Schloss Werneck

Schloss Werneck1


Das barocke Schloss Werneck, zwischen Würzburg und Schweinfurth gelegen, wurde ab 1853 nach Plänen des Königlichen Regierungs- und Kreismedizinalrats Dr. Schmidt und des Königlichen Bauinspektors Mack zu einer Heil- und Pflegeanstalt für psychisch Kranke umgebaut. Am 1. Oktober 1855 konnte die Heil- und Pflegeanstalt Werneck unter ihrem ersten Direktor, Dr. Bernhard von Gudden ihre Arbeit aufnehmen. Werneck ist damit Sitz einer der ältesten psychiatrischen Kliniken Deutschlands.

Als von Januar 1940 bis August 1941 die deutschlandweite Aktion „T 4“ der Nationalsozialisten durchgeführt wurde, war auch Werneck betroffen.

Die Volksdeutsche Mittelstelle benötigte für die Unterbringung der „Volksdeutschen“ dringend Platz, so plante man, aus den vorhandenen 850 Pflegebetten eine Belegung für 1.750 Bessarabiendeutschen zu schaffen.3

Betraut mit der Aktion wurde der Gauleiter Otto Hellmuth, welcher am 23. September 1940 die Örtlichkeiten besichtigte, beschlagnahmte und die sofortige Räumung verfügte.

Otto Hellmuth (1896-1968)2

Zwischen dem 3. und 6. Oktober 1940 wurden insgesamt 777 Patienten aus Werneck mittels der „Gemeinnützigen Krankentransport GmbH Berlin“, einer Tarnorganisation, in die Heil- und Pflegeanstalt Lohr am Main bzw. über Zwischenstationen wie die Pflegeanstalt Reichenbach und Anstalt Karthaus-Prüll/Regensburg in in die Tötungsanstalten Schloss Sonnenstein bei Pirna und Schloss Hartheim bei Linz verbracht, wo sie vergast wurden.4

Beim Abtransport sicherte Otto Hellmuth zu, dass die Patienten nach Abschluss der Umsiedlungsaktion der Volksdeutschen wieder nach Werneck zurückverlegt würden, eine eiskalte Lüge, rund zwei Monate nach ihrem Abtransport waren alle Patienten, die die Region Mainfranken verlassen hatten, tot.

Am 24. Oktober 1940 wurde die Heil- und Pflegeanstalt Werneck mit bessarabischen Volksdeutschen belegt, die von hier aus im Reich angesiedelt werden sollten.

Im Januar 1941 war das Schoss mit etwa 2.000 Personen belegt. Da der landeskirchliche Pfarrer nicht tätig werden durfte, beauftragte der Landeskirchenrat am 8. Januar 1941 unter Kostenübernahme den aus Tarutino stammenden Pfarrer Albert Kern (1899-1985) mit der Seelsorge der Umsiedler. Leider war er nur kurz vor Ort, da er bald darauf in den Warthegau versetzt wurde.5

Otto Hellmuth wurde für den Mord an den fast 800 Patienten während der Aktion „T4“ nie angeklagt.


Auf dem Schlossfriedhof beerdigt wurden6:

  • David Wittchen 19.9.1869 – 17.10.1940
  • Magdalena Flaig geb. Finkbeiner 30.10.1859 – 27.1.1941
  • Maria Nuffert geb. Kroll 27.7.1889 – 29.1.1941
  • Anna Kison geb. Römpfer 1.9.1861 – 4.2.1941
  • Helga Kison 26.1.1941 – 5.2.1941
  • Emanuel Ganske 9.8.1887 – 5.2.1941
  • Christine Flaig 27.6.1854 – 10.3.1941
  • Johannes Müller 30.3.1886 – 14.1.1941
  • Pauline Grabotin 19.2.1940 – 28.10.1941
  • Georg Heim 4.2.1927 – 22.11.1941
  • Portinkula Türk geb. Ruschenski 2.8.1916 – 21.11.1941

  1. Rainer Lippert CC BY-SA 3.0. Wikimedia
  2. E. Kienast (Hg.): Der Großdeutsche Reichstag 1938, IV. Wahlperiode, R. v. Decker´s Verlag, G. Schenck, Berlin 1938
  3. Maria Fiebrand: Auslese für die Siedlergesellschaft: Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS-Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939-1945 (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung); Vandenhoeck & Ruprecht; Oktober 2014
  4. Schmelter, Thomas: Nationalsozialistische Psychiatrie in Bayern. Die Räumung der Heil- und Pflegeanstalten. (DWV-Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus 1).Verlag Baden-Baden: Deutscher Wissenschaftsverlag 1999
  5. Baier, Helmut : Kirche in Not: die bayerische Landeskirche im Zweiten Weltkrieg, Degener [in Komm.], 1979, S. 124
  6. Gemeinde Werneck, Liste vom 14.12.1950

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