg ihrer Familien und kamen von Wien aus in das Auffanglager Kremsmünster in Österreich. Erst von dort wurden sie auf die Lager verteilt, in denen ihre Familien untergebracht waren.
Unter den im Schloss Waxenberg befindlichen Marienfeldern waren auch die Familie Samuel Grieb, denen ein Kind hier geboren und getauft wurde und die Familie Jacob Beierle, die später nach Amerika auswanderte..
Der 8. Brief Weihnachten 19403 berichtete erneut aus Waxenberg an die Front:
Es ist nicht immer leicht, von der engsten Heimat Neuigkeiten zu berichten, doch einiges gibt es auch diesmal wieder zu erzählen. Wie Euch bekannt ist, sind im Schloss Warenberg zirka 450 Volksdeutsche aus Bessarabien vorläufig über den Winter einquartiert. Es gelang der Gemeinde bereits, einem Teil der Männer entsprechende Arbeitsstellen zuzuweisen, so dass sie nun zum Unterhalt ihrer Familien schon selbst zum Teil beitragen können. Es sind meist recht kinderreiche Familien, durchwegs willige und fleißige Arbeitskräfte, die überall zupacken. Und Arbeit gibt es trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit bei uns immer noch genug. So wird zum Beispiel derzeit die Wasserzuleitung zu unserem Marktbrunnen repariert. Eine Steinquetsche steht ferner zum Gaudium unserer Schuljugend hinter dem Schulhaus in Betrieb. Auch unsere Schuljugend zeigt wieder ihren bewährten Sinn für Arbeitseinsatz in jeder Form. So werden derzeit für die Kinder der Bessarabien Deutschen zirka 150 Stück Spielwaren als Weihnachtsgeschenk in gar vielen Bastelstunden hergestellt. Da geht’s oft recht lustig zu. Autos, Puppenküchen, Bettchen, Wiegen, Hampelmänner, Schlachtschiffe, Flieger, und vor allem Puppen entstehen in Serienerzeugung.
Aus dem Umsiedlerlager Waxenberg
Aus dem Umsiedlerlager Waxenberg
9. Brief – Jänner Februar 19413
Für die Bessaraber, die auf ihrer Zwischenstation in Wagenberg das Weihnachtsfest im Lager feiern mussten, wurde alles getan, was in unseren Kräften stand. Die Schulkinder von Oberneukirchen haben in mühseliger Arbeit einen vollen Monat gebastelt, so dass mit Hilfe der NSV ein reicher Gabentisch gedeckt werden konnte.
10. Brief – März 19413
Liebe Soldaten- Für diesmal gibt es in unserem Ort fast keine Neuigkeiten. Trotzdem sich die Sonne nach Kräften bemüht, uns zu helfen, umgeben uns noch unwahrscheinlich große Schneemassen nur mit dem Unterschied, dass das blendende Weiß der Gegend einem unfreundlichen, schmutzigen Grau gewichen ist. Wir sind dabei, die Straße Oberneukirchen-Waxenberg-Traberg frei zu legen, und wenn auch noch Schneepflüge mit Raupen helfen, hoffen wir doch, den Frühling auch in unserem Land mit Gewalt auf die Beine zu bringen.
Eine besondere Belebung erfährt Oberneukirchen durch den ständigen Besuch aus dem Umsiedlerlager in Waxenberg, dessen 450 Einwohner sowohl der Gemeinde, als auch dem Standesamt ständig zu tun geben.
11. Brief – April 19413
Liebe Soldaten! Die Heimat grüßt Euch. Endlich ist der harte Winter, der heuer besonders grimmig sich zeigte, gewichen, und sonnige Tage lassen uns den Frühling ahnen. Noch verunzieren allerdings schmutzige, oft meterhohe Schneehaufen den lieben Markt, doch Straßen und Wege sind schneefrei. Ab 9. März verkehrt endlich das Helfenberger Auto wieder nach langer Winterpause.
Fleischhauer Dunzendorfer hat zum Leidwesen der „Sonntag=Bürgertag=Besucher“ das Gastgewerbe aufgeben. Das Gasthaus Kafka hat einen neuen Pächter aus Enns bekommen.
12. Brief – Mai Juni 19413
An Ortsneuigkeiten gibt es diesmal nicht viel zu berichten.
Am 1. Mai setzte die Jugend den üblichen Maibaum an der Stelle, wo früher das »Park-Bründel« stand; dieses und der Park sind verschwunden Letzterer harrt einer neuen, schöneren Wiederanlage.
Im Bessarabienlager in Waxenberg erweckte das „Eierlesen“ viel Heiterkeit
Für die Marienfelder sollte sich die Zeit des Lagerlebens in Waxenberg nach etwa eineinhalb Jahren dem Ende zuneigen. Nachdem sie ihre Einbürgerungsunterlagen erhielte und nun offiziell „Deutsche“ waren, wurde ihre Ansiedlung auf Bauernhöfe in Polen vorbereitet.
Marienfelder Senioren 1941, links mit der Knickerbockerhose Lagerleiter Führlinger, ganz rechts Andreas Schaal (1879-1966), 5. von rechts Andreas Kraft (1873-1967)2)
Herr H. Grieb, im Lager Waxenberg geboren, hat 2006 den Ort und Herrn Wimmer besucht und einiges aus Familienerzählungen berichtet, Herr Wimmer schreibt am Heimatbuch Waxenberg und betreut zudem das Online-Archiv Waxenberg. Wer zu Waxenberg noch weitere Informationen und Familienerinnerungen teilen kann, den bitte ich, sich an Herrn Wimmer zu wenden.
Im Jahre 1942 zogen neue Bewohner in das Lager ein.
14. Brief – September Oktober 19413
Eine Schar Holländer-Kinder, welche zu einem sechswöchigen Aufenthalt teils bei Eckerstorfer in Oberneukirchen, teils bei Rader in Waxenberg lagermäßig untergebracht waren, wurden dieser Tage vom Ortsgruppenleiter in ihre Heimat zurückgebracht.
19. Brief – Juli August 19423
Die Erdäpfel, Kraut und Rüben sind auch recht schön. Obst zeigt sich auch so halbwegs eins. Und die Froschau hat Menschenzustrom wie ein kleiner Wallfahrtsort, da es ja heuer mehr Kirsche dort gibt als in vergangenen Jahren. Nur bei manchem Haus werden die ,,Kerschenbrocker vermisst. Sie stehen als Soldaten im Osten.
Denkt Euch; die ersten Ukrainer Landarbeiter sind eingetroffen. Es sind lauter Ehepaare, die wir haben. Wie sie bei der Arbeit sind, kann ich Euch noch nicht sagen, da sie erst ein paar Tage hier sind.
Leihvertrag Kindergarten und Schulgebäude 1943 3)
25. Brief – Juli August 19433
…das Land zu gehen und die Haferfelder anzusehen. Trotz des Leutemangels ist die Heuernte eigentlich sehr rasch eingebracht worden. Es hat alles, ob klein-, groß, Jung und Alt, fleißig mitgeholfen. Die Frauen aus den Westgebieten haben zum Teil sehr stramm mitgeholfen und werden uns auch bei weiteren Ernten sicherlich gern mithelfen.
In unsere Ortsgruppe sind schon über 130 Volksgenossen aus Westdeutschland gekommen Obwohl sie sehr viel mitgemacht haben, haben sie eine stolze Haltung an den Tag gelegt Mancher kann sich da ein Beispiel nehmen.
26. Brief September/ Oktober 19433
Am 31. Juli fand im Umsiedlerlager in Warenberg eine Namensgebung statt. Außer der Sippe nahmen auch Vertreter der volksdeutschen Mittelstelle und Ehrengäste der Partei und Gemeinde teil. Der Obersturmbannführer.
Die Arbeit beim Güterwegbau in Oberneukirchen (Mitterfeld) geht unentwegt vorwärts
29. Brief – März April 19443
Liebe Soldaten! Die herzlichsten Grüße sendet Euch die Heimat. Der Winter hat zwar kalendermäßig sein Ende genommen, aber in Wirklichkeit denkt er noch an dein Gehen. Diese Schneemassen hat Oberneukirchen mehrere Jahrzehnte nicht gesehen. Seit drei Wochen verkehrt bei uns kein Auto (Die Post wird wieder wie zu Zeiten des alten Vrenner von ZwettI geholt).
Seit einigen Tagen können doch die Fuhrwerke wieder fahren. Zwettl ist seit Wochen der Umschlagplatz von Waren, Lebensmittel und Kohlen. Der Postkraftwagen wird kaum vor Mitte April verkehren können. Nun könnt Ihr Euch ein Bild von diesem Winterende machen. hoffen wir, dass ein gutes Jahr für die Feldfrüchte folgen wird, an Feuchtigkeit für die Wiesen und Felder fehlt es nicht, nur die liebe Sonne muss ums viele warme Tage bescheren, dann ist auch in diesem Jahr für Ernährung wieder gesorgt Die Arbeiten werden durch den Einsatz aller verfügbaren Arbeitskräfte geschafft werden.
32. Brief – September Oktober 19443
Die Gauwehrmannschaften hielten am Sonntag den 17. September auf der Schießstätte in Waxenberg ein Schießen ab.
Aber in diesem Jahre denkt nicht nur ihr Söhne unserer Heimat unser liebes Oberneukichen. Mit euch gehen die Gedanken vieler Kameraden aus den Städten der Ostmark und der des Altreichs, die ihre Frauen und Kinder zu uns in Sicherheit brachten. Mit Euch gehen jetzt auch die Herzen der Siebenbürger SS-Kameraden, deren Familien in Gedanken sich bei einem Muehlviertler Fichtenbäumchen kreuzen. Ihnen allen aber, die Haus und Hof verloren haben, wollen wir zeigen, dass sie nie heimatlos sein können, solange es ein Deutschland gibt. Unsere Herzen aber sind immer bei Euch. Ihr kämpft für uns, wir arbeiten für Euch, damit wir uns am Ende den Sieg des Vaterlandes verdienen.
33. Brief – November Dezember 19443
Der Volkssturm unserer Ortsgruppe zählt 256 Mann, welche in den Wintermonaten ihre militärische Ausbildung erhalten. Am Montag den 13. November kam hier der erste Treck Siebenbürger Deutschen mit Pferd und Wagen an und wurden vorläufig in die Auffanglagern bei Eckerstorfer und in zwei Klassen der Volksschule gegeben. Diese Woche werden sie in die Quartiere eingeführt. Es sind durchwegs Bauern, große stattliche Menschen heute, Sonntag-, konnten sich die Frauen in ihrer malerischen Tracht sehen lassen. Die meisten Männer müssen in nächster Zeit zur SS einrücken.
2 Foto (p. 111) aus: Marienfeld, Kreis Bender – Bessarabien 1910-1940 Zusammengestellt von Artur Schaible, Kreisamtsrat a. D. Herausgeber: Christian Fiess, Vorsitzender des Heimatmuseums der Deutschen aus Bessarabien e. V., 1990
3 von mir nachbearbeitete Dokumententexte und Zeitungsartikel mit freundlicher Überlassung durch Herrn Friedrich Wimmer, Waxenberg. Autor von „Waxenberg hat Geschichte – hat Kultur“, Waxenberg 2008, 104 S. (Gem. Oberneukirchen)
„Bin ich der einzige Vogel, der seine Heimat nicht finden kann?“* Eine lange Suche nach den Wurzeln….
Vor der Auswanderung aus Hessen
Karte Großherzogtum Hessen – 11. Giessen 1
Wir schreiben das Jahr 1745, als auf dem Hof- und Mühlgut Mühlsachsen, etwa 1 km südlich von Nieder-Bessingen, direkt am Südufer der Wetter und dem Nordrand eines kleinen, bewaldeten Hügels, am 1. Juli ein Söhnlein das Licht der Welt erblickt, welches seine Eltern ebenda am 4. Juli taufen ließen.
Dieses Kind: Johann Henrich Vogel, wird der Ausgangspunkt unserer Geschichte sein.
KB Münster 1745
Mühlsachsen gehörte zu diesem Zeitpunkt zur fürstlichen Standesherrschaft Solms-Lich und dem Fürsten Solms-Lich privat. Auf dem Hofgut befanden sich seit dem Mittelalter verschiedene Wirtschaftsgebäude, eine Mahlmühle mit Mahlzwang, später auch eine Ölmühle, umgeben von 158 Morgen Ackerland, sowie 69 Morgen Wiesen und Gärten. Das Gut wurde an einen Hofmann verpachtet, Johann Conrad Vogel, Vater des Johann Henrich. Der Pate des Kindes, Johann Henrich Stephan, war der Müller der Mühle. Nach dem Tod des Johann Conrad Vogel im Jahre 1750 übernahm Andreas Stephan dessen Pacht.
Hessen hatte bis zur Geburt Johann Henrich´s bereits schwere Lasten tragen müssen, ein Krieg folgte dem anderen.
Ausgelöst wurde dieser 80 Jahre dauernde Konflikt durch das Testament des letzten gesamt-hessischen Landgrafen Philipp I. im Jahre 1567. Unter seinen vier Söhnen wurde das Land aufgeteilt:
Der zweitälteste Sohn, Ludwig, erhielt ein Viertel des väterlichen Besitzes, Oberhessen in der Mitte Hessens ( Hessen-Marburg), mit der Stadt Marburg und der Festung Gießen.
Leider starb Ludwig bereits 1604 kinderlos und verfügte, dass Hessen-Marburg zu gleichen Teilen zwischen den Söhnen seiner zuvor verstorbenen Brüder Wilhelm und Georg aufgeteilt wird. Bedingung des Erbes war, dass der lutherische Glaube einheitlich in ganz Hessen-Marburg erhalten bliebe. Hessen-Kassel war jedoch nach 1592 dem calvinistischen Glauben gefolgt, so erlosch der testamentarische Anspruch auf den Anteil des Onkels. Gerichtsurteile wurden nicht anerkannt, militärische Aktionen waren jedoch mangels eigener Stärke noch nicht nicht möglich, was sich mit dem beginnenden Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ändern sollte und die Bewohner in eine kriegerische Dauerfehde verstrickte.
Die Hessen litten nun sowohl unter ihrem jeweiligen Landesherren, also auch unter den durchziehenden Truppen, mal mehr, mal weniger stark wurde geplündert, gebrandschatzt und gemordet. Die eigenen Landesherren brauchten zudem neben Steuern vor allem Soldaten, Unterkünfte und Verpflegung, dazu kamen Seuchen, Ernteausfälle und Hungersnöte.
Das Amtsprotokoll der Stadt Hungen berichtete am 27. Oktober 1621, dass
80 Pferde unter Rittmeister Oppermont und 80 Musketiere von Kaptain Esch Compagnie zu Friedberg-Hungen vorbei nach Bessingen gezogen sind, um das Dorf in Grund zu plündern und große Beuten zu machen. Es wurde alles zertrümmert, zerschlagen, die Kirche aufgebrochen und alles zerrissen.
Dorfchronik Nieder-Bessingen 19792
Dauerhaft beigelegt wurde der Erbkrieg im April 1648 im Rahmen von Verhandlungen, die parallel zum Westfälischen Friedenskongresses unter Vermittlung von Herzog Ernst von Sachsen-Gotha geführt wurden und noch vor dem Westfälischen Friedensvertrag in einem Einigungs- und Friedensvertrag besiegelt wurden.
Oberhessen wurde aufgeteilt. Darmstadt musste dabei zugunsten von Kassel auf einen beträchtlichen Teil Oberhessens mit Marburg und weiteren besetzten Gebiete verzichten. Die Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit der Festung Rheinfels fiel an die hessen-kasselische Sekundogenitur Hessen-Rheinfels-Rotenburg.
In den folgenden Jahrzehnten gab es einige kleinere örtliche Grenzverschiebungen, so dass im Jahre 1744 Hessen politisch so aussah:
Le Flambeau de la Guerre Allumee au Rhin, Pieter Schenk, 1744 3
Was machte den Hessen das Leben noch schwer?
Leibeigenschaft
Viele Hessen waren Leibeigene, sie durften ihre Dörfer nur mit Erlaubnis verlassen, die Leibeigenschaft endete in Hessen rechtskräftig 1813. Hohe Lasten, wie Fron-, Hand- und Spanndienste, so dass man kaum Zeit fand für seinen eigenen Unterhalt zu sorgen.
Ein Johann Ludwig Vogel aus Sembd beantragte die Entlassung aus der Leibeigenschaft 1771.
Darmstadt, Aufnahmen von Bürgern und Beisassen 1716-1822 S-V (ST12-11-Nr117-123)
Wetterunbilden, die für Missernten sorgten:
Le lagon gelé en 1708, von Gabriele Bella: Die gefrorene Lagune in Venedig im Winter 1708 6
Bereits die Winter 1683/1684 und 1694/1695 waren extrem kalt und hatten die darauf folgenden Ernten beeinflusst, doch der Winter 1708/1709 war so eisig, selbst Länder mit in der Regel milden Wintern wie Portugal oder Italien waren betroffen, die Lagune von Venedig war gefroren, ebenso der Gardasee und auch Teile des Bodensees. Der Winter gilt als der kälteste der letzten 500 Jahre und ging als „Zeit der Wölfe“ in die Analen ein. Diese kamen vor Hunger in ganz Europa die Dörfer und trieben dort ihr Unwesen. Die Folge dieser Wetterextreme waren Missernten, Teuerungen und Hungersnot in weiten Teilen Europas, die Menschen starben zu hunderttausenden. Ein weiteres Mal trat ein solches extremes Wettergeschehen im Winter 1739/1740 auf, zudem gab es in diesen Wintern Tauwetterperioden mit Überschwemmungen, die anschließend gefroren. 4
Natürlich geb es weitere Wetterphänomene, Überflutungen, Dürren, in der Zeit vom 05.12.1703 bis 13.12.1703 tobte ein gewaltiger Sturm über Europa, er wies Windgeschwindigkeiten von mehr als 260 km/h auf und forderte ebenfalls tausende Opfer.5
Die so gebeutelte Bevölkerung suchte einen Sündenbock und Verantwortlichen für all die Katastrophen, was die bis dahin eher geringe Hexenverfolgung antrieb und einige Menschen in Verruf brachte.
Die letzte Hinrichtung wurde in Gambach (Grafschaft Solms-Braunfels) nach einer Anklage wegen Brandstiftung und Zauberei 1718 vollzogen.7 Der letzte Prozess – mit unbekanntem Ausgang – fand in dem zum Kurfürstentum Mainz gehörenden Nieder-Mörlen 1739.8
Räuberbanden
Als würde das nicht reichen, trieb sich seit 1718 eine Räuberbande in der Wetterau herum, die im Januar und Februar 1725 endlich dingfest gemacht werden konnte. Am 14. und 15. November 1725 waren die Hinrichtungen, der Anführer Johannes la Fortune „Hemperla“ wurde gerädert, 9 gehängt, 11, darunter 8 Frauen, denen man die Kinder weggenommen hatte, wurden enthauptet.
Hessische Chronik, Johann August Koch, Marburg 1855, p. 105
Auswanderung
In die Zeit von 1722-1726 fällt der erste große Schwabenzug – auch karolinischer Schwabenzug genannt. Der Kameralbeamte Franz Albert von Craußen war mit der Anwerbung von Siedlern für die Kolonisation im Banat beauftragt und bemühte sich persönlich um die Freilassung von Auswanderungswilligen in den Reichs-Kanzleien von Trier, Mainz, Darmstadt, Speyer und Fulda. Sein Werbebüro im Worms führte die Verhandlungen mit Behörden, er war bei der Passerteilungen behilflich und teilte auch Transporte ein.
Diese Werbung war so erfolgreich, dass man in Hessen-Kassel beispielsweise 1723 nicht nur ein Auswanderungsverbot erließ, sondern nach den heimlichen Auswanderern wie nach Verbrechern fahndete. Es wurden Steckbriefe verbreitet und um Ergreifung und Auslieferung ersucht, wer gefasst wurde, wurde zur Zwangsarbeit verurteilt. An den Sammelplätzen hatte man „Agenten“ untergebracht, die herausfinden sollten, wer sich heimlich davon machen wollte und sie dann den Behörden meldete. Das Auswanderungsverbot wurde 1725 erneuert. Ab 1736/1737 wurden Deserteure mit „Sippenhaft“ gestraft, man konfiszierte das Vermögen der Familie. Wer einen Deserteur unter brachte oder durchziehen ließ, musste eine Strafe zahlen, das Dorf einen Ersatz für einen neuen Rekruten leisten. 1748 gab es ein erneutes Auswanderungsverbot, als weitere Auswanderer nach Ungarn zogen. 1753 wurden Werber für Nordamerika verboten, 1765 und 1767 für Russland.
Den Handwerksburschen riet man, die Walz in heimischen Landen durchzuführen, jedoch hatten sie es nach wie vor am einfachsten, nicht von ihren Wanderungen in die Heimat zurück zu kehren, im Gegensatz zu jenen, die vor Ort erst verkaufen mussten, was heimlich kaum möglich war.
In Hessen-Kassel war das Fortgehen von zu Hause jedoch durch Zwang der Obrigkeit zur Normalität geworden, die Gesindeordnung von 1736 verpflichtete die Eltern zum Verdingen ihrer Kinder auswärts, wenn sie nicht nachweislich zu Hause im elterlichen Betrieb gebraucht wurden, Heimarbeit von Frauen wurde als Alternative zum Eingehen eines Dienstverhältnisses beim Bauern gestattet. Zumeist wurde Wolle gesponnen, gewebt oder Flachs angebaut und verarbeitet. Die Abwerbung innerhalb Hessen-Kassels, vor allem aber ins Ausland, wurde 1765 bei Zuchthausstrafe untersagt.
Gesinde-Ordnung 11
Um den Durchzug nicht hessischer Kolonisten zu verhindern, wurden die Beamten mit Strafzahlungen belegt und Fuhrwerksbesitzern 1767 Strafen auferlegt, sollten sie Russlandauswanderer fahren.
Letztlich wurde durch die Mehrheit der deutschen Fürsten beim Kaiser 1768 ein allgemeines Auswanderungsverbot aus dem Deutschen Reich erwirkt, um ein Ausbluten der Bevölkerung zu verhindern, da es an Untertanen mangle.
Die fürstlich-ysenburgische Verwaltung in Büdingen sah das jedoch anders. Den Vorwurf, 30 Hessen-Hanauer würden heimlich auswandern, beantworteten sie mit der Feststellung:
1. der russische Gesandte am Reichstag zu Regensburg von Simolin sei beim gesamten Reich accreditiert, dessen Tatigkeit daher legitim, und einer von ihm autorisierten Person (Facius) konne daher der Aufenthalt nicht versagt werden. 2. habe Facius keinen Platz zum Anwerben der Auswanderungswilligen gesucht – dies sei schon zuvor geschehen -, sondern einen Sammelplatz für den Abtransport. 3. habe man angenommen, die Russlandauswanderer hatten formell um ihre Entlassung aus dem Untertanenverband bei ihrer jeweiligen Obrigkeit nachgesucht, und sei sich schliesslich 4. eines Verstosses gegen die Reichsconstitution nicht bewusst.
Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 91-92, Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde Druckerei Neumeister, 1986, p.729
Da nur Ehepaare das Tagegeld für die Reise und in Russland ein Stück Land sowie die nötigen Materialien und Ausrüstungen erhielten, gaben sich viele der Auswanderwilligen das Ja-Wort. Manche, die zuvor keine Heiratsbewilligung erhielten, da sie kein Auskommen für eine Familie gehabt hätten, andere, die sich unterwegs trafen und beschlossen, diesen Schritt einfach zu gehen, ohne sich länger zu kennen.
KB Schlitz 1766
Entsprechend finden sich die Vermerke der Pfarrer in den Kirchenbüchern. Die bekannteste Massenhochzeit der Russlandkolonisten fand in Büdingen statt. 375 Paare wurden „auf Verlangen des Russisch Kayserl. Commissariats copulirt„. 10
KB Büdingen 1766
Unter diesen Trauungen findet sich am 16. März 1766 auch Johannes Vogel, der Bruder des Johann Henrich Vogel aus Mühlsachsen. Er wurde am 6. Januar 1740 in Mühlsachsen getauft. Seine Frau Anna Martha Kratzin stammte aus Ober-Bessingen, wurde dort am 8. Januar 1737 getauft.
KB Büdingen 1766
Aus ganz Hessen und anderen Regionen trafen immer mehr Menschen ein, die Büdinger Händler machten einige gute Geschäfte mit ihnen, ehe sie sich in Trecks von jeweils etwa 500 Menschen nach Lübeck aufmachten. Dort wurden sie verschifft nach Oranienbaum bei Petersburg, um hier den Treueeid auf die russische Krone abzulegen und anschließend auf dem Landweg oder per Schiff weiter zu reisen, in ihre neue Heimat rund um Saratow an der Wolga. Dafür waren sie viele Monate, teilweise ein Jahr unterwegs.
Zunächst musste jedoch vom Sammelplatz Büdingen aus der Weg nach Lübeck angetreten werden. Der Landweg benötigte Begleiter der Trecks, viele teure Fuhrwerke und barg die Gefahr, dass man durch die Behörden aufgegriffen und zurück geschickt wurde. Ein Fuhrwerk schafft höchstens 25 km am Tag, die Reise dauerte daher mindestens 5 Wochen.
Unterwegs gab es immer wieder Hochzeiten, so kann man in den Kirchenbüchern der Durchzugsorte weitere Auswanderer finden:
KB Wöhrd 1766
Schneller kam man auf dem Wasserweg voran, jedoch mussten auch hier weite Teile Hessens umrundet werden, so schiffte man ab Worms den Rhein hinauf und verließ Richtung Hannover die Gegend, um sich nach Lübeck auf zumachen.
Lübeck, eher sonst eher beschaulich, wurde seit 1765 von tausenden Menschen belagert, die auf ihre Einschiffung warteten. Pro Schiff konnte man 280 Passagiere befördern, die Überfahrt dauerte bei günstigen Verhältnissen 9-11 Tage, aber es konnte bei Flaute auch Wochen dauern..
Mühlentor-Kurtinentor in Lübeck 1779 12
Der Lübecker Jurist Gabriel Christian Lemke organisierte seit dem 30. Mai 1766 für die russischen Regierung die Abfahrt der Kolonisten. Zunächst brachte man die etwas wohlhabenderen in einem der Bürgerhäuser, die anderen in Baracken in der Nähe des Hafens unter. Hier musste auf die Abfahrt gewartet werden, die Gebäude wurden streng bewacht, um Fluchtversuche zu unterbinden.
Während der Wartezeit erhielten die Männer acht, Frauen fünf, Kinder drei und Kleinkinder einen Schilling Tagegeld pro Tag, zudem wurden Nahrungsmittel ausgegeben.
„6.
Acht Schilling alle Tage Bekam ich zu verzehren Könnt gehen wo ich wollt Hat mich an nichts zu kehren So lebt ich 14 Tag Ganz ruhig im Quartier Allein da gings zu Schiff Ein sehr betrübt Plamir.
7.
Da ward ein jeder Mann Mit Brofiant versehen Und so nach Petersburg Ins Schiff hinein zu gehen Allein condrerer Wind Macht uns die Reise schwer Das Brofiant ging auf Die Taschen wurden leer.
8.
Sechs Wochen mußten wir Die Wasserfahrt ausstehen Angst, Elend, Hungersnoth Täglich vor Augen sehen Also daß wir zuletzt Salz-Wasser, schimmlich Brod Zur Lebens unterhalt Erhielten kaum zur Noth.“
Von Johannes Vogel und Johann Henrich Vogel ist bekannt, das sie in der Kolonie Dobrinka am 20. Juni 1767 registriert wurden, 15 Monate, nachdem Johannes in Büdingen getraut wurde.
* O-Ton A. Vogel während der Suche nach seinen Vorfahren
1Karte von dem Großherzogthume Hessen : in das trigonometrische Netz der allgemeinen Landesvermessung aufgenommen von dem Grossherzoglich Hessischen Generalquartiermeisterstabe, Darmstadt 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen), Blatt 11: Giessen [1 : 50000], Ludwig Lyncker
7 Katharina Ratz „Ratzkatrein“, wurde zusammen mit Katharina Schöffer und Anna Regina Scheidt auf dem Galgenberg bei Griedel öffentlich verbrannt. Voraus gegangen waren mehrere Feuersbrünste (1703, 1715 und 1717), bei denen das Dorf Gambach jeweils erheblichen Schaden nahm (1703 = 81 % der Wohnhäuser abgebrannt) und die mit der Katharina Ratz in Verbindung gebracht wurden. Sabine und Hagen Vetter, Heimatbuch Gambach, 1983/1984
8 Verhör des elfjährigen Josef Simmerock, der von Reisen seiner Stiefmutter durch die Luft berichtete; Dr. Joachim Hönack, Vorsitzender des Nieder-Mörler Geschichtsvereins, 1997
9 Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 91-92, Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde Druckerei Neumeister, 1986, p.72
10 Decker, Klaus-Peter, Büdingen als Sammelplatz der Auswanderung an die Wolga 1766, Büdingen 2009, p.61
11 Gesinde-Ordnung, So Der Aller-Durchläuchtigste, Großmächtigste Fürst und Herr, Herr Friedrich, Von Gottes Gnaden der Schweden, Gothen und Wenden König, [et]c. [et]c. [et]c. Landgraff zu Hessen, Fürst zu Herßfeld, Graff zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhayn, Nidda und Schaumburg, [et]c. [et]c. Im Jahr M DCC XXXVI. publiciren lassen; Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Gern möchte ich auf ein besonderes Buch aufmerksam machen
Foto: Nestan Tatarashvili
Die Deutschen Siedlungen und das deutsche Architektonische Erbe in Georgien = German Settlements and architectural Heritage in Georgia
Die Architektin und Autorin Nestan Tatarashvili veröffentlicht hier Inventarisierungs- und Forschungsergebnisse aus ganz Georgien.
Sie besuchte in den Jahren 2015 bis 2018 mehrere Industriedörfer und 23 deutsche Siedlungen, um 1200 wertvollen Gebäude zu identifizieren und wissenschaftliche Forschungen durchzuführen.
Aufgrund dieses sehr umfangreichen Materials veröffentlichte sie die Ergebnisse 2018 in diesem Buch, welches die Geschichte von Migration, Religion, Wirtschaft, Kultur, Bildung und Architektur der deutschen Siedler enthält. Aufgezeigt wird die Entwicklung ihrer Siedlungen und Industriezentrum. Es gibt alte und neue Namen deutscher Siedlungen, ihre historischen und gegenwärtigen Standorte, alte und neue Karten, Zeichnungen der wertvollsten deutschen Häuser usw.
Das Buch enthält: • wissenschaftlicher Text und Bibliographie • Archivmaterial – Dokumente, Fotos, Karten, Projekte, Zeitung Kaukasische Post, Musik etc. • alte und neue Fotos, Karten, Zeichnungen usw.
Tatarashvili Nestan. Die Deutschen Siedlungen und das deutsche Architektonische Erbe in Georgien = German Settlements and Architectural Heritage in Georgia. Publishing House CEZANNE. Tbilisi, 2018 Texts in Georgian, German and English. Sprache: deutsch, englisch, georgisch. 240 pages, 23 X 29 cm. ISBN-978-9941-8-0101-3
Das in drei Sprachen – Georgisch, Deutsch und Englisch – in Tiflis veröffentlichte Buch des Architekten Nestan Tarashvili ist ein besonderes Phänomen bei der Erforschung des Themas „Deutsche Siedlungen im Südkaukasus“. Die Veröffentlichung unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten, des Ministeriums für Kultur und Sport Georgiens, der Nationalen Agentur für den Schutz des Kulturerbes Georgiens, der Gesellschaft zur Erhaltung des deutschen Kulturerbes in Georgien und der Europäischen Union im Südkaukasus zeugt von dem großen Interesse an einer solchen Veröffentlichung. Die Besonderheit und Bedeutung des Buches besteht darin, dass zum ersten Mal das Merkmal des architektonischen Erbes der Deutschen, der Arten und Stile von Gebäuden in all ihren Siedlungen in Georgien gegeben ist. Dies wird seit 2015 durch die Erhebung, Identifizierung und Bestandsaufnahme des über 200 Jahre erhaltenen deutschen Erbes ermöglicht. Es wurde von dem Verein zur Bewahrung des deutschen Kulturerbes im Südkaukasus, dessen aktives Mitglied die Autorin ist, durchgeführt und umfasst mehr als die Hälfte des Buchbandes einzigartige Illustrationen: Karten, Pläne und Arten von Kolonien; alte Postkarten über die Straßen und wirtschaftlichen Aktivitäten der Siedler; Kopien von Archivdokumenten (S. 102–138). Als nächstes folgen Illustrationen der deutschsprachigen Kaukasischen Post, die jeden Sonntag ab dem 18. Juni 1906 erscheint und das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Kolonisten widerspiegeln (S. 142–147). Auf einer Karte von Georgien sind 7 Kolonien und Zeichnungen einzelner Häuser eingezeichnet. Straßenansichten, erhaltene Gebäude und deren architektonische Elemente, das Innere von Häusern und Kellern, Fotos von Kirchen und Grabsteinen usw. werden in einzelnen Kolonien festgehalten. (S. 150–240). Insgesamt sind 23 Siedlungen in der Liste erfasst. Einige von ihnen haben heute Hinweistafeln mit den Anfangsnamen der schwäbischen Kolonien in georgischer und deutscher Sprache. Die Autorin gibt eine historische Skizze über die Umsiedlung von Schwaben und die Bildung separater, insbesondere subsidiärer Kolonien oder die Bildung deutscher Siedlungen in Fabriken. Basierend auf den untersuchten archivarischen Primärquellen, der wissenschaftlichen Literatur, Presseveröffentlichungen und den Erinnerungen von Wissenschaftlern und Reisenden, die die Kolonie im letzten Jahrhundert besucht haben, bietet sie ihren Standpunkt zu diesem Thema sorgfältig, geschickt und korrekt im Vergleich der Positionen einzelner Autoren an. Ein besonderes Verdienst der Autorin bei der Aufdeckung der aktuellen Situation, Lage und Namen ehemaliger deutscher Dörfer / Städte / in Georgien. Das Buch verdient Beachtung und war ein wichtiger Beitrag zum 200-jährigen Jubiläum (1818–2018) der Gründung deutscher Siedlungen in Georgien, das damals Teil des russischen Reiches war.
Немецкие поселения и немецкое архитектурное наследие в Грузии
Вышедшая в Тбилиси на трех языках – грузинском, не-мецком и английском – книга архитектора Нестан Та-тарашвили представляет собой своеобразное явление в исследовании темы «Немецкие поселения на Южном Кавказе». Издание под патронажем МИДа Германии, Министерства культуры и спорта Грузии, Националь-ного агентства по охране культурного наследия Грузии, Обществ по сохранению немецкого культурного насле-дия в Грузии и европейского – на Южном Кавказе сви-детельствует о глубокой заинтересованности в подоб-ной публикации. Особенность и значимость книги в том, что, во-пер-вых, впервые дана характеристика архитектурного на-следия немцев, типов и стилей построек по всем их поселениям в Грузии. Этому способствовала работа с 2015 г. по обследованию, идентификации и инвента-ризации сохранившегося за 200 лет немецкого наследия. Ее провело «Общество по со-хранению немецкого культурного наследия на Южном Кавказе» (Verein zur Bewahrung deutschen Kulturguts im Südkaukasus), активным членом которого является автор.Во-вторых, более половины объема книги занимают уникальные иллюстрации: карты, планы и виды колоний; старинные открытки с изображением улиц и хозяй-ственной деятельности поселенцев; копии архивных документов (с. 102–138). Далее – иллюстрации из немецкоязычной газеты Kaukasische Post («Кавказская почта» выхо-дила каждое воскресенье с 18 июня 1906 г.), отражающие хозяйственную и культурную жизнь колонистов (с. 142–147). Даны планы 7 колоний на карте Грузии и чертежи ин-дивидуальных домов. По отдельным колониям запечатлены виды улиц, сохранившие-ся здания и их архитектурные элементы, внутренний интерьер домов и подвалов, фото церквей и надгробных плит и т.д. (с. 150–240). Всего охвачены 23 поселения, представ-ленные по списку. На сегодня в некоторых из них установлены плакаты-щиты с указа-нием первоначальных названий швабских колоний на грузинском и немецком языках. Автор дает исторический очерк о переселении швабов и становлении отдельных, в частности дочерних, колоний или образовании немецких поселений при фабри-ках. На основе изученных архивных первоисточников, научной литературы, публи-каций прессы и воспоминаний посетивших колонии в прошлом веке ученых и пу-тешественников она скрупулезно, умело и корректно, в сопоставлении позиций от-дельных авторов, предлагает свою точку зрения по данному вопросу. Особая заслуга автора в выявлении современного положения, местонахождения и имен бывших не-мецких селений /городов/ в Грузии. Книга заслуживает внимания и явилась существенным вкладом к 200-летнему юби-лею (1818–2018) основания немецких поселений в Грузии, входившей тогда в состав Российской империи.
Т. Чернова-Дёке
«Ежегодник» (Международный ассоциации исследователей истории и культуры поссийских немцев. N4.)