Wenn ich weit in meine Kindheit zurückdenke, fallen mir zwei Dinge ein, die Papa für mich gebaut hatte.

1. einen Schlitten aus Eisen, grün gestrichen mit roter Holzplatte als Sitz, oh, …. wie peinlich ! ( Wir nannten ihn „Nähmaschine“, warum auch …. ? )

Er hatte es gut gemeint, aber damit hab ich mich nicht nach draußen getraut, das Gespött der anderen befürchtet.

2. einen Roller, das war der Knaller, so einen hatte keiner. Es war kein Tretroller wie üblich, nein, der hatte einen Lenkstangenantrieb. Hab ich sonst nirgendwo gesehen.

Das Prinzip des Fahrens war einfach, einmal mit dem Fuß abgestoßen, bewegte man die Lenkstange stetig vor und zurück, wie auf einer Draisine und der Roller war in Fahrt, einfach nur prima. Die Lenkstange war an einem Drehpunkt ( vor / zurück ) befestigt, an der Gabel befand sich ein Segment vom Tretlager eines Fahrrades, das auf ein Innenritzel das Vorderrad antrieb. Das Vorderrad hatte ein Freilauf, wie beim Fahrrad. Alles war zwar gewöhnungsbedürftig zu händeln, aber wenn man den Bogen raus hatte, einfach nur noch genial. Wo der Roller abgeblieben ist, kann ich mit Bestimmtheit nicht mehr sagen, ich glaube aber, Papa hat ihn später an einen Arbeitskollegen, einem Fuhrunternehmer aus Bornim, weitergegeben.

Zum Ende der 80er Jahre waren die Urlaubsfahrten mit Wohnwagen und Trabant für Mutti und Papa doch langsam zu anstrengend, sie blieben lieber auf dem Grundstück am Plessower See. Der eigene Zugang zum Wasser entschädigte für den entgangenen jährlichen Campingurlaub an der schönen Ostsee.

Da der Campingwagen nun ungenutzt in der Garage stand, haben Gisela und ich den Klappfix mit dem Wohnwagen ausgetauscht. Das war natürlich eine schöne Sache.

Den Wohnwagen habe ich dann nach meinen Vorstellungen umgebaut, er bekam neue Rückleuchten, innen einige Umbauten, einen 220V Stromanschluß, einen Trafo, der 220V zusätzlich in 12V umwandelt, da die Innenbeleuchtung vorher direkt aus der Autobatterie gespeist wurde, außerdem ein neues, größeres Vorzelt, natürlich wieder auf der alten Phönix genäht und eine Überplane. Von außen eine neue Lackierung.


Die letzten Jahre arbeitete Papa in der Rechtsabteilung des Güterkraftverkehrs. Da ging es nicht mehr um Baumaßnahmen und technische Dinge, sondern ausschließlich um Paragraphen § und Rechtsstreitigkeiten.

Seinen Ruhestand verlebte er mit Mutti, bis auf die Wintermonate, meist auf dem Wochenendgrundstück in Kemnitz.

…………… aber, auch diese schöne Zeit ging leider im Jahre 2003 zu Ende.

Die Stadt Werder hatte die Pacht für das Grundstück am Wasser so drastisch erhöht, dass Mutti und Papa sich leider dazu durchringen mussten, das schöne Fleckchen im Grünen aufzugeben. Der Jahreszeit entsprechend, auch die traurige Stimmung ! Der Abschied fiel schwer.

Kurz danach gab Papa auch das Autofahren altersbedingt auf.

Im Jahre 2005 gaben sie ihre letzte Wohnung, im 14. Stock des Hochhauses Zentrum Ost, in Potsdam auf und zogen in das Potsdamer Bürgerstift.

Die nächste Trennung galt dem Wohnwagen.

Die beiden Garagen in der Otto-Nagel-Straße (früher Wollnerstraße) wurden vom neuen Besitzer des Hauses gekündigt. Bis zur Aufgabe des Grundstückes in Kemnitz, konnten wir den Wagen dort abstellen. Ein ungutes Gefühl war immer dabei. Die Einbruchszahlen und Plünderungen nahmen auch dort stetig zu. Ohne Unterstellmöglichkeit ging es leider nicht.

Wir hatten zum Glück die Möglichkeit, den Campingwagen der Nachwelt zu erhalten. Wir gaben ihn 2003 der Erwin Hymer Stiftung in Bad Waldsee zur Dauerleihgabe für deren Museum. So ist er gut aufgehoben und kann mit anderen Exponaten besichtigt werden.

Der letzte Urlaub auf dem Campingplatz Ückeritz ( Insel Usedom ).

…. in Erinnerung an meine Eltern


Fotos und Grafiken: Privatbesitz Gerd Seifert und Admin