Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Schlagwort: Freytag

Freÿtag – von Ostpreußen nach Brandenburg

http://web138.webgo24-server52.de/images/frey_kai.jpg

I. Die ersten Freÿtag, die zum derzeitigen Zeitpunkt urkundlich gesichert sind, waren meine Vorfahren Heinrich Christian, vermutlich etwa 1810 geboren und seine Ehefrau Julianna „Julie“ geborene Kaiser. Julie starb wenige Monate nach der Geburt ihres fünften Kindes an der Schwindsucht in Plonchau (Plachawy) bei Gilgenburg (Dabrówno), Kreis Osterode (Ostróda).

Julie´s Sterbeeintrag

Ob Christian der Sohn des Zimmergesellen Gott. Freÿtag und seiner Frau Charlotte aus Klinthenen bei Gerdauen war, ist im Moment eine Spekulation, deren Sohn wurde am 3. Dezember 1810 geboren.  Unser Vorfahr war Tischler, so kann man annehmen, das wir hier den richtigen gefunden haben, jedoch fehlen bislang weitere Beweise.

Christian Freytag 1810

Auch Julie´s Vorfahren sind noch nicht geklärt. In Plonchau starb 1848 der Altsitzer Christian Kaiser im Alter von 84 Jahre, vielleicht ihr Vater.

Zwei Söhne und drei Töchter wurden geboren, Johann Carl, Charlotte, Ernestine und Christian in Kernsdorf, Elisabeth in Plonchau.

Kernsdorf (Wysoka Wies) ist Teil der Landschaft von den Kernsdorfer Höhen im Westen bis zu den Seesker Höhen (Szeskie Wzgorza), bekannt als Masuren. Hier lebten seit der Reformation vor allem protestantische Bauer, Fischer und Waldarbeiter

http://web138.webgo24-server52.de/images/frei_neu.jpg

II Christian Freÿtag, geboren am 26. Januar 1843 heiratete Auguste Emilie Neufang aus Döhlau am 27. September 1871 in Guttstadt (Dobre Misato). Ihre Eltern waren Friedrich Wilhelm Louis Neufang aus Königsberg und Anne Rosine Lettau, die in Paresken lebten.

Von Christian wissen wir, das er ein Arbeitsmann war und aus dem als Invalide zurück kehrte. Er wurde dann bis zu seinem Ruhestand Kasernenwärter. Das waren zumeist Unteroffiziere, aber auch altgediente Soldaten, welche zwar invalide waren, aber zur Bewachung der Kasernen und der weiblichen Insassen (Soldatenfrauen, welche z.B. die Wäsche wuschen) eingesetzt werden konnten. Der Kriegsminister bestätigte die Stellung als Aufseher.

Beide hatten vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter, sie kamen in Sternberg (Stryjkowo) zur Welt.

alte Postkarte von Guttstadt3

Guttstadt liegt im Ermland, die Bevölkerung war im 17. Jhd. bodenständig deutsch, aber überwiegend katholisch.

Die Nachfahren der Ansiedler aus Niederschlesien bewahrten ihre Mundart, sodass in Guttstadt bis 1945 eine niederschlesische Sprachinsel existierte.

Der Name leitete sich von prußisch „gudde“ Gebüsch ab.

Christian und Auguste kamen mit ihrer Familie nach Potsdam. In der Gardes du Corps Kaserne betrieb Auguste die Kantine, er war Kasernenwärter und unterstützte seine Frau. Eben in jener Kaserne, in der auch mein Urgroßvater Wilhelm Seifert Sattler war.

Sohn Gustav wurde Schutzpolizist in Berlin und mit dem Aufbau der Kriminalpolizei wurde er dort Kriminalbeamter. Über einen weiteren Sohn wissen wir sehr wenig, er war zweimal verheiratet, eine Ehefrau hieß Hedwig. Tochter Anna (1882-1953) heiratete 1905 in Potsdam den Schutzmann Franz Carl Ferdinand Plack (1876-1948). Bereits 1914 führten beide eine Milch – und Backwarenhandlung in Berlin, Schönhauser Allee 52, Parterre. Dieses Geschäft ging 1933 an Margarethe Leu über, warum, ist nicht geklärt. Nach den Bombenangriffen auf Berlin versank der Stadtteil in Schutt und Asche, Oma erzählte dazu:

„Da, wo die U-Bahn nach oben kommt und zur S-Bahn wird, dort hatten sie ein Lebensmittelgeschäft und waren wohlhabend. Tante Anna kam oft nach Potsdam und ins Kaufhaus Hirsch, wo Tante Trudchen auch gearbeitet hat, bevor sie zur WMF ging. Ihre Chefin sagte oft: Das ist aber eine fesche Frau, so elegant und chic.
Nach dem Krieg bin ich mit Opa einige Male in der Schönhauser Allee gewesen und wir haben geschaut, wo sie gewohnt haben usw., aber dort war eine Bombe runter gegangen und nur noch Trümmer.“

Meine Anfrage beim DRK ergab nichts, sie waren in keiner dort bekannten Liste erfasst. Erst Jahre später konnte ich ihren Verbleib recherchieren.

Sohn Heinrich Johann, ebenfalls bei der Polizei – zu Pferde – war Gendarm im Elsass, ehe er nach Potsdam kam.

Auguste starb am 4. August 1931 in Potsdam, sie wohnten damals in der Zimmerstraße 13. Ihr Mann Christian zog nach Berlin zu seinem Sohn Gustav und starb dort am 1. Februar 1932 in der Wichertstraße 33.

III Heinrich Johann Freitag wurde am 9. November 1878 in Sternberg geboren. Er lernte nach Oma´s Erzählungen ihre Mutter Marie Geckle in einer Gaststube in Karlsruhe kennen, in der sie zu diesem Zeitpunkt als Hauswirtschafterin, Zimmermädchen und Kindermädchen arbeitete. Sie hatte schon in jungen Jahren als Zimmermädchen gearbeitet, in Pensionen in Bernbach und im Hotel „Kull“ in Herrenalb, welches ihre Verwandte betrieben und später verkauften. Man kennt es heute als „Hotel Kull von Schmidsfelden“, zunächst war es aber noch die Villa Kull, an die man etwa 1912 einen großen Speisesaal angebaut hatte und den Dachstuhl erweiterte. Zur Annehmlichkeit des „Hotel Kull“ gehörte ab 1913 eine Zentralheizung, da man so den Gästen ganzjährig Komfort bieten konnte.

Zur Zeit des Kennenlernens soll er beim Militär in Karlsruhe stationiert gewesen sein. Das ist im Moment eine ungeprüfte Familiengeschichte. Zu diesem Zeitpunkt war Karlsruhe Standort des XIV. Armee Korps, 6. Kavalleriedivision, Brigade: 28. Kavallerie Brigade, 1. Badisches Leib-Dragoner Regiment Nr. 20; Kavallerie – Dragoner und Ersatz- Eskadron.

So sagen uns die Uniformteile, drei Winkeltressen auf dem Ärmel  stehen für einen Feldwebel, er trägt eine Offiziersseitenwaffe ( Säbel ) mit Portepee und Offiziersknöpfe, sowie Offizierskokarde an der Kopfbedeckung, Sergeantenknopf mit aufgeprägtem Landeswappen am Kragenrand.

Wer hier Korrekturen anbringen möchte, sollte mir schreiben, da jede Wissenserweiterung ein Gewinn wäre.

Regimentsmusik des Badener Leib-Grenadier Regiments um 1900 unter Leitung des Königlichen Musikdirektors A. Böttge5

Das Leibdragonerdenkmal in Karlsruhe, hinten die Christuskirche6
Das Badische Regiment hatte damals ebenfalls eine Pickelhaube. Hier eine Offizierspickelhaube des  Leib-Dragoner Regiment Nr. 20 um 1900

DU STIRBST – BESITZ STIRBT

DIE SIPPEN STERBEN.

EINZIG LEBT – WIR WISSEN ES –

DER TOTEN TATENRUHM.

Edda, 76. Strophe der Hávamá

Marie wurde am 23. April 1881 in Bernbach geboren, beide hatten am 10. Juli 1909 in Bischweiler geheiratet. Hier war Ihr Mann, gemeinsam mit Oskar Heinemeyer, der ihre Schwester Frieda heiratete, bei der Gendarmerie. Leider war das Leben im Elsass nur von kurzer Dauer. Oma erzählte immer ganz stolz, dass sie dort noch Laufen lernte. Sie kam als zweites Kind der beiden zur Welt, ihre Schwester „Trudchen“ war sechs Jahre älter, sie wurde am 29. April 1910 in Potsdam geboren, ebenso wie Oma und wurde 90 Jahre alt.

Wie Frau und Kinder den ersten Weltkrieg erlebten, erzähle ich in der Geschichte vom Steckrübenwinter.

Mit dem Waffenstillstand am 11. November 1918 diktierten die Franzosen den Deutschen die Bedingungen, unter anderem hatten sie sämtliche besetzten Gebiete sowie das Reichsland Elsass-Lothringen binnen 15 Tagen zu räumen. Am 15. November 1918 wurden die deutschen Gendarmen ihres Dienstes enthoben und entwaffnet, unter Verlust ihrer Ansprüche aus dem Dienst und mit jeweils nur 15 Pfund Gepäck mussten sie das Land verlassen.

Schutzmann in Berlin4

In Deutschland angekommen, wurde Heinrich Johann Polizeiwachtmeister in Potsdam, sein Bruder Gustav war bereits 1911 in Berlin bei der Polizei, sodass anzunehmen ist, er half ihm und dem Schwager nach der Flucht aus dem Elsass, schnell wieder eine Stelle zu finden.

Das gemeinsame Leben nach dem Kriegsende währte nur sehr kurz, da Heinrich Johann bereits am 8. Januar 1919 an den Folgen der damals grassierenden Grippewelle starb.

Marie, die nun für zwei Kinder zu sorgen hatte, kam mit der geringen Pension kaum zurecht, weil diese durch die Flucht aus dem Elsass um viele Ansprüche verringert war. Sie hatte oft nächtelang „Jumper“ gestrickt, gehäkelt und verkauft, um ein wenig die Haushaltskasse aufzubessern, doch irgendwann merkte sie, es war besser, ihrer Schwester Frieda und Schwager Oskar, die beide keine Kinder hatten, das „Irmchen“ mitzugeben, da sie es bei den beiden viel besser haben würde. Oskar war Gendarm in Philippstal und Sputendorf, unweit von Potsdam. Sie konnte so ihre Tochter regelmäßig sehen, selbst arbeiten und sie gut versorgt wissen.

“ Ur-Oma erzählte oft von ihrer Heimat, dass die Winter kalt und so schneereich waren, dass sie mit Ski oder Schneeschuhen aus der Dachluke mussten, so hoch lag der Schnee. Sie war durch ihre Heirat nach Potsdam gekommen und immer viel krank mit den Bronchien, weil sie die feuchte Luft in der wasserreichen Potsdamer Umgebung nicht vertrug und so oft sie konnte, in ihren geliebten Schwarzwald fuhr.“

Erinnering meiner Mutter, ihrer Enkelin

Marie wohnte in der Sigismundstrasse 10c in Potsdam und hatte ihre Tochter „Irmi“ bald wieder um sich, als diese zur höheren Handelsschule ging. Nach dem diese heiratete, wohnten die ganze Familie zusammen und sie hatte ihre beiden Enkelkinder um sich, mit der Enkelin teilte sie sich das Zimmer und erzählte ihr abends zum Einschlafen viele Geschichten:

„In dieser Kaserne hatten seine (von Opa Freitag) Eltern eine kleine Kantine und wir hatten noch bis 1961 eine Kaffee-Tasse von dort. Sie war irre dickwandig. In der schlechten Zeit, nach dem Krieg, 1945-49, hat Oma darin immer „Hefepaste“, ein selbst hergestellter, sehr gut schmeckender Brotaufstrich, zum Abkühlen auf’s Küchenfenster gestellt. Es gab ja nichts und brauchte, wie heute auch fast, immer viel Fantasie, um etwas Essbares auf den Tisch zu bringen. Das waren dann, durch einen guten Tipp, auch mal abgehackte (mit Huf und Fell), Rinderbeine von den Russen. Aber Ur-Oma wurde auch damit fertig. Sie war eine wunderbare Köchin, mit vielen schmackhaften Rezepten aus ihrer schwäbischen-elsässischen Heimat. Von ihr habe ich gelernt, wie man z. B. Spätzle vom Brett schabt.“

Erinnering meiner Mutter, ihrer Enkelin

Im Alter von 76 Jahren starb Marie am 24. August 1957 im Kreise ihrer Familie in Potsdam.

Als Brandenburger kam meine Oma IV Irmgard Anna Frieda Freitag am 28. März 1916 in Potsdam zur Welt und starb ebenda mit 100 Jahren weniger 16 Tage.

Ihre Geschichte demnächst.


Familienarchiv
Wikipedia
1google 2009
2Wikimedia typisch masurisches Bauernhaus, 1930 – © Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive), Bild B 145 Bild-P017318
3 Wikipedia, Postkarte Guttstadt, David Lisbona from Haifa, Israel, CC by 2.0
4Berliner Illustrirte Zeitung, Ullstein & Co Berlin, 1914 aus meinem Privatbesitz
5Postkarte (ca. 9 x 14 cm) mit schwarz/weiß-Photographie der Regimentsmusik des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109 mit Musikdirektor Boettge. Die Gruppenaufnahme zeigt die Musiker in Uniform mit ihren Instrumenten, darunter dem Schellenbaum in der Bildmitte. die Postkarte ist laut Anbieter 1902 gelaufen); aufgenommen zwischen 1. Mai und 1. Oktober (da weiße Hosen), Lizenz: da über 100 Jahre alt und Urheber nicht ermittelbar, frei von Urheberrecht, Fundstück von ebay und Karlsruhe-wiki
6Wikipedia: Das Leibdragonerdenkmal, hinten die Christuskirche, Ikar.us, 2008, CC by 2.5

Königsberg in Ostpreußen

Die Stadt Königsberg in Ostpreußen war seit 1724 Königliche Haupt- und Residenzstadt. Bis 1946 hieß die Stadt Königsberg, seit 1946 Kaliningrad und liegt heute in Russland.


Bevor 1255 der Deutsche Orden eine hölzerne Burg errichtete, lebte hier, an der Bernsteinstraße, im späteren Stadtteil „Burgfreiheit“, in der Nähe des Schloßteichs, seit etwa 100 n. Chr. das Volk der Prußen.

Diese Burg wurde um 1257 als befestigte Burg an ihrem Jahrhunderte überdauernden Platz neu errichtet. Um sie herum, auf dem Steindamm, entwickelte sich eine Siedlung, die bei der Belagerung  während des Großen Prußenaufstandes um 1262 zerstört wurde. Die neue Siedlung unterhalb des Schloßberges wurde zu Ehren von Ottokar II. Přemysl  1283 Königsberg genannt. Durch die Handfeste des Landmeisters Konrad des Jüngeren von Thierberg im Jahre 1286 erhielt Königsberg nach Kulmer Recht Stadtrecht.

Weitere umliegende Siedlungen wurden mit der Handfeste offiziel gegründet: 1300 Löbenicht und 1327 Kneiphof. Der Dom entstand zwischen 1333 bis 1380 ehe Königsberg im Jahre 1447 zur Hauptstadt des Deutschordensstaates wurde.

Stich von Königsberg1

Hier im Schloss trat Markgraf Albrecht von Brandenburg, seit 1511 Hochmeister, 1525 zum Protestantismus über und machte Königsberg zur Hauptstadt des Herzogtums Preußen. Seine 1544 eingeweihte Universität Albertinum wurde zur ersten „echten lutherischen“ Universität und nach der Universität Viadrina in Frankfurt/Oder die älteste akademische Einrichtung in Preußen und Brandenburg. Bereits 100 Jahre später studierten hier über tausend Studenten, die Universität wurde ein Zentrum der Aufklärung und eine Keimzelle preußischer Reformen. Ihre Lage verschonte sie auch vor den Auswirkungen des  Dreißigjährigen Krieges (1618–1648).

Friedrich III. von Brandenburg krönte sich in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen, so wurde das Herzogtum 1701 zum Königreich. Da die Stadt in der Zwischenzeit auf etwa 40.000 Einwohner angewachsen war, traf sie der Seuchenzug der Pest erheblich und tötete von 1709 bis 1711 etwa 10.000 Menschen. Die Überlebenden traf der Hunger, da im Sommer 1711 gewaltige Heuschreckenschwärme die Ernte in Ostpreußen auffraßen. Die entvölkerten Landstriche wurden durch den „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. im Rétablissement (Ostpreußen) unter anderem durch die Ansiedlung der Salzburger Exulanten neu besiedelt.

In der Zeit des siebenjährigen Krieges (1756–1763) fallen unter Feldmarschall Graf Fermor und Feldmarschall Graf Stepan Fjodorowitsch Apraxin die Russen in Ostpreußen ein, besetzen Königsberg, unterstellen Ostpreußen dem Generalgouverneur Nikolaus Friedrich von Korff. Erst der Friede mit Preußen unter Zar Peter III. sorgt 1762 für den Abzug aller Truppen und Königsberg wird wieder preußisch.

Lithographie zum Einrücken russischer Truppen in Königsberg i. Pr. am 5. Januar 18132

Bereits 1807 ist Königsberg erneut besetzt, dieses Mal von den Franzosen, vier Tage lang brandschatzten sie die Stadt und zwangen die Einwohner, eine Zahlung in Höhe von 20 Millionen Francs aufzubringen. Nach dem Abzug der Franzosen begann in Königsberg die Reorganisation und Restrukturierung des preußischen Staatswesens. Die Russen standen am 5. Januar 1813 vor den Toren Königsbergs. Auch nach ihrem Abzug währt der Friede nur kurz, Europa wurde 1848 von Revolutionen erschüttert. Die Stadt war zudem seit 1829 wieder Hauptstadt Preußens.

Die preußische Ostbahn wurde 1860 fertiggestellt, verband nun Königsberg mit Berlin. Ein neuer König setzte sich am 18. Oktober 1861 im Schloss die Krone auf, Wilhelm I., ab 1871 deutscher Kaiser.

Königsberg gehörte fortan zum Deutschen Reich. Als 1878 die Provinz Preußen geteilt wurde, entstand die Provinz Ostpreußen mit der Hauptstadt Königsberg.

Im Ersten Weltkrieg standen abermals russische Truppen vor der Stadt, mit seinem Ende trennte der Friedensvertrag von Versailles Ostpreußen vom Hauptteil des Deutschen Reichs, die wirtschaftlichen Probleme waren gewaltig, da man etwa 16.000 Arbeitslose und 70.000 Soldaten in Königsberg zählte. So entwickelte man vorrangig die Infrastruktur, baute einen Flugplatz, erweiterte Bahnanlagen und den Hafen. Von 1920 bis 1941 fand regelmäßig die Deutsche Ostmesse statt.

Kaliningrad, Blick von der Stoa Kantiana auf die Schlossruine, 19493

Königsberg, Heimat tausender jüdischer Bewohner, erlebte in der Stadtverordnetenwahl vom 12. März 1933 einen Schock, die Nationalsozialisten erhielten die absolute Stimmenmehrheit. Hier, wie anderswo im Reich, erfolgte ihre Verfolgung und Vertreibung, die letzten 465 Königsberger Juden wurden am 24. Juni 1942 nach Maly Trostenez deportiert und drei Tage später ermordet. Die Stadt war zwar schon im Sommer 1941 bombardiert worden, im August 1944 flog die Royal Air Force nun massive Luftangriffe auf Königsberg. Rund 200.000 Königsberger wurden obdachlos, etwa 5.000 starben. Ab Januar 1945 zur Festung deklariert, wurde jede Flucht untersagt, als am 9. Mai 1945 die Kapitulation erfolgte, waren noch etwa 150.000 Bewohner am Leben. An den Folgen von Hunger, Krankheiten und Repressalien starben Tausende. Im Dezember 1945 lebten noch etwa 20.000 Deutsche in der Stadt, ihre Deportation wurde im Oktober 1947 angeordnet, viele wurden in die Sowjetische Besatzungszone (spätere DDR) verbracht.

Bereits am 7. April 1946 wurde Königsberg der UdSSR angegliedert und Verwaltungssitz des neu gegründeten Kjonigsbergskaja Oblast, ab Juli 1946 Kaliningradskaja Oblast, die deutsche Stadt war nicht mehr existent, sie wurde zu Kaliningrad.


Stadtplan von Königsberg in Preußen (1905)3

Inmitten dieser einst so stolzen deutschen Stadt lebte 1821 am Mittelanger Nr. 24 Johann Neufang, Schuhmachermeister. Er ehelichte Regina Hoppensack und wurde Vater von Friedrich Wilhelm Louis Neufang, Schumachermeister in Parösken.

Ein Eindruck vom Mittelanger in späterer Zeit findet man hier und hier.

Johann starb in Alter von 52 Jahren am 3. April 1842 in Wartenberg. Da er etwa 1790 geboren wurde, ist es fraglich, ob er jener Johann Neufang ist, der am 31. Januar 1790 in Goldbach, Tilsit, zur Welt kam. Im Moment sind mehrere Spuren möglich, da aus Salzburg ein George Neufang mit Frau (?) Maria über Kaufbeuren im Jahre 1732 nach Szuggern einwanderte (lt. Nationalitätentabelle aus dem Amte Budweitschen vom Jahre 1736). Er wurde als Salzburger Emigrant aus dem Pfleggericht Goldegg um 1742 in Krausendorf, Landkreis Rastenburg, geführt.

Einem Neufang in Szuggern wurde recht übel mitgespielt, wie man dem Gumbinner Amtsblatt vom 13. November 1844 entnehmen kann.


Wikipedia
1Wikimedia: Sich von Königsberg; Die Aula der Universität von Königsberg, publich domain
2Wikimedia: Lithographie zum Einrücken rusischer Truppen in Königsberg i. Pr. am 5. Januar 1813; Glinski, Wörster: Königsberg. Berlin, Bonn 1992, S. 57; public domain
3Wikimedia: Kaliningrad: Blick von der Stoa Kantiana auf die Schlossruine, 1949, Urheber Al99999, public domain
4Wikimedia: erstellt von Furfur 5. November 2015, CC-BY-SA 4.0
Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, Band 34; 13. November 1844, p. 493

Kreis Heilsberg

Der Kreis Heilsberg war ein Landkreis in Ostpreußen und bestand als preußisch-deutscher Kreis in der Zeit von 1818 bis 1945.


Wie bereits berichtet, mein Ur-Ur-Ur-Großvater Christian Freytag war auch Einwohner von Sternberg (Stryjkowo), einem kleinen Dorf im Landkreis Heilsberg mit etwa 600 Einwohnern und bis 1940 ohne Stromversorgung oder Telefon. Sein Sohn Christian ehelichte 1871 in Guttstadt (Dobre Miasto) Augusta Emilie Neufang. Ihr gemeinsamer Sohn Heinrich Johann Freitag  wurde in Sternberg geboren und in Guttstadt getauft.

Der Bischof von Ermland ließ an der Stelle einer altpruzzischen Fluchtburg einen Ort gründen, der im Jahre 1325 als Guthinstat erwähnt wurde. Hier siedelten sich Niederschlesier an, vermutlich daher, dass Lokator Williko aus Neiße, Schulze von Wormditt, wohl zur Verwandtschaft des Bischofs Eberhard von Neiße gehörte, so dass in Guttstadt bis 1945 eine niederschlesische Sprachinsel existierte. Bereits 1329 erhielt Guttstadt das Kulmische Stadtrecht von Bischof Heinrich II. Wogenap (1329 – 1334) und 1371 ein Rathaus. Im Krieg 1414 wurde die Stadt verwüstet, ebenso 1520, als die Bewohner abgeschlachtet wurden. 1721 waren wieder weite Teile zerstört, Napoléons Truppen hausten in der Stadt und am Ende des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt erneut teilweise zerstört und wieder aufgebaut.

Guttstädter Dom
Deutsche Kolonisten

Diese Seite verwendet Cookies und Google Analytics, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung