Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Schlagwort: Umsiedler

KZ Flossenbürg

General view of Flossenbürg concentration camp after liberation by the US Army 99th Infantry Division, April 1945. US Army photo. (public domain)

Das KZ Flossenbürg befand sich von 1938 bis zum 23. April 1945 nahe der Grenze zum damaligen Sudetenland, etwa auf halber Strecke zwischen Nürnberg und Prag.  Das Stammlager gehörte zur Gemeinde Flossenbürg im Oberpfälzer Wald und besaß knapp 90 KZ-Außenlager. Heute befindet sich auf einem Teil des ehemaligen Lagergeländes eine Gedenkstätte

Dieses Lager diente in erster Linie als Arbeitslager für Zwangsarbeiter, wobei die wirtschaftlichen Interessen an der Zwangsarbeit der Gefangenen im Vordergrund stand. Daher arbeiteten Gefangene nicht nur in den Steinbrüchen der Umgebung, sondern auch in der Produktion für das Jagdflugzeug Messerschmitt Bf 109. Die Bedingungen für die Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter, jüdischen und politischen Gefangenen unterschieden sich jedoch nicht von anderen Lagern. In Steinbrüchen wurde 12 Stunden täglich abgebaut, in der Produktion im Drei-Schicht-System gearbeitet, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Nahrungs- und Kleidungsmangel, Drangsalierungen, Misshandlungen und willkürliche Tötungen waren an der Tagesordnung.


Nach der Befreiung am 3. April 1945 durch die US-Armee1 wurde das Lager von Juni – Juli 1945 bis März 1946 als amerikanisches Kriegsgefangenenlager für SS-Angehörige genutzt.2,3,4

Von April 1946 bis Oktober 1947wurde durch die UNRRA für über 2.000 sogenannte polnische Displaced Persons (DP) das Lager nachgenutzt.2,3

Ab 1948 brachte man aus Böhmen und Schlesien geflüchtete und vertriebene Deutsche unter, ehe sie anderweitig unterkamen.3,5 Anschließend verschwanden die ehemaligen Lagerbaracken und andere Lagereinrichtungen.


Malkotscher in „Beugehaft“

Im „Sudetengau“ wurden ca. 25.000 Umsiedler in Lagern untergebracht, Schlackenwerth an der Eger nahm Dobrudschadeutsche auf. Da sich 88 Männer und 12 Frauen aus Malkotsch nicht einbürgern lassen, sondern in die Heimat zurückkehren wollten, wurden sie in das Konzentrationslager Flossenbürg gebracht, die Frauen schaffte man zeitgleich in das KZ Ravensbrück. Vom 2. Juli bis 17. Oktober 1942 wurden sie dort „behandelt“, am 18. Oktober erhielten sie eine „2. Chance“ und waren nun „bereitwillig“ zur Einbürgerung.

In der Tabelle finden sich die von mir bereits in den Archiven gefundenen Personen:

NameGeburtstagGeburtsortSterbe-datumSterbeort
Baumstark, Anton18.12.1913Malcoci  
Baumstark, Johannes12.11.1906Malcoci  
Baumstark, Josef 25.07.1901Malcoci  
Baumstark, Michael 16.09.1882Malcoci22.11.1964Mainaschaff
Brand, Franz 01.08.1904   
Brand, Simon 04.04.1895   
Brendel, Albert18.03.1923Malcoci  
Brendel, Anton 13.08.1882Malcoci  
Brendel, Hieronymus 15.06.1916Malcoci  
Brendel, Martin10.10.1925Malcoci  
Brendel, Michael 15.04.1915Malcoci  
Brendel, Raimund 21.07.1873Malcoci  
Drescher/ Trescher, Andreas 16.12.1911Malcoci  
Drescher/ Trescher, Heinrich 14.09.1907Malcoci  
Ehret, Emanuel13.11.1923Malcoci  
Ehret, Franz15.01.1922Malcoci  
Ehret, G. Wendelin 06.05.1889Malcoci  
Ehret, Hyronimus08.06.1924Malcoci  
Ehret, Jakob 23.08.1882Malcoci17.03.1963Malcoci
Ehret, Johann 18.06.1896Malcoci  
Ehret, Johannes04.12.1914Malcoci  
Ehret, Josef 07.01.1901Malcoci  
Ehret, Josef20.12.1927   
Ehret, Michael 15.03.1910Malcoci  
Ehret, Rochus 22.09.1915Malcoci  
Ehret, Rochus15.08.1922Malcoci  
Ehret, Wendelin07.01.1901Malcoci  
Franck, Wendelin25.10.1915Malcoci  
Gabrowitsch, Johann12.07.1884Malcoci  
Hauk, Christian 20.10.1904Atmagea  
Heim, Carol 04.09.1880Tariverde  
Hoffart, Ignatz01.01.1902Malcoci18.06.1971 
Jäkel/ Jekel, Johann04.05.1883Wiesen- müller  
Jäkel, Theophil 11.05.1917   
Kiefer, Emanuel 07.05.1914Malcoci26.10.1978 
Kiefer, Gregor 28.07.1910Malcoci30.07.1970 
Kiefer, Heinrich 29.09.1916Malcoci  
Kiefer, Jakob 24.07.1878Malcoci15.11.1966 
Klein, Baldasar01.05.1927Malcoci  
Klein, Konstantin  05.09.1898Malcoci  
Konstatin, Wasil 14.08.1885Tulcea  
Kuckert, Jakob  09.08.1886Malcoci  
Kuckert/Cucart, Josef 20.10.1913Malcoci  
Kuckert, Michael  09.04.1899Malcoci  
Kuckert, Raimund 06.01.1873Malcoci  
Kuckert, Simon  23.06.1911Malcoci  
Kuckert, Stefan 22.03.1919Malcoci  
Kunkel, Daniel25.2.1925Jakobsons -thal  
Kunkel, Fritz25.02.1888Jakobsons- thal  
Kunkel, Georg 09.03.1911Jakobsons- thal  
Kunkel, Hermann27.08.1926Jakobsons- thal  
Kunkel, Karl 14.03.1902Jakobsons- thal  
Kunkel, Stefan04.06.1920Jakobsons- thal  
Mack, Alois28.09.1912Malcoci  
Mack, Friedrich15.01.1925Malcoci  
Mack, Heinrich 07.09.1895Malcoci  
Mack, Jordan24.06.1904Malcoci  
Mack, Gregor04.03.1873Malcoci  
Martin, Christian116.02.1924Atmagea  
Martin, Christoph 17.10.1885Atmagea  
Martin, Peter29.08.1910Atmagea  
Martin, Wilhelm13.12.1922Atmagea  
Nowak, Franz 17.09.1882   
Panitsch, Aleksander 15.10.1891Malcoci  
Roesler, Friedrich24.08.1898Tariverde  
Roesler, Ludwig02.09.1924Tariverde  
Roth, Ferdinand12.12.1915Jakobsons- thal08.10.1942KZ Flossenbürg
Rust, Gottlieb 15.05.1892Regina Maria1975 
Rust, Emanuel16.02.1923Regina Maria  
Rust, Karl01.02.1925Regina Maria13.11.2010Podelzig
Siebert, Anton 04.08.1904Temesch- burg  
Schmidt, Georg06.02.1922Jakobsons- thal  
Schmidt, Johann28.09.1894Jakobsons- thal  
Tetzlaff, Ferdinand15.10.1923Jakobsons- thal  
Tetzlaff, Jakob 17.10.1883Jakobsons- thal  
Tetzlaff, Johann 25.08.1913Jakobsons- thal  
Tetzlaff, Karl 14.01.1911Jakobsons- thal  
Tetzlaff, Ludwig 15.11.1895Jakobsons- thal  
Tuchscherer, Johann 23.04.1911Malcoci  
Türk, Hieronymus 05.09.1907Malcoci  
Türk, Johann 14.05.1884Malcoci  
Türk, Markus 24.04.1917Malcoci  
Zibart, Christian 22.08.1900Jakobsons- thal  
Zibart, Ferdinand 14.04.1913Jakobsons- thal  
Zibart, Willi 05.10.1909Jakobsons- thal  
     
Brendel, Elisabeth20.10.1926Malcoci  
Brendel, J. Elisabeth02.02.1925Malcoci  
Ehret, Leondina09.10.1924Malcoci  
Ehret, Maria10.10.1926Malcoci  
Martin, Helene15.10.1916Malcoci  



1 Todesmärsche. Chaos. Befreiung. (Frühjahr 1945). KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

2 Jörg Skriebeleit: Flossenbürg-Hauptlager. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Flossenbürg. Das Konzentrationslager Flossenbürg und seine Außenlager. C. H. Beck, München 2007, S. 53 f.

3 Zeitleiste nach 1945. Begegnungsraum Geschichte auf der Website der Universität Passau, (PDF).

4 KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Stiftung Bayerische Gedenkstätten (Hrsg.): Was bleibt, Nachwirkungen des Konzentrationslagers Flossenbürg; Katalog zur ständigen Ausstellung. Wallstein Verlag, 2011, S. 54 (222 S.).

5 Peter Heigl: Konzentrationslager Flossenbürg. In Geschichte und Gegenwart. Mittelbayerische Druck-und-Verlags-Gesellschaft, Regensburg 1994, S. 81.

wikipedia, Foto wikipedia

https://memorial-archives.international

Arolsen Archives

Europa, Registrierung von Ausländern und deutschen Verfolgern, 1939-1947

Thorner Freiheit

Traueranzeigen der Umsiedler

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Litzmannstädter Zeitung

Traueranzeigen der Umsiedler

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Ostdeutscher Beobachter

Traueranzeigen der Umsiedler

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Auspitz – Hustopeče

Hustopeče 19411

Auspitz war ein kleiner südmährischer Ort mit einer überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung, der nach dem Ersten Weltkrieg und dem Friedensvertrag von Saint Germain 1919 Bestandteil der Tschechoslowakischen Republik wurde. Nach dem Münchner Abkommen 1938 wurde Auspitz in den Reichsgau Niederdonau eingegliedert und gehörte nun zum Deutsche Reich. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück.

Im Oktober 1940 trafen die deutschen Umsiedler aus Bessarabien ein, diese Umsiedler waren Mathildendorfer, die als ganzes Dorf mit 502 Erwachsenen und 246 Kindern eintrafen. Die Gemeindemitglieder hatten auch die Bewohner der Tochtersiedlungen Neu-Mathildendorf, Perowka und Mansyr in ihrer Mitte. Sie verließen 40.000 Hektar Grund und Boden, um sich jetzt auf die Ansiedlung vorzubereiten. Als Namen wurden genannt: Follmer, Zeh, Ruf, Kronwald, Motz, Wahl, Keller, Scheurer, Adam, Haas, Hildenbrand, Gießler, Weippert, Borg, Altinger und Suls (Sulz).

Die Auspitzer mussten feststellen, dass das Gemeinschaftsgefühl sehr stark vorhanden war, der Kinderreichtum überraschte sie ebenfalls. Zudem wurde ein ausgesprochenes „Herrengefühl“ festgestellt, was Dr. Leopold Baierl (Nikolsburg)2 darauf zurückführte, das die Kolonisten seit ihrer Ankunft in Bessarabien als „Jugune“ (Herren) von den Rumänen angesprochen wurden.

Um seine Darstellung der Persönlichkeit der Umsiedler abzurunden, veröffentlichete der Autor Dr. Baierl ein Gedicht, welches ihm aus der Überlieferung von den Umsiedlern erzählt wurde:

Tagesbote 29.12.1940 S. 32

J wenn i Göld gnug häd
(:no wißt i wos i täht:,) Heisa, Juchhe!
No mißt a Haisla her,
(:dos nou mai aiga wär:)
No dos wär schen.

Droba am Berg mischt´s soi
(:mittla im Sunaschoi:) eisa, Juchhe!
Mittla in Kleebluma
sovül da guade Wid
(:uf jed´n Fenschter brid:)
No do war schen.

No mischt a Waibla noi
(:schwoazhorig mischt se soi:) Heisa, Juchhe!
Mit scheene weiße Zähn´
Grod so wie Schulsa Gred
(:wonn die mi nehma täht:)
No dos wär schen.

Brächt uns da Schtorch afs´ Johr
(: a Bua mit rolla (gelockt) Hoar:) Heisa, Juchhe!
Schpäter noch meh Kend
Au dazwischa dona noi
(:konns au a Medla soi:)
Do dos wär foi.

Aber i hon holt koi Göld
(:s´ gibt af da gonza Wölt:) Heisa, Juchhe!
Ärmeres nix meh
J glab i schtirb no dron
(:s` guckt mi holt keine an:)
Oh, des tuat weh.

Die Mathildendorfer blieben bis zum Herbst 1941, ehe sie zur Ansiedlung nach Westpreussen verbracht wurden. An ihrer Stelle kamen Umsiedler aus Bulgarien, sie blieben von Dezember 1941 bis November 1942, im September 1944 trafen Flüchtlinge aus dem Banat, Riga, Tschenstochau und Warschau (Rumänen, Deutsche aus der Ukraine, lettische Staatsangehörige), sowie evakuierte Einwohner des Gaus Wien ein.


1wikimedia, Hustopeče – pohled na město 1941, Anonym – https://www.fotohistorie.cz/, Gemeinfrei
2Tagesbote, 29.12.1940, Jahrgang: 90, Nummer: 312, Brünn, 1851-1945 (1940-1945 Mährischer Zeitungsverlag)

Alte neue Heimat Deutschland

Neuanfang in der SBZ


Im September 1945 wurde die Zentralverwaltung für Umsiedler (ZVU) eingerichtet, um den Zustrom der Flüchtlinge zu koordinieren. Sie organisierte die Einquartierung und Aufschlüsselung auf die Länder der SBZ bis in die Kreise und Kommunen. Die Flüchtlinge und Vertriebenen sollten von Anfang an in richtigen Wohnungen untergebracht werden, um die Entstehung von Dauerlagern zu vermeiden. Weiterhin ging es um die rasche Einfügung in den Erwerbsprozess bzw. Einbindung der nicht erwerbsfähigen Personen in das System sozialer Unterstützung.

Auf Anweisung der sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) wurde ab Oktober 1945 im offiziellen Sprachgebrauch der Begriff Flüchtling, Vertriebener und Heimatloser verboten. Stattdessen wurde die Verwendung der Bezeichnung Umsiedler oder Neubürger für Vertriebene, und Heimkehrer für ehemalige Kriegsgefangene angeordnet.

Bericht des Landrats von Wittenberg, der im Dezember 1945 das Lager Luckenwalde besucht hatte

Über die Lage in einem Lager (ehemaliges Kriegsgefangenenlager) in Luckenwalde wurde Folgendes geschildert:

„Die Umsiedler beklagten sich u.a. über die nahezu unmenschliche Behandlung…

Der erste Empfang des Lagerführers von Luckenwalde spielte sich wie folgt ab. Die Flüchtlinge wurden mit den Worten „Wo kommt ihr deutschen Schweine her?“ empfangen. Die Behandlung im Lager erfolgte dann genauso wie der Empfang nach nazistischen KZ-Mustern. Zu essen gab es wenig, die Pellkartoffeln wurden, bevor sie zur Ausgabe gelangten, „zerdrückt“ …

Brennmaterial gab es im Lager überhaupt nicht…

Die Umsiedler bezeichnen den Aufenthalt im Lager Luckenwalde als menschenunwürdig.“ 7

9)

Der Kreis hatte zu diesem Zeitpunkt einen Anteil an Flüchtlingen von 49 % der Gesamtbevölkerung erreicht, manche Gemeinden erreichten Zahlen von 118 %! Über die Hälfte der erwerbsfähigen Flüchtlinge mussten nun ihr Brot in der Landwirtschaft verdienen. Viele von ihnen arbeiteten jetzt in einem Bereich, welcher nicht ihrer bisherigen Qualifikation oder Stellung entsprach, da man ihnen nur die gering geschätzten Arbeiten anbot und die Menschen meist nicht anders behandelte, als die Zwangsarbeiter, welche bis zum Kriegsende beschäftigt wurden. Für viele Bauern wurden die Flüchtlinge zum billigen Ersatz, entsprechend gering war die Entlohnung, häufig wurde in Naturalien gezahlt. Im Sommer 1945 war die Versorgung mit Brotgetreide, Fleisch und Fett so schlecht in Brandenburg, dass sich durch die Unterernährung, aber auch mangelnd Hygiene infolge der schlechten Unterkünfte, Flecktyphus, Ruhr und Tuberkulose rasend verbreiteten. 23 % der 9- bis 18-jährigen Kinder litten unter Geschlechtskrankheiten!

Die Nahrungssituation konnte man nicht allein dem Krieg und den damit einhergehenden Verwüstungen der Dörfer anlasten, die SMAD mit ihren teilweise irrationalen Befehlen verschärfte das Problem ebenfalls. Nicht nur, dass man als Reparationsleistung in den ersten Wochen nach Kriegsende massenhaft Vieh, Nahrungsmittel und Landmaschinen abtransportiert hatte, nun sollte die Getreideernte u. a. im Kreis Luckenwalde noch vor der Landaufteilung im Rahmen der Bodenreform abgeschlossen werden. Man zwang ab dem 4. August die Bauern unter Androhung von Verhaftung, Enteignung und Erschießung, das Korn grün und nass zu dreschen, und es innerhalb von 3 Tagen abzuliefern. Mangels Trocknungsmöglichkeit verfaulte es, daraufhin erließ man am 30. August einen Befehl, welcher die „Sabotage“ an der Ernte unter Strafe stellte. Die Pflichtabgaben waren ohnehin schon auf 80 % angehoben, wo dies nicht zu erbringen war, wurden andere Normen erhöht, erst wenn alle Normen erfüllt waren, durften die Bauern auf dem freien Markt verkaufen.8

Schwarzmarktpreise:

Zentralbild Repr. Vo-L 30.12.1958 Lebensmittelkarte (DDR) aus dem Jahre 1958 Quelle: Wikipedia – © Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive), Bild 183-61120-0001

Sommer 1945: eine Zigarette ab 8 RM bis 15 RM, ein kleines Päckchen Tabak ab 150 RM, ein Päckchen Süßstofftabletten 50 RM.

Ab Oktober 1945 versuchte man die Lage mit Lebensmittelkarten unter Kontrolle zu bringen, aber meist gab es trotzdem nichts, ab November wollte man so auch Textilien und Seife verteilen. Die Produktion von Gebrauchsgütern kam jedoch sehr schleppend voran, da in den Wochen nach Kriegsende ohne Rücksicht auf künftige Reparationsforderungen demontiert wurde, was demontiert werden konnte, alles wurde verladen und in die Sowjetunion geschickt.

Außerdem begann man die Flüchtlingsströme umzulenken, da es der SBZ unmöglich war, wie zuerst vorgesehen, 12 Millionen Flüchtlinge aufzunehmen. Auch unsere Familie plante den Weiterzug nach Baden-Württemberg, das Land ihrer Ahnen, aber die Kühns wollten nicht noch einmal weiter ziehen. Das mussten sie seit dem Aufbruch aus Paris immer aus Neue, nun sollte Schluss sein, die Kinder sollten endlich eine Heimat bekommen, zur Schule gehen, man wollte nach den vergangenen 5 Jahren endlich zur Ruhe kommen.

In dieser Zeit war das Einzige, was Eduard angeboten werden konnte, Arbeit als Kutscher bei einem Bauern, dafür gab es 30,– RM und etwas freie Kost im Monat, damit sollte er seine 9-köpfige Familie versorgen, ein weiteres Kind bereits unterwegs.

Wahlplakat der SED. Köthen, um 1946, Lithographie, 61,5 x 86,0. Berlin, Deutsches Historisches Museum, P 94/1960

Um die Lage der Flüchtlinge zu verbessern, erließ die SMAD den Befehl Nr. 304 vom 15.10.1946: Vertriebene, die ihren ständigen Wohnsitz in der Sowjetischen Besatzungszone eingenommen hatten, sollte eine einmalige Unterstützung gewähren werden. Das hieß im Einzelnen, den Vertriebenen, welche arbeitsunfähig waren und keine Erwerbsquellen besaßen, aus Haushaltsmitteln eine einmalige Unterstützung in Höhe von 300 Mark pro Person zu zahlen und falls sie Kinder bis zum 14. Lebensjahr hatten, zusätzlich eine Unterstützung in Höhe von 100 Mark für jedes Kind auszuzahlen.

Schwarzmarktpreise 1946: ein Pfund Butter 150 bis 250 RM, eine englische Zigarette 7,50 RM bis 20 RM, eine deutsche Zigarette 2 bis 5 RM, ein Pfund Weizenmehl bis 25 RM, ein Paar neue Schuhe 500 RM, ein Zentner Kartoffeln 300 bis 800 RM, ein Pfund Zucker 40 bis 120 RM, ein Ei 5 RM. Ein Pfund Schweinefleisch 50 RM., ein Pfund Speck 150 bis 200 RM, ein Roggenbrot 44 RM und ein Pfund Kaffee 500 RM

Die Deutsche Finanzverwaltung wurde verpflichtet, eine Anweisung über das Verfahren der Auszahlung einer einmaligen Unterstützung an die Vertriebenen herauszugeben. Den Klagen vieler Betroffener konnte man jedoch entnehmen, dass das Geld häufig nicht in dieser Höhe oder gar nicht ausbezahlt wurde. Unter fadenscheinigen Gründen versuchte man, das Geld in die ohnehin finanzschwachen Gemeindekassen umzuleiten, vielerorts „berechnete“ man Flüchtlingen auch ihre bisherige Unterkunft, um ihnen das Geld abzunehmen.

Es folgte ein extrem harter Winter, welcher mit akutem Brennstoffmangel einherging, in dessen Folge wurde das gesamte Wirtschaftsleben lahmgelegt.

1947: 1 kg Fleisch kostete offiziell 2,20 RM, auf dem Schwarzmarkt 60 – 80 RM, 1 kg Brot: 0,37 RM, auf dem Schwarzmarkt 20 – 30 RM; 1 kg Kartoffeln 0,12 RM, auf dem Schwarzmarkt. 4 RM. 1 amerikanische Zigarette konnte in 1 kg Kartoffeln getauscht werden, 6 amerikanische oder 9 französische Zigaretten tauschte man in ein 1 kg Brot

Der geplante Tagesnährwert von 1400 kcal pro Tag für einen Arbeiter konnte nur noch zur Hälfte realisiert werden! Brandenburg kämpfte mit Kahlfrösten, Hochwasser und Dürre, und als hätte die Natur den Bauern nicht genug Sorgen bereitet, die immer neuen Vorgaben, Lieferbestimmungen, Rückzahlungen von „Leihsaatgut“ u. s. w., sorgten dafür, dass sich die Ernährungslage nicht besserte. Da in Brandenburg in Schnitt 5 ha Land an die Neubauern abgegeben wurden, reichte das Land „nicht zum Leben und nicht zum Sterben“, zumal man bei den Abgabenormen nicht nach Betriebsgrößen unterschied und viele Nichtlandwirte auf einmal auf einer Neubauernstelle saßen, entsprechend niedrig waren ihre Ernten.

Im Frühjahr 1948 erhielt Walter Ulbricht den Befehl, alle „Umsiedlerbehörden“ aufzulösen, Teile der Umsiedlerpolitik wurden unter Ressorts der Innen- und Wirtschaftsministerien weitergeführt.

Quelle: Wikipedia – © Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive), Bild 183-M0425-325 , Juni 1948(1948-06)m Donath, Herbert

Vom 24. bis zum 28. Juni 1948 fand in der SBZ und Ost-Berlin eine Währungsreform statt, auf alte Reichsmarknoten wurden neue Wertzeichen geklebt (Coupon-Mark). Kredite im Rahmen der Bodenreform wurden 5:1 umgewertet, Privatvermögen 10:1. Alle Einkommen wurden geprüft und konnten konfisziert werden (Kriegsgewinnler z. B.), es gab eine Anzahl von Ausnahmen bei der Umwertung, welche politische und wirtschaftliche Gründe hatten.

Am 7. Oktober 1949 trat die Verfassung der DDR in Kraft, womit die Staatsgründung vollzogen war.

1950 beschloss man das Gesetz zur weiteren Verbesserung der Lage der ehemaligen Umsiedler in der Deutschen Demokratischen Republik mit Hilfen für vertriebene Landwirte, Handwerker, Schüler und Auszubildende sowie einem Kreditprogramm für den Erwerb dringenden Hausrats durch die DDR-Volkskammer, erst 1952 endeten alle Maßnahmen für die Umsiedler.

Unterstützungen, welche dem Lastenausgleichsgesetz oder dem Vertriebenengesetz der Bundesrepublik entsprachen, gab es nicht. Die Bodenreform brachte bei weitem nicht die Reform, die sich viele der Flüchtlinge gewünscht hätten.

Meist wurden die Einheimischen bei der Verteilung bevorzugt und wo dieses nicht der Fall war, währte die Freude über das neu gewonnene Land nur kurz, da die Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft ab 1952 dafür sorgte, das viele ihre Flächen nun in die LPG zur gemeinsamen Nutzung einbringen mussten.

Mitte der 50er Jahre galt die Integration der Vertriebenen in der DDR offiziell als abgeschlossen


7)Mehlhase,Torsten: Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen-Anhalt, Münster 1999
8)Wirtschaftsordnung im Übergang, Politik, Organisation und Funktion der KPD/SED im Land Brandenburg bei der Etablierung der zentralen Planwirtschaft in der SBZ/DDR 1945-52 (2 Bde.), Friederike Sattler in Reihe: Diktatur und Widerstand Bd. 5, 2002, 1048 S., Lit-Verlag (September 2002)
9) Wille, Manfred (Hrsg.); Meinicke, Wolfgang; Hoffmann, Johannes: Sie hatten alles verloren. Flüchtlinge und Vertriebene in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Wiesbaden 1993, S. 34

Deutsche Kolonisten

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