Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Schlagwort: Hessen

Fort – nur fort …

Sparwasser – aus Hessen über Schlesien nach Russland

Sparwasser – viele werden sagen: „Da klingelt doch was?“ Der bekannte Namensvertreter und Fußballer Jürgen Sparwasser ist jedoch nicht gemeint, sondern die Büdesheimer Brüder Johann Jacob1 (1.12.1745-24.3.1819) und Johannes1 (17.11.1752-19.5.1790) Sparwasser, welche dem Aufruf des Werbers Johann Hartmann Schuch, Verwaltungsbeauftragter der neuen Kolonien in Schlesien, folgten.

Schuch war ursprünglich selbst Kolonist, als Richter für eine neue Kolonie im Kreise Brieg vorgesehen, machte er eine Eingabe mit dem Verweis auf seine besondere Eignung als Werber an den Grafen Karl Georg von Hoym im September 1771, in der er erklärte, über 800 Familien geworben zu haben. Hoym, davon überzeugt, wendete ihn im Spätherbst und Winter 1771 in die Ämtern Nidda und Schotten, die Grafschaft Solms-Laubach, ins Hanauische und auch ins burgfriedbergische Territorium.

Seine Abwerbung blieb dort nicht unbeachtet, der Amtmann des Karbener Amtes meldete im Dezember die unerwünschte Tätigkeit Schuch’s, worauf das Burgregiment Friedberg am 20. Dezember 1771 eine Untersagung aussprach. Am 9. Januar 1772 wies die Burg den Amtmann an, Schuch, „falls er sich nicht fügen und den Ort räumen wolle, in Arrest zu ziehen und nach Burg Friedberg gefänglich einzuführen.“

Am 27. Januar 1772 teilt die Burg dem Amtmann zu Büdesheim mit, man sei wegen Schuch mit dem königlich preußischen Minister von Hochstetten in Korrespondenz getreten und am 3. Februar 1772 war ein Gesinnungswechsel eingetreten, Schuch konnte werben und den als Kolonisten angeworbenen wurde der Abzug gestattet, sofern sie Zehnt-Pfennig, Auszugs- und Ledigungsgeld bezahlt hätten.6

Wenn man sich nun fragt, warum Schuch überhaupt so erfolgreich war, und warum der Amtmann so harsch reagierte, muss man in diese Zeit zurückblicken:

Einerseits waren die Lebensbedingungen der Landbevölkerung durch Leibeigenschaft geprägt, Leibeigene gehörten dem Grundherrn, sie bewirtschafteten seine Ländereien und waren zu Frondiensten verpflichtet, durften ohne seine Genehmigung weder wegziehen noch heiraten und unterlagen seiner Gerichtsbarkeit, im Gegensatz dazu waren Bürger einer Stadt freie Menschen. Während Frankreich diesen Zustand 1789 beendete, war man auf den deutschen Territorien in dieser Frage uneins, im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel seit 1433 aufgehoben, behielt man sie in Mecklenburg bis 1822 bei und erst 1832 wurden die Frondienste in Sachsen abgeschafft. Im Großherzogtum Hessen wurde die Aufhebung der Leibeigenschaft per Gesetz am 25. Mai 1811 verordnet und zum 13. Juli 1813 rechtskräftig. Es wurde eine Entschädigungsleistung der ehemaligen Leibeigenen an die vormaligen Leibherren vorgesehen, was im Grunde die Abhängigkeit mangels Kapital aufrechterhielt.

Der zweite, viel wichtigere Aspekt war jedoch der Bevölkerungsmangel und damit verbundene Arbeitskräftemangel, der die Herrschaft aufhorchen ließ. Diese geht auf die erheblichen Hungerjahre zurück, die in Europa eine Ursache in der kleinen Eiszeit nahmen und durch kriegerische Auseinandersetzungen verstärkt wurden.

Die Verringerung der Sonnenaktivität, auch Vulkanismus mit erheblichem Ausstoß in die Atmosphäre und veränderten Meeresströmungen bestimmten bis ins frühe 19. Jahrhundert das Klima in Europa. Die Temperaturen gingen seit etwa 1570 deutlich zurück, bis 1610 reihten sich Missernten, Orkane und harte Winter aneinander und bildeten den Nährboden für Missgunst, Neid, Auseinandersetzungen und letztlich Kriege.

1636-1637. Schreckliche Hungersnoth in Deutschland und zum Theil in der Schweiz als Folge des 30-jährigen Krieges, ganz besonders in Sachsen, Hessen und Elsaß. Die Menschen verthierten infolge der entseglichen Zustände derart, daß sie nicht blos Gras, Baumblätter, Eicheln, Wurzeln, Baumrinden, Erde, Thierfelle und krepirte Thiere verschlangen, sondern sogar menschliche Leichname verzehrten, indem sie das Fleisch auf dem Schindanger holten, Leichen vom Galgen herabstahlen, die Gräber nach Menschenfleisch durchwühlten und lebende Kinder schlachteten. Blutsverwandte mordeten und fraßen sich auf und nahmen sich dann, über die entsehliche Sättigung in Wahnsinn verfallend, selbst das Leben. Es bildeten sich Banden, die auf Menschenfleisch behufs Verzehrens förmlich Jagd machten; so wurde z. B. zu Worms eine Menschenfresserbande vertrieben. Die Chroniken berichten so gräßliche Details und haarsträubende Episoden, daß man sich mit Eckel davon abwendet.

Unglücks-Chronik oder die denkwürdigsten elementaren Verheerungen und Zerstörungen in Natur- und Kulturleben aller Zeiten.
Wenger, J.:Verlag: Bern Verlag von Rudolf Jenni’s Buchhandlung (H. Köhler). (Ca. 1889)., 1889 p.49

Hongersnood in Duitsland, 1637)
Caspar Luyken, Rijks Museum, Amsterdam
Hongersnood in Duitsland, 1637, Caspar Luyken2

Unsere Sparwasser waren in Büdesheim lange ansässig, Daniel, hochadlige schützischer Jäger und Waldförster, aus Florstadt stammend, heiratete 1666 in Büdesheim, der Pfarrer schätze sein Alter auf 31 oder 32 Jahre, nach dem Sterbealter war er schon 34. Er war der Vater von Georg Wilhelm, Daniels Schwiegervater Henrich Volz stammt aus der Zeit um 1600, Enkel Georg Philipp, Vater unserer Auswanderer kam im Jahre 1717 zur Welt, sie erlebten die Zeiten, mit Sommern, so kurz, dass Korn und Früchte nicht mehr reiften.

Die Not war extrem, man kannte zu diesem Zeitpunkt noch keinen Kartoffelanbau, nur Hackfrüchte, die ebenfalls kaum wuchsen, die Preise explodierten für das Wenige, was vorhanden war, Fleisch war rar, da auch das Vieh nicht mehr versorgt werden konnte, das Wild zurückging, Seuchenzüge waren die Folge, sie trafen sowohl die geschwächten Menschen, als auch das Vieh.

Es folgten weitere Jahre mit extremen Teuerungen, auch verursacht durch Ankauf von guten Ernten und Preiswucher, die ebenfalls Hungersnöte ausbrechen ließen.

In den Jahren 1770 und 1771 fielen zudem nicht nur die Kornernten schlecht aus, weshalb es erneut zu einer erheblichen Verteuerung kam (europäische Hungerkrise 1770–1773), Ursache waren extremen globale Klimaanomalien – während es in Zentralamerika, Indien und Teilen Afrikas zu schweren Dürren kam, versank Europa im Schlamm verheerender Regenfälle, die überwiegend die Sommermonate betrafen. Die Ernteausfälle breiteten sich über den Kontinent von Frankreich bis in die Ukraine und von Skandinavien bis in die Schweiz. In Folge des sich ausbreitenden Hungers und der Nässe, die alles faulen ließ, grassierten Ruhr, Typhus und die Pest, die zu einer drastischen Sterblichkeit führten, die Preise explodierten um 300 bis 1000 Prozent.

So findet sich in der Chronik der Stadt Ellrich4 folgender Bericht:

In den Jahren 1770 und 1771 war Mißwachs, große Theurung und Hungersnoth; noch zu Ende 1769 kostete ein Scheffel Rocken 15 bis 18 gr,, Anfangs 1770 1 rthl. 8 gr. und Ende 1771, und Anfangs 1772 3 rthl. bis 3 rthl. 16 gr., die übrigen Früchte waren verhältnißmäßig eben so theuer. Beym Steigen der Preise und der Hungersnoth wurden unter den ohnehin schon schlechten, zum theil bey der Nassen Erndte ausgewachsenen Rocken, alle Arten von Früchte selbst Hafer und Drespe, untergemahlen, Kartoffeln gekocht und hinzugethan, und von der Armuth mit samt der Kleye verbacken, ja die Noth stieg endlich so hoch, daß Hieselbst arme Leute, von Hunger und Aberglauben getrieben, eine Art Kalck im Jtel geholet haben, welcher vom Frost zermalmet gewesen, welchen sie dafür angesehen, daß derselbe Mehl sey, welches Gott zu ihrer Rettung aus der Erde hervorgehen lasse, und diesen Kalck haben sie würklich unters Mehl gemenget und mit verbacken. Dieses verbreitete sich dazumal in hiesiger ganzen Gegend, und Schreiber dieses erinnert sich noch sehr gut, daß auch ins Hannoversche nach Scharzfels, wo derselbe dazumal war, dieses Gerücht erscholl, worauf die Armuth in den umliegenden Dorsschaften, ein ähnliches Wunderwerk bey Nüxey entdeckt zuhaben glaubte, wo sie eine Art weißen ganz feinen Mergel, Dux genannt, holeten, mit unters Brodt backten, davon krank wurden und häufig davon starben; so daß Obrigkeitswegen dergleichen verbothen, von den Kanzeln der Jrrthum erkläret, von der Hannoverischen Regierung aber Früchte hergegeben, verbacken, und das Brodt unter die Armuth vertheilet wurde. Des Frühjahres 1772 holeten die Menschen die ersten grünen Kräuter, um solche zu kochen, sie trafen mitunter viele schädliche, weil ihnen jegliches grüne Keimchen angenehm war, und auch dadurch und durch den lange erlittenen Hunger wurden noch viele Menschen krank und starben sehr häufig. Dies waren traurige, traurige Jahre, selbst für den Wohlhabenderen, dies Leiden, ohne Allen helfen zu können, mit ansehen zu müssen, viele Familien gingen ganz zu Grunde, andere haben es lange Jahre nach her, und manche noch nicht verwinden können, der Mittelstand unter Bürger und Bauer, versetzte, verkaufte, borgte, nahm ausstehende Capitalien aus und setzte sein ganzes kleines Vermögen zu, und dieser giebt es am mehrsten, der Wohlhabenden nicht so viel. Das Jahr 1772 und die gute Erndte desselben machte dieser höchst erbärmlichen Scene ein Ende.

Man kennt Zahlen aus Kur-Sachsen, wo 150.000 Menschen 1772 am Hunger und seinen Folgen starben, in Böhmen etwa 180.000 und das ebenso in allen anderen Teilen des damals noch zersplitterten Deutschlands.3

So versteht sich die Erklärung der künftigen Kolonisten, die 1772 die Auswanderung nach Schlesien wünschen, von selbst, da sie ,,bei diesen theuren und nahrungslosen Zeiten sich das benöthigte Brod zu ihrem Lebensunterhalte nicht zu schaffen vermögten und daher gesonnen seien, nach Schlesien zu ziehen, in Hoffnung, es daselbsten besser zu treffen“

Der weitaus größere Teil wanderte bis Ungarn, da diese Region von den Wetterunbilden verschont geblieben war.

Johann Jacob war zum Zeitpunkt der Auswanderung verwitwet, vermutlich hatte seine Frau den Hunger nicht überstanden, daher wanderte er mit den Kindern Johann Georg (1768 – nach 1814) und Anna Elisabeth (1770-1804) in die neu zu gründende Kolonie Süssenrode aus. Sein Bruder Johannes und dessen Frau waren noch kinderlos. Zuvor zahlte Johann Jacob Sparwasser 5 Guldenb, 15 Albusb, Bruder Johannes 3 Gulden Ledigung (Loslösung aus Leibeigenschaft)1.

Geburtseintrag Johann Jacob Sparwasser 1745 im Büdesheimer Taufregister 1701-1756 (Archion)

Geburtseintrag Johannes Sparwasser 1752 im Büdesheimer Taufregister 1701-1756 (Archion)

Für unsere kleine Sparwassersippe war es verlockend, Schuch versprach in Schlesien geschenkt ein Haus und Grundbesitz von 40 rheinischen Morgena, es sollte freies Bau- und Brennholz geben, eine Steuerfreiheit der nächsten acht Jahre, danach lediglich eine Abgabe von sechs Albus je Morgen, das klang gut. Zudem zahlte die preußische Regierung 2 Thalerc pro Kopf Reisekosten.6 So machte man sich Anfang März 1772 mit den anderen Kolonisten auf den rund 740 km langen Weg in die neue Heimat, für Süssenrode sollten 14 andere Familien die neuen Nachbarn sein. Der Zeitpunkt war so gewählt, dass die Ankömmlinge bei Ankunft noch die Saat einbringen konnten.

Strecke Büdesheim – Süssenrode (Mlodnik) (google maps9)

Die Strapazen der Reise waren unsäglich, Nahrung knapp und teuer, zehrte daher das wenige Habe auf, viele der Kolonisten wurden krank, wie schlimm es stand, berichtete Schuch dem schlesischen Provinzialminister Graf von Hoym, in den elf neuen Kolonien waren im Mai 1772 insgesamt 266 Männer, 195 Frauen und 449 Kinder, davon 113 krank, 31 Personen verstorben.7

In Süssenrode fand Schuch bei seiner Kontrolle am 21. Mai 1772 insgesamt 15 Männer, 14 Frauen und 22 Kinder vor, 6 davon inzwischen Waisen, 10 Erkranke, zwei Männer und zwei Frauen gestorben. Doch lesen wir selbst:

Nummero 10. d. 21. May 1772.
Sussenrothen.
Diese Colonie stehet unter der aufsicht des Herrn Oberfürsters Büttner; soll bestehen auß 16 wohnungen; sind aufgeschlagen vom Zimmerman und sind in voller arbeit.
Die Colonisten von dieser Colonie sind nach folgender Liste:
No 1) Casper Jost, ein Bauer und Schumacher von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 33; Fr.: 40; To.: 20; So.: 8 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 2) Jacob Sparwaßer ; ein Bauer von Biedesheim, kaiserl. Burg Frieb. Hoheit. alt: 27; So.: 4; To.: 2 Jahr; 3 Köpf. R.: Evangelisch.
No 3) Joh. Schäfer ; ein Bauer von Biedesheim Friebbergischer Hoheit. alt: 56; Fr.: 58; So.: 18; So.: 12 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 4) Joh. Jacob Sparwaßer ; ein Bauer von Biedesheim Friebbergischer Hoheit, alt: 25; Fr.: 30 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 5) Joh. Cun ; ein Bauer von Biches, Biedingischer Hoheit, alt: 30; Fr.: 35; So.: 8; To.:10; To.: l Jahr; 5 Köpf. R.: Reverwirtd.
No 6) Daniel Sefftel; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 24; So.: 2 Jahr; 3 Köpf.
R.: Reverwirth.
No 7) Stofel Lipp ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 29; Fr.: 30; So.: 7; To.: 2 Jahr; 4 Köpf. R.: Reverwirth.
No 8) Hein. Meister ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 20 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 9) Anderas Nickelaus; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 24; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 10) Martin Holtzheimer; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 30; Fr.: 25 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 11) Peter Mehrling ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf; R.: Reverwirt.
No 12) Casper Jost; ein Bauer von Ostheim aus ; der Grafschaft Hanau. alt: 30; Fr.: 40; So.: 8 Jahr; 3 Köpf. R.: Reverwirth.
No 13) Joh. Lick ; ein Bauer von Ostheim auß der ; Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: (fehlt)
No 14) Conrath Meßer ; ein Bauer von Biches, Biedingischer Hoheit. alt: 30; Fr.: 22 Jahr; So.: 4 Tage; Schwie.: 20 Jahr; 4 Köpf. R.: Reverwirth.
No 15) Conrath Buhsch ; ein Bauer von Kroßen Karben Kayserl. Burg Frieb. Hoheit, alt: 46; Fr.: 45; So.: 20; To.: 12 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 16) Diese Nummero ist vagant;

Auf dieser Colonie befinden sich 15 Mann, 14 Frauen, 16 Kindern, die 6 weisen dazu gerechnet macht 22; Summa: 51 Seelen.
Kranck: 10 Personen.
Gestorben von dieser Colonie: 2 Mann, 2 Frauen; Summa: 4 Seelen.
Auf dieser Colonie ist noch nichts von sommerfrüchten hinaußgesäet, weil diese Colonisten mehrst alle kranck gewesen sind; sie liegen noch alle in Butgewitz, weilen ihre Häuser noch nicht alle vom Zimmerman aufgeschlagen sind.
Der Grund und Boden ist sehr gut; es stehet aber ein gar starcker wald drauf, daß es also hier zeit erfodern wird, biß er urbar gemacht wird, indem er naß liegt und ein starcker graben geschrodt werden muß.
Diese Colonisten haben noch kein Vieh.

Monatsschrift für Sippenkunde und Sippenpflege, Heft 6 und 7, 1939, Berlin

Ortsplan Süssenrode6

Was den Kolonisten nicht bewusst war, man suchte in Schlesien vor allem Holzfäller, die den Wald roden sollten und die Hochöfen der Eisenproduktion mit Holzkohle versorgen. Daher waren die Landflächen nur als „Gartenwirtschaft“ ausgelegt, reichten daher einem Bauern nicht zur Vollversorgung seiner Familie, zumal nur ein kleines Stück gerodeter Acker zur Ansaat des Nötigsten übergeben wurde, den Rest mussten die Kolonisten selbst roden. Dafür erhielten sie pro Morgen 4-20 Taler, je nach Schwierigkeit des Geländes. Da ihre Kolonien noch nicht fertiggestellt waren, zog der Oberforstmeister Süßenbach, der diese Arbeiten überwachte, die Kolonisten zur Handlangerdiensten heran, dafür zahlte er 4 Groschen täglich. Zudem wurden die Kolonisten mit Brotgetreide und jeweils 2 Kühen unterstützt.

Süssenrode hatte einen nassen Wald, die Kolonisten waren die ungewohnt schweren Waldarbeiten nicht gewohnt und kränkelten und waren trotz aller Bemühungen und allen Fleißes in einem so erbärmlichen Zustand, dass der Oberförster Büttner 1774 nach Breslau schrieb:13

Die Hungersnot unter den Kolonisten ist nunmehr aufs höchste gestiegen und deren Jammern und klägliches Lamentieren mit Worten nicht zu beschreiben. Ich selbst muss bekennen, daß ungeachtet sich sämtliche das Roden mit besonderem Fleiß angelegen sein lassen, in Sonderheit bei dem harten Winter sie nicht im Stande sind, sich das Brot zu verdienen.

Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9 p77

Johann Jacob ehelichte 1773 in Tauenzinow (ehemals Ostenbrug) Anna Elisabeth Rohn (Rahn), sie war aus Gonterskirchen mit ihrem Vater Heinrich ausgewandert und findet sich ebenfalls in Schuch’s Bericht7.

Geburtseintrag Anna Elisabeth Rohn 1749 im Gonterskirchener Taufregister 1665-1767 (LDS)

Nummero 9. d. 21. May 1772.
Ostenbrug.
Diese Colonie stehet unter der aufsicht des Herrn oberforstmeister Büttner; soll bestehen aus 20 wohn Häuser, sind alle fertig vom Zimmermann und Mäuren biß zur folgender aufebauung der Scheuern.
Diese Colonisten, die auf der Colonie wohnen sollen, sind nach folgender Liste:

No 1) Philippus Lenhing ; ein Bauer und Schmidt aus dem Fürstenthum Gedern.
alt: 48; Fr.: 35; So.: 15; To.: 10; To.: 7; So.: 5; So.: 3 Jahr; 9 Köpf. R.: Evangelisch.
No 2) Peter Weißbecker; ein Bauer und Zimmerman aus Käichen, Friebbergischen Hoheit. alt: 34; Fr.: 33; So.: 8; So.: 3 Jahr; 4 Köpf. R.: Catolisch.
No 3) Thomas Görtler ; ein Bauer und Zimmerman aus Käichen, Friebbergischer hoheit. alt: 36; Fr.: 38; To.: 13; So.: 7; So.: 5; To.: l Jahr; 5 Köpf. R.: Revermirt.
No 4) Joh. Georg Schmeißer ; ein Bauer aus dem Heilbrunnischen. alt: 48: To.: 22; To.: 18; To.: 15; So.: 11; S.: 8 Jahr; 6 Köpf. R.: Evangelisch.
No 5) Andereas Marthin ; ein Bauer und Zimmerman auß dem Dorf Käichen, Frieb. hoheit. alt: 32; Fr.: 35; So.: 5 Jahr; 3 Köpf. R.: Catolisch.
No 6) Georg Reinhart Dorß ; ein Bauer auß dem Württbergischen. alt: 28; Mut.: 55; Schw.: 20; Br.: 17; Br.: 15; Schw.: 8; Schw.: 6 Jahr; 7 Köpf. R.: Evangelisch.
No 7) Joh. Conrath Fickel; ein Bauer aus Gonterskirchen aus dem Laubachischen. alt: 34; Schw.: 28; To.: l Jahr; 3 Köpf. R.: Evangelisch.
No 8) Nickelaus Schneidmüller; auß Gedern ein Bauer. alt: 25; Fr.: 44; So.: 18; So.: 13 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 9) Conrath Weifert; ein Bauer von Kaichen Burg Frieb. Hoheit, alt: 32; Fr.: 36; So.: 4 Jahr; 3 Köpf. R.: Catolisch.
No 10) Joh. Adam Geiger; aus der Pfaltz ampt Bocksberg. alt: 36; Fr.: 34; To.: 14; So.: 8 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 11) August Crach; ein Bauer, Burg Frieb. Hoheit. alt: 36; Fr.: 35; So.: 9; So.: 3 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 12) Johannes Löß; ein Bauer und Schuhmacher aus Gedern. alt: 32; Fr.: 24 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 13) Heinrich Rahn ; aus Gonderskirchen ein Bauer.alt: 62; To.: 23 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 14) Johannes Landmann ; ein Bauer aus dem Dorf Gedern. alt: 45; Fr.: 33; So.: 20; So.: 18 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 15) Jacob Hiltebrand ; ein Bauer und Steindecker auß Gedern. alt: 43; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 16) Peter Hartman ; ein Bauer aus dem Dorf Freiesehe. alt: 26; Fr.: 36; So.: 3 Jahr; To.: 6 Wochen; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 17) Michel Bopp ; ein Bauer von Frohnhaußen, Grafschaft Biedingen. alt: 36; Fr.: 36 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 18) Joh. Georg Mänttler ; ein Bauer aus dem Württbergischen. alt: 32; Fr.: 34; So.: 2; So.: l Jahr; 4Köpf. R.: Evangelisch.
No 19) Joh. Nieckel aus Maul; auß dem Anspaischen. alt: 32; Fr.: 21; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 20) Johannes Dörr; ein Bauer von Erbstadt, Fürstl. Heßischer Hoheit. alt: 44; Fr.: 49; To.: 12; To.: 7; So.: 4 Jahr; 5 Köpf.

Diese Colonie bestehet auß 20 wirthe, 17 Frauens, 41 Kindern; Summa: 78 Seelen.
Kranck sind auf dieser Colonie: 8 Personen.
Diese Colonisten haben fleißig gearbeitet; sie haben mit der Hand gerothet zu 10 Schefel erdoffeln, 12 morgen zu hirsche, welches sath ihnen gereichet worden von Herrn oberfürster Büttner; hat auch ein jeder Colonist eine Kuh bekommen; haben auch ihr Land mehrentheils geräumt vom Holtz, daß sie können eine gute winder ernde hinauß stellen.
Diese Colonie ist die beste, vor allem, indem der erdboden allhier sehr gut ist.

Monatsschrift für Sippenkunde und Sippenpflege, Heft 6 und 7, 1939, Berlin

Ortsplan Tauentzinow (Ostenbrug)8

Johann Georg Sparwasser, geboren am 21. Mai 1768 in Büdesheim heiratet am 23. Dezember 1793 in Tauenzinow, wie Ostenbrug später genannt wurde, Maria Magdalena Copp (um 1773 -1813), aus dieser Ehe sind vier Kinder bekannt, Johannes (1794-1876), Katharine (1796-1872), Johann Peter (1798-1805) und Gottlieb (1805-1809).

Geburt Johann Georg Sparwasser 1768 im Büdesheimer Taufregister 1757-1807 (Archion)

Eheschließung von Johann Georg Sparwasser mit Maria Magdalena Copp 1793 in Carlsruhe (Pokoj) (LDS)

aus: Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9, p73, (von mir colorisiert)

Warum nun wanderte Johann Georg aus?

Die Erklärung ist tatsächlich das Wetter, Schlesien erlebte seit der Ansiedlung mehrere Jahre mit Missernten, bereits 1784/1785,1789, 1795, 1800 und 1803/1804 waren Hungerjahre12, da es teilweise extrem nass war, sodass wieder alles Getreide faulte, die Krankheits- und Sterberate durch den Hunger war in den Kolonien erheblich. Entsprechend suchte man sein Heil in der Flucht nach Süden, in der Hoffnung, hier nicht nur die versprochenen Siedlungsbedingungen zu finden, von denen die Werber für Russlands Kolonien sprachen, sondern vor allem endlich bessere Witterungsbedingungen, um keinen Hunger mehr zu leiden.

Geburtseintrag Johannes Sparwasser 5. März 1794 in Tauenzinow (Okoly), KB Carlsruhe (Pokoj) (LDS) – Vermerk bei Johannes und Vater Johann Georg „nach Russland“

So zogen man erneut in die Fremde, diesmal auf einem Weg von etwa 1.960 km, die Reise dauerte mindestens 5 Monate, eher mehr, da man mit dem Wagen, meist von Ochsen gezogen, selten Pferdefuhrwerke, mit Zwischenlagern und je nach Wetter nicht so schnell wie heute unterwegs war. Es gab keine gut ausgebauten Straßen, sondern unbefestigte Wege. Die 900 km aus Hessen nach Schlesien hatten bereits gute 2 Monate gedauert.

Wanderweg von Tauenzinow über Grodno Richtung Molotschna (google maps9)

Am 27. Februar 1804 passieren sechs Kolonistenfamilien, fünf hatten sich unterwegs angeschlossen, unter der Führung von Johann Georg Sparwasser den Kontrollpunkt Grodno (Hrodna). Die Sparwasser bekamen für den Zeitraum vom 26. Februar bis 10. März 1804, also 13 Tage, 9 Silberrubel und 10 Kopeken Verpflegungsgeld, und für die nächsten 40 Tage 28 Silberrubel, dazu in Banknoten und Kupfermünzen 50 Rubel Futtergeld für Pferde. Außer ihnen war nur noch eine Familie mit Pferden unterwegs.10

Nach kurzem Lager zogen sie innerhalb eines Monats nach Schitomir und erhielten auch dort ein Verpflegungsgeld von 21 Rubel zur Weiterreise, wie wir der erhalten gebliebenen Akte entnehmen können:14

Etwa Mitte Mai 1804 trafen sie in Jekaterinoslaw (Dnipro) ein, wo sie zusammen mit 209 anderen Familien für ein Jahr im Quartier lagen, ehe sie ihre Kolonistenstellen übernehmen konnten.

1805 finden wir im Zensus von Wasserau den Vermerk: Sparwasser, Georg 40, seine Frau Magdalena 37, seine Kinder Johann 16 und Catharina 14. Wirtschaft: 12 Rinder, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Wagen.11

Johann Georg wird noch einmal heiraten, eine Witwe, seine Frau hat die Strapazen der Auswanderung ebenso wenig verkraftet, wie seine jüngsten Söhne. Die beiden ältesten Kinder bekommen noch ein kleines Geschwisterchen, ehe sie eigene Familien gründen.

Die zahlreichen Nachkommen finden sich heute nicht nur wieder in der alten Heimat Deutschland, sondern auch in den USA und Kanada.

Anmerkungen:

a1 rheinischer Morgen = 3176 m²

b1 Reichstaler = 1 ½ Gulden = 22 ½ Batzen = 30 Groschen = 45 Albus = 90 Kreuzer = 360 Pfennige = 384 Heller

c1 Reichsthaler in Preußen = 90 neuen Groschen zu je 18 Pfennig

dReverwirth – Ansiedler der ein Revers (Dokument) unterschreiben musste

Quellen:

1Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 27 Jahre. Beruf: Bauer. Anzahl Kinder: 2. Bemerkungen: Angesiedelt in Süßenrode

verz1332707
Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel:

Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, (NN.), Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 30 Jahre. Ehepartner: Johann Jakob S.‘. – Quelle: siehe Blat “Schlesien“

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Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, (NN.), Herkunft: Büdesheim / Ziel:

Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, Johann Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 25 Jahre. Bemerkungen: Mit Frau. Zahlt 5 Gulden, 15 Albus für Loslösung von Leibeigenschaft

verz227144
Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, Johann Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel:

2Hongersnood in Duitsland, 1637, Caspar Luyken (print maker), Johann David Zunnern (publisher)
Kupferstich, Rijks Museum, Amsterdam, Objektnr. RP-P-1896-A-19368-1952, public domain

3Unglücks-Chronik oder die denkwürdigsten elementaren Verheerungen und Zerstörungen in Natur- und Kulturleben aller Zeiten.
Wenger, J.:Verlag: Bern Verlag von Rudolf Jenni’s Buchhandlung (H. Köhler). (Ca. 1889)., 1889 p.49

4Chronik Stadt Ellrich von K. Heine, Rektor in Ellrich
Ellrich. verlag der G Krause´schen Buchhandlung 1899, p20

5Abbildung Hungergedenkmünze aus: Die Auswirkungen der Hungerjahre 1770-1772
auf die letzte Großepidemie der Mutterkornseuche und die damals
und in der Folgezeit veranlaßten Gegenmaßnahmen
Von Karl Böning, München
[Nachrichtenbl. Deutsch. Pilanzenschutzd. (Braunschweig) 24. 1972, 122-127] p.123

6Schlesienwanderer aus dem Freigericht Kaichen
Fritz H. Herrmann
Sonderdruck aus Band 9 der „Wetterauer Geschichtsblätter“ Friedberg L H., 1960 inkl. Karte Süssenrode

7Schuch’s Siedlerlisten von 1772
Friderizianische Kolonistenverzeichnisse aus Schlesien
von Staatsarchivrat Dr. Karl G. Bruchmann 1939

8Karte der 1772 innerhalb der Friderizianischem Kolonisation gegründeten Kolonie Tauenzinow im Kreis Oppeln Unbekannt, alte preußische Karte, erstellt um 1773. – Hans-Joachim Helmigk: Oberschlesische Landbaukunst um 1800. Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1937. S. 190 CC BY-SA 4.0

9Nutzungsbedingungen für Google Maps/Google Earth

10Litauer Grodnoer Schatzkammer Oktober 1803 bis 16. März 1809. RGIA Akte 347 Nr. 38 Akte freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Taurien e.V.

11Stumpp K. Die Auswanderung aus Deutschland nach Rußland in den Jahren 1763 bis 1862. – Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland. 8. Auflage, 2004

12Joachim Poppe: Podewils in Oberschlesien: Zur Geschichte des Dorfes im Kreis Oppeln. 250 Jahre Friderizianische Kolonisation ‎ Books on Demand 2022 9232

13Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9, p77
Hrsg. Stumpe, Friedrich. , Obmann der „Vereinigung der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft im Kreise Oppeln“
Verlag: Heimatkreisstelle Oppeln

14Listen des Gouverneurs von Schitomir. RGIA Akte 215 Nr. 1. Akte freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Taurien e.V.

Geschichtliche Ortsnachrichten von Brieg und seinen Umgebungen
herausgegeben von Karl Friedrich Schönwälder, Professor am Königl. Gymnasium
Erster Theil Einleitung, Vorstädte, Umgebung
In Commission bei I. U. Kern in Breslau, Druck von G. Falck in Brieg 1845/1846

Dominik Collet: Die doppelte Katastrophe
Klima und Kultur in der europäischen Hungerkrise 1770–1772
in: Umwelt und Gesellschaft Bd. 18
Herausgegeben von Christof Mauch und Helmuth Trischler
2018 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783525355923 — ISBN E-Book: 9783647355924

Thore Lassen
Hungerkrisen
Genese und Bewältigung von Hunger in ausgewählten Territorien Nordwestdeutschlands 1690-1750
2016 Universitätsverlag Göttingen

Wikipedia

genealogische Recherche, Bildbearbeitung, inklusive Karten, und Text: Jutta Rzadkowski

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Überall ist es besser als hier

oder – was der amerikanische Unabhängigkeitskrieg mit der Molotschna zu tun hat

Bemühen wir zunächst die Wikipedia: „Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (American Revolutionary War oder American War of Independence) fand von 1775 bis 1783 zwischen den dreizehn Kolonien und der britischen Kolonialmacht statt. Er war der Höhepunkt der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und führte nach der Unabhängigkeitserklärung 1776 und der Bildung der Konföderation 1777 zu deren siegreichem Abschluss und zur Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika.“

Um die Bestrebungen der Kolonien in Übersee zu unterdrücken, mietete die britische Krone reguläre Truppen, der größte Anteil von etwa 12.000 Mann kam aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel, unter dem Regenten Friedrich II. von Hessen-Kassel, weshalb die Amerikaner bei den kämpfenden deutschen Truppen allgemein von den „Hessen“ sprach. Hessen-Kassel schloss einen Subsidienvertrag mit der britischen Krone und verpflichtete sich gegen Entgelt zur Entsendung von fünfzehn Regimentern, vier Grenadier-Bataillonen, zwei Jäger- (bestehend aus gutausgebildeten Gewehrschützen und Förstern) und drei Artillerie-Kompanien.1 Hessen-Kassel stellte somit das weitaus größte Kontingent an deutschen Soldaten für die britische Krone.

Zu diesen Truppenverbänden gehörte das Regiment von Bose, (bis 1778 von Generalmajor von Trümbach), 1724 bis 1786 stand das Regiment in Diensten des Grafen von Hanau, ab 1778 befehligt von Generalmajor C. E. J. von Bose.

Die angeworbenen Soldaten waren in der Regel freiwillig in den Kriegsdienst eingetreten, da der Verdienst lockte, viele „Ausländer“ wurden jedoch zwangsrekrutiert, was jeder Mann ausserhalb der Einwohnerschaft der Landgrafschaft Hessen-Kassel war. So auch Johann Gottfried Seume (1763-1810), der schilderte: „Ich wurde nach Ziegenhayn verhaftet, wo ich viele Unglücksgefährten aus Land allen Teilen der Welt fand. Dort warteten wir darauf, im Frühjahr nach Amerika geschickt zu werden, nachdem Faucitt uns hätte inspizieren sollen. Ich habe mich meinem Schicksal hingegeben und versuchte, das Beste daraus zu machen, so schlimm es auch sein mochte. Wir blieben lange in Ziegenhayn (Ziegenhayn war ein ungesunder) Ort, an dem die meisten Männer an Skorbut oder Juckreiz erkrankten.“2

Der Büchsenmacher Johannes Konrad Hansen hingegen war bereits 1774 in Diensten, wie wir dem Hochfürstlichen Hessen-Casselischen Staats- und Adreß-Calender3 entnehmen können.

Für ihn war es ein Teil seines Millitärdienstes, keine Zwangsrekrutrierung. Er kümmerte sich u.a. um die Instandhaltung des verwendeten Musketenmodells Potzdam M17409

Die Hoffnung, den Krieg zu überstehen und mit finanziellem Gewinn der Familie danach ein besseres Leben bieten zu können, hatten viele der Soldaten. Entsprechen blieb ein Soldatenlied erhalten.

© Georg Ortenburg, Das Militär der Landgrafschaft Hessen-Kassel zwischen 1783 und 1789, Potsdam 1999, Nr. 24

Juchheisa nach Amerika,
Dir Deutschland gute Nacht!
Ihr Hessen, präsentiert’s Gewehr,
Der Landgraf kommt zur Wacht.

Ade, Herr Landgraf Friederich,
Du zahlst uns Schnaps und Bier!
Schießt Arme man und Bein‘ uns ab
So zahlt sie England Dir.

Ihr lausigen Rebellen ihr,
Gebt vor uns Hessen Acht!
Juchheisa nach Amerika,
Dir Deutschland gute Nacht!

Ein schön und wahrhaftig Soldatenlied, Anno 1775 am 19. Oktober zu Kassel auf der Parade von den abziehenden Militärs mit admirabler bonne humeur vor Ihrer Durchlaucht gesungen ward.

Eine zeitgenössische Darstellung der Uniformen zeigt auch das Bajonett, weitere Fotos zur Uniform und Ausrüstung findet man hier

Abbildung und Beschreibung des Fürstlich Hessen-Casselischen Militair-Staates unter der Regierung Landgraf Friedrich des zweiten, bis zum Jahre 1786, S. 328

© HStAM, Kurfürstliche Bibliothek E 195/2

Am 13. Februar 1776 verließ das Regiment Bose Hofgeismar und überquerte von Bremerlehe aus den Atlantik nach Staten Island (23. März – 15. August).

Verschiffung der Soldaten nach Amerika (Kupferstich eines unbekannten Künstlers), nachträglich von mir colorisiert

Die Überfahrt war hart, fast vier Monaten an Bord eines englischen Truppentransporters. Seume berichtete über seinen Transport: „… in den englischen Transportschiffen wurden wir gedrückt, geschichtet und gepökelt wie die Heringe … Die Lager unter Deck waren übereinander geschichtet, so dass man nicht einmal aufrecht in ihnen zu sitzen vermochte. Je sechs Mann teilten sich eines. Es war so eng, dass sie sich auch nicht auf den Rücken drehen konnten. Alle mussten sich zugleich umwenden, wenn der seitliche Mann „umdrehen“ rief. Die Soldaten erhielten, wenn überhaupt, nur gesalzenes Fleisch.“2

Trotz aller Unbilligkeiten waren auch Familienangehörige der Soldaten mit dabei, so wurde über Ludwig Clausing, Gemeiner im Regiment von Loßberg, bekannt, das er, von seiner Ehefrau begleitet, laut einer Eintragung des Februars 1777, zusammen mit ihr in Gefangenschaft geriet.8

Wir müssen annehmen, auch unser Büchsenmacher Johann Konrad Hansen hatte seine Frau Elisabeth (um 1761-1814) dabei, denn errechnet im März 1783 wurde seine Tochter in New York geboren.

Elisabeth Lupp, geb. Hansen starb am 2. September 1841 in Neu Nassau, Molotschna, im Alter von 58 Jahren und 6 Monaten an der Ruhr, geboren in New York, Nordamerika

Mit der Ankunft in Amerika nahm das Regiment Bose an den Gefechten von Pell’s Point (Schlacht von Pelham, 18. Oktober 1776), Fort Clinton (6. Oktober 1777), Schlacht von Stono Ferry Rall (20. Juni 1779) sowie an der Belagerung von Charleston (29. März – 12. Mai 1780) teil.

Deutscher Holzschnitt der Belagerung von Charleston, South Carolina im Mai 1780. Die Darstellung von Charleston ist imaginär. Da Donnhaeuser eine Ansicht von Charleston fehlte, modifizierte er eine bereits vorhandene Ansicht einer unbekannten deutschen Stadt, um die Belagerung zu zeigen.5

Nachricht von der Belagerung und Einnahme der Stadt und Hafens Charlestown in America6

Danach folgten das Gefecht bei Ramsour’s Mill (20. Juni 1780), Springfield (23. Juni 1780), Guildford Court House (15. März 1781), Green Spring (6. Juli 1781) und die Schlacht von Eutaw Springs (8. September 1781) teil.

Es kämpfte unter dem Kommando des in Irland geborenen Majors von O’Reilly in Yorktown (28. September – 17. Oktober 1781) bis zur Kapitulation Cornwallis‘ am 19. Oktober 1781.

Die Kapitulation von Lord Cornwallis, 19. Oktober 1781 bei Yorktown7

Ab Januar 1783 lagerten die hessischen Truppen in New York, am 15. August 1783 schiffte sich das Regiment in New York ein und erreichte am 13. November desselben Jahres Hofgeismar.

Der Weg von Hofgeismar und zurück beträgt über 14650 km, da man hier nur Luftlinie sehen kann.

Rund 6.000 der „Hessen“ kehrten nicht zurück in die Heimat, sondern nahmen das Angebot an, als Siedler zu bleiben, davon gingen ca. 2.500 nach Kanada.

Einfache Soldaten konnten kaum lesen und schreiben. Wenn überhaupt Nachrichten die Heimat erreichten, so blieb sie, im Gegensatz zur offiziellen Offizierskorrespondenz, kaum erhalten oder erreichte nie die Archive. Um so interessanter ist das, was der Nachwelt erhalten blieb:

Die Erlebnisse eines hessischen Soldaten, Namens Valentin Asteroth, im nordamerikanischen Freiheitskriege, auf Grund des von demselben geführten Tagebuchs.

Asteroth, zu Treysa geboren, war 1776 in dem meist aus Schwälmern bestehenden hessischen Regimente v. Huym als Soldat eingestellt worden, als im Mai desselben Jahres der Befehl zum Ausmarsch erging. Nach Musterung auf dem Bowlingreen bei Kassel zog das Regiment durch das hannoversche und bremensische Gebiet nach Rizebüttel und langte nach einer mehr als 100tägigen, durch Stürme und ausbrechende Krankheiten gefährdeten Seefahrt am 7. October an der nordamerikanischen Küste an. Im November bewährte sich schon die hessische Tapferkeit in glänzender Weise, indem das hoch auf einer Klippe gelegene Fort Washington unter Führung des Generals Knipphausen durch einen in der Kriegsgeschichte ewig denkwürdigen Sturm genommen wurde. Dann wurde das Regiment Huym mit 8 englischen Regimentern nach der Küste von Rhode-Island übergesezt und blieb auf dieser Insel, welche die Amerikaner eiligst räumten, als Besagung, sich an den stattlichen Häusern und dem herrlichen Viehstand, sowie den eigenthümlichen Trachten der amerikanischen Bauern erfreuend, aber auch in manche Vorpostengefechte mit amerikanischen Truppen verwickelt. Im Juni 1779 schiffte sich das Regiment nach New-York ein und wurde von da aus wieder nach gefahrvoller Fahrt nach Süd-Carolina befördert, wo es am 31. Januar 1780 landete und nach einem Sturme auf das Fort Maltry die Stadt Charlestown besezte und in dieser längere Zeit als Garnison liegen mußte, welche Zeit Asteroth vorzugsweise zum Unterrichte der dortigen Kinder benußte. Erst im December 1782 wurde Charles town geräumt, worauf die Rückkehr nach New-York und im folgenden Jahre nach der Heimath erfolgte, in der die Hessen im November 1783 eintrafen. Asteroth hat dann als einfacher Bürger noch bis zum 16. October 1831 in seiner Vaterstadt Treysa gelebt.

Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Jg. 1876 1. Viertelsjahssheft, p.2f

Nach der Rückkehr bezieht das Regiment am 29. Mai 1784 die Kaserne in Marburg, Konrad, noch immer beim Militär, ist 1805 im Kurfürstlichen Regiment Landgraf Carl, welches 1806 beurlaubt wird.

Tochter Elisabeth heiratet am 15. April 1805 Friedrich Karl Lupp (1778-1833), Sohn des örtlichen privilegierten Stadt- und Kanzleibuchbinders Daniel Ludwig Lupp.

Im Jahre 1806, mit der Auflösung des Regimentes, wandert die Familie in die Molotschna aus.

Auswanderungsort, über 1900 km entfernt

Mit dabei die Kinder Rosina und Friedrich Gottlieb, Elisabeth mit Schwiegersohn Friedrich Karl und Sohn Karl. Die Famile erfährt danach nichts mehr in Deutschland über den Verbleib und veranlaßt eine Suchanzeige im Jahre 1818.

Suchanzeige von 1818 der Geschwister Hansen zum Verbleib ihres Bruders Konrad10

Im ferner russischen Reich erfährt man davon nichts. Vermutlich wurde er dann für tot erklärt und man verteilte, was ihm hätte zugestanden, denn Akten der Jahre 1830-1834 melden eine Beschwerde der Kinder:

„Forderungen der Geschwister Hansen zu Molotchna in Neu-Russland an den Buchhändler J. F. Lupp in Hersfeld auf Auszahlung einer dem Büchsenmacher [C.] Hansen von der kurhessischen Kriegsbehörde für den Verlust von Gerätschaften während der Feldzüge 1793-1794 bewilligten, von ihm vereinnahmten Entschädigung“

Aus dieser Forderung müssen wir den Zeitpunkt seines Todes auf vor 1830 datieren, seine Frau war schon 1814 verstorben. Der Buchhändler Lupp, Neffe seines Schwiegersohnes Karl Friedrich Lupp, war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits Mittelpunkt eines anderen Skandals, als Beschuldigter eines „Meuchelmordes“.

Wer nun fragt – wie ging es weiter …. diese Geschichte war der Beginn einer langen Reise, Konrad´s Nachkommen schlossen den Kreis und leben heute als Spätaussiedler wieder in Deutschland.

1 Max von Eelking: Die deutschen Hülfstruppen im nordamerikanischen Befreiungskriege, 1776 bis 1783 Bd.1 und 2, E.F. Kius´sche Buchdruckerei in Hannover 1863

2 Johann Gottfried Seume, Schreiben aus Amerika nach Deutschland in: Neue Literatur und Völkerkunde, zweiter Band Julis bis Dezember 1789, Hrsg. J.W von Archenholz, p 362-381

3 Hochfürstlicher Hessen-Casselischen Staats- und Adreß-Calender 1774 p20

4 Hessische Truppen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (HETRINA) II, 4690, p83 „Hansen, Johann Konrad (* ca. 1753)“, in: Hessische Truppen in Amerika https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/hetrina/id/13503 (Stand: 20.1.2015), HStAM 10 c Nr. 485 [= Maß- und Rangierbücher / Regiment Bose, 1784]

5 Deutscher Holzschnitt der Belagerung von Charleston, South Carolina im Mai 1780. Die Darstellung von Charleston ist imaginär. Da Donnhaeuser eine Ansicht von Charleston fehlte, modifizierte er eine bereits vorhandene Ansicht einer unbekannten deutschen Stadt, um die Belagerung zu zeigen. 1780 (CC BY-NC-SA)

6 Nachricht von der Belagerung und Einnahme der Stadt und Hafens Charlestown in America 1780 (CC BY-NC-SA).

7 Die Kapitulation von Lord Cornwallis, 19. Oktober 1781 bei Yorktown: Godefroy, François; Paris : Chéz Mr. Godefroy, rue de Francs bourgeois Porte St. Michel; et chéz Mr. Ponce, Graveur de Mgr. le Comte. d’Artois, rue Hiacinte, A.P.D.R. – https://www.loc.gov/pictures/item/2004671452/

8 Hagen Seehase, Die hessischen Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, in: ZHG, Band 103 (1998), Hessisch-Lichtenau, S.135-172. p 151

9 Prussian Musket Model 1740 This image or media file contains material based on a work of a National Park Service employee, created as part of that person’s official duties. As a work of the U.S. federal government, such work is in the public domain in the United States. See the NPS website and NPS copyright policy for more information.

10 Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Der öffentlichen Unterhaltung über gemeinnützige Gegenstände aller Art gewidmet. Zugelich Allgemeines Intelligenz-Blatt zum Behuf der Justiz, der Polizey und der bürgerlichen gewerbe. Fünzundfünzigster Band. Jahrgang 1818 Erster Band. Gotha. p671

Autor, Recherche, Karten, colorid

Jutta Rzadkowski, 18.07.2023

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Hessen

„Bin ich der einzige Vogel, der seine Heimat nicht finden kann?“* Eine lange Suche nach den Wurzeln….


Vor der Auswanderung aus Hessen


Karte Großherzogtum Hessen – 11. Giessen 1

Wir schreiben das Jahr 1745, als auf dem Hof- und Mühlgut Mühlsachsen, etwa 1 km südlich von Nieder-Bessingen, direkt am Südufer der Wetter und dem Nordrand eines kleinen, bewaldeten Hügels,  am 1. Juli ein Söhnlein das Licht der Welt erblickt, welches seine Eltern ebenda am 4. Juli taufen ließen.

Dieses Kind: Johann Henrich Vogel, wird der Ausgangspunkt unserer Geschichte sein.

KB Münster 1745


Mühlsachsen gehörte zu diesem Zeitpunkt zur fürstlichen Standesherrschaft Solms-Lich und dem Fürsten Solms-Lich privat. Auf dem Hofgut befanden sich seit dem Mittelalter verschiedene Wirtschaftsgebäude, eine Mahlmühle mit Mahlzwang, später auch eine Ölmühle, umgeben von 158 Morgen Ackerland, sowie 69 Morgen Wiesen und Gärten. Das Gut wurde an einen Hofmann verpachtet, Johann Conrad Vogel, Vater des Johann Henrich. Der Pate des Kindes, Johann Henrich Stephan, war der Müller der Mühle. Nach dem Tod des Johann Conrad Vogel im Jahre 1750 übernahm Andreas Stephan dessen Pacht.


Hessen hatte bis zur Geburt Johann Henrich´s bereits schwere Lasten tragen müssen, ein Krieg folgte dem anderen.

Ausgelöst wurde dieser 80 Jahre dauernde Konflikt durch das Testament des letzten gesamt-hessischen Landgrafen Philipp I. im Jahre 1567. Unter seinen vier Söhnen wurde das Land aufgeteilt:

  1. Der älteste Sohn, Wilhelm, erhielt etwa die Hälfte des väterlichen Besitzes: das Niederfürstentum im Norden Hessens (Hessen-Kassel) mit der Stadt Kassel.
  2. Der zweitälteste Sohn, Ludwig, erhielt ein Viertel des väterlichen Besitzes, Oberhessen in der Mitte Hessens ( Hessen-Marburg), mit der Stadt Marburg und der Festung Gießen.
  3. Der drittälteste Sohn, Philipp (der Jüngere), erhielt etwas mehr als ein Achtel des väterlichen Erbes, die Niedergrafschaft Katzenelnbogen im Westen Hessens (Hessen-Rheinfels) mit Rheinfels und Katzenelnbogen.
  4. Der jüngste Sohn, Georg, erhielt den Rest, etwas weniger als ein Achtel, nämlich die Obergrafschaft Katzenelnbogen im Süden Hessens (Hessen-Darmstadt) mit der Stadt Darmstadt.

Leider starb Ludwig bereits 1604 kinderlos und verfügte, dass Hessen-Marburg zu gleichen Teilen zwischen den Söhnen seiner zuvor verstorbenen Brüder Wilhelm und Georg aufgeteilt wird. Bedingung des Erbes war, dass der lutherische Glaube einheitlich in ganz Hessen-Marburg erhalten bliebe. Hessen-Kassel war jedoch nach 1592 dem calvinistischen Glauben gefolgt, so erlosch der testamentarische Anspruch auf den Anteil des Onkels. Gerichtsurteile wurden nicht anerkannt, militärische Aktionen waren jedoch mangels eigener Stärke noch nicht nicht möglich, was sich mit dem beginnenden Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ändern sollte und die Bewohner in eine kriegerische Dauerfehde verstrickte.

Die Hessen litten nun sowohl unter ihrem jeweiligen Landesherren, also auch unter den durchziehenden Truppen, mal mehr, mal weniger stark wurde geplündert, gebrandschatzt und gemordet. Die eigenen Landesherren brauchten zudem neben Steuern vor allem Soldaten, Unterkünfte und Verpflegung, dazu kamen Seuchen, Ernteausfälle und Hungersnöte.

Das Amtsprotokoll der Stadt Hungen berichtete am 27. Oktober 1621, dass

80 Pferde unter Rittmeister Oppermont und 80 Musketiere von Kaptain Esch Compagnie zu Friedberg-Hungen vorbei nach Bessingen gezogen sind, um das Dorf in Grund zu plündern und große Beuten zu machen. Es wurde alles zertrümmert, zerschlagen, die Kirche aufgebrochen und alles zerrissen.

Dorfchronik Nieder-Bessingen 19792

Dauerhaft beigelegt wurde der Erbkrieg im April 1648 im Rahmen von Verhandlungen, die parallel zum Westfälischen Friedenskongresses unter Vermittlung von Herzog Ernst von Sachsen-Gotha geführt wurden und noch vor dem Westfälischen Friedensvertrag in einem Einigungs- und Friedensvertrag besiegelt wurden.

Oberhessen wurde aufgeteilt. Darmstadt musste dabei zugunsten von Kassel auf einen beträchtlichen Teil Oberhessens mit Marburg und weiteren besetzten Gebiete verzichten. Die Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit der Festung Rheinfels fiel an die hessen-kasselische Sekundogenitur Hessen-Rheinfels-Rotenburg.

In den folgenden Jahrzehnten gab es einige kleinere örtliche Grenzverschiebungen, so dass im Jahre 1744 Hessen politisch so aussah:

Le Flambeau de la Guerre Allumee au Rhin, Pieter Schenk, 1744 3


Was machte den Hessen das Leben noch schwer?

Leibeigenschaft

Viele Hessen waren Leibeigene, sie durften ihre Dörfer nur mit Erlaubnis verlassen, die Leibeigenschaft endete in Hessen rechtskräftig 1813. Hohe Lasten, wie Fron-, Hand- und Spanndienste, so dass man kaum Zeit fand für seinen eigenen Unterhalt zu sorgen.

Ein Johann Ludwig Vogel aus Sembd beantragte die Entlassung aus der Leibeigenschaft 1771.

Darmstadt, Aufnahmen von Bürgern und Beisassen 1716-1822 S-V (ST12-11-Nr117-123)

Wetterunbilden, die für Missernten sorgten:

Le lagon gelé en 1708, von Gabriele Bella: Die gefrorene Lagune in Venedig im Winter 1708 6

Bereits die Winter 1683/1684 und 1694/1695 waren extrem kalt und hatten die darauf folgenden Ernten beeinflusst, doch der Winter 1708/1709 war so eisig, selbst Länder mit in der Regel milden Wintern wie Portugal oder Italien waren betroffen, die Lagune von Venedig war gefroren, ebenso der Gardasee und auch Teile des Bodensees. Der Winter gilt als der kälteste der letzten 500 Jahre und ging als „Zeit der Wölfe“ in die Analen ein. Diese kamen vor Hunger in ganz Europa die Dörfer und trieben dort ihr Unwesen. Die Folge dieser Wetterextreme waren Missernten, Teuerungen und Hungersnot in weiten Teilen Europas, die Menschen starben zu hunderttausenden. Ein weiteres Mal trat ein solches extremes Wettergeschehen im Winter 1739/1740 auf, zudem gab es in diesen Wintern Tauwetterperioden mit Überschwemmungen, die anschließend gefroren. 4

Natürlich geb es weitere Wetterphänomene, Überflutungen, Dürren, in der Zeit vom 05.12.1703 bis 13.12.1703 tobte ein gewaltiger Sturm über Europa, er wies Windgeschwindigkeiten von mehr als 260 km/h auf und forderte ebenfalls tausende Opfer.5

Die so gebeutelte Bevölkerung suchte einen Sündenbock und Verantwortlichen für all die Katastrophen, was die bis dahin eher geringe Hexenverfolgung antrieb und einige Menschen in Verruf brachte.

Die letzte Hinrichtung wurde in Gambach (Grafschaft Solms-Braunfels) nach einer Anklage wegen Brandstiftung und Zauberei 1718 vollzogen.7 Der letzte Prozess – mit unbekanntem Ausgang – fand in dem zum Kurfürstentum Mainz gehörenden Nieder-Mörlen 1739.8

Räuberbanden

Als würde das nicht reichen, trieb sich seit 1718 eine Räuberbande in der Wetterau herum, die im Januar und Februar 1725 endlich dingfest gemacht werden konnte. Am 14. und 15. November 1725 waren die Hinrichtungen, der Anführer Johannes la Fortune „Hemperla“ wurde gerädert, 9 gehängt, 11, darunter 8 Frauen, denen man die Kinder weggenommen hatte, wurden enthauptet.

Hessische Chronik, Johann August Koch, Marburg 1855, p. 105


Auswanderung


In die Zeit von 1722-1726 fällt der erste große Schwabenzug – auch karolinischer Schwabenzug genannt. Der Kameralbeamte Franz Albert von Craußen war mit der Anwerbung von Siedlern für die Kolonisation im Banat beauftragt und bemühte sich persönlich um die Freilassung von Auswanderungswilligen in den Reichs-Kanzleien von Trier, Mainz, Darmstadt, Speyer und Fulda. Sein Werbebüro im Worms führte die Verhandlungen mit Behörden, er war bei der Passerteilungen behilflich und teilte auch Transporte ein.

Diese Werbung war so erfolgreich, dass man in Hessen-Kassel beispielsweise 1723 nicht nur ein Auswanderungsverbot erließ, sondern nach den heimlichen Auswanderern wie nach Verbrechern fahndete. Es wurden Steckbriefe verbreitet und um Ergreifung und Auslieferung ersucht, wer gefasst wurde, wurde zur Zwangsarbeit verurteilt. An den Sammelplätzen hatte man „Agenten“ untergebracht, die herausfinden sollten, wer sich heimlich davon machen wollte und sie dann den Behörden meldete. Das Auswanderungsverbot wurde 1725 erneuert. Ab 1736/1737 wurden Deserteure mit „Sippenhaft“ gestraft, man konfiszierte das Vermögen der Familie. Wer einen Deserteur unter brachte oder durchziehen ließ, musste eine Strafe zahlen, das Dorf einen Ersatz für einen neuen Rekruten leisten. 1748 gab es ein erneutes Auswanderungsverbot, als weitere Auswanderer nach Ungarn zogen. 1753 wurden Werber für Nordamerika verboten, 1765 und 1767 für Russland.

Den Handwerksburschen riet man, die Walz in heimischen Landen durchzuführen, jedoch hatten sie es nach wie vor am einfachsten, nicht von ihren Wanderungen in die Heimat zurück zu kehren, im Gegensatz zu jenen, die vor Ort erst verkaufen mussten, was heimlich kaum möglich war.

In Hessen-Kassel war das Fortgehen von zu Hause jedoch durch Zwang der Obrigkeit zur Normalität geworden, die Gesindeordnung von 1736  verpflichtete die Eltern zum Verdingen ihrer Kinder auswärts, wenn sie nicht nachweislich zu Hause im elterlichen Betrieb gebraucht wurden, Heimarbeit von Frauen wurde als Alternative zum Eingehen eines Dienstverhältnisses beim Bauern gestattet. Zumeist wurde Wolle gesponnen, gewebt oder Flachs angebaut und verarbeitet. Die Abwerbung innerhalb Hessen-Kassels, vor allem aber ins Ausland, wurde 1765 bei Zuchthausstrafe untersagt.

Gesinde-Ordnung 11

Um den Durchzug nicht hessischer Kolonisten zu verhindern, wurden die Beamten mit Strafzahlungen belegt und Fuhrwerksbesitzern 1767 Strafen auferlegt, sollten sie Russlandauswanderer fahren.

Letztlich wurde durch die Mehrheit der deutschen Fürsten beim Kaiser 1768 ein allgemeines Auswanderungsverbot aus dem Deutschen Reich erwirkt, um ein Ausbluten der Bevölkerung zu verhindern, da es an Untertanen mangle.

Die fürstlich-ysenburgische Verwaltung in Büdingen sah das jedoch anders. Den Vorwurf, 30 Hessen-Hanauer würden heimlich auswandern, beantworteten sie mit der Feststellung:

1. der russische Gesandte am Reichstag zu Regensburg von Simolin sei beim gesamten Reich accreditiert, dessen Tatigkeit daher legitim, und einer von ihm autorisierten Person (Facius) konne daher der Aufenthalt nicht versagt werden. 2. habe Facius keinen Platz zum Anwerben der Auswanderungswilligen gesucht – dies sei schon zuvor geschehen -, sondern einen Sammelplatz für den Abtransport. 3. habe man angenommen, die Russlandauswanderer hatten formell um ihre Entlassung aus dem Untertanenverband bei ihrer jeweiligen Obrigkeit nachgesucht, und sei sich schliesslich 4. eines Verstosses gegen die Reichsconstitution nicht bewusst.

Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 91-92, Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde Druckerei Neumeister, 1986, p.729

Da nur Ehepaare das Tagegeld für die Reise und in Russland ein Stück Land sowie die nötigen Materialien und Ausrüstungen erhielten, gaben sich viele der Auswanderwilligen das Ja-Wort. Manche, die zuvor keine Heiratsbewilligung erhielten, da sie kein Auskommen für eine Familie gehabt hätten, andere, die sich unterwegs trafen und beschlossen, diesen Schritt einfach zu gehen, ohne sich länger zu kennen.

KB Schlitz 1766

Entsprechend finden sich die Vermerke der Pfarrer in den Kirchenbüchern. Die bekannteste Massenhochzeit der Russlandkolonisten fand in Büdingen statt. 375 Paare wurden „auf Verlangen des Russisch Kayserl. Commissariats copulirt„. 10

KB Büdingen 1766

Unter diesen Trauungen findet sich am 16. März 1766 auch Johannes Vogel, der Bruder des Johann Henrich Vogel aus Mühlsachsen. Er wurde am 6. Januar 1740 in Mühlsachsen getauft. Seine Frau Anna Martha Kratzin stammte aus Ober-Bessingen, wurde dort am 8. Januar 1737 getauft.

KB Büdingen 1766

Aus ganz Hessen und anderen Regionen trafen immer mehr Menschen ein, die Büdinger Händler machten einige gute Geschäfte mit ihnen, ehe sie sich in Trecks von jeweils etwa 500 Menschen nach Lübeck aufmachten. Dort wurden sie verschifft nach Oranienbaum bei Petersburg, um hier den Treueeid auf die russische Krone abzulegen und anschließend auf dem Landweg oder per Schiff weiter zu reisen, in ihre neue Heimat rund um Saratow an der Wolga. Dafür waren sie viele Monate, teilweise ein Jahr unterwegs.

Zunächst musste jedoch vom Sammelplatz Büdingen aus der Weg nach Lübeck angetreten werden. Der Landweg benötigte Begleiter der Trecks, viele teure Fuhrwerke und barg die Gefahr, dass man durch die Behörden aufgegriffen und zurück geschickt wurde. Ein Fuhrwerk schafft höchstens 25 km am Tag, die Reise dauerte daher mindestens 5 Wochen.

Unterwegs gab es immer wieder Hochzeiten, so kann man in den Kirchenbüchern der Durchzugsorte weitere Auswanderer finden:

KB Wöhrd 1766

Schneller kam man auf dem Wasserweg voran, jedoch mussten auch hier weite Teile Hessens umrundet werden, so schiffte man ab Worms den Rhein hinauf und verließ Richtung Hannover die Gegend, um sich nach Lübeck auf zumachen.

Lübeck, eher sonst eher beschaulich, wurde seit 1765 von tausenden
Menschen belagert, die auf ihre Einschiffung warteten. Pro Schiff konnte man 280 Passagiere befördern, die Überfahrt dauerte bei günstigen Verhältnissen 9-11 Tage, aber es konnte bei Flaute auch Wochen dauern..

Mühlentor-Kurtinentor in Lübeck 1779 12

Der  Lübecker Jurist Gabriel Christian Lemke organisierte seit dem 30. Mai 1766 für die russischen Regierung die Abfahrt der Kolonisten. Zunächst brachte man  die etwas wohlhabenderen in einem der Bürgerhäuser, die anderen in Baracken in der Nähe des Hafens unter. Hier musste auf die Abfahrt gewartet werden, die Gebäude wurden streng bewacht, um Fluchtversuche zu unterbinden.

Während der Wartezeit erhielten die Männer acht, Frauen fünf, Kinder drei und Kleinkinder einen Schilling Tagegeld pro Tag, zudem wurden Nahrungsmittel ausgegeben.

„6.

Acht Schilling alle Tage
Bekam ich zu verzehren
Könnt gehen wo ich wollt
Hat mich an nichts zu kehren
So lebt ich 14 Tag
Ganz ruhig im Quartier
Allein da gings zu Schiff
Ein sehr betrübt Plamir.

7.

Da ward ein jeder Mann
Mit Brofiant versehen
Und so nach Petersburg
Ins Schiff hinein zu gehen
Allein condrerer Wind
Macht uns die Reise schwer
Das Brofiant ging auf
Die Taschen wurden leer.

8.

Sechs Wochen mußten wir
Die Wasserfahrt ausstehen
Angst, Elend, Hungersnoth
Täglich vor Augen sehen
Also daß wir zuletzt
Salz-Wasser, schimmlich Brod
Zur Lebens unterhalt
Erhielten kaum zur Noth.“

Bernhard Ludwig von Platen  „Reise-Beschreibungen der Kolonisten wie auch Lebensart der Rußen“, 1766/176713

Über den Wanderweg ab Lübeck wird hier berichtet: Ansiedlung an der Wolga

Von Johannes Vogel und Johann Henrich Vogel ist bekannt, das sie
in der Kolonie Dobrinka am 20. Juni 1767 registriert wurden, 15 Monate, nachdem Johannes in Büdingen getraut wurde.



* O-Ton A. Vogel während der Suche nach seinen Vorfahren

1 Karte von dem Großherzogthume Hessen : in das trigonometrische Netz der allgemeinen Landesvermessung aufgenommen von dem Grossherzoglich Hessischen Generalquartiermeisterstabe, Darmstadt 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen), Blatt 11: Giessen [1 : 50000], Ludwig Lyncker

2 Nieder-Bessingen

3 Le Flambeau de la Guerre Allumee au Rhin, Pieter Schenk, 1744 , Moravská zemskánihovna v Brně

4 Klimaarchiv „als Europa fror“

5 Klimaarchiv „der grosse Sturm“

6 Le lagon gelé en 1708, von Gabriele Bella: Die gefrorene Lagune in Venedig im Winter 1708, wikimedia, gemeinfrei

7  Katharina Ratz „Ratzkatrein“, wurde zusammen mit Katharina Schöffer und Anna Regina Scheidt auf dem Galgenberg bei Griedel öffentlich verbrannt. Voraus gegangen waren mehrere Feuersbrünste (1703, 1715 und 1717), bei denen das Dorf Gambach jeweils erheblichen Schaden nahm (1703 = 81 % der Wohnhäuser abgebrannt) und die mit der Katharina Ratz in Verbindung gebracht wurden.  Sabine und Hagen Vetter, Heimatbuch Gambach, 1983/1984

8 Verhör des elfjährigen Josef Simmerock, der von Reisen seiner Stiefmutter durch die Luft berichtete; Dr. Joachim Hönack,  Vorsitzender des Nieder-Mörler Geschichtsvereins, 1997

9 Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 91-92, Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde Druckerei Neumeister, 1986, p.72

10  Decker, Klaus-Peter, Büdingen als Sammelplatz der Auswanderung an die Wolga 1766, Büdingen 2009, p.61

11 Gesinde-Ordnung, So Der Aller-Durchläuchtigste, Großmächtigste Fürst und Herr, Herr Friedrich, Von Gottes Gnaden der Schweden, Gothen und Wenden König, [et]c. [et]c. [et]c. Landgraff zu Hessen, Fürst zu Herßfeld, Graff zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhayn, Nidda und Schaumburg, [et]c. [et]c. Im Jahr M DCC XXXVI. publiciren lassen; Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

12 Mühlentor-Kurtinentor in Lübeck, Rainer Andresen: Lübeck – Geschichte, Kirchen, Befestigungen. Verlag Neue Rundschau, 1988. Wikimedia, gemeinfrei

13 Bernhard Ludwig von Platen  „Reise-Beschreibungen der Kolonisten wie auch Lebensart der Rußen“, 1766/1767

Liste Hessen nach Askania Nova

  1. Drach, Adam, Herkunft: Eich / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 42 Jahre. Beruf: Metzger. Ehepartner: Katharine, geb. Kemmeter, 38 Jahre. Anzahl Kinder: 4. – Quelle: Auszugsblatt 245
  2. Dubs, Georg, Herkunft: Hamm. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 31 Jahre. Beruf: Ackersmann. Ehepartner: Elisabeth geb. Frey 26 Jahre alt. Anzahl Kinder: 2. – Quelle: Auszugsblatt 247
  3. Dubs, Jakob, Herkunft: Hamm. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 42 Jahre alt. Beruf: Ackersmann. Ehepartner: Elisabeth geb. Ernst, 41 Jahre alt. Anzahl Kinder: 4. – Quelle: Auszugsblatt 245
  4. Frei, Katharina, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 18 Jahre. Beruf: Magd. Bemerkungen: Mit Familie Georg Köhler. Auswanderungsdatum: 1841 – Quelle: Auszugsblatt 246
  5. Frey, Jakob, Herkunft: Hamm. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 44 Jahre. Beruf: Handarbeiter. Ehepartner: Elisabeth, geb. Hofmann. Anzahl Kinder: 6. – Quelle: Auszugsblatt 247
  6. Frey, Johann II, Herkunft: Hamm. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 48 Jahre. Beruf: Ackersmann. Ehepartner: Christine, geb. Schmittel, 26 Jahre. Anzahl Kinder: 2. – Quelle: Auszugsblatt 246
  7. Frey, Jakob II, Herkunft: Hamm. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 54 Jahre. Beruf: Ackersmann. Ehepartner: Klara, geb. Keimb, 43 Jahre. Anzahl Kinder: 5. Bemerkungen: 5 Töchter. – Quelle: Auszugsblatt 247
  8. Günther, Georg, Herkunft: Eich / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 49 Jahre. Beruf: Handarbeiter. Ehepartner: Magdalene G., geb. Kematen. Anzahl Kinder: 4. – Quelle: Auszugsblatt 245
  9. Grinsheimer, Christian, Herkunft: Hamm. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 21 Jahre Eltern: Jakob G., 65 Jahre, Elisabeth G., geb. Zollinger, 62 Jahre. – Quelle: Auszugsblatt 246
  10. Grinsheimer, Elisabeth, Herkunft: Hamm. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 62 Jahre Eltern: NN. Zollinger. Ehepartner: Jakob G., 65 Jahre. Anzahl Kinder: 1. – Quelle: Auszugsblatt 246
  11. Grinsheimer, Jakob, Herkunft: Hamm. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 65 Jahre. Ehepartner: Elisabeth G., geb. Zollinger. Anzahl Kinder: 1. – Quelle: Auszugsblatt 246
  12. Günther, Magdalene, Herkunft: (?) / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Ehepartner: Georg G., Handarbeiter, 49 Jahre. Anzahl Kinder: 4. – Quelle: Auszugsblatt 245
  13. Heß, Ludwig, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 45 Jahre. Beruf: Küfer. Ehepartner: Marie H., geb. Frey, 48 Jahre. Anzahl Kinder: 5. – Quelle: Auszugsblatt 247
  14. Heß, Marie, Herkunft: (?) / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 48 Jahre Eltern: NN. Frey. Ehepartner: Ludwig H., 45 Jahre. Anzahl Kinder: 5. – Quelle: Auszugsblatt 247
  15. Hofmann, Elisabeth, Herkunft: (?) / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 38 Jahre Eltern: NN. Schütthelm. Ehepartner: Jakob H., Handarbeiter. Anzahl Kinder: 6. – Quelle: Auszugsblatt 247
  16. Hofmann, Heinrich, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 21 Jahre. Beruf: Soldat, Eltern: Katharine H., geb. Wallhäuser. Bemerkungen: Mit Mutter und Schwester Magdalene. – Quelle: Auszugsblatt 247
  17. Hofmann, Jakob, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 48 Jahre. Beruf: Handarbeiter. Ehepartner: Elisabeth H., geb. Schütthelm. Anzahl Kinder: 6. – Quelle: Auszugsblatt 247
  18. Jutzi, Katharina, Herkunft: Ibersheim (?) / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Ehepartner: Peter J. Anzahl Kinder: 5. – Quelle: Auszugsblatt 245
  19. Jutzi, Peter, Herkunft: Ibersheim / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 35 Jahre. Beruf: Handarbeiter. Ehepartner: Katharina J., 35 Jahre. Anzahl Kinder: 5. – Quelle: Auszugsblatt 245
  20. Jutzi, Peter, Herkunft: (?) / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Bemerkungen: Mit Gottfried Ritscher. – Quelle: Auszugsblatt 245
  21. Kappes, Elisabeth, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 51 Jahre Eltern: NN. Andres. Bemerkungen: Mit Sohn Matthäus K. – Quelle: Auszugsblatt 247
  22. Knippenberger, Rudolf, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 34 Jahre. Beruf: Ackersmann. Ehepartner: Elise K., geb. Maier. Anzahl Kinder: 3. – Quelle: Auszugsblatt 247
  23. Krist, Jakob, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 21 Jahre. Bemerkungen: Mit Georg Krist II. – Quelle: Auszugsblatt 246
  24. Krist, Magdalene, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 34 JahreEltern: NN. Köhler. Ehepartner: Georg K. II, Leinweber, 28 Jahre. Anzahl Kinder: 1. – Quelle: Auszugsblatt 246
  25. Köhler, Georg, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 31 Jahre. Beruf: Ackersmann. Ehepartner: Elisabeth K., geb. Orth. Anzahl Kinder: 3. Bemerkungen: Mit Frau, Kindern und Magd Katharina Frei. – Quelle: Auszugsblatt 246
  26. Köhler, Maria, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Bemerkungen: Mit Ehepaar Georg Krist. – Quelle: Auszugsblatt 246
  27. Köhler, Maria, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 18 Jahre. Beruf: Magd. Bemerkungen: Mit Georg Krist II. – Quelle: Auszugsblatt 246
  28. Krehbiel, Anna Maria, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 51 Jahre. Ehepartner: Georg K., Korbmacher. Anzahl Kinder: 4. Bemerkungen: Mit Mann und Kindern. – Quelle: Auszugsblatt 246
  29. Krehbiel, Marie, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Beruf: Magd. Ehepartner: Georg K. Anzahl Kinder: 2. Bemerkungen: Mit ihren Töchtern Elisabeth und Margarethe. Magd bei Konrad Seibel II. – Quelle: Auszugsblatt 247
  30. Krehbiel, Elisabeth, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 19 Jahre. Beruf: Magd Eltern: Georg K. Bemerkungen: Magd des Valentin Orth III. – Quelle: Auszugsblatt 247
  31. Krehbiel, Georg, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 51 Jahre. Beruf: Knecht. Bemerkungen: Als Knecht und mit seiner ganzen Familie als Dienstboten bei Konrad Hinkel. – Quelle: Auszugsblatt 247
  32. Krehbiel, Georg, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 15 Jahre. Beruf: Dienstbote Eltern: Georg K. Bemerkungen: Dienstbote bei Johannes George. – Quelle: Auszugsblatt 247
  33. Krehbiel, Georg, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 50 Jahre. Beruf: Korbmacher. Ehepartner: Anna Maria K. Anzahl Kinder: 4. Bemerkungen: Mit Frau und Kindern. – Quelle: Auszugsblatt 246
  34. Krehbiel, Jakob, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 28 Jahre. Beruf: Knecht Eltern: Georg K. Bemerkungen: Knecht bei Konrad Seibel II. – Quelle: Auszugsblatt 247
  35. Krehbiel, Margarete, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 17 Jahre. Beruf: Magd Eltern: Georg K. Bemerkungen: Magd bei Matthäus Kappes. – Quelle: Auszugsblatt 247
  36. Kuhn, Elisabeth, Herkunft: Guntersblum / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 41 Jahre Eltern: NN. Becher. Ehepartner: Wilhelm K. Anzahl Kinder: 4. – Quelle: Auszugsblatt 245
  37. Kuhn, Wilhelm, Herkunft: Guntersblum / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 41 Jahre. Beruf: Schneidermeister. Ehepartner: Elisabeth K., geb. Becher. Anzahl Kinder: 4. – Quelle: Auszugsblatt 245
  38. Luft, Jakob II, Herkunft: Eich / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 35 Jahre. Ehepartner: Barbara L., geb. Stauffer. Anzahl Kinder: 6. – Quelle: Auszugsblatt 245
  39. Mahlerwein, Katharina, Herkunft: Eich / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 42 Jahre Eltern: NN. Eberhard. Ehepartner: Konrad M. Anzahl Kinder: 5. – Quelle: Auszugsblatt 245
  40. Mahlerwein, Konrad, Herkunft: Eich / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 52 Jahre. Beruf: Ackersmann. Ehepartner: Katharina M., geb. Eberhard. Anzahl Kinder: 5. – Quelle: Auszugsblatt 245
  41. Mahlerwein, Konrad, Herkunft: Eich / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Bemerkungen: Vater und Sohn. – Quelle: Auszugsblatt 245
  42. Mahlerwein, Konrad IV, Herkunft: Eich / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 21 Jahre. Beruf: Ackersmann. – Quelle: Auszugsblatt 245
  43. Maier, Konrad M. Witwe, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Quelle: Auszugsblatt 247
  44. Neb, Heinrich, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 43 Jahre. Beruf: Taglöhner. Ehepartner: Christine N., geb. Dörr, 42 Jahre. Anzahl Kinder: 3. – Quelle: Auszugsblatt 246
  45. Orth, Magdalene, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 27 Jahre Eltern: NN. Sommer. Ehepartner: Valentin O. Anzahl Kinder: 2. – Quelle: Auszugsblatt 246
  46. Orth, Valentin, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Bemerkungen: Mit Schwager Philipp Sommer. – Quelle: Auszugsblatt 246
  47. Orth, Valentin, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 37 Jahre. Ehepartner: Magdalene O., geb. Sommer. Anzahl Kinder: 2. Bemerkungen: Mit Frau, Kindern und Schwager Philipp Sommer. – Quelle: Auszugsblatt 246
  48. Orth, Valentin III, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Bemerkungen: Mit Magd Elisabeth Krehbiel. – Quelle: Auszugsblatt 247
  49. Ritscher, Gottfried, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Beruf: Knecht. Bemerkungen: Mit Peter Jutzi. – Quelle: Auszugsblatt 245
  50. Scherer, Anna Maria, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 75 Jahre. Bemerkungen: Mutter von Georg Rhist. – Quelle: Auszugsblatt 246
  51. Schumacher, Heinrich, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Ehepartner: Marie Seibert. Bemerkungen: Mit Schwiegervater Johannes Seibert. – Quelle: Auszugsblatt 246
  52. Seib, Peter, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 37 Jahre. Beruf: Fuhrmann. Ehepartner: Elisabeth S., geb. Hofmann. Anzahl Kinder: 5. – Quelle: Auszugsblatt 247
  53. Seibel, Konrad II, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 51 Jahre. Ehepartner: Luise S., geb. Gebhard. Anzahl Kinder: 3. – Quelle: Auszugsblatt 246
  54. Seibert, Johannes, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Anzahl Kinder: 1. Bemerkungen: Mit Tochter und Schwiegersohn Heinrich Schuhmacher. – Quelle: Auszugsblatt 246
  55. Seibert, Johannes I., Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. Bemerkungen: Mit Kindern. – Quelle: Auszugsblatt 247
  56. Seibert, Johannes II, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 44 Jahre. Ehepartner: Marie S., geb. Krist. Anzahl Kinder: 4. – Quelle: Auszugsblatt 247
  57. Seibert, Marie, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 38 JahreEltern: NN. Krist. Ehepartner: Johannes S. II. Anzahl Kinder: 4. – Quelle: Auszugsblatt 247
  58. Sommer, Philipp, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 20 Jahre. Bemerkungen: Mit Schwager Valentin Orth. – Quelle: Auszugsblatt 246
  59. Seibert, Marie, Herkunft: Hamm / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 18 JahreEltern: Johannes S. Ehepartner: Heinrich Schuhmacher. – Quelle: Auszugsblatt 246
  60. Wicklaus, Heinrich, Herkunft: Eich. – Auswanderungsdatum: 1841 / Ziel: Rußland, Taurien, Nowoascania. – Alter/geb.: 35 Jahre. Beruf: Knecht. Bemerkungen: Knecht des Johannes Ernst. – Quelle: Auszugsblatt 245

Hessisches Staatsarchiv Darmstadt HStAD, R 21 B

Deutsche Kolonisten

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