Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Schlagwort: Taurien (Seite 2 von 4)

Neumontal

Zur Geschichte der deutschen Kolonien am Schwarzen Meer

Abschrift vom Original mit Ergänzungen von J. Rzadkowski

aus einem Brief von Jakob Großmann1

Neumontal.6 Diese Kolonie wurde im Jahre 1815 angesiedelt. Die Vorfahren der Bewohner von Neumontal ließen sich ebenfalls 1804 im Molotschnatale bei Altmontal nieder, brachen dann aber ihre Gebäude im oben genannten Jahr ab und siedelten auf der Steppe an, wo sie das Land bequem rings um das Dorf her haben. Dieses Dorf hat wie auch Grüntal und Andreburg bei der Bodenbearbeitung viel vor den Taldörfern voraus, weil das ganze Land keine Bodenerhöhungen aufweist. Das Dorf hat eine gerade Straße, die von Osten nach Westen führt. Höfe sind nur 40 mit ca. 242 Seelen (131 männl.,111 weibl.). Zur Kirche, Wolostamt und Doktor sind 12, zur Bahnstation Prischib 15 und zur Kreisstadt 58 Werst2. Die Schule ist ein älteres Gebäude. Die Fenster schmal, weshalb das Licht auch nur in ungenügendem Maße eindringen kann. In hygienischer Hinsicht lässt dasselbe überhaupt viel zu wünschen übrig. Die Bänke sind unpraktisch. Die Lehrerwohnung ist eng und klein, was übrigens auch im größten Teile der übrigen Dörfer dieser Wolost der Fall ist. Jeder Bauer beansprucht für sich und seine Familie 4 – 6 Zimmer – der Lehrer hat zwei, schreibe und sage zwei. Zu seiner Arbeit hätte er doch dringend ein besonderes Arbeitsstübchen nötig, aber – das muss er sich denken. Im Jahr 1912 waren 49 Schulkinder, die von einem Lehrer unterrichtet werden. Zeitweise hatte die Kolonie auch einen Hilfslehrer. Das Gehalt des Lehrers ist gering. Rechnet man die Belohnung für den Schreiberdienst, der mit Ausnahme Prischibs, Heidelbergs und einiger anderer Kolonien sonst leider überall noch mit dem Lehreramt verbunden ist, ab, so bleibt dem Lehrer höchstens – ein Knechtlohn. In Weinau und einigen anderen Orten hat man schon eingesehen, daß, da die Preise auf alle Lebensmittel und was man sonst zur Lebensnahrung und Notdurft gebraucht, so sehr gestiegen sind, der Lehrer mit einem Gehalt von 500 – 600 Rbl. nicht bestehen kann. – Hier sei noch ehrend eines Mannes – Jakob Bogdanowitsch Schwarz – gedacht, der, aus dieser Kolonie hervorgegangen, nach Absolvierung der Universität sich in Berdjansk niederließ, wo er zuerst гласный3 war, dann Präsident der Semstwouprawa4 wurde. In diesem Amt blieb er bis zu seinem Tode im Jahr 1909. Er tat viel für die Hebung der Bildung des Volkes. – Neumontal ist wie alle Dörfer auf der Steppe ein Ackerbau treibendes Dorf. Handel und Gewerbe sind schwach vertreten. Zum Dorf gehören 1.765,3 Deßjat.5 brauchbaren und 32,8 Deßj. unbrauchbaren Landes. Der Boden eignet sich vortrefflich zum Anbau aller Getreidearten. Da aber Ackerbau rationell betrieben wird, so sind die Ernten in den letzten zwei Jahrzehnten auch gute, selten mittelmäßige und unter mittel gewesen. Schöne Pferde sind der Stolz des Bauern, und für die Aufzucht schöner Tiere scheut er keine Kosten. Nach der letzten Statistik hatte das Dorf 285 Pferde, 195 Stück Rindvieh und 105 Schweine.

Foto Neumontal6, im Vordergrund die Schule [koloriert J. Rzadkowski]
Neumontal, gegründet 1816 (evang.)7, 21 Fam. kamen aus Altmontal
1 Baitinger, s. Friedrichsfeld Nr. 16
2 Bischler
3 Ebert, s. Alt-Montal Nr. 34: Ebert, Georg 41, aus Hochstetten/Karlsruhe-Ba. seine Frau Maria 36, seine Kinder Jacob 17, Elisabeth 17, Georg 16, Regina 12, Adelgunda 11, Christina 6, Mathias 5, Maria 4 und Frantz 1. Wi: 5 Rd. und 1 Wag.
4 Gilling
5 Grosse
6 Guggenheimer, s. Hochstaedt Nr. 28
7 Hoffmann
8 Jung
9 Kaefer, s. Alt-Montal Nr. 6: Kaefer, Jacob 30, aus Muenchweiler/Pirmasens-Pf, seine Frau Magdalene 30, sein Sohn Jacob 3, seine Brueder Valentin 25 und Adam 16. Wi: 3 Pfd., 4 Rd., 1 Pfl., 1 Wag., 1 Sprd.
10 Keck aus Nordheim/Heilbronn-Wue
11 Kirschmeier, s. Alt-Montal Nr. 44: Kirchmeyer, Michael 31, seine Frau Anna 25, seine Kinder: Johann 6, Michael 3, Ferdinand 2, Anna 1, „Wirths Mutter“ Anna 61, Sohn Gottlieb 25 und Tochter Maria 20. Wi: 5 Rd., 3 Schw., 1 Pfl., 1 Wag. und 1 Sprd.
12 Koehler, s. Leutershausen Nr. 19
13 Kuebler, s. Alt-Montal Nr. 7: Kuebler, Michael 31, seine Frau Anna 45, seine Kinder Heinrich 17 und Anna 13. Wi: 7 Pfd., 11 Rd., 8 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag., 1 Sprd. und 1 Wbst.
14 Leippi, aus Steinfurt/Sinsheim-Ba
15 Lutz, s. Hochstaedt Nr. 19
16 Mermann
17 Morast aus Schriesheim/Mannheim-Ba
18 Nasseide
19 Neuberger, s. Friedrichsfeld Nr. 19
20 Neusser
21 Olegaln?
22 Ott aus Ehrstaedt/Sinsheim-Ba
23 Palmtag, s. Weinau Nr. 17
24 Pfeffer, Jakob Ullrich siehe Alt-Montal Nr. 49, Pfeffer, Ulrich 39, seine Frau Catharina 27, seine Kinder Carolina 4 und Johann 3. Wi: 3 Pfd., 3 Rd., 1/2 Pfl. und 1 Wag.
25 Rakke ?
26 Richter aus Sandhausen/Heidelberg-Ba
27 Schmidt, aus Menzingen/Bruchsal-Ba
28 Schoenemann
29 Schweizer, s. Prischib
30 Seel, s. Nassau Nr. 22
31 Spenger
32 Stoess
33 Strecker
34 Ullrich, s. Wasserau Nr. 6
35 Wacker, Walter

Berühmter Sohn der Kolonie:

Professor Dr. med. Nikolai Iwanowitsch Käfer (1864-1944)


1 Abdruck in der Eureka Rundschau, 24. Oktober 1917

2 1 Werst = 1,0668 Kilometer

3 гласный (glasnyy) im vorrevolutionären Russland: Mitglied der lokalen Regierung (z.B. Stadtduma)

4 Semstwo = eine Form der Selbstverwaltung der Kreise und Gouvernements in Russland 1864 – 1917, bestand aus Vertretern des Adels, der Bürger und der Bauern; der Wahlmodus sicherte die Vorherrschaft des Adels. Uprawa = Verwaltung

5 1 Kron-Dessjatine (neu) = 2400 (Quadrat-)Saschen = 10.925,3975 Quadratmeter = 109,254 a ≈ 1,1 Hektar (ha)

1 Kron-Dessjatine (alt) = 3200 (Quadrat-)Saschen = 145,666 Ar = 1,457 ha

6 Neuer Haus- und Landwirtschaftskalender für deutsche Ansiedler im südlichen
Russland. 45. Jahrgang (1913) Odessa : Nitzsche, 1913, p.122+123

7 Stumpp, K., Die Auswanderung aus Deutschland nach Rußland in den Jahren 1763 bis 1862. – Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland. 1973, p.905

Altmontal

Zur Geschichte der deutschen Kolonien am Schwarzen Meer

Abschrift vom Original mit Ergänzungen von J. Rzadkowski

aus einem Brief von Jakob Großmann1

Altmontal hat bis zum Pfarrdorfe, Gebietsamt und Arzt 5, zur Bahnstation 23 und zur Kreisstadt 55 Werst2. Es wurde im Jahre 1805 von 21 Familien angesiedelt. Diesen steht heute eine Gesamtzahl von 215 Seelen (106 männliche und 109 weibliche) auf 45 Höfen entgegen. Das Dorf selbst dehnt sich von Nordosten nach Südwesten aus, während alles Acker- und Weideland nordwestlich von der Ansiedlung liegt. Der Rücken der Hügelkette ist hier leichter zu ersteigen als bei den vorher beschriebenen Taldörfern, da der Abhang derselben ganz sanft emporsteigt. Doch ist das Bewirtschaften der Felder auch hier nicht leicht. Die Ansiedler erhielten 1803 Deßj.3 brauchbaren und 318 Deßj. unbrauchbaren Landes zugeteilt. Von dem sogenannten Unlande ist jedoch schon manche Deßj. kultiviert worden. Haupterwerb ist Ackerbau und Viehzucht. Die Stückzahl des Viehs belief sich nach letzter Zählung (1912) auf 290 Pferde, 310 Stücke Rindvieh und 200 Schweine. Die Gärten und Plantagen sind – von wenigen abgesehen – in gutem Zustande. Handel und Gewerbe sind nur schwach vertreten: eine Wagenbaufabrik, Schmiederei, Tischlerei, Ziegelei. Die Bewohner des Dorfes sind sehr wirtschaftlich. Aus dieser Kolonie stammte auch der von allen geachtete Landrichter (er hatte seinen Wohnsitz in Michailowka) Th. Werner, der viele Jahre hindurch die verschiedensten Klagesachen der deutschen Kolonisten zu schlichten hatte und wie wohl kaum ein anderer die Charaktereigenschaften derselben kennenlernen konnte. Wenn er Aufzeichnungen darüber hinterlassen hat, dann müssten dieselben recht interessant sein und sollten kommenden Geschichtsschreibern nicht vorenthalten werden.

Die Bewohner Altmontals sind wohl durchgängig recht wohlhabende Leute und ist mancher intelligente Mann unter ihnen zu finden, aber für die Schule wird hier eben auch zu wenig getan, es ist dieselbe ein älteres Gebäude, das den Anforderungen, die heute an ein gutes Schulgebäude gestellt werden, nicht gerecht werden kann. Anschauungsbilder sucht man vergebens. Der Lehrer, Herr Albert Krämer, ist schon lange Jahre am Ort tätig und stammt selbst aus einer alt eingebürgerten Familie dieses Dorfes. An ihm hat sich das Wort: „Kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterlande“ nicht bewahrheitet. Die Schule besuchen 19 Kinder.

Foto Altmontal6 [koloriert J. Rzadkowski]
Kolonisten Altmontal Revisionsliste 18115
1, Hardwig, Phillip 39, Weber, seine Frau Catharina 33, seine Soehne Johann 13, Conrath 6 und August 4. Wi: 2 Pfd, 10 Rd., 1 Pfl, 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
2, Scheufele, Johann 43, Weber, seine Frau Regina 45, seine Kinder Johann 17, Magdalena 15, Regina 13, Michael 10 und Catharina 5. Wi: 10 Rd., 1 Schw., 1 Pfl., 1 Egg. und 1 Wag.
3, s. auch 28 Rueger, Jacob 30, Weber, seine Frau Magdalena 28, seine Kinder Christina 7 und
Jacob 1. Wi: 2 Pfd., 3 Rd., 1 Wag. und 1 Sprd.
4, s. auch 15 Mann, Jonas 59 senior, Maurer, seine Frau Maria 54, seine Tochter Ester 15, ferner die Witwe Dorothea Schieneman, 20, „dessen“ (deren) Kinder August 4 und Dorothea 2. Nachtrag: Des Jonas Mann Sohn Jacob 30. Wi: 6 Pfd., 17 Rd., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag., 1 Sprd. und 1 Wbst.
5, Billmann, Jacob 55, seine Frau Barbara 57, sein Sohn Johann 18. Wi: 2 Pfd., 5 Rd., 1 Pfl., 1 Wag. und 1 Sprd.
6, Kaefer, Jacob 30, aus Muenchweiler/Pirmasens-Pf, seine Frau Magdalene 30, sein Sohn Jacob 3, seine Brueder Valentin 25 und Adam 16. Wi: 3 Pfd., 4 Rd., 1 Pfl., 1 Wag., 1 Sprd.
7, Kuebler, Michael 31, seine Frau Anna 45, seine Kinder Heinrich 17 und Anna 13. Wi: 7 Pfd., 11 Rd., 8 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag., 1 Sprd. und 1 Wbst.
8, Bueschler, Johann 58, Zimmermann seine Frau Maria 37, seine Kinder Gottlieb 23 und Lovisa 18. Wi: 2 Pfd., 8 Rd., 2 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
9, Rohde, Johann 31, seine Frau Christina 35, seine Kinder Maria 16, Michael 13 und Martin 6.
Wi: 2 Pfd., 9 Rd., 4 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. 1 Sprd. u. 1 Wbst.
10, Reschke, Martin 62, aus Schleswig-Holstein, seine Frau Eva 49, seine Soehne Johann 14 und Christian 11. wi: 10 Rd., 8 Schw., 1 Pfl., 1 Egg. und 1 Wag.
11, Fuehrus, Daniel 37, seine Frau Dorothea 27, seine Kinder Maria 9, Friedrich 7, Daniel 3, Carolina 4.
Wi: 7 Rd., 2 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag., 1 Sprd.
12, s. auch 4 Schieneman, Friedrich 39, Tischler, seine Frau Sophia 37, sein Sohn Daniel 19. Wi: 20 Rd., 7 Schf., 2 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 2 Wag., 1 Sprd.
13, Probst, Gottlieb 25, seine Frau Charlotte 21, seine Soehne Johann 3 und August 1/2.
Zugeschrieben: Fried. Jeschow, 43, und dessen Sohn August 6. Wi: 7 Rd., 3 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. u. 1 Sprd.
14, Waechter, Friedrich 30, aus Spechbach/Heidelberg-Ba (?), seine Frau Maria 28 und Tochter Maria 11.
Wi: 5 Pfd., 12 Rd., 3 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
15, s. auch 4 Mann, Jonas junior 23, aus Mueckenloch/Heidelberg-Ba (?), seine Frau Barbara 21, sein Sohn Jacob 2 und seine Magd Catharina X… 18. Wi: 1 Pfd., 12 Rd., 1 Pfl., 1 Egg. und 1 Wag.
16, s. auch 21 Martin, Martin 29, Schneider, seine Frau Barbara 20, seine Tochter Christina 1. Wi: 3 Pfd., 6 Rd., 1/2 Pfl., und 1 Wag.
17, Misch, Georg 38, seine Frau Margaretha 27, seine Toechter Eva 7 und Maria 5. Wi: 3 Pfd., 3 Rd., 1 Pfl., 1 Wag. und 1 Sprd.
18, Speyer, Carl 40, Weber, seine Frau Maria 26, seine Kinder Magaretha 8, Georg 5 und Catharina 2.
Wi: 1 Pfd., 1 Rd. und 1 Pfl.
19, Bischof, Theodor 35, Weber, aus Helmsheim/Bruchsal-Ba, 1809, seine Frau Maria 33, seine Kinder Catharina 7 und Michael 5. Wi: 1 Pfd., 1 Rd. und 1 Egg.
20, Stein, Carl 36, aus Helmsheim/Bruchsal-Ba, 1809, seine Frau Dorothea 34, seine Kinder Friedrich 13, Catharina 9, Barbara 7 und Jacob 4. Wi: 2 Pfd., 6 Rd., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
21 s. auch 16 Martin, Frantz 37, Schumacher, seine Frau Christina 24 und Sohn Martin 1. Wi: 3 Pfd., 5 Rd., 1 Wag. und 1 Sprd.
22, Leibel, Adam 47, seine Frau Elisabeth 33, seine Kinder Johan 17, Michael 15, Catharina 11 und Adam 9. Wi: 4 Pfd., 6 Rd., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
23, s. auch 39, 32, 33 Bauer, Adam 52, aus Leutershausen/Mannheim-Ba oder Muenzesheim/Bruchsal-Ba, 1809, seine Frau Mariana 43, seine Toechter Susana 6 und Catharina 2. Wi: 2 Pfd., 1 Rd., 1 Egg., und 1 Wag.
24, Kirsch, Conrad 53,. aus Spechbach/Heidelberg-Ba, 1809, seine Frau Eva 40, seine Kinder Magaretha 16, Phillipina 14, Kilian 11, Catharina 6 und Andreas 4. Wi: 2 Pfd., 2 Rd., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
25, Schlee, Mathias 30, Weber, aus Tumlingen/Freudental-Wue (?), seine Frau Barbara 26 und Sohn Joseph 1, ferner sein Schwager Alois Nagel, 13, aus Ivesheim/Mannheim-Ba, 1809. Wi: 3 Rd., 1 Wag., 1 Sprd. und 1 Wbst.
26, Schulz, Friedrich 39, Tischler, aus Leutershausen/Weinheim-Ba (?), seine Frau Rosina 35, seine Kinder Maria 14, Johan 12, Heinrich 9 und Friedrich 5. Wi: 2 Pfd., 3 Rd., 5 Schw., 1 Pfl. 1 Egg., 1 Wag., 1 Sprd. und 1 Wbst.
27, Buehler, Jacob 30, seine Frau Carolina 37 und Tochter Catharina 6. Wi: 2 Pfd., 2 Rd., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
28, s. auch 3 Rueger, Johann 30, seine Frau Christina 24, sein Sohn Friedrich 2. Wi: 2 Pfd., 14 Rd., 1 Pfl., 1 Egg. und 1 Wag.
29, Elser, Christoph 49, aus Spoeck/Karlsruhe-Ba, 1809, seine Frau Willhelmina 34, seine Kinder Friedrich 12, Michael 10, Willhelmina 7 und Conrad 4. Wi: 2 Pfd., 2 Rd. und 1 Wag.
30, Witowsky, Jacob 37, Sattler, seine Frau Maria 40, seine Soehne Andreas 8 und Carl 5. Wi: 2 Pfd., 16 Rd., 5 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 2 Wag., 1 Sprd., 1 Wbst.
31, Fischer, Carl 49, seine Frau Anna 47, sein Schwiegersohn Ludwig Schmidt 20 und dessen Frau Carolina 20. Wi: 4 Pfd., 12 Rd., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
32, s. auch 23 Bauer, Michael 36, aus Zaisenhausen/Bretten-Ba, 1809, seine Frau Elisabetha 43, seine Soehne Michael 16 und Jacob 7. Wi: 4 Pfd., 5 Rd., 1 Pfl., 1 Wag. und 2 Sprd.
33, s. auch 23 Bauer, Georg 30, seine Frau Catharina 43, seine Kinder Catharina 12, Andreas 10, Georg 7, Regina 5 und Christina 1. Wi: 3 Pfd., 5 Rd., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
34, Ebert, Georg 41, aus Hochstetten/Karlsruhe-Ba. seine Frau Maria 36, seine Kinder Jacob 17, Elisabeth 17, Georg 16, Regina 12, Adelgunda 11, Christina 6, Mathias 5, Maria 4 und Frantz 1. Wi: 5 Rd. und 1 Wag.
35, Seifried, Anthon 43, aus Bruchhausen/Karlsruhe-Ba (?), seine Frau Magaretha 26, seine Kinder Catharina 12, Ignatz 7 und Maria 6. Wi: 11 Rd., 2 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. u. 1 Sprd.
36, Schilke, Gottlieb 38, seine Frau Anna 27, seine Kinder Carolina 4, Ferdinand 3 und Johann 1, sein Bruder Christoph 55.
37, Klems, Johann 21, seine Frau Rosina 20, seine Kinder Rosa 1 1/2 und Jacob 1. Wi: 22 Rd., 2 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag., u. 1 Sprd.
38, Conrad, Michael 47, seine Frau Christina 37, seine Kinder Sophia 13, Friedrich 9, Willhelmina 7, Christina 4 und Michael 1. Wi: 3 Pfd., 6 Rd., 1 Schw., 1 Pfl., 1 Wag. und 1 Sprd.
39, s. auch 23 Bauer, Johann 56, aus Leutershausen/Mannheim-Ba, seine Frau Catharina 46, sein Knecht Johann Bekel 22 Wi: 2 Pfd., 2 Rd., 3 Schw., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
40, Albsteiger, Karl 35, Schmied, seine Frau Dorothea 32, seine Kinder Willhelmina 5, Carl 4 und Ludwig 3. Wi: 5 Pfd., 15 Rd., 3 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag., 2 Sprd. und 1 Wbst.
41, s. auch 43, 47 Kraemer, Daniel 53, aus Menzingen/Bruchsal-Ba (?), seine Frau Eva 53, seine Kinder Ludwig 20, Christina 15 und Anna 13. Wi: 3 Pfd., 5 Rd., 3 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
42, Runge, Joseph 50, seine Frau Anna 25, seine Kinder Wilhelm 20, Daniel 16 und Rosina 2. Wi: 4 Pfd., 11 Rd., 5 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
43, s. auch 41 Kraemer, Daniel 21, seine Frau Dorothea 31, seine Kinder Carolina 4 und Friedrich 1. Wi: 2 Pfd., 6 Rd., 4 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
44, Kirchmeyer, Michael 31, seine Frau Anna 25, seine Kinder: Johann 6, Michael 3, Ferdinand 2, Anna 1, „Wirths Mutter“ Anna 61, Sohn Gottlieb 25 und Tochter Maria 20. Wi: 5 Rd., 3 Schw., 1 Pfl., 1 Wag. und 1 Sprd.
45, Walther, Adam 29, aus Kirchhardt/Sinsheim-Ba, seine Frau Catharina 30, seine Kinder Johan 3 und Jacobina 1. Wi: 2 Pfd., 4 Rd. und 1 Wag.
46, Littig, Phillip 37, aus Lemberg/Pirmasens-Pf, seine Frau Hendrietta 26, seine Toechter Mariana 8, Magaretha 5 und Catharina 2. Wi: 6 Pfd., 10 Rd., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
47, s. auch 41 Kraemer, Johann 30, seine Frau Regina 41, seine Kinder Beata 7, Regina 4 und Ferdinand 1. Wi: 2 Pfd., 8 Rd., 2 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
48, Beutelsbach, Jacob 41, Schneider, seine Frau Beata 24, seine Soehne Daniel 6, Michael 4 und Jacob 3. Wi: 1 Pfd., 8 Rd., 1 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
49, Pfeffer, Ulrich 39, seine Frau Catharina 27, seine Kinder Carolina 4 und Johann 3. Wi: 3 Pfd., 3 Rd., 1/2 Pfl. und 1 Wag.
50, Schwar(t)z, Paul 32, seine Frau Anna 33, seine Kinder Michael 10, Johann 6, Carolina 3 und Carl 2.
Wi: 2 Pfd., 18 Rd., 3 Schw., 1 Pfl., 1 Egg., 1 Wag. und 1 Sprd.
Summa: 133 männl., 113 weibl., 111 Pferde, 393 Rinder, 7 Schafe, 80 Schweine, 35 Pflüge, 35 Eggen, 50 Wagen, 42 Spinnräder und 6 Webstühle
Ortsplan der Gemeinde4

1 Abdruck in der Eureka Rundschau, Oktober 1917

2 1 Werst = 1,0668 Kilometer

3 1 Kron-Dessjatine (neu) = 2400 (Quadrat-)Saschen = 10.925,3975 Quadratmeter = 109,254 a ≈ 1,1 Hektar (ha)

1 Kron-Dessjatine (alt) = 3200 (Quadrat-)Saschen = 145,666 Ar = 1,457 ha

4 Ortsplan Heimatbuch der Russlanddeutschen 1960, p.46

5 Stumpp, K., Die Auswanderung aus Deutschland nach Rußland in den Jahren 1763 bis 1862. – Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland. 1973, p.880ff

6 Neuer Haus- und Landwirtschaftskalender für deutsche Ansiedler im südlichen
Russland. 45. Jahrgang (1913) Odessa : Nitzsche, 1913, p.123

Auswanderer nach Grusien 1842

Wie bereits berichtet, brachen 1816 die Harmonien der Gläubigen aus Süddeutschland nach Grusien auf. Nicht jeder wanderte nach dem erzwungenen Aufenthalt durch Kriege im Kaukasus aus dem Winterlager bei Odessa weiter, daher blieb ihre religiöse Strömung erhalten, welche immer wieder zu pietistischen Einflüssen innerhalb der Gemeinden führte. Als Sektenwesen von den Pastoren bekämpft, gab es auch einige, welche diese Tendenzen stützten. Der weitere Zuzug von Separatisten nach Taurien in die Kolonien Neuhoffnungstal, Neuhoffnung, Neustuttgart, Berdjansk und Orbeljanowka verstärkte den Drang, nach Grusien zu ziehen, um den vermeintlichen Bergungsort zu erreichen und auf die Wiederkunft Jesu Christi zu warten. Man hatte nicht nur der Juliane von Krüdener und der Kummerin vertraut und ihren Weissagungen, auch andere Religionsgemeinschaften bereiteten sich auf die Neuankunft vor. So berechneten die Adventisten den 22. Oktober 1844, selbst die Gläubigen im Iran unter Führung von Mirza Husain Ali Nuri erwarteten den Anbruch eines Zeitalters des weltweiten Friedens und der Gerechtigkeit, welches durch das kurz bevorstehende Auftreten des Verheißenen aller Religionen eingeleitet werde.

Um rechtzeitig an diesem Ereignis teilhaben zu können, machten sich auch aus Kolonien in Taurien Gläubige auf den beschwerlichen Weg nach Transkaukasien. Eine Liste der Ankömmlinge gebe ich hier wieder, die Schreibweise entspricht dem Original.

Gouvernment of Georgia, Nationalarchiv Georgiens, Fond 226/1/16

NameAlterAnmerkung
nach Marienfeld
Johann Georg Gakstetter35Gakstetter hat seine Wirthschaft abgegeben und ist Willens, wieder nach Rußland zurückzugehen, weshalb wegen seiner Ausschließung aus der hiesigen Seele-Zahl schon der Höheren Obrigkeit vorgestellt ist.
Frau Caroline Magdalene31
Söhne
Georg Friedrich8
Johann Jacob7
Töchter
Johanna12
Katharina5
Friederika3
Karolina Christinaalt. 2 Monath
Lorenz Gamper33
Frau Elisabetha32
Söhne
Philipp Jacob8
Georg6
Heinrich2
Töchter
Rosina12
Dorethea3
Joh. Adam Schmid62
Frau Maria57
Söhne
Gottlieb Karl26
Töchter
Christina Paullina23verheiratet an einen Soldaten in Achalzig im März 1816
Philipp Kübler40gestorben den 3. November 1849 in Tiflischen Krankenhause
Frau Magdalena50
Söhne
David10
Töchter
Christiana17
Elisabetha14
Maria12
Dorothea9
Michael Arnold21gestorben in Schamachi den 24. August 1844. war hier nie angenommen.
Frau Waldburga21verheirathet in Marienfeld an Georg Beker
Johann Georg Bühlmaier45gestorben den 28. Decb. 1847 in Tiflis.
Frau Christiana40verheirathet an Meyer 1te in der Kolonie Marienfeld, die Kinder sind  alle zu Georg Meyer zugeschrieben.
Söhne
Johann Georg Bühlmaier12
Johanes3
Töchter
Dorothea20
Friederike17
Louisa8
Neu Nassau
Jakob Lang
Weinau
Witwe des Konrad Pfezer
Kronsfeld
Jakob Weller
Tiefenbrunn
Tochter des Chistoph Cors
Alt Montal
Johann Zeug
Wasserau
Jakob Lehmann
Alt Nassau
Heinrich Geiger
Friedrichsfeld
Johann Buchmann u.d. ux
Kronsfeld
Jakob Weller58Wohnt in Tiflis ist willens nach Hause zu reisen weßhalb er ein Bilett zur Reise von der Tiflisischen Polizey vom 2ten Novb. 1850 No. 770 erhalten hat
Frau Rosina Barbaragestorben in Tiflis den 29ten Juny 1847
Tochter
Susanagestorben in Marienfeld den 11ten April 1849
Söhne
Christian23Reißte im Monat Oktober 1850 mit Paß nach Rußland
Johann Georggestorben in Mairenfeld den 25ten August 1849
Brischipp
Friedrich Gauss29Ist im Jahre 1846 in Tiflis angekommen
Wasserau
Jakob Lehmann22War im Schamacha angesiedelt nebst seubeb Eltern die da alle gestorben sindm, wobey auch die Papiere verloren gegangen sindm auf seine Bitte hat die Gemeinde ihre Einwilligung gegeben ihn nebst Schwester ich ihre Zahl mit zu zuzählung, zur Familie des Herrn Salzmann aufzunehmen weil er kein mIttel zur Rückreise hab.
Schwester Chatarina16
Neuhoffnung
Christian Beits43Angekommen in Nusha als Gärtner bey der Hohen Krone seit dem Jahr 1845 in Tiflis, wo er die Gemeinte gebeten hat nun aufzunehmen in ihre Zahl weil er nicht mehr wünscht zurück nach Rußland zu reisen, was ihm auch bewilligt ist.
Frau Wilhelmina37
Töchter
Rosina17Verheiratet in Tiflis an einen Russen Stephan Nachornoff, Gärtner des Fürsten Statthalters im Jahr 1850
ChatarinaCatharina geb. im Jahr 1838 gestorben im Jahr 1841 in Neuhoffnung in Rußland
Friederikageboren im Jahr 1843 in Tiflis gestorb. Im Jahr 1843 in Nucha inNeuhoffnung gestorb. Im Jahr 1843 in Nucha
Söhne
Benjamingeboren im Jahr 1841 in Neuhoffnung gestorb. Im Jahr 1843 in Nucha
Christiangeb. in Tiflis im Jahr 1845 gestorb. In Tiflis im Jahr 1847
Gesamtzahl noch lebend 5 männl. 3 weibl.
Colonie Tiflis der 16te Dezemb. 1850
nach Alexandersdorf
Neuhoffnungsthal Kreis Berdjansk
Jakob Heinrich20Vorstehender Jakob Heinrich ist, von der neuen Ansiedlung bei Schamachi zurückkommend, in der Kolonie Helenendorf gestorben den 17. Jan. 1744. Die Ehefrau kam nach dem Tode ihres Mannes hieher nach Alexandersdorf, wurde im Jahre 1845 in die hiesige Kolonistenzahl aufgenommen, und hat sich im Jahre 1848 wieder verheirathet an Johann Georg Buck dahier.
dessen Ehefrau Karolina Rau20
Vorstehenden Eheleuten sind zwar in Grusien zwei Kinder geboren, aber längst wieder Gestorben.
Neu Stuttgart
Albrecht Groß (alt)60Diese waren in Schamachi. Er kam im Jahr 1843 in hiesiger Colonie an die Frau ist gestorben in Nucha und Er nicht angenommen in hiesiger Colonie im Jahr 1844
Frau Catharina70
Albrecht Groß (jung)39diese Familie ist im Jahr 1843 von Schamachi, in hiesiger Colonie angekommen, Appolonia ist in Nucha gestorben im Jahr 1843, und diese Familie in im nehmlichen Jahre hier angenommen, die Frau ist selbigen Jahres gestorben, und die Tochter Walburga und Catharina, samt den Sohn, sind bey ihrem Vater.
Frau Magdalina31
Söhne
Albrecht14
Töchter
Catharina13
Walburga11
Appolonia1
Michael Arnold21Die Tochter ist gestorben in Schamachi, im Jahre 1842, nach diesem der Vater auch in Schamachi 1843, die Frau ist in hiesiger Colonie angenommen und verheirathet im Jahr 1844.
Frau Walburga37
Tochter
Catharina1
Johann Georg Bihlmayer46Diese Familie wurde bei Achalzig angesiedelt, nach iesem und im Jahr 1848 nach Marienfeld übersiedelt, Georg Bihlnayer starb in Tiflis in Jahr 1847. Die Wittwe hier angenommen und verheirathet, und die Kinder angenommenm und zur Wirthschaft zugetheilt.
Frau Christiane44
Sohn
Johann Georg13
Töchter
Christiana24Christiana ist gestorben in hiesiger Colonie in diesem Jahr 1850
Dorothea21
Friederika17
Louisa11
nach Abas-Tuman bei Marienfeld
Philipp Kübler39Diese Familie wurde bei Aas-Tuman angesiedelt und im Jahr 1848 nach Marienfeld übersiedelt. Philipp Kübler ist gestorben im Jahr 1849.
Frau Magdaline50
Söhne
David11
Töchter
Christiane18
Elisabetha15
Maria13
Dorothea10
Johann Adam Schmidt62Diese Familie wurde ebenfals bey Abas-Tuman angesiedelt, und im Jahr 1848 bey Marienfeld übersiedel. Die Tochter Christiana, ist bey Achalzig im Menneral-band verheirathet mit einem Soldaten
Frau Maria58
Sohn
Gottlieb27
Tochter
Christiana22
Neu Hoffnung
Johann Georg Gakstetter36Diese Familie wurde bey Abas-Tuman angesiedelt, und im Jahr 1848 bes Marienfeld übersiedelt. Gakstetter aber entsagt sich der Ansiedlung und hat bereits seine Wirtschaft enem anderen übergeben, und will mit siener Fammilie wieder nach Rußland zurück
Frau Caroline Magdalina32
Söhne
Georg Friedrich9
Johann Jakob8
Töchter
Johanna13
Catharina6
Friederika4
Neu Hoffnungsthaal
Lorenz Gamper34Auch diese Fammilie wurde bey Abas-Tuman angesiedelt und im jahr 1848 bey hiesiger Colonie übersiedelt
Frau Elisabethe33
Söhne
Philipp Jakob9
Georg7
Heinrich3
Töchter
Rosina13
Dorothea4
Colonie Marienfeld den 22ten November 1850
nach Katharinenfeld
Nach allen den, in der Form gefragten Kolonisten, ist der hießigen Gemeinde nichts bekannt. – Hingegen diese in Nro. 9-10 u. 11 – Christoph Raiser. Jacob Hottmann und Joh. Georg Rau. Sind nach der Form angezeigt. – Christoph Raiser seine Ehefrau und beide Kinder sind hier in einem Jahr 1847 gestorben, hernach wurde ehr im Jahre 1848. hier aufgenommen und im Jahr 1849 wurdeDomännenhof bestätigt. – Jacob Hottmann. lebt bis jetzt noch mit der ganzen Famile, und ist schon im Jahr 1843 hier angenommen worden. Joh. Georg Rau ist hier angenommen seit 1847 und auser diesen befindet sich kein Rußlandischer Kolonist in hiesiger Kolonie Katharinenfeld.
Neu Nassau
Jacob Lerch
Weinau
Wittwe des Konradt Pfetzer
Kronsfeld
Jacob Weller
Tiefenbrunn
Tochter des Christoph Kors
Alt Monthal
Johann Zeuy
Wasserau
Jacob Lehmann
Alt Naßau
Heinrich Geiyer
Friedrichsfeld
Johann Buchmann
Neustuttgart
Christoph Raiser30
Ehefrau Gottlieben34
Kinder
Johann Jacob10
Johann Christoph9
Neuhoffnungsthal
Jacob Hottmann42
Ehefrau Judith39
Kinder
Anna Maria17
Katharina16
Gottlieb14
Johanna9
dito Neuhoffnungsthal
Johann Georg Rau28
nach Helenendorf
Neuhoffnung
Gottlieb Heinrich55starb den 27ten Oktober 1843 in Schamacha.
Ehefrau Apolonia1845 hier angekommen
Sohn39
Jakob20starb hieselbst den 19ten Januar 1845
dessen Ehefrau Karoline26in Alexandersdorf angenommen
Gottlieb22starb hieselbst den 1ten July 1847
Christian14starb den 11ten Ok. 1843 bei Schmacha
Gottfried171845 hier angenommen
Friedrichsfeld
Wittwe Christiana Binder53beide hier angenommen im Jahr 1843
Sohn
Gottlob Binder18
den 22ten November 1850 Colonie Helenendorf
Friedrichsfeld
Alexander Binder38Welcher hier angenommen ist und Binder und seine Stieftochter sind gestorben und ein Sohn und seine zwei Stiefsöhne sind noch am Leben
und sein Weib Christiana57
und sein Sohn
Gottlob19
und sein Stiefsöhne
Adam Dinkel und31
Michael21
und Tochter
Christiana19
Alt Nassau
Franz MayerWelcher hier angenommen war, und ist gestorben er und zwey Söhne und eine Tochter
und sein Weib Margaretha45und sein Weib und zwey Töchter und ein Sohn sind noch am Leben
Söhne
Johann23
Karl12
Gottlieb10
Töchter
Anna25
Friederika19
Christina17
Weinau
Wittwe des Konrath PfetzerWelche hier angenommen sind und sind noch alle am Leben bis auf die Mutter tod er Wittwe Pfetzer welche ist gestorben
ihre Söhne
Christina29
Konrath25
Töchter
Margaretha27
Katharina24
Christina21
Dorothea19
Friedrichsfeld
Jakob Buschmann28welcher hier angenommen wurden im Jahr 1845 als er von Schamachi wider zurokgekommen
nach Annenfeld
Neu Nassau
Jakob Lerch36welcher ist angenommen worden in Jahr 1845 als er wider von Schamachi zurikgekommen, und sein Weib und sein Kind ist daselbst gestorben
sein Weib Margaretha26
Tochter3
Christina
Hochstädt
Heinrich Richter62Welcher hier angenommen ist Richter und seine Frau ist gestorben und ein Sohn und zwey Söhne sind noch am Leben
seine Frau Eva Margaretha59
seine Söhne
Heinrich Richter21
Johan25
Johann Georg22
Wasrau
Samuel Hinschel56Welcher war angenommen und der hießigen Kolonie, und ist gestorben samt Weib und eine Tochter Juljana.
sein Weib Elisabeth46
Sohn
Michael26Und sein Sohn namens Michael ist noch am Leben, welcher wieder nach Rußland zurik will,
Töchter
Juljana24
Elisabeth18Und die jüngste Tochter hat sich verheirathet in Tiflis an einen Soldat welcher auch wider zurik sey nach Rußland.
Kaiserthal
Friedrich Schatz35Welcher ist hier angenommen und ist noch am Leben. Er Sein Weib, und seine zwey Söhne und seine Tochter sind gestorben.
sein Weib Dorothea34
Söhne
Jakob4
Karl1
Tochter5
Maria
Prischipp
Baldus Dinkel47Welcher ist hier angenommen und ist nich am Leben sein Weib aber ist gestorben.
sein Weib Katharina34
Söhne
Michael24Seine zwey Söhne und seine Tochter sind auch am Leben.
Christoph17
Tochter
Maria19

Karlsruhe in Südrußland

 Von Dr. Wolfgang Treutlein


Knapp 100 Jahre, nachdem Fürstenlaune Schloß und Stadt Karlsruhe inmitten des Hardtwaldes hatte entstehen lassen, wurde viele tausend Kilometer vom badischen Heimatland entfernt ein zweites Karlsruhe gegründet. – Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die napoleonischen Kriege und Erpressungen in der deutschen Südwestmark bei vielen Bauern und Handwerkern den Entschluß reifen lassen, all der Not und Bedrückung durch Auswanderung zu entrinnen und sich in fremdem Land eine neue Heimat zu suchen. Als damals der Zar Alexander I. im Jahre 1804 einen Ukas erließ, in dem er deutsche Kolonisten zur Urbarmachung und Besiedlung der südrussischen Schwarzmeerprovinzen, die der Fürst Potemkin 1791 der Gewalt der Türken entrissen hatte, aufforderte, fiel dieser Aufruf deshalb in ganz Südwestdeutschland, in Nordbaden, Nordelsaß und der Südpfalz auf fruchtbaren Boden.

Scharenweise strömten trotz allen landesherrlichen Verboten die gequälten und durch fortdauernde Kriege und Einquartierungslasten verarmten Bewohner dieser Landschaften zusammen, um diesem verlockenden Ruf nach dem fernen Südrußland Folge zu leisten. Zu Fuß und zu Wagen ging es im Jahre 1808 donauabwärts bis Lauingen, von dort zu Schiff an Wien vorüber weiter durch Galizien bis zur russischen Grenzstadt Radziwilow. Dort wurde ein Monat lang gerastet, und dann der Weitermarsch nach den seit ungefähr 5 Jahren bei Odessa bereits bestehenden Liebentaler deutschen Kolonien angetreten, wo die Auswanderer den Winter über bei ihren Landsleuten Unterkunft fanden.

Den Kolonisten, die in Landwirtschaft und Handwerk erfahren sein mußten, – denn der Zar wollte von den Deutschen landwirtschaftliche Musterbetriebe als Vorbilder für seine Untertanen errichten lassen -, waren für sich und ihre „Nachkommen nicht geringe Versprechungen gemacht worden: Dauernde Befreiung vom Militär- und Zivildienst und von jeglicher Leibeigenschaft, Religionsfreiheit, Handel- und Gewerbefreiheit in ganz Rußland, Zollfreiheit bei der Einwanderung für Hausrat und Waren im Werte von 300 Rubeln. 10 Jahre Abgabenfreiheit und nach dieser Zeit Gleichstellung mit den russisch-kaiserlichen Untertanen“, Gewährung von Einrichtungszuschüssen, die vom 11. Kolonistenjahr an rückzahlbar waren, und vieles andere mehr. Jeder Ansiedler sollte 30-80 Deßjätinen (1 Deßjätine = 1.0925 Hektar) Land zur Bebauung erhalten, außerdem erhielt jeder Ansiedler von der russischen Grenze an in der ersten Zeit auf jeden Kopf seiner Familie ein Tagegeld von 10 Kopeken, dazu 100 Rubel zur Anschaffung von Zugvieh und Wagen und 35 Rubel zum Kauf einer Kuh, ferner in den meisten Fällen noch Hausgeräte.

Am 6. April 1809 brachen die deutschen Kolonisten unter Führung der deutschen Oberschulzen Franz Brittner aus den Liebentaler Kolonien auf, um von ihrem Neuland Besitz zu nehmen, das die russische Regierung am Flusse Beresan von einem Gutsbesizer Petro erworben Hier erlebten die Kolonisten sogleich eine bittere Enttäuschung: Von den versprochenen fertigen Häusern ihrer Kolonien war nichts zu sehen, nur einige Stapel Bretter und Balken kennzeichneten die Plätze, wo die Kolonien entstehen sollten. Die russische Regierung zeigte sich einer derartig umfangreichen Siedlungsaufgabe in keiner Weise gewachsen. Doch die deutschen Ansiedler verzagten nicht. Mit zähem Fleiß und unbeugsamem Willen bauten sie ihre Dörfer aus eigener Kraft. Krankheiten, die das ungewohnte Klima verursachte, und Ueberfälle räuberischer Kosakenbanden rafften wohl manchen Kolonisten allzu früh hinweg, aber die überlebenden Deutschen ließen sich durch all diese Schicksalsschläge nicht beirren. Das Land wurde gerodet und urbar gemacht, und schon nach einigen Jahrzehnten erhoben sich aus der ehedem unfruchtbaren Steppe Südrußlands blühende deutsche Dörfer inmitten fruchtbarer Gärten und Felder.

Das von der Krone den Ansiedlern verliehene Land gehörte der Gemeinde, die allein das Verfügungsrecht darüber besaß und die auf diese Weise auch darüber wachte, daß die Kolonien sich inmitten der mannigfachen Völkerschaften rein deutsch erhielten. Die Gemeinde wurde geleitet vom deutshen Dorfschulzen, von deutschen Richtern und Schreibern, und eine Anzahl deutscher Dörfer war jeweils zu einer Gebiets-(Wolost-) Verwaltung unter der Leitung einer selbstgewählten deutschen Oberschulzen zufammengefaßt, dem auch die eigene Gerichtsbarkeit im Wolostgericht unterstand.

Die Dörfer führten ihre Namen nach den Hauptstädten und Dörfern der alten südwestdeutschen Heimat: München, Rastatt, Karlsruhe, Speyer, Landau, Sulz, Worms und Rohrbach. Eines dieser Dörfer, die Namensschwester der badischen Landeshauptstadt Karlsruhe, wurde im Jahre 1810 in einem Seitental des Beresan, im Fuchstal (Leisitzaja Balka) angelegt. Es umfaßte 100 Jahre später im Jahre 1910 insgesamt 121 Hofstellen mit 1875 Seelen und besaß neben einer Gemeindeschule mit 8 Lehrern und 180 Kindern ein Progymnasium mit 220 Schülern und ein Waisenhaus. In dieser Kolonie Karlsruhe waren die verschiedenartigsten Handwerkszweige vertreten, auch einr Dampfmühle und verschiedene Windmühlen hatte der Ort aufzuweisen. Rings um das Dorf Karlsruhe, das von der 1884 im neugotischen Stil erbauten katholischen Kirche überragt wurde, dehnten sich blühende Obstgärten und Felder, Wald und sogar Weinberge, so daß es dort „Karlsruher Wein“ gab. Manche der deutschen Kolonisten hatten sich im Laufe der Zeit dass Fünfzigfache an Land zu dem Boden hinzuerworben, den ihnen der Zar verliehen hatte. Deutscher Fleiß und deutshe Tüchtigkeit hatten im Laufe eines Jahrhunderts in der Kolonie Karlsruhe ein reiches Gemeinwesen an einem Platze hervorgezaubert, an dem bei der Ankunft der Kolonisten nur zwei hohe schattenspendende Bäume gestanden hatten.

Es ist nun freilich nicht so, als ob sich in der Kolonie Karlsruhe vorwiegend Ausswanderer aus der badische Landeshauptstadt angesiedelt hätten. Für den ganzen Beresaner Kolonistenbezirk wird im Gegenteil in einem Verzeichnis, das der verdiente Erforscher des Deutschtums im Schwarzmeergebiet. P. C. Keller im „Deutschen Volkskalender auf das Jahr 1910“ (Odessa) gibt, – dem allerdings nur die katholischen Ansiedler berücksichtigt sind, – nur ein Ansiedler Albert Schnell in der Kolonie München genannt, der aus Karlsruhe im Großherzogtum Baden stammt. Die Kolonie Karlsruhe erhielt ihren Namen von den Badenern unter den ersten Kolonisten zum Andenken an die Landeshauptstadt der alten Heimat. P. C. Keller nennt als erste Ansiedler der Kolonie Karlsruhe 71 katholische Familien, von denen 49
aus Baden, 26 aus der Pfalz und 3 aus dem Elsaß stammen sollen. Nach den von ihm angegebenen Herkunftsorten stammen allerdings zwei Drittel der ersten Karlsruher Kolonisten aus der Pfalz (aus den Aemtern Landau, Germersheim, Bergzabern und Speyer), der Rest aus Baden (vor allem aus den Aemtern Rastätt, Ettlingen, Bruchsal, Heidelberg, Mannheim und Freiburg), aus dem Elsaß (Kreis Weißenburg und Hagenau, aus Hessen, Oesterreich usw.

An Familiennamen der badischen Kolonisten finden sich in diesem Verzeichnis von 1812 unter anderen folgende Namen: Förderer, Ily, Rastädter und Reisenauer aus Malsch bei Ettlingen, Höpfner aus Ettlingen, Kimmel aus Steinmauern, Bichler aus Obertsrot, Reuter aus Sulzbach, Weingertner auss Jöhlingen, Nagl aus Seckenheim bei Mannheim, Taffelt aus Ziegelhausen bei Heidelberg, Schwerer aus Freiburg, Drescher aus Zähringen bei Freiburg und manch anderer heute noch in Baden heimische Name.

So haben sich Familien aus der ganzen deutschen Südwestmark im fernen Südrußland zu gemeinsamer deutscher Kulturarbeit zusammengefunden und haben in fremdem Land eine neue Heimat geschaffen. Ueber all die Zeugnisse ihres unermüdlichen Fleißes und ihre Erfolge ist nun seit 2 Jahrzehnten die Schreckensherrschaft des Bolschewismus hereingebrochen (Karlsruhe gehört heute zum Rayon Karl Liebknecht), und wohl niemand kann heute mit Sicherheit sagen, wie die Nachkommen unserer Landsleute in der Kolonie Karlsruhe und in den anderen Dörfern des Beresaner Kolonistenbezirks ihr Leben fristen. Augenblicklich erfahren wir wieder von verzweifelten Aufständen in diesem südrussischen Gebiet gegen die irrsinnigen Zwangsmaßnahmen der Sowjets, die aus diesen blühenden Bauerndörfern Stätten des Elends und der grausigsten Not gemacht haben.

Unvergessen wird aber in der Geschichte der deutschen Auswanderung und der deutschen Kulturleistung im Ausland bleiben, daß die rund 60 000 Kolonisten, die im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in die weiten Steppen Südrußlands eingeströmt sind, dem russishen Reiche nicht weniger als 650 000 Hektar Steppenboden in fruchtbares Acker- und Gartenland verwandelt haben. Auch hier deutsche Leistung und Schicksal in der Fremde!


aus: „Heimat und Volkstum“, DAI Mikrofilm 007953036, Deutsche Dörfer in Russland, 1938

Kaisertal

heute Solota Dolyna / Золота Долина

Aus „1838 – 1913 Die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Kaisertal, Gouvernement Taurien, Kreis Melitopol, Wolost Eugenfeld) in den ersten 75 Jahren ihres Bestehens.” Jubiläumsschrift, herausgegeben im Verein mit mehreren Gemeindegliedern von J. Stach, Pastor. Verlag Eugenfeld“, Ergänzungen und Anmerkungen Jutta Rzadkowski

Die Ansiedlung

Die Kolonie Kaisertal wurde im Frühling 1838 von folgenden 49 Wirten angesiedelt:

Nr.Namen d. AnsiedlerWo geborenAus welcher Kolonie anges.?Wann gestorben?
1.Jakob KeckunbekanntKronsfeld1885
2.August BüschlerHoffental1889 zu Johannesruh
3.Christian FustWalldorf13.Sept. 1872, 61 J.
4.Christoph NagelTiefenbrunnunbekannt
5.Fredrich LinderLeitershausen
6.Karl UllrichKarlsruh10.Okt. 1864, 75 J.
7.Karl Wundersee1. Juli 1868, 62 J.
8.Michael BlochPolenTiefenbrunn25. Juni 1878, 77 J.
9.Gottlieb BüschlerunbekanntHoffental Vater v. Nr. 2.1885
10.Johann MaihöferFriedrichsfeld10.Nov.1864, 51 J. 8 Monate
11.Michael KirchmeierNeumontal1855
12.Philipp MeierLeitershausengest. bei Kertsch
13.Karl KühneDurlach26. Sept.1864, 50 J. 9 M.
14.Friedrich LeinichKronsfeldd. erste, der v. d. Ansiedlern starb 
15.Friedrich Schatzwand. n. Grusien aus
16.Karl MärtinsKarlsruh31. Juli 1876, 64 J. 8 M.
17.Gottlieb FöllReichenberg i. Württ.Reichenfeld14. März 1880,70 J
18.Johann FischerDeutschlandNeunassau2. Juli 1877, 60 J. 10 M., als Landb. i. Ebenfeld.
19.Gottlieb HeinunbekanntTiefenbrunnunbekannt
20.David RennerWeinau1863
21.Friedrich. DreherPrischib1846
22.Johann HesselReichenfeld1857
25.Christoph FreundReichenfeld1. März 1868, 50 J.
24.Alex. BurghardtJekaterinosl.Prischib29. Dez. 1889,77 J. 8. M.
25.Michael LörkeunbekanntRosental1887
26. .Karl SeelNeunassau26. Juni 1864, 55 J.
27.Jakob SchlechtSt.Petersh.Kronsfeld7. Febr. 1875, 64 J.
28.Gottlieb JekelunbekanntRosental1891
29.Adam EbingerHochstädt1855 in Okretsch
30.Friedrich SanneAltmontal12. Sept. 1888, 78 J. 7 M. 
31.Christian BalleKronsfeldunbekannt
52.Nikolaus EvaKarlsruh1861 
33.Michael BreitPrischib1854
34.Sebastian FöllSteinheim a. d. Murr in Wü.Karlsruh1. Aug. 1897, 91 J. 5 M.
55.Johann RuffunbekanntWeinauunbekannt
36.August ProbstAltmontal31. Mai 1882,72 J. 4 M.
37.Christian KonradRosental1885 
38.Friedrich GalsterPolenDurlach17. Apr. 1866, 65 J. 
39.Karl MärtinsunbekanntKarlsruh31. Juli 1876, 64 J. 8 M. 
40.Gottlieb ErsteinPrischibunbekannt
41.Georg MorgensternAltnassau
42.Johann ZiebarthPolenHochstädt30. Okt. 1892, 87 J. 
45.Johann FustunbekanntWalldorf18. Dez. 1866, 59 J.
4Christian HarwardtWeinau17. März 1891, 84 J. 7 M. 
45.Johann PolleStockholmKronsfeld14. Apr. 1884, 83 J. 3 M.
46.Gottlieb RufunbekanntWeinau29. Apr. 1872, 55 J. 
47.Jakob UllrichDurlach12. Nov. 1877, 57 J.
48.Johann WolfunbekanntFriedrichsfeld1855
49.Jakob WeberNeunassau1898
 Freiwirte:   
1.Joh. Andreas BeekGouv. St. Petersburg Karlsruh6.Aug.1867, 45 J. 3 M.
2.Georg MorgensternunbekanntAltnassauunbekannt
3.Friedrich SeelNeunassau
Abschrift DAI, Kommando Stumpp 1941

Alle Siedler aus den alten Mutterkolonien an der Molotschna waren junge Leute, die ohne Hof blieben und daher beschlossen, neues Land zu besiedeln. Nach langen Verhandlungen gab es Land von der Krone, jedoch keine weitere Unterstützung. Ein großes Problem war die Bedingung, dass die Siedler nicht ohne Kühe zur Ansiedlung aufbrechen durften, was Nachverhandlungen erforderte.

Die ersten Siedlungsjahre waren sehr schwer, zunächst wurden die Parzellen zu je 60 Dessjatinen (etwa 65 1/2 Hektar) festgelegt, man brach nach Ankunft 1838 das Land um, bestellte den Acker, grub einen Brunnen und baute sich einfachste Lehmhütten zur Unterkunft.

Das Land befand sich im Tal einer Hügelkette, die in späteren Jahren als „die alte Wertschaft“ bezeichnet wurde, hier befand sich zur Ansiedlung bereits ein altes Gebäude. Im zeitigen Frühjahr wurde dieses Gebiet aufgegeben und an seiner Stelle der heutige Siedlungsstandort gewählt.

Ein Teil der Siedler war gegen diesen Ort, weil ihnen eine Überschwemmung im Frühjahr durch den kleinen Utljuk-Fluss wahrscheinlich schien. So entschied der Dorfschulz, die Befürworter des Ortes sollen rechts siedeln, die anderen nach links, wobei sich die rechte Seite durchsetzte. So entstand das neue Dorf mit breiter Hauptstraße, rechts und links davon die Gehöfte mit ihren Gärten.

Warum das Dorf den Namen Kaisertal trägt, ist allerdings ungeklärt, sein russischer Name Золота Долина bedeutet „Goldenes Tal“.

Die Kolonie befand sich etwa 24 Werst südöstlich der Kreisstadt Melitopol, wobei 1 Werst = 1,0668 Kilometer entspricht. Um Bauholz zu beschaffen, musste man mit dem Ochsenkarren nach Iwanenko und Kamenka, eine Entfernung von 70 bis 100 Werst, Zimmermannsbretter mussten aus Jekaterinoslaw beschafft werden, über 200 Werst entfernt. Ebenso schwierig war der Weg zur Mühle in Schönwiese, in der Nähe der Stadt Alexandrowsk am Dnjepr, die rund 130 Werst entfernt lag, Getreidehandel fand in Berdjansk statt, ebenfalls rund 120 Werst entfernt. Daher gründeten die Siedler bereits im Jahr ihrer Ankunft ein Transportunternehmen.

Kleine Gemeindechronik

1838 war sehr verregnet, so verfaulte ein Teil der geringen Getreideernte, die Schilfdächer der Lehmhäuser stürzten ein. Nur mit größter Anstrengung gelang es den Siedlern, sich notdürftig auf den ersten Winter vorzubereiten, trotzdem wurden die Kinder unterrichtet, Carl Märtins (1811-1875), genannt „Krim-Märtins“, unterrichtete die Kinder gegen eine bescheidene Entschädigung der Gemeinde in seinem eigenen Haus, wo er Sonntags-, Fest- und auch Lesegottesdienste abhielt, da der Pfarrer die Gemeinde nur zweimal im Jahr besuchte, weshalb die zu konfirmierenden Kinder jedes Frühjahr nach Molotschna fuhren.

Da es zunächst weder eine Kirche noch eine Kirchenglocke gab, wurde ein hölzernes „Kirchenbüchel“ eingeführt, welches jeden Sonntagmorgen vor Beginn des Gottesdienstes von Haus zu Haus zirkulierte. Wenn das „Kirchenbüchel“ nicht ausgegeben wurde, fiel der Gottesdienst aus. Wer dem Gottesdienst fernblieb, zahlte 10 Kopeken Strafe. Um sich vor Raubüberfällen, wilden Tieren und Feuern zu schützen, gab es einen Nachtwächter- und Gerichtsvollzieherdienst, den jeder Wirt abwechselnd wahrnahm. Dazu übergab der diensthabenden Nachtwächter die eiserne „Gemeinschaftslanze“ und der Gerichtsvollzieher den hölzernen „Bürgermeisterhammer“ an den jeweils Beauftragten.

Der Gerichtsvollzieher ließ Bestrafungen durchführen, Männer wurden mit der Rute geschlagen, bei Diebstählen musste man mit den gestohlenen Gegenständen durch das ganze Dorf ziehen und die Männer riefen die Namen der gestohlenen Gegenstände. Für verbotenes Tanzen oder Streiche wurden die Jugendlichen mit gemeinschaftlicher Arbeit bestraft, wie dem Ausheben von Gräbern, dem Ausheben von Löchern für Zaunpfähle und so weiter.

Bereits 1839 kam der Lehrer Schill nach Kaisertal und 1840 wurde das erste Bet- und Schulhaus mit Lehrerwohnung gebaut, dringend notwendig, da es über 100 Schulkinder gab. Im gleichen Jahr wurde auf behördliche Anordnung die Anpflanzung von Obstbäumen vorgeschrieben. Bei einer Zählung 1864 hatte Kaisertal auf den 49 Höfen 6.300 Obstbäume und 86.522 in Waldstücken und Baumschulen gepflanzte Bäume und Setzlinge, eine enorme Leistung, wenn man bedenkt, nach dem Regenjahr folgten Dürren. Eine Missernte wechselte sich mit der nächsten ab, immer wieder musste um Hilfeleistung aus der Mutterkolonie Molotschna gebeten werden. Alles war vonnöten, Brot, Saatgetreide, Viehfutter und alles musste per Ochsenkarren herangeschafft werden, die Fuhrleute auf den langen Wegen hungerten ebenfalls, da in der Steppe keine Unterkunft zu finden war.

Die Enttäuschung der Siedler war groß und mancher entschloss sich, Kaisertal zu verlassen, die Abwanderung wurde jedoch 1843 behördlich untersagt, da mancher nach Grusien aufbrach, wo es seit 1818 deutsche Kolonien gab, die recht erfolgreich wirtschafteten.

Der Ackerbau erlitt weiterhin teilweise völlige Ernteausfälle (1848, 1855 nach Heuschreckenplage, 1863, 1864, 1871, 1873, 1887), man verfütterte die Strohdächer an das Vieh als Futter, nur die Schafzucht half über die Zeiten der bitteren Not. Trotz allem war der Fortschritt nicht aufzuhalten,

Um 1850 errichtete der Siedler Galster die erste Ziegelei und bald wichen die Lehmhütten massiven Gebäude aus gebrannten Ziegeln, zudem errichtete er die erste Putzmühle für das Getreide. Im Haus des Siedlers Maihöfer wurde ein Laden von einem Kondakower eröffnet.

Der Krimkrieg verlangte den Kaisertalern einiges ab, da vom 26. März bis 17. November 1855 in 54 Transporten 10.711 Kranken in ein eigens geschaffenes Lager gebracht wurden. Für den Krankentransport waren jeweils ein Beamter, ein Chirurg, ein Arzt oder Assistenzarzt und weiteres Hilfspersonal zuständig. Die Beerdigung verstorbener Soldaten erfolgte meist im Beisein von Offizieren.

Die durchreisenden Soldaten litten häufig an Typhus und Ruhr. Durch Infektionen verbreiteten sich die Krankheiten im gesamten Kaisertal und dadurch wurden etwa 10 Familien ihres Hausherrn und Versorgers beraubt.

Die Gemeinde spendete drei Waggons mit Kartoffeln und Hafer und beteiligte sich aktiv, oft unter Lebensgefahr, am Transport von Heu und Hafer von Sewastopol zum Einsatzgebiet. Auf einem solchen Transport kam der Kaisertaler Siedler Ebinger auf der Krim ums Leben.

Am 6. Oktober 1857 wurde die junge Frau Margaretha Föll abends auf dem Heimweg von einem Tanz am elterlichen Gartenzaun ermordet aufgefunden, der Täter nie ermittelt.4

Ein weiteres, besonders tragisches Unglück folgte am 1. März 1862. An diesem Tag sollte die Hochzeit von Christian Schatz und Katharina Wundersee stattfinden. Am frühen Morgen fuhren Braut und Bräutigam in Begleitung von 6 Personen zur Trauung in den etwa 60 Werst entfernten Pfarrort Hochstädt. Plötzlich kam von weit oben im Flusstal von Nowonikolajewka durch warmes Tauwetter und Schneeschmelze ein Hochwasser und der Wagenkasten wurde mit Wasser gefüllt. Es ertrank die ganze Gruppe zusammen mit den Pferden. Das Wasser, welches erst nach drei Tagen zurück ging, bedeckte sogar die Pferde so weit, ihre Köpfe wären auch dann bedeckt gewesen, wenn man sie hoch gehalten hätte. Die Namen der Unglücklichen lauten: Bräutigam Christian Schatz (*1840), Braut Katharina Wundersee (*1841), Daniel Föll, Katharine Galster (*1845), Bruder Jakob (*1844) und Schwester Rosina Schatz (*1842), darunter die beiden Fuhrleute Bruder der Braut Christian Wundersee (*1836) und Johann Gerbershagen (*1825).

Vorstehendes Brautpaar Christian Schatz und Katharina Wundersee ist mit den diesselbe begleitenden sechs Personen am 28 Februar 9 Uhr Vormittags in einem bedekten Wagen von Kaiserthal nach Hochstädt abgefahren um sich am 1 März in der hiesigen Kirche trauen zu lassen, allein sie kamen nur 20 Werst weit wo sie nahe bei dem Dorfe Schilowky in einem Thal zwischen zwei Dämmen in den, durch den schnellen Abgang der grossen Schneewasser des Gewässer schnell und hoch angeschwollen und gespannt war, sämtliche acht Personen ertrunken gefunden wurden.
Vorstehende drei ertrunkene Personen sub. No. 55, 56 und 57 sind nach gerichtlicher Untersuchung und Erlaubnis zur Beerdigung, von dem Schullehrer Ludwig Dieno ohne die Ankunft oder einen Auftrag des Orts Predigers abzuwarten, eigenmächtig auf dem Gottes Aker zu Kaiserthal zur Erde bestattet worden.
Beerdigt am 09.03.1862 Vorstehende fünf Personen sub. 58 bis No. 62 inclusive sind in Folge gerichtlicher Untersuchung und Erlaubniss zur Beerdigung eingesegnet und beerdigt worden auf dem Gottes Aker zu Marienfeld von dem Pastor Föll. Beerdigt am 10.03.18624

So kam es, dass dieser Tag zu einem jährlichen Bußtag innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland wurde, an dem niemand eine Hochzeit feiern durfte. Dieses Unglück war ein weiterer Grund für die Gründung der Eugenfelder Pfarrei.

Bereits in den Jahren 1858 und 1859 wurden wegen der Ernteausfälle der vergangenen Jahre zur Notversorgung ein Gemeindegetreidelager gebaut mit Vorrat an Brotgetreide zum Backen und Saatgut. Dieser Vorrat war auch deshalb notwendig, da die Gemeinde jährlich 60 % des geernteten Getreides zur Zahlung von Sachsteuern abgeben musste. So erhielt der Pferdeinspektor 7 ½, derSchullehrer 18 ½, die Hirten 30 und die Nachtwächter 4 Tschetwert (1 Tschetwert enthält rund 210 Liter Getreide). Aus Steuern und Pachten der Gemeinde erhielt der Lehrer 140 Rubel und 3 Dessj. Land, der Pfarrer 100 Rubel, der Bürgermeister 50 Rubel, der Arzt 25 Rubel und die Hirten 150 Rubel für ihre Arbeit.

Gegen Ende der 1850er und zu Beginn der 1860er Jahre begann das Handwerk zu blühen, ging jedoch kurze Zeit später wieder zurück, da die Handwerker nicht mit den Anforderungen der damaligen Zeit durch die Gründung von Fabriken Schritt halten konnten, so blieb ihnen überwiegend der Wagenbau und andere einfache Arbeiten. Im Allgemeinen fehlten den Handwerkern zudem die Kenntnisse über den Bau und die Verwendung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte. Jeder, egal wie unfähig, hatte das Recht, sich Meister zu nennen und mit dem beruflich fähigen Arbeiter zu konkurrieren, die bestehenden Gesetze waren für die Handwerker damals insgesamt sehr ungünstig. Entsprechend dominierten die Hersteller landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen der Mennonitengemeinde den Markt.

Zu dieser Zeit wurde auch der Maisanbau eingeführt, da er das Land für den Getreideanbau verbesserte und Ernteausfälle kompensierte. Seit Mitte der 1860er Jahre wurde zudem der Weizen nicht mehr nach Berdjansk gebracht, sondern nach Genitschesk.

Es erfolgte die Gründung eines Männergesangsvereines 1864, der 1914 sein 50. Jubiläum feierte.

Der Grundstein für den Neubau eines Schul- und Bethauses aus gebrannten Ziegeln wurde 1866 mit der Einweihung während des Reformationsfestes am 23. Oktober gelegt. Dieses Schulhaus war lange Zeit das größte der Pfarrei, so dass fortan Konfirmationen und große Pfarrgottesdienste in Kaisertal abgehalten wurden.

Mit öffentlichem Rundschreiben vom 21. Mai 1869 unter Nr. 5393 teilte man den den Dorfämtern mit, das sie es sich zur Aufgabe zu machen haben, den Unterricht in den Dorfschulen zu verbessern und die jungen Leute mit zeitgemäßem Wissen für das zukünftige Leben auszustatten; durch den Einsatz von Lehrkräften, die ausschließlich in diesem Bereich kompetent sind und keinem anderen Nebenziel nachgehen dürfen. Es gab gut gemeinte Anregungen an Geistliche und Lehrkräfte zur freiwilligen Umsetzung und vor allem eine Verlängerung des Schuljahres, bisher war nur im Winter Unterricht, nun sollte am Ende der Frühjahrssaat bis Ende Mai und dann Mitte oder Ende August erneut der Unterricht beginnen. In den 1870er Jahren wurden Heinrich Fust, Friedrich und Gottlieb Polle an die Prischiber Zentralschule geschickt.

Zu Beginn der 1870er und frühen 1880er Jahre konnten erstmals größere Flächen mit Winterweizen eingesät werden, da man nun den sächsische Pflug und den Spindelmäher verwendete. Jedoch verlief der Beginn der 1870er recht unerfreulich, 1871 wurden die Kolonien der Gemeinden Prischib und Hochstädt von verheerenden Bränden heimgesucht, die Ernte war nicht nur sehr schlecht, die Getreidepreise auch extrem niedrig.

Spindelmäher (Haspelmähmaschine)

Im September 1871 waren Wahlen, am 20. September wurde Friedrich Leinich, ursprünglich Kaisertaler Kolonist, vom Pfarrer als erster Oberbürgermeister (Oberschulz) des Regierungsbezirks Darmstadt vereidigt.

Dann wütete 1872 in Mordwinowka und Umgebung die Cholera, der Herr Cornies vom Gut Taschtschenak und der Kaisertaler Kolonist Christian Fust zum Opfer fielen und 1873 kam es zu einem erneuten totalen Ernteausfall.

Die Unglücke wollten nicht abreißen, am 27. Februar 1875 verfing sich der sechzehnjährige Christian Renner beim Schmieren der Mühle mit seiner Kleidung im Zahnrad und kam ums Leben. Ein Jahr später kam in derselben Mühle ein russischer Mühlenarbeiter auf ähnliche Weise ums Leben. Masern und Diphtherie traten 1877 auf. Am 15. Januar 1877 wurden drei Kinder begraben, am nächsten Tag zwei weitere. Die Diphtherie-Epidemie endete erst 1879, in vielen Familien starben alle Kinder.

Am 3. Dezember 1875 wurden die Militärrekruten in Melitopol vereidigt und am 12. Dezember nahmen sie an der Heiligen Kommunion im Eugenfelder Schulhaus teil. Christian Freund, Johann Keck, Daniel Märtins, Christian Probst, Karl Seel, Johann Renner, Jakob Ruf und Karl Weber. Johann Renner traf es doppelt schwer, da er mit Magdalena geb. Burghardt bereits verheiratet war.

Diese erste Rekrutierungsaktion hinterließ bei allen deutschen Kolonisten einen tiefen Eindruck, da sie nun ihre Söhne für sechs lange Jahre als Soldaten abgeben mussten, die schrecklichen Erinnerungen an den Krimkrieg waren noch allzu präsent.

Im Jahr 1878 brach die Rinderpest aus, sodass im ganzen Dorf nur noch 13 Rinder überlebten, die arg gebeutelten Bauern wurden erneut 1882 durch auftretende Rinderpest schwer getroffen.

Pastor Stach schreibt, am 22. Mai 1883 wurde das Schulhaus Kaisertal zur Krönung Seiner Majestät Kaiser Alexander III. und Ihrer Majestät Kaiserin Maria Fjodorowna genutzt.8 Tatsächlich fand die Krönungsfeierlichkeiten des Kaiserpaares am 27. Mai 1883 in der Moskauer Mariä-Entschlafens-Kathedrale statt. Daher ist anzunehmen, es handelt sich um eine Feier der Gemeinde anläßlich der Krönung. Am 29. Oktober desselben Jahres fand die Feierlichkeit zum 400. Geburtstag von Dr. Martin Luthers statt.

Der 1886 gegründete Waisenfond zur Unterstützung der Waisenkinder erhielt im Zuge der besseren Jahre mit guten Ernten beträchtliche Mittel zur Versorgung. Natürlich gab es nach und nach auch einen verfeinerten Lebensstil, vor allem in Bezug auf Kleidung und Dinge des Hauses, aber auch in der Bildung, es stieg die Zahl der Abonennten des St. Petersburger Sonntagsblattes, der Odessaer Zeitung und vieler anderer Blätter.

Im Jahre 1886 wurde zudem eine neue Talsperre errichtet, leider ertrank hier am 11. Juni 1891 der Familienvater Daniel Freund beim Schwimmen. Bereits im alten Damm ertranken einige Kaisertaler (Friedrich Kirchmeier, Linder und andere). Nikolai Föll ertrank 1905 im Alter von neun Jahren, im selben Jahr, in dem sein Bruder von einem Dreschstein erschlagen wurde. Eine Tochter Ludwig Märtins, Rosine, ertrank zweijährig 1880 in einem Fass. Ein Sohn von Karl Beck, Johann, fiel 1874 einjährig in einen Brunnen und ertrank. Die Jungfrau Margaretha Beck wurde aus Unachtsamkeit von einem Jugendlichen erschossen (Mischlinsky). Beim Holztransport aus Akimowka kam Heinrich Fröscher, Sohn von Martin Fröscher, ums Leben. Frau Schwitzgäbel starb an Tollwut.

Im Jahr 1887 gab es eine derart schlechte Ernte, die Hungersnot groß, allein in der Gemeinde Eugenfeld wurden 167 Menschen bestattet, was etwa 50 % über der Norm lag, in Kaisertal starben 14 Kinder, als Folge der Schwäche, an Diphtherie, in einigen anderen Gemeinden sogar noch mehr. Daher wurde die Grünbrache1 eingeführt, um den Boden in der Fruchtfolge zu entlasten und zu verbessern, 1888 konnte man erstmals eine überdurchschnittliche Ernte von 12-16 Tschetw. pro Dessjatine einfahren, in den 1890er Jahren folgte der Einsatz von Schwarzbrachen2. Als die Dreschmaschine, der Bündelbinder (Garbenbinder), Naphta-Motoren und Federzugwagen in den Dienst des Bauern gestellt wurden, stiegen nicht nur die Erträge, leider auch die Preise für Ackerflächen, weshalb man begann, außerhalb der örtlichen Gemeinschaft Land anzukaufen. Johann Fischer war der erste Kaisertaler Siedler, der bereits 1859 Außengrundstücke erwarb in Ebenfeld, nahe des Bahnhofs Rykowe im Kreis Melitopol. So wurde er ein Mann von beträchtlichem Vermögen und seine Söhne und Enkel Großgrundbesitzer.

Im Spätherbst 1893 erhielt die Kirchengemeinde die Genehmigung zum Bau einer Pfarrkirche, die Einweihungsfeier der Kirche fand am 12. April 1895 statt.

Wie in den Anfängen der Errichtung der Gemeinde befürchtet, kam es in Kaisertal zu zahlreichen Überschwemmungen. Die größte ereignete sich am 24. Mai 1897, verursacht durch einen Wolkenbruch. Dadurch stürzten acht Häuser völlig ein und elf weitere wurden baulich so beschädigt, dass sie durch
neue ersetzt werden mussten. Für die Geschädigten wurde am 13. Juni im Rahmen der Einweihung der neu erbauten Pfarrkirche auf Betreiben des damaligen Bezirksarztes eine Kollekte in Höhe von 90 Rubel gesammelt.

Am 27. September 1898 wurde der Kaisertaler Leseverein mit 20 Mitgliedern gegründet, wodurch eine kleine Bibliothek mit 521 gebundenen Exemplaren entstand und es wurden neue Lehrer angestellt, daher unterrichteten 1899 drei Lehrer.

Im Jahr 1900 wurde die örtliche Konsumgenossenschaft „Soglasstje“ gegründet, sie eröffnete den Bau des großen Lagers und Wohnhauses für die Mitarbeiter am 4. August 1910. Den größten Verlust erlitt die Genossenschaft durch den Tod des Mitarbeiters Friedrich Mann, bei dem die Genossenschaft aus Kulanzverpflichtung seiner Familie 1.500 Rubel zahlte. Alle Mitarbeiter waren deutsche Staatsangehörige, das heißt die drei Geschäftsführer, fünf Buchhalter, 12 Verkäufer und Auszubildende, drei Hilfskräfte. Zwei Personen starben bis 1913 während ihrer Arbeit in der Genossenschaft.

1903 entstand ein Jugendverein, aus dem 1906 die Blaskapelle mit 16 Blechblasinstrumenten hervorging mit über 1.000 Rubel Vereinskapital.

Im November 1904 wurden für den Russisch-Japanischen Krieg die Heeresreserven einberufen und natürlich auch die Unteroffiziere der Infanterie. Jedes Dorf musste zulassen, dass einige seiner Bewohner eingezogen wurden, von denen die meisten verheiratete und unabhängige Bauern waren. Aus Kaisertal: Karl Burghardt, Friedrich Lörke, Jakob Ullrich, Friedrich Föll, Friedrich Breit, Christian Ullrich, Johann Polle, Heinrich Lörke, Friedrich Propst, Friedrich Beck, Jakob A. Propst, Philipp Propst, Jakob F. Propst . Außer den beiden Jakob Propst sah niemand einen aktiven Kampf. Einige von ihnen erlebten jedoch in verschiedenen Städten den ganzen Schrecken der Revolution.

1905 wurde das bestehende Schulhaus in ein geeignetes Gebäude mit drei Räumen umgewandelt: das Klassenzimmer, ein Zimmer für den Lehrer und ein Korridor für die Schüler, nun gab es Platz für 160 Schüler. Im selben Jahr wurden einstimmig 100 Rubel für Unterrichtsmaterialien bereitgestellt und eine deutsche Schulbibliothek gegründet

Bald darauf wurde ein extra Wohnhaus für den Lehrer mit Studentenwohnheim gebaut. Verantwortlich für den Bau dieses Gebäudes waren die Kaisertaler Siedler Philipp Kirchmeier, Johann Fust und Johann Lutscher. Viele Mitglieder der Kaisertalgemeinde waren Mitglieder der Eugenfelder Schulgesellschaft. Aus diesem Verein entstand 1907 eine Landwirtschaftsschule, an der Kaisertal maßgeblich beteiligt war, so spendeten etwa 15 Personen an die 20 Dessj. Grundstücke, Ehren- und Lebensmitgliedschaften wurden gezeichnet, über 800 Wagenladungen Baumaterial wurden unentgeltlich zur Verfügung gestellt und darüber hinaus wurde mit Hilfsgütern aller Art und Weise unterstützt, Mitglieder übernahmen die Führung beim Materialtransport, bei der Bauleitung, der Ressourcenbeschaffung usw.

Eine Reihe von sehr armen Familien wanderten 1906 und 1907 nach Sibirien aus. Sie erlebten auch dort viele Misserfolge, daher gab es zahlreiche private und kirchliche Spendensammlungen, um sie zu unterstützen.

Zum 75. Jahr der Gründung der Gemeinde wurde 1907 eine kostenlose, beheizten Unterkunft mit Stall für Reisende geschaffen. Es besuchen drei Jugendliche die Hochschule, zwei in Theologie: J. Föll in Dorpat und G. Breit in Basel; G. Weber am Riga Polytech. In der Mittelschule und speziell in den oberen Klassen gab es sechs junge Männer; in Zentral- und Landwirtschaftsschulen 10 Schüler. Der erste Kaisertaler Kolonist und zugleich der erste aus dem Kreis Eugenfeld, der das Gymnasium abschloss, war Jakob Jak. Bischler. Augustine Renner war die erste weibliche Schülerin, die in der Mädchenschule eingeschrieben wurde, da die Bildung von Frauen im Allgemeinen wenig Interesse fand.

1913 lebten in Kaisertal in 66 Häusern 100 Familien mit insgesamt 585 Seelen. 55 Familien waren in der Landwirtschaft tätig, 13 Familien waren Handwerker. Die Gemeinde hatte einen Viehbestand von 535 Pferden, 220 Kühen, 28 Hornrindern und 290 Schweinen.

Ein Kaisertaler: Pfarrer Johann Christian Föll

Pfarrer Johann Christian Föll 5

Pfarrer Johann Christian Föll (*30.10.1891 Kaisertal 24.1.1976 Altenheim Faberschloss, Schwarzenbruck, Bayern, BRD) wurde im August 1918 zum Pastorengehilfen für Eigenfeld ordiniert, betreute dann ein Jahr lang die Gemeinde zu Kronau, war 1919-1930 Pfarrer im Kirchenspiel Grunau und wurde im Oktober 1930 verhaftet, sein Leidensweg wurde in einem Buch veröffentlicht6.

Pastor Johann Föll hatte sich noch 1928 auf der Generalsynode in Moskau eines merkwürdigen Gefühls nicht erwehren können, als er feststellte, daß er der einzige Pastor unter den Synodalen war, der bis dahin noch nicht zu einem Verhör bei der GPU vorgeladen gewesen war. Im Oktober 1930 wurde er verhaftet und brachte drei Monate im Gefängnis seines Heimatortes zu. Wenn er zum Verhör geführt wurde, gingen Polizisten mit gezogenen Pistolen vor und hinter ihm, um seinen Gemeindegliedern Furcht und Schrecken einzujagen. Die weiteren Leidensstationen — wir schildern sie stellvertretend für viele andere Schicksale — waren: drei Monate schwere Verhöre mit schlaflosen Nächten in Stalino, zweieinhalb Monate in einer Todeszelle im Gefängnis von Artjemowsk, anderthalb Monate Transportgefängnis in Charkow und ein halbes Jahr im Sowjos der GPU bei Charkow, dann drei Monate schwere Waldarbeit im Besserungslager in Potjma. Im Februar 1932 wurde Föll – nach einer 16tägigen Fahrt in einem Transport mit 500 Geistlichen und Mönchen – in Mariinsk im Gefängnis und auf einer Gemüsefarm zur Arbeit eingesetzt. Schon einige Wochen später setzte sich die unfreiwillige Wanderschaft fort: zum Bau des Weißmeerkanals bei Murmansk, schwere Arbeit bei ständig gefrorenem Boden. Nach einigen Monaten leichterer Arbeit wurde er in ein Moskauer Gefängnis gebracht und wiederum anderthalb Monate später, im Januar 1933, nach Deutschland ausgewiesen. Er war einer der wenigen, die der Hölle der Lager und Gefängnisse entkommen konnten.

Und siehe, wir leben! : Der Weg d. evang.-luther. Kirche Russlands in 4 Jh. Johannes Schleuning ; Heinrich Roemmich ; Eugen Bachmann. Mit e. Geleitw. von Ernst Eberhard;Martin-Luther-Verlag 1977

Es gelang Pfarrer Föll, gemeinsam mit seiner Frau Hildegard Margarethe Lindenberg, im Februar 1933 nach Pfersdorf bei Hildburghausen,Thüringen zu kommen, dort war er Pfarrer bis 1949, (1940 – 1945 Kriegsdienst)7, danach bis 1956 Pfarrer in Waldbach (Baden-Württemberg).

Was vermutlich weniger bekannt sein dürfte , ist seine nicht minder gebildete Familie mütterlicherseits.

Bischler Nachkommen

Christiane Bischler (1865-1933) ehelichte Johann Christians Vater Daniel (1863-1937) im Jahre 1886. Bekannt sind noch neun Geschwister von Johann Christian.

Seine mütterlichen Großeltern Jakob Pischler (1842-1885) und Elisabeth geb. Lutz (1843-1903) – die Schreibweise variierte in den Jahren nach der Einwanderung zu Büschler und Bischler – hatten elf bekannte Kinder.

Der Bruder seiner Mutter, Jakob (*1866), verehelicht mit Sophie Kübler (*1873, uneheliche Tochter des Michael Luessi), war Vater von Dr. med. Robert Bischler (1895-nach 1952). Dieser studierte zunächst in Dorpat (1914–1918) und promovierte an der Universität Breslau im Jahre 193112. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges hatte er in der Waldenburger Freiburger Str. 15a eine Arztpraxis (Schlesien). Im Adressbuch irrtümlich als Norbert Bischler ausgewiesen.13

Nach Kriegsende war er in Baden-Württemberg, seine Spur verliert sich 1952.

Foto aus der Studentenakte der Kaiserlichen Universität Tartu EAA.402.1.2485

Eine weitere interessante Persönlichkeit war Elsa Amalie Rosenstein (1907-1987). Elsa wurde als Tochter des u.a. in Odessa tätigen estnischen Arztes Dr. med. Waldemar Engelhard Rosenstein (1865-1946) und der Kaisertalerin Eugenie Bischler (1881-nach 1956) in Kronau geboren.

Elsa war eine der bekanntesten estnischen Silur-Fossilienwissenschaftler der 1930er Jahre und verfasste neben Artikeln zu Fosslilienfunden mehrere Werke im Bereich Geografie und Geologie. Es gibt Fossilien, die ihr zu Ehren benannt wurden.

Um Juni 1944 verließ sie Tartu und ging auf der Flucht vor der Roten Armee nach Freising in Bayern, studierte dort Medizin und eröffnete eine Privatpraxis. Ihre Mutter lebte zuletzt bei ihr, sie starb ledig.14

Elsa Amalie Rosenstein 194815

Ein weitere Verwandter ist Dr. phil. August Bischler (1865-1957), mit Pfarrer Johann Christian Föll über beide Eltern verwandt, da dessen Vater August WiIhelm Pischler (*1844) mit Christine Föll (*1845) verehelicht war.

Die Familie lebte in Karlsruhe (Taurien), er studierte zunächst in Charkow, dann in Genf in der Schweiz. Hier promovierte er mit der Schrift“Condensationsproducte aus Basen der Papareihe mit Paranitround Metanitrobittermandelöl“ (VZU 1451), war 1893-1899 PD für Chemie in Zürich, später in Basel und wurde 1924 in Genf eingebürgert.16 In späteren Lebensjahren war er in der Industrie tätig.

Nachruf aus der La Tribune de Genéve vom 27.5.1957 Nr. 123

Dessen Sohn Prof. Dr. Wladimir Bischler (1899-1962) wurde ein bekannter Arzt und Psychologe, der neben eigenen Werken auch Arbeiten anderer Wissenschaftler und Mediziner aus dem Französischen ins Deutsche übersetze.

Nachruf aus der La Tribune de Genéve vom 29.3.1962 Nr. 75

Die Tochter Dr. med. Vera Bischler (1902-nach August 1974) war eine bekannte Schweizer Augenärztin.

Ebenso unvergessen ist Dr. med. Wilhelm Vogel (1894-1965). Er verbindet nicht nur über seine Mutter Catharina Pischler/Bischler (1855-1904) die gemeinsamen Bischler Vorfahren, sondern ist durch Eheschließung mit Else Melitta Vohrer (1900-1951) ein Mitglied der Vohrer-Familie aus Helenendorf geworden.

Dr. med. Wilhelm Vogel wurde in Johannistal geboren, verließ durch Eintritt in das Deutsche Heer 1918 seine Heimat und begann 1919 an der Universität Tübingen Medizin zu studieren, mit der Absicht, Zahnarzt zu werden. Die Lage war für den von der Heimat abgeschnittenen Studenten ausserodentlich schwer, auch das DAI konnte ihn zuletzt aus dem erschöpften Studienfond nicht mehr unterstützen. Trotz der widrigen Umstände gelang ihm der Abschluss, er praktizierte in Berlin. Nach dem Tod seiner Ehefrau gab es 1957 eine weitere kurze Ehe, welche geschieden wurde.

Immatrikulation 1919/1920 der Universität Tübingen17

Sein Sohn Dr. med. Heinz Gerhard Vogel (1926-2016) wurde ein bekannter und beliebter Psychiater in Madison, USA. Er hinterließ vier Kinder und drei Enkelkinder.18

Ruf – Ruff

Zwei weitere studierte Kaisertaler waren die Brüder Eduard Ruff (1891-1938), der Philologie studierte, eine Vorraussetzung, um als Lehrer im höheren Schuldienst arbeiten zu können, und Dr. med. Heinrich Ruff (1895-1981). Er studierte in Tartu, Tübingen und Halle19, und war Chefarzt in Braunschweig, in der heute noch bestehende Frauenarztpraxis am Steintorwall 21. Ein Sohn wurden ebenfalls Arzt in der Praxis am Steintorwall, einer Architekt, zudem hatte er noch eine Tochter.20

Akte des Heinrich Ruff, UAT 258/15629 1918-192119

Eduard Ruff, Foto aus der Studentenakte der Kaiserlichen Universität Tartu EAA.402.1.2337021

Einigen der folgenden weggezogenen Kaisertalsiedler gelang es, erheblichen Wohlstand zu erreichen:

Daniel und Johann Keck; Johann, Friedrich und August Fust; Friedrich Banns und Söhne; Christoph Nagel; Jakob und Karl Wundersee; August Bischler mit seinen Söhnen Gottlieb, Christian, August, Friedrich, Karl und Jacob; Friedrich Bischler und seine Söhne August, Jakob, Friedrich und Johann; Jakob Bischler und sein Sohn Jakob; Philipp Kirchmeier mit seinen 6 Söhnen; Friedrich und Karl Kühne; Friedrich Leinich; Andreas und Lorenz Meier; die Brüder Friedrich, Gottlieb, Jakob, Johann und Ludwig Märtins; Philipp Dreher mit seinen Söhnen Friedrich, Jakob und Philipp; Christian Renner; Friedrich Hessel und seine 5 Söhne; die Brüder Christoph, Johannes und Christian Freund; die Brüder Karl und August Burghardt; die Brüder Karl, Christian, Johann, Daniel, Heinrich und Wilhelm Lörke; Wilhelm Lörke und Christian Lörke; die Brüder Johann, Friedrich, Jakob und Karl Seel; Johann, Karl und Samuel Hessel; die Brüder Friedrich und Christian Schlecht; die Brüder August, Daniel und Friedrich Jäckel; Karl, Friedrich, Joseph und Jakob Galster; Friedrich Sanne und sein Sohn Johann; die Brüder Johann, Gottlieb und Heinrich Renner; Wilhelm Polle mit seinen 5 Söhnen; die Familie Eva; Johann Breit; Johann Föll; Christian Fust; die Familie Propst; die Familie Konrad; die Brüder Christian und Heinrich Fust; die Familie Erstein; Johann Ebinger; die Familie Morgenstern; Friedrich und Johann Ziebarth; die Brüder Christian, Johann, Jakob, Friedrich, Gottfried und August Harwardt; die Brüder Martin, Gottlieb und Johann Ruf; die Brüder Jakob und Friedrich Ullrich; Gottlieb Burghardt.

bekannte Namen ehemaliger Lehrer mit Jahr der Anstellung in Kaisertal:

  • Karl Märtins (1838-1839)
  • Schill (1839-1840)
  • Ruhmann (Ausländer) (1840-1841)
  • Dino (1841-?)
  • Kneib (?)
  • Wild (?)
  • Rheinländer (Ausländer) (1855-1856)
  • Dino (1856-1863)
  • Karl Hoffmann (1863-1868)
  • Pade (1868-1869)
  • Mahnsey (1869-1878)
  • Eduard Beck (1878-1883)
  • Immanuel Fröscher (1883-1887)
  • Julius Mensch (1887-1890)
  • August Hoffmann (1890-1894)
  • Gottlieb Gellert (1894-1898)
  • Johann Jedig (1898-1907)
  • Wilhelm Nass (ab 1907)

Bürgermeister mit Amtsjahr waren:

  • Karl Märtins (nicht dieselbe Person wie der erste Lehrer Karl Märtins),
  • Philipp Meier,
  • Johann Fischer,
  • K. Märtins,
  • Christian Fust, während dessen Amtszeit eine Zahlung für das Amt von 19 Rubel und 28 ½ Kopeken eingeführt wurde
  • Gottlieb Föll (1855),
  • Christian Konrad (1857-58),
  • Johann Fust (1859-60),
  • Alexander Burghardt,
  • Jakob Weber,
  • Jakob Renner, Sr.,
  • Daniel Breit (1867-68),
  • Jakob Leinich (1869-70),
  • Karl Föll (1871-72),
  • Jakob Bischler Sr ., (1873-74),
  • Wilhelm Polle (1875-76),
  • Jakob Hartwig (1877-78),
  • Johann Föll (1879-81),
  • Friedrich D. Breit (1882-84),
  • Friedrich Burghardt (1885-87),
  • Johann Ullrich (1888-90),
  • Jakob Renner (1891-93),
  • Philipp Kirchmeier (1894-96),
  • Jakob Bischler Jr., (1897-99),
  • Christian Polle (1900-02),
  • Johann Renner,
  • Daniel Föll,
  • Christian Seel,
  • Johann Kühne,
  • Christian Föll,
  • Heinrich Renner ,
  • Karl Burghardt.

Älteste der Kirche mit Amtsjahr waren:

  • Johann Fischer,
  • Johann Fust,
  • Sebastian Föll,
  • Gottlieb Föll,
  • Alexander Burghardt (1869-?),
  • Daniel Breit ?-1877 (langjähriger Kirchenvorstand, dessen Amt einst vom Amt des Kirchenältesten getrennt war, später ein einziges Amt),
  • Jakob Renner 1878-80 und 1887 bis 1889,
  • Karl Föll 1881-1883 und 1890-18892,
  • Wilhelm Polle 1884-86,
  • Johann Ullrich 1893-1902,
  • Jakob Renner Jr. 1903,
  • Friedrich Breit 1904-1905,
  • Daniel Föll 1906-1908,
  • Christian Polle (1909 bis 1909)

Pfarrer10/11 mit Amtsjahr waren:

  • Hugo Rudolf Woldemar Plohmann, *29. November 1833 in Ponjewesch (August 1863 – 21. Juli 1874)
  • Jojakim Tschachmachsjanz, *17. August 1841 Baku 1913 Orenburg (28. September 1875 – 10. Februar 1882)
  • Karl Christian Marian Schott, *19. April 1937 Sachsgrün/Sachsen 6. August 1919 in Reval/Estland (14. November 1882 – 22. Juni 1906) . Pfarrer Schott war bereits seit dem 13. November 1881 als Vikar für die Gemeinde tätig.
  • Wilhelm Konrad Johann Hörschelmann, *3. Mai 1871 Fellin/Livonia 4 April 1936 Arnstad (11. Juli 1899 – 12. Juli 1906)
  • Jakob K. Stach, *23. September 1865 Grunau 23. November 1944 Katzenelnbogen/Taunus (18. Oktober 1906 -1916)
  • Carl Eduard Ney, *2. Februar 1879 Reval/Estland 5. März 1964 Seggenbruch bei Stadthagen/Lippe, Deutschland (1916-1919)
  • Eduard Friedrich Heinrich Steinwand, *9. Juli 1890 Odessa 17. Februar 1960 Erlangen/ Deutschland
  • Albert Maier, *16. April 1892 Totanai/Krim nach 1937 (1919-1933)

  1. Grünbrache – Brache mit Vegetation die meist gesät wird aber auch von selbst entstehen kann. Nach einiger Zeit wird der Bewuchs in den Boden eingearbeitet oder auch geschnitten. Grünbrache kann die Stickstoffversorgung verbessern Unkraut unterdrücken und ist gut für die Entstehung von Humus und die Bodenstruktur.
  2. Schwarzbrache – Durch Pflügen oder andere Maßnahmen vegetationsfrei gehaltene Brache. Sie wird z.B. dazu eingesetzt eine Fläche unkrautfrei zu bekommen. Eine schwarzbrache Fläche ist anfällig für Wind- und Wassererosion.
  3. Ortsplan Heimatbuch der Russlanddeutschen 1957
  4. Kirchenbuch Hochstädt
  5. Arhivaal EAA.402.1.27313
  6. Carlo von Kügelgen: Das übertünchte Grab: Erinnerungen eines evangelischen Pfarrers aus der Sowjet-Union, Nibelungen-Verlag, 1934
  7. Thüringer Pfarrerbuch Band 10: Thüringer evangelische Kirche 1921 ‐ 1948 und Evangelisch‐Lutherische Kirche in Thüringen 1948 ‐ 2008; Zusammengestellt von Friedrich Meinhof, 2015, Heilbad Heiligenstadt
  8. „1838 – 1913 Die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Kaisertal, Gouvernement Taurien, Kreis Melitopol, Wolost Eugenfeld) in den ersten 75 Jahren ihres Bestehens.” Jubiläumsschrift, herausgegeben im Verein mit mehreren Gemeindegliedern von J. Stach, Pastor. Verlag Eugenfeld“
  9. Wikipedia
  10. Erik Amburger: Die Pastoren der evangelischen Kirchen Rußlands vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 1937″. Ein biographisches Lexikon. Institut Nordostdeutsches Kulturwerk. Martin-Luther-Verlag 1998.
  11. R 57/1281 [DAI 1278] Handakte Eduard Krause, enthält u.a. 1838 – 1913 Die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Kaisertal, Gouvernement Taurien, Kreis Melitopol, Wolost Eugenfeld) in den ersten 75 Jahren ihres Bestehens.” Jubiläumsschrift, herausgegeben im Verein mit mehreren Gemeindegliedern von J. Stach, Pastor. Verlag Eugenfeld
  12. Bischler , R. * Stieldrehung beim Myom . Breslau , 1931. 44p
  13. Verzeichnis der Haushaltungen von Waldenburg im Adressbuch der Stadt Waldenburg (Schlesien) 1937
  14. https://eestigeoloog.ee/kategooriad/geoloogia200/kivististe-kuninganna
  15. Arolsen Archiv Signatur 32110000 285.106 DocID: 79661884
  16. La tribune de Genève, Nummer 157, 4. Juli 1924
  17. Eberhard Karls Universität Tübingen, Akte des Wilhelm Vogel, UAT 258/19623 1918-1921, Nutzungsbedingungen: Freier Zugang – alle Rechte vorbehalten
  18. Obituary Wilhelm Vogel 1926-2016
  19. Eberhard Karls Universität Tübingen, Akte des Heinrich Ruff, UAT 258/15629 1918-1921, Nutzungsbedingungen: Freier Zugang – alle Rechte vorbehalten
  20. Adressbuch Braunschweig 1965/1966
  21. Arhivaal EAA.402.1.23370


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Gouvernement Taurien

Carte du Gouvernement de Tauride, Comprenant la Krimee et les Pays Voisins. Dezauche, Jean Claude. Paris, 17881

Taurien, einstiges Gouvernement, welches die Halbinsel Taurien (Krim), die nördlich liegende nogaische (krimsche) Steppe, das Land der tschernomorskischen Kosacken und die zwischen der Kubanmündungen gelegene Halbinsel Taman umfaßte. Mit dem Festland ist die Halbinsel durch die Landenge von Perekop verbunden.

Es findet sich im Norden der Halbinsel eine baumlose Steppe mit einigen Salzseen, im Süden längs der Küste ein Kalkgebirge, durchzogen von waldige Höhen und fruchtbaren, wasserreichen Tälern. Das milde Klima ist ideal für den Anbau von Wein, Obst und Südfrüchten. Die Halbinsel Taman besitzt zudem einige Bergteerquellen, ein natürliches Vorkommen von Asphalt

Zur Zeit des antiken Griechenlands Sitz der Skythen und Amazonen, gab es  auch griechische Kolonien. Phanagoria, auf der Halbinsel Taman, Pantikapaion und Theodosia im Osten der Krim. Chersonesos (Heraklea) auf dem Steppenplateau, oder etwa Olbia an der Mündung des Bug.3
Die Geschichte Tauriens war wechselhaft, wie ich unter Krim geschrieben habe, zogen im Laufe der Jahrhunderte viele Völkerschaften in diesen Gegend, eroberten und zogen wieder von dannen. Am Ende des 12. Jahrhunderts waren die Genueser Herren der Krim und gründeten Caffa. Hier war der Sitz einer Administration im Netzwerk von Handelsstützpunkten im Schwarzen Meer. Im 13. Jahrhundert eroberten Tataren die Krim und im 15. Jahrhundert Türken. 1771 von den Russen erobert, wurde 1774 die Unabhängigkeit der Krim anerkannt. 1783 wurde die Krim zu russischem Eigentum erklärt und als solches 1784 von der Türkei förmlich anerkannt. Unter dem Namen Taurischer Chersones, kurz Taurien, wurde die Krim 1784 dem russischen Reich angegliedert.

Grigori Alexandrowitsch Potjomkin erhielt als Dank für die Eroberung den Beinamen „der Taurier“, der kaiserliche Titel erweitert als dem „Zaren des taurischen Chersones“.

Als Teil des Kolonisationsgebietes Neurussland wurde eine Oblast Taurien eingerichtet. Dabei wurde der antike Name Taurien wiederbelebt, als Name für die Krim setzte sich Taurien außerhalb von offiziellen Dokumenten allerdings nicht durch. 1796 von Zar Paul I. aufgelöst, wurde es 1802 von Alexander I. als Gouvernement wiedererrichtet. In dieser Form bestand es bis Oktober 1921.

Potjomkins Ansiedlungsversuche brachten nicht den gewünschten Erfolg, erst unter Alexander I. begann um 1803/1804 eine gezielte Ansiedlung von Deutschen und rund 60 Schweizer Familien.

Carte generale du gouvernement de la Tauride, Piadyshev, Vasilii Petrovich, 18222

Die Gründungen der deutschen Kolonien erfolgte rasch (am unteren Ende der Tabelle ist ein Schieberegler für die volle Breite):


Kolonieheutiger NameGründungHerkunft der Kolonisten
Hoffentalheute im nördlichen Teil von Wynohradne1804ev.einige Familien sind  1802 – 1807 aus Baden und Württemberg nach Preußisch Polen ausgewandert; 1810 kamen noch zwei Familien aus Württemberg und 17 Familien aus Westpreußen
RosentalNowe Pole, Нове Поле1804ev.Zu den ursprünglichen Familien kamen 1810 drei Familien aus Preußisch Polen und 3drei aus Baden. 1823 kamen noch zwei Familien und 1833 acht Familien aus der aufgelösten Kolonie Neudorf. Insgesamt waren es 28 Familien.
AltmontalSamoschne, Заможне1805ev.60 Familien aus Polen, Brandenburg und Mecklenburg; 1809 kamen noch 20 Familien aus Baden und Elsaß
AltnassauWynohradne, Виноградне1805ev.bereits 1800 – 1802 aus Nassau-Usingen ankommend; 1814 gründeten 20 Familien Neu-Nassau
Neudorf 1805ev.zerstört, südlich von Wyschnewe, Вишневе; Neudorf wurde 1831 aufgelöst und die Bewohner nach Kronsfeld und Rosental ausgesiedelt.
Prischibim nördlichen Teil von Wynohradne1805ev., kath.großteils zerstört, der größte Teil der Einwanderer kam aus Württemberg und Baden. Später weitere Einwohner aus den verschiedenen Teilen Deutschlands und den umliegenden deutschen Kolonien
WasserauWodne, Водне1805ev.1802 kamen Einwanderer aus Württemberg, Kreis Rottenburg nach Preußisch Polen, dann 1804 mit einigen anderen dortigen Familien (insgesamt 38 Familien) nach Südrussland. 1810 kamen 4 Familien aus Baden-Durlach dazu. 1823 übersiedelte die ganze Gemeinde an einen günstigeren Ort, da das Land im ursprünglichen Ort sich über 12 km ausdehnte und daher die Bearbeitung umständlich war..
WeinauTschapajewka, Чапаєвка1805ev.1802 aus der Stuttgarter Gegend, lebten die Kolonisten einige Jahre in Preußisch Polen. 1810 kamen noch 12 Familien aus Baden. 1815 zogen 15 Familien nach Wasserau und 1840 drei Wirte nach Kronsfeld.
WaldorfSchowtnewe, Жовтневе1809kath. 
Durlach 1810ev.zerstört, südlich von Tschapajewka, Чапаєвка
Grüntal 1810ev.zerstört, bei Tschornosemne, Чорноземне
HeidelbergNowohoriwka, Новогорівка1810kath.die meisten Familien kamen aus Baden: Mannheimer, Heidelberger und Rastatter Umgebung; 1822 kamen zu den 82 Familien noch weitere 10 hinzu
HochstädtWyssoke, Високе1810ev. 
KostheimPokasne, Показне1810kath.Badener Familien aus dem Raum Bruchsal, Elsässer, Pfälzer aus der Gegend um Landau und Speyer
LeiterhausenTraktorne, Тракторне1810kath.Familien aus der Gegend von Mannheim, Heidelberg und dem Elsaß
ReichenfeldPlodorodne, Плодородне1810ev., kath.30 evangelische und eine katholische Familie aus der Gegend um Mannheim und Heidelberg. Dazu einige Württemberger aus dem Raum Stuttgart und einige Pfälzer aus dem Bistum Speyer.
1823 kamen noch 6 evangelische und 4 katholische Familien aus Zarskoje Selo bei Petersburg, wohin sie 1807 – 1809 eingewandert waren.
FriedrichsfeldRosdol, Роздол1812ev.Familien stammen aus dem Raum Mannheim und Heidelberg; dazu 4 Familien aus der Stuttgarter Gegend; 1811 kamen weitere Familien, die 1804 aus Preußisch Polen nach Neudorf eingewandert sind und dann nach Friedrichfeld umsiedelten.
Neu NassauSuwore, Суворе1814ev.12 Familien stammen aus dem Schwarzwald (Württemberg) und 20 aus Hessen-Nassau.
KarlsruheSraskowe, Зразкове1815ev.15 Familien kamen aus Weinau und 16 aus Wasserau; 1821 zogen weitere 5 Familien aus dem Durlacher und Eppinger Raum in Badens zu; einige aus dem Elsaß
Neu MontalPeremoschne, Переможне1816ev.21 Familien kamen aus Altmontal, 1823 kamen weitere 7 hinzu
HochheimKomsomolske, Комсомольське1818ev. 
TiefenbrunnTschystopillja, Чистопілля1820ev. 
BlumentalRiwne, Рівне1822kath.Nachkommen der Kolonien Kostheim, Leiterhausen, Heidelberg und Waldorf
KronsfeldMarjaniwka, Мар’янівка1825ev.Die Kolonie wurde von Familien, die aus der Gegend von Heidelberg und Tübingen auswanderten und zunächst bei Petersburg (Zarskoje selo) siedelten, gegründet. Es waren 19 Familien, die unter ihrem Schulzen Adam Schatz Kronsfeld gründeten. 1833 musste die Kolonie 12 weitere Familien aus dem aufgelösten Neudorf aufnehmen. 1839 kamen weitere 3 Familien aus Weinau hinzu.
KaisertalSolota Dolyna, Золота Долина1838ev. 
DarmstadtRomaschky, Ромашки1840ev. 

1 Barry Lawrence Ruderman Antique Maps

2 David Rumsey Map Collection, Taurien 1788, Taurien 1822, Taurien 1829

3 Skizzen aus der Geschichte der Krim Vortrag, gehalten im Stadthaus zu Weimar den 20. März 1855 Autor: Sauppe, Hermann (1809-1893) Professor, deutscher klassischer Philologe, Pädagoge und Epigraphiker, 1855

Zeitzeugenberichte online

Um Ihnen, werter Leser, die Gelegenheit zu geben, sich mittels weniger beispielhafter Zeitzeugenberichte selbst ein Verständnis der Geschehnisse zu verschaffen, hier einige Verweise, diese Links stehen weder in meiner Verantwortung, noch geben sie meine Ansichten wieder:



Da für viele unbegreiflich ist, weshalb sich die Umsiedler zur Waffen-SS haben einziehen lassen, sind diese Berichte vielleicht ein Ansatz zum Verständnis:


Die Gefahr im Alltag der Umsiedler zeigt sich auch in Dokumenten :


Weiterführend wäre das Buch Die „Rückführung“ der Volksdeutschen am Beispiel der Bessarabiendeutschen von Heinz Fieß, dazu eine Rezension der „Revista BUNĂ – Zeitschrift für Befreiung & Emanzipation – nicht nur in Rumänien“ mit zahlreichen Quellbelegen.



1Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Zeitzeugenprojekt
2LeMO – Lebendiges Museum Online
3Systhema in der United Soft Media Verlag GmbH, online
4Projekt Zeitzeugenportal
5Das Zeitzeugenportal
6Homepage des Ortsheimatpflegers der Gemeinde Lunestedt
7Internet Edition des Buches „Quellen zur nationalsozialistischen Entnationalisierungspolitik in Slowenien 1941 bis 1945“, Autor: Tone Ferenc, Maribor 1980
8Grundsätze für das Verhalten der Deutschen in Polen, in: Herder-Institut (Hrsg.): Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte. Themenmodul „Deutsche Besatzungspolitik in Polen 1939-1945“, bearb. von Markus Roth
9Homepage LudwigsbürgerInnen erzählen

Statt 12 Rubel nur 21 Kopeken

Ein Beispiel für die Repressalien, denen die Bevölkerung der Ukraine durch die Zwangskollektivierung ausgesetzt war, möge dieser Bericht sein:

Deutsche Ukraine-Zeitung 5.5.1942 S. 3
Wie die Bauern der Ukraine von den ausgeplündert wurden ein Kolchosnik aus Pesotschka erzählt. Wir hatten, Gelegenheit, einen ehemaligen Kolchosbauer aus dem Dorfs Pesotschka über die schlimme Zeit, da der Bauer vom Kolchossystem geknechtet wurde, zu sprechen. Das Dorf Pesotschka hat 22 Höfe, da von waren 16 in einen Kolchos zusammen gefaßt, während die übrigen Hofbesitzer ein noch kümmerlicheres Dasein als Jedinelitschnik, d. h. als Einzelbauern führten. An den Erträgnissen der Kolchoswirtschaft war der Bauer nur in einem sehr geringen Maß beteiligt. Für seine Arbeit im Kolchos erhielt er für den Arbeitstag 830 Gramm Brotgetreide, 1 Kilo Kartoffeln, 2 kg. Heu oder Stroh für seine Kuh und für den Fall, daß die Ernte ausreichend war, noch 80 Kopeken in Geld. Für Kinder und sonstige arbeitsunfähige Angehörige gab es keinerlei Zuschüsse. Der Kolchosbauer durfte eine Kuh halten. So gab es im ganzen Dorf Pesotschka auch nur 22 Kühe. Denn auch der Einzelbauer durfte nur eine Kuh halten. Den Kolchosangehörigen war ferner gestattet, ein Kalb sowie bis zu 10 Schafen und 20 Hühner zu besitzen. Sie durften auch ein Schwein aufziehen, doch hatten die wenigsten der Bauern ein Schwein, da ihnen das Futter fehlte. Im Winter kamen nur, unzureichende Abfälle in Frage, im Sommer Gras und Kraut. An Schweinemast war unter diesen Umständen gar nicht zu denken. So kam es, daß Schweinefleisch vielen Bauernfamilien nahezu unbekannt war. Die Pferde, waren mit der Bildung des Kolchos dessen Eigentum geworden. Wenn der Kolchosnik für private Zwecke, so z. B. für die Bearbeitung seines Gartenlandes (0,3 bis 0,6 ha) ein Pferd brauchte, so mußte er eine Gebühr von 2 Rubel je Arbeitsstunde an den Kolchos zahlen. Der Einzelbauer, der in Bezug auf die sonstige Viehhaltung derselben Beschränkung unterworfen war wie der Kolchosbauer, durfte ein Pferd haben. Allerdings mußte er dann jährlich eine Pferdesteuer von 500 Rubel zahlen. An der Heu- oder Strohernte hatte er keinen Anteil. Hier mußte er sich selber helfen und sich die nötigen Futtermittel entweder kaufen oder sonstwie „besorgen“. Dem Kolchosbauer und dem Einzelbauer waren „Naturalleistungen“ an den Staat auferlegt, die oft ihr Leistungsvermögen überschritten. Von der Kuh, die sie besaßen, mußte der Kolchosnik 240 Liter, der Einzelbauer 320 Liter im Jahr abliefern. Der Fettgehalt der Milch war mit 3,9 Prozent sehr hoch festgelegt (in Deutschland nur 3 Prozent). Reichte der Fettgehalt der Milch nicht aus, so wurde die Milchlieferung um eine entsprechende Menge erhöht. Ging die Kuh während des Lieferungsjahres ein, so blieb das auferlegte Kontingent bestehen. Der Bauer mußte dann die Milch kaufen, um sie überhaupt liefern zu, können. Hierbei ergab sich dann die volle Niedertracht des Sowjetsystems. Während der Kolchosbauer vom Staat nur 12 Kopeken je Liter bekam, mußte er die Milch jetzt selbst zum üblichen Ladenpreis von 1,50 Rubel je Liter kaufen. Der Einzelbauer hatte neben der Milchablieferung auch noch 40 kg Fleisch im Jahr an den Staat zu liefern. Konnte er diese Menge nicht aufbringen, so mußte er ebenfalls das fehlende zukaufen. Für ein Kilo Rindfleisch zahlte der Staat 21 Kopeken, während der Ladenpreis 10 bis 12 Rubel betrug: für Hammelfleisch 27 Kopeken (Ladenpreis 12 bis 15 Rubel), für Schweinefleisch 30 Kopeken (Ladenpreis 22 bis 30 Rubel). An Eiern mußten je Huhn und Jahr 60 Stück geliefert werden. Hier zahlte der Staat für zehn Eier 12 Kopeken, während, der Ladenpreis ein Rubel betrug. Zu den Naturalleistungen kamen noch eine Reihe von Steuern hinzu, die eben falls in keinem Verhältnis zu den wirklichen Möglichkeiten der Bauern standen. Je Hof und Jahr mußte der Kolchosbauer 80 Rubel, der Einzelbauer 300 Rubel zahlen. Ferner war eine Kulturabgabe von 80 Rubel Zu entrichten. Die Selbstbesteuerung (für Schule, Wege, Krankenhaus) war auf 40 Rubel festgesetzt, an Pflichtversicherung für totes und lebendes Inventar waren ebenfalls 40 Rubel zu zahlen. Außerdem mußte jedes Jahr Staatsanleihe gezeichnet werden, und zwar mit, 75 Rubel, wo die Frau arbeitete, weitere 75 Rubel. Sie waren in dieser Beziehung aber noch besser gestellt als die Angestellten in den Städten, die jährlich ein Monatseinkommen als Staatsanleihe zeichnen mußten. Die Naturalleistungen und die Steuer wurden mit äußerster Strenge eingetrieben und strengste Strafen schnell verhängt. Im Dorf Pesotschka gab es kaum einen Hof, indem nicht die männlichen Mitglieder im Gefängnis gesessen hatten. in.

Kronental

Eine der grössten Siedlungen der Krim war das etwa 30 Werst (~25 km) von Simferopol gelegene Kronental (Bulganak/ Bulğanaq/ Koltschuhyne/ Кольчугине/ Kolchugino/ Кольчугино).

Zur Ansiedlung waren 3.300 Deßjatinen Ernte- und Heuland, zwei Steinmühlen und eine Scheune für Schafe des Landgutes des Edelmannes S. Kromida am 1. März 1810  auf beiden Seiten des Flüßchen Bulganak, in der Nähe der Ak-Moschee, durch Samuel Kontenius (1749-1830) für 15.000 Rubel erworben worden. Geplant waren etwa 100 Kolonisten.

Am 27. Juni 1810 informierte der Landvermesser Tschugutow von Simferopol den Woiwodschaftsvermesser Muchin, das er die deutsche Kolonie angelegt hatte: „Das Dorf ist tatsächlich in vier Viertel geteilt, jeder enthält 15 Höfe, 180 Klafter1 Länge, 20 Klafter in der Breite …“ Aber die Häuser mussten erst noch gebaut, das Land bestellt und die Ernte geerntet werden.

zur Vergrößerung Klick auf das Bild (pdf-Datei)

Der einstige Bewohner, Johann Weidner, zeichnete aus seiner Erinnerung einen Ortsplan, der mir dankenswerter Weise durch seinen Enkel R. Masur zur Verfügung gestellt wurde.

Die eine Hälfte der angesetzten Kolonisten waren Lutheraner und Reformierte, die andere Katholiken, vor allem aus dem Elsaß, Bayern, Baden, Württemberg und der Schweiz. Beim Anblick des Tales, in welches sie 1810 ankamen, gaben sie ihm den Namen „Коронованная долина“ – Kronental und gründeten die gleichnamige Siedlung.

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, die durch Missernten verursacht wurden, war das Klima der Halbinsel ideal für den Anbau von Wein, Obst und Weizen. Bis heute hat sich eine rote Rebsorte erhalten, die den Namen Kronental trägt. Die Kolonie hatten eine günstige Lage zu Sewastopol, Koslow und Simferopol, um Absatz für ihre Erzeugnisse zu finden, jedoch waren die 58 Deßjatinen Land, die jede Familie erhielt, zum Ackerbau teilweise ungeeignet, da mit Felsen und Steinen übersät. Viele bearbeiteten daher nur zwei Drittel und vermieteten ein Drittel ihres Landes an Tataren.

Der steinige Boden war zum Teil mergelartig, es gab etliche Salzquellen, sodass man mit Düngung den Ertrag durchaus verdoppeln konnte, jedoch hatte Kronental großen Weideplätze und hinreichende Mittel zur Schafzucht, daher kauften die Kolonisten bereits 1817 zwei spanische Widder zur Verbesserung der Schafzucht, und 1818 hatte man auf gemeinschaftliche Kosten eine Schäferei gebaut.

Aus Mangel an Holz bauten die Kronentaler ihre Häuser aus Erdbatzen, bedeckt mit Erde, andere aus Stein, alle mit Stroh gedeckt. Die 1818 vorhandenen beiden Wassermühlen der Kolonie, jede mit zwei Rädern, waren verpachtet an Moses Morozov. Es entstanden im Laufe der Jahre neben den zwei Kirchen der lutherischen und katholischen (1868) Gemeinde auch zwei Schulen.

links die katholische, rechts die evangelische Kirche Kronentals um 1907

Im Jahre 1904 besuchte der estnische Schriftsteller Eduard Vilde (1865 – 1933) die Kolonie. Da Kronental für die 1861 errichtete estnische Siedlung Samruk als Vorbild diente, berichtete er ausführlich:

„Die große deutsche Siedlung, die diesen Namen trägt, bietet mit ihren hübschen dickbauchigen Steinhäusern und ihren breiten Straßen vielmehr die Aussicht einer kleinen Stadt oder einer größeren Ortschaft als eines Dorfes. Die Obstgärten um die Häuser und die breiten Weinberge an den Berghängen und Anhöhen um die Siedlung herum verleihen Kronental das Aussehen und den Teint einer schwäbischen oder rheinischen Ortschaft. Hier wohnen wohlhabende Menschen – dies war bald festzustellen, nachdem wir in der Hauptstraße entlang in der Ortschaft angekommen waren. Nicht nur große, oft zweistöckige Steinhäuser mit hübschen Veranden und Treppen, zahlreiche geräumige Geschäfte und massive öffentliche Gebäude gaben das zu verstehen, sondern auch das gepflegte Aussehen der Gebäude sowie die Überall herrschende Sauberkeit und Ordnung. Die deutsche Art und Weise der Ortschaft ist gleich zu spüren – wegen der Bauweise der Häuser und auch der Gestaltung von Türen, Fenstern und wegen des Тorschmucks, der Ladenschilder und der mit Ranken wilden Weines umgebenen Vorplätze und Treppenhäuser. Auch in den Einwohnern kann ein geübtes Auge gleich Deutsche erkennen, Süddeutsche nämlich. Wer in Württemberg, Baden, Bayern gewesen ist, findet den dort angetroffenen Menschenschlag hier wieder vor.“2

Die Einwohnerzahl stieg beträchtlich und soll 1918 bereits mehr als 1.500 Personen betragen haben. Es gab vor der Oktoberrevolution 1918 gab es eine Veterinärstation, Reitplatz, Einkaufsmöglichkeiten, Amtrsgericht und Dorfwachtmeister im Ort. Die russische Landwirtschaftszählung 1917 wies 148 Hausbesitzer auf, zu den Namen gehörten: Ehrreiser, Zeissler, Morast, Beser, Köhler, Hoffmann, Walzer, Fischer, Miller, Reinhard, Weiss und  Schneider.

Die Familie Schneider war die reichste Familie des Ortes, Franz Schneider besaß drei Güter, eine Bäckerei und Hotels in Simferopol, Nicholas Schneider baute Datschen auf seinem eigenen Land am Schwarzen Meer  Ufer, in der Nähe von Eupatoria, und vermietet sie an die Touristen. Die Schneider waren nicht nur Großgrundbesitzer, sondern für ihre soziales Angenement und ihre Nächstenliebe bekannt.

Nachdem im November 1920  das sowjetische Regime den russischen Bürgerkrieg für die Halbinsel Krim durch Machtübernahme endete, wurde die Krim 1921 zur Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) innerhalb Sowjetrusslands ausgerufen. Sie blieb vom Festland, der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, verwaltungstechnisch getrennt. Die Jahre 1921 und 1922 brachten eine schreckliche Hungersnot. Auch die Kronentaler litten unerträglich. In seiner Korrespondenz mit den sowjetischen Behörden erwähnte Ivan S. Schneider: „Im Besitz meines Hauses im Dorf Bulganak … Ich verkaufte es im Februar 1922 an Zeissler …, aber aufgrund der Tatsache, dass der Verkauf des Hauses von mir unter dem Einfluss des Hungers gemacht wurde, wurde diese Abmachung vom Gericht als nicht verbindlich betrachtet …. „3 Auf der Krim starben 51.612 Menschen an Hunger, darunter waren 1.506 Deutsche.

Nun folgte die allgemeine Kollektivierung, 212 Haushalte vereinigten ihr Land in der Kolchose „Deutsche Kameraden“. Im Jahre 1926 verließen 16 der Hausbesitzer von Kronental das Dorf und gründeten in der Nähe ihres Heimatdorfes ein anderes Dorf, das auf Wunsch der Zentralen Wahlkommission der Autonomen Republik Krim den Namen Neufeld erhielt.

Da die Bauern der Krim sehr erfolgreich wirtschafteten, bekamen auch sie die repressiven Maßnahmen gegen die vermeindlichen Kulaken zu spüren. So wird über den 63-jährigen Nikolaus Birn im Jahre 1930 berichtet, ihm wurde sein Wahlrecht wegen „Ausbeutung von Lohnarbeit in den Vorjahren“ als Kulak genommen, sein Hof wurde „individuell besteuert“. Daraufhin versteckte sich N. I. Birn mit seiner Frau und seinen Töchtern, ihr Haus und ihr Eigentum wurden der Kolchose übertragen.4

Im Jahr 1931 war die Bevölkerung von Kronental  bereits gemischt, die Bevölkerung des Dorfes bestand aus  771 Deutschen, 111 Russen, 5 Griechen und 41 andere. Die Kolchose der „Deutschen Kameraden“ vereinigte Landwirte mehrerer Ortschaften und galt als großflächig, daher wurde beschlossen, sie in die Kolchose „Thelmann“ und in die Kolchose „Engels“ zu teilen. Die Bewohner von Kronental gehörten der letzten an.

Im Jahr 1933 wurde der stellvertretende Vorsitzende der Kolchose Nikolai I. Schweiger verhaftet (die neue Welle der Repressionen kam), der ehemalige Grundbesitzer V.M. Schneider ebenfalls, der Lagerhalter und ehemalige Mitarbeiter der Schneiders, A.V. Gordok, der Müller und ehemalige Großgrundbesitzer N.N. Beser, der Kraftfahrer und ehemaliger Grundbesitzer N.M. Schneider, N.M. Neigum, T.T. Hoffmann und S.A. Schneider. Die Anklageschrift lautet: „In einer eng verbundenen Gruppe vereint mit dem Ziel, die Macht der Kolchose zu untergraben, um ihren Zusammenbruch zu erzielen“.  A. V. Gordok wurde zum Tode verurteilt und nach einem Wiederaufnahmeverfahren wurde die Strafe durch 10 Jahre in einem Lager ersetzt. N. M. Schneider wurde für 5 Jahre zur Deportation in den Norden verurteilt, der Rest zu Haftstrafen in einem Konzentrationslager von 5 bis 2 Jahren.5

Im Jahre 1934 beschloß das regionale Parteikomitee, seine Führung in dem deutschen Kollektiv der Kolchose zu verstärken, da die Kontrolle von politischen und pädagogischen Arbeiten ergab, es gab außer einem agrotechnischen Trainingszirkel keine Aktivitäten im Dorf. Der Kolchosenclub wurde kaum besucht, ganz im Gegensatz zum Club im Bethaus, auch tanzten die jungen Leute kaum. Zudem war der sozialistische Wettbewerb während der Winterzeit weder entwickelt noch organisiert. Daher wurde die Absetzung des Vorsitzenden Fust angeraten.

Auf dem 4. Kongress der Krim-Bauern 1937 zeigte jedoch ein anders Bild,  die Kolchose „Engels“ wurde vertreten durch ihren Vorsitzenden A. Morast, den Laborleiter I. Bezel und den Schäfereivorarbeiter S. Nagel. Der Delegierte A. Morast berichtete „Dank der guten Organisation der Arbeit, der rechtzeitigen Bestellung von Feldern, wurde eine erhöhte Ernte erzielt, die Weinberge von 32 Hektar brachten 45 Doppelzentner pro Hektar Ertrag und die Schäferei hatte 711 Tiere.“ 6

Im Frühjahr 1938 traf Pastor Witt, der zu Besuch in der Kolonie war, mit einer Gruppe von Gläubigen zusammen. Daraufhin wurden Aktivisten der Kirche verhaftet, da sie sich der „Beteiligung an anti-sowjetischer Sabotage und in der Nazi-Organisation der ehemaligen Pfarrer Witt und Priester Frison“ schuldig gemacht hätten. M.I. Neigum, A.P. Neigum, P.S. Neigum, S.M. Hoffman, S.I. Müller, A.M. Hoffman, G.A. Weidner, A.N. Hermes, I.G. Wiedrich, I.I. Walzer, V.G. Grunewald, A.I. Zeissler und K.D. Weigum wurden zuerst verhaftet. Der 82-jährige S.M. Hoffmann starb am 12. Mai 1938 im Gefängniskrankenhaus, die übrigen am 28. August 1938 erschossen. Insgesamt gab es 80 fälschlicherweise angeklagte Dorfbewohner aus Bulganak, Temesh und Ulan-Eli, alle wurden nach der Verhaftung und Anklage zur Erschießung am 28. September 1938 verurteilt.

Erst in einem weiteren Prozess 1958 wurde festgestellt, dass diese Verurteilungen aufgrund gefälschter Fakten zustande kam.8

Mit der Deportation der Deutschen vom 17. bis 20. August 1941 verfielen die Gebäude und Friedhöfe und nur wenige Spuren erinnern heute an die deutsche Bevölkerung von Kronental. Der Ort wurde 1945 umbenannt in Kolchugino (Кольчугино).

veröffentlicht von RusDeutsch auf youtube am 28.9.2014


The 200th Anniversary of the Founding of the German Colony of Kronental, L. P. Kravtsova, 2011
1 Ott Kurs, Universität Tartu, DEUTSCНE AUF DER КRIM I. 19. JAНRНUNDERT (ТEIL2), S. 69ff
2 1 Klafter (сажень) = 2,13 Meter
3 GAARK, f. P-114, op. 2, d. 217, n. 4.
4 GAARK, f P-1164, op. 1, d. 1234, n. 12.
5 GAARK, f. P-4808, op. 1, d. 16534, pp. 156-159
6 GAARK, there, d. 386, pp. 131-132, 267
7 GAARK, f. P-4808, op. 1, dd. 7466, 7468, 11318
8 GAARK, dort, d. 11639

Lied: Kommt ihr Brüder, wir wollen ziehen → Edition C: Krim 1926

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