Blumendorf – Kwieciszowice – Schlesien

Mein Dank gilt Frau A. Relin, durch welche Daten und Fotos zu Blumendorf an mich mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung übergeben wurden. In Erinnerung an alle Einwohner von Blumendorf.


Kurze Chronik

Ansicht Blumendorf um 19001

Am Rande des Isergebirgswaldes, unterhalb des Hohen Iserkammes und des Kemnitzkammes, liegt Blumendorf an der alten Zittauer Handelsstraße – eines der ältesten Dörfer im Isergebirge. Urkundlich erstmals 1305 erwähnt, deutet der Name Blumendorf auf gutes Weideland hin; (mhd Bluombesuoch =Weidegang).

Ausschnitt Neue Specialkarte des Riesengebirges / bearbeitet von Brey2

  • 13.6.1449, der königliche Hofnotar Laurentius Scholz, Sohn des verstorbenen Johannes Scholz aus Blumendorf, fertigt eine Urkunde in Liegnitz an3
  • 1527 zahlt Blumendorf 386 Taler Türkensteuer
  • 1647-1651 war nachweislich eine Schule in Blumendorf vorhanden4
  • 1666 alle Schulen mussten geschlossen werden4
  • 1674 Wohnhaus erbaut, welches noch immer erhalten ist
  • Ende des 17. Jahrhunderts entstehen auf den Lehden (ndd Leegde = Brachland) der Scholtisei 22 Häuslerstellen – „Lehdenhäuser“.
  • Um 1700 entsteht die Kolonie Steinhäuser, zuerst baut der Hauptmann Ducius von Wallenberg den Steinkretscham, so genannt wegen der vielen herumliegenden Steine, bald stehen 9 Häuser.
  • 1702 reißt das Hochwasser 9 Häuser und 3 Scheunen in Blumendorf mit sich und verwüstet die Äcker.
  • 1738 erhalten die Lehdenhäuser den Namen des regierenden Grafen Karl Gotthard von Schaffgotsch: Gotthardsberg.
  • 16.12.1740 Besetzung Schlesiens durch Preußen
  • 1742 (gleich zu Beginn der preußischen Zeit) wird im Haus des Christoph Bergmann eine Schule eingerichtet, von ihm stammte auch die erste Blumendorfer Chronik
  • 20.1.1742 der Richter Johann Christoph Feist aus Blumendorf und Gottfried Hoffmann, Gerichtsgeschworener von Antoniwald, erhalten die Erlaubnis zum Bau eines evangelischen Bethauses in Kunzendorf, die stärkere Gemeinde Blumendorf hatte dem Begehren der Kunzendorfer nachgegeben, weiter der Giehrener Kirche angehören zu wollen4
  • 18.5.1742 Wiederaufnahme der Amtshandlungen mit dem Blumendorfer Begräbnis des halbjährigen Sohnes des Schenken Gottfried Wiesner4
  • 23. Mai 1742 Wiederaufnahme der Amtshandlungen mit dem Täufling aus Blumendorf Helena Hain, Tochter des Häuslers Hans Christoph Hain4
  • 1765 der Blumendorfer Johann Gottlieb Dreßler wird Pastor in Giehren
  • 1781 Kanzel und Altar für die ev. Kirche
  • 1792 zum 50-jährigen Jubelfest der Kirche erschien ein Büchlein von Pfarrer Ephraim Gottfried Künzel (Kunzendorf unterm kahlen Berge)
  • 1793 erscheint Nachricht von der Kirche zu Kunzendorf durch Mag. Fr. Hermann, Lauban (Kunzendorf unterm Walde)
  • 1795 Dorfbrand
  • 1802 Bau des Gemeindehauses
  • 1806 Bau des Schulhauses in Blumendorf4
  • 1817 baut Graf Schaffgotsch die Försterei Gotthardsberg.
  • 1820 wurde die ev. Kirche Kunzendorf für 476 Reichstaler staffiert, davon waren 53 durch den Blumendorfer Bauern Feist gestiftet worden4.
  • 1825 hat Blumendorf 1 evangelische Schule, 9 Bauern, 10 Gärtner, 75 Häusler, 1 Brettmühle, 1 Wassermühle und 471 Einwohner.
  • 1830 Blumendorf hat 105 Häuser, 466 Einwohner, 1 Schule in Kunzendorf, 1 Lohmühle, 1 Sägemühle, 1 Wassermühle, dazu 22 Lehdenhäuser in Gotthardsberg und den Ortsteil Steinhäuser an der Hirschberger Strasse10
  • 1832 wird eine neue Schule gebaut.
Evangelische Schule, Foto Edwin Bauer 19145

  • 1837 die Schulwirth Fischerschen Eheleute aus Blumendorf schenken der Kunzendorfer Kirche 2 Taler11
  • 14.1.1841 wurde der 34-jährige Schuhmacher Johann Ehrenfried Krause aus Erdmannsdorf auf dem Heuboden eines Wiesengutes von Gendarmen festgenommen und am 16. Januar nach Jauer in das Zuchthaus überführt. Krause war bereits mehrfach wegen Raub vorbestraft, war 1836 aus dem Zuchthaus ausgebrochen, steckbrieflich und gegen Belohnung gesucht. Die Belohnung erhielten der Gendarmerie-Wachtmeister Zumbrunn, Hirschberg; die Gendarmen Flauder, Schumann und Krebel, Jauer; die Gendarmen Baatz und Tschierschwitz, Löwenberg, der pensionierte Förster zu Warmbrunn12, 13, 14, 15
  • 1842 brennt das Gemeindehaus ab
  • 1846 sind im Dorf 1 Schule, 3 Bauern, 10 Gärtner und 86 Häusler, sowie 1 Sägewerk, 2 Wassermühlen und 1 Lohmühle (zum Rinde mahlen für Gerbstoffe, spätere Hausnummer 25, Nocke / Neue). Die Gemeinde, eingepfarrt nach Kunzendorf, hat Anteil an der Kunzendorfer Feuerspritze.
  • 1848 Parochie Kunzendorf am Kahlen Berg mit den Dörfern Kunzendorf, Blumendorf, Steinhäuser, Gotthartsberg und Antoniwald, insgesamt 1.160 Seelen. Es gibt in Kunzendorf eine Schule mit 70 Schülern, der Organist Talke ist Lehrer seit 1836, in Antoniwald, Gotthartsdorf und Blumendorf gibt es Nebenschulen, versorgt durch 2 Adjunkten., Schulvermögen 1.260 Taler.7
  • 15.12.1851 zur Gerichtskommission Liebenthal gehören die Stadt Liebenthal und die Dorfschaften Antoniwald, Blumendorf, Gotthardsberg, Birngruetz, Geppersdorf, Hennersdorf, Krummoelse, Kunzendorf und Langwasser10
  • 1860 vermacht die Bauerngutsbesitzerwitwe Eisner, geborene Feist, der Blumentaler Schule ein Legat von 50 Reichstalern8
  • 1864 wird Blumendorf an das Bahnnetz der Strecke Görlitz – Breslau angeschlossen und bekommt eine Haltestelle.
Haltestelle Blumendorf um 19115
  • nach 1870/17 Gründung Militärverein
  • 18.4.1867 der Bauer Johann Carl Ehrenfried Elsner hinterläßt der Kirche in Kunzendorf 50 Taler, der Blumendorfer Schule 75 Taler9
  • 1895 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Blumendorf
  • 1914-1918 sind 14 Blumendorfer im Ersten Weltkrieg als Soldaten gefallen bzw. vermisst.
Gefallenendenkmal Erster Weltkrieg6
  • 1922 Gründung Radfahrverein „Wanderlust Blumendorf“
  • 1925 ergibt die Volkszählung 389 Personen, davon 188 männlich. 356 Einwohner sind evangelisch, 33 katholisch.
  • Anfang der 20er Jahre nimmt Blumendorf Flüchtlinge und Ausgewiesene aus Posen-Westpreußen und Ost-Oberschlesien auf, deren Heimat Polen zugesprochen wird; z.B. unseren Lehrer Paul Jaster (Westpreußen) sowie Familie Roesner (Ost-Oberschlesien). Auch Lehrer Wengelewski/Antoniwald ist Westpreuße.
  • 1931 hat Blumendorf 90 Häuser, 98 Haushaltungen und eine Flächengröße von 375 Hektar. Der Grundsteuerreinertrag liegt bei 16,05 RM pro Hektar.
  • 1933 ergibt die Volkszählung 384 Einwohner,
  • 1939 sind es 351 Einwohner.  Es gibt 43 landwirtschaftliche Betriebe bis 5 ha (ehemals „Häuslerstellen“), 21 „Gärtner“ mit 5 – 10 ha und 5 Bauern: Friedrich Lorenz; Oskar Tietze; Ida und Reinhard Bergmann; Paul Neumann und Richard Enge. Waldarbeit und Rechenmachen sind Nebenerwerb für viele Häusler. Handwerker waren: Böhm (Schmied), Nocke (Mechaniker), Rehnert (Stellmacher), Boese (Müller), Gotsche (Bäcker), Gierth (Schreiner), Hentschel (Maler), Kittelmann (Schneider), Heue (Gärtner), Gringmuth (Fleischer), Emler, Hanke und Merdon (Schuster), Stannek (Gemüsehändler), Daniel und Schmidt (Kaufmann), Thomas (Fotograf). Meißner „Gerichtskretscham“ und Urban „Steinkretscham“ (Gastwirte).
  • 1939 – 1945 II. Weltkrieg, die meisten wehrfähigen Männer wurden zur Wehrmacht und in den Landwirtschaften durch Fremdarbeiter ersetzt, ab 1939 Polen, ab 1941 Ukrainer, die sich durch Abzeichen „P“ bzw. „OST“ kenntlich machen müssen.
  • 1940 wurde bei Heimann, Haus Nr. 39, ein Lager für 10 französische Kriegsgefangene eingerichtet. Bei Günther, Gotthardsberg Nr. 37, 9 gefangene Belgier untergebracht.
  • Januar 1945 Flüchtlingstrecks ziehen durch Blumendorf, andere – so ein Treck aus Weißenfels, Kreis Neumarkt – bleiben, als sich die Front stabilisiert, Monate einquartiert.
  • Mai 1945 Kapitulation und Einmarsch der „Roten Armee“. 35 Blumendorfer hatten als Soldaten an der Front oder in der Gefangenschaft ihr Leben gelassen, unter ihnen der Bürgermeister Paul Neumann – seit 10. 5. 1945 in Bunzlau vermisst.
  • 1. 7. 1945, Schlesien kommt unter polnische Verwaltung. Änderung der Ortsnamen: Blumendorf – Kwieciszowice; Gotthardsberg – Jaroszyce.
  • 12. 7. 1946 Vertreibung der Blumendorfer.

 zur Datenbank Blumendorfer Bewohner



1, 5 Ausschnitt Ansichtskarte um 1911

2 Neue Specialkarte des Riesengebirges / bearbeitet von Brey, domaine public Identifiant :  ark:/12148/btv1b84394217 Source :  Bibliothèque nationale de France, GED-509 Notice du catalogue :  http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb40723540f Provenance :  Bibliothèque nationale de France Date de mise en ligne :  04/07/2011

3Chronik von Lähn und Burg Lähnhaus am Bober; Augustin Knoblich, Breslau 1863, p. 86

4Jubelbüchlein für die evangelische Gemeinde zu Kunzendorf, Blumendorf und Antoniwald. Zur Feier ihres hundertjährigen Jubelfestes am 11. Juli 1842; Gottlob Friedrich Degner, evangelischer Pfarrer, Landholt Hirschberg

5 Foto: Bauer, Edwin, vor 1914, Aufn.-Nr.: df_hauptkatalog_0504845
Originalnegativ (Glas, 9/12 cm, schwarzweiß), Eigentümer: SLUB / Deutsche Fotothek, Detail: Giebelansicht mit Einfriedung, Permalink

Urheber Metadaten: Deutsche Fotothek (Bidok),
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz

Foto Gefallenendenkmal „Heimat Blumendorf“ 1996

7Historische Statistik der Evangelischen Kirche in Schlesien: nebst einer Kirchen-Charte, F.G. Anders, Glogau 1848, p604f

8Amts-Blatt der königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 18, 5.5.1860 p.153

9Amts-Blatt der königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 52, 28.12.1867 p.427

10Amts-Blatt der königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 52, 27.12.1851 p.546

11Amts-Blatt der königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 35, 1.9.1838 p.264

12Öffentlicher Anzeiger als Beilage des Amtsblatts Stück 12 der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 12 Oppeln, den 22.3.1836 p.138f

13Kaiserl. Königl, Kreisamtliches hochstellig conzessioniertes Leitmeritzer Amtsblatt Nr. 15 1836, Verordnungen und Kundmachungen p. 119 Nr. 3708

14Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 27, Liegnitz 4.7.1840 p. 22; 188f

15Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 14, Liegnitz 3.4.1841 p. 21, 94

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