Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Schlagwort: Krim

Zur Geschichte Süd Russlands I

Original von 1912 bearbeitet und ergänzt: J. Rzadkowski

(Eingesandt von Jakob Sommerfeld Karlsruhe im Kaukasus)1

  1. Fortsetzung

Von hier an beginnt die energische Auswanderung der russischen Bevölkerung in die Gebiete des heutigen Neurußlands, und zwar die jetzigen Gouvernements Cherson und Jekaterinoslaw, sowie auch die strengere Unterscheidung zwischen den unter einem Heiman stehenden „oberen“ Kosaken im Kiejwschen, Tschernigowschen und Poltanwaschen, d. h. den registrirten und ihrer Verwandtschaft und Anhang einerseits und den unter Kosaken, den Saporogern, in unseren Steppen andererseits. Anfangs bevorzugen die Saporoger, wie sich alle in den russischen Städten Angesiedelten nannten, auch wenn sie vielleicht nur den Sommer hier, den Winter aber in der alten Heimath verbrachten das Land zwischen Dnjepr und Bug, so weit es nicht in den Händen der Tataren war, also die heutigen Kreise Alexandria und Jelisawetgrad, des Chersoner und Werchnednjeprpetrowsk und Jekatherinoslawschen Gouvernements.  Im 17. Jahrhundert dehnten sie ihre Herrschaft auch über das Land am rechten Dnjeprufer aus. Hier reichte ihr Gebiet im Norden ungefähr bis zur Orel, im Osten bis zum Donez und im Süden bis zur Woltschja. In dem Gebiet, dass diesen Jägern und Kriegern von jeher das wichtigste gewesen war, d. Niederung zwischen dem heutigen Alexandrowsk und der Mündung des Rogatschik, dort befand sich an wechselnden Orten, immer auf der rechten Seite des Dnjepr (die Linke war tatarisch) der Sitz der Regierung dieser Aussiedler, die Sitsch2, wo nur ehelose Kosaken wohnen durften.

Karte der rechtsufrigen Gebiete nahc der Teilung 1667 durch den russisch-polnischen Vertrag von Andrussowo3

An der Spitze stand der Koschewoi Ataman4, der durch Wahl eingesetzt wurde und durch Stimmenmehrheit auch wieder abgesetzt werden konnte. Unter den Koschwoi standen die Atamans der Unterabtheilungen des ganzen Saporoger Heeres, der Kurenji, die den Charakter von Landsmannschaften trugen, da sich gewöhnlich die von einer Gegend Stammenden zu einer Kuren vereinigten. Solcher Kurenje gab es 38, deren Mitglieder ihren Wohnsitz hin und her im Lande, der Sitsch dagegen nur eine Vertretung hatten. – Die beste Einnahme hatten die Heeresregierungen von den fünf Ueberfahrten über den Dnjepr und der einen über den Bug, von bedeutendste bei der Mündung der Worskla ca. 12.000 Rubel jährlich Eintrug. Nächstdem brachte den meisten Gewinn die Abgabe von einem Rubel von jeder Familie der verheiratheten Kosaken, die über 12.000 Rubel im Jahr ausmachte. Eine nicht zu verachtende Einnahmequelle der Regierung war auch die Steuer von den zahlreichen Schenken. Abgaben der Kaufleute, die in der Sitsch oder an anderen bedeutenden Orten des Landes Handel trieben, oder der Tschumaken, die die Waaren aus der Krim und in die Krim beförderten, sowie verschiedene Strafgelder flossen zum kleinsten Theil in die Kasse des Heeres, sondern kamen mehr der örtlichen Behörde, die sie erhob oder auflegte, zu gut. Eine manchmal bedeutende, aber recht unsichere Einnahme der Heeresverwaltung waren die Geschenke von Moskau, Polen und von dem krimschen Chan.

Das Verhältnis der Saporoger, sowie auch der oberen Kosaken zum polnischen Reich war ein sehr wechselvolles. Bald werden sie vom König belobt und als Muster hingestellt, bald werden sie Feinde des Vaterlands genannt, die mit allen Mitteln bekämpft werden müssen – je nachdem sie gerade im Kampf gegen Türken oder Tataren oder den Zar von Moskau nöthig waren oder nicht oder je nachdem sie das gute Verhältniß zu diesen Staaten durch Räubereien, wofür die polnische Krone verantworten mußte, störten oder nicht. Die feindselige Stimmung gegen Polen wuchs jedoch beständig und endlich machten sich die Kosaken unter der Führung Bogdan Chmelnitzkis5 in der Entscheidungsschlacht an den Scheltya Wody, einem Nebenfluß des Ingulez, von diesem Reiche los und stellten sich unter die Oberherrschaft des Moskauischen Zaren.

„Der Tod des Stefan Potocki in der Schlacht von Zhovti Vody“ im Jahre 16486

In den darauffolgenden Kämpfen fielen die oberen Kosaken rechts vom Dnjepr wohl wieder an die polnische Krone zurück, aber die links vom Dnjepr wohnenden blieben endgültig bei Moskau, sowie auch die Saporoger. Diese letzteren freilich spielten auch jetzt das alte Spiel:  von wem sie Vortheil erhofften, dem dienten sie, heute dem Zaren, morgen dem Polen, und wenn´s Nutzen versprach, übermorgen dem türkischen Sultan. Wir verstehen dieses Hin und Her aber besser, wenn wir im Auge behalten, daß sie im Grunde eine vollkommen unabhängige Stellung inne hatten, und wenn wir sehen wie sich die Beherrscher von Polen, der Türkei, des heiligen römischen Reichs und sogar der Zar von Moskau dem sie doch eigentlich unterthan waren, sich immer wieder um ihre Bundesgenossenschaft bewarben, zumal wenn die Bewerbungen von manchmal recht bedeutenden Geschenken und in der Regel von den verlockendsten Versprechungen begleitet waren. Aber das muss gesagt sein. Sympathie führten die Kosaken nur zu dem stamm- und glaubensverwandten Moskau, dem ihre Nachkommen denn auch in Treue dienen bis auf den heutigen Tag.

Der Kampf zwischen Tataren und Türken einerseits und den Saporogern, dem Moskauschen und dem polnischen Reich andererseits drückte dem Leben in unseren Steppen im 17. und bis tief ins 18. Jahrhundert hinein den Stempel auf. Dem Tataren war’s nicht genug, zwischen Berda und Donau seine Schafe und Pferde zu weiden, er wollte von Zeit zu Zeit auch schnellen und reichen Gewinn erjagen, und den konnte er nur auf Raubzügen in die angrenzenden Gebiete finden, die ihm oft große Beute an Menschen und Vieh brachten. Kleine Raubüberfälle in russisches Gebiet kamen Jahr für Jahr vor, dann und wann auch große, die in ihren Folgen immer höchst verderblich waren. Wie störend und schadenbringend diese fortwährenden Beunruhigungen und der damit verbundene Menschenraub für die Kolonisation der Steppen-Grenzländer des Moskauischen Reiches war, sieht man aus dem beständigen und angestrengten Bestreben dieses Reiches, solche Ueberfälle thunlichst zu verhindern durch einen außerordentlich entwickelten Wachpostendienst, durch Anlage von Grenzwällen mit befestigten Orten, die eine kriegstüchtige Einwohnerschaft erhielten, und endlich: kriegerische Unternehmungen größeren Stils, um die Räuber in ihren Schlupfwinkeln zu bestrafen und ihnen Furcht vor der Macht des Zaren einzuflößen. –  

„Angriff der Tataren“ von Georges Marie Rochegrosse (1859-1938)7

Aber der Einbruch der tatarischen Banden geschah dadurch, daß jeder einzelne Reiter 2 – 3 Pferde mitnahm, die er nach Bedarf wechselte, mit so großer Schnelligkeit, daß gewöhnlich der Feind schon mit der Nachricht von seinem Anrücken ins Land kam. Die befestigten Wälle, so wirksam auch Gräben und Schanzen hergestellt waren, wie z. B an der heute noch imposanten, sogenannten Ukrainschen Linie zu sehen ist, im Süden des Poltawschen und Charkowschen Gouvernements vom Dnjepr zum Don zog, – die Tataren brachen durch, und ehe Hilfe dawer, waren sie meist schon wieder zurück und der Strafe entgangen. Auch die großen Strafzüge in die Krim, unter Golizyn im 17. und unter Minnich im 18. Jahrhundert, verliefen resultatlos, da die Tataren einer Schlacht auswichen und schließlich in den Einöden unsrer Steppen der Proviant für die zahlreiche Mannschaft und für die Pferde ausging, so daß nur der Rückzug die Heere vor großem Unglück bewahrte. – Der Moskauische Staat suchte übrigens dem massenhaften Verluste seiner Unterthanen bei den Raubzügen der Tataren dadurch zu begegnen, daß er von seinen Unterthanen eine besondere Abgabe erhob, eine sogenannte Gefangenensteuer, die zum Loskauf von Gefangenen verwendet wurde, und ferner dadurch, daß er zur Flucht aus der Gefangenschaft anspornte durch Verleihung besonderer Vergünstigungen an solche Gefangene, die sich durch Flucht in die Heimath gerettet hatten. Es ist aber doch begreiflich, daß unter diesen Umständen die Kolonisation der Steppe von Seiten des Moskauer Zarthums nur langsam von statten ging. Und auch die Besiedlung durch die Saporoger, obgleich sie immer weitere Gebiete umfaßte, war recht spärliche; Leute, die vornehmlich von Jagd und dem Ertrag irer Heerden leben, brauchen eben außerordentlich viel Raum.

Angriff der Kosaken in der Steppe8

Unsere Steppen begannen sich mehr zu bevölkern, erst als die Regierung zur Massenansiedlung schritt. Peter der Große griff als erster zu diesem Mittel und siedelte im Jahre 1723 ein Regiment Serben und Ungarn bei der Stadt Slawjansk an. In größeren Stil wurde die Besiedlung fortgesetzt von der Kaiserin Anna, die die „Ukrainsche Linie“ mit 20.000 Landwehrsoldaten besetzte, und von der Kaiserin Elisabeth, die Schaaren ausländischer Soldaten slawischer Abstammung als Ansiedler ins Land rief. In zwei großen Zügen, im Jahre 1751 und 1753, kamen sie herein und wurden im Nordosten des heutigen Chersonschen und im äußersten Osten dass sie Jekaterinoslawschen Gouvernements angesiedelt. Noch heute tragen viele Ortschaften im Osten des Bachmuter Kreises die Zahl der betreffenden Kompangie (pota), die sich damals da selbst niederließ, als allgemein gebräuchliche Namen, z. B.  wird das Dorf Beprhee am Donetz Lissitschansk allgemein „dritte Rotte“ genannt und so haben wir eine „fünfte“ Rotte u.a.m. – Zum Schutz der bei dieser Kolonisation aus dem Jelisawetgradschen nach Süden gedrängten Altgläubigen wurde unter diesen in beträchtlicher Anzahl russisches Militär angesiedelt.

Und was sagen die Saporoger zur Besitzergreifung dieser Gebiete, die sie z. Th. seit mehr als 150 Jahren in unbestrittenen Besitz gehabt hatten? Sie protestirten; aber das war auch alles. Seit Peter, der ihnen anfangs sehr gewogen gewesen war, sie für ihr Bündniß mit Mareppa und Karl von Schweden im Jahre 1709 aus dem Lande vertrieben hatte, war ihre Macht dahin. Und als sie auf die Erlaubniß der Kaiserin Anna im Jahre 1733 wieder zurückkehrten, konnten sie ihre frühere Stellung als nur dem Namen nach abhängiger, in Wirklichkeit aber selbstständiger Staat im Staate nicht mehr zurückgewinnen. Sie hatten auch ihre Bedeutung verloren. Die Tataren war nicht mehr so zu fürchten wie einst, und man brauchte die Kosaken nicht mehr als Bollwerk gegen sie. Die enormen Gebiete zwischen Bug und Donetz, über die hin sie ihre Chutore und Ansiedlungen ausgebreitet hatten und über die sie allein verfügen wollten, versprachen dem russischen Reich einen vortheilhaften und schon lange erwünschten Gebietszuwachs; und schon darum durfte Rußland sie in keinen anderen Händen sehen, weil sie auf dem Wege zum Schwarzen Meer lagen, wohin es seit Jahrhunderten strebte. Aber trotzdem die Saporoger nur noch einen Schatten ihrer früheren Macht besaßen, gaben sie, von ihrem Recht überzeugt, ihre Ansprüche doch nicht auf und versuchten endlich sogar noch einmal mit Gewalt den Serben und Jelisawetgrad das Land, das Elisabeth ihnen angewiesen hatte, zu entreißen. Diese und andere Gewaltthätigkeiten veranlaßten die Kaiserin Katharina, den Saporogern ein Ende zu machen. Im Mai des Jahres 1775 wurde die Sitsch besetzt und der letzte Ataman mit dem ganzen Bestand des Heeresregierung gefangen genommen.

Bild einer Sitsch10

Die verheiratheten Kosaken, die hin und her zerstreut wohnten, blieben im Lande und genossen weiterhin die Rechte militärischer Ansiedler. Ein Theil der unverheiratheten, die den Kern des Heeres bildeten, wanderte an die Donau aus; ein anderer an den Kuban und bildete dort den Grundstock der hervorragend kriegstüchtigen Schwarzmeerkosaken9. Kurz vorher war auch endlich das größte Hinderniß der gedeihlichen Kolonisirung der südrussischen Steppen aus dem Wege geräumt worden. Nach langem blutigen Krieg mit der Türkei, zu dessen Beginn die Tataren noch einmal bei einem schrecklichen Raubeinfall den Boden der russischen Grenzlande mit Blut überschwemmt hatten, so daß diese furchtbare Zeit noch lange im Gedächtniß des Volkes haften blieb, – nach langem Krieg trat der Sultan im J. 1774 die Küstenländer von Kertsch bis Kinburn an Rußland ab und entsagte allen Hoheitsrechten über die Krim. Diese wurde darauf unter russisches Protektorat genommen und neun Jahre später mit dem Reich endgültig vereinigt.

Carte du Gouvernement de Tauride, Comprenant la Krimee et les Pays Voisins. Dezauche, Jean Claude. Paris, 178811

Jetzt galt es aber die Steppen zu besiedeln, denn was an Bewohnern vorhanden war, verschwand auf dem unendlichen Ebene ganz und gar. Trotz aller Colonisationsarbeit im 18. Jahrhundert konnte Potjemkin die Einwohnerzahl der Jekaterinoslawer Statthalterschaft die die heutigen Gouvernements die Jekaterinoslawer und Cherson, ein bedeutendes Gebiet des Taurischen und Theile des Poldawschen, und Podolischen Gouvernements umfaßte, nur auf 150.000 Seelen beziffern; heute hat jeder einzelne der 8 Kreise des Jekaterinoslawschen Gouvernements, eine größere, einige darunter eine doppelte und dreifache Einwohnerzahl. Um rieser Menschenarmuth des sonst so reichen Landes abzuhelfen, vertheilte die Krone an Personen aus dem Offizier- und Beamtenstand je nach dem Rang kleinere oder größere Ländereien, der Bedingung Eigenthum wurden, daß die Empfänger sie besiedelten mit „verheirathetem und seßhaftem Volk aus zuverlässigen und nicht verbotenen Orten.“ Die Durchführung dieser weisen Maßregel hat am meisten zur Besiedlung unserer südrussischen Steppen beigetragen und besonders aus Kleinrussland sehr viele Auswanderer angezogen. – Von fremdländischen Völkerschaften haben damals an der Besiedlung hauptsächlich theilgenommen: Armenier, Griechen und Deutsche. Die Armenier kamen im Jahre 1779 aus der Krim und legten die Stadt Nachitschewan am Don sowie 5 Kolonieen in der Steppe an, die bis jetzt existiren. Die Griechen, die im selben Jahre, 17.000 Seelen stark, die Krim verließen, erhielten im heutigen Mariupolschen Kreis Wohnplätze angewiesen und gründeten dort die Stadt Mariupol und 24 Kolonien.

Die Übersiedlung griechischer Christen von der Krim an die Küste des Asowschen Meeres in den Jahren 1778-178012

Das wichtigste Kolonistenmaterial stellten jedoch die Deutschen. Ueber deren Einwanderung, Verbreitung und gegenwärtige Lage wird im folgenden Abschnitt ein trefflicher Kenner unseres Südens dem Leser Bericht erstatten.

Fortsetzung folgt 

1Zeitungsartikel, erschienen in „Der Staats-Anzeiger, Bismarck, N.D.“ 21.11.1912, Abschrift wie im Original und kommentiert: J. Rzadkowski

2 kleine Städtchen und Siedlungen aus Holz

3 Alex Tora – Own work by uploader (based on Енциклопедія українознавства (у 10 томах) / Головний редактор Володимир Кубійович. — Париж, Нью-Йорк: «Молоде Життя», 1954—1989.) Правобережжя 1.4.2009 CC BY-SA 3.0 rechtsufrige Ukraine

4 Oberhaupt (Ataman koschewoi)

5 Anmerkung Chmelnyzkyj-Aufstand 1648-1657, siehe Wikipedia: „Die Kosaken begannen einen unaufhaltsamen Vormarsch Richtung Westen, wobei während des Feldzugs Massaker großen Ausmaßes an Polen, Jesuiten, römisch-katholischen Geistlichen und Juden begangen wurden. Wie viele Juden den Pogromen zum Opfer fielen, ist aufgrund der Quellenlage nicht mit Sicherheit auszumachen: Der Völkermordforscher Gunnar Heinsohn schätzte, dass zwischen 34.000 und 42.500 Menschen ermordet wurden.Der in Israel lehrende Historiker Shaul Stampfer kam bei seinen Berechnungen auf 18.000 bis 20.000 Tote, was etwa der Hälfte der damals in der Ukraine (Rotruthenien dabei nicht mitgerechnet) lebenden Juden entsprach. „Die Grausamkeit der Kosaken setzte grauenerregende Vorbilder in die Welt.“ Viele Juden (möglicherweise mehr als 1000) konvertierten zur Orthodoxen Kirche, um ihr Leben zu retten. Mindestens 3000 Juden verkauften die Kosaken als Sklaven in das Osmanische Reich.“

6 Death of Stefan Potocki at the Battle of Zhovti Vody 1648, Juliusz Kossak  (1824–1899) gemeinfrei, Originalquelle: http://kpbc.umk.pl/dlibra/doccontent?id=40038&dirids=1

7 Angriff der Tataren von Georges Marie Rochegrosse (1859-1938) Bild ID: 837997 auf Meisterdrucke

8 An attack of Zaporozhian Cossacks in the steppe von Franz Roubaud  (1856–1928) gemeinfrei, Quelle http://www.bg-gallery.ru/image.php?img_id=588

9 Anmerkung: Die überlebende Kosaken nach dem Ukas “ Zaporozer Sic“ von 1775 formierten sich 1788 als Schwarzmeerkosaken Heer, wurden im Kampf gegen die Osmanen eingesetzt und als Bug Kosakenheer am Westufer des Schwazen Meeres angesiedelt, später am rechten Ufer des Kuban. Sie bewahrten ihre Traditionen auch im später geschaffenen Kuban Kosakenheer. siehe Andreas Kappler: Die Kosaken, C.H. Beck, München, 2013, p 38f

10 Aleksandr Rigelman – Д. И. Яворницкий, Запорожье в остатках старины и преданиях народа: У 2-х ч. — СПб., 1888. — Ч. 2. — С. 168, Рис. 32; https://www.libr.dp.ua/fullkr/index.php?pbp=699 Public Domain Bild in der WIkipedia

11 Carte du Gouvernement de Tauride, Comprenant la Krimee et les Pays Voisins. Dezauche, Jean Claude. Paris, 1788

12 Kira Kaurinkoski: Les Grecs dans l’Empire russe et en Ukraine, Mondes méditerranéens et balkaniques (MMB) | 11; 2018; p. 51-86, Fig. 3 – Le transfert des chrétiens grecs de Crimée sur les rives de la mer d’Azov en 1778-1780.

Schwabenzüge

Alle Wege führen nach Rom? Oder doch nach Südrussland?

Einige Kolonisten suchten zunächst ihre neue Heimat in den durch die Türkenkriege fast menschenleeren Steppen Ungarns, Slawoniens, der Batschka und im Banat.

Blicken wir zunächst kurz in die Geschichte, die Gründe für diese notwendige Besiedlung begann im Jahre 1453 nach dem Zerfall des Byzantinischen Reichs, als die Osmanen begannen, ihr Reich nach Europa auszudehnen. Viele Völker unterwarfen sich und zogen für die Osmanen in den Krieg, obwohl sie Christen waren (u.a. Griechen, Bulgaren, Albaner, Serben, Walachen), andere bekämpften die einfallenden Truppen erbittert, dazu gehörte die Republik Venedig, das Königreich Ungarn, die Habsburgermonarchie mit dem Heiligen Römischen Reich und Polen-Litauen, ab dem späten 17. Jahrhundert auch Russland.

Andere Europäer verbündeten sich mit den Osmanen gegen gemeinsame Feinde, so Frankreich und Schweden, Polen-Litauen im 17. Jahrhundert mit dem Khanat der Krimtataren.

Die Ausdehnung des Osmanischen Reiches168312

Am 14. Juli 1683 begann die Belagerung von Wien, am Morgen des 12. September begann der Angriff in der Schlacht am Kahlenberg des 80.000 Mann starken Entsatzheeres unter Polens König Jan III. Sobieski, der die Türken vertreiben konnte. So endete diese Besatzung.

Bildausschnitt aus dem Gemälde Belagerung und Entsatz der Stadt Wien im September 168313

Das erste habsburgische Impopulationspatent zum Zwecke der Wiederbesiedlung des im Kriege verwüsteten Königreichs Ungarn wurde von Kaiser Leopold I. bereits am 11. August 16891 erlassen.

1716 konnte auch das Banat nach 164 Jahren als letztes ungarisches Gebiet unter Prinz Eugen von Savoyen von der osmanischen Herrschaft befreit werden. Dieses Gebiet war das Grenzland zwischen den damals aufständigen Madjaren (Kuruzenkriege) und den ihnen freundlich gesinnten Türken, so wurde das befreite Banat zu einer Krondomäne und als unveräußerliches Krongut des Herrschers verwaltet, Privatobrigkeit durch Kirche oder Großgrundbesitzer gab es nicht.

1722/1723 wurde dem Preßburger Landtag ein Gesetzesentwurf2 zur Wiederansiedlung der leeren Landschaft und Sicherung der Region durch ausländische Kolonisten vorgelegt, dieser Zuzug wurde später als „Drei Schwabenzüge“ bekannt. Die Schwaben wanderten jedoch nicht nur innerhalb dieser besonders großen Auswanderungswellen, sondern auch in vielen kleinen in ihre neue Heimat.

Der Erste (Karolinische) Schwabenzug ins Banat war unter Kaiser Karl VI. 1723 bis 1726, mit etwa 15.000 – 20.000 Einwanderern aus dem Elsass, Lothringen, Hessen, Franken, Baden und der Pfalz. Ihre Ansiedlung erfolgte nach strategischen Gesichtspunkten zur Grenzsicherung entlang der nördlichen Grenze, der Marosch und im Süden entlang der Donau. Die Kolonisten gelangten so nach Guttenbrunn, Werschetz, Perjamosch, Deutschsanktpeter, Pantschowa, Weißkirchen, Jahrmarkt, Ulmbach, Tschakowa, Detta, Rekasch, Lugosch und Deutschbokschan.

Bereits am 8. Juni 1724 erfolgt ein Auswanderungsverbot des Erzbischofs von Trier3, die erzbischöfliche Regierung zu Trier warnt vor der Auswanderung nach Ungarn, die nur für Personen mit mindestens 200-300 Gulden Vermögen in Betracht käme, da alle Kosten der Übernachtung und Verpflegung selbst getragen werden müssen und der Kaiser überhaupt nicht arme Leute als Einwanderer im Banat haben will.

Grund dieser Maßnahme war vermutlich die zuvor erhobene Beschwerde15 von rund 500 schwäbische Untertanen, die sich auf der Durchreise nach Ungarn befanden, und sowohl in Marxheim als auch Wien erneut Fuhrgeld entrichten sollten, obwohl sie gemäß den ihnen verliehenen Privilegien von allen derartigen Abgaben befreit waren.

Es folgt am 28. August 1724 ein Patent des Schwäbischen Kreises gegen die Auswanderer nach Ungarn4. Der Bischof Johann Franz von Konstanz und Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg machten bekannt, daß künftig nur noch Familien mit entsprechenden Geldmitteln und einem Paß der kaiserlichen Hofkanzlei über die ungarische Grenze gelassen werden, da zahlreiche arme Auswanderer in Ungarn vom Betteln leben müssen und häufig sogar zurückkehren. Es wird grundsätzlich vor den Versprechungen falscher Kommissare gewarnt, die die Auswanderer betrügen wollen.

Am 11. Juni 1728 wurde in Wien zwischen der Hofkammer und dem kaiserlichen Kameral-Oberverwalter Johann Franz Falck ein Kontrakt5 über die Ansiedlung deutscher Kolonisten in Ungarn abgeschlossen. Falck verpflichtete sich, 150 in Acker- und Weinbau erfahrene Familien aus dem Römischen Reich für die Ansiedlung auf dem Kameralgut Rakamas bei Tokaj anzuwerben und für deren Transport auf eigene Kosten bis Ofen zu sorgen. Dafür verpflichte sich die Hofkammer, ihm für jede Familie den Betrag von 4 Gulden zu entrichten, ohne Abzug. Dazu erfolgt die Ausfertigung von diesbezüglichen Patenten durch die kaiserliche Reichshofkanzlei für die Werbung im Reich und von Pässen für den Transport.

Im Jahre 1734 gab es im Banat bereits 46 deutsche Ortschaften, bis 1773 wurden 31 Ortschaften neu gegründet und 29 Siedlungen erweitert.

Am 30. September 1736 veröffentlichte der kaiserlichen „Populations-Kommissar“ Joseph Anton Vogl eine in Ulm6. Versprochen wurden:

  1. Kostenfreie Fahrt von Marxheim bei Donauwörth bis nach Temeschburg.
  2. In fruchtbaren Gebieten soviel Äcker und Wiesen, Weide, Wald und Weingärten, wie selbst die reichsten Bauern in Deutschland nicht innehaben.
  3. Die zum Beginn erforderliche Einrichtung mit: einem Haus für 30 Gulden, Wagen, Pflug und Eggen für 14 Gulden, 4 große Ochsen für 44 Gulden, 2 Pferde für 22 Gulden; 4 Kühe und Kälber für 40 Gulden; 2 Zuchtschweine für 3 Gulden und Nahrung bis zur ersten Ernte für 47 Gulden, zusammen 200 Gulden. Wer sich aus eigenen Mitteln diese Dinge anschafft, erhält fünf steuerfreie Jahre.
  4. Nach fünf Jahren sind die gewöhnlichen Zehnten zu bezahlen; für seine Person jedoch nicht mehr als 6 Gulden. Ansonsten sind Abgaben von dem einzelnen Viehbesitz zu bezahlen.
  5. Der erste Transport soll Mitte März 1737, der zweite am 15. Juni und der dritte am 15. September in Marxheim abgehen

Am 15. Oktober 1756 untersagt Fürst Joseph Wilhelm Ernst von Fürstenberg inoffiziell7, dass bemittelte Untertanen seiner Herrschaft in die österreichischen Lande ziehen, wobei er sich auf eine ähnliche österreichische Verordnung bezieht.

Der Zweite (Theresianische) Schwabenzug unter Kaiserin Maria Theresia 1763 bis 1773 siedelte aus allen Ländern des Kaiserreiches – Deutsche, Madjaren, Kroaten, Franzosen, Italiener, Spanier Bulgaren und Slowaken – aber auch aufständische, verbannte Salpetererfamilien aus dem südbadischen Hotzenwald und Einwanderer aus dem nördlichen Schwarzwald an. Rund 25.000 Katholiken strömten in die Dörfer der Banater Heide, darunter Hatzfeld, Tschatad, Großjetscha, Grabatz, Bogarosch, Marienfeld, Gottlob, Triebswetter und Billed. Mercydorf, Jahrmarkt, Sackelhausen, Lippa, Tschakowa, Neuarad und Bruckenau wurden in der Bewohnerzahl aufgestockt.

Am 11. Januar 1772 wird der Kaiserin die Impopulations Haupt Instruction8 vorgelegt. Diese enthielt 103 Paragraphen mit detaillierte Vorschriften zur der Ansiedlung von neuen Kolonisten im kaiserlichen Banat. Unter § 1 bis 5 wurden Grundsätze für die Landesvermessung geregelt, § 6 bis 25 regelten die Aufgaben der Ingenieure, § 26 bis 42 die Anlegung und Erbauung der Dörfer, § 43 bis 46 den Kirchenbau. Unter § 47 bis 72 die Art, die Kolonisten anzusiedlen, § 73 bis 79 behandeln das Rechnungswesen. § 80 bis 95 verschiedenen Einrichtungen und Veranstaltungen in den Dörfern, § 96 bis 100 das Gesundheitswesen, § 101 bis 103 Aufgaben der Landesadministration mit jährlich abzufassender, ausführlicher und gründlicher Hauptrelation und Aufstellung eines Entwurfs für das künftige Jahr.

Das Banat wurde im Jahre 1778 Ungarn zugeschlagen, so, wie es ein Vertrag aus dem Jahre 1741, den Maria Theresia mit den Ungarn geschlossen hatte, vorsah. Ihr Sohn Joseph II. verkaufte 164 Banater Orte später in öffentlichen Versteigerungen an den Meistbietenden. Die zuvor freien deutschen Bauern, die nur der Hofkammer unterstanden, wurden dadurch wieder Leibeigene.

Der Dritte (Josephinische) Schwabenzug Joseph II. 1782 – 1787 zog aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet rund 30.000 Familien an. Diese mussten das unfruchtbare Wald- und Bergland im Südosten von Temeswar besiedeln, Hier entstanden Dörfer wie Bakowa, Nitzkydorf, Moritzfeld, Ebendorf, Liebling, Zichydorf, Freudenthal und mehr.

Karte Schwäbische Kolonien im Banat11

Am 18. April 1784 untersagten die Fürsten von Fürstenberg die Auswanderung aus der Baar9 und am 7. September 1784 wird in der Augspurgische Ordinari Postzeitung10 durch Franz von Blanc, wirklicher Hofrat und Landvogt der Grafschaft Ober- und Nieder-Hohenberg, bekannt gegeben, daß durch Befehl der allerhöchsten Behörde vom 23. August 1784 mitgeteilt wurde, daß in Galizien und Ungarn auf ein Jahr keine neuen Kolonisten angenommen werden, um die dort bisher eingetroffenen Kolonisten ordnungsgemäß unterbringen zu können.

Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft 1785 erhielten die Menschen das Recht auf Freizügigkeit, sie durften den Ansiedlungsort verlassen und gründeten weitere Tochtersiedlungen.

Am 16. Januar 1790 warnte Herzog Karl Eugen von Württemberg seine Untertanen vor übereilten Entschlüssen, sich durch in das Land eindringende Anwerber zum Auswandern veranlassen zu lassen. Als Drohung weist der Herzog darauf hin, daß bei einem Wegzug aus dem Lande eine Rückkehr in dasselbe ausgeschlossen sei.18

Auch die Batschka war nach dem Ende der Türkenkriege weitgehend verlassen. Seit 1699 in Besitz der Habsburger, profitierte sie mit dem Dritten Schwabenzug von überwiegend rheinhessischen Familien, die angeworben wurden und Torschau (ungarisch Torszà, serbisch Torža) 1784 als erstes von sieben protestantischen deutschen Dörfern (Bulkes, Jarek, Kleinker, Neuverbas, Sekitsch, Tscherwenka) gründeten. Erstansiedler Torschau (Torsza) 1784 (pdf)

Es folgte kurz darauf die Gründung von elf katholischen (Almasch, Besdan, Brestowatz, Tschonopel, Kernei, Kula, Palanka, Parabutsch, Miletitsch, Stanischisch und Weprowatz) und zwei protestantischen Dörfern (Schowe und Neu-Siwatz), hier lebten neben den Deutschen Siedlern auch Ungarn, Böhmen, Kroaten, Slowaken und Serben. Die Deutschen waren u.a. aus dem französischsprachigen Elsass, der Rhein- und Mosel Gegend, aber auch Schwaben.

Karte Schwäbische Kolonien in der Batschka und in der schwäbischen Türkei / Ofen Pest und Umgebung11

Wie erfolgte nun die Wanderung im Frühjahr 1784, kurz vor dem Auswanderungsverbot?

Die schwäbischen Siedler sammelten sich im Frühjahr 1784 aus zwei Richtungen, sie kamen über Nürnberg, bzw. Ulm, Günzburg, Donauwörth nach Regensburg, dort lagerten sie 3 Tage. In dieser Zeit wurden die Dokumente überprüft (Markierung in der Karte mit Zöllner), man musste eine Erlaubnis zur Ausreise als Kolonist vorlegen, seinen Reisepass und die Bewilligung, als Kolonist vor Ort angenommen zu sein.

Hier müssen wir uns von der Idee des armen Auswanderers verabschieden, niemand dieser Siedlungswilligen war wirklich arm, man musste eine Mindestsumme vorweisen können, in der Heimat seine Schulden tiilgen und eine Summe hinterlegen, vor Ort wurde ebenfalls eine gewisse Summe ausbezahlt zum Aufbau der Kolonistenstelle. Man fand Gelder von 500-2.500 Gulden in den Listen der Aussiedler, das nach Ungarn gezahlte Durchschnittserbe der Ansiedler waren 93 Gulden, dafür erhielt man in Ungarn im Schnitt 10 Ochsen.

Es wurden auch keine Ulmer Schachteln benutzt, sondern reguläre Flussschiffe. Die Ulmer Schachtel hatte den Sinn, vor Ort zerlegt zu werden, um das Holz zu nutzen. Die Siedlerschiffe waren dagegen mit richtigen Fahrgasträumen ausgelegt, Männer und Frauen wurden getrennt untergebracht waren. Die Kapitäne kehrten danach zurück.

Die Strecke Regensburg – Wien dauerte in der Überfahrt etwa 24 Tage. Man fuhr nur am Tage, weil die Donau im Sommer wenig Wasser führte, gefährliche Steine und Stromschnellen beobachtet werden mussten. In Wien wurden alle Dokumente in die Botschaft gebracht, nach der Prüfung wurden neue Dokumente zur Weiterfahrt ausgegeben.

Danach dauerte die Reise Wochen, viele Kolonisten kamen im Herbst an und wurden erst im Frühjahr darauf angesetzt (Tscherwenka, Neu Verbas z.B.). Dem oft geäußerten Wunsch in Wien, nach Polen abzuwandern, wurde nicht entsprochen, Polen war zu diesem Zeitpunkt voll besetzt und nahm keine Kolonisten mehr auf. Torschau (Torzsa) hatte im März 1784 angefangen, die Siedlungsfläche auszuweisen, daher der Zeitpunkt der Abreise. Da, wo das Komitat Baranya heute liegt, siedelte die Familie Tschamber, sie schrieb sich später Schamber und zog weiter auf die Krim. Ludwig Schamber (1798-1844) war mit Christina Sophia Traxel (*1799) verehelicht, sie heiratete nach seinem Tod Ludwig Friderich Geckle (1798-1851), wo sich der Kreis in meine Vorfahren schließt.

Wie üblich, gab es Freijahre, sie varrierten zwischen drei und 15 Jahren, je nach Beruf und Qualifikation des Kolonisten, als jedoch die Steuerzahlungen begannen, begann auch das Weiterziehen, so dass ab 1794 eine größere Abwanderung nach Russland einsetzte, die bis etwa 1807 anhielt, denn es lockte eine erneute Steuerbefreiung. Auswanderer aus Torschau (Torsza) 1794-1807 nach Russland (pdf)

Der genutzte Weg war häufig weiter die Donau hinunter mit dem Schiff, Reni, Ismail und Galatz waren Hafenstädte, die für die Kolonisten Quarantänelager hatten. Hier wurden nicht nur Pässe kontrolliert, sondern auch die Verteilung der Kolonisten vorgenommen, da sie zumeist einige Zeit lagerten, ehe sie sich in die zugeordnete Kolonie aufmachen konnten. Landpassagen waren äußerst beschwerlich, es dauerte wesentlich länger mit Karren und zu Fuß, einige Passstellen sind trotzdem auf dem Landweg von mir verzeichnet worden.

Quellen:

Wikipedia, Karten der Wanderung mit google earth selbst erstellt

1 Das erste habsburgische Impopulationspatent vom 11. August 1689

2 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 1, München 1974, S. 85 f. Nr. 52; H. Rößler, Der Wiener Hof und der ungarische Landtag 1722/1723, in: Südostdeutsches Archiv 7 (1964) S. 110 ff

3 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 1, München 1974, S. 110 f.  

4 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, München 1974, S. 118 f. Nr. 79.

5 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. vonA. Tafferner, Bd. 3, Stuttgart 1978, S. 178 ff.  

6 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 1, München 1974, S. 136ff., TafelXInach S. 144.

7 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 2, Stuttgart 1977, S. 291 f. Nr. 355; O. Hienerwadel, Der Anteil der Baar am Schwabenzug nach Ungarn. II. Teil: Hergang bei der Abwanderung und Stellungnahme der fürstenbergischen Regierung dazu, in: Deutsch-Ungarische Heimatblätter 2 (1930) S. 323 f.

8 Impopulations Haupt Instruction, 1772 Jänner 11, 26 Blätter, Hofkammerarchiv Wien Archiv, Banater Akten, rote Nr. 154 A, fol. 44-69

9 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 2, Stuttgart 1977, S. 338 Nr. 379.

10 Augsburgische Ordinari Postzeitung von Staats-, gelehrten, historisch- u. ökonomischen Neuigkeiten Nro. 238 Montag, den 4. Oct. 1784, S. 4, Bayrische Staatsbibliothek

11 Paul Langhans – Deutsche Kolonisation im Osten I. Donau-Länder. Aus Langhans Deutscher Kolonial-Atlas, Karte Nr. 6. Gotha, Justus Perthes, abgeschlossen Februar 1897.

12 Chamboz in der Wikipedia auf Englisch CC BY-SA 4.0 File: OttomanEmpireMain.png Erstellt: 12. November 2016

13 Belagerung und Entsatz der Stadt Wien im September 1683. Anonymer, zeitgenössischer Maler – Monumentalgemälde im Heeresgeschichtlichen Museum Wien, gemeinfrei

14 Karl VI. zur Zeit des spanischen Erbfolgekrieges Francesco Solimena, gemeinfrei, um 1707

15 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hg. von A. Tafferner, Bd. 4, Stuttgart 1982, S. 168 f. n. 734; Tafel V

16 Porträt Maria Theresias, das sie als „erste Dame Europas“ in einem kostbaren Kleid aus Brabanter Klöppelspitze zeigt. Zu ihrer Rechten liegen die ungarische Stephanskrone, die böhmische Wenzelskrone und der österreichische Erzherzogshut als Symbole ihrer Macht und Würde (Gemälde von Martin van Meytens, um 1752). gemeinfrei, um 1752/53

17 Joseph II. um 1775 (Gemälde von Anton von Maron), Kunsthistorisches Museum Wien, Bilddatenbank. gemeinfrei,

18 Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 238 Bü 130

Torzsa und seine Ansiedlung: aus Veranlassung des am 15. Mai 1884 abgehaltenen 100 jährigen Jubelfestes erzählt und herausgegeben Gustav Adolf Famler, ev. Pfarrer, Neusatz, Buchdruckerei v. A. Pajevics 1884

Einwohner Karlsruhe (Deutsch Dschankoj) auf der Krim

Kreis Perekop, Taurien, Mai 1939, aufgelistet von Heinrich Motz (Hannover)

  1. Friedrich Kindopp – seine Frau Helene geb. Hübner. Kinder:
    1. Luise,
    2. Helene,
    3. Hildebert,
    4. Lea,
    5. Lili
  2. Daniel Breitenbücher – seine Frau Jakobine geb. Hafer. Kinder:
    1. Ida, verh. mit Emanuel Hofmann
    2. Katharine, verheir. mit Gerhard Neufeld – 1 Kind
    3. Eduard – dessen Frau Amalie geb. Frasch – Kinder: Fani, Ella  Jakob, Emma
    4. Robert, dessen Frau Luise, Tochter von Friedr. Kindopp. Kinder Elvi, Daniel
    5. Ella verheir. mit Heinrich Gerzen -1 Kind
    6. Daniel, dessen Frau Rosalie geb. Stoll
    7. Lena, verheir. mit Eduard Harwardt
  3. Wwe. Helene Frasch geb. Eisenbraun – Ehemann Friedr. Frasch gestorben 1919 Kinder:
    1. Luise verh. mit Eduard Huber – 5 Kinder
    2. Edmund, dessen Frau Emma geb. Stoll – Kind: Hilde
    3. Olga, verh, mit Heinrich Motz – 3 Kinder
    4. Herta, verh. mit Jakob Walz – 2 Kinder
    5. Amalie, verh. mit Eduard Breitenbücher, siehe 2c
    6. Helene, verh. mit Edgar Kodopp
  4. August Grischkowski, dessen Frau Emilie Schönbeck, Kinder:
    1. Alice
    2. Viktor
    3. Helmi
    4. Alfred
  5. Andreas Stoll, dessen Frau Christine geb. Scherüble, Kinder:
    1. Albert, dessen Frau Elsa, geb. Stoll – 1 Kind
    2. Andreas, dessen Frau Anna geb. Walz – 1 Kind
    3. Woldemar
    4. Edgar
    5. Emil
  6. Andreas Hofmann, dessen Frau Magdalena geb. Motz, Kinder:
    1. Emanuel, dessen Frau Ida, Tochter von Daniel Breitenbücher, Kinder: Nelli, Leo, Ego, Harald
    2. Andreas, dessen Frau Elsa Günther – 3 Kinder
    3. Ella, verh. mit Ferdinand Breitenbücher – 2 Kinder
  7. Otto Prieb, dessen Frau Amalie geb. Haar
  8. Wwe. Christine Reichardt, geb. Tabbert – Ehemann Johannes 1931 gestorben, Kinder:
    1. Emilie, verh. mit Adolf Hofmann – 2 Kinder
    2. Magdalene, verh. mit Christian Reichardt
    3. Helene, verheir., Name des Mannes unbekannt
    4. Christine verh. mit Richard Schwamm – 1 Kind
    5. Maria
    6. Edmund, dessen Frau Lea geb. Stoll – 2 Kinder
    7. Oskar, dessen Frau Lydia geb. Beck
  9. Samuel Schweigert, dessen Frau Pauline geb. Schäfer – 12 Kinder
  10. Jakob Schmidt, dessen Frau Maria geb. Hurlebans – Tochter Lena, verheir. mit Gustav Kindopp
  11. Artur Heine, dessen Frau eine geborene Prieb – 2 Kinder
  12. Gustav Kindopp, dessen Frau Lena, Tocher von Jakob Schmidt – 3 Kinder
  13. Albert Hinkel, dessen Frau Klara geb. unbekannt – 4 Kinder
  14. Philipp Huber, dessen Frau Rosine geb. Stoll, Kinder
    1. Oskar
    2. Emil
    3. Ernst
    4. Edmund
    5. ein Mädchen
  15. Friedrich Reinhard, Frau – Name unbekannt, Kinder:
    1. Amalie
    2. Christian u. Frau Magdalene, Tochter von Wwe. Christine Reichardt u 5 Kinder
    3. Ottilie
    4. Jakob u Frau Ottilie geb. Bosch
    5. Helene
  16. Johann Motz u. Frau Luise geb. Wernick, Kinder:
    1. Heinrich Motz u. Frau Olga, Tochter von Wwe. Helene Frasch u. Kinder Gerhard, Ella, Edgar
    2. Lydia verh. mit Johann Stickel – 4 Kinder
    3. Eduard u. Frau Lydia geb. Motz u. Kinder: Erna, Edmund, Edgar u. Otto
    4. Christian u. Frau Anna geb. Reinke u. 1 Tochter Ilse
    5. Traugott u. Frau Karla geb. Peck
    6. Erna verh. mit Philipp Hübner – 1 Kind
    7. Luise, verh. mit Johann August – 1 Kind
  17. Friedrich Hinkel u. Frau Beata geb. Stoll u. 1 Tochter Ellen
  18. Johann Schönbeck u. Frau Ida geb. Rau
  19. Wwe. Sophie Hinkel geb. unbekannt, Kinder:
    1. Eduard u. Frau Ottilie geb. Huber – 3 Kinder
    2. Karl u. Frau Emma geb. Huber – 2 Kinder
    3. Adolf u. Frau Lilli geb. Kindopp
    4. Ottilie verh. mit Glöckler
    5. Alida
  20. Ferdinand Breitenbücher u. Frau Ella, Tochter von Andreas Hofmann u. 2 Kinder
  21. Eduard Kindopp u. Frau Sophie geb. Birkle, Kinder:
    1. Adele, verh. mit Trauter
    2. Lili, verh. mit Adolf Kinkel
    3. Edgar u. Frau Helene, Tochter von Wwe. Helene Frasch u. 3 Kinder
    4. Elsa
    5. Melania
  22. Christian Sanne u. Frau Emilie, geb. Kinkel u. 8 Kinder
  23. Wwe. Sophie Prieb, geb. Kirsch – Sohn Nikolaus u. Frau Olga geb. Schönbeck u. 2 Kinder
  24. Eugen Prieb u. Frau Eleonore, geb. Motositzki – Söhne Friedrich u. Oskar
  25. Jakob Walz u. Frau Herta, Tochter von Wwe. Helene Frasch u. 4 Kinder

Abschrift DAI Kommando Stumpp 1939, Mikrofilm 007953036

Kronental

Eine der grössten Siedlungen der Krim war das etwa 30 Werst (~25 km) von Simferopol gelegene Kronental (Bulganak/ Bulğanaq/ Koltschuhyne/ Кольчугине/ Kolchugino/ Кольчугино).

Zur Ansiedlung waren 3.300 Deßjatinen Ernte- und Heuland, zwei Steinmühlen und eine Scheune für Schafe des Landgutes des Edelmannes S. Kromida am 1. März 1810  auf beiden Seiten des Flüßchen Bulganak, in der Nähe der Ak-Moschee, durch Samuel Kontenius (1749-1830) für 15.000 Rubel erworben worden. Geplant waren etwa 100 Kolonisten.

Am 27. Juni 1810 informierte der Landvermesser Tschugutow von Simferopol den Woiwodschaftsvermesser Muchin, das er die deutsche Kolonie angelegt hatte: „Das Dorf ist tatsächlich in vier Viertel geteilt, jeder enthält 15 Höfe, 180 Klafter1 Länge, 20 Klafter in der Breite …“ Aber die Häuser mussten erst noch gebaut, das Land bestellt und die Ernte geerntet werden.

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Der einstige Bewohner, Johann Weidner, zeichnete aus seiner Erinnerung einen Ortsplan, der mir dankenswerter Weise durch seinen Enkel R. Masur zur Verfügung gestellt wurde.

Die eine Hälfte der angesetzten Kolonisten waren Lutheraner und Reformierte, die andere Katholiken, vor allem aus dem Elsaß, Bayern, Baden, Württemberg und der Schweiz. Beim Anblick des Tales, in welches sie 1810 ankamen, gaben sie ihm den Namen „Коронованная долина“ – Kronental und gründeten die gleichnamige Siedlung.

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, die durch Missernten verursacht wurden, war das Klima der Halbinsel ideal für den Anbau von Wein, Obst und Weizen. Bis heute hat sich eine rote Rebsorte erhalten, die den Namen Kronental trägt. Die Kolonie hatten eine günstige Lage zu Sewastopol, Koslow und Simferopol, um Absatz für ihre Erzeugnisse zu finden, jedoch waren die 58 Deßjatinen Land, die jede Familie erhielt, zum Ackerbau teilweise ungeeignet, da mit Felsen und Steinen übersät. Viele bearbeiteten daher nur zwei Drittel und vermieteten ein Drittel ihres Landes an Tataren.

Der steinige Boden war zum Teil mergelartig, es gab etliche Salzquellen, sodass man mit Düngung den Ertrag durchaus verdoppeln konnte, jedoch hatte Kronental großen Weideplätze und hinreichende Mittel zur Schafzucht, daher kauften die Kolonisten bereits 1817 zwei spanische Widder zur Verbesserung der Schafzucht, und 1818 hatte man auf gemeinschaftliche Kosten eine Schäferei gebaut.

Aus Mangel an Holz bauten die Kronentaler ihre Häuser aus Erdbatzen, bedeckt mit Erde, andere aus Stein, alle mit Stroh gedeckt. Die 1818 vorhandenen beiden Wassermühlen der Kolonie, jede mit zwei Rädern, waren verpachtet an Moses Morozov. Es entstanden im Laufe der Jahre neben den zwei Kirchen der lutherischen und katholischen (1868) Gemeinde auch zwei Schulen.

links die katholische, rechts die evangelische Kirche Kronentals um 1907

Im Jahre 1904 besuchte der estnische Schriftsteller Eduard Vilde (1865 – 1933) die Kolonie. Da Kronental für die 1861 errichtete estnische Siedlung Samruk als Vorbild diente, berichtete er ausführlich:

„Die große deutsche Siedlung, die diesen Namen trägt, bietet mit ihren hübschen dickbauchigen Steinhäusern und ihren breiten Straßen vielmehr die Aussicht einer kleinen Stadt oder einer größeren Ortschaft als eines Dorfes. Die Obstgärten um die Häuser und die breiten Weinberge an den Berghängen und Anhöhen um die Siedlung herum verleihen Kronental das Aussehen und den Teint einer schwäbischen oder rheinischen Ortschaft. Hier wohnen wohlhabende Menschen – dies war bald festzustellen, nachdem wir in der Hauptstraße entlang in der Ortschaft angekommen waren. Nicht nur große, oft zweistöckige Steinhäuser mit hübschen Veranden und Treppen, zahlreiche geräumige Geschäfte und massive öffentliche Gebäude gaben das zu verstehen, sondern auch das gepflegte Aussehen der Gebäude sowie die Überall herrschende Sauberkeit und Ordnung. Die deutsche Art und Weise der Ortschaft ist gleich zu spüren – wegen der Bauweise der Häuser und auch der Gestaltung von Türen, Fenstern und wegen des Тorschmucks, der Ladenschilder und der mit Ranken wilden Weines umgebenen Vorplätze und Treppenhäuser. Auch in den Einwohnern kann ein geübtes Auge gleich Deutsche erkennen, Süddeutsche nämlich. Wer in Württemberg, Baden, Bayern gewesen ist, findet den dort angetroffenen Menschenschlag hier wieder vor.“2

Die Einwohnerzahl stieg beträchtlich und soll 1918 bereits mehr als 1.500 Personen betragen haben. Es gab vor der Oktoberrevolution 1918 gab es eine Veterinärstation, Reitplatz, Einkaufsmöglichkeiten, Amtrsgericht und Dorfwachtmeister im Ort. Die russische Landwirtschaftszählung 1917 wies 148 Hausbesitzer auf, zu den Namen gehörten: Ehrreiser, Zeissler, Morast, Beser, Köhler, Hoffmann, Walzer, Fischer, Miller, Reinhard, Weiss und  Schneider.

Die Familie Schneider war die reichste Familie des Ortes, Franz Schneider besaß drei Güter, eine Bäckerei und Hotels in Simferopol, Nicholas Schneider baute Datschen auf seinem eigenen Land am Schwarzen Meer  Ufer, in der Nähe von Eupatoria, und vermietet sie an die Touristen. Die Schneider waren nicht nur Großgrundbesitzer, sondern für ihre soziales Angenement und ihre Nächstenliebe bekannt.

Nachdem im November 1920  das sowjetische Regime den russischen Bürgerkrieg für die Halbinsel Krim durch Machtübernahme endete, wurde die Krim 1921 zur Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) innerhalb Sowjetrusslands ausgerufen. Sie blieb vom Festland, der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, verwaltungstechnisch getrennt. Die Jahre 1921 und 1922 brachten eine schreckliche Hungersnot. Auch die Kronentaler litten unerträglich. In seiner Korrespondenz mit den sowjetischen Behörden erwähnte Ivan S. Schneider: „Im Besitz meines Hauses im Dorf Bulganak … Ich verkaufte es im Februar 1922 an Zeissler …, aber aufgrund der Tatsache, dass der Verkauf des Hauses von mir unter dem Einfluss des Hungers gemacht wurde, wurde diese Abmachung vom Gericht als nicht verbindlich betrachtet …. „3 Auf der Krim starben 51.612 Menschen an Hunger, darunter waren 1.506 Deutsche.

Nun folgte die allgemeine Kollektivierung, 212 Haushalte vereinigten ihr Land in der Kolchose „Deutsche Kameraden“. Im Jahre 1926 verließen 16 der Hausbesitzer von Kronental das Dorf und gründeten in der Nähe ihres Heimatdorfes ein anderes Dorf, das auf Wunsch der Zentralen Wahlkommission der Autonomen Republik Krim den Namen Neufeld erhielt.

Da die Bauern der Krim sehr erfolgreich wirtschafteten, bekamen auch sie die repressiven Maßnahmen gegen die vermeindlichen Kulaken zu spüren. So wird über den 63-jährigen Nikolaus Birn im Jahre 1930 berichtet, ihm wurde sein Wahlrecht wegen „Ausbeutung von Lohnarbeit in den Vorjahren“ als Kulak genommen, sein Hof wurde „individuell besteuert“. Daraufhin versteckte sich N. I. Birn mit seiner Frau und seinen Töchtern, ihr Haus und ihr Eigentum wurden der Kolchose übertragen.4

Im Jahr 1931 war die Bevölkerung von Kronental  bereits gemischt, die Bevölkerung des Dorfes bestand aus  771 Deutschen, 111 Russen, 5 Griechen und 41 andere. Die Kolchose der „Deutschen Kameraden“ vereinigte Landwirte mehrerer Ortschaften und galt als großflächig, daher wurde beschlossen, sie in die Kolchose „Thelmann“ und in die Kolchose „Engels“ zu teilen. Die Bewohner von Kronental gehörten der letzten an.

Im Jahr 1933 wurde der stellvertretende Vorsitzende der Kolchose Nikolai I. Schweiger verhaftet (die neue Welle der Repressionen kam), der ehemalige Grundbesitzer V.M. Schneider ebenfalls, der Lagerhalter und ehemalige Mitarbeiter der Schneiders, A.V. Gordok, der Müller und ehemalige Großgrundbesitzer N.N. Beser, der Kraftfahrer und ehemaliger Grundbesitzer N.M. Schneider, N.M. Neigum, T.T. Hoffmann und S.A. Schneider. Die Anklageschrift lautet: „In einer eng verbundenen Gruppe vereint mit dem Ziel, die Macht der Kolchose zu untergraben, um ihren Zusammenbruch zu erzielen“.  A. V. Gordok wurde zum Tode verurteilt und nach einem Wiederaufnahmeverfahren wurde die Strafe durch 10 Jahre in einem Lager ersetzt. N. M. Schneider wurde für 5 Jahre zur Deportation in den Norden verurteilt, der Rest zu Haftstrafen in einem Konzentrationslager von 5 bis 2 Jahren.5

Im Jahre 1934 beschloß das regionale Parteikomitee, seine Führung in dem deutschen Kollektiv der Kolchose zu verstärken, da die Kontrolle von politischen und pädagogischen Arbeiten ergab, es gab außer einem agrotechnischen Trainingszirkel keine Aktivitäten im Dorf. Der Kolchosenclub wurde kaum besucht, ganz im Gegensatz zum Club im Bethaus, auch tanzten die jungen Leute kaum. Zudem war der sozialistische Wettbewerb während der Winterzeit weder entwickelt noch organisiert. Daher wurde die Absetzung des Vorsitzenden Fust angeraten.

Auf dem 4. Kongress der Krim-Bauern 1937 zeigte jedoch ein anders Bild,  die Kolchose „Engels“ wurde vertreten durch ihren Vorsitzenden A. Morast, den Laborleiter I. Bezel und den Schäfereivorarbeiter S. Nagel. Der Delegierte A. Morast berichtete „Dank der guten Organisation der Arbeit, der rechtzeitigen Bestellung von Feldern, wurde eine erhöhte Ernte erzielt, die Weinberge von 32 Hektar brachten 45 Doppelzentner pro Hektar Ertrag und die Schäferei hatte 711 Tiere.“ 6

Im Frühjahr 1938 traf Pastor Witt, der zu Besuch in der Kolonie war, mit einer Gruppe von Gläubigen zusammen. Daraufhin wurden Aktivisten der Kirche verhaftet, da sie sich der „Beteiligung an anti-sowjetischer Sabotage und in der Nazi-Organisation der ehemaligen Pfarrer Witt und Priester Frison“ schuldig gemacht hätten. M.I. Neigum, A.P. Neigum, P.S. Neigum, S.M. Hoffman, S.I. Müller, A.M. Hoffman, G.A. Weidner, A.N. Hermes, I.G. Wiedrich, I.I. Walzer, V.G. Grunewald, A.I. Zeissler und K.D. Weigum wurden zuerst verhaftet. Der 82-jährige S.M. Hoffmann starb am 12. Mai 1938 im Gefängniskrankenhaus, die übrigen am 28. August 1938 erschossen. Insgesamt gab es 80 fälschlicherweise angeklagte Dorfbewohner aus Bulganak, Temesh und Ulan-Eli, alle wurden nach der Verhaftung und Anklage zur Erschießung am 28. September 1938 verurteilt.

Erst in einem weiteren Prozess 1958 wurde festgestellt, dass diese Verurteilungen aufgrund gefälschter Fakten zustande kam.8

Mit der Deportation der Deutschen vom 17. bis 20. August 1941 verfielen die Gebäude und Friedhöfe und nur wenige Spuren erinnern heute an die deutsche Bevölkerung von Kronental. Der Ort wurde 1945 umbenannt in Kolchugino (Кольчугино).

veröffentlicht von RusDeutsch auf youtube am 28.9.2014


The 200th Anniversary of the Founding of the German Colony of Kronental, L. P. Kravtsova, 2011
1 Ott Kurs, Universität Tartu, DEUTSCНE AUF DER КRIM I. 19. JAНRНUNDERT (ТEIL2), S. 69ff
2 1 Klafter (сажень) = 2,13 Meter
3 GAARK, f. P-114, op. 2, d. 217, n. 4.
4 GAARK, f P-1164, op. 1, d. 1234, n. 12.
5 GAARK, f. P-4808, op. 1, d. 16534, pp. 156-159
6 GAARK, there, d. 386, pp. 131-132, 267
7 GAARK, f. P-4808, op. 1, dd. 7466, 7468, 11318
8 GAARK, dort, d. 11639

Lied: Kommt ihr Brüder, wir wollen ziehen → Edition C: Krim 1926

Suchbilder

Auf den Spuren der Ahnen – ehe die Erinnerung verblasst!

Wer weiß etwas Genaueres zum Inhalt dieser Fotos? Wer erkennt die abgebildeten Personen? Wer kennt Aufnahmezeit und -ort?

Wer Hinweise hat oder selbst zu den Nachkommen gehört, wird gebeten, sich vertraulich an mich zu wenden, er würde der Familie sehr helfen. Danke.


Krim unbekannte Personen

Gesucht werden die Angehörigen der Familien Rau, Storz, Schwamm, Frasch, Mühlbach, Müller und Schwarzmann, die auf die Krim auswanderten. Auf den Abbildungen sind unbekannte Kinder, das sitzende Mädchen mit Puppe könnte Caroline heißen. Das junge Brautpaar ist die Hochzeit des Johannes Storz 1910, das Ehejubiläum des älteren Paares zeigt Johannes Storz und Frau Caroline geborene Mühlbach. Auf dem Bild unten rechts ist die Familie Schwamm, bekannt sind die Söhne Gottlieb und Willi. Gottlieb war mit Martha Schwarzmann verheiratet. Er ist etwa 1900 geboren.



Familien Konrad und Bader

Wer erkennt auf den Fotos die Personen?

Im Hochzeitsfoto könnte ganz rechts sitzend Emma Konrad geb. Bader zu sehen sein (*1901 Paris), hinter ihr, rechts stehend, vielleicht ihr Ehemann David Konrad (*1899 Friedensfeld).

Wessen Beerdigung ist das, wann war sie? Der Zeitraum könnte 1920–1930 in Bessarabien sein.



Askania Nova

„Ohne den Hirten wird aus Schafen nie eine Herde.“  – in Erinnerung an die Schäfer


In Sachsen wurde aus dem spanischen Merino und einheimischen Rassen eine besonders fein-wollige Schafrasse gezüchtet, deren Wolle die Engländer als Elektoralwolle (kurfürstliche Wolle) bezeichneten, daraus abgeleitet wurde die neue Rasse als Elektoral-Schaf (kurfürstliches Schaf) bekannt.

Die Wolle erzielte überragende Preise, weshalb zahlreiche kurfürstliche Schäfereien eingerichtet wurden.

Durch die Zucht auf Feinwolle war das Schaf klein und wies Schwächen in der Konstitution auf, daher bemühte man sich, durch Einkreuzung und Auslese, die Schafe und ihre  Hautoberfläche durch Faltenbildung zu vergrößern, dass daraus resultierende Schaf wurde in Europa, Amerika, Russland und Australien sehr begehrt bei Wollproduzenten und erhielt den Namen Saxon Merino.

Während der napoleonischen Kriege litt die sächsische Schafzucht sehr stark, nach der Aufhebung der von Napoléon erzwungenen Kontinentalsperre bezog die englische Tuchindustrie jedoch wieder Schafwolle aus Sachsen und Anhalt.

Dem Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen fehlten zur Erweiterung seiner eigenen Zucht bei Nienburg (Saale) die Weideflächen, daher bekundete er im Herbst 1826 in einem Schreiben an den russischen Geschäftsträger in Leipzig sein Interesse, in Russland eine Kolonie für Schafzucht einzurichten, in der Hoffnung, bessere Geschäfte zu machen.

Russland bemühte sich zu diesem Zeitpunkt sehr um die Einfuhr veredelter Schafrassen aus Deutschland, so genehmigte man im Herbst 1827 einer Delegation, die nach geeignetem Land suchen sollte. Die Wahl fiel auf Steppe 71, einem Gebiet an der alten Salzstrasse, welches rund 50.000 Desjatinen (ca. 550 km²) umfasste. Da der Boden sehr arm war, erhielt Ferdinand von Anhalt-Köthen 48.000 Desjatinen geschenkt, sowie weitere 6.000 Desjatinen am Schwarzen Meer.

Die Bedingungen im russischen Reich waren denkbar günstig seit 1797. Nach der Einrichtung von Landwirtschaftsakademien und landwirtschaftlichen Märkten, dem Import von Zuchttieren und der Gründung verschiedener Sozietäten und Kompanien, wurde mit Ukas vom 22. Mai 1826 eine weitere Verordnung zu Gunsten der Schafzucht erlassenen. Dem Adel der Ostsee-Provinzen wurden  109.000 Silber-Rubel auf 18 Jahre ohne Zinsen vorgestreckt, um fünf veredele Schäfereien, jede verbunden mit einer praktischen Schule der Schafzucht, unter Leitung sachkundiger, aus dem Auslande berufener Männer, einzurichten. Zur Erleichterung des Absatzes wurden in Riga, Reval und Libau Jahrmärkte angeordnet und die Wolle bei der Ausfuhr von allen Zöllen befreit. Fremden Schäfern und Hirten, die sich in Russland niederließen, wurde Abgaben-Freiheit und weitere Privilegien zugesichert.1 

So wurde dem Herzog Ferdinand durch Ukas des Zaren vom 3. März 1827 das Land übereignet und im Jahre 1828 das Gut Askania-Nova (Neu-Aschersleben, in Russland auch als Anhalt-Köthen oder Neu-Köthen bekannt) als Kolonie des Herzogtums Anhalt-Köthen gegründet. Der Name bezieht sich wohl auf das anhaltische Herzogsgeschlecht der Askanier in Erinnerung an die jahrhundertealte Schmach des Verlustes der Lehensrechte an Aschersleben.

Am 11. August 1828 verließen die ersten Siedler mit 2.642 Schafen, zwei Stieren, acht Kühen und acht Pferden ihre Heimat. Die logistische Leistung war gewaltig, da nur 35 Schafe verloren gingen. Ihnen folgten 1829 weitere Kolonisten.

Für die Tiere wurden Ställe nach Bandhauers Vorbild in Grimschleben erstellt, am 22. Juli 1830 stand in Askania Nova eine Herde „von 3000 Merinos vorzüglich schöner Art mit 250 Böcken erster Qualität aus seinem Herzogtum Köthen“ .2 

1835 kam in Odessa die neurussische Schafzuchts Gesellschaft mit einem Capital von 800.000 Rubeln zustande, die es sich zur besonderen Aufgabe machte, das Sortieren und Waschen der Wolle im größerem Massstabe zu betreiben. Die alte Siedlung Tschapli, die 1822 erstmals urkundlich erwähnt wurde, wurde im gleichen Jahr ebenfalls in Askania Nova umbenannt.

Askania Nova um 1840

Trotz der zehnjährigen Steuerfreiheit war die Schafzucht von wenig Erfolg gekrönt und musste wiederholt durch das Herzogtum finanziell unterstützt werden. Das Steppenklima war ungewohnt, man maß 19 1/2 Zoll Regen im Durchschnitt in Berlin, in Askania-Nova 6 Zoll, die Jahre 1832 und 1833 waren Dürrejahre ohne Regen oder Schnee, 1838-1842 hatten im Schnitt 47 Tage mit Regen oder Schnee. Der Regen 1838 und 1839 verwandelte den Steppenboden wochenlang in einen Brei, der die Wagen bis zu den Achsen einsinken ließ. Die Schafe- und Rinderherde versanken im Morast und bekamen die „Klauenseuche“, so wurde vermutet, der Maul-und-Klauenseuchenzug durch Europa (1838-1842) nahm hier seinen Anfang. Das im Sommer überschwemmte Heu wurde unbrauchbar, das Wintergetreide verfaulte und der Teil des Roggens, der den Winter überstand enthielt zu einem Viertel Mutterkorn. Zwischen 1832 und 1841 traten Nachtfröste teilweise bis Mitte Mai auf und setzten bereits Ende August ein. Der Boden bat Bäumen keine Nahrung, sie kümmerten trotz Pflege in den Gärten. Da Düngung der Böden nicht möglich war, benötigten sie lange Phasen der Ruhe zur Erholung. Die Bauern hatten Brachen von 8-10 Jahren, bei kürzerer Nutzung lohnte die Ernte den Aufwand nicht. Kartoffeln und Rüben wuchsen kaum, Weißkohl gar nicht. Das Neuland wurde mit Hirse und Leinsamen bestellt, dann folgten Sommerweizen und Gerste, zuletzt Roggen, der sich mitunter durch Ausfall selbst vermehrte. So waren 1834/1835 beste Roggenjahre, 1835/1837/1838/1839 waren Hirsejahre, Sommerweizen gedieh 1837 und 1839 besonders gut, brauchbare Gerstenernten gab es 1837-1840.3

Zu den Kolonisten, die versuchten, dem Boden eine Existenz abzuringen, gehörte auch der Friedentaler (Kantakuzovka) Johann Georg Müller mit seiner Frau Catharina Barbara. Im Jahre 1841 wurde seine Tochter Elisabeth in der „Anhalt Gotheischen Collonie“ geboren, weitere Kinder in Askania Nova getauft. Johann Georg war zu dieser Zeit Schäfer in der Kolonie. Vermutlich kam er nach 1837 nach Askania Nova, da die beiden ersten Kinder noch in Friedental geboren wurden. Ihr letztes Kind, Margaretha Friederika, heiratete Jakob Frasch, ihre gemeinsame Tochter Emilie verband sich 1896 mit Jakob Schwarzmann, Sohn des Johann Michael, Nachkomme von Einwanderern Sarata´s in Bessarabien und der Elisabeth Ehnis, deren Vorfahren nach Zürichtal eingewandert waren. Die Familien Müller und Frasch waren eng verbandelt mit den Geckle, meiner Verwandtschaft aus Bernbach im Schwarzwald.

Doch zurück zum weiteren Schicksal der Kolonie Askania Nova:

Nach dem Tod des kinderlosen Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen ging Askania-Nova1847 zunächst an Anhalt-Bernburg und 1853 an Anhalt-Dessau. Herzog Leopold IV. verkaufte das unrentable Unternehmen mit Erlaubnis des Zaren Nikolaus I. laut Kaufvertrag vom 16. August 1856 an den Großgrundbesitzer Friedrich Fein (1794–1864)4 .

Nach dem Tod des kinderlosen Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen ging Askania-Nova1847 zunächst an Anhalt-Bernburg und 1853 an Anhalt-Dessau. Herzog Leopold IV. verkaufte das unrentable Unternehmen mit Erlaubnis des Zaren Nikolaus I. laut Kaufvertrag vom 16. August 1856 an den Großgrundbesitzer Friedrich Fein (1794–1864)4. Er erwarb die Kolonie inklusive der rund 49.000 Schafen, 640 Pferden und 549 Rindern und bewirtschaftete das Gut als Pferdelieferant für die russische Armee.

Sein wichtigster Mitarbeiter und ab 1836 auch Schwiegersohn, wurde der 1808 in Sohland/Spree geborene Schafzüchter und Wollsachverständige Johann Gottlieb Pfalz.

falz-fein_1836
Eintrag der Eheschließung im Kirchenbuch Molotschna S. 320 vom 18. Januar 1836

Das später auf 25.000 Hektar verkleinerte Familiengut Askania-Nova wurde in der Familie  an Friedrich Falz-Fein (1863-1920)4 weiter vererbt, sein Stiefvater Gustav von Falz-Fein, Bruder seines bereits 1883 verstorbenen Vaters Eduard, vermachte ihm zusätzlich das Gut Elisabethfeld und Friedrich selbst kaufte noch das Gut Naliboki hinzu, so  dass sein Landbesitz schließlich 65.000 Hektar umfasste.

Friedrich interessierte sich bereits in seiner Jugend für die einheimische Flora und Fauna, daher errichtete man im Jahre 1874 erste Gehege und 1887 einen Botanischen Garten, ab 1898 als dendrologischer Park geführt. Zudem bestanden in Askania-Nova die rund 10.000 Hektar umfassende Musterwirtschaft Dorenburg.

1896 erwarb  Friedrich von Falz-Fein eine Herde wilder Elenantilopen, um sie zu domestizieren. Diese Herde existiert heute noch und wird von berittenen Hirten betreut.

Dieser Przewalski-Wildpferdehengst wurde Friedrich von Falz-Fein vom russischen Zaren geschenkt.5

Friedrich von Falz-Fein ließ mehrere Fangexpeditionen von wilden Przewalski-Pferden im Bereich der Wüste Gobi durchführen. 1899 kamen die ersten fünf Fohlen nach Askania-Nova. 1901 wurden 52 weitere gefangen, von denen allerdings nur 28 die Fang- und Reisestrapazen überlebten. Sie wurden an den deutschen Tierhändler Carl Hagenbeck in Hamburg verkauft. Einige der sechzehn ersten in der Mongolei wieder ausgewilderten Tachis im Jahr 1992 stammen aus Askania-Nova.

Auf der Pariser Weltausstellung 1899 erhielt Falz-Fein für seine Verdienste um den Erhalt der Steppe und die Veredlung der Tiere eine Goldmedaille.

Am 23. April 1914 wurde das Gut Askania-Nova vom russischen Zaren besucht. Damals verfügte das Gut über fast eine Million Schafe und 100.000 Hütehunde.

„Таврида. Заповедник Аскания-Нова. 1914 год. Визит Николая II в заповедник в апреле 1914 г.“; youtube video von Путешествие во времени veröffentlicht hier: ogy.de/r2pi

Die Schutzzone für die Erhaltung der Steppennatur, die zoologischen Gehege und der Park beeindruckten den Zar dergestalt, das er Falz-Fein in den Adelsstand erhob (Baron) und seiner Mutter schrieb: “ Dort leben verschiedene Hirsche, Ziegen, Antilopen, Gnus, Känguruhs und die Sträuße ein ganzes Jahr unter freiem Himmel an der freien Luft und auch zusammen. Der merkwürdige Eindruck, wie ein Bild aus der Bibel, als ob die Tiere aus der Arche Noah hinausgegangen sind.“.

Am 14. Mai 1914 wurden Sophie Falz-Fein und ihre Söhne in den erblichen Adelsstand erhoben in Anerkennung der hundertjährigen Kulturarbeit des Geschlechts in Rußland.

Kaukasische Post 24/1914

 Plan von Askania Nova 1920

Während der Oktoberrevolution wurde das Gut zwischen April 1918 und März 1919 stark verwüstet, die Familie Falz-Fein floh am 1. April 1919 von Sewastopol aus mit dem bulgarischen Schiff „König Ferdinand“ nach Deutschland, nur Friedrichs Mutter Sophie geb. Knauff (1835-1919) verblieb auf eigenen Wunsch auf Grund ihres Alters zurück und wurde von den Rotarmisten ermordet.

Auf Befehl Lenins mit Dekret vom 1. April 1919 der Volkskommissare der Ukrainischen SSR wurden das Gut und der Tierpark Askania-Nova enteignet, kollektiviert und  zum staatlichen Tierzuchtinstitut erklärt.6

Die Falz-Feins emigrierten nach Luxemburg, Friedrich von Falz-Fein war auf Anraten seines Arztes im Juli 1920 zur Erholung nach einem Schwächeanfall aus Berlin nach Bad Kissingen gekommen und starb während des Kuraufenthalts aus Kummer über sein „verlorenes Paradies“. Sein Herz versagte während einer Droschkenfahrt zum Sanatorium von Dapper. Zur Beisetzung wurde sein Leichnam nach Berlin auf dem „Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof“ überführt.

1921 wurde die Gegend um Askania-Nova zum Naturschutzgebiet.

1940 wurde der Freilandpark auf dem Territorium des ehemaligen Landguts wieder eingerichtet.

1943 reiste der Berliner Zoodirektor Prof. Dr. Lutz Heck (1892-1983) den Wehrmachttruppen in die Südukraine hinterher, um Askania-Nova zu inspizieren und es als Reichsnaturschutzgebiet zu sichern. Vor Ort wurde er von Alfred Rosenberg, der ein eigens gebildetes Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete leitete, und führenden Mitgliedern der SS mit der Oberleitung des Reservats betraut, das von nun an der Obersten Naturschutzbehörde unterstellt war. 70 Prozent des Tierbestandes Askania-Novas, darunter die seltenen Przewalski – Pferde, wurden durch ihren mit „naturschützerischen Erwägungen“ begründeten Abtransport nach Deutschland und ihre Verteilung auf dortige Zoos vernichtet.8

1956 wurde Askania-Nova unter die Verwaltung der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften gestellt, die ein Forschungsinstitut für Steppentiere unterhält.

1984 zum Biosphärenreservat erklärt und in das Internationale System der Naturschutzgebiete der UNESCO eingetragen

Der Ort Askania Nova (Tschapli) hatte mit rund 3.000 Einwohnern seit 1938 den Status einer Siedlung städtischen Typs.


Artikel in der Weltwacht der Deutschen, Hellerau bei Dresden, 20.11.1941 p.5


  1. Archiv für Wissenschaftliche Kunde von Russland, Band 3, G. Reimer, Berlin 1843, p.40ff
  2. Johannes Heyne: Grosses Handbuch der Schafzucht auf neuzeitlicher Grundlage, Reichenbach 1916, p.17
  3. Bericht über die Leistungen in der medicinischen Geographie von geh. Med. Rath Prof. Dr. Heusinger in: Jahresbericht über die Fortschritte der Biologie im Jahre 1848; Hrsg. Dr. Canstadt und Dr. Eisenmann; Verlag Ferdinand Enke, Erlangen 1849; p.173f
  4. Фридрих Фейн (1794-1864), Йоханн Пфальц (1808-1872), Фридрих Эдуардович Фальц-Фейн (1863-1920) : Данилевич Н. В. Барон Фальц-Фейн. Жизнь русского аристократа.- М.; Изобраз. искусство, 2000.- 232 с., 88 с. ил.
  5. Woldemar von Falz-Fein; Askania Nova: Das Tierparadies. Ein Buch des Gedenkens und der Gedanken; Neudamm: J. Neumann, 1930
  6. Декретом Совнаркома УССР от 1 апреля 1919 г. «Об объявлении бывшего имения «Аскания-Нова» и «Елисаветфельд» народным заповедным парком» акклиматизационный парк и участок целинной степи при имении Аскания-Нова был объявлен народным заповедным парком, что явилось началом организации здесь общебиологических и сельскохозяйственных научно-исследовательских учреждений. Декрет и неотложные меры по охране имения Аскании-Нова были приняты по указанию В. И. Ленина, проявившего большую заботу об охране природы, ее ресурсов и достопримечательных мест в нашей стране [1293, с. 11]
  7. Grabsteinfoto: User:Lienhard Schulz , Kiezviertel Rote Insel, Berlin-Schöneberg. Friedhof „Zwöf Apostel“, Grabstein für „Friedrich von Falz-Fein“ (1863-1920), Gründer des heute noch bestehenden Naturreservats Askania-Nowa in der Ukraine; August 2005,fotografiert in Berlin-Schöneberg; Lizenz: GFDL/CC-BY-SA-2.5,2.0,1.0
  8. Kai Artinger: Der Bär von Berlin, Jahrbuch 1994, S.125-S.139; Verein für die Geschichte Berlins e.V.
  9. Friedrich von Falz-Fein: Das letzte Auftreten des Wildpferdes in Südrußland in: Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin, R. Friedler und Sohn Berlin 1919
  10. alte Ansichten der Landwirtschaft um 1930

Buchtipp: Lisa Heiss: Plötzlich jagt ein Sturm daher, Die Schicksale eines Geschlechts; Robert Bardtenschlager Verlag, Reutlingen 1961

Zürichtal

„Sie aßen ihr Brot mit Sorgen und Tränen“

Mit der Erfindung der mechanischen Spinnerei und der Gründung der ersten fabrikmäßigen mechanischen Spinnerei auf dem europäischen Festland im Jahre 1783 durch Johann Gottfried Brügelmann in Ratingen begann der Niedergang der Handspinnerei. Sinkende Löhne und der enorme Beschäftigungsrückgang in der Handspinnerei zwischen 1787 und 1799 führten zu einer massiven Notlage der Flachsspinner und Leinenweber, da nun besonders feine Garne industriemäßig hergestellt werden konnten, nur Grobspinner hielten sich noch bis etwa 1817.1 Dazu kam die politische Lage in der Schweiz, nach zahllosen Kriegen erfolgte 1798 der Franzoseneinfall, am 19. Februar 1803 übergab Napoleon die Acte de médiation, die Schweizer wurden zu französischen Vasallen. Die Gefahr, zum Militärdienst unter Napoleon herangezogen zu werden, wurde zu einem weiteren Auswanderungsgrund, da die Schweizer 16.000 Soldaten stellen mussten.2

Caspar Escher vom Glas (1755-1831), Kaufmann, Stetrichter und Rittmeister, wanderte nach der Liquidation seiner Handelsfirma mit drei Söhnen 1789 nach Russland aus3. Als Major in russischen Diensten schilderte ihm 1802 der Zunftschreiber und Hufschmied Düggeli4 in einem Schreiben die Notlage in der Heimat und bat Escher, bei der russischen Regierung ein Wort für die verarmten Menschen einzulegen. Escher widerstrebte das Unternehmen, von Regimentskameraden letztlich, doch überzeugt, ließ er sich vom russischen Minister des Innern, Graf Kochubey, ein formal mangelhaftes Siedlungsprivileg auf privater Basis ausstellen.5

Die Anwerbung erfolgte durch fünf Agenten und Veröffentlichungen in den Zeitungen überwiegend im Kanton Zürich. Die Aussicht auf 70 Hektar Land, 500 Rubel Startkapital, Steuerfreiheit, Religionsfreiheit und eine Befreiung vom russischen Militärdienst waren verlockend und schnell fanden sich über 200 marschbereite Auswanderungswillige.  Auf ihr Drängen hin wurde der geplante Abmarsch im Frühling 1804 vorverlegt.

Am 30. September 1803 fanden sich in Konstanz die etwa 60 Kolonistenfamilien ein, sie kamen überwiegend aus Affoltern am Albis, Bonstetten, Hausen, Hirzel, Mettmenstetten, Seebach und Wallisellen, am 4. Oktober machen sie sich zu einer denkbar ungünstigen Jahreszeit auf den langen Weg. Nach einem Monat erreichten sie Wien, aus Geldnot konnten sie ihre Reise erst fortsetzen, als Escher 6.000 Gulden Reisegeld bekam. Das Unternehmen war für die russische Regierung inzwischen bereits eine Gefahr ihres internationalen Ansehens geworden, sodass man widerwillig eine Zahlung in Kauf nahm. Ende November ging es auf dem Landweg endlich weiter bis Rosenberg (Ružomberok). Das Winterquartier musste eingerichtet werden und den Kolonisten gingen erneut die Mittel aus. Daher reiste Escher, welcher in Begleitung seines Sohnes Fritz war, am 8. März 1804 nach Sankt Petersburg ab. Sie trafen am 26. März ein und erhielten nach langen Verhandlungen Geld für Podolien, sogleich nach Rosenberg (Ružomberok) zurückkehrend, konnte die Kolonne Ende Mai ihren Weg fortsetzen und erreichte im Juni die russische Grenze. Mitte Juli, 40 Tage später, erreichten 56 Familien endlich ihr Ziel Feodossija. Unter ihnen befand sich auch der Bonstettener Josobe Gilg, besser bekannt als Joseph Ille, mit seiner Familie, dessen Nachkommen sich später mit den Nachkommen meiner Ahnenfamilie aus Württemberg verbinden sollten.

Von dem versprochenen Siedlungsland war keine Rede mehr, die russische Bürokratie mahlte langsam und so hausten die Neuankömmlinge in der Steppe, bis sie nach langem Ringen Ostern 1805 eine Landzuweisung nahe der Handelsstraße von Simferopol nach Feodossija am Flüsschen Indol erhielten. Entgegen der Erwartungen gab es nur noch 23 Desjatinen Land pro Familie statt der üblichen 60 Desjatinen wie in anderen Landesteilen, doch nach dieser langen Reise fügten sich die Siedler in ihr Schicksal und gründeten in Erinnerung an ihre Heimat das Dorf Zürichtal.

Damit hatte Escher allerdings nichts mehr zu tun. Kurze Zeit nach der Ankunft auf der Krim hatte ihn eine Krankheit mit heißen und kalten Fieberschüben erfasst, sodass er bis Anfang März 1805 kränkelte. Daher hatte er die Schweizer Kolonisten aus den Augen verloren und wurde er seines Postens enthoben.4

Unterdessen machten sich Anfang Juni 1804 die nächsten Auswanderer auf den Weg. Rund 500 Familien aus den Kantonen Graubünden, St. Gallen, Solothurn, Zürich, Bern und Aargau hatten allen Warnungen ihrer Landesherren zum Trotz den Weg nach Konstanz gefunden und harrten der Abfahrt. In Konstanz schob man am 4. Juni 1804 das „Lumpenpack“ in den Kanton Thurgau ab. Aus dem Kanton Chur reisten am 1. Juni des Jahres weitere 400 Personen los, sie kamen aus dem Bretigau und Davos, ein weiterer Trupp bewegte sich ebenfalls Richtung Rhein, sodass sich die Regierung in Konstanz am 6. Juni erneut genötigt sah, rund 600 Personen zurück in die Schweiz zu schicken.

Angesichts dieser menschlichen Katastrophe erhielt Escher Aufenthaltsverbot im Kanton Zürich.6

Kaum einer der Siedler hatten ausreichend Erfahrung in der Landwirtschaft, die Krim war klimatisch ganz anders als die Schweiz, dazu kamen Heuschreckenplagen und Krankheiten. So starb die Hälfte der Einwanderer in den ersten Jahren, allein 1812 über 40 Erwachsene, als Ersatz kamen neue Siedler aus Süddeutschland und der Molotschna dazu und Zürichtal gedieh.

Um 1820 gab es das erste Gotteshaus, 1860 wurde ein Neubau eingeweiht, der auf einer Anhöhe zwischen Ober- und Unterdorf stand. Im selben Jahr wurde die Tochterkolonie Neu Zürich gegründet.

Bericht des Pastors Emil Kyber 1839

Am Bach stand eine Mühle, die Siedlung wuchs und zählte 1839 bereits 74 Hofstellen mit je rund 40 Morgen Land und 350 Einwohner.7

Wie die anderen Kolonistendörfer, die vom Militärdienst befreit waren, profitierte auch Zürichtal vom Krimkrieg (1853-1856), man konnte der russischen Armee Lebensmittel verkaufen und mit dem Gewinn Land erwerben, so wurden die Nachfahren der verarmten Schweizer wohlhabenden Bauern, manche gar Grossgrundbesitzer.

Zürichtal wurde die wohlhabendste und vornehmste deutschen Kolonie auf der Krim.

Die im Ersten Weltkrieg 1915 erlassenen Liquidationsgesetzen enteigneten die deutschen Landbesitzer, nach der Oktoberrevolution wurden diese Gesetze rückgängig gemacht, dafür wurde ab 1929 die Kollektivierung der Landwirtschaft verstärkt vorangetrieben. Einzelne Zürichtaler machten widerwillig mit, andere weigerten sich, sie wurden im Rahmen der Entkulakisierung „abgeholt“ und in den Ural deportiert.

Bereits seit der Oktoberrevolution kehrten viele Russlandschweizer in die alte Heimat zurück, mit Beginn der Zwangskollektivierung stieg die Zahl der Heimkehrer deutlich an. Anfang der 1930er Jahre wurde die Kirche geschlossen, der Turm gesprengt und der Gebäuderest als Kulturhaus genutzt.

Der Zweite Weltkrieg beendete die Geschichte der krimdeutschen Kolonien, rund 53.000 Nachkommen der einstigen Kolonisten wurden am 20. August 1941, noch vor Eintreffen der deutschen Wehrmachtsverbände „auf ewige Zeiten“ von der Krim vertrieben und nach Kasachstan deportiert.

Die beim Einmarsch der Truppen 1942 noch angetroffenen 960 Krimdeutschen wurden gemeinsam mit Deutschen aus dem Cherson, Nikolajev, Nikopol, Kiew, Charkow, Kriwoj-Rog, Melitopol, Mariupol, Dnipropetrowsk, Kirowograd und Saporoshje als Administrativumsiedler* in den Warthegau verbracht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg in Solote Pole (Zolotoe Pole – Золоте Поле – Caylav Saray) umbenannt, leben heute etwa 3.500 Einwohner in der Siedlung.

Die Krimdeutschen wurden erst 1964 rehabilitiert.

  1. Peter Dudzik: Innovation und Investition: Technische Entwicklung und Unternehmerentscheide in der schweizerischen Baumwollspinnerei, 1800 bis 1916; Chronos-Verlag, 1987
  2. Daniel Krämer: «Menschen grasten nun mit dem Vieh» Die letzte grosse Hungerkrise der Schweiz 1816/17; Schwabe 2015 p216
  3. Zürcher Taschenbuch, Band 118, Beer, 1997, p300ff
  4. Walter P. Schmid: Der junge Alfred Escher: sein Herkommen und seine Welt, H. Rohr 1988 p23ff
  5. Reto Weiss, Marianne Härri: Actum 1803; Geschichten aus dem Zürcher Regierungsprotokoll zum kantonalen Neubeginn vor 200 Jahren, Chronos-Verlag 2003 p83
  6. Rudolf Arnold Natsch: Die Haltung eidgenössischer und kantonaler Behörden in der Auswanderungsfrage 1803-1874; Bern 1966 p27ff
  7. Bericht des Pastors Emil Kyber 1839

Wikipedia
*Administrativumsiedler – zumeist Russlanddeutsche, die auf administrativem Wege – aber Personen bezogen – im Laufe des Krieges Deutsche geworden waren

Siedlungen Krim

Taurida governorate 18221

 

 KolonieMutterkolonie / Kirchspiel
GründungHerkunft
AAbaj-Smajl 1884 
 Abakly-TamaBerdjansk/ Kirchspiel Hochheim1884Schwaben aus Berdjansk
 Ablesch-Deutsch (Bagaltschak)Kirchspiel Zürichtal1869 
 AbuslarBelowesch, Taurien1861Kolonisten aus Belowesch
 Adamsfeld (Dshelal/ Djelal)Kirchspiel Neusatz1873 
 Adshembet (Adesembet/ Adshambet)Kirchspiel Neusatz1897 
 Adshi-AfanKirchspiel Neusatz  
 Adshi-Aksan, (Aksan-Atschi/ Asan-Adji/ Asan-Hadschu)Kirchspiel Neusatz1896 
 Adshi-Baj, (Adi Bey/ Chadshi-Bey)Kirchspiel Zürichtal  
 Adshi-Ketsch   
 Adyk, (Adek/ Adik)Kirchspiel Zürichtal1883 
 Agaj-HördtKirchspiel Neusatz  
 Agatonowka   
 Agjar-Dshirin, (Felsenberg/ Felsenburg)Kirchspiel Neusatz-Byten1869 
 Ajbur-Deutsch   
 Ajkaul, (Ajgaul)Kirchspiel Neusatz  
 Aj-Kul, (Ajgul)Kirchspiel Neusatz  
 Ajla-KaeliDekanat Simferopol, Pfarrei Rosental  
 Ajtugan-DeutschKirchspiel Neusatz1889 
 AkkobekKirchspiel Zürichtal  
 Ak-Kodsha-Deutsch, (Ackodja-Deutsch/ Akoddsha)Dekanat und Pfarrei Simferopol1888 
 Akleis, (Akless)   
 Ak-Metschetj, (Akmetschet Najman/ Weimann/ Naiman)Kirchspiel Hochheim Esten-Kolonie von Samruk
 Ak-Sakal, ChutorKirchspiel Hochheim  
 Ak-Sakal-Merkit   
 Ak-Scheich-Deutsch (Rosdolne)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1890Schwaben aus Berdjansk
 Ak-TaschBelowesch, Taurien1861 
 Ak-Tatschi   
 Ak-Tatschi-Kabanj, (Kaban-Achtatschi) 1866 
 Ak-TschoraKirchspiel Zürichtal  
 AkulaKirchspiel Neusatz  
 Alabasch-Konrat   
 Alataj-Deutsch (Maxymiwka)Dekanat Simferopol, Pfarrei Rosental1871 
 Alatsch   
 Alexandertal, (Saurshi/ Saurtschi-Deutsch)Kirchspiel Zürichtal1870 
 AlexandrowkaDekanat Simferopol1863Gründer aus Österreich (deutscher und tschechischer Nationalität)
 Alexejewka-NowoDekanat Simferopol, Pfarrei Grigorjewka  
 Ali-Bai   
 AlkalyKirchspiel Hochheim  
 Anakoj-Ely (Anaka-Eli)Kirchspiel Neusatz  
 Annenfeld (Tschutscha/ Elgery Tschutscha/ Kutschuk Tschutscha)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1880Schwaben aus Berdjansk
 Annenfeld, (Dshollu-Totanai)   
 Annowka   
 Appaz-Bogalak (Apas-Bogalak)   
 Argantschik 1883 
 Argyn (Argen)Dekanat Simferopol, Pfarrei Rosental  
 Asan-AdschiKirchspiel Neusatz  
 Asayak   
 Aschaga-DsharminDekanat und Pfarrei Simferopol1879 
 Aschasa   
 Asow, (Azaw)   
 Ass-Naiman-Chutor   
 Ataj (Attai/ Deutsch-Ataj)Dekanat Simferopol, Pfarrei Alexandrowka  
 Atartschik 1861Kolonisten aus Belowesch
 AtkschoraBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861 
 Augutscha 1888 
 AwelBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1887Kolonisten aus Belowesch
 Azaw   
 Az-Dsharaktschi (Ass-Djaraktschi)Kirchspiel Hochheim  
BBaigantschek-Neu 1906 
 Bajaut-Alt (Alt-Bajant)Kirchspiel Hochheim1898 
 Bajaut-NeuKirchspiel Hochheim1874 
 Bajgotschek-Neu   
 Baj-Kiat (Bai-Kijat)  Kolonisten aus Belowesch
 Baj-KogenlyBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861 
 Bakschai   
 BarakKirchspiel Zürichtal  
 Barin-DeutschKirchspiel Hochheim1882 
 Barschlitschha   
 Baschbek-Deutsch (Baschpek-Deutsch)Dekanat Simferopol, Pfarrei Alexandrowka  
 Baschlytschka   
 Bekatan-Konrat (Bekotan-Konrat)Kirchspiel Neusatz  
 Bek-Bulatschi   
 BeloserkowkaDekanat Simferopol, Pfarrei Grigorjewka  
 Belyj-Kosch   
 Berdy-BulatDekanat Simferopol, Pfarrei Alexandrowka  
 Beregowoje   
 Bereket   
 Bergstadt (Krinitschka/ Kojasch Kangyl)   
 Berlin (Koktein)Kirchspiel Hochheim1883 
 Bescharan 1897 
 Bescheweli-Iljak (Beschujly-Iljak)   
 Beschewli-ElyBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Beschewli-Ilak   
 Besch-Pilaw (Bespilaw)   
 Beschtarem (Beschdarim)Kirchspiel Zürichtal  
 Beschuj-Ely (Beschui-Ely)Kirchspiel Neusatz1881 
 Beschujly   
 Beschut (Beschui-Kodschambax/ Beschuj-Kodshambak)Kirchspiel Neusatz  
 Beshuj   
 Biech   
 Bijbolusch (Bij-Balusch)   
 Bijetsch   
 Bijuk-Busaw   
 Bijuk-Kabanj   
 Bijuk-Kardshaw (Bijuk-Kardjau)   
 Bijuk-Onlar (Bisuk-Onlar/ Onlar)Kirchspiel Neusatz  
 Bisu-Chutor   
 Bitak-Ak-Kuju (Ak-Kuju-Bitak)   
 Bitenj   
 Bitsch-Najman (Bietsch-Naiman)Kirchspiel Hochheim  
 Blumenfeld   
 Bohemka (Bogemka/ Dshadra)Dekanat Simferopol Pfarrei Alexandrowka1842„germanisierte Tschechen“
 Bolatschi   
 Boragan (Baragan) 1860 
 Borangar (Tashly-Konrat)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Botschala (Sultan-Botschala-Chutor)Kirchspiel Hochheim  
 Botschala [Simferopol-Tabuldi] 1879 
 Boz-Dshajtschi (Bos-Djaitschi)   
 Braun (Togaily/ Tohaily)Kirchspiel Neusatz  
 Bruderfeld (Kara-Tobel)   
 Bubtschik   
 Bulatschi (Bulachi)Kirchspiel Neusatz-Byten1879 
 Burasch-Neu   
 Burtschi, (Burshi/ Burtsche)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Busak   
 Busturtscha (Bustartscha)   
 Busul-Montanaj (Montanaj)   
 BytenBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
CChristiansfeld   
 Christinafeld (Mursular-Kemeltschi)Kirchspiel Hochheim1871 
 Chukull   
 Churilek-Güter   
DDagmarowkaDekanat Simferopol Pfarrei Grigorjewka  
 Danilowka (Danilowskaja)   
 Darmstadt-Neu (Tscholbaschi)Kirchspiel Hochheim1883 
 Delizerberg   
 DeutschDekanat Simferopol Pfarrei Alexandrowka  
 Dewlet-Ali   
 DibDekanat Simferopol Pfarrei Alexandrowka  
 Dschankoi-Neu 1884 
 Dshabatsch   
 Dshaga-Mojnak (Djaga-Mainak)   
 Dshaga-Scheich-Ely 1886 
 DshajtschiKirchspiel Neusatz1895 
 DshambuldyKirchspiel Hochheim  
 Dshambuldy-KonratBelowesch/ Kirchspiel Neusatz-Byten1861Kolonisten aus Belowesch
 Dshanbore   
 Dshankoj-AltKirchspiel Hochheim1870 
 Dshankoj-NeuKirchspiel Hochheim  
 Dshankoj-ChutorKirchspiel Hochheim  
 DshanlarKirchspiel Neusatz  
 Dshapar-JurtKirchspiel Zürichtal1887 
 DsharaktschiKirchspiel Hochheim1887 
 Dsharkuju (Dsharkui) 1882 
 DsheilawKirchspiel Neusatz  
 DshelairKirchspiel Neusatz  
 Dshelkun   
 Dshil-Kechel-Ely   
 Dshuma-AblamBelowesch/ Kirchspiel Neusatz-Byten1861Kolonisten aus Belowesch
 Dshumasch-Kyrk (Djumasch-Kirk)   
 Dshurgun (Mirnowka)Dekanat Simferopol Pfarrei Alexandrowka  
 Dshurtschi 1862 
 Dulat   
EEbenfeld (Kurt-Itschki) 1880 
 Eigenfeld, (Totanai)Kirchspiel Hochheim1860 
 EkibaschKirchspiel Neusatz-Byten1890 
 Elgery-AblamKirchspiel Neusatz  
 Elgery-Kasporju (Ilgery Kaspir)Kirchspiel Neusatz  
 Elgery-Montonaj (Ilgery Montonaj)   
 Elsaß   
 Esen-Bak-Ischun   
 Esen-Ely (Esen-Eki/ Essen-Ely)Kirchspiel Zürichtal1868 
 Eski-Koj   
 Ettingerbrunn (Ak-Tatschi/ Ak-Tatschi-Busaw/ Busaw-Aktatschi) 1886 
FFalz-Fein, (Tschirik)   
 FelsenbrunnBelowesch/ Kirchspiel Neusatz-Byten1861Kolonisten aus Belowesch
 Fernheim 1880-1881 
 FjodorowkaKirchspiel Neusatz  
 Franzfeld, (Dortkul)Pfarrei und Dekanat Simferopol1897 
 Freileben   
 Freudental (Okretsch)Kirchspiel Zürichtal1849 
 Friedensfeld (Mamut)   
 Friedenstein (Adschi-Mambet/ Dshamitschi/ Japundsha/ Japuntschi/ Mambet-Adshi)Kirchspiel Neusatz  
 Friedental (Kantakuzowa/ Kurortne/ Курортне)Kirchspiel Neusatz24.06. 180525 Familien aus Württemberg und sieben Familien aus der Schweiz
 Friedental-NeuBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861
Kolonisten aus Belowesch
 Friedrichsfeld (Tschokrak/ Ulu-Tschokrak)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1861
Kolonisten aus Belowesch
 Furstenfeld (Mamut)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1884
Berdjansker Schwaben
GGernfeld (Gernfeld-Byten/ Kirmantschi/ Kirmatschi) 1820 
 Grigorowka   
 Grünental (Karamin) 1859 
 Grünfeld (Adshi-Achmat)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim Berdjansker Schwaben, Separatisten
HHebron (Baksy/ Bekassy)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1880-1883Berdjansker Schwaben
 Heilbrunn (Temesch-Ely/ Prywitne/Привітне)Kirchspiel Zürichtal4.7.180540 Familien aus Württemberg
 Herrendank   
 Herzenberg (Pionerske/ Піонерське)Kirchspiel Zürichtal1804-180530 Gründerfamilien
 Hochheim (Haimann/ Najman)Filiale des Kirchspiels Neusatz1870 
 Hoffnung-Neu (Kijanly/ Olgino)Kirchspiel Zürichtal1852 
 Hoffnungsfeld (Tarchanlar)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1879-1884Berdjansker Schwaben, Separatisten
 Hoffnungstal (Newske/ Невське)   
 Hoffnungstal (Kul-Oba)Kirchspiel Hochheim1883 
 Hohenberg (Totmann)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1879Kolonisten aus Belowesch
 Huberowka   
IIbraim-Bay   
 Ibraim-KonratKirchspiel Neusatz  
 Ischun-Deutsch (Ischun-Nemezki) 1880 
 Ismail-Abaj (Abaj-Smajl/ Smail-Abai)Kirchspiel Neusatz  
 Itschki   
 Iwanowka (Koskentschi)Kirchspiel Neusatz  
 Iwanowka (Bescharanskij)   
JJakschibaj-Alt   
 Jakubowka   
 Jalantasch (Yalantusch)   
 Jalantasch-Neu   
 Jaly-Mojnak   
 Japundsha-Meier (Meier)   
 Japundsha-Roth (Roth)   
 JaschpekKirchspiel Neusatz  
 Jasnaja-Balka   
 Jekaterinowka   
 JohannesfeldKirchspiel Hochheim  
 Johannesruh (Tokultschak)Molotschna, Taurien1878Molotschnaer Familien kauften für 7 Rubel je Deßj. Land
 Johannestal (Aksjuru-Konrat/ Aktschura-Konrad)Kirchspiel Hochheim1882 
KKabanj-Chutor   
 Kachir   
 Kaisertal (Kogenly/ Kohenly)Kirchspiel Hochheim  
 Kajasty-Osma, (Kajasta) 1883 
 Kajnasch   
 Kalau-Kara 1865 
 Kalmu-Kary (Kalmukara)Kirchspiel Neusatz1865 
 Kamak   
 KambarBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1880Kolonisten aus Belowesch
 Kambar-EltokKirchspiel Neusatz  
 KangylKirchspiel Neusatz  
 Kara-Baj   
 Karabar   
 Karach   
 Karait   
 Kara-Kitaj (Kitaj)   
 Karakunt   
 Kara-Kurt (Karagurt)   
 Kara-Kurt-Neu (Neu-Karagurt)   
 Karalar   
 KarangutKirchspiel Hochheim1884 
 Kara-SabuKirchspiel Neusatz  
 Karassan (Karasan)Halbstadt, Taurien1862erste Tochterkolonie von Siedlern aus dem Halbstädter-Gebiet; wurde Mittelpunkt der „Krimer Brethren“
 Karassubasar   
 Kara-Totanai   
 Karatsch [Kertsch-Kertsch]Kirchspiel Zürichtal1900 
 Karatsch [Petrowsk] 1901 
 Karatsch [Semikalosdsi] 1900 
 Karatsch [Simferopol]   
 Karatscha-KangilBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Karlowka   
 Karlsruhe, (Dshankoj-Deutsch)Kirchspiel Hochheim1885 
 Kartagaj   
 Kart-Myschik (Kartmitschik)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1879Kolonisten aus Belowesch
 Kartschag   
 Kartschau   
 Kaspir   
 KatschinKirchspiel Neusatz  
 Keletschi   
 
Kendshe-Tashly-Konrat
   
 Keneges 1882 
 Keneges (Kenegos)Kirchspiel Zürichtal, Pfarrei und Dekanat Simferopol1872 
 Kentogaj 1880 
 Kereit   
 Kerleut-Alt 1883 
 Kerleut-Neu  Separatisten
 Kermentschi 1890 
 Kertletsch   
 Kiabak   
 Kiewka-NowoDekanat Simferopol Pfarrei Grigorjewka  
 KijabakBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1879Kolonisten aus Belowesch
 KildiarBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Kilse-Metschet   
 Kiptschak   
 Kiptschak-Karalar   
 Kir-BajlarBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Kirghiz   
 Kir-ItschkiKirchspiel Zürichtal  
 Kirk [Feodosija-Itschki]Kirchspiel Hochheim  
 Kirk [Simferopol]   
 Kisil-Metschet   
 Kitai (Libknechtiwka) 1885 
 KitajKirchspiel Neusatz  
 Kitaj, (Kitai)Kirchspiel Zürichtal  
 Kitaj [30 km nördl. von Simferopol]   
 Kockstein 1883 
 Kodagaj (Kadagaj/ Katagai) 1884 
 Kogendschelga-ChutorBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 KodshambakKirchspiel Neusatz1887 
 Kodshelak (Kodjelak)   
 Kojanly 1839 
 Kokej-Gut, (Kokej-Chutor?)   
 Kokkoz (Kok-Kos)   
 Koktschora-Kijat   
 Kongeli-Kijat-Deutsch   
 Kon-Keneges (Poltaratsch)   
 Konrat (Komrad/ Kongrat)Kirchspiel Zürichtal, Dekanat Simferopol Pfarrei Alexandrowka  
 Kontschi-SchawaBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1860Kolonisten aus Belowesch
 Konurtschi-Chutor   
 Kopanj (Berberowka)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1880-1890Berdjansker Schwaben, Separatisten
 Kopitz   
 Kopkary-DeutschDekanat Simferopol Pfarrei Alexandrowka  
 Koreloga   
 Korot-Kijat   
 Krauter-Chutor   
 Kronental (Bulgansk/ Koltschuhyne/ Кольчугине) 9.05.1809/ 181057 Familien, fünf aus Württemberg und 52 aus Baden
 KudaschKirchspiel Neusatz  
 KujeranKirchspiel Neusatz  
 Kuru-Djaga-Scheich 1820 
 Kutaihul-Danahosowka (Kataigul/ Kudajgul/ Kudahul-Donahusaka)Kirchspiel Neusatz, Pfarrei und Dekanat Simferopol1888 
 Kutasch   
 Kutjuke-Deutsch 1878 
 Kutjuki, (Kutuki) 1878 
 Kutschuk-Abaj (Abaj/ Abaj-Kutschuk)Kirchspiel Neusatz?  
 Kutschuk-Ak-Tatschi (Kutschuk-Achtatschi)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Kutschuk-Burasch   
 Kutschuk-Toksoba   
LLepaticha, (Lepeticha)   
 Lesy-Alt (Staryje-Lesy)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1889Kolonisten aus Belowesch
 Lesy-Neu (Nowyje-Lesy)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1891Kolonisten aus Belowesch
 Liebental-Neu (Nowo-Selje)Kirchspiel Hochheim1886 
 Liebknechtowka   
 Ludwigstal (Meschen)Kirchspiel Hochheim1883 
 Lustigstal   
MMamak   
 Mamut-Baj   
 Mangut   
 Mara   
 Marianowka   
 Marienruh   
 Mariental   
 MariewkaKirchspiel Zürichtal  
 Meier (Djau-Tobe/ Djautebe/ Dschantebe/ Dshautepe) 1901 
 Mengermen-Deutsch (Lochiwka)Kirchspiel Zürichtal1874 
 Mergen-Meier (Juchary-Dshamin)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1882Kolonisten aus Belowesch
 Messit (Mesit)Kirchspiel Hochheim1867 
 Michaelsdorf (Michailowka)Kirchspiel Neusatz  
 Molly-Ely (Adshaul)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz-Byten1882 
 Molnak 1889 
 MonajKirchspiel Neusatz  
 Monaj [zwischen Dshankoj und Feodosija]   
 Monaj-Neu (Neu-Monat)   
 Morej (Marij) 1892 
 Morsi   
 Munij (Moni)Kirchspiel Neusatz Berdjansker Schwaben, Separatisten
NNadeshda-Chutor   
 Naimann   
 Neudorf   
 Neudorf, (Islam-Terek) 1844-1849 
 Neufeld, (Borlak)Kirchspiel Hochheim1882 
 Neuhoffnung (Illitschewe) 1879 
 Neusatz (Krasnohirske/ Красногірське)Kirchspiel Neusatz1804-180636 (38) Familien, von den 27 aus Württemberg  (O/ A: Tübingen, Reutlingen, Backnang) kamen
 Nikolajewka-Nowo 1881 
 Nishnije-Fondukly, (Fundukly?)   
 Nogai-TomDekanat Simferopol Pfarrei Alexandrowka  
OOgus-Oglu-Deutsch   
 Ogus-Tebe (Oguz-Tobe)   
 OjburKirchspiel Neusatz  
 Oj-Dshurtschi (Oi-Djurtschi)   
 Olgase   
 Ordzhak-Dshabu-Chutor   
 Oresch 1893 
 Orta-MamajKirchspiel Neusatz  
 Otar 1890 
 Otar-Dshankoj   
 Otar-Kerleut 1883 
 Otar-Mojnak (Otar-Mainak)Kirchspiel Neusatz  
 Otar-Petrowka 1880 
 OteschKirchspiel Neusatz1893 
 Otschka-Bajilar (Atschka-Bailar)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 OtusKirchspiel Zürichtal1805 
PParzefeld   
 PawlowkaDekanat Simferopol Pfarrei Grigorjewka  
 Pitak   
 PreobrashenkaDekanat Simferopol Pfarrei Grigorjewka  
 PustartschiDekanat Simferopol Pfarrei Rosental  
RRappheim-ChutorKirchspiel Zürichtal1874 
 Rass   
 Rosalienfeld   
 Rosental (Schaban-Oba/ Aromatne/ Ароматне) 1804-180656 Gründerfamilien aus Baden, die ursprünglich nach Ungarn wollten
 Rosental 1813 
SSabantschi   
 Safronowka   
 Sahantschi   
 Saja, (Ssaja)   
 Sakal-Chutor   
 Salgirka   
 Samau (Samaw)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1870Kolonisten aus Belowesch
 SargilKirchspiel Zürichtal1872 
 Saroa, (Ssarony) 1879 
 Sary-Basch, (Sarabasch/ Saribash)Kirchspiel Neusatz  
 Sary-Bulat   
 Sary-Kiptschak   
 Sary-Spat (Sarowa-Spat)   
 Schapowalowka   
 Schechta-Er 1886 
 Scheich-ElyKirchspiel Hochheim  
 Scheich-Ely [40 km nördl. von Eupatoria]   
 Scheich-ElyKirchspiel Zürichtal  
 Scheich-Ely 1869 
 Scheichlar   
 Schekisek 1820 
 Schiban 1888 
 Schiban [35 km nördl. von Simferopol an der Banhlinie]   
 SchibanjBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1888Kolonisten aus Belowesch
 Schirin-Deutsch-Alt, (Alschin/ Alt-Schin)   
 Schirin-Deutsch-Neu   
 Schischmana, (Kudahul Schischman?) 1898 
 Schleich   
 Schmidt   
 SchneiderDekanat Simferopol Pfarrei Alexandrowka  
 Schobach-Ely 1886 
 Schoenbrunn (Adargin-Deutsch)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1858Berdjansker Schwaben, Separatisten
 Schoenfeld (Koltamak)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1872-1878Berdjansker Schwaben, Separatisten
 Schöntal   
 Schonuk (Schununk)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Schottenruh (Djurmen/  Dshurmenj/  Durmen) 1876 
 Schwesterdorf   
 Schwesterntal (Dshaga Alike)   
 Seit-Bolat-ChutorKirchspiel Hochheim  
 Seitler-Tarchanlar   
 Seit-Scheut   
 Sekizek   
 Selenja   
 Semisotka (Ssemissotka)Kirchspiel Zürichtal  
 SiebenbrunnKirchspiel Zürichtal1878 
 SimferopolKirchspiel Neusatz1805-180920 Gründerfamilien
 Sobach-Ely   
 Sochta-Er   
 Spat [20 km nördl. von Simferopol bei der Station Sarabus] 188138 Gründerfamilien aus der Molotschna
 Spat-Nowyj   
 Springer-Chutor   
 Stanislavowka   
 Staryj Krim 1805 
 SudakKirchspiel Zürichtal180516 Familien aus Württemberg
 Suran-Barin   
 Syrtaj-Kasborju, (Syrt Kaspir)   
 Syrt-Karaktschora, (Sirt-Karaktschura) 1860 
 Syrtke-Adshi-Achmat   
TTabor-Kirej, (Kirej-Tabor)Dekanat Simferopol  Pfarrei Alexandrowka1890 
 TabuldyKirchspiel Neusatz1882 
 Taganash-Neu,  (Kuchuk-Biyuk-Taganash)   
 Taimas-DeutschKirchspiel Zürichtal1897 
 Tali-IljakBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1872Kolonisten aus Belowesch
 Tasanai-Chutor   
 Tash-Kazgan-Konrat, (Tasch-Kasan-Konrat)   
 Tashly-Kiptschak   
 TaukBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Tawmaj   
 Tegesch
Kirchspiel Neusatz
  
 Telentschi-Neu 1887 
 Telentschi-Dshurt 1870 
 TemeschBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861
Kolonisten aus Belowesch
 Temesch 1802 
 Temirbulat   
 Tensu   
 Terekly-Scheich-Ely   
 Terkle-Kitai   
 Termentschik 1860 
 Teschi   
 Tesekly-Ischunj   
 Teshi (Teschi)Belowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Timaschewka   
 Timir   
 Tjumen-Deutsch   
 Tobalowka, (Sergejewka)   
 Togaily   
 Toganasch_Neu-,  (Kutschuk-Bijuk-Toganasch)Kirchspiel Hochheim  
 Toj-Tebe 1893Berdjansker Schwaben
 Toksaba   
 Topolowka   
 TowmajBelowesch/ Kirchspiel Neusatz1861Kolonisten aus Belowesch
 Tschegoltaj (Sjeweredne)   
 Tschokul, (Leninskoje)Kirchspiel Zürichtal1890 
 Tschongrow   
 Tschorolek, (Tschurulek)   
 Tubei-Chutor   
 Tugunchi-Chutor   
 Tukulchak   
 Tulat   
 Tunsu-Chutor   
 TuraschPfarrei Simferopol,  Dekanat Simferopol  
 Tuzla-Scheich-Ely, (Töfsheim)Kirchspiel Zürichtal  
UUlan-Ely, (Ultan-Eli)Kirchspiel Neusatz1889 
 Ungut   
 Ungut-DeutschKirchspiel Neusatz1888 
 Urtschkin-Tarchan   
 Urtschuk, (Utschuk) 1910 
 Usbek-Deutsch, (Usbek-Nemezki)Kirchspiel Neusatz  
 Usun-Sakal-Dshankoj   
 Utscheweli-Orka, (Uschweli-Orga)Kirchspiel Hochheim1889-1891 
 Utschkuju   
 Utsh-Kuyu-Tarchan  Esten-Kolonie von Samruk
WWasserreich (Kerleut/Nowi-Kiptschak)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1883 
 Wassiljewka   
 Westheim (Kullar-Kiptschak)Berdjansk/ Kirchspiel Hochheim1880 
 Wiebe   
 Wilhelmstal, (Adshaj-Kat)Kirchspiel Hochheim1880 
ZZarekwitsch, (Zarewitsch)Dekanat Simferopol/  Pfarrei Alexandrowka1863 
 Zarizino-Nowo 1869 
 Zindler, (Kodshalak/  Kotschalak)   
 Zindler, (Tschenki/  Tschinki)Kirchspiel Neusatz  
 Zürichtal_Neu-,  (Tschelebi-Ely)   
 Zürichtal_Neu-,  (Werborjus/ Werebruss)Kirchspiel Zürichtal  
 Zürichtal (Dshajlaw/ Solote Pole) 180549 Familien aus der Schweiz, 1810 kamen 25 überwiegend katholische Familien aus der Molotschna dazu
Die deutschen Siedlungen in der Sowjetunion, ausgearbeitet und herausgegeben von der Sammlung Georg Leibbrandt, Teil 3: Ukraine mit Krim (SSR Ukraine und ASSR Krim); Berlin 1941 mit einer Karte

  1. Geographischer Atlas des Russischen Reiches, des Königreichs Polen und des Großfürstentums Finnland, geordnet nach Provinzen in zwei Sprachen mit der Bedeutung dieser Städte, Dörfer, Weiler und aller bemerkenswertesten Orte, Post- und Hauptstraßen, Stationen und die Entfernung zwischen ihnen und anderen Dörfern in Werst und Meilen auf 70 Blättern mit einer Übersichtskarte und einer Tabelle der Werstentfernung entlang der Poststraßen zwischen den berühmtesten Städten, zusammengestellt nach den neuesten und zuverlässigsten Informationen von Studenten der russischen Geographie und für die Zusammenstellung von Straßenkarten für Reisende, Mitarbeiter der Abteilung für militärische topografische Angelegenheiten, Seine Kaiserliche Majestät in der Quartiermeisterabteilung, Oberstleutnant Pyadyshev
    Russisch: Pjadyschew Wassili Petrowitsch, wikipedia, gemeinfrei ↩︎

Krim

„Ernte der Steppe“


Dr. August Heinrich Petermann 1856; H Eberhardt, Graveur.; W Alt, Graveur.; Klett- Perthes Verlag 1864

Lange bevor die Auswandererfamilien unserer Geckle-Ahnen die Halbinsel Krim besiedelten, lebte ein Gemisch verschiedenster Ethnien (Griechen, Iraner, Hunnen, Krimgoten und andere) in den Weiten der Steppe.

Etwa Mitte des 13. Jahrhunderts eroberten die mongolischen Turkvölker der Kiptschaken und Tataren die Halbinsel. Sie bildeten gemeinsam mit der vorhandenen Bevölkerung die Ethnie der Krimtataren, deren wichtigstes identitätsstiftendes Merkmal der sunnitische Islam war.

Nach dem Zerfall der mongolischen Goldenen Horde, die Russland zwei Jahrhunderte lang beherrscht und ausgeplündert hatte, entstand um 1430 auf der Krim und den südlichen Gebieten der heutigen Ukraine ein eigenes Khanat, welches 1475 die Oberhoheit des Osmanischen Reiches anerkennen musste. Mit Unterstützung des Osmanischen Reiches überzogen die Krimtataren in den folgenden Jahrhunderten die Ukraine und Südrussland mit Raubzügen, „Ernte der Steppe“ genannt, bei denen sie Jagd auf Menschen machten, um sie als Sklaven zu verkaufen. Historiker schätzen die Zahl auf mindestens zwei Millionen Männer, Frauen und Kinder, welche allein in der Zeit von 1470 bis 1700 in die Sklaverei verschleppt wurden.1

Russische Operationen des Jahres 1736, Kartograph Henrik de Leth (1703-1766)

Ganze Landstriche verödeten, während sich die Krimtataren weitere Beute auf ihren Feldzügen nach Mitteleuropa und Russland suchten. Immer wieder war ihr Ziel auch Moskau, welches sie zwischen dem 24. und 26. Mai 1571 fast vollständig niederbrannten.

Die Russen versuchten die Krimtataren niederzuschlagen, im Zuge des Russisch-Österreichischen Türkenkrieges 1736–1739 unter Feldmarschall Burkhard Christoph von Münnich erhielten sie wieder Zugang zum Schwarzen Meer. Dieser führte eine Strafexpedition auf die Krim, bei der die meisten Städte, inklusive ihrer Hauptstadt Bachtschissarai, niedergebrannt wurden.

Erst der Russisch-Türkischen Krieg 1770–1774 unter der Herrschaft der Zarin Katharina II. brachte die Krim 1783 durch Annexion endlich unter russische Gewalt.  Das Osmanische Reich musste mit dem Vertrag von Jassy am 6. Januar 1792 die russische Oberhoheit über die Krim anerkennen, woraufhin viele Krimtataren auf das Gebiet der heutigen Türkei flohen.

Als Teil des Kolonisationsgebietes Neurussland wurde zunächst in Anlehnung an die Antike der Oblast Taurien (1783–1796) eingerichtet, ab 1802 bis zum Oktober 1921 das Gouvernement Taurien.


 Reisepass des Konrad Schnabel aus Klingenmünster nach Cassel

Versuche des Fürsten Grigori Potjomkin im Jahre 1783,  Griechen, Armenier, Bulgaren, Balten, Russen und Ukrainern anzusiedeln, brachten nicht den gewünschten Erfolg, ebenso wenig das Manifest vom 22. Februar 1784, das „alle mit dem Russischen Reich befreundeten Nationen“ einlud, sich in Cherson, Sevastopol und Feodossija anzusiedeln.

Erst unter Alexander I. begann um 1803/1804 eine gezielte Ansiedlung von Deutschen und rund 60 Schweizer Familien, letzteren starben 40 Personen auf der Reise während einer Pockenepedemie, worauf hin etliche Personen in die Heimat zurückkehrten. Die verbliebenen 56 Familien gründeten in den Ausläufern des Jaila-Gebirges die Kolonie Zürichtal.2

Zunächst wurden auf der Krim weitere Mutterkolonien gegründet, in späteren Jahren entstanden wie in den anderen Ansiedlungsgebieten der Deutschen in Russland Tochterkolonien.

1915 gab es bereits 314 Kolonien auf der Halbinsel, bis 1939 stieg die Zahl der deutschen Siedler auf etwa 60.000.

Mit Bildung der Sowjetunion gehörte der Festlandteil des Gouvernement Taurien zur Ukrainischen SSR, während die Krim eine ASSR innerhalb der Russischen SFSR bildete.

Rund 53.000 von ihnen wurden am 20. August 1941, noch vor Eintreffen der deutschen Wehrmachtsverbände „auf ewige Zeiten“ von der Krim vertrieben und nach Kasachstan deportiert. Die beim Einmarsch der Truppen 1942 noch angetroffenen 960 Krimdeutschen3 wurden gemeinsam mit Deutschen aus dem Cherson, Nikolajev, Nikopol, Kiew, Charkow, Kriwoj-Rog, Melitopol, Mariupol, Dnipropetrowsk, Kirowograd und Saporoshje als Administrativumsiedler* in den Warthegau verbracht.

Nach der Rückeroberung durch die Rote Armee ließ Stalin zwischen Mai und Juni 1944 die verbliebenen 181.000 Tataren4, 14.500 Griechen, 12.000 Bulgaren, 11.300 Armenier und die letzten ~10 italienischen Familien aus Kertsch.5 6 deportieren,

Ab 1945/1946 als Oblast Krim der RSFSR zugehörig, wurde der Oblast 1954 der Ukrainischen SSR zugeordnet. 1991 erfolgte ein Referendum und die Wiedereinrichtung als ASSR Krim (Februar – August 1991). Nach der Unabhängigkeit der Ukraine erfolgte 1992 die Umbenennung in Republik Krim. Als Folge vieler weiterer politischer Machtkämpfe entstanden im März 2014 die Autonome Republik Krim und die regierungsunmittelbare Stadt Sewastopol, deren völkerrechtlicher Status bis heute nicht endgültig geklärt sind.

Erst im Rahmen der Perestroika durften die Krimdeutschen wieder auf die Krim zurückkehren, der russische Präsident Wladimir Putin unterschrieb am 21. April 2014 einen Erlass (Nr. 268), dem zufolge alle Deportierten  „rehabilitiert“ und deren Nachfahren entschädigt werden sollten. Ergänzungen im Erlass, sie betreffen die Rehabilitation der Krim-Italiener, erfolgten nach dem Besuch von Silvio Berlusconi im September 2015 auf der Krim.7


1) Hubert Hecker: Sklaverei im Islam
2) Bühler, Gander-Wolf, Goehrke, Rauber, Tschudin, Voegeli: Schweizer im Zarenreich. Zur Geschichte der Auswanderung nach Russland, Verlag Hans Rohr, Zürich 1985, p 52
Daniel Huber: Erobert, deportiert, diskriminiert – das bittere Schicksal der Krimtataren: 20.3.2014
3) Syntagma friburgense. Historische studien Hermann Aubin dargebracht; Schriften des Kopernikuskreises, Bd. 1; Verlag Lindau, Thorbecke 1956, p. 95
4) The Library of Congress, Washington, DC, USA: Erlass zur Ausweisung der Krimtataren und englische Übersetzung
5) zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten rund 40 Familien, vor allem aus Apulien, auf der Krim, hatten sogar ein eigenes Konsulat in Novorossijsk, die Volkszählung 1897 erfasste 816 Italiener, die Volkszählung 1929 erfasste 774 Italiener, 1989 waren 88 Nachkommen zurückgekehrt auf die Krim
6) L’olocausto sconosciuto: lo sterminio degli Italiani di Crimea (Seconda Edizione – Roma – Marzo 2008) Giulia Giacchetti Boico e Prof. Giulio Vignoli (Erinnerungen der Kertscher Maria Nenno p.9ff),

7) Ukas Nr. 268 und Ergänzung vom 13.9.2015 Указ «О внесении изменений в Указ Президента Российской Федерации от 21 апреля 2014 года № 268 «О мерах по реабилитации армянского, болгарского, греческого, крымско-татарского и немецкого народов и государственной поддержке их возрождения и развития»

*Administrativumsiedler – zumeist Russlanddeutsche, die auf administrativem Wege – aber personenbezogen – im Laufe des Krieges Deutsche geworden waren

Deutsche Kolonisten

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