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Lindl in Sarata
Während nun Lindl vom 20. März 1822 bis Dezember 1823 also ungefähr 1 ½ Jahre in Sarata treulich sein Amt verwaltete, strömten die Leute ebenso wie in Deutschland, von allen Kolonien herbei, um seine Predigten zu hören. Aber auch hier gab sich die katholische Geistlichkeit alle Mühe ihn zu verdrängen. Seine Briefe, die er nach Deutschland an seine Freunde schrieb, gingen von Hand zu Hand und fielen endlich in die Hände der Spione, welche dieselben an die höhere Geistlichkeit beförderten, und diese verleumdeten ihn aufs gefährlichste beim russischen Kaiser. Sogar der österreichische Minister Metternich, welcher einer der gefährlichsten Jesuiten war, schrieb an den russischen Kaiser, dass Lindl ein staatsgefährlicher Mensch sei, indem er das Volk aufwühle und Revolution stifte, auch sich im Geheimen verheiratet habe. Ausserdem hatten sie an der höheren Geistlichkeit in Petersburg, insbesondere der Jesuiten, ihre Helfer, welche alles Mögliche beim Kaiser anwandten, ihn abzuschaffen, so dass derselbe endlich nachgeben und ihn, trotzdem dass er sein Gönner war, aus dem Lande verweisen musste. Aber dennoch nahm er ihn in Schutz, denn es wurden ihm eine Abteilung Kosacken mitgegeben, die ihn zum Schein über die Grenze bringen, aber mehr beschützen mussten, da man ihm überall nachstellte. Die Jesuiten warteten auf ihn an der Grenze, er aber schlug einen anderen Weg ein und kam glücklich nach Berlin, wo sie ihm nichts mehr anhaben konnten, in einer evangelischen Gegend, Preussen nahm sich von jeher der von den katholischen (Fluch) verfolgten Flüchtlingen an. Demnach war Lindl im Ganzen 4 Jahre in Russland. Ein Jahr in Petersburg, 1 ½ Jahre in Odessa und 1 ½ Jahre in Sarata. Von Lindls Abreise aus Sarata, schreibt als Augenzeuge, Schullehrer Kludt folgendes:
An einem regnerischen Dezembersonntag 1823 ging ich zu Lindl. Auf dem Divan ruhend unterhielt er sich freundlich mit mir. Ich bemerkte aber dabei eine kleine Betrübnis an ihm, die ich jedoch körperlicher Müdigkeit zuschrieb, als sich plötzlich eine Postglocke hören liess. Ich sah durchs Fenster und sagte, es hielte ein Wagen vor dem Pfarrhause, worauf Lindl aufsprang und nach der Thüre eilte. Herr Guldenschanz, der Adjutant vom General und ein fremder Herr, den ich nicht kannte, trat ein und ich entfernte mich. In der Abendversammlung war ich nicht, hörte aber, Lindl sei betrübt gewesen und habe das Lied: „Ist alles dunkel um mich her“ singen lassen, aber niemand ahnte was bevorstand.
Morgens versammelte sich die Gemeinde zur Frühlehre im Betsaale, man wartete lange, Lindl kam nicht. Endlich erblickte ich durch die ein wenig offenstehende Nebenthüre, die aus dem Betsaale in die Pfarrzimmer führte, einen von Lindls Knechten, unter Händeringen heftig weinen, und die der Thür zunächst sitzenden Mädchen fingen auch an zu weinen. Ich erschrak, eilte durch den Saal zu jenem Knechte und fragte „Was gibts?“ Was ist geschehen?“ Kaum konnte er vor weinen die Worte hervorbringen: „Ach unser lieber Pfarrer muss fort!“ „Wie? Aus dem Lande?“ Antwort: „Ja.“
Nun hatte ich genug. Ich eilte in den Saal zurück auf meinen Platz aber die ganze Versammlung schwamm in Thränen. Endlich erschien Joseph Strehle, Candidat der Theologie, vor dem Altar und versuchte eine tröstende Ansprache, deren er freilich selbst bedurfte, an die Gemeinde zu halten, wurde aber wenig gehört. Der Saal wurde verlassen. Was im Pfarrhause war weinte: wo man Leute auf der Strasse sah, die weinten. Weinend ging man den Tag über im Pfarrhause ab und zu. Lindl selbst hatte ganz rothgeweinte Augen.
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Zwei oder drei Tage vergingen mit Rüstungen zur Reise, und der Uebergabe Rechnungen, Gelder und des Kirchen-Archivs. Als alles fertig und der Reisewagen vor dem Pfarrhause stand (10 Uhr morgens) verkündigte auf einmal das einzige kleine Glöcklein auf dem Betsaal in traurigen, feierlichen und doch schneidenden Klängen der Gemeinde die Abreise ihres lieben Pfarres und es erfolgte ein Auftritt, den ich nie vergessen werde.
Von allen Ecken und Enden kam Alt und Jung, Klein und Gross, nicht gegangen, sondern buchstäblich gelaufen. In einigen Minuten stand die ganze Gemeinde vor dem Pfarrhause. Alles weinte, manche überlaut. Man drängte sich ins Vorhaus und Zimmer in dem Lindl war. Er aber tröstete sie: „liebe Kinder, der Heiland bleibt bei euch, wenn ich auch fort muss; haltet euch an Ihn und fügt euch in seinen Willen, wir werden uns Wiedersehen.“ Jeder streckte die Arme nach ihm aus, und war bemüht seinen Dank auszusprechen, ihm den Abschiedskuss zu geben und das letzte Lebewohl zu sagen.
Ich als Fremder hielt mich von der Gemeinde etwas entfernt, konnte aber daher desto besser das Ganze übersehen. Endlich gelang es ihm, sich durch die Menge durchzuwinden; er sprang auf den Wagen, in dem seine Frau Elisabeth, sein Söhnchen Samuel und das Kindermädchen Viktoria sassen, entblösste das Haupt, erteilte im Wagen stehend der Gemeinde den Abschiedssegen mit gehobenen Händen und macht den Wagenschlag zu. Guldenschanz und der fremde Herr fuhren vor, Lindls Wagen setzte sich in Bewegung und die ganze Gemeinde begleitete ihren scheidenden Pfarrer unter Glockengeläute und lautem Weinen bis vor die Kolonie hinaus. Auf dem Berge vor der Kolonie setzten sich die Wagen in Trab, die Gemeinde blieb zurück. Einige Jünglinge liefen neben Lindls Wagen her, zuletzt ich allein. Lindl reichte mir die Hand und hiess mich zurückgehen.
In den ersten Tagen der Abreise Lindls von Sarata, kam ein Trostschreiben von Gossner aus Petersburg an die Gemeinde Sarata an, welches öffentlich vorgelesen wurde. Auch Gossners Freunde in Petersburg bemitleideten die Gemeinde Sarata herzlich und schickten ihr später ein silbernes Abendmahlsgerät als Zeichen ihrer brüderlichen Liebe und Freundschaft, dessen sie sich noch heute bedient.
Im nächsten Jahr 1824 trat Lindl in Berlin öffentlich zur evangelischen Kirche über. Aus einigen Abschriften seiner Briefe war zu sehen, dass er mit Sicherheit darauf rechnete, wieder nach Sarata zu kommen, da der russische Minister Fürst Galizin sich für ihn verwandte, aber es blieb ohne Erfolg. Wie lange er in Berlin verweilte ist mir unbekannt. Von dort reiste er nach der Schweiz zu Jakob Wig (Wirz), welchem es gelang ihn ganz auf separatistische Wege zu bringen. Von dort wendete er sich nach der Stadt Barmen bei Elberfeld in Preussen, wo er eine kleine Separatistengemeinde bis an sein Ende bediente.
Er starb wahrscheinlich am letzten Februar 1846 da blos der Begräbnistag aber nicht Sterbetag angegeben ist.
Zwei Monate vor seinem Ende, als er noch gesund war, besuchte ihn ein Freund, welchem er beteuerte, dass er noch das tausendjährige Reich erleben werde; aber er musste bald erfahren, dass er sich täuschte. Also hatte sich dieser hochbegabte und feurige Prediger durch diese Schwärmer verwirren lassen. Als ihm die Augen über die Blindheit der katholischen Lehre aufgingen, verfehlte er in seinem Eifer gleich von vornherein das Richtige. Da er von der katholischen Kirche überall verfolgt wurde, und wie ein Wild, das von den Hunden gejagt wird, nicht weiss wo es hinläuft und da er mit diesen Schwärmern zusammentraf, so glaubte er das Richtige gefunden zu haben.
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Ueber Lindls Beerdigung wurde von einem seiner Freunde in einem Blatte folgendes mitgeteilt:
Den 2. März 1846 war bei dem Begräbnis des lieben mir unvergesslichen Lindl, kein einziger Prediger zugegen und ausser den Gliedern seiner kleinen Gemeinde begleiteten ihn nur wenige Freunde zur letzten Ruhestätte. Der Zug bestand, mit den Trägern, aus 38 Personen. Der Sarg kam in das Grab auf seine Frau zu stehen unter einer Eiche in der Mitte des Unter-Barmer-Kirchhofs. Der Comtorist B. sprach ein solch gesalbtes Gebet, dass es einem Prediger Ehre gemacht hätte. Lindl war ein halbes Jahr jünger als Gossner, demnach wurde er geboren 1774, welchen Tag ist mir unbewusst. Er brachte also sein Alter auf 71 Jahre. Martin Boos war 11 Jahre älter als Gossner und wurde den 25. Dezember 1762 in Christnacht in Huttenried geboren. Seine Eltern waren wohlhabende Bauersleute, starben aber beide in einer Zeit von 14 Tagen, als er 4 Jahre alt war. Er hatte 15 Geschwister, wovon 4 vor den Eltern starben.
Martin kam zu seinem Onkel nach Augsburg, welcher ihn auf zureden seiner Lehrer und in Betreff guter Zeugnisse studieren liess, welches auch Martins inniger Wunsch war. Er kam auf die Universität nach Dillingen, wo ihm unter der Leitung des Professors Sailer das evangelische Licht aufging. Durch seine Predigten wurden ganze katholische Ortschaften erregt. Doch hatte er auch sein ganzes Leben hindurch nur Verfolgung und Gefängnis zu dulden. Er starb den 29. August 1825 im Alter von 62 Jahren 8 Monaten und 4 Tagen.
Johannes Gossner wurde den 12. Dezember 1773 geboren, im Dorfe Hausen bei Gensburg in Baiern. Er war ebenfalls ein Bauernsohn wohlhabender Eltern. Da aber sein Vater ertrank, wurde das Vermögen schlecht verwaltet, so dass er mittellos seine Studien ausführen musste. Er kam gleichfalls nach Dillingen woselbst er ein Jahr sich dem Studium der Philosophie widmete. Von dort ging er auf die Universität Ingolstadt (und studierte Theologie), denn man fing schon an aus Dillingen die Evangelischen Professoren zu vertreiben, worunter Sailer der vorzüglichste war. Letzter befand sich im Ganzen 10 Jahre als Professor in Dillingen. Gossner wurde noch bekannt mit ihm und kam durch ihn zur Erkenntnis. Er war nicht bei seinen Vorlesungen, weil er in Dillingen Philosophie studierte, aber dennoch verkehrte er mit ihm und kam durch ihn immer mehr auf den rechten Weg.
Sein Lebenslauf ist sehr interessant zu lesen, was dieser Mann bis ins Alter von 84 Jahren gearbeitet hat, wie nicht leicht ein zweiter aufzuweisen ist. Er übersetzte die Bibel ebenso wie Luther und gab ein Gesangbuch heraus. Gossners Schatzkästchen findet man in aller Welt Gegenden. Sogar die verstorbene russische Kaiserin führte es bei sich wenn sie sich auf Reisen befand. Zu seinen Anhängern in Petersburg gehörten Fürsten und Grafen, ja auch sogar der Kaiser. Dass der Kaiser Alexander I für diese Prediger so sehr eingenommen war, und überhaupt die Deutschen lieb gewann, kam daher, dass er durch den Krieg 1812 in Deutschland mit vielen christlichen warmem Männern bekannt wurde, ebenso auch Minister Fürst Galizin, welcher damals über die kirchlichen Angelegenheiten gesetzt war, und solche Männer wie Gossner und Lindl suchte. Durch die Errettung Russlands von den Franzosen war der Kaiser tief gebeugt und sah ein, dass nicht seine Macht, sondern die Hilfe Gottes durch den strengen Winter ihn gerettet habe. Er war sehr religiös und gottesfürchtig und hielt viel auf die evangelische Lehre. Daher kam es auch, dass die Verbreitung der Bibel in Russland gleich nach dem Friedensschluss gestattet wurde. Vor Gossners Zeiten war dieselbe noch sehr mangelhaft, er aber verbreitete von Petersburg aus, tausende von Bibeln.
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Er wurde von der (evangelischen) englischen Bibelgesellschaft unterstützt und wurde ihm von dieselben 2 Pressen unentgeltlich geschickt. Dadurch wurde die russische und katholische Geistlichkeit dermassen empört, dass sie den Kaiser so in die Enge trieben, dass er gezwungen war, um seine eigene Person zu schützen, endlich nachzugeben.
Auch hier spielte der österreichische Minister die Schlange, indem er den russischen Kaiser versicherte, dass diese Leute auf kirchlichem Wege unter dem Volk Empörung zu stiften suchen. Die höhere Geistlichkeit und Jesuiten von demselben (Metternich) unterstützt, ruhte nicht, bis auch Gossner aus dem Lande war und sein bester Gönner, Minister Fürst Galizin, abgesetzt, und die Bibelverbreitung wieder verboten wurde.
Vor Gossners Abreise aus Petersburg schickte ihm der Kaiser 1000 Rub. als Reisegeld und liess ihm sagen, dass er nur durch die Umstände genötigt sei und in seine Verweisung aus dem Lande gewilligt habe. Auch von anderer Seite strömten reichliche Unterstützungen zu.
Bei seiner Abreise war das Haus und die ganze Strasse hin mit Menschen besetzt, welche alle mit Thränen in den Augen sich herzudrängten um von ihm Abschied zu nehmen. Eine Reihe von Wagen begleitete ihn bis zur nächsten Station, wohin schon Hunderte voraus geeilt waren, Gossner noch einmal zu begrüssen. In Deutschland hatte er noch schwere Jahre durchzumachen, denn er wurde überall von der katholischen Geistlichkeit verfolgt, so dass er sich endlich entschloss zur evangelischen Kirche überzutreten. Er hatte aber noch immer schwere Zeiten, denn von einer Kirche war er ausgestossen und von der anderen nicht geachtet, bis es ihm endlich gelang, durch unermüdliche Arbeit, sich bei der evangelischen Kirche Namen zu erwerben. Als er endlich in Berlin eine bleibende Stelle gefunden hatte, gründete er ein Krankenhaus, welches unter dem Namens Elisabeth Krankenhaus noch fortbesteht.
Ebenso errichtete er ein Missionshaus und alles aus freiwilligen Beiträgen. Er sandte 140 Missionare aus, die bei ihm ausgebildet wurden, teilweise nach Indien und nach den entlegendsten Gegenden, welche vorher selten ein Missionar betreten hatte. Dieses alles leitete er bis zu seinem Ende. Er starb Dienstag den 20. März 1850 und wurde am Karfreitag beerdigt. Sein Alter war 84 Jahre, 8 Monate und 12 Tage.
Sein Begräbnis fand mit grossartiger Ceremonie statt. Jeder von den vielen Geistlichen hielt eine Rede. Generalsuperintendent Buchsel hielt eine Grabrede und die Menge Menschen, welche ihn begleiteten, konnte die Kirche lange nicht fassen.
Das wäre die Schilderung der Männer, welchen wir die Befreiung vom päpstlichen Joch zu verdanken haben.
Sämtliche Pastoren, welche in Sarata waren:
1.Ignaz Lindl 2. Josef Strehle, damals Kandidat
3. Lesedov 4. Breitenbach von 1840 bis 1848
5. Georg Behning von März 1852 bis 23. März 1875
6. Katterfeld 7. Meyer.
Der Grossvater Johannes Strehle wanderte mit seiner Familie bestehend aus Frau und vier erwachsenen Söhnen nach Russland ein. Sein Haus und Land musste er um billigen Preis verkaufen, denn da so viele auf einmal auswanderten, so wurden die Preise heruntergedrückt und alles kam in die Hände der Juden, welche boten, was sie wollten. Daher kam es auch, dass die meisten, bis sie an Ort und Stelle waren auch mit ihrem Gelde zu Ende waren.
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Im Jahre 1864 bei meiner Durchreise sagte mir der jetzige Besitzer, des väterlichen Hauses, dass er es jetzt für 30.000 Gulden verkaufe. Der Vater Johannes Strehle wurde geboren den 16. Oktober 1797 in Schnuttenbach bei Gensburg in Baiern an der Donau, Landgericht Burgau.
Er war 3 ½ Monate jünger als die Mutter. Sie verheirateten sich das Jahr nach der Ansiedlung, den 5. März 1823. Getraut wurden sie von Lindl. Der erste Sohn Johannes wurde geboren den 10. März 1826, getauft den 11. März. Er verheiratete sich den 13. Mai 1852 mit Katharina geborene Fiess.
Franziska, das zweite Kind wurde geboren Sonntag den 1. August 1827 getauft den 2. August. Sie verheiratete sich den 15. Oktober 1851 mit Lehrer Georg Schweyer.
Magdalena, das dritte Kind, wurde geboren Mittwoch den 23. Januar 1829 getauft den 24. Januar. Sie verheiratete sich den 17. Mai 1855 mit Friedrich Becker Seifensieder in Odessa.
Katharina, das vierte Kind, wurde geboren Dienstag den 2. Dezember 1830, getauft den selben Tag. Sie verheiratete sich mit Johannes Bossert, damals Schreiber in Klöstitz, den 30. Juni 1853 und starb den 25. Dezember also am 1. Weihnachtsfeiertage 1 Uhr Mittags.
Maria, das fünfte Kind, wurde geboren Mittwoch den 19. Januar 1833 getauft den 20. Januar. Sie verheiratete sich den 25. September 1855 mit Karl Frische in Kischinew, Sattler.
Christina, das sechste Kind, wurde geboren Montag den 24. September 1834 getauft den 25. September. Sie verheiratete sich mit Jakob Höllwarth in Gnadenthal den 31. Januar 1858. Sie starb den 23. Mai 1862 und hinterließ eine Tochter Katharina.
Marianna, das siebte Kind wurde geboren Dienstag, den 29. Juni 1837 getauft den 31. Juni.
Elisabeth, das 8. Kind, wurde geboren den 24. Januar 1839 getauft den 28. Januar und starb den 5. April 1839 also erreichte sie blos 2 Monate und 11 Tage.
Alois,das neunte Kind, wurde geboren Mittwoch den 26. Dezember, also am 2. Weihnachtsfeiertage 1840, getauft den 27. Dezember von Pastor Breitenbach, konfirmiert von Pastor Behning den 8. April 1856.
Im Jahre 1857 bekam der Vater Johannes Strehle einen Nervenschlag, worauf er nur noch mühsam gehen konnte, was sich jedes Jahr wiederholte. Im Jahre 1863 musste er sich ganz legen und starb den 12. November, dasselbe Jahr, im Alter von 60 Jahren und 27 Tagen.
Des Vaters zweiter Bruder Jakob Strehle wurde geboren den 2. Februar l802 und starb den 23. Mai 1880 im Alter von 78 Jahren 3 Monaten und 19 Tage.
Nach einem Aufenthalt von 6 Jahren in Russland, zogen die beiden jüngeren Brüder Josef und Anton wieder nach Deutschland aber nicht mehr nach Baiern, sondern nach Preussen, wo Josef als Pastor in Lockwitz angestellt wurde und sich später in Grochwitz bei Herzberg zur Ruhe setzte. Dort besuchte ich ihn im Jahre 1863 und 1864. Von der ersten Frau hatte er zwei Söhne, Samuel und Nathanael, welche aber damals schon lange tot waren. Sie starben beide mit 17 Jahren.
Von der dritten Frau hatte er eine Tochter namens Helene, die ungefähr im Jahre 1860 geboren wurde.
Bei meinem Besuch war sie ungefähr 3 Jahre. Sie starb im Jahre 1868 im Alter von 63 Jahren Anton der jüngste besass in Breslau ein Kaufmannsgeschäft, lebte in guten Verhältnissen. Er starb ein Jahr vor seinem Bruder Josef ungefähr im 60. Lebensjahre. Seine drei Söhne waren: der älteste Ferdinand, Pastor in Schlesien; der zweite Josef war Direktor in einer Zuckerfabrik in Polen; der dritte Anton, erlernte die Kaufmannschaft. Da er aber kränklich war, so verordneten ihm die Aerzte das Klima zu verändern, worauf er nach Amerika reiste, woselbst er wahrscheinlich an der Schwindsucht starb, denn man hörte nichts mehr von ihm.