Nachdem etwa 6 Wochen Wartezeit vergangen waren, lagen die DNA-Ergebnisse vor. Natürlich war ich sehr gespannt, ob sie etwas unbekanntes bargen oder sich eher mit dem decken, was ich in den Jahren meiner Nachforschungen herausgefunden hatte.
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Ancestry
Zunächst ging es in die DNA-Geschichte und dem vermutlichen Abstammungsmix. Dieser wurde zwischenzeitlich aktualisiert, da er sich durch mehr getestete Personen verändert. Je mehr aus bestimmten Regionen einen Test machen, um so eher können Gemeinsamkeiten zu einer Region hinzugefügt werden und diese auch weiter aufspalten. So wurden allein in August 2019 in meinem Mix über 40.000 neue Referenzdaten ausgewertet und ihre Daten berücksichtigt, zuvor waren es nur 16.000 Referenzwerte.
Abstammungsmix Juni 2019 |
Abstammungsmix November 2019 |
Zusätzlich wurden über 1000 weitere Regionen einbezogen: Afrika (108), Amerika (86), Asien (14), Europa (810), Pazifische Inseln (6) und Westasien (5). Obwohl aus unserer Familie viele ausgewandert sind, wurde offensichtlich ihre Herkunft nicht den anderen Kontinenten zugeordnet, sondern von Ancestry richtig erkannt.
Natürlich war ich auch neugierig, wie die Roh-Daten aussehen. Man lädt eine zip-Datei herunter, zu der ein Link geschickt wird, mit dem Hinweis, dass man nun selber für die Sicherheit dieser Datei verantwortlich wird, zudem, dass diese Datei nicht für medizinische, diagnostische oder andere gesundheitliche Diagnosestellungen verwendet werden darf. Unterhalb der 5 Spalten folgen nun die Auflistungen der einzelnen DNA-Daten, die das Labor herausgefunden hat.
Was dort gelistet ist, ist das, was uns von jedem anderen Menschen unterscheidet, passen Sie auf diese Datei gut auf!
Wenige Tage später haben dann auch DNA-Matches und ThruLines™ gearbeitet.
Nun konnte ich mich an das Sortieren meiner Treffer – Datenflut machen:
Die Treffer werden bei mir so sortiert:
- nahe Verwandte (1.-2. Grad): Gemeinsame DNA: 1.980 cM in 56 Segmenten (Enkelkind)
- 4.-7. Grad Gemeinsame DNA: starte bei mir bei 78 cM in 6 Segmenten bis 20 cM in 2 Segmenten
- 5.-9. Grad Gemeinsame DNA ab 20 cM in 3 Segmenten bis 6 cM in 1 Segmenten.
Nun kommt sicher die Frage: „Was soll mir das sagen?“
Centimorgan (cM) wird in der Genealogie genutzt, um die Länge von DNA-Segmenten anzugeben, je höher der Wert, desto enger die Verwandtschaft, je mehr Segmente bei gleicher Länge, desto dichter wird die Verwandtschaft angenommen.
Wer sich hier einen schnellen Überblick der Centimorgan Angaben bei Verwandtschaftsverhältnissen machen möchte, kann einen Rechner nutzen.
Auch entfernte Treffer können durchaus hilfreich sein, da unsere Ahnenlinie weit zurück reicht und daher natürlich nicht nur die nahe Verwandtschaft von Interesse ist.
Dann bietet Ancestry ThruLines™, weil ich einen Stammbaum hochgeladen habe, sehe ich nicht nur einen Überblick meiner Vorfahren, sondern es erscheinen auch Vorschläge, wie die Linie weiter gehen könnte.
Machen Sie hier nicht den Fehler, freudig die grünen Vorschläge zuzufügen, sondern sehen Sie sich die Person genau an. Ancestry gibt Ihnen viele Hinweise aus andere Stammbäume, Kirchenbücher, Fotos und mehr. Aber das muss nicht richtig sein. Namens- und Datengleichheiten können verschiedene Regionen beinhalten, ein anderer Stammbaum kann Irrtümer enthalten. Aber es kann natürlich auch alles richtig sein und Sie können den Vorschlag zu Ihrem Vorfahren anfügen und dazu meist auch Dokumente – wenn man sich ein Abo gegönnt hat.
Aber keine Sorge, es gibt viele Dokumente auch nach kostenloser Anmeldung bei FamilySearch und Sie müssen gar nichts bezahlen, um sie zu speichern. Gleiches gilt für viele andere Archive, eine Reihe habe ich unter dem Stichwort Onlinerecherche bereits für Sie zusammen getragen.
Was mich betrifft, kann ich bestätigen, die Herkunftshypothese von Ancestry deckt sich mit meiner Papierforschung.
Durch die Treffer habe ich nahe und ferne Verwandtschaft kennen gelernt, jedoch habe ich bisher keine Lücke schließen können, kenne nur weitere Angehörige der gleichen Familien, belegbar mit DNA verbunden, aber wer genau diese Verbindung hergestellt hat, kann mangels Kirchenbuch aktuell nicht geklärt werden.
Doch genau das ist es, was mir wichtig ist, ich möchte meinen Vorfahren „sichtbar, greifbar“ machen, seinen Namen in alter Tinte geschrieben lesen.
myHeritage
Wer nun fragt, was mit dem anderen großen Anbietern ist – ich habe dort für 2020-2021 einen kostenpflichtigen Premium- Zugang für ein Jahr. Es gab ein interessantes Angebot von 59 Euro, sonst zahlt man 99 Euro jährlich.
Was man dafür bekommt ist sehr wenig: man darf 2.500 Personen in seinem Stammbaum speichern, smartmatches übernehmen – sprich Treffer aus anderen Stammbäumen zufügen oder ablehnen und erhält Priorität beim Kundendienst. Wer Zugriff auf Datensätze von Kirchenbüchern und ähnlichen Sammlungen bekommen möchte, bleibt hier außen vor und müsste ein sehr viel teureres Komplett-Abo abschließen.
Für mich persönlich ist bereits die unvorteilhafte Jahreszahlung für ein Abo abschreckend, dazu kommt, viele Datensätze, die hinter der Bezahlschranke liegen, sind bei familysearch kostenfrei einsehbar.
Meine Treffer sehe ich ohne Abo in dieser Art der Darstellung:
Die Treffer werden bei mir so sortiert (meine ganz nahe Familie ist nicht bei myHeritage hoch geladen):
- erweiterte Familie:
- Großneffe 2. Grades – Neffe 3. Grades
- Cousin 2. Grades – Nichte 4. Grades,
- Großnichte 2. Grades – Großnichte 3. Grades
- entfernte Verwandte:
- Cousine 3. – 4. Grades
- Cousine 3. Grades – entfernte Cousine – Zuverlässigkeit: Mittel
- Cousine 3. Grades – entfernte Cousine – Zuverlässigkeit: Gering
Die gering zuverlässigen Treffer haben 0,1% gemeinsame DNA (8,0 cM) mit einem Segment, wohingegen die erweiterte Familie immerhin mit 2,8% gemeinsamer DNA (201,1 cM), 8 Segmente und 54,2 cM als größtes Segment aufweist.
Das Auswerten entspricht also in etwa dem, was Ancestry macht.
Zudem kann ich sehen, mit wem mein Match und ich gemeinsame Treffer haben.
Möchte ich weitere Funktionen sehen, so müsste ich ein Abo abschließen oder eine Einmalzahlung pro hochgeladenes DNA-Kit von 35 Euro leisten, so erwies sich das Sonderangebot als günstig genug, zu sehen, was nun geboten wird – die automatische Verlängerung habe ich unmittelbar nach der Bestellung deaktiviert.
Jetzt eröffnen sich mir diese Anzeigen:
Ethnizitäts-Schätzung
Sie ist auch als Video abspielbar und erweitert kann man sehen, was sonst noch so an Gruppen bei myHeritage vorhanden sind.
Chromosom-Browser
Hier kann man seine eigene DNA mit anderen Treffern vergleichen, angezeigt werden die Chromosomen und deren Abschnitte, die man gemeinsam hat. Jede Person hat eine eigene Farbe.
AutoClusters
DNA-Übereinstimmungen werden mit diesem Tool in Gruppen zusammenfasst. 100 DNA Matches werden dargestellt und stammen innerhalb eines farblich abgetrennten Clusters wahrscheinlich von gemeinsamen Vorfahren ab.
Die sichtbaren grauen Kästchen im Diagramm stellen teilweise einen gemeinsamen Match dar, bei dem einer der beiden“ Cousins“ zu eng mit einem selbst verwandt ist, um nur zu einem Cluster zu gehören. Ein Bündel benachbarter grauer Kästchen kann ein Hinweis darauf sein, dass zwei Cluster miteinander in Beziehung stehen.
Man kann diese Darstellung generieren, sie wird wenig später als gepackte Datei an die hinterlegte E-Mail Adresse versendet.
Ethnizitätskarte
Hier kann man seine eigene Auflistung anklicken und sieht, was bei myHeritage unter dieser Gruppe gelistet wird – in meinem Beispiel der Top 5 unter Osteuropa – die Prozentangaben stehen für den Anteil an MyHeritage DNA Nutzern mit Osteuropäer Ethnizität im betreffenden Land
FamilyTree DNA
Wer zu FTDNA geht, kann dort ebenfalls ein kostenloses Konto einrichten.
Der Überblick zu Treffern sieht so aus, man sieht den Namen des Treffers und kann direkt kontaktieren oder, wenn hinterlegt und gestattet, den Stammbaum ansehen. Dann lässt sich diese Person auch in den eigenen Stammbaum einbinden, wenn man den Zweig gefunden hat und kann sie direkt darüber informieren.
Mein kleinster Treffer ist hier 5th Cousin – Remote Cousin mit „Shared cM“ 20 und „largest Block“ 10, meine dichteste Verwandtschaft sehen Sie auf dem Bild.
Es gibt einige freie Funktionen, weitere muss man gegen Einmalzahlung frei schalten, myOrigins (Karte mit ethnischer und geografischer Aufschlüsselung der Herkunft der Vorfahren), ancientOrigins (Vergleich der DNA mit DNA aus archäologischen Ausgrabungsstätten auf dem gesamten europäischen Kontinent), Chromosome Browser (eigene DNA-Segmente mit denen der Treffer vergleichen).
GEDmatch
Hier landet man auf einer sehr spartanisch gehaltenen Oberfläche, es dauert eine Weile, bis die hoch geladenen Daten mit anderen verglichen sind. Alles, was grau unterlegt wurde, sind kostenpflichtige Angebote, aber es gibt sehr viele kostenfreie Möglichkeiten, sich durch Treffer oder auch die Vergangenheit seiner Gene zu bewegen.
Sie sehen Ihre Nummer, die sie zu Vergleichen benötigen unten links, daneben die der Nummer zugeordnete Person und rechts ist die von mir beschriebene Funktion, die der Polizei erlaubt, Ihren Datensatz mit dem eines Täters zu vergleichen oder eben auch nicht. Das müssen Sie selbst entscheiden und dort mittels Bleistiftsymbol bearbeiten.
Zudem verbergen sich dort auch weitere Änderungsmöglichkeiten, wie ein Alias statt Ihres realen Namens, falls Sie das bei Anmeldung anders angegeben hatten, usw.
Um zu sehen, welche Treffer ich dort habe, kann ich z.B. one-to-many nutzen.
In der obersten Zeile tragen Sie bei: „One-to-many DNA comparison for: Kit“ Ihre Nummer ein, die wir oben im Log links unter „your DNA recources“ gesehen haben. Dann bestätigen Sie nur noch den grünen „search“ Button und es erscheinen Ihre Treffer.
Wie im obigen Bild zu sehen, stehen dort nicht nur die Kit-Nummern der Treffer, sondern der Alias oder Klarname und die Email-Adresse, um direkt Kontakt aufnehmen zu können.
Mit Hilfe der Kit-Nummer eines Treffers können Sie z.B. unter „People who match both, or 1 of 2 kits“ herausfinden, mit wem Sie und die betreffende Person gemeinsame Treffer haben. Das bedeutete, Sie gehören in die gleiche Verwandtschaftsgruppe. So lassen sich andere Treffer aussortieren, und Sie haben es leichter, bestimmte Linien herauszufiltern.
Natürlich kann man hier auch schauen, welche Herkunftshypothese aufgestellt wird. Als Deutsche wähle ich unter „Admixture (heritage)“ in der nächsten Seite „Admixture Utilities“ bei „Select the project“ „Eurogenes„. Weiter geht es mit dem Button „Continue„. Dann wählen Sie unter „Admixture Proportions (With link to Oracle)“ „Eurogenes K36“ aus und geben bei „Enter your Ethnicity:“ German an. Nach der Bestätigung des Buttons „Continue“ öffnet sich ein Abstammungsdiagramm.
Wenn Ihnen das nicht so gefällt, können Sie natürlich auch die Daten in ein anderes Programm übernehmen und sich eine Karte erstellen lassen.
Obwohl alles französisch ist, muss man nur alle Daten der Tabelle in die selbe Spalte auf der Seite einfügen und anschließend auf den Button „Valider“ drücken.
Das Ergebnis meiner Daten fällt dann so aus, dass die Ähnlichkeit im Vergleich mit anderen Daten der Regionen nach Farben und Prozenten sortiert ist, dargestellt sind auch 0% in grünen Feldern.
Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten bei GEDMatch zu entdecken, man kann testen, ob die Eltern gemeinsame Vorfahren hatten, wo die alten Gene herkommen, was man in sich trägt von Vorfahren der Linearbandkeramikkultur und vieles mehr:
Ich hoffe, dieser Überblick konnte Ihnen eine kleine Einführung geben in die Möglichkeiten der DNA – Genealogie.
- 1 The Shared cM Project 3.0 tool v4; August 2017; Blaine T. Bettinger www.thegeneticgenealogist.com CC 4.0 Attribution Licens Interactive version v4 by Jonny Perl at DNA Painter
- alle weiteren Auschnitte stammen aus meinen Daten bei den jeweiligen Anbietern