Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Schlagwort: Russlanddeutsche

Sprichwortsammlung

Vorwort
Liebe Leserin und Leser!

Sprichwörter sind Wegweiser aller Völker. Sie sind die Spiegel der Denkart einer Nation. (Johann Gottfried Herder)

Ein Sprichwort ist ein kurzer Satz, der sich auf langer Erfahrung gründet.
(Miguel de Cervantes)

In allen Ländern dieser Erde haben die Menschen seit jeher ihre Lebenserfahrung in Sprichwörtern gefasst, so auch in Deutschland. Sie sind ein kostbarer Schatz der Völker dieser Erde. Der Inhalt eines Sprichworts strahlt die Weisheit des Volkes aus. Der Umgang mit den Sprichwörtern ist ein Schatz, nicht nur für den der ihn ausspricht, sondern auch für den der ihn annimmt. Je mehr Sprichwörter ein Mensch kennt, desto leichter fällt es ihm diese in unterschiedlichen
Situationen einzusetzen, so kommt zu jeder Unterhaltung das passende Sprichwort, es funktioniert auch im Gespräch mit der Familie, Freunden und Kollegen. Wer diese Sprichwörter aufmerksam liest, der soll Freude empfinden mittels dieser Schätze des deutschen Volkes.

Die Sprichwörter sind kein Eigentum, man soll sie sammeln und dem Volk zurückgeben. Diese Sprichwörter kamen von Deutschland nach Russland über die Wolga nach Kasachstan und Sibirien darüber hinaus wieder zurück. Die nach folgenden Sprichwörter wurden von den Deutschen in Russland von einer
Generation zur nächsten weitergegeben und geführt. Unsere Vorfahren wollten nicht, dass diese Kostbarkeiten verloren gehen und deswegen haben sie diese gepflegt. Für mich geht es hier nicht um den kommerziellen Gewinn, mir ist es wichtig, dass Eltern, Jugendliche und Kinder an den Sprichwörtern ihre Freude bekommen. Ich schreibe nur die Sprichwörter auf, die mir wieder in den Sinn gekommen sind und das bereitet mir gleichzeitig große Freude, aus diesem Grund sammel ich sie.

Keine Volkssammlung auf der Welt entsteht durch einem einmaligem Ansatz, es soll mit Freude und Seele daran gearbeitet werden. Eine Sammlung, wie diese erschafft man nicht in kürzester Zeit es benötigt viel Ausdauer und enorme Energie. Hinzu benötigt man zusätzlich noch Mut und Fleiß alle eingefallenen
Sprichwörter auf ein weißes Blatt Papier zu bringen und ihnen Flügel zu verleihen.
Jedes mal, wenn mir ein Sprichwort einfällt sehe ich vor meinem geistigen Auge meine Mutter, Oma und mein deutsches Dorf Schöntal – Nowoskatowka, welches in Sibirien im Omsker Gebiet liegt.

Es sind Sprichwörter die oft in meinen Dorf und von meiner Familie gebraucht wurden. Manche werden den Deutschen aus Russland bekannt vorkommen, andere nicht. Die Hauptsache ist, dass alle diese Sprichwörter von den deutschen aus Russland ausgesprochen wurden.

Allseits bekannte Sprichwörter bei den Deutschen aus Russland:

➔ Ein gutes Wort bleibt lange im Gedächtnis.
➔ Ein Sprichwort ein wahres Wort.
➔ Das Buch hört keine Predigt.
➔ Auch Wände haben Ohren.
➔ Es ist leicht zu haben, was keiner begehrt.
➔ Wie du dich bettest so ruhst du auch.
➔ Gute Belohnung macht willige Arbeiter.
➔ Wo der Teufel nichts anrichten kann, dahin schickt er ein Weib.
➔ Der höchste Berg ist die Türschwelle.
➔ Sag nicht alles was du denkst, sondern bedenke was du sagst.
➔ Wer nicht schlafen kann klagt über das Bett.
➔ Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.
➔ Daheim ist es am Besten.
➔ Wer wagt, gewinnt.
➔ Erst denken, dann handeln.
➔ Man lernt nie aus.
➔ Einsamkeit ist schwere Last, wenn du Gott nicht bei dir hast.
➔ Besser spät als nie.
➔ Erfahrung kommt mit den Jahren.
➔ Lügen haben kurze Beine.
➔ Durch das Fallen lernt man gehen.
➔ Alte Liebe rostet nicht.
➔ Nach Faulheit folgt Krankheit.
➔ Doppelt genäht hält besser.
➔ Es sind nicht alle Tage Feiertage.
➔ Kleine Kinder treten der Mutter auf die Schürze, große auf das Herz.

➔ Wer keinen Feind hat, der hat auch keinen Freund.
➔ Stille Wasser sind tief.
➔ Liebe deine Feinde, dann drehen sie durch.
➔ Der Wolf stirbt in seiner Haut.
➔ Fleiß überwindet alles.
➔ Es denkt sich jeder in seinen Sack.
➔ Jeder hält seine Frau für die Beste.
➔ Der Teufel lässt keine Schelmen sitzen.
➔ Die großen Gedanken kommen aus dem Herz.
➔ Wie der Herr, so das Geschirr.
➔ Arbeit erhält die Gesundheit.
➔ Der Hunger ist der beste Koch.
➔ Der Koch wird vom Geruch satt.
➔ Was du sähest, wirst du ernten.
➔ Das Glück kommt über Nacht.
➔ Was ich nicht weiß, mach mich nicht heiß.
➔ Wer Gott vertraut, hat Wohl gebaut.
➔ Sparsam ist nicht geizig.
➔ Das letzte Hemd hat keine Taschen.
➔ Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
➔ Heute Blume, morgen Heu.
➔ Morgen, morgen nur nicht heute sagen alle faulen Leute.
➔ Heute reich, morgen eine Leiche.
➔ Reden ist Silber, schweigen ist Gold.
➔ Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen.
➔ Eine Hand wäscht die andere.
➔ Jeder hat seine Plage.

➔ Der faule Mensch trägt sich auf einmal Tot.
➔ Die Jahre biegen den stärksten Mann.
➔ Aller Anfang ist schwer.
➔ Jeder macht es, wie er es versteht.
➔ Ein naher Nachbar ist besser als ein ferner Bruder.
➔ Sich selbst kennen ist die größte Kunst.
➔ Es ist nicht alles Gold was glänzt.
➔ Das Kind sagt nur das was es hört.
➔ Die Wahrheit besteht, die Lüge vergeht.
➔ Die Eltern haben die Kinder lieber, als die Kinder die Eltern.
➔ Ende gut alles gut.
➔ Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen.
➔ Wer sucht der findet.
➔ Krieg sät Krieg.
➔ Wer nicht nachgibt der gewinnt.
➔ Was weiß die Kuh vom Sonntag.
➔ Man sieht an den Backen, was die Zähne zerhacken.
➔ Von dem der niemals lacht, nimm dich in acht.
➔ Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
➔ Wer etwas lernen will muss schon was können.
➔ Jeder ist so alt wie er sich fühlt.
➔ Je mehr man liest, je mehr lernt man.
➔ Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch was dazu.
➔ Liebe heilt wunde Herzen.
➔ Liebe kann alles überwinden.
➔ Wer sich auf andere verlässt, der ist verlassen.
➔ Wer sich verlässt auf fremden Tisch, dem ist die Mahlzeit ungewiss.

➔ Die Zeit bringt alles an den Tag.
➔ Gute Dinge brauchen eine lange Zeit.
➔ Kein Weg ist zu weit, wenn die Liebe treibt.
➔ Alle Dinge haben ihre Zeit.
➔ Durch saufen und fressen wird viel Weisheit vergessen.
➔ Wer die Rute spart, verdirbt sein Kind.
➔ Die Wahrheit wird alt, aber sie stirbt nicht.
➔ Geduldige Schafe gehen viel in den Stall.
➔ Verliebte haben meist volle Herzen und leere Beutel.
➔ Wenn die Mäuse satt sind, schmeckt das Mehl bitter.
➔ Ein guter Tag vertreibt zehn schlechte.
➔ Es schlafen nicht alle, die die Augen zu haben.
➔ Durch Schaden wird man klug.
➔ Froh erfülle deine Pflicht.
➔ Wer alles vorher wüsste, würde bald reich.
➔ Der Wolf verliert die alten Haare, die alten Nuppen (Gewohnheiten) aber nicht.
➔ Wer die Kälte spürt schätzt die Wärme.
➔ Man soll die Perlen nicht vor die Säue werfen.
➔ Gabel ist eine Ehre, mit dem Löffel kriegt man mehr.
➔ Geld regiert die Welt.
➔ Wer nicht hört muss fühlen.
➔ Wie du mir so ich dir.
➔ Die mit Tränen säen, ernten mit Freuden.
➔ Wo man hackt gibt es Späne.
➔ Jedem Narr gefällt seine Kappe.
➔ Ein Tag ernährt das ganze Jahr. ( Beispiel die Kartoffelernte)
➔ Wem nicht zum rasten ist, dem ist auch nicht zu helfen.

➔ Niemand kann zwei Herren dienen.
➔ Wer sein Kleid kann selber flicken, darf es nicht zum Schneider schicken.
➔ Wer sich nicht satt isst, der leckt sich auch nicht satt.
➔ Iss was gar ist, trink was klar ist, sprich was wahr ist.
➔ Man muss sich strecken nach der Decke.
➔ Hab keine hundert Rubel sondern hundert Freunde.
➔ Der Faule trägt sich tot, der Fleißige läuft sich tot.
➔ Kinder und Narren sagen die Wahrheit.
➔ Wenn man unter den Wölfen ist, muss man mit denen heulen.
➔ Heiraten ist kein Pferdekauf, Mädchen mach die Augen auf.
➔ Neue Besen kehren gut, alte Storzel kratzen.
➔ Das Fett schwimmt oben auch, wenn es von einem Hund ist.
➔ Das größte Kreuz macht man sich selber.
➔ Anfang und Ende reichen einander die Hände.
➔ Wenn man den Teufel den Finger gibt will er die ganze Hand.
➔ Erst denken dann handeln.
➔ Alles vergeht die Wahrheit besteht.
➔ Eine Kuh deckt alle Armut zu.
➔ Alt genug und doch nicht klug.
➔ Das Hemd ist näher wie der Rock.
➔ Wenn man den Ochsen nennt kommt er gerannt.
➔ Am rechten Ort das recht Wort.
➔ Eine alte Frau weiß, dass am Sonntag Feiertag ist.
➔ Andere Jahre andere Haare.
➔ Andere Fehler sind gute Lehrer.
➔ Ein gebranntes Kind fürchtet das Feuer.
➔ Andere Städtchen, andere Mädchen.

➔ Je tiefer in den Wald, desto mehr Holz.
➔ Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
➔ Arme haben Kinder, reiche haben Rinder.
➔ Aus nichts wird nichts, von nichts kommt nichts.
➔ Gassenengel – Hausteufel
➔ Besser ehrlich gestorben als schädlich verdorben.
➔ Es geschieht nichts umsonst , denn ist es für was gut.
➔ Was man mit Zwang tut, wird es selten gut.
➔ Wer zufrieden ist mit dem was er hat, ist reich.
➔ Wer langsam fährt kommt auch ans Ziel.
➔ Ein falsches Ei verdirbt den ganzen Brei.
➔ Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen.
➔ Zorn ohne Macht wird auch verlacht.
➔ Wer wenig nicht ehrt, ist vieles nicht wert.
➔ Alles wissen macht Kopfweh.
➔ Wie man isst, so schafft man auch.
➔ Am vielen lachen erkennt man den Narren.
➔ Im stillen Sumpf sitzen viele Teufel.
➔ Ehrlich wärt am längsten.
➔ Vorsicht ist für alle Dinge gut.
➔ Besser ein kleiner Fisch als gar nichts auf dem Tisch.
➔ Der eigene Herd ist Gold wert.
➔ Besser ein Vogel in der Hand als zehn über Land.
➔ Wer einmal lügt dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht.
➔ Besser zweimal messen, als einmal vergessen.
➔ Wo Liebe ist, da ist auch Vertrauen.
➔ Mit klarem Ziel gewinnt man viel.

➔ Zeitungen liefern große Lügen für kleines Geld.
➔ Wo ein Aas ist da versammeln sich auch die Geier.
➔ Die Zeit bringt alles an den Tag.
➔ Die Zeit heilt alle Wunden.
➔ Was zähmt das lähmt.
➔ Schöne Worte helfen viel und kosten wenig.
➔ Der Mensch kann alles was er will.
➔ Ein Wort zieht das andere nach sich.
➔ Wo Sorge ist kehrt Sorge ein.
➔ Sähe und Sterbe.
➔ Wer will findet immer was zu tun.
➔ Arbeit und Fleiß ist der Preis.
➔ Wer alles will bekommt nichts.
➔ Die Wahrheit sticht auf die Augen.
➔ Der Wolf kann nicht schmeicheln.
➔ Wenn man auf einen Wurm tritt, so krümmt er sich.
➔ Die am wenigsten wissen, wollen die Klügsten sein.
➔ Wenn man liebt dem dient man gern.
➔ Was mich nicht verbrennt, brauch ich nicht löschen.
➔ Kein Mensch ohne Fehler.
➔ Wer viel Plaudert, der lügt viel.
➔ Niemand ist ohne Schuld.
➔ Einmal sehen ist besser, als zehnmal hören.
➔ Jeder hat mit sich selbst genug zu tun.
➔ Langsam aber sicher.
➔ Es ist niemand ohne Sorge.
➔ Was ruht soll man ruhen lassen.

➔ Wenn ein Wolf heult, dann heulen alle mit.
➔ Jeder macht es auf seine weise.
➔ Was der Mutter aufs Herz geht, geht dem Vater nur auf die Knie.
➔ Wer gute Nachbarn hat kann gut schlafen.
➔ Nachbarschaft ist halbe Verwandtschaft.
➔ Wer mit Ochsen spricht, dem geben die Ochsen Antwort.
➔ Die Sau ist im Dreck am Wohlsten.
➔ Wer schläft sündigt nicht.
➔ Niemand ist mit seinem Schicksal zufrieden.
➔ Durch Schaden wird man klug.
➔ Sag mir mit wem du umgehst und ich sag dir wer du bist.
➔ Keine Kühe, keine Mühe.
➔ Im schönsten Apfel sitzt der Wurm.
➔ Der Segen der Mutter baut den Kindern Häuser und der Fluch des Vaters reißt sie nieder.
➔ Eine schlechte Gesellschaft verdirbt gute Sitten und Bräuche.
➔ Es hat alles zwei Seiten.
➔ Wer nicht trauert, dem ist nicht zu trauen.
➔ Sich selbst zu kennen, ist die größte Weisheit.
➔ Bei den Alten wird man gut gehalten.
➔ Nicht jedes Licht kommt von der Sonne.
➔ Steinerne Herzen machen keine nassen Augen.
➔ Schlechter Anfang, gutes Ende.
➔ Wer sucht, der findet.
➔ Arm oder reich, der Tod mach alle gleich.
➔ Aus Erfahrung ist leicht sprechen.
➔ Wer zu süß ist an dem lecken alle.
➔ Was man sich erspart am Mund, das fressen Katze und der Hund.

➔ Umsonst ist nur der Tod, selbst er kostet das Leben.
➔ Wer einmal trifft, ist noch kein guter Schütze.
➔ Meinen und Wissen liegen auf zwei Kissen.
➔ Was man gern tut, geht leicht von der Hand.
➔ Je weniger einer Weiß, desto höher trägt er die Nase.
➔ Unkraut wächst ungesät.
➔ Unkraut wächst in jedermanns Garten.
➔ Der Unschuldige muss viel leiden.
➔ Nimm die Welt wie sie ist und nicht wie sie sein sollte.
➔ Vorworte brechen Nachworte.
➔ Wie der Vater so der Sohn, wie die Mutter so die Tochter.
➔ Vorurteile sind immer ein Zeichen von Schwäche.
➔ Die Ratten verlassen zuerst das sinkende Schiff.
➔ Wo viel ist, da will auch viel hin.
➔ Vorne fix, hinten nichts.
➔ Wer viel kann, muss viel tun.
➔ Der Verräter schläft nicht.
➔ Vorrat ist der beste Rat.
➔ Versuch macht klug.
➔ Es gibt eine dünne Wand zwischen Wahnsinn und Verstand.
➔ Vertrauen weckt Vertrauen.

Ich denke, dass diese Sprichwörter alle Leserinnen und Leser berühren und Ihnen eine große Freude bereiten werden.

Mit besten Grüßen

Alexander Weiz
Wuppertal, den 12.02.2022

Autor: Alexander Weiz

Titelbild: Jutta Rzadkowski

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Geschichte

Alexander Weiz

Einführung

Liebe Leserinnen und Leser!

„ Die Geschichte schreibt nicht ein Land, die Geschichte schreibt die ganze Welt.“

Die Erkenntnisse der Weltgeschichte sind wichtige Ereignisse für alle Menschen. Wer etwas auf unserer Welt erläutern und verstehen will, muss seine eigene und fremde Geschichte kennen. Das Zeitalter der deutschen Geschichte bis zum heutigen Tag teilt sich in gute und schlechte Geschichten auf. Man muss sie nur lesen und studieren um sie zu verstehen. Das ist der Grundbegriff um in verschiedene Zeiten einzutauchen und sie richtig zu verstehen. Die Deutschen haben eine andere Geschichte als die Russen oder die anderen europäischen
Länder, so auch alle Auswanderer aus verschiedenen Ländern der Welt, die eigene Sprache, Religion, Sitten und Bräuchen die sie mitgebracht haben aus ihrem Vaterland. Die Auswanderungsgeschichte bei den Deutsche nach Russland fing vor langer Zeit an. Es ist ein Einblick in die Geschichte der Russlanddeutschen im laufe der Jahrhunderte. Diese Geschichte soll für alle Wissensdurstigen ein steter Begleiter sein.

Die Geschichte der deutschen Auswanderer nach Russland

Erster Teil

Einleitungsspruch: „ Jeder Mensch hat eine Heimat und soll das Fleckchen Erde, wo er geboren ist, in Liebe und Ehren halten.“ (Julius Wolf, deutscher Schriftsteller)

Die Geschichte der deutschen Auswanderer auf einen Blick zu bringen ist nicht so leicht wie man denkt.

Die Chronologie der deutschen Auswanderer

Der erste Kontakt der Deutschen mit den Russen war damals im „Kiewer-Rus“ – dem ersten russischen Staates im Jahr 962, bittet die Großfürstin Olga von Kiew – Rus den großen König von Deutschland Otto I um die Entsendung christlicher Missionare. So war der erste Kontakt zwischen den beiden Ländern hergestellt. Otto der Große entsandte den Mönch Adalbert aus dem Kloster St. Maximen bei Trier befehlsmäßig nach Kiew. Nach einem Jahr schon kehrte der Mönch unverrichtet zurück. Die Kiewer-Rus bevorzugten Byzanz, die griechische Orthodoxie.

Die Christianisierung begann im Jahr 988. Bevor der Fürst Wladimir sein Haupt über das Taufbecken beugte im Jahr 988, lies er sich die Hand von Anna , der Tochter des byziantischen Kaisers, versprechen. Nach ihrem Tod ehelichte er die Tochter des deutschen Grafen Kuno von Enningen. Nachkommen des deutschen Adels sollten in späteren Jahrhunderten immer eine wichtige Rolle am Hof des Zaren spielen.

Im Jahr 1198 wurde die russische Stadt Nowgorod Weliki zu den Zentren in den sich die deutschen und russischen Kaufleute trafen und handelten. Da die deutschen Siedler die Sprache ihrer slawischen Nachbarn nicht verstanden, konnten sie mit ihnen auch nicht sprechen. Daher nannten die Russen die deutschen Neusiedler „Nemye“ – die Stummen. Daraus entstand auch das Wort „nemzy“ – die Deutschen.

Nach der Einführung des Christentums im Kiewer-Rus, Im Jahr 988, kamen immer mehr Deutsche nach Kiew und Umgebung. Im 11. Jahrhundert begann eine große Auswanderung aus Deutschland nach Baltikum – dem heutigen Litauen, Lettland und Estland. Ganz anders (als selbst) war Kiew und seine Umgebung der selbständige Nowgorod der damaligen Zeit. Die ausländische Minderheit konnte sich ein eigenes Stadtviertel errichten. Die deutschen Kaufleute und Handwerker bewohnten den „Peterhof“ um die deutsche St. Petrikirche. Die Geschäfte entwickelten sich prächtig, Kaviar, Pelze, Hanf, Speck, Walrosszähne und Fische erzielten gute Preise in den deutschen Städten. Die russischen Fürsten und die reichen Kaufleute deckten sich dafür mit erlesenen Weinen, Tüchern, Eisenwaren, Gold – und Silberschmuck ein. Zwischen Deutschland und Russland gab es eine lange Auswanderungspause.

Der Zar Ivan III (1440 – 1505) empfahl ausländischen Baumeistern, wie Italiener und Deutschen, sich in Moskau niederzulassen und die Stadt, die durch einen Brand zerstört wurde, wieder aufzubauen und um Inspirationen zu liefern, sowie in den Städten Wladimir, Rostow und Jaroslawl. Ivan III war der erste der sich „Herrscher der ganzen Rus“ und Großfürst von Moskau nannte, dass in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zur Hauptstadt des einheitlichen russischen Staates geworden ist, mit dem Anspruch auf das „Vatererbe“ des ganzen Kiewer Reichs, bei Moskau die „Nemezkaja Sloboda“ ( deutsches Stadtviertel).

Als Ivan IV der schreckliche 1547 in Moskau zum Zaren gekürt wurde, erstreckte sich sein Reich im Norden über Nowgorod bis zum Eismeer. Im Osten dehnte sich sein Reich bis Sibirien aus. In seiner Regierungszeit kamen viele Kaufleute, Fachleute vor allem Handwerker aus Deutschland und ließen sich nieder.
Die ersten Gemeinden gab es bereits schon im 16. Jahrhundert. Mit dem Bau der St. Michaels Kirche war die Lutherische Kirche in Moskau angekommen. In der Zeit der Herrschaft des Peters I., des Großen, begann eine organisierte Einwanderung der deutschen nach Russland. Der russische Zar war ein großer Reformator, er eröffnete für Russland die Tore nach Europa. Er wollte das Land nach dem westlichen Muster umgestalten. Dafür benötigte er deutsche Wissenschaftler, Baumeister, Ingenieure, Künstler, Ärzte, Pädagogen und Militärs.
In einem Manifest rief er Ausländer auf, insbesondere die Deutschen, in sein Land zu kommen.

Zweiter Teil

Die große deutsche Auswanderung nach Russland

Sprichwort: „ Jedes Volk schreibt seine eigene Geschichte“.

Eine Deutsche wird Zarin in Russland

Woher kam die deutsche Zarin nach Russland und wo wurde sie geboren?

Die zukünftige Zarin Russlands wurde am 21. April 1729 im Stettin, Pommern geboren und nach ihren drei Tanten auf den Namen Sofia Augusta Frederika evangelisch – lutherisch getauft. Ihre Mutter war die Fürstin Johanna Elisabeth von Holstein – Gottrop, durch sie war Katharina ein Cousine Peters. Ihr Vater war Christian August, Fürst von Anhalt – Zerbst in Mitteldeutschland, Generalmajor in
Fredericks Heer. Die Regierungszeit von Elisabeth Zarin von Russland war von 1741 bis 1762. Die Tochter von Peter I dem Großen und Katharina I, die Mutter von Sophia ( Katharina II) wurde am 1. Januar 1744 von der Zarin Elisabeth in den russischen Hof eingeladen. Am 21. April 1744 war Katharina II endlich in der Lage in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Am 28. Juni 1744 unterzog sich Sophia (Katharina II) mit beeindruckender Frömmigkeit der Zeremonie des Übertritts zum orthodoxen Glauben, von da an hieß sie Katharina. Am nächsten Morgen wurde sie in der großen Kathedrale Uspenski Sobor feierlich mit dem
Großherzog Peter III verlobt. Nach vierzehn Monaten Kennlernzeit wurden sie am 21. August 1745 in St. Petersburg getraut, die Eheschließung war für die Zarin nur aus politischen Gründen geschlossen worden. Elisabeth hat ihren Neffen, den Herzog Peter von Holstein – Gottrop adoptiert und als Peter III zu ihrem Nachfolger ernannt, Katharina ist auch mit ihr verwandt. Alle die Katharina sahen waren sehr von ihrer taktvollen Bescheidenheit, sogar Peter begann sie zu lieben. Am 10. Oktober reiste Katharinas Mutter ab. Peter war siebzehn und Katharina sechzehn. Peter III wandte sich bald anderen Frauen zu. Am 5. Januar 1762 verstarb die Kaiserin Elisabeth und Peter bestieg ohne offene Opposition den Thron. Die Macht und der Alkohol stiegen dem Zar mächtig zu Kopf, er behandelte Katharina mit hemmungsloser Grobheit und scheute sich nicht davor, sie in der Öffentlichkeit eine Närrin zu nennen. Die Kaiserin befand sich in einer schrecklichen Lage und wurde mit ausgesprochener Verachtung behandelt. Plötzlich stellte Peter fest, dass er trotz seiner kühnen und bemerkenswerten Reformen unbeliebt war. Die Armee hasste ihn wie einen Verräter und der Hof lachte ihn aus wie einen Narren. Peter III. wollte Katharina I. vom Thron stoßen und sie durch Elisabetha Woronsowa ersetzen. In St. Petersburg und Umgebung hatte Katharina viele Anhänger. Sie war beliebt bei der Armee, am Hof und auch beim Volk. Als Zarin Katharina II (1762 – 1796) die Regierung übernahm war das untere Wolgagebiet weitgehend Menschenleer. In dieser Zeit tobte in Deutschland der 7 Jährige Krieg (1756 – 1763).

Auswanderungsgründe der Deutschen nach Russland

Welche Gründe trieben damals die Deutschen nach Russland?

Der erste Grund war die Politik. Der Hauptgrund für die ersten Auswanderungen, besonders aus Hessen, in das Wolgagebiet war der 7-Jährige Krieg ( 1756 – 1763), der eng verflochten war mit dem englisch – französischen Krieg, dabei wurde Hessen besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. Es ist klar, dass diese politische Verhältnisse auch wirtschaftliche Notstände herauf beschworen. In
Hessen war vor allem in Vogelsberg und Odenwald die Not besonders groß.
Einer der Gründe war der Wildschaden, dazu kam noch die Unfruchtbarkeit des Bodens, die hohen Pachten, Zinsen und die Fronen. Die Ernteerträge reichten nicht aus um die fürstlichen Pacht – und Zinsgelder davon zu bezahlen. Man musste einen Teil seines Landes verkaufen. Der Mangel an Weiden brachte einen schlechten Zustand des Viehbestandes. Die Menschen lebten, in Hessen, im Gebiet Vogelsberg in bitterer Armut. So musste es in ihren Ohren wie eine Verheißung geklungen haben als die russische Zarin Katharina II. in einem am 22. Juli 1763 erlassenen Manifest jedem Ausländer, der sich auf unbewohnten Landstrich ihres Reiches ansiedeln wollte, eine kostenlose Reise zum Bestimmungsort, eigenes Land, Vieh und verlockende Vorrechte so wie 30 Jahre Steuerfreiheit und Befreiung vom Militärdienst versprach.

Das Manifest klang so: „ Ich Katharina II Zarin und Selbstherrscherin von Russland, habe heute ein Manifest unterschrieben. Da in Russland viele Gebiete unbewohnt sind und Gott mir diese Gebiete zu verwalten gab, befehle ich von heute an allen Ausländern, sich in diesen Gebieten frei nach Wahl niederzulassen, sie werden alle in Russland ohne Verzögerung aufgenommen.“

Dieser Aufruf wurde in allen europäischen Staaten verteilt, ein durchschlagender Erfolg war aber nur in Deutschland. Die Planmäßige Ansiedlung, besonders von Landwirten oder auch einigen Handwerkern, erstreckte sich über den Zeitraum von 1763 bis 1862. Kleinere Gruppen kamen später. Das Hauptsiedlungsziel war im Wolgagebiet. Fast ein Jahrhundert lang strömten die deutschen Menschen in das große russische Reich und ließen sich in mehr oder weniger geschlossenen Siedlungsgebieten an der Wolga, bei Petersburg, im Schwarzmeergebiet und dem Südkaukasus nieder.

Deutsche gab es schon lange, vor der großen Einwanderung, in Russland.
Ende des 17. Jahrhunderts gab es in der Nemezkaja Sloboda zwei protestantische, eine holländische und eine katholische Kirche alle mit eigenen Kirchengemeinden.
Es gab drei Märkte, Verkaufsstände für russische und ausländische Waren und sogar deutsche Kneipen und einen „deutschen Friedhof“.

Hoch willkommen waren damals in der Regierungszeit der Kaiserin Katharina II die Siedler aus Deutschland, sie brauchten keine Steuern an das Reich bezahlen.
Was die Sitten und Bräuche jedes Volkes anging, so durften sie nach den Traditionen ihrer Ahnen leben. Das Wolgagebiet mit der Katharinenstadt soll den Deutschen gehören.

Aus vielen Teilen Deutschlands, vor allem aus Hessen, strömten Freiwillige zusammen. Die Ausreise erfolgte in wochenlanger Schiffsreise auf dem Seeweg über die Nord- und Ostsee zur Kronenstadt und St. Petersburg, hier wurden die Auswanderer mit neuer Kleidung ausgestattet und leisteten den Treueschwur auf die russische Krone. Weiter ging dann die Reise an die untere Wolga, die Bedingungen wurden nicht vorhergesehen. Die deutschen Auswanderern traf ein schweres Schicksal in der damaligen Zeit.

Was gab die Kaiserin Katharina II den deutschen Auswanderern:
  • Freie Lebens – und Entfaltungsmöglichkeiten
  • Befreiung vom Militärdienst „auf ewige Zeit“
  • Angebot von Land, fast unbegrenzte Landankaufmöglichkeit, Steuerfreiheit
  • Freie Gemeindeverwaltung
  • Volle Freiheit auf religiösem Gebiet


Das war damals Grund genug der Heimat den Rücken zu kehren und sich in der Ferne eine neue und bessere Heimat zu suchen. Die Zarenregierung entsandte zu dieser Zeit ihre Anwerber, nach Deutschland und in einige andere europäische Länder, die den Leuten den Himmel auf Erden versprachen. Es gab auch Privatkommissare die sich mit dem Anwerben befassten. Das Manifest der Zarin
Katharina II von Russland wurde in allen europäischen Ländern verteilt, ein durchschlagender Erfolg war es in Deutschland. Die meisten Auswanderer kamen zwischen 1763 und 1769 ins Wolgagebiet aus Hessen und den Rheinlanden aber auch, wenn in geringerer Anzahl aus Württemberg, Elsass, Lothringen, Tirol, Bayern, Pfalz, Westfalen, Hannover, Holstein, Mecklenburg, Sachsen, Schlesien und Böhmen. Einige wenige schlossen sich aus Dänemark, Schweden, Frankreich und der Schweiz an.

Der Baron de Beauregard aus Neuenburg, Schweiz, verpflichtete sich 3000 Kolonisten aus der Schweiz zusammen zubringen, tatsächlich wurden auch dem russischen Agenten in Basel, in den Jahren 1766 bis 1772, über 1000 Schweizer zugeführt. Das Hauptziel war das Wolgagebiet. Ein Teil wurde aber abgeworben und gründete Kolonien bei Petersburg und die Belowescher Kolonien bei Tschernigow.

In Deutschland wurde in verschiedenen Städten Werbebüros und Sammelpunkte eingerichtet, wie in Roßlau, Lübeck, Büdingen, Nürnberg – Wöhrd, Ulm, Regensburg, Frankfurt am Main und so weiter. Von den Sammelpunkten aus zogen die Angeworbenen unter Führung der Werbeagenten nach Lübeck oder Danzig, von wo aus sie auf Schiffen nach Russland fuhren. Die Ausreise erfolgte in wochenlanger Schiffsreise auf dem Seeweg über die Nord- und Ostsee zur Kronenstadt und nach St. Petersburg. Wegen des Schiffsmangels aus Russland wurde die Mehrzahl an Lutheranern und eine geringe Anzahl von Katholiken zusammen eingeschifft.

Am Ufer der Kronenstadt stiegen alle Einwanderer aus. Hier wurden sie mit neuer Kleidung ausgestattet und leisteten den Treueeid auf die russische Krone. Im Hochsommer 1764 ließ man die Ausländer im Park von Oranienbaum antreten und die Zarin Katharina II verbeugte sich tief und segnete alle Einwanderer und sagte: „Hoch willkommen seid ihr alle in unserem Land und seid herzlich aufgenommen. Das Wolgagebiet mit Katharinenstadt soll euch gehören.“

Die Reise an die untere Wolga erfolgte dann in Etappen. Ein Gedicht von den
Kolonisten aus der damaligen Zeit:

Alle wurden Kolonisten,
Jäger, Künstler, Bauern, Fürsten,
Gründeten ein neues Reich,
Schweden, Deutsche und Franzosen
wurden Brüder – alle gleich.

„Heimat, oh Heimat! Heimat wie bist du schön.“ ( über die neue Heimat Wolga).

Der Mensch kann sich sein Schicksal nicht aussuchen, er wählt den Weg den er geht, der ihn dann zu seinem Schicksal führt. So waren damals auch alle deutschen Auswanderer gewesen die diesen Weg nahmen. In den Gründerjahren Wolgas Kolonien, mir den Missernten und den Nomadenüberfällen, forderte den deutschen Siedlern zahlreiche Opfer ab. Am Rand des russischen Landes gab es damals des öfteren von den nomadischen Völkern, hauptsächlich die Kirgisen, Überfälle. In der Umgebung des Dorfes an der Wolga gab es Tataren, Mordwiener und Russen, diese waren den Siedlern von Anfang an nicht freundlich gesinnt.
Mit viel Gottvertrauen, Fleiß und Sparsamkeit konnten die Kolonisten diese harte Anfangszeit überwinden. Ein Sprichwort aus der Wolga lautet: „Den ersten den Tod, den Zweiten die Not, dem Dritten das Brot.“ Die Wolgadeutschen gründeten an der unteren Wolga eine geschlossene Siedlung, mit deutschen Schulen und Kirchengemeinden. Eine Dorfgemeinschaft zeichnet sich durch soziale Beziehungen ( Nachbarschaftsbeziehungen) aus. So lautet ein altes deutsches Sprichwort: „ Ein naher Nachbar ist besser als ein ferner Bruder.“

Soziale Kontrolle, feste Strukturen, Normen, Sitten, Brauchtum, Feste und Vereinswesen bis hin zu ländlicher Architektur, Bekleidung, Nahrung usw. Die Dorfgemeinschaft bei den Russlanddeutschen zeichnete sich durch ihre einzigartige deutsche Mundart aus. Jede Dorfgemeinschaft bestand aus einer bestimmten Anzahl von deutschen Kolonisten an einem bestimmten Ort. Jedes Dorf bekam ein Stück Land und wurde als Siedlung angelegt. Als die deutschen nach Russland zogen brachten sie die Familientraditionen ihres Vaterlandes mit
und ihren Glauben auch. Mit eigenen Händen haben sie an der Wolga schöne deutsche Dörfer aufgebaut. Diese Menschen besaßen keine hohe Bildung, dennoch waren sie meistens gute Geschäftsleute und wussten wie man wirtschaftet.

Die planmäßige Ansiedlung an der Wolga, nach dem Manifest von Katharina II, kam in Schwung. In der Niederlassungsperiode ( 1763 – 1769) war die Kultur in den ersten deutschen Kolonien, im Wolgagebiet, stark durch die Religion geprägt. Sie traf das schwerste Schicksal aller Auswanderer aus Deutschland. Es waren über 30 Jahre vergangen, die Menschen haben sich in dem fremden Land eingelebt und das Leben ging weiter. Es entstanden blühende deutsche Kolonien, im russischen Reich, in denen die Bewohner es dank ihres Fleißes zu einem beachtlichen Wohlstand brachten. Eine große Siedlung der Wolgadeutschen ist damals entstanden. Die deutschen Kolonisten an der Wolga lebten bedeutend besser und wohlhabender als die Bevölkerung in den benachbarten Dörfern. Der Grund dafür war vor allem der Fleiß und das Können der deutschen Bauern, die ihr Land viel besser und mit einer höheren Agrikultur bearbeiteten.

In der Regierungszeit Pauls I 1796 – 1801, Sohn von Katharina, durch einen
kaiserlichen Gnadenbrief wurden den deutschen Mennoniten Auswanderern ihre Privilegien schriftlich bestätigt und es folgten viele deutsche nach Russland. Die dritte große Auswanderungswelle der Deutschen nach Russland war das Manifest vom 18. November 1813 von dem Kaiser Alexander I, Enkel von Katharina II. In diesem Manifest wurden die Versprechungen und die Zusagen wiederholt und den Verhältnissen angepasst,die schon die Kaiserin Katharina II beider Ansiedlung der Wolgadeutschen und Alexander I bei der Besiedlung des Schwarzmeergebietes bis zum Südkaukasus gemacht haben. Alexander I gab einen Erlass heraus in dem das Ansiedeln in Polen Privilegien gab.

Die russische Regierung nahm die Kolonisten aus dem Herzogtum Warschau unter ihren besonderen Schutz und gewährt ihnen alle Rechte und Bequemlichkeiten, dazu kamen noch viele aus Württemberg. Der Südkaukasus war zu jenen Zeiten von den Russen erobert worden und es herrschte in Russland der Kaiser Alexander I, der für die religiöse Bewegungen und Empfindungen
viel Verständnis hatte. Der Anfang der Ansiedlung für die schwäbischen Kolonisten im Südkaukasus war schwer, da viele Bedingungen nicht vorgesehen wurden. Fast ein Jahrhundert lang strömten deutsche Menschen in das russische Reich und ließen sich in mehr oder weniger in geschlossenen Siedlungsgebieten an der Wolga, bei Petersburg, im Schwarzmeer und Südkaukasus nieder. In den Jahren 1764 bis 1880 legten die deutschen Auswanderer im russischen Reich insgesamt zehn deutsche Siedlungen an. Jede Siedlung umfasste mehrere Kolonien. Eine Kolonie kann man sich wie ein Dorf vorstellen. Die Kolonien lagen in den Verwaltungsbezirken Saratow, Samara, Petersburg, Jekaterinoslaw,
Cherson, Odessa, Wolhynien und im Kaukasus. Nach Wolhynien kamen die ersten deutschen Kolonisten bereits 1830, nach 1861 kamen mehr dazu, vor allem 1862 – 1864, und noch bis 1890 kamen immer neue Siedler aus russisch Polen, Galizien dazu. Im Jahr 1914 lebten über 200.000 Deutsche dort.

Auch in der Regierungszeit von Nikolaus I ( 1825 – 1855 ) emigrierten noch
Deutsche aus Deutschland. Am 28. Dezember 1832 mit dem Dekret von Kaiser Nikolaus I über die Gründung der evangelisch lutherischen Kirche in Russland wurde eine Generalsynode mit dem Oberkirchenrat in St. Petersburg und eine zweite Generalsynode in Moskau gegründet. Ein Herausgabe Verlag der Gottesbücher befand sich in St. Petersburg.

Die erste Phase der asiatischen Ausdehnung Russlands beginnt nach dem Krieg von 1828 – 1829 gegen Persien ( heute Iran) der zweite nach dem Krimkrieg 1853 – 1856, die dritte nach dem Krieg 1877 – 1878 bei der Regierungszeit Alexanders II ( 1855 – 1881). Der Grund dafür war, dass Asien als geographisch geopolitischer Hintergrund, Asien als Speicher der Volkskraft, Asien als Heimat eines geistig – politischen Stils. Nach der Niederlage im Krimkrieg 1853 – 1856. In dem ersten Jahr der Regierungszeit Alexander II (1855 – 81) verstärkte sich der großrussische Nationalismus. Dazu kam die zunehmende Entfremdung zwischen dem deutschen Reich und Russland. Die stetig zunehmende Zahl der Kolonisten und ihr wirtschaftlicher Erfolg zog den Neid der Nachbarvölker auf sich. Die russische Gesellschaft betrachtete die Entwicklung der deutschen Siedler zu dieser Zeit mit großer Sorge.

1871 führte Alexander II verschiedene Reformen durch, mit denen der Sonderstatus der deutschen Siedler aufgehoben wurde, zudem wurden 1871 die
Schwarzmeer und Wolgakolonien der allgemeinen russischen Verwaltung unterstellt. Im selben Jahr beginnt die Russifizierung: Aufhebung der Privilegien nach dem es eine Bewegung, so wie weitere Ausbreitung des Deutschtums in Russland gegeben hat. Nach 1871 wurden die Kolonisten der allgemeinen russischen Verwaltung unterstellt. Im Jahr 1874 kam die Einführung der Wehrpflicht für die Russlanddeutschen. Die Versuchung war groß, die Kolonisten als Sündenböcke für ungelöste Probleme der russischen Agrarpolitik von 1861 darzustellen, um so die sozialen Spannungen auf dem Land auf den Kampf gegen den nationalen Feind zu lenken. Die Deutschen galten nun als der innere Feind. Es wurde verboten die deutsche Sprache zu sprechen oder auf deutsch zu unterrichten, Versammlungen von Russlanddeutschen wurden verboten, Unternehmen mit deutscher Beteiligung wurden aufgelöst, die deutsche Presse wurde verboten und alle deutschen Ortsnamen wurden in russische umbenannt.
Es begann eine Große Emigration nach Brasilien, Argentinien und Nordamerika. 1873 setzte bei den Mennoniten das „ Auswanderungsfieber“ ein. Während der großen Ausreisewelle von 1874 bis 1881 emigrierten nach Südamerika 2% der Wolgadeutschen.

Ein kurzer Blick in die Jahre: 1850 haben die meisten Russlanddeutschen ihre Staatskredite zurückgezahlt und waren schuldenfrei. Das frei gewordene Kapital und die Einnahmen aus der Verpachtung von Land wurden in die Fabrikation landwirtschaftlicher Produkte investiert. In den Regionen, wo Deutsche lebten, entstand mehr Industrie als in anderen Gegenden Russlands.

Was passierte mit den Russlanddeutschen in der Regierungszeit von Alexander III( 1881 – 1894).

1887 entstand das Manifest von Alexander III „Russland muss den Russen gehören.“ 1883 übte die nationalistische Presse einen starken Druck auf die Regierung aus, etwas gegen die „friedliche Eroberung des Südwestgebietes durch die Deutschen“ zu unternehmen. 1887 – 1888 emigrierten die Wolgadeutschen nach Südamerika und gründeten in Argentinien Kolonien. 1891 wurde die russische Sprache zum Pflichtfach in deutschen Schulen im Zarenreich.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Deutschen ein umfassendes Netz im russischen Reich gebildet, dass die Versorgung mit deutschsprachiger Literatur und deutschsprachiger Zeitungen erlaubte. Ende des 19. Jahrhunderts in der Regierungszeit Nikolaus II gerieten die deutschen Kolonisten zunehmend unter den öffentlichen Druck. 1901 – 1911 emigrierten rund 105.000 Russlanddeutsche nach Amerika und Kanada. Andere bildeten neue Kolonien in der kasachischen Steppe, im Omsker Gebiet und im Altai. Nach Missernten und sozialen Unruhen 1905 versuchte die russische Regierung die Lage durch Stolypin – Agrarreform in den Griff zu bekommen. Die Hungersnot trieb auch viele deutsche Familien zum Übersiedeln nach Sibirien, so gründeten deutsche Kolonisten aus Schöntal, Jagodnaja Poljana ( Beerenfeld ) 1906 im Omsker Gebiet das Dorf Schöntal später Nowoskatowka. Manche Bauern aus Jagodnaja Poljana und Neu – Straub ( Nowoskatowka ) brachen in den 1900 – er Jahren Richtung USA und Kanada auf. Dort habe ich Verwandte; zwei Brüder Asmus, Konrad und Jörg aus Jagodnaja Poljana aus dem Wolgagebiet Saratow die 1910 in die USA auswanderten, die Familie Schröder Elisabeth aus Neu – Straub (Nowoskatowka aus dem Wolgagebiet Saratow) wanderten 1906 nach Kanada aus, die Familie
Görlitz und Morasch aus Jagodnaja Poljana gingen ebenfalls 1921 nach Kanada.
Erst die Stolypinsche Landesreform 1906 brachte den großen Einschnitt ins bäuerliche Leben an der Wolga. 1911 gab es 140 Russlanddeutsche Betriebe die landwirtschaftliche Geräte und Maschinen produzierten. Das war ungefähr ein Viertel der gesamten russischen Produktion. Vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges gab es 1,7 Millionen Russlanddeutsche. Ihre Sonderstellung wurde von der zaristischen Regierung allmächtig abgeschafft. Sie sollten sich assimilieren, russisch wurde zur Verwaltungssprache, die Selbstverwaltung der
deutschen Kolonien wurde eingeschränkt. Von den früheren Privilegien blieb nur noch die freie Religionsausübung erhalten.

Nach dem Ausbruch des erstem Weltkrieges erklärte das Deutsche Reich am 1. August 1914 Russland den Krieg. Im ersten Weltkrieg wurde zahlreichen russischen Staatsbürgern deutscher Herkunft Restriktionen auferlegt obwohl ca. 300.000 von ihnen in der russischen Armee dienten. Während des ersten Weltkrieges ( 1914 – 1918 ) wuchsen die Zweifel der russischen Regierung
und Armeeführung an der Loyalität der deutschen Siedler, damit veränderte sich das Leben der Russlanddeutschen schlagartig. 1914 verlor die russische Armee eine wichtige Schlacht gegen Deutschland, daraufhin wurden die deutschstämmigen Soldaten von der West – Front abgezogen und an die Kaukasische – Front gegen die Türken verlegt.

Das „Liquidationsgesetz“ vom 2. Februar 1915 setzte diskriminierende Maßnahmen gegen die deutschen fort: Verbot der deutschen Sprache, das Versammlungsverbot und Enteignung des Grundbesitzes an der Westgrenze Russlands. Vom 26 – 29. Mai 1915 gab es Massenausschreitungen gegen Deutsche in Moskau mit mehreren Toten und Verwundeten. In den darauf folgenden Wochen gab es Unruhen und kleinere Übergriffe im ganzen Land.
Am 01. Januar 1916 gab es eine offizielle Bestätigung der Duma ( Parlaments ) Kommission „zum Kampf gegen die deutsche Übermacht“, die eine aktive Tätigkeit gegen das „innere Deutschland“ und gegen eigene deutschsprachige oder – stämmige Bürger auf historischem, literarischen, publizistischen und rechtlichen Gebiet koordinierte und leitete.

1915 wurden viele Deutsche in Grenzgebieten enteignet und nach Sibirien ausgesiedelt. Im Herbst 1916 beschloss die Zaristische Regierung des Nikolaus II, dass alle Wolgadeutschen im Frühjahr 1917 nach Sibirien ausgesiedelt werden sollten, dieser Beschluss wurde jedoch geheim gehalten. Die deutschen Landbesitzer sollten bis 1917 ihr Land dem Staat übergeben. Am 24. Februar 1917 wurde das Zarentum gestürzt, dass wurde allerdings nicht mehr umgesetzt.
Die folgende provisorische Regierung setzte die Gesetze wieder außer Kraft. Unter diesen Umständen bedeutete es, dass die Februarrevolution 1917 und die Garantien der Bürgerrechte der provisorischen Regierung für viele Deutsche vorerst mal die Rettung vor Gefahren war. Viele Russlanddeutsche begrüßten in Erwartung für ein besseres Leben die Revolution 1917 und schlossen sich den roten Briganten an. Ende Oktober ( 25. alter ukrainischer Kalender, 7. November neuer Gregorianischer Kalender ) kamen die Bolschewisten an die Macht, die
Deutschen wurden automatisch Bürger Sowjetrusslands. Nach der Bildung der Autonomen Sozialistischen Republik der Wolgadeutschen wurde Deutsch
wieder zur Amts – und Unterrichtssprache, das Leben veränderte sich, neue Hoffnung auf ein besseres Leben kam beim Volk auf. Am 19. Oktober 1918 setzte Lenin ( Amtszeit von 7.11.17 – 21.01.24 ) seine Unterschrift unter das Dekret über die Errichtung der „Arbeitskommune der Deutschen des Wolgagebiets“. Am 13. Dezember 1923 beschloss das Politbüro des ZK der KPR( B ) dem deutschen Gebiet an der Wolga den Status einer Republik zu geben, der neue Name war Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen ( ASSRdWD ).
Der 6. Januar 1924 war jedoch der Gründungstag. Mit der Gründung am 30.12.1922 der UdSSR wurden die Deutschen automatisch Bürger der Sowjetunion. Ihr rechtlicher Status unterschied sich nicht von anderen Nationalitäten. Anfang 1924 wurde die Republik der Wolgadeutschen mit der
Hauptstadt Engels ( bis 1931 Pokrowsk ) gegründet. Von 1924 bis 28. August 1941 existierte die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen mit der Hauptstadt Engels ( bis 1931 Pokrowsk ) dort waren die deutschen
Kulturinstitutionen beheimatet. Deutsche Theater, Zeitungen, Staatsverlage, und Hoch – und Fachschulen. Die ASSRdWD war führend in den Bereichen Agrartechnik, Herstellung von Dieselmotoren, Milchverarbeitung, Tabakproduktion, Fleisch- und Textilindustrie.

Hungersnot in den Wolgadeutschen Dörfern

Die Machtergreifung der Bolschewiken im Herbst 1917, der Bürgerkrieg ( 1918 – 1922 ), wirtschaftlicher Umbruch und Missernten führten 1918 – 23 zu einer der größten Hungerkatastrophen in der Geschichte des Landes. 1921 – 1924 sollen allein an der Wolga 170.000 deutsche Kolonisten verhungert sein, Zehntausende sind an Seuchen verstorben oder in andere Gebiete Russlands oder ins Ausland geflohen. Andererseits gab es 1918 – 1922 Zehntausend Opfer durch Gewalt an der Wolga. Im Zuge der „Entkulakisierung“ 1928 – 1931 wurden auch Tausende deutsche Mittelbauern enteignet und mit den Familien hinter den Ural verbannt.
In folge einer erneuten Missernte 1932 – 33 starben unzählige Deutsche an der Wolga und in der Ukraine den Hungertod. 1924 wurde aus den deutschen Kolonien in der Ukraine fünf Landkreise (Rayons ) gebildet bis 1931 kamen noch drei dazu.

Die Ukrainische Sozialistische Republik entstand am 9. Februar 1918 bis 23. August 1991, am 24. August 1991 hat die Ukraine ihre Unabhängigkeit erklärt.

Die Kommunisten kamen durch Gewalt an die Macht und konnten diese auch nur mit Gewalt halten. Zum Anlass einer neuen Welle des Massenterrors am 3. Dezember 1934: „Nach Kirow Tode sollte Stalin ermordet werden.“ In der Wolgadeutschen Republik, so wie im ganzen Land begann eine Jagt auf Klassen feindliche Elemente die sich angeblich den Sturz der Sowjetmacht zum Ziel gesetzt haben. Bei dieser neuen Welle des Massenterrors begann, 1934 bis 1938, die sogenannte Säuberung der Partei und Sowjetorgane in der Stadt und im Land.
Die sowjetische Strafjustiz verurteilt landesweit 1.345.000 Personen, von denen 681.692 Menschen erschossen werden. Der „ große Terror“ kostet etwa 55.000 Deutschen das Leben, 20.000 landeten im Straflager ( Gulag ).

Nach einem Regierungsbeschluss über die Zwangsaussiedlung von 15.000 polnischen und deutschen Haushalten aus der Ukraine werden 69.283 Personen aus den Grenzgebieten nach Kasachstan verbannt. 1939 lebten in der Sowjetunion etwa 860.000 Russlanddeutsche.

Dritter Teil

Eine bittere Zeit 1941 – 1945

Am 22. Juni 1941 griff NS – Deutschland die Sowjetunion an. 28.08.1941 war ein trauriger Tag für die Russlanddeutschen. Die Wolgadeutsche Republik wurde liquidiert und die deutschen Bewohner wurden nach Sibirien und Zentralasien verbannt, es begann die Zwangsaussiedlung und Deportation der Deutschen aus den Wolgaregionen, zum 01.01.1942 wurden insgesamt 794.069 Russlanddeutsche deportiert. Die Deportierten wurden in Zügen, mit 65 Wagons pro Zug, geladen. Es sollten bis zu 40 Personen in einem Wagon transportiert werden, in Wirklichkeit waren es aber 60 Personen. Die Deportation war diktiert von Stalins Wut über Hitler – Deutschland. Der Diktator rächte sich bitterlich an der völlig unschuldigen deutschen Volksgruppe im eigenen Staat, je mehr bekannt wurde von den deutschen Verbrechen an der russischen Zivilbevölkerung
desto mehr bereitwillige Helfer fand Stalin bei seinem Rachefeldzug.

Der zweite Weltkrieg hat allen Völkern Europas unsägliches Elend gebracht. Obwohl in dem Erlass des obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 nur die Rede von den Wolgadeutschen war, wurden aber kurz darauf alle Russlanddeutsche aus dem europäischen Teil der Sowjetunion nach Sibirien und Zentralasien verbannt. Das war keine gewöhnliche Verbannung wie man sie sich in der westlichen Demokratie vorstellen kann, denn die Russlanddeutschen kamen dort in Gefängnisse und Konzentrationslager wo sie Sklavenarbeit leisten mussten, auch Frauen und Kinder wurden nicht verschont. Hunderttausende
Deutsche in Arbeitslagern sind verhungert, erfroren oder sind von der NKWD (Geheimdienst ) erschossen worden.

Zwangsarbeitslager in der Sowjetunion ( zwischen Leiden und Hoffen )

Nach dem Erlass, des Obersten der Sowjetunion vom 28. August 1941, sollten zuerst Männer zwischen 15 und 50 Jahren in die sogenannte Trudarmee eingezogen werden. Trudarmee (Arbeitsarmee, Arbeitslager) ist ein besonderes System für Zwangsarbeit. 1941 – 1946 wurde es in der Sowjetunion vor allem für die Russlanddeutschen Jugendliche, Männer und Frauen aufgebaut. Am 7. Oktober 1942 wurde der Kreis der Trudarmee über eine zusätzliche Mobilisierung deutscher Männer zwischen 16 und 55 Jahren und Frauen zwischen 16 und 45 Jahren, sofern sie nicht schwanger oder Kinder unter 3 Jahren hatten, erweitert.

Das Zwangsarbeitslager wurde scharf bewacht und von dicken Stacheldrahtzäunen umzäunt. Beide Aushebungen von 1942 betraf 133.900 Deutsche. Im Lager herrschte eine völlige Willkür der Vorgesetzten aller Dienstgrade. Unter unwürdigen Bedingungen mussten sie in einem großen
Wohnraum in Beengtheit leben, es starben die Trudarmisten massenweise an Hunger, Kälte, Krankheit und Schwerstarbeit. Einige Männer und Frauen, die am Leben geblieben sind haben in der Trudarmee geheiratet und kehrten später zurück oder blieben in der Gegend. Jeder Trudarmist musste nach dem zweiten Weltkrieg die Entscheidung für sich und die Möglichkeiten des weiteren Lebensverlaufs treffen.

Jetzt folgt ein Gedicht von Alexander Weiz für die Russlanddeutsche Zwangsarbeiter:

Die Stalin – Zeit
Ein altes Bild hängt an der Wand.
Es ist von der Sonne ganz gelb gebrannt:
Das Bild aus meiner Jugend,
aus der schrecklichen Stalin – Zeit,
als deutsche Frauen und Männer
von Begleitsoldaten getrieben wurden
durch Wälder und Felder zur Zwangsarbeit.
Sie sollten schuften und dabei krepieren.
Ihre Kinder sollten sich selbst ernähren.
Es wollte nicht aufhören das Martern und Plagen.
Den Schmerz wegen verlassenen Kindern
konnten sie kaum ertragen.
Ein Stückchen Brot – ihr einziger Trost,
danach ein Holzschlag bei grimmigem Frost.
Von Soldaten gepeinigt und geschlagen
wurden viele von ihnen
in Waldgruben begraben.
Für Überlebende ist die schlimme Zeit
schon lange, lange vorbei.
Gott war mit ihnen schon immer
und ist auch jetzt dabei.

Ganz wenige Autoren in der Trudarmee hatten die Möglichkeiten unter schweren Bedingungen ihre literarische Arbeit fortzusetzen, aus Mangel an Papier schrieben damals wenige Autoren ihre Gedichte auf Birkenrinde auf.
Ein Gedicht aus der damaligen Zeit der Zwangsarbeit lege ich vor, Verfasser ist Unbekannt.

Kinder weinten, und den Eltern
Tat im Leib das Herz so weh.
Alle Männer, Frauen, Mädchen
Mussten in die Trudarmee.
Die Baracken, wo wir wohnten
War’n umzäunt von Stacheldraht.
Jeder Tag durch’s Tor uns führend,
Zählte uns ein Wachsoldat.
Wie viel Menschen sind verhungert
Und gestorben im Ural,
Und erfroren? Keiner weiß es,
Wie viel sind es an der Zahl.
Trotz großer Armut ohne Eltern
Groß geworden ist manches Kind
Dass es weiß nicht, wo beerdigt
Seine lieben Nächsten sind.
Schweres lastet auf der Seele,
Wenn man denkt an jene Zeit,
Viel verloren hat mein Völkchen
Wo bleibt die Gerechtigkeit?

Keine andere Ethnie in der Sowjetunion hat eine derart umfassende physische Ausbeutung erlebt. Möge es in Zukunft immer frohe Zeiten geben ohne Kriege und Missverständnisse zwischen den Völkern, Nationen und Staaten, damit die Jugend, nicht nur die Jugend, jegliche Generation jedes Landes, jeden Volkes in frohen Zeiten leben kann.

Auf ewige Zeiten verbannt

„ Wo der Schmerz sitzt, da sitzt die Seele“ Sprichwort aus Armenien.

Christen sind Menschen die sich an Jesus orientieren. Er sagt: „ Ich bin der Weg.“ Die Wege des Glaubens sind keine Sackgassen und enden nicht irgendwo im Dunkeln. Wer sich entschließt diese Wege zu gehen wird dort guten Freunden begegnen, so auch wir Russlanddeutsche, mit allen Völkern der ehemaligen UdSSR. Wie der Dalai Lama gesagt hat: „ Der innere Frieden kann von jedem erreicht werden.“

1945 bis Sommer 1956 waren alle Russlanddeutsche, groß und klein, unter Aufsicht der Sonderkommandantur. Dies bedeutet, dass sie nicht das Recht hatten ihren Wohnort ohne eine Genehmigung des Kommandanten zu verlassen. Sie durften die Grenzen ihres Kreises nicht überschreiten. Bei Verletzung dieses Erlassen gab es bis zu 20 Jahre Zuchthaus. Laut dem Erlass vom 26. November 1948 wurden die Russlanddeutsche auf ewig verbannt, sie waren nun für die
ganze Welt totgeschwiegen.

Tauwetter, Liberalisierung und Hoffnung

„ Wenn die Hoffnung nicht wäre, dann würde das Leben aufhören.“ arabisches Sprichwort.

Nach Stalins Tod ( 5. März 1953 ) beginnt die Rehabilitierung der Opfer politischer Justiz und schrittweise Verbesserungen der Lage für die deportierten Völker, dies brachte aber den Russlanddeutschen nicht die erhoffte Freiheit, sondern nur eine geringe Erleichterung. Im März 1953 bis Oktober 1964 kam Chruschtschow an die Führungsspitze der UdSSR. Als der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Konrad Adenauer zum Staatsbesuch im September 1955 in Moskau war sprach er direkt die Problematik der Deutschen in Russland an. Am 13. Dezember 1955 kam der Erlass über die Aufhebung der Einschränkungen in der
Rechtsstellung der deutschen Sondersiedler und ihre Befreiung von der Kommandaturaufsicht. Dieser Erlass brachte den Deutschen zwar gewisse Erleichterungen aber nicht den Freispruch von dem Generalverdacht. Die Russlanddeutschen durften nicht in ihre alten Heimatorte zurückkehren
und mussten auf ihr Vermögen verzichten. Durch den Beschluss des Bundestages 1955 über die Anerkennung der Einbürgerungen während der Kriegszeit begann die Familienzusammenführung, es durften nur einige wenige deutsche Familien aus der Sowjetunion ausreisen.

Die Landmannschaft e.V. ist die größte gemeinnützige Organisation der Russlanddeutschen in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde 1950 als „ Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler“ gegründet. Sie bekannt sich zur „Charta der Deutschen Heimatvertriebenen“ vom 05.08.1950. Sie steht unter der Patenschaft des Bundeslandes Baden – Württemberg seit 1979 der Landmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

Den Begriff „Russlanddeutschtum“ gab es 1927. Seit 1930 gab es in Südamerika die erste Zeitung „Der Russlanddeutsche“. Dieser Begriff „Russlanddeutsche“ wurde auch von der Landmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.
( gegründet 1950 ) akzeptiert. In der Sowjetunion wir der Begriff „Sowjetdeutsche“ seit Anfang den 1930er Jahren benutzt. So wurde die erste Konferenz deutscher Schriftsteller in der Sowjetunion von der Zeitung „Literaturnaja Gazeta“ als sowjetisch deutsche bekannt ( „Liternaturnaja Gazeta“ 28.03.1934 ). Die Deutschen selbst identifizierten sich in der Spätsowjet immer mehr als „ Sowjetdeutsche“, weil sie sonst nicht in der Öffentlichkeit der Sowjetunion erscheinen durften.

Zurück ins Jahr 1956, nach dem Erlass der Aufhebung der Sonderkommandantur 1956 konnten alle Sowjetdeutschen in verschiedenen Orten der UdSSR wohnen und in verschiedenen Orten zu Besuch fahren und auch selbst aus verschiedenen Orten der UdSSR Besuch empfangen, es waren viele Verwandte und Bekannte aus verschiedenen Gegenden der UdSSR. Bei den Russlanddeutschen gilt das Gesetz der Gastfreundlichkeit egal wer kommt, es wird aufgetischt. 1959 lebten 1,6 Mio. bekennende Deutsche in der Sowjetunion, die meisten immer noch in ihren
Verbannungsorten. Der erste „Höhepunkt“ stellte sich 1959 mit 5.563 Aussiedler ein, diese führte letztendlich dazu, dass insgesamt ca. 13.000 Personen zwischen 1958 – 1960 ausreisen durften.

Deutsch als Muttersprache wurde erst 1958 in der RSFSR, in anderen Republiken der SU 1960, erlaubt. Die Deportation führte durch die Einschränkungen zu einem großen Verlust der Kenntnisse in der deutschen Sprache und auch das Bildungsniveau der Deutschen sank.

Am 29. August 1964 verabschiedete das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR den Beschluss „ über die Abänderung des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 über die Umsiedlung der Wolgadeutschen“, dieser Beschluss nahm den Russlanddeutschen den Makel des Verrats. Ihnen wurde aber nicht die Rückkehr in die alten Wohnorte, mit der Wiederherstellung der autonomen Wolgadeutschen Republik sowie der
deutschen Rayons mit gemischten Bevölkerung und anderen Bildung – und Kulturellen Einrichtungen genehmigt.

Stillstand oder die Goldene Zeit bei der Regierung Breschnews

( Freundschaft mit allen Völkern der UdSSR ) „Freundschaft ist Liebe mit Verstand.“ Sprichwort aus Deutschland.

Breschnew regierte in der UdSSR vom 04. Oktober 1964 bis 10. November 1982.
Die Möglichkeit in der UdSSR zu existieren war für die Sowjet-deutsche zu arbeiten und zu lernen, um ein Mensch und ein vollberechtigter Bürger der UdSSR zu werden. 1972 kam es auf Grund des Erlasses des Präsidiums des obersten Sowjets der UdSSR ( vom 03.11.1972 ) über die Aufhebung der Einschränkungen der Wahl des Wohnsitzes für Deutsche und andere deportierte Völker zur
ersten größeren Ausreisewelle. 1972 wurden die Deutschen durch das Dekret, zwar nicht vollständig rehabilitiert, aber sie konnten jetzt ihre Verwandten und Bekannten besuchen, viele zogen aus den kalten Regionen Sibiriens und des hohen Nordens in wärmere Gegenden. Am 01. August 1975 wird in Helsinki die Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa unterzeichnet, auch von der Sowjetunion von Leonid Breschnew. Die Sowjetdeutschen bekamen die Hoffnung nach Ost – und Westdeutschland auszureisen.

Besonders wichtig für alle Volksgruppen der UdSSR waren die Verankerungen der
Menschenrechte und Grundfreiheiten, die Verbesserung der familiären Bindungen und Reisemöglichkeiten. Das ließ bescheiden Hoffnungen bezüglich der Familienzusammenführung für die Sowjetdeutschen aufkommen. 1976 – 1977 erreichte die Auswanderung mit 1.000 – 9.700 Aussiedlern pro Jahr erreichte die Auswanderung ihren Höhepunkt. Etwa 60.000 Sowjet-deutsche Aussiedler kamen im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland, über die Hälfte von ihnen wählten den Weg über das Baltikum oder Moldawien.

Die große Nachfrage nach deutschen Gottesbüchern beweist, wie beliebt sie geworden sind in Russland und zwar nicht nur in den Wolgakolonien, sondern auch da wo deutsche Kolonisten in Russland lebten. Wolgadeutsche Liederbücher wurden erst 1979 von „Missionswerk Brücke zur Heimat“ in Kassel wieder nachgedruckt und auf verschiedene Art und Weise in die UdSSR gebracht.

Jetzt folgt ein Auszug aus diesem Buch: „ Zwischen Leiden und Hoffen“ von Adolf Bersch. Die Beziehung zwischen Deutschland und Russland waren schon immer ein Barometer für die Wolga – und Russlanddeutsche. In den 70 er Jahren führte die neue Westpolitik der Bundesregierung, mit Kanzler Willi Brandt an der Spitze, zu positiven Veränderungen der Beziehung zwischen der BRD und der UdSSR. Während der Verhandlungen mit Willi Brandt musste Leonid Breschnew in der Frage der Familienzusammenführung und der Lage der Sowjetdeutschen einige Zugeständnisse machen. Die sowjetische Seite versprach die Sowjetdeutschen
als gleichberechtigte Bürger zu behandeln und ihnen sogar eine deutsche Autonomie zu geben. Bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung wurde vereinbart, dass die Sowjetdeutschen sich von nun an auch auf dem Territorium der ehemaligen ASSRdWD der Wolga Republik ansiedeln durften, allerdings bedeutete es nicht, dass jetzt schon an der Wolga die deutsche Autonomie wiederhergestellt war. Die sowjetische Regierung war grundsätzlich für eine deutsche Autonomie, aber wann und wo wollte sie später entscheiden.

Diese Entscheidung fiel am 28. Juni 1981, damals lebten in Kasachstan ca. 1 Mio. Sowjetdeutsche. Auf Anweisung Breschnews sollte der erste Sekretär der Kommunistischen Partei ( KP ) Kasachstans Kunaew einen Beschluss der Partei durchzusetzen, wonach auf dem Neuland in Nordkasachstan eine deutsche autonome Republik gegründet werden sollte. Jedes der drei Gebiete Zelingrad, Karaganda und Powlodar, wo viele Deutsche lebten, sollten einen Teil ihres
Territoriums für die deutsche Autonomie abgeben, wie es bisher immer so war sollte auch dieser Beschluss vor der Bevölkerung geheimgehalten werden.
Die Kasachen waren über das Vorhaben, der Gründung der deutschen autonomen Republik auf ihrem Territorium informiert, die Deutschen vorerst mal aber nicht. Da gingen auch schon die ersten kasachischen Demonstranten auf die Straßen.
Sie trugen Losungen und Transparente mit den Aufschriften:

  1. Die Deutschen waren und sind Verräter unserer Heimat.
  2. Alle Deutschen müssen nach Norden geschickt werden.
  3. Das Kasachische Territorium ist unteilbar.
  4. Nie eine deutsche Autonomie auf Kasachischem Territorium.
  5. Nieder mit den Deutschen! Vertreibt sie!

Es kam zu keiner Verkündung einer deutschen Autonomie in Nordkasachstan. Das Spektakel war gelungen und seine Organisatoren waren zufrieden.

Der Zerfall der UdSSR.

„Zerstören ist leicht, Aufbauen ist schwer.“ russisches Sprichwort.

Viele Menschen, in der damaligen UdSSR, die im stalinistischen Arbeitslager waren, haben des öfteren über das sowjetische System gesprochen. Sie waren schon damals davon überzeugt, dass es früher oder später zusammenbrechen wird, aber sie konnten nicht wissen, dass es von 1941 – 1991 bestehend, nach 50 Jahren Sowjetunion, zusammenbricht. Nach Breschnews langer Regierungszeit
kamen zwei kurze Regierungszeiten der Sowjetischen Obersten.

Vom 10.11.1982 bis 09.02.1984 regierte Jury Andropow, Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU und Vorsitzender des Präsidiums des obersten Sowjets, so lautete sein offizielle Titel. Am 4. Mai 1983 sagte Kanzler Kohl in seiner Regierungserklärung: „ Wir werden darauf drängen, dass wieder mehr Deutsche aus der Sowjetunion ausreisen können.“

1984 erlaubte die Sowjetunion 4.000 – 5.000 Sowjetdeutschen die Ausreise in die DDR. Tschernenko kam, nach dem Tod von Andropow, am 9. Februar 1984 an die Macht, er unterstützte den damaligen der Regierungschef Tischonow. Tschernenko hat praktisch keine Spuren in der sowjetischen Geschichte hinterlassen, wer sich noch an ihn erinnert denkt an einen älteren, weißhaarigen Mann, der hinter einem betonartigen Gesicht verbarg, dass er kaum noch was
begriff was um ihn herum passierte. Er starb am 10. März 1985.

Glasnost und Perestroika in der UdSSR

Am 11. März fand ein außerordentliches Plenum des Politbüros statt, wo Gromyko vorschlug Gorbatschow zum Generalsekretär zu wählen, zu dem Zeitpunkt war Gorbatschow noch ein unbeschriebenes Blatt. Er kam aus der Provinz und war im Politbüro für die Landwirtschaft zuständig. Die Lösung von Glasnost ( Transparenz ) wurde mit großer Zustimmung von Gorbatschows Landleuten aufgenommen, dass die Öffentlichkeit im Land rückhaltlos über alles
was geschah informiert wurde. Der deutsche Bundestag erörterte 1985 und 1986 mehrfach das Schicksal der Deutschen in der UdSSR und appellierte an Moskau die Diskriminierung von Deutschen zu beenden und die Ausreisewilligen zu ihren Verwandten im Westen ausreisen zu lassen. Am 15. September 1986 forderte auch der Europarat in Straßburg bessere Ausreisebedingungen für Deutsche in der Sowjetunion, auch im deutschen Fernsehen ( ZDF, ARD ) wurden die Deutschen in Russland zum Thema. Einen Wendepunkt in der neuen Geschichte der Sowjetdeutschen brachte das Ausreisedekret vom 28. September 1986, Gorbatschow erleichterte die Ausreisebedingungen. Seit dem das Ausreisedekret im Jahr 1987 in Kraft getreten ist haben viele Sowjetdeutsche die Sowjetunion verlassen. Der Antragsteller muss in der Regel zwei bis fünf Jahre warten bis er einen Bescheid erhält. Nach Deutschland durften die Sowjetdeutschen nach dem Bundesvertriebenengesetz einreisen.

Rechtlich werden sie als Aussiedler und Spätaussiedler von 1992 aufgenommen, die Mehrzahl von ihnen ist schon nach einem Jahr Bürger der Bundesrepublik. 1987 traten Ereignisse ein, die wir heute als Glasnost und Perestroika bezeichnen. Präsident Gorbatschow öffnete mit seiner Politik die Grenzen und schaffte Tabus ab. Diese Politik hat die Deutschen in Russland erst von der Ausreise träumen lassen, wir müssen aber auch der damaligen Deutschen Regierung danken, die
uns das Tor nach Deutschland ganz weit geöffnet hat. Helmut Kohl, der damalige Bundeskanzler, hat uns damit die Akzeptanz und Anerkennung gegeben die wir in der Sowjetunion nie bekommen haben. Die Teil Demokratisierung in der Sowjetunion gab uns neue Hoffnungen für die Wiederherstellung der Wolgadeutschen Republik.

Am 12. April 1988 versammelten sich in der Redaktion „ Neues Leben“, in Moskau, die Vertreter der Sowjetdeutschen aus allen Regionen der Sowjetunion wieder. Das war die Dritte große Delegation der Sowjetdeutschen. Zwischen 1956 – 1965 und 1988 waren mehrere kleine Delegationen in Moskau gewesen, die aber von niemandem empfangen oder sogar festgenommen und wieder an ihre Wohnorte zurückgeschickt worden waren. 1989 und später als sich die Sowjetdeutsche Wiedergeburt alle Mühe gab, endlich etwas an der Wolga zu erreichen, was jedoch an einem entschiedenen Nein aus den oberen, mittleren und unterer Etagen der sowjetischen Hierarchie scheiterte.

Als sich die Hoffnung auf die Wiederherstellung der Gerechtigkeit und die deutsche Autonomie als Trugbild erwiesen hat, kam es Anfang der 1990er Jahre zu einer Massenauswanderung der Deutschen in das Land ihrer Vorfahren. 1988 bis 1990 kamen mehr als 2 Millionen Deutsche aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Am 01. Juli 1990 hat das Bundesverwaltungsamt das Ablaufthema zum Aussiedleraufnahme verfahren nach der Neuordnung durch das in Kraft treten des Aussiedleraufnahmegesetzes beschlossen. Die Massenumsiedlung der Russlanddeutschen nach Deutschland verlief für sie durchaus nicht einfach. Die Mehrzahl der Deutschen hatte keine Vorstellung von dem neuen Land, ihren
Gesetzen, der Mentalität, Kultur und vielen anderen Bedingungen. Es entstanden auch unterschiedliche Meinungen zwischen Familienmitgliedern bezüglich der
Auswanderung, die junge Generation hatte keinen Bezug mehr zu ihren deutschen Vorfahren und so gingen die Meinungen auseinander. Es ist nicht umstritten, dass die Deutschen sich schon über 50 Jahre in den zwangsumgesiedelten Gebieten eingelebt und sich an viele Bereiche des Lebens angepasst haben, aber eins stand an erster Stelle und zwar vor allem sollte für die jungen Generation eine geregelte Zukunft und ein schöneres Leben gewährleistet werden. Deshalb begann die Massenausreise der Deutschen aus der ehemaligen Republik der UdSSR in den
1990er Jahren nach Deutschland. Gorbatschow versuchte derweil die Unionsrepubliken der UdSSR mit einem neuen Unionsvertrag zu locken, der ihnen eine weitere Eigenständigkeit billigte. Die Papiere lagen, am 20. August 1991
vor und sollten, in Nowo – Ogarjowo bei Moskau, unterzeichnet werden. Ein Putsch am 19. August 1991 verhinderte es und besiegelte das Ende der UdSSR.

Betrachtet man die Geschichte der Deutschen aus Russland von 1871 – 1991, so war es in dieser Zeit mal mehr oder weniger ersichtlich, dass sie seelischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt worden waren.

Die Entstehung des neuen Russlands


„ Nur wer an die Zukunft glaubt, glaubt an die Gegenwart.“ Sprichwort aus Brasilien.

Boris Jelzin, russischer Präsident 1991 – 1999. Diese Welt mit ihren falschen Versprechen und Überzeugungen vergeht, doch wer sich an Gott hält bleibt und die Kraft dazu kommt aus dem Kopf und wahren Worten. Daran sollten wir uns
halten und darauf Vertrauen, dass Gott uns dadurch hält. In der früheren und auch in der heutigen Gesellschaft suchten die Menschen ihr Glück aber wenn die Russlanddeutsche sich umsehen, dann stellen sie fest, dass sie früher und auch heute Schwierigkeiten hatten. Überall und in jeder Gesellschaft müssen Menschen Leid und Elend erdulden – selbst dort wo Freiheit und materieller Wohlstand herrschen.

„Die Heimat ist also wohl das Teuerste ( wie das Dorf Schöntal – Nowoskatowka, Gebiet Omsk) was Menschen besitzen und teurer als die Zunge aussprechen kann.“ Friedrich von Schiller.

Neue Hoffnungen gaben den Russlanddeutschen die Reformen aber nicht ihre alte Heimat die Wolgarepublik zurück. Am 18. Oktober 1991 versammelten sich die Delegierten Russlanddeutsche im Lichtspielhaus „Okjabr“, der Vorsitzende des Organisationskomitees zur Einberufung des Kongresses der Akademiker Boris Rauschenbach, eröffnete die erste Sitzung. Er kamen auch mehrere Vertreter der russischen Regierung, auch von der Bundesrepublik Deutschland war der Hauptbevollmächtigte für Aussiedler Dr. Horst Waffenschmied anwesend.
Boris Jelzin, der seine Teilnahme an der Arbeit des Kongresses zugesagt hatte, erschien nicht. Das war nicht sein erster und auch nicht der letzte Betrug an den Russlanddeutschen.

Mit Besorgnis schauten die Russlanddeutsche auf diese Tatsache. Demnach wollte der russische Präsident den Russlanddeutschen keinen Autonomie geben andernfalls wäre er doch gekommen und hätte die erfreuliche Nachricht gebracht. Der Kongress, hatte die Hoffnungen der Russlanddeutschen auf eine baldige Wiederherstellung ihrer Autonomie an der Wolga nicht erfüllt. Bei den Russlanddeutschen kam eine neue Hoffnung als der russische Präsident Boris Jelzin und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl am 21. Dezember 1991 in Bonn, ein Dokument unterschrieben haben, welches die Gründung eines deutschen Nationalkreises an der unteren Wolga vorsah, dies sollte die erste Stufe für die Wiederherstellung der Wolgadeutschen Republik sein. Die deutsche Bundesregierung gab für diesen Zweck Mittel in Millionenhöhe, unglaublich wie
die Bundesregierung Deutschland mit den Mitteln ihrer Steuerzahler umging.
Jelzin bekam in Bonn was er wollte, aber er dachte nicht daran diese Mittel für die
Wiederherstellung einer deutschen Autonomie an der Wolga auszugeben. Anstelle der Wiederherstellung der deutschen Autonomie auf dem Territorium der ehemaligen ASSRdWD bot Jelzin den Russlanddeutschen das Versuchsgelände Raketodrom Raketenabschussplatz „Kapustin Jar“ für einen deutschen Nationalkreis an.

Dann geschah etwas unerwartetes, zwar nicht für die Russlanddeutschen, aber für die gesamte Weltöffentlichkeit. Auf seiner Begegnung mir der Bevölkerung im Dorf Ossiniki, Rayon ( Kreis ) Engels, am 8. Januar 1992, erklärte Boris Jelzin: „ Ihr könnt euch beruhigen. Ich denke gar nicht dran, hier an der Wolga die deutsche Autonomie wiederherzustellen, wenn es in Zukunft hier irgendwo einen Ort gibt in dem ca. 90 % Deutsche leben werden, stellen wir die Frage nach der Gründung einer deutschen Autonomie an diesem Ort.“ Die Anwesenden klatschten ihrem
Präsidenten lange Beifall, sie waren zufrieden. Für die Russlanddeutsche war es das Ende der Hoffnung auf den Sieg der Gerechtigkeit. Trotz aller Schwierigkeiten wurde der deutsche nationale Kreis Asovo ( Gebiet Omsk) am 17. Februar 1992 gegründet und diesen Erfolg verdanken wir dem Prof. B. G. Reiter, der auch zum Leiter dieses Kreises wurde.

Das Jahr 1994 war das Jahr der Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland und meiner Ausreise aus Russland nach Deutschland. Das war für die Aussiedler aus Russland und GUS – Staaten sehr ungewohnt, vieles unverständlich, weil in ihrem Herkunftsland alles ganz anders gewesen war. Unter schweren Umständen früher im Russischen Reich und später in der UdSSR konnten sich die Russlanddeutschen immer wieder beweisen. Überall wo sie durch die Willkür des Staates gelandet waren – sei es Sibirien, Kasachstan oder Mittelasien ließen sie durch ihre Arbeit blühende Oasen entstehen.

„Wo liegt auf Erden jene Wüste, die die Deutschen nicht in blühendes Land zu
verwandeln verstünden?

Nicht umsonst hieß es im früheren Russland: Der Deutsche ist wie ein Weidenbaum. Wo du ihn hinstreckst, schlägt er wurzeln.“ schrieb der berühmte russische Schriftsteller Alexander Solschenizin in seinem Werk „Archipel Gulag“.

Als sich die Hoffnung auf die Wiederherstellung der Gerechtigkeit und die deutsche Autonomie als Trugbild erwiesen, kam es Anfang der 1990er Jahre zu einer Massenauswanderung der Deutschen aus Russland in das Land ihrer Vorfahren. Die Russlanddeutschen hatten dennoch eine Hoffnung und zwar nach Deutschland zu kommen und für diese Hoffnung gaben sie alles auf, Haus und Hof, ihre Arbeit zum Teil auch ihren Beruf, da sie ihn zum Teil in Deutschland nicht
ausüben können, ihre Freunde und alles weitere was zum Leben gehört. Viele Menschen, die damals den Wunsch auszureisen, bekamen dennoch große Schwierigkeiten und wurden oft durch das brennende Feuer der Erniedrigung gezogen. Zu den Besonderheiten der Russlanddeutschen Kultur gehören: die eigene Geschichte, die Mundart Sprache, das Selbstbewusstsein, die Erinnerungskultur und die religiöse Ausübung. „Die Erinnerungen der Zeitzeugen sollen nicht verloren gehen.“ Russlanddeutsche sind ein Volk mit einer bewegten
Geschichte. Sie mussten zweimal in einer fremden Kultur ihr Leben finden.
In Russland, als sie als Deutsche kamen und in Deutschland als sie aus Russland zurückkamen. Die russlanddeutsche Subkultur formiert sich, in dem sie sich aus den deutschen, russischen und der eigenen russlanddeutschen Traditionen nährt. Die Russlanddeutschen sind eine neue eigene Ethnie, deren Prägung in Verbindung mit dem russischen Volk steht. Nichts aus unserer Russlanddeutschen Geschichte soll beschönigt oder verfälscht werden.

Wuppertal, den 28.05.2024

Alexander Weiz

Literaturverzeichnis

  1. Die Auswanderung aus Deutschland nach Russland, Karl Stump 1995,
    in den Jahren 1763 – 1862
  2. Die Bibel
  3. Illustrierte Weltgeschichte: Band 1 – 4 ( Sonderausgabe für den Lingen Verlag, Köln 1976 )
  4. Chronik der deutschen – Chronik Verlag, Dortmund 1983
  5. Neues großes Lexikon in Farbe
  6. Mein großes Jugend Lexikon
  7. Manfred Quiring: Russland Orientierung im Riesenreich
  8. Adolf Bersch: Zwischen Leiden und Hoffen
  9. Alwina Meiber: Fremde Heimat
  10. Emil Staiger: Schicksal der Waldheimbewohner aus Georgien
  11. Zeitschrift: Dunkle Jahre, herausgegeben von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V.
  12. Zeitschrift: Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. als Projektträger
  13. Zeitschrift: Landesgruppe NRW der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V.
  14. Sprichwörter aus aller Welt – Augsburg 3. Auflage 2008

Autor: Alexander Weiz

Titelbild: Ausschnitt aus: Mutter Heimat (Wolgograd) CC BY-SA 3.0 File: Mamaev kurgan (ОКН).JPG Wikipedia; erstellt: 2008 hochgeladen: 18. September 2016 Quelle www.volganet.ru


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Kinder brauchen Märchen

Alexander Weiz

Spruch: „Jedes Märchen ist einmalig und Reizend.“

Märchen wurden schon aus uralten Zeiten mündlich überliefert.
Märchen wurden ausgedacht und auf den Marktplätzen, in Wirtshäusern oder im Kreis der Familien immer weiter erzählt.
Die Märchenerzählungen waren früher auf den Märkten für die Erwachsene bestimmt, die Kinder hörten zufällig mit und ihnen hat es sehr gefallen.
Einem Kind soll man immer Märchen erzählen das beflügelt ihre Phantasie und ihre geheimnisvolle Welt in ihren Köpfen. Die Märchen werden in jedem Land erzählt und gelesen, jedes Volk hat seine eigene Märchen. Ein Märchen ist wie eine Blume in jedem Land nimmt das Erzählte oder Geschriebene Märchen seine Form und Farbton an.
In fast allen Märchen lernt man, dass die Kinder ihre Großeltern verehren sollen, ihre Mutter und Vater schonen und man lernt in den Märchen Zuverlässigkeit, Freundschaft, Fleiß, Mut, Ausdauer und Grips im Köpfchen zu haben.
Märchen gelten heute als kindgemäß und gehen der Kinder Phantasie entgegen.
Im Winter in der warmen Stube zu sitzen und Märchen zu lauschen ist die beste Zeit, das schönste ist in diesem Moment für die Kinder ist in die Zauberwelt der Märchen einzutauchen.

Sinnsprüche für Märchen frei nach Alexander Weiz

  • Die Liebe für Märchen soll wie Sauerstoff für die Seele sein.
  • Jedes Märchen sollte im Märchenland seinen eigenen Platz bekommen.
  • Märchen sollen für Erwachsene Spaß machen und für Kinder zu einem Riesen Spaß werden.
  • Märchen regen die Phantasie jedes Menschen an, egal ob groß oder klein.
  • Ein gutes Märchen begleitet den Mensch ein leben lang und macht die Welt für ihn bunt und nicht grau.
  • Was man im Märchen machen kann, kann man nicht in der Realität machen.
  • Ein Märchenschriftsteller sollte viel Phantasie in seine Werke packen, damit die Leser tief hinein tauchen können.
  • Eine gute Märchengeschichte erregt den Kinder die Phantasie.
  • Ein Buch in der Hand ist besser als ein Buch im Regal.
  • Ein gutes Buch regt immer Diskussionen an

Der strahlende Tannenbaum

Es war einmal ein kleiner Junge, seine Eltern hatten ihn natürlich sehr lieb und waren überzeugt, dass er etwas Besonderes ist. Als der Junge geboren wurde schneite es, große weiße Flocken ließen sich sanft auf das Herbstgras nieder. Die ganze Erde wurde mit einem weißen Teppich bedeckt. Die dunklen Schneewolken verschwanden langsam, oben zeigte sich schon der weißliche Himmel und es erschien die rosige, niedrige Wintersonne. Wie verzaubert sah es auf der Straße
aus. Es entstand ein wunderschönes, herrliches weißes Winterbild. Der kleine erblickte das Licht der Welt kurz vor Weihnachten, einem besonderen Fest. Es war der Tag von Christi Geburt. Die Eltern hatten solch eine Freude und wollten dem Jungen unbedingt einen besonders schönen Namen geben. „Matthias bedeutet „Gottes Geschenk“ rief die glückliche Mutter begeistert.
Der Junge war auch wirklich sehr brav und gehorsam. Matthias hatte sich in diesem Jahr zu Weihnachten gut vorbereitet. Er lernte ein Gedicht, ein Lied und eine kurze Weihnachtsgeschichte auswendig. Die Weihnachtsfeiertage waren bei Matthias Eltern von jeher die fröhlichsten, freudigsten und farbenprächtigsten Feiertage des Jahres. Die Familie lebte nach guten alten Sitten und Bräuchen. Der Vater schnitzte vor Weihnachten spät abends bei brennenden Kerzen, wenn
der Sohn schlief, aus Holz einige kleine Pferdchen, Kühe, Schafe und Hühner. Alle diese Figuren wollte er seinem Sohn unter den Tannenbaum stellen. Er wollte ihm damit eine Freude machen.
Zuerst musste er aber ein Tannenbäumchen holen, um es zu Hause zu schmücken, wie es der Brauch war. Als der Junge das Gespräch der Eltern darüber hörte, wollte er unbedingt mitkommen. Es war kurz vor seinem fünften Geburtstag, sie konnten es ihm nicht abschlagen, holten die wärmsten Sachen heraus: einen Schafspelz, eine Mütze aus Fuchsfell und Filzstiefel. Vater und Sohn setzten sich in einen Schlitten, der von ihrem alten Pferd gezogen wurde und machten sich auf den Weg über der frischen Schnee, der so glitzerte, dass es in den Augen
zwickte.
Matthias kniff die Augen zusammen und hörte sich die vor Frost knackenden Bäume im Wald an. Ihm kam es vor als ob die Bäume miteinander redeten. Er war ja noch klein und hatte viel Phantasie. Als er die Augen öffnete konnte er nur „Ach!“ sagen. Der Wald im Winter vor Weihnachten sah wunderbar aus. Mitten in einer breiten Lichtung wuchs ein Tannenbäumchen. Es war nicht groß und auch nicht klein, aber sehr schön. Graziös hielt es seine Tannenpfötchen so, als wollte es sich in eine Reihe mit seinen Freunden eingliedern. Matthias stellte sich vor, wie alle Waldbewohner sich auf dieser Lichtung trafen. Auch Väterchen Frost mit Schneewittchen wären in einer wunderschönen bemalten Kutsche angekommen und berührten die Spitze des Tannenbäumchens, von der silberner Staub rieselte…
Und es gab keinen Zweifel mehr, dass nur dieses Tannenbäumchen das Weihnachtsfest noch schöner machen konnte. Vater und Sohn brachten die Waldschönheit nach Hause. In der Wärme des Hauses fühlte es sich sehr gut und sah noch schöner aus. Nur der Silberglanz auf den Zweigen war verschwunden. Zu dritt begannen sie es zu schmücken. Sie hatten vorher einen ganzen Monat lang Schmuck dafür gebastelt. Schöne Engelchen aus Stoff mit Federflügeln. Kleine
Tiere wurden aus Teig geformt, gebacken und natürlich hatten sie das Wichtigste nicht vergessen, den Stern für ganz oben. Der Vater hatte ihn selbst aus dünnen Holzstäbchen gebastelt. Der Stern leuchtete so schön wie der Stern vor Christi Geburt. Die ganze Familie bewunderte noch lange das geschmückte Tannenbäumchen und alle ginge erst spät zu Bett. Es war so schön und jedes
Figürchen schien am richtigen Platz zu sein. Alles war fertig und der Weihnachtsmann konnte kommen. Früh morgens, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster ins Zimmer hereinschauten, liefen alle drei wieder zum Tannenbaum, als ob er über Nacht verschwunden wäre und alles nur ein Traum gewesen war. Aber wir wissen ja, wenn man sich etwas wünscht dann werden Träume wahr. Alle drei waren sehr überrascht als sie unter dem Tannenbäumchen in einem Stiefel Spielzeug sahen: einen Teddybären und ein Häschen. Der Junge war sehr neugierig was noch alles drin war. Und am Tannenbäumchen selbst hingen Eiszapfen aber nicht aus Eis, sondern aus Zucker zum lutschen. Matthias erzählte der Mutter und dem Vater die Weihnachtsgeschichte über die Geburt des Gotteskindes und sang ihnen das Lied „Oh Tannenbaum. Oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter“. Nach dem gemeinsamen Spiel schaute Matthias seine Eltern flehend an und fragte: „Könnte ich auch noch ein Geschenk von dem Tannenbaum mitnehmen?“ Der Vater sagte: „Ja, aber zuerst mache ich mit dir ein Spiel. Ich binde deine Augen mit einem schwarzen Tuch zu und drehe dich, dann hast du nur einen Versuch von dem Tannenbaum ein zusätzliches Geschenk zu nehmen.“
Erst ganz spät in der Nacht ging die Familie zu Bett. Das Weihnachtsfest ist bei den Christen der wichtigste und fröhlichste Feiertag. Die guten Erinnerungen an Weihnachten sollen immer beiden Menschen in den Herzen bleiben und an die schlechten soll man nicht denken.
Für Erwachsene Hoffnung auf eine glückliche Zukunft und für Kinder ein Zaubermärchen, Spielzeuge und Süßigkeiten wie auf dem Tannenbäumchen sollen im Gedächtnis bleiben wie der „Geschmack“ der Kindheit. So kam dieser Brauch irgendwann in die Häuser der Menschen und blieb als ob es schon immer so gewesen war.

20.08.2015 Wuppertal

Jede Mundart hat seinen Heimatort

Sprichwort: „Jeder spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.“

Erster Teil

Entstehung der deutschen Sprache

In der Zeit zu dem Turnbau zu Babel hatten die Menschen auf der Erde einerlei Zunge und Sprache. In dieser Zeit bauten die Menschen einen Turm bis in die Spitze des Himmels. Gott verwirrte des Menschen einerlei Sprache damit keiner des anderen Sprache verstand und er zerstreute die Menschen in alle Länder. Die Sprache ist eine Verständigung des abstrakten Denkens.
Die deutsche Sprache ist ein Wortschatz, für die Menschen die die Mundart und die literarische Sprache beherrschen. Die Sprache ist unser wichtiges Kommunikationsmittel. Damit die Verständigung aber reibungslos funktioniert, müssen wir unsere Sprache gut beherrschen, in Wort und Schrift.
Die deutsche Sprache gehört zu den germanischen Sprachen, die zusammen einen Zweig des indogermanischen Sprachstammes bilden. Bei den Germanen gab es eine Vielfalt der der Stämme die, die Ursache dafür war. Das Wort „Stamm“ erwähnt sich schon bei den alten Germanen in den 200 Jahren in der Zeit der großen Volkswanderung und hatte damals wie heute eine große Bedeutung und einen hohen Wert.
Der Stamm bildet eine ethnische Einheit, Zusammengehörigkeit damals in der deutschen Völkerwanderschaft und ist bei allen Völkern noch heute aktuell. Mit keltischen Stämmen, die es in dieser Gegend noch gibt haben sie sich nicht vermischt.
Die Kelten setzen sich im Westen und Norden Europas fest. Ihnen folgten die Germanen.
Wir können annehmen, dass die Germanen ursprünglich eine einheitliche Sprache „Urgermanisch“ sprachen. Die Heimat dieses Urvolkes der Indogermanen, von den uns leider kein Sprachdenkmal erhalten geblieben ist.
Bei den Germanen gab es eine Vielfalt der Stämme, Einheit mehrere Klans, Dörfer und Siedlungsgemeinschaften mit annähernd gleicher Sprache und Kultur.
Was bedeutet das Wort „Klan“ (gälisch Kinder), eigentlich nach einem Stammvater bezeichnet oder ähnlich. Ursprüngliche Germanen nannten die Kelten nach einem kleinen linksrheinischen Stamm.
Die Benennung „Germanen“ erfolgte durch die Kelten und bedeutet „Nachbarn“ und bezog sich zunächst nur auf den germanischen Stamm der Tungerer. Kelten und Germanen waren die nächsten Verwandten innerhalb der indoeuropäischen Völkerfamilie und teilten in den Anfangszeiten lange Schicksale, Sitten, Bräuche und Kulturen.

Entstehung der Hesser und ihrer Mundart

Der Ursprung der Franken ist rein germanisch. Am Anfang des 3. Jahrhunderts, 200 Jahre nach dem Beginn der Völkerwanderungszeit, bildet sich der Stamm der Franken heraus, sie lebten in Hessen und Oberfranken. Der Name „Franken“ bedeutet „die Freien“. Zu dieser Zeit lassen sich drei Sprachgruppen unterscheiden:

  1. Ostgermanisch (Gotisch)
  2. Nordgermanisch (Skandinavisch)
  3. Westgermanisch (Urdeutsch)

Bald nach der Völkerwanderung löste sich das Urgermanische in Niederdeutsch und Hochdeutschauf.
Dem Niederdeutsch gehören die englische, holländische (flämisch im heutigen Belgien) Sprache und das Plattdeutsche an.
Das Hochdeutsche wurzelt im Süden und Südwesten Deutschlands und teil sich in zwei Arme:

Das Oberdeutsche und das Mitteldeutsche

Das Oberdeutsche spaltet sich in das Schwäbisch -Alenanische und das Bayrisch –
Österreichische. Dem Mitteldeutschen gehören die fränkische, hessische, thüringische, obersächsische und schlesische Mundarten an.

Zweiter Teil

Im 15. Jahrhundert entstand aus mitteldeutschen und bayrisch – österreichischen Sprachteilen die neuhochdeutsche Sprache, die durch Luthers Bibelübersetzung zur deutschen Schriftsprache erhoben wurde. Die Vielfalt der Mundarten verschwand, wenn auch nur langsam und Luthers Sprache wurde maßgebend für ganz Deutschland. Wir verdanken ihm ein hohes völkisches Gut: das unzerreißbare Einheitsband der Nation, unsere Schriftsprache dem Thüringer Martin Luther ( 1483 – 1546), Professor für Theologie an der Universität Wittenberg. Luthers Ziel war damals der gefestigte Mensch im christlichen Glauben. Die Religion braucht Erziehung.

In den Schulen der damaligen Zeit wurde Latein unterrichtet. Griechisch und Hebräisch wurden ebenfalls gelehrt, hatten aber nur einen sehr geringen Anteil des Lehrpensums. Deutsch wird nicht Unterrichtet. Im Jahre 1516 beginnt Luther mit der Übersetzung des Neuen Testaments auf der Grundlage des griechischen Urtextes. Die Bibelübersetzung der alttestamentlichen Schriften ist ursprünglich in hebräischer Sprache geschrieben, jedoch ist das Werk schon um 250 vor Christus durch alexandrinische Gelehrte ins griechische übersetzt worden. Um 400 nach Christus übersetzte Hieronymus die gesamte Bibel ins lateinische, damit das Volk ( lateinisch Vulgus) sie verstehen konnte. Der Name dieser Übersetzung ist daher Vulgata. Im Jahr 1522 in Wittenberg erscheint der erste Teil der Bibelübersetzung des Reformators Martin Luther „Das Neue Testament Deutsch“.
Für das Neue Testament benutzt Luther die „Vulgata“ (der gebräuchlichen lateinischen Bibelausgabe). Luther gestaltet seine Übersetzung ins deutsche frei, bildhaft und kräftig im Ausdruck. Luthers Anhänger beginnen das erste mal mit der Umgestaltung der Messe in einen evangelischen Gottesdienst, dessen Mittelpunkt ist die Predigt in deutschen Sprache. In den folgenden Jahren widmet Luther sich der Übersetzung des umfangreicheren Alten Testaments, so dass 1534 die erste lutherische Vollbibel veröffentlicht werden kann, die „ Biblia, das ist die ganze Heilige Schrift Deutsch“. Der evangelische Glaube breitete sich danach von Nachbar zu Nachbar, von Geschäftsfreund zu Geschäftsfreund, besonders aber im Heer von Kamerad zu Kamerad aus. Die ersten Glaubensformeln wurden zur Verwendung bei der Taufe und zur Unterscheidung von den abgespaltenen Glaubensrichtungen gebildet.

Nach der evangelisch – lutherischen Auffassung ist die Kirche nichts anderes als die „Versammlung alles Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden“ ( Confessio Augustana von 1530, Art.VII).

Besonders seit der Reformation stieg die Autorität der Bibel, weil Luther und die übrigen Reformatoren ihre Entdeckungen beim Studium des Bibeltextes gemacht hatten und weil sie andere Glaubensautoritäten ( Papst, Konzilien) nicht mehr anerkannten. Die Schrift hatte sich als das alleinige Fundament der Lehre bewährt. Ihre Autorität wurde besonders unterstützt durch die Lehre, dass der Geist Gottes in besonderer Weise beteiligt gewesen sei. „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“. „Die Sünde lauert vor der Tür und wohnt in uns“. Jede echte Religion steht letztlich „auf Ausschau“. Sie befindet sich in adventlicher Erwartung, die sich nach Erfüllung sehnt. Mit dem Christusereignis sind die Wege erkennbar geworden, auf denen nach Gottes ewigen Ratschluss der Mensch Gott finden kann. Der innere Frieden jeden Menschen kann erreicht werden durch die Sprache, mit der er sich unterhalten kann. Jede Sprache auf dieser Welt ist ein Verständigungsmittel mit einem einzigen Menschen oder einem ganzen Volk zu sprechen.

Dritter Teil

Jede Mundart hat seinen Heimatort, woher sie kommt

Früher im deutschen Sprachgebiet wurde neben der Hochsprache und an sie angelehnte Umgangssprache viele Mundarten gesprochen. Alle deutschen Mundarten sind im Land historisch gewachsen bei den verschiedenen deutschen Stämmen. In vielen Jahrhunderten entwickelte sich bei den deutschen Mundarten viele Wortschätze. Der richtige Sprachgebrauch fällt oft in der Muttersprache schwer, da man sie von selbst erlernt. Das erlernen der Muttersprache für das Kind ist nicht so einfach, wie alle anderen Sprachen auf Welt.

Alle Mundarten lassen sich zurückführen zu ihrer Entwicklung. Die deutsche Sprache hat sich entwickelt über 1.200 Jahre bis zum heutigen Bestand. Es gibt in der deutschen Sprache Wörter die von anderen Völkern übernommen wurden. Wo Völker aufeinander treffen da entstehen auch gemeinsame Wörter. Historisch gehen sind Mundarten ein sehr vielschichtiges Gebilde. Beim ständigen Gebrauch verliert die Mundart nicht ihren Wortschatz. Ein guter Umgang mit der Mundart bekräftigt sie und macht den Menschen stolz darauf. Jeder Mensch ist aufgewachsen in einer Sprache oder Mundart, er ist auf seine Muttersprache stolz und bewusst, denn die Sprache kam aus Mutters Mund und Brust.

Eine Auswanderungsgeschichte der Deutschen nach Russland beginnt im Jahre 1763 zur damaligen Zeit als Katharina II Zarin in Russland wurde. Die Zarin lud
alle deutschen in ihr Land ein. Die meisten Auswanderer kamen zwischen 1763 bis 1769 ins Wolgagebiet aus Hessen und dem Rheinland. Als Zarin Katharina II die Regierung übernahm war das Wolgagebiet weitgehend menschenleer. Auch meine Vorfahren gehörten zu jenen Auswanderern, die der Einladung der deutschstämmigen russischen Zarin Katharina II folgten und sich in den weiten des russischen Reiches eine neue Heimat schaffen wollten. Vor allem der Siebenjährige Krieg (1756-1763) hatte viel Elend über Deutschland gebracht und so kam das Manifest Katharinas II ihnen gerade recht. Hoch willkommen waren damals in der Regierungszeit Kaiserin Katharina II die Siedler aus Deutschland. Sie brauchten keine Steuern an das Reich zu zahlen. Und was die Sprache, Sitten und Bräuche jeden Volkes betrifft, sie durften nach den Traditionen ihrer Ahnen leben.
Das Wolgagebiet mit Katharinenstadt soll den deutschen Auswanderern gehören. Aus vielen Teilen Deutschlands, vor allem aus Hessen, strömten Freiwillige zusammen. Die Ausreise erfolgte in wochenlanger Schiffsreise auf dem Seeweg nach Russland. Die Russlanddeutsche sind fast ausschließlich Nachkommen, der zu der Zeit der Zarin Katharina II und ihres Enkels Alexander I aus verschiedenen deutschen Ländern nach Russland ausgewandert. Als deutsche Auswanderer
(Kolonisten) lebten sie an der Wolga, Schwarzmeer, Krim, Kaukasus, Wolhynien und Bessarabien nur unter sich. Dieses Trug im hohen Maß dazu bei die mitgebrachte deutsche Kultur, deutsche Mundart und Religion zu pflegen. Als die deutschen nach Russland zogen brachten sie, die Sprache die Familientraditionen ihres Vaterlandes und auch ihren Evangelischen und Katholischen Glauben mit. Was kommt als erstes in den menschlichen Sinn; das Essen, Trinken und die
Sprache, das andere kommt immer danach. Die Muttersprache, so wie die Mundart war bei allen Russlanddeutschen die Sprache ihrer Vorfahren aus der Gegend Deutschlands, woher sie abstammen.

„Ohne Sprache, Religion, Sitten und Bräuche ist das Volk nur eine blinde und stumme Menschenherde.“ Geschichten, Volksweisheiten und Mundart zu kennen ist enorm Wichtig für das Volk. Unsere deutschen Mundart, Sitten und Bräuche haben uns Russlanddeutsche begleitet auf Schritt und Tritt durch das ganze Leben. Die Dialekte (Mundart) erhalten sich in Russland als Kommunikationsmittel in Russlanddeutschen Familien. Bis zur Ausreise nach Deutschland war die Familie noch die einzige standhafte Burg der deutschen Mundart, Tradition und Gemeinschaft.

Die Russlanddeutschen mussten zwei mal in einer fremden Kultur ihr Leben finden. In Russland damals, als sie als Deutsche kamen, und viele fremde Völker, Kulturen und Sprache zu lernen und vom Herzen sie schätzten und für sich bewunderten. Als die deutschen aus Russland wieder zurück kamen sahen sie, dass die deutsche Kultur mit den Sitten, Bräuchen und verschiedenen
Mundarten fast verschwunden ist, die seltenen Mundarten für das heutige deutsche Volk komisch klingt und fremdsprachig. „Es gibt auf dieser Welt keine komische Sprachen und Mundarten, es gibt komische Menschen die diese nicht beherrschen, denn man kann auf allen Sprachen und Mundarten dieser Welt sprechen und schreiben. Die Mundart war unter den Russlanddeutschen
die allerwichtigste Unterhaltung unter sich im eigenen Dorf.

Die Dorfgemeinschaft bei den Russlanddeutschen zeichnete sich durch ihre eigenartige deutsche Mundart aus. Die Kultur war sehr eng bei den Russlanddeutschen mit ihrer Mundart verbunden. Die Russlanddeutschen schöpfen in der UdSSR Zeit von verschiedenen Menschen und Nationalitäten für sich Kraft, Wissen und Völkerkulturkenntnisse. Das hilft ihnen Frieden und
Freundschaft mit verschiedenen Völkern zu leben. Die Russlanddeutschen kann man als ein Volk mit einer bewegten Geschichte bezeichnen. „Einen Wendepunkt in der neuen Geschichte der Russlanddeutschen brachte das Ausreisedekret vom 28. September 1986.“ Gorbatschow erleichterte die Ausreisebedingungen.
Seitdem das Ausreisedekret im Jahre 1987 in Kraft getreten ist, haben viele Russlanddeutsche die Sowjetunion (UdSSR) verlassen. Der Antragsteller muss in der Regel zwei bis fünf Jahre warten bis er einen Bescheid erhält. Nach Deutschland durften die Russlanddeutschen nach dem Bundesvertriebenengesetz einreisen. Rechtlich werden sie als Aussiedler und Spätaussiedler aufgenommen. Die Mehrzahl von ihnen ist schon nach einem Jahr Bürger der Bundesrepublik. Bei der Einreise nach Deutschland verfügten die Russlanddeutsche Aussiedler größtenteils über Sprachkenntnisse, die als Kombination „russische“ Sprache plus deutscher Dialekt erscheinen.

Fast alle Aussiedler dachten, wenn wir nach Deutschland kommen, werden wir von dem deutschen Volk auf Händen getragen, da wir in 250 Jahren unseren Glauben und Dialekte erhalten haben. Trotz allen Schwierigkeiten, Verfolgungen, Vertreibungen, Diskriminierungen, Russifizierung, Assimilierungen und den geraubten Identitäten. Trotz dieser Verluste hatten die Russlanddeutsche
in der UdSSR alle Völker geliebt und ihre Kultur geschätzt. Die sprachliche Situation der Russlanddeutschen ergibt sich aus ihrer Geschichte. Einem Volk
ohne Status ist es schwer seine Sprache, Dialekte, Sitten, Bräuche, Traditionen und Volksschätze aufzubewahren. Das bedrückt die Russlanddeutsche sehr.
Die Russlanddeutsche haben einen Mundart Schatz der in der heutigen modernen Welt verloren geht. Die reiche schlummernde Mundart braucht eine Erweckung, weil sie so lange im Schlummern gelegen hat. Darum geht es, die deutschen Mundarten von einer zur nächsten Generation zu überliefern, sie zu bewahren und vor dem Aussterben zu schützen. Die Sprache und alle Mundarten hilft uns beim Sprechen und gibt Gefühle und Emotionen frei. Beim Gespräch hört man zu und antwortet. Bei Rede und Gegenrede behandeln sich beide Menschen. Bei jedem Gespräch wirkt eine innere Spannung. Wichtig ist es für alle Sprachen und
Mundarten die korrekte Aussprache. In Diskussionen sind alle Teilnehmende mit ihrer Mundart beschäftigt. Deshalb beherrschen alle diese Menschen die ihre Mundart lieben, noch bis heute, wie die Hessener und die Vogelsberger, ihre Mundart mit vollem Stolz, dass sie Hessener und Vogelsberger sind. Viele Wolgadeutsche Dörfer wie zum Beispiel: Alt Straub- Skatowka, Neu-Straub- Nowoskatowka, Jagondnaja Poljana- Beerenfeld und das sibirische Dorf Schöntal.
Nowoskawka, welches im Omsker Gebiet liegt wurde nur Hessisch-Vogelsberg gesprochen. Die Ureinwohner dieser Dörfer waren größtenteils aus der Vogelsbergergemeinde Schotten, Nidda, Eichelsdorf und Lauterbach. Manche die, als Kinder zuerst, wie ich aus dem sibirischen Dorf Schöntal Nowoskatowka, die Vogelsberger Mundart sprechen gelernt haben und ihn noch heute spreche, haben es oft in der Hochsprache etwas schwerer und müssen sich mehr anstrengen – dafür haben ich den anderen auch was voraus:
Die Vogelsberger Mundart spricht nur eine kleine Menschengruppe, die sie mit ihrer Heimat Hessen in besondere Weise verbindet. Durch Jahrhunderte verdrängt das deutsche Volk fast alle seine Mundarten. Nach dem zweiten Weltkrieg ist die deutsche Mundart fast im ganzen Land verschwunden. Um die Wende des 20 Jahrhunderts schlugen die Mundartforscher in Deutschland Alarm. Die Mundarten , hieß es, würden durch den Schulunterricht, Rundfunk, Presse und Theater in ein paar Jahrzehnten völlig verschwinden. Also müsse man sie solange sie noch lebendig sind, auf dem schnellsten Weg erforschen und sie für die Sprachwissenschaft festhalten.

Die deutschen Aussiedler aus Russland werden oft in Deutschland aufgrund von Sprachkriterien ihrer verschiedenartigen deutschen Dialekte, all Russen oder Ausländer im Sinne von „Nicht-Deutsch“ identifiziert. Viele Reden unter sich russisch, weil sie verschiedene Mundart Dialekte und sich schlecht oder gar nicht verstehen können. Es war so, wenn Russlanddeutsche außerhalb ihres deutschen Dorfes kamen sagten Sie: „Alle reden hier russisch, da wollen wir kein weißer
Rabe sein.“ Die langjährige Notwendigkeit, außerhalb des deutschen Dorfes, der Familie und und des Hauses russisch zu sprechen, war für die deutschen aus Russland zur Gewohnheit geworden.

In Deutschland war es umgekehrt fast alle deutsche reden hier die hochdeutsche Literatursprache, weil sie ihr Mundart nicht mehr beherrschen. Ganz wenige beherrschen ihre alte Mundart Sprache. In der heutigen Zeit reden fast alle deutschen in Deutschland nur die deutsche Literatursprache. Das langjährige sprechen auf Hochdeutsch und nicht auf der Mundart war für die deutschen in
ihrem Land zur Gewohnheit geworden und brachte die Mundarten fast zum aussterben.

In Deutschland werden wir Russlanddeutsche öfters von den deutschen verurteilt, weil wir unter uns nur russisch sprechen. Es gibt einen Spruch: “ Du sollst einen Menschen oder ein Volk nicht verurteilen, dann wirst du auch selbst nicht verurteilt.“ Alle deutschen Mundarten bereiten den Russlanddeutschen keine Schwierigkeiten, denn sie haben sie von klein auf gehört und auch gesprochen. (Auszug aus dem Buch „Fremde Heimat“ Alwina Meiber).
„Vogelsberg, du kannst wahrhaftig stolz sein auf deine Auswanderer nach Russland und ihre Nachkommen, die überall Wurzeln schlugen; zuerst an der Wolga, später im fernen Sibirien und Kasachstan und schließlich in der neuen Welt.“ Wie wir alle wissen ist die Hochsprache eine Umgangssprache und alle deutschen Mundarten sind aufeinander angewiesen und bereichern sich gegenseitig. Mundarten waren an der Wolga stark vertreten:
Oberhessisch sprachen die Einwohner der Kolonien Norka, Huk, Kutter, Balzer, Müller, Schwab, jagodnaja Poljana, Alt Straub-Skatowka, Neu Straub-Nowoskatowka, Pobotschnoje, Alexandrowka, Krasnojar und andere. Diese Siedlungen wurden von Auswanderern aus der Gegend um Schotten, Nidda, Fulda, Gelnhausen und Büdingen gegründet. In den oberhessischen Mundarten weicht das Lautbild besonders stark von der Schriftsprache ab. Die oberhessische
Mundart trug im hohen Maße dazu bei die mitgebrachte deutsche Kultur zu pflegen. Das Selbstbild und die Kulturelle Identität der Siedler waren klar als deutsch definiert. Die deutsche Muttersprache wurde von vielen Russlanddeutschen als Symbol der verlorenen Heimat und der Hoffnung, sie
irgendwann zu finden.
„Angekommen in Deutschland, müssen sie ihr Leben neu sortieren, sich in einem fremden Sprachraum zurecht finden, sich beruflich neu orientieren und einen Platz in der deutschen Gesellschaft finden.“ Die Sehnsucht, in Deutschland endlich als Deutsche unter Deutschen leben zu können, erfüllte sich nicht.

Manche Wörter sagen uns viel.

Sprichwort aus Indien: „Worte sind die Töchter der Erde und Taten die Söhne des Himmels.“

Ich lege jetzt Ihnen alte Hessische – Vogelsberger Mundart Wörter vor die in meinem Dorf Schöntal-Nowoskatowka benutzt wurden:

  1. Atzel – Elster
  2. „Du läufst im Dorf herum mit deinem Kleid, wie eine Zodel – Lumpen Moder – Oma. Das alte Wort wurde gesagt über ein Mädchen, welches ein zerlumptes Kleid trägt.
  3. „Du bist ein“Tapcher“, es bedeutet er taugt zu nichts.
  4. Täblich – täppeln: „Du läufst Täblich wie eine alte Moder – Oma und Voder – Opa. Das bedeutet er läuft schwankend, wie ein Damestein.
  5. Leuder- Separator, Trenner von Vollmilch zu Süßschmand.
  6. Dorstalladscher – bedeutet, dass im Dorf herumgehen und Tratsch und klatsch sammeln und verbreiten.
  7. Teisel – das hängt unter dem Wagen vorne damit ein oder zwei Pferde mit dem Gespann den Wagen drehen.
  8. Heseholz – wird benutzt für geschlachtete Schweine oder Kühe, um diese an den Hinterläufen aufzuhängen.
  9. Putzeman – Vogelscheuche
  10. Ladekan – wurde über einen Mann gesagt der zerlumpt durch das Dorf läuft und über den das ganze Dorf tratschte
  11. Trudler – ist jemand der Langsam und unsauber arbeitet
  12. Du bist ein „Hudler“, du hudelst wieder mal was hin. Das bedeutet schnell Husch Husch schnell arbeiten und nicht akkurat.
  13. Du bist ein „Dummerjan“, das wurde zu einer männlichen Person gesagt, die töricht war.
  14. „Du bist eine Trampelklucke!“ Das wurde oft über ein Mädchen oder eine Frau gesagt, selbst das Wort „Trampelkluck“ deutet auf die Glucke die nicht fest auf ihren Eiern sitzt und diese im Nest zertritt.
  15. „Du bist eine Papsklucke.“ Dies wurde öfter über ein Mädchen oder eine Frau gesagt. Das heißt sie ist eine Glucke die ihre Eier im Nest zertreten hat.
  16. „Tollpatsch“ – wurde nur zu Männern gesagt der unbeholfen oder Sinnlos ist.
  17. „Suder“ – Sperma Samen
  18. „Klutschich“ – schleimig
  19. „Oschelich“ – wurde nur zu einem Mädchen oder Frau gesagt die ein bisschen dämlich war.
  20. „Benebelt“ – ein Mensch der leicht betrunken ist.
  21. „Rize – Rize Rot“ – bedeutet entzückend, wunderschön Rot.
  22. „Du bist eine Lochluder“ – bedeutet sie ist lässig faul und kommt aus dem dunklen Loch der Erde.
  23. „Ich hatte ihn, Durchgawooscht“ – bedeutet ich habe ihn mit Worten durchgeschlagen.
  24. Die Atzel – Elster „schökert“ – schreit, ruft
  25. „Schlagkuche“ – Öl (Fruchtkuchen)
  26. „Latwergge“ / Kürbispraps – Kürbismarmelade
  27. „Reißer“ (Hessisch- Vogelsberg)- Reisholz Äste (kleine, dürre Zweige, dünne trockene Reißer aus dem Wald)
  28. „Was kickelst du?“- Was lachst du so unverschämt?
  29. „Du bist eine Pelzkappe!“ – Wurde im Schöntal über ein Mädchen gesagt, welches sich dumm anstellte.
  30. „Roppe“ – rupft die Rüben aus.
  31. „Wäschepaul“ – Klopfbrett, damit schlug man öfters auf die Wäsche auf Brettern bis nur noch reine Wasser herausfloss.
  32. Tragholz – Schulterjoch, wurde benutzt um volle Eimer mit Wasser zu transportieren.
  33. „Backtrog“ – Bachmulde – Mulde
  34. Welderholz – Teigrolle
  35. „Putterwegche – Butterwegche, wurde aus dem Butterfass genommen und mit den Händen ( auf Vogelsberger Mundart getätschelt.) Die Buttermasse wurde händisch zu einem Butterball geformt.
  36. „Molkwolef“ – Maulwurf
  37. Gauze – bellen
  38. Ank – Nacken
  39. Klaad – Kleid
  40. Flaasch – Fleisch
  41. Zwaa- Zwei
  42. Gadowwel- Kartoffel
  43. Gout- Gut
  44. Moid – müde
  45. Bloit – blüht
  46. Rure – rote
  47. Schneire – schneiden
  48. Raire – reiten
  49. Schlirre – Schlitten
  50. Kou- Kuh
  51. Sau – Schwein
  52. Sai – Säu
  53. Hinkel – Huhn
  54. Gickel – Hahn
  55. Welschgickel – Truthahn
  56. Watz – Eber
  57. Muck – Mutterschwein
  58. Wutz – Schwein
  59. Wutsche – Ferkel
  60. Gaaß – Ziege
  61. Gaaßbock – Ziegenbock
  62. Gaul – Pferd
  63. Krott – Frosch
  64. Butberlutt – Wachtel
  65. Halstuch – Kopftuch
  66. Materie – Eiter
  67. Ärwet – Arbeit
  68. Muwwel – Mundvoll
  69. Händsche – Handschuh
  70. Saurombel – Sauerampfer
  71. Eben – Erdbeeren
  72. Gundach – Guten Tag
  73. Schendank – Schönen Dank
  74. Male – Amalia
  75. Mile – Emilia
  76. Sander – Alexander
  77. Stenner – Fass
  78. „Du bist dumm wie Schatickskraut!“ Ein Unkraut, welches man nicht haben will.
  79. Rabfugel – Rabenvogel
  80. Heilstock – Aloe Vera
  81. Sinzvigelje – Marienkäfer
  82. Iha Gesang – Pferdegesang
  83. Du bist ein Nimmersatt. – Überfresser, Fresswanst, Fressbauch
  84. Eine Suppje Galoppje – Nackte Suppe, Wasserbrühe mit Kraut ohne Kartoffeln
  85. Pelzkappe – zweite Variante; eine Frau die alles erzählt ohne nachzudenken was sie sagt
  86. Spatzestripper – Präservativ, Kondom
  87. Du bist knotterich! – bedeutet immer unzufrieden sein
  88. Mumre – bedeutet „Muss man“
  89. Kawermäulige – Speichelfluss
  90. Du bist eine Urscher. – eine Frau, die eine Kopf Verschiebung hat
  91. Schmare – ein Mädchen mit einem vulgären Verhalten
  92. Ich bin malak – heißt ich bin müde und schwach
  93. Klugschwätzer – wird über einen Menschen gesagt der klug redet und keine Kenntnisse hat
  94. Das ist eine Trodel Moder – Flohmarkt Oma die alles verkaufen will.

Der Dialekt ist eigentlich das Element in dem die Seele ihren Atem schöpft.
Der Sprache nach, stammen die meisten Wolgadeutschen nämlich aus hessischem und pfälzischem Gebiet und haben die entsprechenden Mundarten mitgebracht aus Oberhessisch, Südhessisch, Hessisch- pfälzisch und Rheinland-pfälzisch. Die deutsche hessische Mundart war und ist noch bis heute bei den Vogelsberger und bei den deutschen Auswanderern aus Hessen nach Russland eine wesentliche Worttradition geworden, die mit dem Volk sehr verbunden ist.
Jedes Volk auf dieser Erden soll seine Sprache, Mundarten und die Geschichte lieben. Möge es in der Zukunft immer frohe Zeiten geben ohne Kriege und Missverständnisse zwischen Völkern, Nationen und Staaten, damit die Jugend, nicht nur die Jugend, jegliche Generation jedes Landes, jeden Volkes in frohen Zeiten Leben kann. ( Ida Bender). Sprichwort: Jedermanns Geschichte ist
gut, bis die des nächsten erzählt wird. Das vorliegende Werk soll allen Wissensdurstigen ein steter Begleiter sein. Ich hoffe, dass dieser Bericht nicht nur für die Russlanddeutsche geschrieben ist, sondern auch für die Bundesbürger von Interesse sein wird.
Ich kann nicht völlig ausschließen, dass sich der eine oder andere Fehler eingeschlichen hat, deshalb überprüfen Sie den Text.

Wuppertal, den 15.04.2024

Literaturverzeichnis
  1. Die Bibel
  2. Die Auswanderung aus Deutschland nach Russland, Karl Stumpp 1993 6. Auflage, Landmannschaft der deutschen aus Russland
  3. Lingen Verlag, Köln 1976, Illustrierte Weltgeschichte
  4. Der kleine Beckmann Illustriertes konversations Lexikon
  5. Lernen heute, Schlüssel zum Erfolg
  6. Fremde Heimat, Alwina Meiber
  7. Die Landsmannschaft der deutschen aus Russland e.V. als Projektträger
  8. Vira e.V Vereinigung zur Integration der Russlanddeutsche Aussiedler e.V.
  9. Der eine spricht, der andere schwätzt, der dritte babbelt, Viktor Heinz

Autor: Alexander Weiz

Titelbild: Jutta Rzadkowski


Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Alexander Weiz

An dieser Stelle möchte ich die literarischen Werke von Alexander Weiz vorstellen, welche er mir freundlicherweise zur Veröffentlichung zugeschickt hat.

Über sich selbst schreibt er:

Alexander Weiz, geboren 1960 in Sibirien im Dorf Ljubjanks, Gebiet Omsk. Nach der Absolvierung der Mittelschule und dem Wehrdienst bei der Luftwaffe erfolgte eine Berufsausbildung als Schweißer in Omsk. In Deutschland lebend seit 1994, wohnt er in Wuppertal. Er ist verheiratet, hat drei Kinder.

Seine Freizeit widmet er der deutschen Folklore und anderen kreativen Tätigkeiten. Interessiert sich für alte Deutsche Sitten, Bräuche, die Bezug zur deutschen und russlanddeutschen Kulturgeschichte haben – historische Gegenstände, Legenden, interessante Vorfälle, Fabeln, Humoresken, Beschreibungen von herkömmlichen Spielen, Weihnachts- und Ostersitten, Heirats- und Begräbnisbrauchtum, alte deutsche Küchenrezepte und vieles mehr.

Aus diesem Wissensschatz heraus schreibt er Märchen, Gedichte und Aphorismen, veröffentlicht in Zeitungen und Zeitschriften.

2011 erschien sein erstes Buch in deutscher Sprache, „Der Pfeilvogel“. Gedichte, Märchen und Aphorismen.“

2013 bekam er den ersten Preis im Robert-Weber Wettbewerb für seine deutschen Gedichte.

Von Herrn Weiz an mich gesendet ist seine Geschichte in Volk auf dem Weg 4/2016 Seite 171

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ein Buch, Zeitung, Zeitschrift bleibt für die Ewigkeit. Man stellt oder legt es vielleicht in den Schrank und vergisst es, doch irgendwann fällt es wieder in die  Hände und dann denkt man an das, was man damit verbindet und plötzlich wird das Buch, Zeitung, Zeitschrift, was man in den Händen halt, zu einem Schatz. Ich selber bin ein sehr großer Kinderfreund und freue mich auf zukünftigen Veröffentlichungen. Ich möchte nur den Menschen eine Freude machen, ob groß oder klein. Alle meine Märchengedanken sind im Kopf wie auf einem weißen Blatt gelegt und sind tief aus dem Herzen herausgegeben, an meinem kleinen und großen Leser.

„Ein Buch, Zeitung, Zeitschrift soll man immer lesen und in den Händen halten, wie ein Schatz“.

Mit besten Wünschen,

Alexander Weiz

Ein Volksschatz durch die Jahrhunderte

„Alle Völker und Kulturen brauchen kein gleiches Gesicht“. (Sinnspruch von A. Weiz)

Keine Volkssammlung ersteht auf der Welt von einmaligem Ansatz, es muss daran mit Freude und Seele gearbeitet werden. Ich habe mich selbst von der zehnjährigen Volkssammlung   gefreut. Wer aufmerksam liest meine Volkssammlung der vergangenen Zeit, der soll bekommen Freude von der Schätze des Deutschen Volkes, weil sie uns lehrt, die Sitten, Bräuche und Sprichwörter zu lieben. Weil wir Russlanddeutsche mit ihnen gingen durch viele Jahrhunderte. Die Volksschätze sind keine Eigentümer. Man soll sie sammeln und dem Volk wieder zurückgeben.

„Aus einer ganz kleinen Volkskulturgeschichte kann eine große Volkskulturzukunft werden. Man muss das Volk nur auf seine eigene kulturelle Gegenwart aufmerksam machen, um die Kultur vor dem Aussterben zu bewahren“. (Sinnspruch von Alexander Weiz)

Wie man weiß, der Bauer gibt auch seine Weizenernte dem Volk, dass es sich Brot backt und sich satt esst. So auch ich mit meiner Volkssammlungen. Das ist ja ein Schatz des Volkes und nicht mein Eigentum. Mein Motto heißt: „Sammeln, Schreiben und alles dem Volk geben“. Ich möchte gerne, dass noch viele Russlanddeutsche an dieser Volkssammlung Teil nimmt und aus verschiedenen Sammlungen ein Buch gebündelt wird. Dass man die Sitten, Bräuche und alles dazu gehörte Volkssammlungen von den Deutschen von der Zeit der Katharina der große bis zum heutigen Tag nachgeforscht wird, welche Sitten, Bräuche und Sprichwörter erhalten sind und welche am häufigsten benutzt wurden. Das Volk, das auf seine Geschichte und Folklore nicht achtet, ist kein Pfennig wert. „Man soll dem Körper geben, was er braucht und der Seele, was sie braucht“. „Ein Volk mit einer armen Seele ist wie der Strohhalme, ohne den Halm“ (A. Weiz). Das bringt uns keine Ernte und auch keine Freude. Für mich geht es nicht, um einen kommerziellen Gewinn zu machen, es ist wichtig dem Volk eine Freude zu bringen. Wenn man Gedichte oder Prosa schreibt, oder Sitten, Bräuchen und Sprichwörtern sammelt, kann es doch in der Seele nichts schiefgehen. Es gibt in der Welt all zu viele negative Verlockungen und Versuchungen wie Alkohol, Drogen, dann ist doch ein geschriebenes Gedicht, Prosa oder eine Sammlungs-Hobby die schönste Lösung. Schließlich schreibt ein Mensch für sich, für seine Seele und seine innere Geisteswelt. Und das Schönste ist daran, wenn er ohne Schreiben oder irgendwas sammeln nicht mehr kann.

Alle meine Gedanken sind im Kopf wie aus einem weißen Blatt gelegt und sind tief aus dem Herzen herausgegeben an das Deutsche Volk.

Mit herzlichen Grüßen

Alexander Weiz            

Veröffentlichungen:

Zu den eingesandten Geschichten, die hier veröffentlicht wurden:

woanders veröffentliche Geschichten auf Russisch:


Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

  1. Nina Paulsen, Reinhold Schulz: Ringelstock und vieles mehr – Alexander Weiz ist passionierter Sammler der deutschen Folklore in: Volk auf dem Weg 4/2016 p17 https://lmdr.de/wp-content/uploads/2020/04/04-2016-VadW.pdf ↩︎

Russland- und Kaukasus-Deutsche

Literatur

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 Zerr, A.; Einwanderungsgeschichte der Familie Zerr in Russland
Klemensverein, Odessa, 1914
 Prof. Carl von Hahn, Tiflis.: Aus dem Kaukasus. Reisen und Studien. Beiträge zur Kenntnis des Landes; Leipzig, Duncker und Humblot, 1892
 Hummel, Theodor: 100 Jahre Erbhofrecht der deutschen Kolonisten in Russland. Berlin, Reichsnährstand Verlag, 1936
  AUFSTIEG UND NIEDERGANG DER SCHWEIZER KOLONIEN IN DER UKRAINE – Zwicky, Vladimir (2013)
 Das Ahnenbuch von Katharinenfeld in Georgien, Kaukasus: Chronik der Familien [1818 – 1941] – Allmendinger, Ernst (1989) Bockfeld, 2005
 Damals im Kaukasus, Tempelgesellschaft, 2001
hu_ddit Der Deutsche im Auslande Transkaukasien, Verlag Julius Beltz – Langensalza, Berlin-Leipzig; 31. Heft; Der Deutsche in Transkaukasien für die Jugend zusammen gestellt von Oberlehrer Jacob Hummel in Helenendorf (Aserbeidschan), zweite Auflage, 1929
 Walker, Immanuel: Fatma;eine wahre Lebensgeschichte. Hrsg. Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Stuttgart : Landsmannschaft der Dt. aus Russland, 1996
 

Keiner ist vergessen. Gedenkbuch zum 70. Jahrestag der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion. Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. (Hg.) Kohlhammer Stuttgart 2011

  Deutsche Spuren in Aserbaidschan Auch, Eva-Maria: Deutsche Spuren in Aserbaidschan, Forschungsreisende, Kolonisten und Unternehmer zwischen Großem Kaukasus und Kaspischem Meer (18.-20. Jh.), Baku 2014. Hrsg. Aliyev-Stiftung
  Auch, Eva-Maria: Öl und Wein am Kaukasus. Deutsche Forschungsreisende, Kolonisten und Unternehmer im vorrevolutionären Aserbaidschan, Wiesbaden 2001
 Der Wanderweg der Russlanddeutschen. Jahrbuch der Hauptstelle für die Sippenkunde des Deutschtums im Ausland, Deutsches Ausland-Museum und Institut, Kohlhammer Berlin-Stuttgart 1939
  Der Schicksalsweg der Wolhyniendeutschen – H., S. (1939)
 Matthäi, Friedrich; Die deutschen Ansiedlungen in Rußland; Leipzig, Fries, 1866
 Der Schreckenstag von Katharinenfeld, Basel, Verlag des Missionshauses 1866
 Der Schreckenstag von Katharinenfeld, Basel, Verlag des Missionshauses 1866 Neuauflage Franz Roland Ketschik, Zwerenberg 2005
 Der Schreckenstag von Katharinenfeld,Schicksale deutscher Siedler in Transkaukasien, Verlag Grenze und Ausland, Berlin 1934, online in der The National Parliamentary Library of Georgia
 Tatarashvili Nestan. Die Deutschen Siedlungen und das deutsche Architektonische Erbe in Georgien = German Settlements and Architectural Heritage in Georgia. Publishing House CEZANNE. Tbilisi, 2018 Texts in Georgian, German and English. Sprache: deutsch, englisch, georgisch. 240 pages, 23 X 29 cm. ISBN-978-9941-8-0101-3 Kontakt über Facebook
 Jakob Prinz, „Die Kolonien der Brüdergemeinde“ – Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Kolonien Südrußlands«, Pjatigorsk 1898; Verlag von Jakob Prinz in Pjatigorsk, Moskau Buchdruckerei G. Lissner und A. Geschel, Nachfolger von E. Lissner und J. Poman Wodwishenka, Krestowosdwish Gasse, Hans Lissner 1898
 Die Rose vom Kaukasus : dramatisches Gedicht in zwei Aufzügen Text: Gottschall, Rudolf von (Leipzig : Reclam, 1870)
 Deutsche Siedlungen am Rande des Russischen Reiches, der Kaukasus: ein Blick durch die Welt (1818-1917) zum 190. Jahrestag der Gründung
Чернова-Дёке Т.Н.: Немецкие поселения на периферии Российской Империи. Кавказ : взгляд сквозь столетие (1818-1917) : (к 190-летию основания немецких колоний), Москва: МСНК-пресс, 2008
 Martin Friedrich Schrenk: Geschichte der deutschen Kolonien. In: Ders.: Geschichte der deutschen Kolonien in Transkaukasien. Zum Gedächtnis des fünfzigjährigen Bestehens desselben. 2. Aufl. Verlag Pfälzer Kunst, Landau 1997, ISBN 3-922580-65-3  (unveränd. Nachdr. d. Ausg. Tiflis 1869
 Dr. phil. Gerhard Bonwetsch: Geschichte der deutschen Kolonien an der Wolga; Bonwetsch, Gerhard; Stuttgart, Engelhorn 1919
  Hans-Hermann Graf von Schweinitz: Helenendorf, eine deutsche Kolonie im Kaukasus, Vossische Buchhandlung Berlin, 1910
 
Ingeborg Fleischhauer: Die Deutschen im Zarenreich, Deutsche Verlags-Anstalt 1991
  Ekaterine Udsulaschwili: Die deutschen Kolonisten in Georgien (Elisabethtal-Asureti 1818-1941). Polygrah, Tbilisi 2006
 
Konrad Keller: Die deutschen Kolonien in Südrussland. 1.Die katholischen Kolonien : Josephstal, Marienthal und Franzfeld, Odessa : Stadelmeier, 1905
 Konrad Keller: Die deutschen Kolonien in Südrussland. 2. Die Beresaner Kolonien : Landau, Speier, Sulz, Karlsruhe, Katharinental, Rastadt und München historisch, geographisch und statistisch beschrieben und als deutsches Kulturbild aus den südrussischen Steppen, Odessa : Stadelmeier, 1914
 
Jakob Stach: Die deutschen Kolonien in Südrussland. Prischib (1904), Nachdruck Georg Olms Verlag 2009
 
Paul Hoffmann: Die deutschen Kolonien in Transkaukasien; Verlag von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) 1905
  Karl Stumpp: Die Ostwanderung der Württemberger 1816-1822, Verlag S. Hirzel Leipzig 1941 Sammlung Leibbrand Bd. 2
 Alfred Eisfeld: Die Russlanddeutschen; Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat Bd. 2
Langen-Müller, 1999
 Die Russlanddeutschen in Vergangenheit und Gegenwart; Verlag Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Stuttgart
 Eva-Maria Auch (Hrsg.) Gebrüder Vohrer: Deutsche Winzer im multikulturellen Umfeld Aserbaidschans.
Erinnerungsbericht des Julius Vohrer (1887-1979)
 Jakob Stach: Grunau und die Mariupoler Kolonien, Verlag Hirzel, Leipzig 1942
 Jakob Hummel: Heimat-Büchlein der Deutschen in Transkaukasien; Deutscher Staatsverlag „Nemgosisdat“, 1928
 Goltz, Kuno: Merkblatt für den deutschen Soldaten im Kaukasus
 A. Sanders: Kaukasien, Geschichtlicher Umriss: Hoheneichen Verlag München 1942
 Katharinenfeld – Ein deutsches Dorf im Kaukasus 1818-1941, Ernst Allmendinger, 1989 Selbstverlag
 Kulak: Love and Death, a German-Russian Tragedy – Ukraine, 1938; Cleon Ochsner, CreateSpace Independent Publishing Platform 2014
  Missionare und Kolonisten: Die Basler und die Hermannsburger Mission in Georgien am Beispiel der Kolonie Katharinenfeld; 1818–1870. Andreas Groß; Lit Hamburg 1998
  Reiseerinnerungen aus Russland – mit einer linguistischen Beilage aus der russisch-jüdischen Jargon-Literatur – Weber, Ferdinand Leipzig (1873)
 Paul Rohrbach: Vom Kaukasus zum Mittelmeer; Teubner, Leipzig-Berlin 1903
  Nikel, Samuel: Die Deutschen in Wolhynien. – Kiev ; Charkov: 1935
  Gottfried Kratz: Von Katharinenfeld im Kaukasus nach Schwarzenfeld in Bayern. Staatsbibliothekar Dr. Emil Walker – Germanist, Slavist und „Kontinentaleuropaeer“
 Von der Oktoberrevolution zur Perestroika – der westliche Marxismus und die Sowjetunion – Linden, von der, Marcel, Marcel van der Linden Dipa (1992)
PDF: (1/3), (2/3), (3/3)
  Wolhynisches Tagebuch; Karasek, Hertha
   Politischer Terror und das Schicksal der Aserbaidschanischen Deutschen; Dr. phil.Mammad Jafarli; Stuttgart 2012
Heimatbuch der Ostumsiedler Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler, Stuttgart, Germany [1954-1955]
 Heimatbuch der Deutschen aus Russland Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland, Stuttgart, Germany [1956-]

 


Zeitungen

Unterhaltungsblatt für deutsche Ansiedler im südlichen Rußland


Als Mikrofilm im Centre for MB Studies (CMBS) in Canada vorhanden, zudem in der russischen Staatsbibliothek in Moskau und in St. Petersburg.


Kaukasische Post

Am 18. Juni 1906 von Kurt von Kutschenbach publiziert, während des Ersten Weltkrieges vorübergehend bis 1918 eingestellt und im Jahre 1922 erneut herausgegeben.

digitalisierte Ausgaben:
9.1914 (5. Januar -16. August)
1906-1914
1906 – 1909
1910 – 1919
1920 – 1922

Deutsche Kolonisten

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