Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Schlagwort: Hungersnot

Fort – nur fort …

Sparwasser – aus Hessen über Schlesien nach Russland

Sparwasser – viele werden sagen: „Da klingelt doch was?“ Der bekannte Namensvertreter und Fußballer Jürgen Sparwasser ist jedoch nicht gemeint, sondern die Büdesheimer Brüder Johann Jacob1 (1.12.1745-24.3.1819) und Johannes1 (17.11.1752-19.5.1790) Sparwasser, welche dem Aufruf des Werbers Johann Hartmann Schuch, Verwaltungsbeauftragter der neuen Kolonien in Schlesien, folgten.

Schuch war ursprünglich selbst Kolonist, als Richter für eine neue Kolonie im Kreise Brieg vorgesehen, machte er eine Eingabe mit dem Verweis auf seine besondere Eignung als Werber an den Grafen Karl Georg von Hoym im September 1771, in der er erklärte, über 800 Familien geworben zu haben. Hoym, davon überzeugt, wendete ihn im Spätherbst und Winter 1771 in die Ämtern Nidda und Schotten, die Grafschaft Solms-Laubach, ins Hanauische und auch ins burgfriedbergische Territorium.

Seine Abwerbung blieb dort nicht unbeachtet, der Amtmann des Karbener Amtes meldete im Dezember die unerwünschte Tätigkeit Schuch’s, worauf das Burgregiment Friedberg am 20. Dezember 1771 eine Untersagung aussprach. Am 9. Januar 1772 wies die Burg den Amtmann an, Schuch, „falls er sich nicht fügen und den Ort räumen wolle, in Arrest zu ziehen und nach Burg Friedberg gefänglich einzuführen.“

Am 27. Januar 1772 teilt die Burg dem Amtmann zu Büdesheim mit, man sei wegen Schuch mit dem königlich preußischen Minister von Hochstetten in Korrespondenz getreten und am 3. Februar 1772 war ein Gesinnungswechsel eingetreten, Schuch konnte werben und den als Kolonisten angeworbenen wurde der Abzug gestattet, sofern sie Zehnt-Pfennig, Auszugs- und Ledigungsgeld bezahlt hätten.6

Wenn man sich nun fragt, warum Schuch überhaupt so erfolgreich war, und warum der Amtmann so harsch reagierte, muss man in diese Zeit zurückblicken:

Einerseits waren die Lebensbedingungen der Landbevölkerung durch Leibeigenschaft geprägt, Leibeigene gehörten dem Grundherrn, sie bewirtschafteten seine Ländereien und waren zu Frondiensten verpflichtet, durften ohne seine Genehmigung weder wegziehen noch heiraten und unterlagen seiner Gerichtsbarkeit, im Gegensatz dazu waren Bürger einer Stadt freie Menschen. Während Frankreich diesen Zustand 1789 beendete, war man auf den deutschen Territorien in dieser Frage uneins, im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel seit 1433 aufgehoben, behielt man sie in Mecklenburg bis 1822 bei und erst 1832 wurden die Frondienste in Sachsen abgeschafft. Im Großherzogtum Hessen wurde die Aufhebung der Leibeigenschaft per Gesetz am 25. Mai 1811 verordnet und zum 13. Juli 1813 rechtskräftig. Es wurde eine Entschädigungsleistung der ehemaligen Leibeigenen an die vormaligen Leibherren vorgesehen, was im Grunde die Abhängigkeit mangels Kapital aufrechterhielt.

Der zweite, viel wichtigere Aspekt war jedoch der Bevölkerungsmangel und damit verbundene Arbeitskräftemangel, der die Herrschaft aufhorchen ließ. Diese geht auf die erheblichen Hungerjahre zurück, die in Europa eine Ursache in der kleinen Eiszeit nahmen und durch kriegerische Auseinandersetzungen verstärkt wurden.

Die Verringerung der Sonnenaktivität, auch Vulkanismus mit erheblichem Ausstoß in die Atmosphäre und veränderten Meeresströmungen bestimmten bis ins frühe 19. Jahrhundert das Klima in Europa. Die Temperaturen gingen seit etwa 1570 deutlich zurück, bis 1610 reihten sich Missernten, Orkane und harte Winter aneinander und bildeten den Nährboden für Missgunst, Neid, Auseinandersetzungen und letztlich Kriege.

1636-1637. Schreckliche Hungersnoth in Deutschland und zum Theil in der Schweiz als Folge des 30-jährigen Krieges, ganz besonders in Sachsen, Hessen und Elsaß. Die Menschen verthierten infolge der entseglichen Zustände derart, daß sie nicht blos Gras, Baumblätter, Eicheln, Wurzeln, Baumrinden, Erde, Thierfelle und krepirte Thiere verschlangen, sondern sogar menschliche Leichname verzehrten, indem sie das Fleisch auf dem Schindanger holten, Leichen vom Galgen herabstahlen, die Gräber nach Menschenfleisch durchwühlten und lebende Kinder schlachteten. Blutsverwandte mordeten und fraßen sich auf und nahmen sich dann, über die entsehliche Sättigung in Wahnsinn verfallend, selbst das Leben. Es bildeten sich Banden, die auf Menschenfleisch behufs Verzehrens förmlich Jagd machten; so wurde z. B. zu Worms eine Menschenfresserbande vertrieben. Die Chroniken berichten so gräßliche Details und haarsträubende Episoden, daß man sich mit Eckel davon abwendet.

Unglücks-Chronik oder die denkwürdigsten elementaren Verheerungen und Zerstörungen in Natur- und Kulturleben aller Zeiten.
Wenger, J.:Verlag: Bern Verlag von Rudolf Jenni’s Buchhandlung (H. Köhler). (Ca. 1889)., 1889 p.49

Hongersnood in Duitsland, 1637)
Caspar Luyken, Rijks Museum, Amsterdam
Hongersnood in Duitsland, 1637, Caspar Luyken2

Unsere Sparwasser waren in Büdesheim lange ansässig, Daniel, hochadlige schützischer Jäger und Waldförster, aus Florstadt stammend, heiratete 1666 in Büdesheim, der Pfarrer schätze sein Alter auf 31 oder 32 Jahre, nach dem Sterbealter war er schon 34. Er war der Vater von Georg Wilhelm, Daniels Schwiegervater Henrich Volz stammt aus der Zeit um 1600, Enkel Georg Philipp, Vater unserer Auswanderer kam im Jahre 1717 zur Welt, sie erlebten die Zeiten, mit Sommern, so kurz, dass Korn und Früchte nicht mehr reiften.

Die Not war extrem, man kannte zu diesem Zeitpunkt noch keinen Kartoffelanbau, nur Hackfrüchte, die ebenfalls kaum wuchsen, die Preise explodierten für das Wenige, was vorhanden war, Fleisch war rar, da auch das Vieh nicht mehr versorgt werden konnte, das Wild zurückging, Seuchenzüge waren die Folge, sie trafen sowohl die geschwächten Menschen, als auch das Vieh.

Es folgten weitere Jahre mit extremen Teuerungen, auch verursacht durch Ankauf von guten Ernten und Preiswucher, die ebenfalls Hungersnöte ausbrechen ließen.

In den Jahren 1770 und 1771 fielen zudem nicht nur die Kornernten schlecht aus, weshalb es erneut zu einer erheblichen Verteuerung kam (europäische Hungerkrise 1770–1773), Ursache waren extremen globale Klimaanomalien – während es in Zentralamerika, Indien und Teilen Afrikas zu schweren Dürren kam, versank Europa im Schlamm verheerender Regenfälle, die überwiegend die Sommermonate betrafen. Die Ernteausfälle breiteten sich über den Kontinent von Frankreich bis in die Ukraine und von Skandinavien bis in die Schweiz. In Folge des sich ausbreitenden Hungers und der Nässe, die alles faulen ließ, grassierten Ruhr, Typhus und die Pest, die zu einer drastischen Sterblichkeit führten, die Preise explodierten um 300 bis 1000 Prozent.

So findet sich in der Chronik der Stadt Ellrich4 folgender Bericht:

In den Jahren 1770 und 1771 war Mißwachs, große Theurung und Hungersnoth; noch zu Ende 1769 kostete ein Scheffel Rocken 15 bis 18 gr,, Anfangs 1770 1 rthl. 8 gr. und Ende 1771, und Anfangs 1772 3 rthl. bis 3 rthl. 16 gr., die übrigen Früchte waren verhältnißmäßig eben so theuer. Beym Steigen der Preise und der Hungersnoth wurden unter den ohnehin schon schlechten, zum theil bey der Nassen Erndte ausgewachsenen Rocken, alle Arten von Früchte selbst Hafer und Drespe, untergemahlen, Kartoffeln gekocht und hinzugethan, und von der Armuth mit samt der Kleye verbacken, ja die Noth stieg endlich so hoch, daß Hieselbst arme Leute, von Hunger und Aberglauben getrieben, eine Art Kalck im Jtel geholet haben, welcher vom Frost zermalmet gewesen, welchen sie dafür angesehen, daß derselbe Mehl sey, welches Gott zu ihrer Rettung aus der Erde hervorgehen lasse, und diesen Kalck haben sie würklich unters Mehl gemenget und mit verbacken. Dieses verbreitete sich dazumal in hiesiger ganzen Gegend, und Schreiber dieses erinnert sich noch sehr gut, daß auch ins Hannoversche nach Scharzfels, wo derselbe dazumal war, dieses Gerücht erscholl, worauf die Armuth in den umliegenden Dorsschaften, ein ähnliches Wunderwerk bey Nüxey entdeckt zuhaben glaubte, wo sie eine Art weißen ganz feinen Mergel, Dux genannt, holeten, mit unters Brodt backten, davon krank wurden und häufig davon starben; so daß Obrigkeitswegen dergleichen verbothen, von den Kanzeln der Jrrthum erkläret, von der Hannoverischen Regierung aber Früchte hergegeben, verbacken, und das Brodt unter die Armuth vertheilet wurde. Des Frühjahres 1772 holeten die Menschen die ersten grünen Kräuter, um solche zu kochen, sie trafen mitunter viele schädliche, weil ihnen jegliches grüne Keimchen angenehm war, und auch dadurch und durch den lange erlittenen Hunger wurden noch viele Menschen krank und starben sehr häufig. Dies waren traurige, traurige Jahre, selbst für den Wohlhabenderen, dies Leiden, ohne Allen helfen zu können, mit ansehen zu müssen, viele Familien gingen ganz zu Grunde, andere haben es lange Jahre nach her, und manche noch nicht verwinden können, der Mittelstand unter Bürger und Bauer, versetzte, verkaufte, borgte, nahm ausstehende Capitalien aus und setzte sein ganzes kleines Vermögen zu, und dieser giebt es am mehrsten, der Wohlhabenden nicht so viel. Das Jahr 1772 und die gute Erndte desselben machte dieser höchst erbärmlichen Scene ein Ende.

Man kennt Zahlen aus Kur-Sachsen, wo 150.000 Menschen 1772 am Hunger und seinen Folgen starben, in Böhmen etwa 180.000 und das ebenso in allen anderen Teilen des damals noch zersplitterten Deutschlands.3

So versteht sich die Erklärung der künftigen Kolonisten, die 1772 die Auswanderung nach Schlesien wünschen, von selbst, da sie ,,bei diesen theuren und nahrungslosen Zeiten sich das benöthigte Brod zu ihrem Lebensunterhalte nicht zu schaffen vermögten und daher gesonnen seien, nach Schlesien zu ziehen, in Hoffnung, es daselbsten besser zu treffen“

Der weitaus größere Teil wanderte bis Ungarn, da diese Region von den Wetterunbilden verschont geblieben war.

Johann Jacob war zum Zeitpunkt der Auswanderung verwitwet, vermutlich hatte seine Frau den Hunger nicht überstanden, daher wanderte er mit den Kindern Johann Georg (1768 – nach 1814) und Anna Elisabeth (1770-1804) in die neu zu gründende Kolonie Süssenrode aus. Sein Bruder Johannes und dessen Frau waren noch kinderlos. Zuvor zahlte Johann Jacob Sparwasser 5 Guldenb, 15 Albusb, Bruder Johannes 3 Gulden Ledigung (Loslösung aus Leibeigenschaft)1.

Geburtseintrag Johann Jacob Sparwasser 1745 im Büdesheimer Taufregister 1701-1756 (Archion)

Geburtseintrag Johannes Sparwasser 1752 im Büdesheimer Taufregister 1701-1756 (Archion)

Für unsere kleine Sparwassersippe war es verlockend, Schuch versprach in Schlesien geschenkt ein Haus und Grundbesitz von 40 rheinischen Morgena, es sollte freies Bau- und Brennholz geben, eine Steuerfreiheit der nächsten acht Jahre, danach lediglich eine Abgabe von sechs Albus je Morgen, das klang gut. Zudem zahlte die preußische Regierung 2 Thalerc pro Kopf Reisekosten.6 So machte man sich Anfang März 1772 mit den anderen Kolonisten auf den rund 740 km langen Weg in die neue Heimat, für Süssenrode sollten 14 andere Familien die neuen Nachbarn sein. Der Zeitpunkt war so gewählt, dass die Ankömmlinge bei Ankunft noch die Saat einbringen konnten.

Strecke Büdesheim – Süssenrode (Mlodnik) (google maps9)

Die Strapazen der Reise waren unsäglich, Nahrung knapp und teuer, zehrte daher das wenige Habe auf, viele der Kolonisten wurden krank, wie schlimm es stand, berichtete Schuch dem schlesischen Provinzialminister Graf von Hoym, in den elf neuen Kolonien waren im Mai 1772 insgesamt 266 Männer, 195 Frauen und 449 Kinder, davon 113 krank, 31 Personen verstorben.7

In Süssenrode fand Schuch bei seiner Kontrolle am 21. Mai 1772 insgesamt 15 Männer, 14 Frauen und 22 Kinder vor, 6 davon inzwischen Waisen, 10 Erkranke, zwei Männer und zwei Frauen gestorben. Doch lesen wir selbst:

Nummero 10. d. 21. May 1772.
Sussenrothen.
Diese Colonie stehet unter der aufsicht des Herrn Oberfürsters Büttner; soll bestehen auß 16 wohnungen; sind aufgeschlagen vom Zimmerman und sind in voller arbeit.
Die Colonisten von dieser Colonie sind nach folgender Liste:
No 1) Casper Jost, ein Bauer und Schumacher von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 33; Fr.: 40; To.: 20; So.: 8 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 2) Jacob Sparwaßer ; ein Bauer von Biedesheim, kaiserl. Burg Frieb. Hoheit. alt: 27; So.: 4; To.: 2 Jahr; 3 Köpf. R.: Evangelisch.
No 3) Joh. Schäfer ; ein Bauer von Biedesheim Friebbergischer Hoheit. alt: 56; Fr.: 58; So.: 18; So.: 12 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 4) Joh. Jacob Sparwaßer ; ein Bauer von Biedesheim Friebbergischer Hoheit, alt: 25; Fr.: 30 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 5) Joh. Cun ; ein Bauer von Biches, Biedingischer Hoheit, alt: 30; Fr.: 35; So.: 8; To.:10; To.: l Jahr; 5 Köpf. R.: Reverwirtd.
No 6) Daniel Sefftel; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 24; So.: 2 Jahr; 3 Köpf.
R.: Reverwirth.
No 7) Stofel Lipp ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 29; Fr.: 30; So.: 7; To.: 2 Jahr; 4 Köpf. R.: Reverwirth.
No 8) Hein. Meister ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 20 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 9) Anderas Nickelaus; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 24; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 10) Martin Holtzheimer; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 30; Fr.: 25 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 11) Peter Mehrling ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf; R.: Reverwirt.
No 12) Casper Jost; ein Bauer von Ostheim aus ; der Grafschaft Hanau. alt: 30; Fr.: 40; So.: 8 Jahr; 3 Köpf. R.: Reverwirth.
No 13) Joh. Lick ; ein Bauer von Ostheim auß der ; Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: (fehlt)
No 14) Conrath Meßer ; ein Bauer von Biches, Biedingischer Hoheit. alt: 30; Fr.: 22 Jahr; So.: 4 Tage; Schwie.: 20 Jahr; 4 Köpf. R.: Reverwirth.
No 15) Conrath Buhsch ; ein Bauer von Kroßen Karben Kayserl. Burg Frieb. Hoheit, alt: 46; Fr.: 45; So.: 20; To.: 12 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 16) Diese Nummero ist vagant;

Auf dieser Colonie befinden sich 15 Mann, 14 Frauen, 16 Kindern, die 6 weisen dazu gerechnet macht 22; Summa: 51 Seelen.
Kranck: 10 Personen.
Gestorben von dieser Colonie: 2 Mann, 2 Frauen; Summa: 4 Seelen.
Auf dieser Colonie ist noch nichts von sommerfrüchten hinaußgesäet, weil diese Colonisten mehrst alle kranck gewesen sind; sie liegen noch alle in Butgewitz, weilen ihre Häuser noch nicht alle vom Zimmerman aufgeschlagen sind.
Der Grund und Boden ist sehr gut; es stehet aber ein gar starcker wald drauf, daß es also hier zeit erfodern wird, biß er urbar gemacht wird, indem er naß liegt und ein starcker graben geschrodt werden muß.
Diese Colonisten haben noch kein Vieh.

Monatsschrift für Sippenkunde und Sippenpflege, Heft 6 und 7, 1939, Berlin

Ortsplan Süssenrode6

Was den Kolonisten nicht bewusst war, man suchte in Schlesien vor allem Holzfäller, die den Wald roden sollten und die Hochöfen der Eisenproduktion mit Holzkohle versorgen. Daher waren die Landflächen nur als „Gartenwirtschaft“ ausgelegt, reichten daher einem Bauern nicht zur Vollversorgung seiner Familie, zumal nur ein kleines Stück gerodeter Acker zur Ansaat des Nötigsten übergeben wurde, den Rest mussten die Kolonisten selbst roden. Dafür erhielten sie pro Morgen 4-20 Taler, je nach Schwierigkeit des Geländes. Da ihre Kolonien noch nicht fertiggestellt waren, zog der Oberforstmeister Süßenbach, der diese Arbeiten überwachte, die Kolonisten zur Handlangerdiensten heran, dafür zahlte er 4 Groschen täglich. Zudem wurden die Kolonisten mit Brotgetreide und jeweils 2 Kühen unterstützt.

Süssenrode hatte einen nassen Wald, die Kolonisten waren die ungewohnt schweren Waldarbeiten nicht gewohnt und kränkelten und waren trotz aller Bemühungen und allen Fleißes in einem so erbärmlichen Zustand, dass der Oberförster Büttner 1774 nach Breslau schrieb:13

Die Hungersnot unter den Kolonisten ist nunmehr aufs höchste gestiegen und deren Jammern und klägliches Lamentieren mit Worten nicht zu beschreiben. Ich selbst muss bekennen, daß ungeachtet sich sämtliche das Roden mit besonderem Fleiß angelegen sein lassen, in Sonderheit bei dem harten Winter sie nicht im Stande sind, sich das Brot zu verdienen.

Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9 p77

Johann Jacob ehelichte 1773 in Tauenzinow (ehemals Ostenbrug) Anna Elisabeth Rohn (Rahn), sie war aus Gonterskirchen mit ihrem Vater Heinrich ausgewandert und findet sich ebenfalls in Schuch’s Bericht7.

Geburtseintrag Anna Elisabeth Rohn 1749 im Gonterskirchener Taufregister 1665-1767 (LDS)

Nummero 9. d. 21. May 1772.
Ostenbrug.
Diese Colonie stehet unter der aufsicht des Herrn oberforstmeister Büttner; soll bestehen aus 20 wohn Häuser, sind alle fertig vom Zimmermann und Mäuren biß zur folgender aufebauung der Scheuern.
Diese Colonisten, die auf der Colonie wohnen sollen, sind nach folgender Liste:

No 1) Philippus Lenhing ; ein Bauer und Schmidt aus dem Fürstenthum Gedern.
alt: 48; Fr.: 35; So.: 15; To.: 10; To.: 7; So.: 5; So.: 3 Jahr; 9 Köpf. R.: Evangelisch.
No 2) Peter Weißbecker; ein Bauer und Zimmerman aus Käichen, Friebbergischen Hoheit. alt: 34; Fr.: 33; So.: 8; So.: 3 Jahr; 4 Köpf. R.: Catolisch.
No 3) Thomas Görtler ; ein Bauer und Zimmerman aus Käichen, Friebbergischer hoheit. alt: 36; Fr.: 38; To.: 13; So.: 7; So.: 5; To.: l Jahr; 5 Köpf. R.: Revermirt.
No 4) Joh. Georg Schmeißer ; ein Bauer aus dem Heilbrunnischen. alt: 48: To.: 22; To.: 18; To.: 15; So.: 11; S.: 8 Jahr; 6 Köpf. R.: Evangelisch.
No 5) Andereas Marthin ; ein Bauer und Zimmerman auß dem Dorf Käichen, Frieb. hoheit. alt: 32; Fr.: 35; So.: 5 Jahr; 3 Köpf. R.: Catolisch.
No 6) Georg Reinhart Dorß ; ein Bauer auß dem Württbergischen. alt: 28; Mut.: 55; Schw.: 20; Br.: 17; Br.: 15; Schw.: 8; Schw.: 6 Jahr; 7 Köpf. R.: Evangelisch.
No 7) Joh. Conrath Fickel; ein Bauer aus Gonterskirchen aus dem Laubachischen. alt: 34; Schw.: 28; To.: l Jahr; 3 Köpf. R.: Evangelisch.
No 8) Nickelaus Schneidmüller; auß Gedern ein Bauer. alt: 25; Fr.: 44; So.: 18; So.: 13 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 9) Conrath Weifert; ein Bauer von Kaichen Burg Frieb. Hoheit, alt: 32; Fr.: 36; So.: 4 Jahr; 3 Köpf. R.: Catolisch.
No 10) Joh. Adam Geiger; aus der Pfaltz ampt Bocksberg. alt: 36; Fr.: 34; To.: 14; So.: 8 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 11) August Crach; ein Bauer, Burg Frieb. Hoheit. alt: 36; Fr.: 35; So.: 9; So.: 3 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 12) Johannes Löß; ein Bauer und Schuhmacher aus Gedern. alt: 32; Fr.: 24 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 13) Heinrich Rahn ; aus Gonderskirchen ein Bauer.alt: 62; To.: 23 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 14) Johannes Landmann ; ein Bauer aus dem Dorf Gedern. alt: 45; Fr.: 33; So.: 20; So.: 18 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 15) Jacob Hiltebrand ; ein Bauer und Steindecker auß Gedern. alt: 43; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 16) Peter Hartman ; ein Bauer aus dem Dorf Freiesehe. alt: 26; Fr.: 36; So.: 3 Jahr; To.: 6 Wochen; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 17) Michel Bopp ; ein Bauer von Frohnhaußen, Grafschaft Biedingen. alt: 36; Fr.: 36 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 18) Joh. Georg Mänttler ; ein Bauer aus dem Württbergischen. alt: 32; Fr.: 34; So.: 2; So.: l Jahr; 4Köpf. R.: Evangelisch.
No 19) Joh. Nieckel aus Maul; auß dem Anspaischen. alt: 32; Fr.: 21; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 20) Johannes Dörr; ein Bauer von Erbstadt, Fürstl. Heßischer Hoheit. alt: 44; Fr.: 49; To.: 12; To.: 7; So.: 4 Jahr; 5 Köpf.

Diese Colonie bestehet auß 20 wirthe, 17 Frauens, 41 Kindern; Summa: 78 Seelen.
Kranck sind auf dieser Colonie: 8 Personen.
Diese Colonisten haben fleißig gearbeitet; sie haben mit der Hand gerothet zu 10 Schefel erdoffeln, 12 morgen zu hirsche, welches sath ihnen gereichet worden von Herrn oberfürster Büttner; hat auch ein jeder Colonist eine Kuh bekommen; haben auch ihr Land mehrentheils geräumt vom Holtz, daß sie können eine gute winder ernde hinauß stellen.
Diese Colonie ist die beste, vor allem, indem der erdboden allhier sehr gut ist.

Monatsschrift für Sippenkunde und Sippenpflege, Heft 6 und 7, 1939, Berlin

Ortsplan Tauentzinow (Ostenbrug)8

Johann Georg Sparwasser, geboren am 21. Mai 1768 in Büdesheim heiratet am 23. Dezember 1793 in Tauenzinow, wie Ostenbrug später genannt wurde, Maria Magdalena Copp (um 1773 -1813), aus dieser Ehe sind vier Kinder bekannt, Johannes (1794-1876), Katharine (1796-1872), Johann Peter (1798-1805) und Gottlieb (1805-1809).

Geburt Johann Georg Sparwasser 1768 im Büdesheimer Taufregister 1757-1807 (Archion)

Eheschließung von Johann Georg Sparwasser mit Maria Magdalena Copp 1793 in Carlsruhe (Pokoj) (LDS)

aus: Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9, p73, (von mir colorisiert)

Warum nun wanderte Johann Georg aus?

Die Erklärung ist tatsächlich das Wetter, Schlesien erlebte seit der Ansiedlung mehrere Jahre mit Missernten, bereits 1784/1785,1789, 1795, 1800 und 1803/1804 waren Hungerjahre12, da es teilweise extrem nass war, sodass wieder alles Getreide faulte, die Krankheits- und Sterberate durch den Hunger war in den Kolonien erheblich. Entsprechend suchte man sein Heil in der Flucht nach Süden, in der Hoffnung, hier nicht nur die versprochenen Siedlungsbedingungen zu finden, von denen die Werber für Russlands Kolonien sprachen, sondern vor allem endlich bessere Witterungsbedingungen, um keinen Hunger mehr zu leiden.

Geburtseintrag Johannes Sparwasser 5. März 1794 in Tauenzinow (Okoly), KB Carlsruhe (Pokoj) (LDS) – Vermerk bei Johannes und Vater Johann Georg „nach Russland“

So zogen man erneut in die Fremde, diesmal auf einem Weg von etwa 1.960 km, die Reise dauerte mindestens 5 Monate, eher mehr, da man mit dem Wagen, meist von Ochsen gezogen, selten Pferdefuhrwerke, mit Zwischenlagern und je nach Wetter nicht so schnell wie heute unterwegs war. Es gab keine gut ausgebauten Straßen, sondern unbefestigte Wege. Die 900 km aus Hessen nach Schlesien hatten bereits gute 2 Monate gedauert.

Wanderweg von Tauenzinow über Grodno Richtung Molotschna (google maps9)

Am 27. Februar 1804 passieren sechs Kolonistenfamilien, fünf hatten sich unterwegs angeschlossen, unter der Führung von Johann Georg Sparwasser den Kontrollpunkt Grodno (Hrodna). Die Sparwasser bekamen für den Zeitraum vom 26. Februar bis 10. März 1804, also 13 Tage, 9 Silberrubel und 10 Kopeken Verpflegungsgeld, und für die nächsten 40 Tage 28 Silberrubel, dazu in Banknoten und Kupfermünzen 50 Rubel Futtergeld für Pferde. Außer ihnen war nur noch eine Familie mit Pferden unterwegs.10

Nach kurzem Lager zogen sie innerhalb eines Monats nach Schitomir und erhielten auch dort ein Verpflegungsgeld von 21 Rubel zur Weiterreise, wie wir der erhalten gebliebenen Akte entnehmen können:14

Etwa Mitte Mai 1804 trafen sie in Jekaterinoslaw (Dnipro) ein, wo sie zusammen mit 209 anderen Familien für ein Jahr im Quartier lagen, ehe sie ihre Kolonistenstellen übernehmen konnten.

1805 finden wir im Zensus von Wasserau den Vermerk: Sparwasser, Georg 40, seine Frau Magdalena 37, seine Kinder Johann 16 und Catharina 14. Wirtschaft: 12 Rinder, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Wagen.11

Johann Georg wird noch einmal heiraten, eine Witwe, seine Frau hat die Strapazen der Auswanderung ebenso wenig verkraftet, wie seine jüngsten Söhne. Die beiden ältesten Kinder bekommen noch ein kleines Geschwisterchen, ehe sie eigene Familien gründen.

Die zahlreichen Nachkommen finden sich heute nicht nur wieder in der alten Heimat Deutschland, sondern auch in den USA und Kanada.

Anmerkungen:

a1 rheinischer Morgen = 3176 m²

b1 Reichstaler = 1 ½ Gulden = 22 ½ Batzen = 30 Groschen = 45 Albus = 90 Kreuzer = 360 Pfennige = 384 Heller

c1 Reichsthaler in Preußen = 90 neuen Groschen zu je 18 Pfennig

dReverwirth – Ansiedler der ein Revers (Dokument) unterschreiben musste

Quellen:

1Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 27 Jahre. Beruf: Bauer. Anzahl Kinder: 2. Bemerkungen: Angesiedelt in Süßenrode

verz1332707
Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel:

Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, (NN.), Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 30 Jahre. Ehepartner: Johann Jakob S.‘. – Quelle: siehe Blat “Schlesien“

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Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, (NN.), Herkunft: Büdesheim / Ziel:

Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, Johann Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 25 Jahre. Bemerkungen: Mit Frau. Zahlt 5 Gulden, 15 Albus für Loslösung von Leibeigenschaft

verz227144
Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, Johann Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel:

2Hongersnood in Duitsland, 1637, Caspar Luyken (print maker), Johann David Zunnern (publisher)
Kupferstich, Rijks Museum, Amsterdam, Objektnr. RP-P-1896-A-19368-1952, public domain

3Unglücks-Chronik oder die denkwürdigsten elementaren Verheerungen und Zerstörungen in Natur- und Kulturleben aller Zeiten.
Wenger, J.:Verlag: Bern Verlag von Rudolf Jenni’s Buchhandlung (H. Köhler). (Ca. 1889)., 1889 p.49

4Chronik Stadt Ellrich von K. Heine, Rektor in Ellrich
Ellrich. verlag der G Krause´schen Buchhandlung 1899, p20

5Abbildung Hungergedenkmünze aus: Die Auswirkungen der Hungerjahre 1770-1772
auf die letzte Großepidemie der Mutterkornseuche und die damals
und in der Folgezeit veranlaßten Gegenmaßnahmen
Von Karl Böning, München
[Nachrichtenbl. Deutsch. Pilanzenschutzd. (Braunschweig) 24. 1972, 122-127] p.123

6Schlesienwanderer aus dem Freigericht Kaichen
Fritz H. Herrmann
Sonderdruck aus Band 9 der „Wetterauer Geschichtsblätter“ Friedberg L H., 1960 inkl. Karte Süssenrode

7Schuch’s Siedlerlisten von 1772
Friderizianische Kolonistenverzeichnisse aus Schlesien
von Staatsarchivrat Dr. Karl G. Bruchmann 1939

8Karte der 1772 innerhalb der Friderizianischem Kolonisation gegründeten Kolonie Tauenzinow im Kreis Oppeln Unbekannt, alte preußische Karte, erstellt um 1773. – Hans-Joachim Helmigk: Oberschlesische Landbaukunst um 1800. Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1937. S. 190 CC BY-SA 4.0

9Nutzungsbedingungen für Google Maps/Google Earth

10Litauer Grodnoer Schatzkammer Oktober 1803 bis 16. März 1809. RGIA Akte 347 Nr. 38 Akte freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Taurien e.V.

11Stumpp K. Die Auswanderung aus Deutschland nach Rußland in den Jahren 1763 bis 1862. – Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland. 8. Auflage, 2004

12Joachim Poppe: Podewils in Oberschlesien: Zur Geschichte des Dorfes im Kreis Oppeln. 250 Jahre Friderizianische Kolonisation ‎ Books on Demand 2022 9232

13Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9, p77
Hrsg. Stumpe, Friedrich. , Obmann der „Vereinigung der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft im Kreise Oppeln“
Verlag: Heimatkreisstelle Oppeln

14Listen des Gouverneurs von Schitomir. RGIA Akte 215 Nr. 1. Akte freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Taurien e.V.

Geschichtliche Ortsnachrichten von Brieg und seinen Umgebungen
herausgegeben von Karl Friedrich Schönwälder, Professor am Königl. Gymnasium
Erster Theil Einleitung, Vorstädte, Umgebung
In Commission bei I. U. Kern in Breslau, Druck von G. Falck in Brieg 1845/1846

Dominik Collet: Die doppelte Katastrophe
Klima und Kultur in der europäischen Hungerkrise 1770–1772
in: Umwelt und Gesellschaft Bd. 18
Herausgegeben von Christof Mauch und Helmuth Trischler
2018 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783525355923 — ISBN E-Book: 9783647355924

Thore Lassen
Hungerkrisen
Genese und Bewältigung von Hunger in ausgewählten Territorien Nordwestdeutschlands 1690-1750
2016 Universitätsverlag Göttingen

Wikipedia

genealogische Recherche, Bildbearbeitung, inklusive Karten, und Text: Jutta Rzadkowski

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100 Jahre Steckrübenwinter

Vielleicht eine Antwort auf die Frage, warum in meiner Familie niemand Kohlrübeneintopf mag.

Potsdam war der Schnittpunkt unserer Familien, hier trafen sich meine Großeltern Fritz und Irmgard, deren Vorfahren aus Schlesien, Brandenburg, Ostpreußen und dem Schwarzwald kamen. Meine Urgroßeltern Wilhelm und Luise Seifert heiratetet 1913 in Altlandsberg und wohnten in Potsdam. Heinrich und Marie Freitag hatten 1909 in Bischweiler geheiratet und lebten im Elsaß, da Heinrich, wie sein Schwager Oskar, Polizeiwachtmeister der berittenen Polizei in Bischweiler war. Heinrichs Vater Christian kam als Invalide aus dem Krieg 1871, war Kasernenwärter in der „Garde du Corps“ Kaserne, Potsdam, Berliner Straße und unterstütze seine Frau Auguste, die eine Kantine in der Kaserne betrieb. Dort war Wilhelm als Sattlermeister tätig und in den Jahren des Ersten Weltkrieges Kürassier. Luise war von Beruf Weißstickerin der Kaiserin Auguste Viktoria

Kriegstaumel in Berlin. Anfang August 1914. Das Bild zeigt den Kavalleristen Ludwig Börnstein, der sich von Fritz und Emma Schlesinger verabschiedet. Alle drei gehörten zur jüdischen Minderheit in Deutschland.5

Am 31. Juli 1914 wurde im Neuen Palais in Potsdam der Kriegszustand ausgerufen, die Mobilmachung wurde am 2. August in Tageszeitungen öffentlich bekannt gemacht.  Zu diesem Zeitpunkt waren der Landsturm des Armeekorps 3 (Berlin, Provinz Brandenburg) und Armeekorps 4 (Provinz Sachsen) noch ausgenommen. Neben Freiwilligen waren nun alle Wehrdienstpflichtigen zwischen 17 und 45 Jahren einberufen, ebenfalls Gendarmerie und natürlich die Pferde der berittenen Polizei, wie im Falle von Heinrich und Oskar.  Frauen, ehelichen Kindern und unterhaltenen Eltern wurde bei Bedürftigkeit eine Familienunterstützung gewährt. Man zahlte von Mai bis Oktober der Ehefrau monatlich 6 Mark, in den restlichen Monaten 9 Mark. Alle anderen Angehörigen und Kinder unter 15 Jahre erhielten 4 Mark pro Monat. Das Geld wurde halbjährlich ausgezahlt und konnte durch Naturalien wie Getreide, Brot oder Brennmaterial ersetzt werden. Private Unterstützung wurde nicht angerechnet. Auch Kriegerwitwen und ihre Kinder wurden versorgt. Diese Versorgungsleistung galt für die Zeit des Krieges und ein Ableben binnen 10 Jahre nach Friedensschluss durch Folgen einer Verwundung. Da Heinrich Sergeant/Feldwebel war, hätte sich bei „allgemeiner Versorgung“ die jährliche Zahlung auf 300 Mark belaufen, für Kinder 108 Mark, Elternteile 250 Mark.

Für ihr Leben in Bischweiler bedeutete der Kriegszustand die nahezu vollständige Entmachtung der elsässisch-lothringischen Landesregierung zugunsten einer oft willkürlich agierenden deutschen Militärdiktatur. Trotz des Verlaufs der Westfront durch das Oberelsass wurde die Region jedoch nicht zu einem Hauptkriegsschauplatz.

Sowohl die deutschen, als auch die französischen Armeen, zeigten gegenüber den Elsässern großes Misstrauen, das sich von beiden Seiten in zahlreichen Repressionen äußerte.

Im August 1914 war Mülhausen zweimal kurzzeitig von französischen Truppen eingenommen worden, dabei wurden zahlreiche Zivilisten in Internierungslager nach Frankreich verschleppt. Nach dem Vorwurf, auf deutsche Soldaten geschossen zu haben, wurden im Mülhauser Vorort Burzweiler sechs Elsässer hingerichtet und 60 Häuser zerstört. Die anschließende Untersuchung zeigte jedoch, dass deutsche Truppen aufeinander geschossen hatten.

Die bald starre Westfront mit ihren Stellungskämpfen verlief von der Schweizer Grenze westlich an Mülhausen vorbei durch den Sundgau und quer durch die südöstlichen Vogesen, durch das Münstertal zum Col du Bonhomme. Etwas weiter nördlich verließ die Front den Vogesenkamm Richtung Lothringen und Belgien. Massive Kampfhandlungen fanden nur 1914 und 1915 statt, unter anderem im Münstertal und am Hartmannsweiler Kopf. Viele Orte wurden zerstört, unter anderem die Stadt Münster.

In Potsdam wurden zunächst wenige Veränderungen wahrgenommen. Man sah nun feldgraue Uniformen und Kanonen am Alten Markt, der Kaiser versorgte zunächst Handwerker mit öffentlichen Aufträgen, um die privaten Auftragsausfälle auszugleichen. Auf einen langen Krieg war 1914 niemand vorbereitet.

Während der Weltkrieg in Europa tobte, kamen am 6. Februar 1915 mein Opa Fritz und am 15. Juni 1916 sein Bruder „Heinz“ in Potsdam zur Welt.

Luise mit Fritz und Heinz 1916

Meine Urgroßmutter Marie, in frohen Erwartungen, verbrachte die letzten Wochen vor der Entbindung im Frühjahr 1916 ebenfalls in Potsdam. Hier war sie in der Nähe ihrer Schwiegereltern, Christian und Auguste.

„Trudchen“ 1916

Bei ihr war „Trudchen“, die Erstgeborene, die dem Fotografen auf dem Foto unschuldig entgegenblickte, inzwischen fast sechs Jahre alt.

Rückblickend grenzt es fast an ein Wunder, dass auch meine Oma Irmgard am 28. März 1916 gesund auf die Welt kam, trotz knapper Nahrungsmittelversorgung, unter der vor allem die Stadtbevölkerung bitter zu leiden hatte.

Fleischverordnung in „Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung“ vom 28. März 1916, p.42

Der Arzt Alfred Grotjahn notierte dazu bereits am 17. März 1916 über die Folge der Unterernährung in sein Tagebuch: „Die Berliner Bevölkerung bekommt Woche zu Woche mehr ein mongolisches Aussehen. Die Backenknochen treten hervor, und die entfettete Haut legt sich in Falten.“1

Ursache dafür war neben der unzureichenden Bevorratung von Lebensmittelrationen bei Kriegsbeginn auch die von den Entente-Staaten durchgesetzte Seeblockade, welche im Herbst 1915 zu einer spürbaren Verschlechterung der Lebensmittelversorgung führte.

Zuvor kam es zu einer Reihe von Fehlentscheidungen durch das Kaiserliche Statistische Amt, welches unter anderem eine Analyse zur Vorratslage bei den Bauern durchführte und annahm, die Futtermittel würden nicht ausreichen, die rund 25 Millionen vorhandenen Schweine zu ernähren.

Der Bauernstand hatte nun die Anweisung, die vermeintlich 5 Millionen überflüssigen Schweine im März 1915 der Schlachtung zukommen zu lassen. Was zu diesem Zeitpunkt keiner wusste, war die Tatsache, dass diese Annahme auf falschen Angaben der Bauern beruhte, welche nicht vorhatten, ihre Reserven der Kriegsmaschinerie zu opfern.

Da man alles Metall in der Rüstungsindustrie benötigte, wurden minderwertige Konservendosen hergestellt, das Fleisch verdarb und mit dem Verlust dieser Vorräte explodierten die Preise auf dem Lebensmittelmarkt. Kartoffeln und Weizen unterlagen einer Preisbindung, qualitativ gute Ware kam kaum zu den Händlern, man musste vermuten, die Bauern hielten diese bewusst zurück. Die Bevölkerung sollte nun mit einer Brot- und Mehlration von 1,5 kg/Person und Woche auskommen, Fett wurde auf 100 g/Person und Woche reduziert.  Bäckereien lieferten ein „Kriegsbrot“ aus 30 % Kartoffelmehl und minderwertigen Mehlsorten, Milch wurde mit Wasser gestreckt, Ersatzprodukte (Surrogate) waren jetzt an der Tagesordnung.

Als es zu einer weiteren angeordneten Massenschlachtung kam, fehlte in der Folge auch Dünger auf den Feldern, Kunstdünger in Form von Salpeter wurde zur Munitionsherstellung beschlagnahmt, entsprechend niedrig fielen die Erträge aus. Im Herbst 1916 brachen die Erträge um weitere 50 % durch Kartoffelfäule ein, da es Unmengen geregnet hatte.

„Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung“ vom 30. Sept. 1916, p.82

Wie dramatisch die Lage für die Bevölkerung war, zeigt sich auch im Betrug durch Geschäftemacherei, wie der Bäcker Brion aus Bornim bewies, der der Brotfälschung angeklagt wurde. Das Wenige, was es auf Zuteilung gab und nicht an die Front ging, wurde gestreckt und mit gesundheitsschädigenden Zusätzen vermengt.

Da es keine Kartoffeln mehr gab, kamen als Ersatz die Kohlrüben (Steckrüben), oder wie sie bei uns heißen: „Wrunken“, auf die Zuteilungsliste. Vorräte mussten gemeldet werden und wurden beschlagnahmt.

Der Nährwert dieser Rüben ist sehr gering, etwa 1/3 der Kartoffeln, die Rationen wurden auf 1000 Kalorien pro Tag für Erwachsene reduziert, die Zuteilung versprach wöchentlich für einen Erwachsenen 1,7 kg Brot, 100 g Mehl, 350 g Fleisch inkl. Knochen, 2,5 kg Kohlrüben, 500 g Kartoffeln, 500 g Sauerkraut, 250 g Zucker, 50 g Grütze, 50 g weiße Bohnen, 50 g Butter, 30 g Margarine, 100 g Marmelade und alle 14 Tage ein Ei.4

Dr. Grotjahn notierte dazu am 20. Februar 1917: „Die Allgemeinsterblichkeit steigt jetzt stark. […] Langsam aber sicher gleiten wir in eine zurzeit allerdings noch wohlorganisierte Hungersnot hinein.“1

Um die Katastrophe vollständig zu machen, gab es einen besonders harten Winter, im Februar wurden – 22 °C gemessen. Brennmaterial war kaum vorhanden. Der Chef des sächsischen Landeslebensmittelamtes Dresden, Walter Koch3, erinnert sich: „Aber schlimmer als der Hunger erschien mir die Kälte. Die Zentralheizung des Hauses durfte infolge der Knappheit nachts nicht durchgefeuert werden, sodass meine beste Arbeitszeit, abends von 10 bis 2 Uhr, kalte Zimmer fand. Mit einem kleinen Kanonenöfchen suchten wir den Übelstand zu mildern; doch war es schwer, Heizmaterial zu bekommen. […] 5 oder 6 Zentner Kohlrüben haben wir in jenem schlimmen Winter gegessen. Früh Kohlrübensuppe, mittags Koteletts von Kohlrüben, abends Kuchen von Kohlrüben.“

Am 1. April 1917 wurden die offiziellen Brotrationen auf 170 g/Tag, die angeblich vorhandenen Kartoffelrationen auf 2,5 kg/Woche gekürzt. Im Mai wurde eine Verfügung der Reichsbekleidungsstelle erlassen, dass zur Bekleidung der Toten Bezugsscheine auf neue Kleidung, Wäsche und Schuhwaren nicht mehr ausgefertigt werden dürfen. Für Totenhemd, Decke und Kissenbezug wird Papierstoff empfohlen, weil die Notwendigkeit, die Vorräte zu strecken, den alten Brauch der Totenbekleidung nicht mehr zulasse.

Meine Urgroßmutter Luise versorgte sich und die Kinder wie die meisten, in dem sie in den umliegenden Wäldern Potsdams Pilze und Beeren sammelte und natürlich Kienäpfeln, da es Kohlen nur auf Bezugsscheine gab, wenn überhaupt. Ihr eigentliches Glück waren die Eltern in Altlandsberg. Damals noch ein richtiges Dorf. Dort hatten sie ein kleines Dorfhaus mit schönem Garten und Kleinvieh. Die Hühner und Enten waren ganz zahm und liefen hinter ihnen her, wenn sie durchs Dorf gingen.

Ab Juni kam kaum noch Obst und Gemüse in den Handel, die Ernte wurde abseits der Märkte zu Höchstpreisen verkauft, da staatliche Ankaufstellen einer Preisbindung unterlagen. Heimlich auf „Hamsterfahrt“ zu gehen, wäre vielleicht möglich gewesen, jedoch kostet die Bahnfahrkarte inzwischen doppelt so viel Geld und viele Bauern bewachten sogar nachts die Felder. Manche bauten Holztürme und beleuchteten diese, um Diebstähle zu verhindern. So musste man sehen, wie man mit dem Wenigen, das man hatte, zurecht kam.

Mit Bekanntmachung vom 31. Juli 1917 wurde das Beschädigen und Nachernten von Feldfrüchten durch das unbefugte Betreten der Äcker und Wiesen unter Strafe gestellt. Der Sommer war in diesem Jahr heiß und trocken, so fiel die Ernte an Kartoffeln erneut schlecht aus. Auch Milch gab es immer seltener, selbst der Kaffeeersatz aus Zichorie, Gerste und Rüben war nicht zu erhalten, da die Gerste für die Brotherstellung verwendet wurde. Im Spätsommer 1917 kosteten 500 g Butter offiziell 3 Mark, auf dem Schwarzmarkt 14 – 15 Mark. Für die Durchschnittsbevölkerung unerschwinglich, da man bereits alles, was Wert hatte, vor allem Edelmetalle, abgegeben hatte. Alles wurde eingeschmolzen für den Krieg.

Immer häufiger nun hörte man von Hungeraufständen, überall bettelten verlumpte Kinder um etwas Brot. In den Zeitungen gab es Vorschläge zur Verwertung von Steckrüben und Empfehlungen zu deren Trocknung. So verlief auch dieses Kriegsjahr mit weiteren Entbehrungen und dem Anstehen an den Ausgabestellen für Waren der Bezugsscheine. Immerhin wurde Potsdam von Kriegseinwirkungen verschont.

Anfang 1918 kam es zu erheblichen Ausschreitungen, der Hunger nahm deutlich zu, mit ihm die Zahl der Toten, da die geschwächten und in der Winterkälte an Tuberkulose erkrankten Menschen keinerlei Widerstandskraft mehr hatten. Die Fleischrationen enthielten immer mehr Knochen, Wurst kam kaum auf den Markt, im Juni wurden die allgemeine Wochenration Mehl von 200 auf 160 g abgesenkt, im Juli die Kartoffeln von 3,5 kg auf 1,5 kg, dann nur noch 500 g pro Person und Woche. Die Rationen sahen nur noch 2 Eier im halben Jahr vor. Die Politik diskutierte und kam auf absurde Ideen, so das Abschlachten der Rinder, da man vermutete, diese würden mit den Kartoffeln gefüttert, letztlich kam eine neue Ernte und die Bezugsscheine wurden auf 3,5 kg herauf gesetzt.7

Vor allem die Berliner Bevölkerung, die zumeist vergeblich nach Kohlen angestanden hatte, machte sich mit Handwagen nach Blankenfelde zum Torfstich auf, in der Hoffnung, dort Heizmaterial zu erhalten.7

Da es im Herbst 1918 kein Fleisch mehr gab, wurden die Brotrationen angehoben. Das Berliner Tagesblatt meldete für die Woche ab dem 1. Oktober 1918 eine Anhebung auf 1,9 kg pro Person und Woche, als Ersatz für das Fleisch sollten Erwachsene 250 g, Kinder 125 g Weizenmehl erhalten. Dazu wurden 125 g Käse, 40 g Butter und 30 g Margarine als Rationen berechnet.

Marie, die als Zimmermädchen im Hotel von Verwandten arbeitete, bevor sie ihren Mann kennen gelernt hatte, schlug sich ebenfalls so gut durch, wie es ging. Unterstützung durch ihre Eltern konnte sie nicht erhalten, diese waren in Bernbach längst verstorben. Nur ihre kinderlose Schwester Frieda, die mit Oskar Heinemeyer verheiratet war, stand ihr als Stütze zur Seite.

Politisch bahnten sich ernsthafte Veränderungen an, der elsass-lothringische Abgeordnete Haegy sprach in seiner Rede vor dem Reichstag in Berlin am 25. Oktober 1918 im Zusammenhang mit der preußisch-deutschen Zeit von einer „Fremdherrschaft“, und bezüglich der politischen Behandlung Elsass-Lothringens von „verbissener Zähigkeit“ und „giftiger Selbstsicherheit“.6

Im November 1918 bildeten sich im Deutschen Reich Arbeiter- und Soldatenräte, so auch in Straßburg. Die ausgerufene Republik Elsass-Lothringen hatte allerdings angesichts des kurz bevorstehenden Einmarsches der französischen Truppen weder großen Rückhalt noch historische Perspektive. Nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 räumten die deutschen Truppen das Elsass.

Am 15 Nov. 1918 kam es in Straßburg zu einem Befehl, welcher die Gendarmen und Oberwachtmeister anwies, auf ihrem Posten zu bleiben, da sie Teile der Landespolizei seien und weiterhin ihren Dienst unter dem Schutz des Nationalrates zu leisten haben.

Ungeachtet dieser Tatsache wurden sie bei Einmarsch der französischen Truppen entwaffnet und ihres Dienstes enthoben. Sie verloren bei der Ausweisung nach Deutschland nicht nur ihre Pensionsansprüche, sondern auch ihre Habe. Mein Urgroßvater Heinrich mit Familie, sowie Oskar und Frieda, flohen aus dem Elsass, erlaubt wurde ihnen dabei jeweils nur 15 Pfund Gepäck! Heinrichs Bruder Gustav, bereits seit 1911 in Berlin als Schutzmann tätig, hatte als Polizeibeamter beiden die Anstellung bei der Polizei in Aussicht stellen können, sodass für die Familien gesorgt war.

Oma, die immer stolz erzählte, dass sie noch im Elsass laufen lernte, war inzwischen knapp zweieinhalb Jahre alt, als sie mit ihrer Schwester in Potsdam ankam. Die junge Familie zog zu Heinrichs Eltern in die Zimmerstrasse in Potsdam.

Seit Juli traten bereits Grippewellen auf, verstärkt in der zweiten Septemberhälfte. Mitte Oktober war klar, es herrscht eine Epidemie. In einigen Teilen Deutschlands waren bereits die Hälfte der Einwohner der Städte erkrankt. Die Pressezensur hatte verhindert, das die Bevölkerung erfahren konnte, das in Madrid im Mai 1918 bereits jeder dritte Einwohner erkrankt war, einschließlich des Königs und seines Kabinetts. Die Erkrankungswelle bekam daher den Namen „Spanische Grippe“.

Das vorrangig Menschen zwischen 20 und 40 betroffen waren, die teilweise auf offener Straße zusammen brachen und starben, war damals nicht zu erklären. Es gab jedoch Vermutungen, das eine Erkrankung, die 1889 grassierte, für eine gewisse Immunität bei der älteren Bevölkerung gesorgt haben könnte.8

Eine dritte Erkrankungswelle gab es zum Jahreswechsel 1918/19 und hielt bis etwa April 1919 an. Meist setzte ein plötzliches hohes Fieber mit Schüttelfrost ein, begleitet von starken Kopf- und Gliederschmerzen sowie Husten, auch Nasenbluten kam vor. Das Virus war sehr aggressiv und schädigte binnen kürzester Zeit das Lungengewebe, die Lungenentzündungen gingen mit Blutungen der Lunge einher.8

Heinrich war damals mit anderen auf einem offenen Lastwagen zum Dienst unterwegs, es wurde erzählt, er hatte Symptome einer „Kopfgrippe“, nachdem er sich dort erkältet hatte. Er starb am 8. Januar 1919 im Alter von nur 40 Jahren in Potsdam.


1 Der „Kohlrübenwinter“ 1916/17; LeMo; Autor Arnulf Scriba für: Deutsches Historisches Museum, Berlin, 2014
2 Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung“; Nachweis: Zeitschriftenarchiv Staatsbibliothek Berlin
3 Walter Koch: Kohlrübenwinter; LeMo; Deutsches Historisches Museum, Berlin
4 Im Interesse der hungernden Bevölkerung – die Gründung des Landkreistages im Ersten Weltkrieg.
5Fotos Kriegstaumel, Dragoner aus: Berliner Illustrirte Zeitung; Ullstein & Co Berlin, 1914; original Jahrgang in meinem Privatbesitz
6Reichstagsprotokolle 196. Sitzung, 25. Oktober 1918
7Dieter Baudis: Auswirkungen des Krieges auf die Lage der Volksmassen in Berlin1917/18; p.9-27; in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1987; Akademieverlag Berlin, DDR
58wikipedia Spanische Grippe

Deutsche Kolonisten

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