Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Schlagwort: Russland (Seite 2 von 11)

Zur Geschichte Süd Russlands II

Original von 1912 bearbeitet und ergänzt: J. Rzadkowski

(eingesandt von Jakob Sommerfeld Karlsruhe im Kaukasus1)

(2. Fortsetzung)

Entstehungsgeschichte der evangelischen Kolonien

Im Chersonschen, Taurischen u. Jekaterinoslawschen Gouvernement

Einleitung – Jubiläum! Das ist in unserer Zeit kein unbekanntes Wort. Es wird fast zu viel jubiliert. Hat doch sogar ein Mann das Jubiläum seiner Henne gefeiert, als diese ihr tausendstes Ei gelegt hatte. Wenn aber in Blick auf das zurückgelegte erste Jahrhundert ihres Bestehens in vielen unserer deutschen Kolonien in Südrussland von einem „Jubiläum“ gesprochen wird, so ist das ganz etwas anderes. Sie haben guten Grund dazu. Ihr Fortschritt ist in diesem Zeitraum in jeder Beziehung ein außerordentlicher gewesen. Die Zahl ihrer Dörfer und die Größe Ihres Landbesitzes ist in dem Maße gewachsen, wie die Zahl ihrer Köpfe. Das Rußland für sie eine wahre Heimath geworden ist, merkt man am Aufblühen ihrer Kultur, ihrer Schule, ihrer Kirche und ihres Gemeinwesens. Haben die Kolonisten dies zum Theil ihrer eigenen Kraft und Tüchtigkeit zu verdanken, so dürfen Sie füglich auch einmal feiern und, durch den Rückblick auf die Vergangenheit festlich gehoben, sich ihrer selbst im edlen Sinne des Wortes bewußt werden. Dann werden ihnen auch ihre Fehler und Mängel lebendig vor die Augen treten. Derer sind nicht wenige, und wenn trotzdem ein so schöner Fortschritt konstatirt werden muß, so ist das wahrlich nicht ihr Verdienst allein. Das Entgegenkommen, die Langmuth und Geduld der Obrigkeit, namentlich in der ersten Zeit der Ansiedlung, hat ebensoviel dazu beigetragen, als die eigene Tüchtigkeit; – das darf nicht verschwiegen werden. In allem aber hat wunderbar die göttliche Vorsehung gewaltet, welche die Geschicke der Menschen leitet. Wer das demüthig anerkennt, der hat die richtig Jubiläumsstimmung und wird sich gern ein Stündchen in die Entstehungsgeschichte der Kolonien vertiefen.

Um die öden, aber außerordentlich fruchtbaren Gegenden an der Wolga und im Süden Rußlands zu besiedeln, berief die Kaiserin Katharina die Zweite ausländische Kolonisten. Sie stellte ihnen zinsfreie Darlehen von Kapitalien auf zehn Jahre und die Befreiung von jeglichem Dienst und Abgaben im Laufe von 30 Jahren in Aussicht. Den Entschluß, in ihrem großen Kaiserreiche Ausländer aufzunehmen, verkündete sie durch ein Manifest am 4. Dezember 1762; am 22. Juli 1763 erließ sie ein neues Manifest, wodurch Ausländer nach Rußland berufen wurden, um unter deutlich bezeichneten Vorrechten und Rechtsverhältnissen sich in Rußland bleibend niederzulassen. Darauf wurden nach verschiedenen Ländern Europas Bevollmächtigte ausgeschickt, um Auswanderer anzuwerben und einzuführen. Muni, La-Roy2 und Baron von Bork waren solche Bevollmächtigte, welche Direktoren genannt wurden.

Durch dieses Vorgehen der großen russischen Kaiserin war den auswanderungslustigen Westeuropäern außer Ungarn und Nordamerika auch Rußland als Zufluchtsstätte geöffnet. Der Strom der westeuropäischen Auswanderung entsandte für eine lange Reihe von Jahren einen nicht unbedeutenden Arm in die Länder des Zarenreiches, da auch Kaiser Alexander der Erste, dem Beispiel Katharinas folgend, ausländische Ansiedler nach Rußland berief. Dieser Strom versiegte erst, als unter Nikolai dem Ersten keine Kolonisten mehr nach Rußland berufen wurden.

Der Siebenjährige Krieg, welcher die deutschen Staaten zerrüttet hatte, die Austreibung der Protestanten wodurch Frankreich erschüttert worden war, und Schrecken, welche die französischen Heere unter Napoleon dem Ersten über die deutschen Lande brachten, religiöse Bewegungen, Hungersnoth, Sucht nach Abenteuern, einfacher Wandertrieb und der allgemeine Drang nach Osten, um den biblischen Ländern Kaukasiens und Palästinas näher zu sein, waren die Faktoren, dank welchen der Aufruf der großmüthigen Beherrscher des europäischen Ostens nicht ohne Widerhall blieben.

Ungefähr ein halbes Jahrhundert währte die Einwanderung der Deutschen in Rußland, doch ging dieselbe nicht in ununterbrochener Gleichmäßigkeit, sondern stoßweise von statten. Zu verschiedenen Zeiten stellten sich, d. Ruf der russischen Regierung Folge leistend, Gruppen von Kolonisten ein, welche dann auch meistens gemeinsam in den ihnen zugewiesenen Gebieten angesiedelt wurden. Die einzelnen Kolonistenbezirke weisen daher in der Regel verschiedene Ansiedlungsperioden auf. So sind nacheinander folgende Bezirke entstanden:

  1. Die Bezirke der Wolgakolonisten, angesiedelt in den Jahren 1764 – 1770
  2. Der schwedische Kolonistenbezirk, zum ersten Mal angesiedelt von Kolonisten schwedischer Nation aus Estland im Jahre 1782.
  3. Altdanzig 1787.
  4. Der Chortitzer Mennonitenbezirk 1789
  5. Josefsthal und Rybalsk 1789.
  6. Jamburg 1792
  7. Der Liebenthaler Kolonistenbezirk 1803 – 1805.
  8. Der Molotschnaer Mennonitenbezirk 1804.
  9. Der Molotschnaer Kolonistenbezirk 1805 -1810.
  10. Neusatz und Zürichthal in der Krim 1805.
  11. Der Kutschurganer, Glücksthal und Beresaner Kolonistenbezirk 1808.
  12. Der Klöstitzer und Malojaroslawetzer Kolonistenbezirk 1814.
  13. Hoffnungsthal im Gouvernement Cherson 1817.
  14. Der Sarataer Kolonistenbezirk 1822.
  15. Chabag bei Ackermann
  16. Der Berdjansker und Marinpoler Kolonistenbezirk 1822.

Soweit ist der Raum gestattet, soll im Folgenden die Geschichte der Ansiedlung der protestantischen Kolonieen des Chersonschen, Taurischen und Jekaterinoslawschen Gouvernements mit Ausnahme der Mennonitenbezirke und der zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts entstandenen Kolonien Alt-danzig, Josefsthal und Rybalsk hier kurz behandelt werden. Auf Vollständigkeit darf die Darstellung einer so reichhaltigen Chronik, wie die verschiedenen Kolonistenbezirke in dem verhältnismäßig kurzen Zeitraum von kaum 100 Jahren sie bieten, keinen Anspruch machen. Es fehlt vielfach auch leider an zuverlässigen Quellen. Mögen diese Zeilen dazu dienen, daß einige fähige Köpfe angeregt werden, zu thun, um von der Geschichte der Kolonieen der Vergessenheit zu entreißen, was noch nicht rettungslos verloren ist.

1. Der schwedische Kolonistenbezirk.

Dieser Bezirk besteht aus den Kolonieen als Altschwedendorf, Mühlhausendorf, Schlangendorf und Klosterdorf bis zusammen etwa 2600 Einwohnern. Die Kolonie Altschwedendorf wurde im Jahre 1782 von den schwedischen Bauern des Kirchspiels Roicks auf der zu Estland gehörenden Insel Dagden angesiedelt. Da diese schwedischen Bauern in ihrer Heimath mit ihren Gutsherren in endlosen Streitigkeiten lebten, so verhängte Kaiserin Katharina die Zweite die harte Strafe über dieselben, sich im Gouvernement Cherson anzusiedeln. Trotz allen Wehklagens mussten 1200 Personen, darunter Greise und Kinder, die in damaliger Zeit außerordentlich beschwerliche Reise antreten. 300 Personen starben unterwegs. Ein Teil fiel der Pest zum Opfer, welche bald nach der Ansiedlung ausbrach. Einige ergriffen sogar die Flucht.

Reiseweg der Schweden (selbst erstellt mit google maps11)

Im Jahre 1794 bestand die Kolonie nur noch aus 227 Personen, und doch hatte sie 12.000 Dessjatinen Land zugewiesen bekommen. Ein Beweis, wie gering der Wert des Landes damals angeschlagen wurde, ist die Thatsache, daß die Kolonie Altschwedendorf im Jahr 1804 einen Theil ihres Landbesitzes an die neu entstehenden Kolonien Mühlhausendorf und Schlangendorf abtrat.

Skizze zur Lage der schwedischen Kolonien, Sep. 19423

Im Jahre 1863 – so berichtet G. C. Nöltingk in seiner Festschrift: „Bericht über die Wirksamkeit der Unterstützungskasse für evang.-luth. Gemeinden in Rußland“ – stellte sich die Nothwendigkeit heraus, an Stelle des alten verfallenen Kirchleins vom Jahre 1788, das so klein war, daß immer nur eine der drei Kolonien zur Zeit den Gottesdienst besuchen konnte, eine neue Kirche zu bauen. War es bloß konservativer Sinn, daß die Schweden die neue Kirche durchaus an dem Platz haben wollten, wo die Kaiserin Katharina die erste erbauen ließ, der am äußersten Ende der Ansiedlung lag; – die Deutschen, in Uebereinstimmung mit dem Konsistorium, in der Mitte der Dörfer neben dem Pastorat. Der Streit währte über ein Jahrzehnt, bis die Unterstützungskasse ihre Beisteuer zum Bau im Betrag von 1200 Rbl. zurückzuziehen drohte, falls derselbe nicht vor dem Ende des Jahres 1878 in Angriff genommen sein werde. Diese beklagenswerthe Uneinigkeit mag wohl die lange andauernde Pfarrvakanz und damit den Beschluß des Bezirks-Comites vom Jahr 1883 veranlaßt haben, ein Theologenstipendium von 300 Rbl. ausschließlich zu Gunsten Altschwedendorfs zu gründen. 

Schwedisch-lutherische Kirche, Zmiivka4

2. Der Liebenthaler Kolonisten Bezirk.

Zu Anfang unseres Jahrhunderts, als sämmtliche Staaten Westeuropas vor der Wahl standen, „sich entweder dem despotischen Soldatenkaiser Napoleon zu ergeben oder als Ueberwundene nach der Strenge les Kriegsgesetzes behandelt zu werden“, erging von Seiten des menschenfreundlichen Kaisers Alexander des Ersten von Russland durch seine Gesandten und Konsuln an Auswanderungslustige in Württemberg die willkommene Einladung, ihre Heimath zu verlassen und als Kolonisten nach Rußland zu kommen. In den Jahren 1803 und 1804 begann die Auswanderung zu verschiedenen Zeiten in einzelnen Kolonnen oder Transporten. Zwei Regierungskommissäre, Ziegler und Esch hatten die Sammlung der deutschen Bauern zum Zweck der Ansiedlung in Rußland zu bewerkstelligen. Der jeweilige Sammelplatz der Auswanderer war die Stadt Ulm in Württemberg. Hier schiffte man sich ein, um die Reise auf dem Wasserwege die Donau hinunter über das Schwarze Meer zu machen.

Gegen 1000 Familien trafen allmählich unter der Leitung der Regierungskommissäre in Odessa ein, in dessen Umgegend sie ihre neue Heimath finden sollten. Graf Pototsky hatte hier sein Land der Regierung verkauft, und nun wurde es den deutschen Ansiedlern zugemessen. Von der russischen Grenzstadt Raziwilow an, wo einige Kolonnen 2 Monate lang Winterquartier aufschlugen, bekamen sie bis zur Ansiedlung von der hohen Krone nebst Vorspann täglich auf den Kopf eines Erwachsenen 10 Kop. und eines Kindes unter 14 Jahren 5 Kop. Diese Gelder wurden ihnen am Ort ihrer Bestimmung noch 2 Jahre lang unter dem Namen Tag- oder Nahrungsgeld geschenkweise ausgezahlt. Außerdem bekam jeder Familienvater vorschussweise das Nothwendigste an Feld- und Hausgeräthschaften, Brot- und Saatfrucht, ein Paar Ochsen, einen hölzernen Wagen, fünf Rbl. Banko für eine Kuh, einen Pflug und auf 3-4 Wirthe eine Egge. Dieser Vorschuss belief sich auf jeden Wirth mit Einschluß des Fachhauses, welches die Krone ihnen baute, auf 355 Rbl. Banko. Es gab auch wohlhabende Leute unter den Ansiedlerpionieren das Liebenthaler Bezirks, welche weder Reise- noch Tagegelder namen; aber ihre Zahl läßt sich nicht mehr feststellen.

Die Ansiedlung geschah unter der Oberaufsichts des damaligen Generalgouverneurs von Neurußland, Herzog von Richelieu, durch den damaligen Verwalter der Odessaschen ausländischen Ansiedlungen, Fürsten von Meschtschersky. Zu den ersten Ansiedlern aus Württemberg gestellten sich noch solche, deren Eltern in den Jahren 1782 und 1783 aus Württemberg und Rheinbaiern nach Ungarn gezogen waren und selbst im Padscher Komitat und Banat geboren sind. In Ungarn den Betrieb der Landwirthschaft gründlich erlernt und zogen es vor, den russischen Boden zu bearbeiten, weil ihnen daselbst unter anderem Freiheit vom Militairdienst versprochen wurde. Später kamen noch Handwerker und andere Beisassen hinzu, welche zwar kein Land, aber Gartenstücke und Hausplätze erhielten und Kleinhäusler genannt wurden.

Fortsetzung folgt 

1 Zeitungsartikel, erschienen in „Der Staats-Anzeiger, Bismarck, N.D.“ 28.11.1912, Abschrift wie im Original und kommentiert: J. Rzadkowski

2 Le-Roy, in russischen Diensten stehender Unternehmer und Werber, seine Transporte zogen über Regensburg, Weimar, Lüneburg nach Lübeck, von dort per Schiff nach Russland

3 Kartenskizze aus der AkteAlt Schwedendorf des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete, Mikrofilm LDS 007938111

4 Шведська лютеранська церква, Зміївка Дзюбак Володимир – Eigenes Werk 30.9.2014 CC BY-SA 4.0

5 Die letzte Ulmer Schachtel, Max von Eyth (1836-1906), erstellt 27.4.1897, Stadtarchiv Ulm, siehe auch Deutsche Fotothek Bild mi13513c02

6 Der Kehlheimer, mit bis zu 42 m, die größte Zille auf der Donau. aus: Schaefer, Kurt; Architectura Navalis Danubiana. Erweiterung 1995. 5. Aufl., S. 299

7 Ing. Ernst Neweklowsky: Donauschiffe (mit 7 Abb.) in: Heimatgauer, Zeitschrift für oberösterreichische Geschichte, Landes- und Volkskunde. Hrsg. von Dr. Adalbert Depiny, Verlag R. Pirngruher, Linz 10. Jahrgang 1929 2. u. 3. Heft, p.160

8 Die Donau bey Kellheim in Bayern. Original-Stahlstich um 1840, Anonymus, Verlag Hildburghausen, Bibliographisches Institut um 1840, Ordinari – reguläre Schiffsfahrt

9 The Bloxberg (from Pesth). Der Gellértberg vom gegenüberliegenden Ufer; Stahlstich von C. Cousen nach W.H. Bartlett, um 1840

10 Johann Peter Fehr, Ulm von Osten, 1795, Aquarell, (Ulmer Museum)

11 Reiseweg J. Rzadkowski, Nutzungsbedingungen google maps

Zur Geschichte Süd Russlands

Original von 1912 bearbeitet und ergänzt: J. Rzadkowski

(eingesandt von Jakob Sommerfeld Karlsruhe im Kaukasus1)

Die Steppen zwischen Donau und Don sind schon in vieler Herren Hände gewesen. Ersten Nachrichten über sie hat der kleinasiatische Gelehrte Herodot gebracht, mehr als 2300 Jahren bereist hat. Damals waren die Skythen, ein kriegerisches Hirtenvolk, hier die Herren. Sie fürchteten keinen Feind. Wenn je einmal ein Feind sich in ihr Land wagte, so zogen sie sich lange Zeit vor ihm zurück, und wenn die Angreifer in den endlosen Steppen bald weder ein noch aus wussten und schließlich durch Anstrengung und Entbehrung geschwächt waren, so fielen die Skythen über sie her und machten ihnen den Garaus. Da die meisten Skythen von Fleisch und der Milch ihrer Herden lebten, sie ihre Wohn- und Weideplätze oft und wohnten in Zelten, die schnell errichtet und schnell wieder zusammengelegt werden konnten.

Aehnlich wie die Skythen lebten auch die Tataren, die unsern Süden in geschichtlicher Zeit am längsten von allen Völkern im Besitz gehabt haben. Wir wissen, daß Charsaren, Petschenegen, Polowzer und andere Völker zwischen Donau und Don gewohnt haben, aber keines von diesen Völkern hat eine solche Rolle in der Geschichte Südrusslands gespielt wie die Tataren.

Kiewer Rus im 11. Jahrhundert2

– Wie gewiß vielen Lesern bekannt ist, haben vor langer Zeit ungeheuer große tatarische Horden von Morgen her Russland überfluthet. Die zahlreichen russischen Fürstenthümer wurden mit Feuer und Schwert verwüstet und tributpflichtig gemacht. Der ganze Osten und Südosten des europäischen Russlands aber wurde von den Tataren im Besitz genommen, die dort ein Reich gründeten, die „Goldene Horde“ genannt. Wegen Uneinigkeit trennten sich jedoch im Lauf der Zeit bedeutende Theile von diesem Reiche los.

Das Reich der Goldenen Horde im Jahr 13893

So zogen, wahrscheinlich um die Mitte des 15. Jahrhunderts, viele Tataren unter Dewlet-Gerai in die südrussischen Steppen und gründeten dort ein selbstständiges Reich, dessen Beherrscher in der Krim residirte. Doch auch dieses zerfiel. Ein Theil der Tataren bildete das Reich der krimschen Chane, der andere aber, mit dem Chan Nogai an der Spitze, errichtete in der Steppe zwischen Kuban und Donau ein Reich von anfangs unabhängigen, später zum Theil dem krimschen Chan untergebenen Nomadengruppen, deren bekannteste und uns hier am meisten interessirende ihre Gebiete ungefähr folgendermaßen gegeneinander abgegrenzt hatten.

Westteil der Goldenen Horde im späten 14. Jahrhundert4

Die erste nomadisirte (wenn wir die jetzigen geographischen Benennungen gebrauchen) im Melitopoler, Berdjaner und im Norden des Dnjeprowschen Kreises des taurischen Gouvernements. Der Sitz ihrer Regierung war am Rogatschik, der unterhalb der Plawni in den Dnjepr fällt. Die zweite nomadisirte im Süden des Dnjeprowschen und im Norden des Perekoper Kreises und heute zur Hauptstadt Perekop. Die dritte nomadisirte in den Kreisen Cherson, Ananjew, Tiraspol und Odessa und hatte das den Polen abgenommene Otschakow zur Residenz. Die vierte nomadisirte zwischen dem Unterlauf des Dnjestr und der Donau. Ihre Hauptstadt war Akkerman, die „weiße Stadt“, wie die polnischen und russischen Chronisten sie gewöhnlich nannten. Diese 4. Horde, die den Namen der Butschazker oder Belgoroder Horde führten, hatte so viel Zugehörige, daß sie 30.000 berittene Krieger stellen konnte, und war wegen ihrer Tapferkeit und ihrer vorzüglichen Reiter weit und breit berühmt und gefürchtet.

Wir können also die Grenze des Landes der nogaischen Tataren ungefähr folgendermaßen bestimmen. Im Westen; die heutige russische Grenze von der Kiliamündung ca 150 Werst nach Norden zu; im Norden: Linie über Balta nach Schwedendorf, Nikolpol und Alexandrowsk; im Nordosten und Osten: eine Linie von Alexandrowsk nach Berdjansk; im Süden: das Asowsche Meer, die Krim u. das Schwarze Meer bis zur Kiliamündung. Das Gebiet, das der heutige Mariupoler Kreis und der Taganroger Bezirk einnehmen, war damals herrenlos, und erst auf der linken Seite des Don waren wieder Nomaden in buntem Gemisch anzutreffen, zusammenfassend die Groß-Nogaier genannt wurden im Unterschied von den eben beschriebenen Klein-Nogaiern.

Karte von Russland (Moscovia) von Sigismund von Herberstein, 1549. Die Nogaier Tartaren (Nagayski Tartare) sind an der Wolga eingezeichnet5

Das unter Dewlet-Gerai friedliche Verhältnis zwischen Tataren und Slaven wurde ein feindseliges, als am Ende des 15. Jahrhunderts die Krim in türkische Hände kam. Diese führten den Mohamedanismus ein und verbreiteten Hass gegen alles, was Christ war. Seit dann fingen die Tataren auch an, in größerem Umfang auf Menschenraub auszugehen, denn die Türken bezahlten die Sklaven mit schwerem Geld. Bald wurde Kafa, das heutige Feodosia, ein im ganzen Orient bekannter Markt für Menschenwaare, wo oft bis zu 30.000 Sklaven zum Verkauf standen.

Die Krim im 15. Jahrhundert grün: Fürstentum Theodoro rot: Genueser Kolonien blau: Khanat der Krim6

Aber ungeachtet aller Feinde und aller Gefahren drängten Russen, Polen und Litthauer von Norden und Westen in die Steppe hinein. – Im Moskauschen Zarenreich wurde die Kolonisation der Grenzländer von der Regierung organisirt und die besiedelten Gebiete durch befestigte Plätze geschützt. So schob das russische Reich durch schrittweise, friedliche Eroberung seine Grenzen gegen Ende des 16. Jahrhunderts bis Woronesch und Kursk und im 17. bis Charkow vor, unter fortdauernder Vervollständigung des Netzes von befestigten Plätzen in den schon besiedelten Gebieten. Die in der Mehrzahl aus Centralrußland stammenden Kolonisten erhielten Land und Geld und waren dafür verpflichtet, zur Vertheidigung des Landes gegen die Tataren ihr Möglichstes zu thun. Daß die doppelte Aufgabe, seinem Erwerb nachzugehen und gegen Ueberfälle allzeit gerüstet zu sein, große Schwierigkeiten bereitete, sehen wir daraus daß die Kolonisten ihre Erntearbeiten manchmal nur so bewerkstelligen konnten, das ein Theil die Feldarbeit verrichtete und der andere unter Waffen stand und die Wache hielt. – Die im 17. Jahrhundert mehr und mehr anwachsende Einwanderung der Kleinrussen (vornehmlich in das Gouvernement Charkow) war einer besonderen Unterstützung durch die Regierung nicht bedürftig.

Grüne Gebiete standen unter Herrschaft der Türken, orange unter jener der Tataren, gelbe unter ihrer Oberhoheit7

In Polen und Litthauen ging die Kolonisation wesentlich anders vor sich. So lange die Länderstrecken am mittleren Dnjepr ein Theil des Litthtauischen Reiches waren, ging es den die Hauptbevölkerung ausmachenden orthodoxen russischen Bauern leidlich gut. Wenn sie auch, wie z.B  im Kiejewschen nach Verwandlung des russischen Fürstenthums in eine litthauische Wojewodschaft im Jahre 1471, ihr Recht auf Landbesitz verloren, so wurden sie doch nicht als Leibeigene betrachtet und konnten nach litthauischem Gesetz jederzeit einen Ort, der Ihnen nicht gefiel, verlassen und sich an einem anderen ansiedeln. Von diesem Recht machten in der That schon damals viele Bauern Gebrauch, verließen das waldreiche Innere und siedelten sich in den Grenzdistrikten an, wo sich Wald und Steppe vereinigen, zogen wohl auch darüber hinaus, in die Steppe hinein. Der Staat gewährte ihnen dort nirgends Schutz, wie Moskau seine Kolonisten durch feste Plätze und auch Soldaten, wenn´s Not that, sondern jeder musste sich selbst seine Haut wehren. Das erzog in jenen Grenzbewohnern ein furchtloses und kampffreudiges Geschlecht. Und Gelegenheit, die Waffen zu gebrauchen, gab´s genug: daheim, wenn es galt, einen Ueberfall abzuwehren, und in der Fremde, die den Bewohner der südlichen, polnisch-litthauischen Grenzländer noch viel mehr lockte als den Kolonisten der südlichen Grenzländer des Moskauischen Reiches. Das Land unterhalb der Stromschnellen des Dnjepr mit seinem fabelhaften Reichthum an Fischen und Wild und seiner vortrefflichen Weide zu allen Jahreszeiten lockte den Jäger und Fischer, und damals war fast jeder Bauer auch dies oder jenes, wie die Bauern an vielen Orten des mittleren und oberen Dnjepr noch heute. Dann war im Dnjepr eine bequeme, vor Angriffen tatarischer Reiter gut geschützte Verkehrsstraße vorhanden, und mancher blieb schließlich ganz im Süden wohnen, wo er seinen Lebensunterhalt reichlich fand, wenn auch ohne Schutz des Staates, der übrigens auch mitten in der litthauischen Heimat recht dürftig war, in jeder Beziehung als freier Mann lebte. Diese Jäger und Fischer kamen mit den Tataren in häufige Berührung sowohl bei der Ausübung ihres Gewerbes als bei feindlichem Anlass; sie lernten den Charakter und die Kampfesweise der Tataren dabei genau kennen und nahmen vieles davon an. Von ihnen haben sie auch den Namen „Kosak“ entlehnt, den die Nomaden in den Kirgisensteppen noch heute führen und der soviel bedeutet wie „herumziehender leichter Reiter“. Nur fügten sie zu der mongolischen Schlauheit und Vorsicht die echt russische Verwegenheit, was sie zu einem für Krieg und Sieg geradezu wie geschaffenen Volkselement machte. Mit dem ehrenvollen Namen „Kosak“, schon im 15. Jahrhundert vorkommt, nannten sich bald alle freiheitslustigen Bewohner der Grenzdistrikte und sogar des Innenlandes. Die Staroste Lanzkoronski und der weitblickende Daschkowitsch gaben ihnen im Beginn des 16. eine gewisse Organisation und von nun an hörten sie nicht auf, von ihren Thaten zu Land und zu Wasser aller Welt reden und staunen zu machen.

Wie gesagt: das Land, daß die Kolonisten an der Grenze besetzten, wurde damals für nahezu wertlos gehalten und kein Edelmann fragte danach, da nur dasjenige Land für werthvoll galt, daß viel Wald hatte. Ueberdies gab’s in den Ländereien an und über der Grenze allerlei Gefahren, die so einen Edelmann sein Leben nicht recht genießen ließen, darum sahen die Herren des Landes einer Besitzergreifung jenes Grenzgebietes durch ihre Bauernbevölkerung gleichmüthig zu, ja waren wohl noch zufrieden damit, da diese Leute an der Grenze etwas wie ein Bollwerk gegen die räuberischen Einfälle der Tataren darstellten.

Diese für die Bauernbevölkerung verhältnismäßig günstigen Verhältnisse in änderten sich aber vollständig, nachdem in der Lublinischen Union vom Jahre 1569 Litthauen und Polen, ihr seit bald 200 Jahren wohl immer zusammen einen König, aber doch sonst verschiedene Verfassung gehabt hatten, zu einem Reiche verschmolzen wurden und polnisches Recht auch in den altrussischen Gebieten am Dnjepr an Stelle des litthauischen das herrschende wurde.

Adelsrepublik der Lubliner Union 1569. Farblich abgehoben: Litauen (nicht königlich, sondern großfürstlich) und die beiden der Union nur als Lehen unterstehenden Herzogtümer Preußen und Kurland8

Das polnische Recht kannte nur drei Stände:  Adel, Bürgerthum und Leibeigene; für freie Leute, die nicht von Adel waren und nicht in den Städten einem oft durch recht peinliche Bestimmungen eingeengten Gewerbe oder Handel nachgingen, sondern sich ihren Lebensunterhalt verschaffen wollten, wie es gerade gefiel, durch Landbau oder Jagd oder Fischfang oder Kriegsdienst usw., für solche war im polnischen Staat und Recht überhaupt kein Platz. Die polnischen Edelleute setzen auch ihren ganzen Einfluss daran, die freien Russen zu Leibeigenen zu machen. Denn nur dann konnten sie das Land, das sie etwa vom König zu erblicher Nutznießung, zum Lehen, erhalten hatten, sammt den Leuten darauf an den Juden verpachten, und nur dann konnten sie Steuern auflegen und hoffen, daß sie auch bezahlt würden, wenn die bäuerlichen Bewohner Leibeigene waren und an dem Ort leben mussten, wo es der Pan befahl. Hatten sich früher die Edelleute auch nicht im geringsten um jene Ländereien in den Grenzgebieten gekümmert, die weniger Wald aufwiesen und vornehmlich zum Ackerbau geeignet waren und wo sich im Laufe der Jahre die russischen Aussiedler, um dem Druck der litthauischen Regierung zu entgehen, allen Gefahren und Unbilden der Zeitläufe zum Trotz mehr oder weniger dicht angesiedelt hatten, – jetzt, da die Bevölkerung stark zugenommen hatte, die Waldwirthschaft sehr zurückgegangen war und auch jene früher unbeachtet gebliebenen Landstrecken einen Werth bekamen, jetzt bewarben sich die polnischen Edelleute, die außerdem nach Herstellung der Union sich ganz und gar als Herren allen Landes fühlten, und die Wette um die noch nicht vergebenen Ländereien in den Grenzgebieten, d. i. den heutigen Podolischen, Kijewschen, Tschernigowschen, und Poltawschen Gouvernements. Das Land in jenen Gebieten wurde auch größtentheils unter den polnischen Adel aufgetheilt und dann gemeinhin von den neuen Besitzern an Juden verpachtet. Was für einen kolossalen Besitz so ein Magnat oft sein eigen nannte, können wir uns vorstellen, wenn wir hören, daß dem Fürsten Jeremias Wischnewezki, von dem gesagt wurde, daß er „cala Polske na barkach sowich dzwigal“ (ganz Polen auf seinen Schiffen beförderte) ein Streifen Land gehörte, der sich vom Dnjeor beginnend durch das ganze heutige Gouv. Poltawa bis ins Tschernigowsche hinein hinzog, mit der Stadt Poltawa und außerdem mit 55 Städten, ein Gebiet, das über 39.000 Einwohner hatte und an jährlichen Einkommen ohne die Pacht von den Wassermühlen und Schenken die Summe von ungefähr 180.000 Rubel brachte, was nach heutigen Geldverhältnissen eine Million bedeutet. Gewöhnlich verpachteten die polnischen Adligen, was zu verpachten war, an Juden, was zu vielen Unzulänglichkeiten und einer grellen Mißwirthschaft führt. Der russische Bauer kam infolge dessen in vollständige Abhängigkeit der Juden, aus welcher sich viele dadurch zu befreien suchten, indem sie erklärten, sie seien Kosaken. Unter litthauischer Herrschaft bildeten diese eine Art Kriegerkaste, und man legte ihnen wegen der damals unleugbaren Verdienste um die Landesvertheidigung keine Lasten auf, auch wenn sie mitten im Lande lebten, auch die Polen respektirten anfangs die Kosaken und ließen ihnen ihre Freiheit. Als aber unter dem schweren Druck der neuen Regierung das ganze russische Volk in den polnischen Provinzen Kosak sein wollte, da wurde im Jahre 1583 die Zahl der Kosaken durch König Bathory auf 6000 festgesetzt. Diese 6000 wurden in ein Register eingetragen, und wer nicht in´s Register hinein kam, war nicht Kosak und sollte leibeigen sein.

Fortsetzung folgt 

Briefmarke zum 500. Jahrestag der ukrainischen Kosaken (1991)9

1 Zeitungsartikel, erschienen in „Der Staats-Anzeiger, Bismarck, N.D.“ 14.11.1912, Abschrift wie im Original und kommentiert: J. Rzadkowski

2 Kiewer Rus im 11. Jahrhundert, Original version (russian): Koryakov Yuri German translation and minor corrections: KaterBegemot • CC BY-SA 2.5

3 Das Reich der Goldenen Horde im Jahr 1389, MapMaster 5.12.2006 CC BY-SA 3.0

4 Westteil der Goldenen Horde im späten 14. Jahrhundert, Gustav Droysen 1. Januar 1886 Gemeinfrei

5 Karte von Russland (Moscovia) von Sigismund von Herberstein, 1549. Die Nogaier Tartaren (Nagayski Tartare) sind an der Wolga eingezeichnet, Sigismund von Herberstein – http://www.baarnhielm.net/~gorbaa/Kartor/Rysslandskartor/Rysslandskartor.htm ; there are other scans elsewhere, e.g. http://www.themaphouse.com/specialistcat/russiacat/rus1111.html Gemeinfrei

6 Die Krim im 15. Jahrhundert grün: Fürstentum Theodoro rot: Genueser Kolonien blau: Khanat der Krim, Alessandro – Eigenes Werk Gemeinfrei

7 Inhalt: Gebietsverluste des Islam in der Ukraine und auf der Krim Darstellung: islamischer Herrschaft verlorengegangenes Gebiet 1812 bzw. 1792 (grün) islamischer Herrschaft verlorengegangenes Gebiet 1783 bzw. 1774 (orange) und islamischer Oberhoheit verlorengegangenes Gebiet 1739 bzw. 1699 (gelb) stark vereinfacht kann man Grün auch mit osmanisch-türkischer Herrschaft, orange mit krimtatarischer Herrschaft und gelb mit kurzzeitiger türkisch-tatarischer Oberhoheit über die Kosaken gleichsetzen (Ausnahme: das Gebiet von Cherson war bis 1774 türkisch, nicht tatarisch) Brent 18.6.2006 CC BY-SA 3.0

8 Adelsrepublik der Lubliner Union 1569. Farblich abgehoben: Litauen (nicht königlich, sondern großfürstlich) und die beiden der Union nur als Lehen unterstehenden Herzogtümer Preußen und Kurland CC BY-SA 3.0

9 500. Jahrestag der ukrainischen Kosaken (1991), Scanned and processed by A. Sdobnikov. Personal collection, Почтовая марка Украины. 500 лет украинского казачества, 1992; 9.10.2008 Общественное достояние

Fort – nur fort …

Sparwasser – aus Hessen über Schlesien nach Russland

Sparwasser – viele werden sagen: „Da klingelt doch was?“ Der bekannte Namensvertreter und Fußballer Jürgen Sparwasser ist jedoch nicht gemeint, sondern die Büdesheimer Brüder Johann Jacob1 (1.12.1745-24.3.1819) und Johannes1 (17.11.1752-19.5.1790) Sparwasser, welche dem Aufruf des Werbers Johann Hartmann Schuch, Verwaltungsbeauftragter der neuen Kolonien in Schlesien, folgten.

Schuch war ursprünglich selbst Kolonist, als Richter für eine neue Kolonie im Kreise Brieg vorgesehen, machte er eine Eingabe mit dem Verweis auf seine besondere Eignung als Werber an den Grafen Karl Georg von Hoym im September 1771, in der er erklärte, über 800 Familien geworben zu haben. Hoym, davon überzeugt, wendete ihn im Spätherbst und Winter 1771 in die Ämtern Nidda und Schotten, die Grafschaft Solms-Laubach, ins Hanauische und auch ins burgfriedbergische Territorium.

Seine Abwerbung blieb dort nicht unbeachtet, der Amtmann des Karbener Amtes meldete im Dezember die unerwünschte Tätigkeit Schuch’s, worauf das Burgregiment Friedberg am 20. Dezember 1771 eine Untersagung aussprach. Am 9. Januar 1772 wies die Burg den Amtmann an, Schuch, „falls er sich nicht fügen und den Ort räumen wolle, in Arrest zu ziehen und nach Burg Friedberg gefänglich einzuführen.“

Am 27. Januar 1772 teilt die Burg dem Amtmann zu Büdesheim mit, man sei wegen Schuch mit dem königlich preußischen Minister von Hochstetten in Korrespondenz getreten und am 3. Februar 1772 war ein Gesinnungswechsel eingetreten, Schuch konnte werben und den als Kolonisten angeworbenen wurde der Abzug gestattet, sofern sie Zehnt-Pfennig, Auszugs- und Ledigungsgeld bezahlt hätten.6

Wenn man sich nun fragt, warum Schuch überhaupt so erfolgreich war, und warum der Amtmann so harsch reagierte, muss man in diese Zeit zurückblicken:

Einerseits waren die Lebensbedingungen der Landbevölkerung durch Leibeigenschaft geprägt, Leibeigene gehörten dem Grundherrn, sie bewirtschafteten seine Ländereien und waren zu Frondiensten verpflichtet, durften ohne seine Genehmigung weder wegziehen noch heiraten und unterlagen seiner Gerichtsbarkeit, im Gegensatz dazu waren Bürger einer Stadt freie Menschen. Während Frankreich diesen Zustand 1789 beendete, war man auf den deutschen Territorien in dieser Frage uneins, im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel seit 1433 aufgehoben, behielt man sie in Mecklenburg bis 1822 bei und erst 1832 wurden die Frondienste in Sachsen abgeschafft. Im Großherzogtum Hessen wurde die Aufhebung der Leibeigenschaft per Gesetz am 25. Mai 1811 verordnet und zum 13. Juli 1813 rechtskräftig. Es wurde eine Entschädigungsleistung der ehemaligen Leibeigenen an die vormaligen Leibherren vorgesehen, was im Grunde die Abhängigkeit mangels Kapital aufrechterhielt.

Der zweite, viel wichtigere Aspekt war jedoch der Bevölkerungsmangel und damit verbundene Arbeitskräftemangel, der die Herrschaft aufhorchen ließ. Diese geht auf die erheblichen Hungerjahre zurück, die in Europa eine Ursache in der kleinen Eiszeit nahmen und durch kriegerische Auseinandersetzungen verstärkt wurden.

Die Verringerung der Sonnenaktivität, auch Vulkanismus mit erheblichem Ausstoß in die Atmosphäre und veränderten Meeresströmungen bestimmten bis ins frühe 19. Jahrhundert das Klima in Europa. Die Temperaturen gingen seit etwa 1570 deutlich zurück, bis 1610 reihten sich Missernten, Orkane und harte Winter aneinander und bildeten den Nährboden für Missgunst, Neid, Auseinandersetzungen und letztlich Kriege.

1636-1637. Schreckliche Hungersnoth in Deutschland und zum Theil in der Schweiz als Folge des 30-jährigen Krieges, ganz besonders in Sachsen, Hessen und Elsaß. Die Menschen verthierten infolge der entseglichen Zustände derart, daß sie nicht blos Gras, Baumblätter, Eicheln, Wurzeln, Baumrinden, Erde, Thierfelle und krepirte Thiere verschlangen, sondern sogar menschliche Leichname verzehrten, indem sie das Fleisch auf dem Schindanger holten, Leichen vom Galgen herabstahlen, die Gräber nach Menschenfleisch durchwühlten und lebende Kinder schlachteten. Blutsverwandte mordeten und fraßen sich auf und nahmen sich dann, über die entsehliche Sättigung in Wahnsinn verfallend, selbst das Leben. Es bildeten sich Banden, die auf Menschenfleisch behufs Verzehrens förmlich Jagd machten; so wurde z. B. zu Worms eine Menschenfresserbande vertrieben. Die Chroniken berichten so gräßliche Details und haarsträubende Episoden, daß man sich mit Eckel davon abwendet.

Unglücks-Chronik oder die denkwürdigsten elementaren Verheerungen und Zerstörungen in Natur- und Kulturleben aller Zeiten.
Wenger, J.:Verlag: Bern Verlag von Rudolf Jenni’s Buchhandlung (H. Köhler). (Ca. 1889)., 1889 p.49

Hongersnood in Duitsland, 1637)
Caspar Luyken, Rijks Museum, Amsterdam
Hongersnood in Duitsland, 1637, Caspar Luyken2

Unsere Sparwasser waren in Büdesheim lange ansässig, Daniel, hochadlige schützischer Jäger und Waldförster, aus Florstadt stammend, heiratete 1666 in Büdesheim, der Pfarrer schätze sein Alter auf 31 oder 32 Jahre, nach dem Sterbealter war er schon 34. Er war der Vater von Georg Wilhelm, Daniels Schwiegervater Henrich Volz stammt aus der Zeit um 1600, Enkel Georg Philipp, Vater unserer Auswanderer kam im Jahre 1717 zur Welt, sie erlebten die Zeiten, mit Sommern, so kurz, dass Korn und Früchte nicht mehr reiften.

Die Not war extrem, man kannte zu diesem Zeitpunkt noch keinen Kartoffelanbau, nur Hackfrüchte, die ebenfalls kaum wuchsen, die Preise explodierten für das Wenige, was vorhanden war, Fleisch war rar, da auch das Vieh nicht mehr versorgt werden konnte, das Wild zurückging, Seuchenzüge waren die Folge, sie trafen sowohl die geschwächten Menschen, als auch das Vieh.

Es folgten weitere Jahre mit extremen Teuerungen, auch verursacht durch Ankauf von guten Ernten und Preiswucher, die ebenfalls Hungersnöte ausbrechen ließen.

In den Jahren 1770 und 1771 fielen zudem nicht nur die Kornernten schlecht aus, weshalb es erneut zu einer erheblichen Verteuerung kam (europäische Hungerkrise 1770–1773), Ursache waren extremen globale Klimaanomalien – während es in Zentralamerika, Indien und Teilen Afrikas zu schweren Dürren kam, versank Europa im Schlamm verheerender Regenfälle, die überwiegend die Sommermonate betrafen. Die Ernteausfälle breiteten sich über den Kontinent von Frankreich bis in die Ukraine und von Skandinavien bis in die Schweiz. In Folge des sich ausbreitenden Hungers und der Nässe, die alles faulen ließ, grassierten Ruhr, Typhus und die Pest, die zu einer drastischen Sterblichkeit führten, die Preise explodierten um 300 bis 1000 Prozent.

So findet sich in der Chronik der Stadt Ellrich4 folgender Bericht:

In den Jahren 1770 und 1771 war Mißwachs, große Theurung und Hungersnoth; noch zu Ende 1769 kostete ein Scheffel Rocken 15 bis 18 gr,, Anfangs 1770 1 rthl. 8 gr. und Ende 1771, und Anfangs 1772 3 rthl. bis 3 rthl. 16 gr., die übrigen Früchte waren verhältnißmäßig eben so theuer. Beym Steigen der Preise und der Hungersnoth wurden unter den ohnehin schon schlechten, zum theil bey der Nassen Erndte ausgewachsenen Rocken, alle Arten von Früchte selbst Hafer und Drespe, untergemahlen, Kartoffeln gekocht und hinzugethan, und von der Armuth mit samt der Kleye verbacken, ja die Noth stieg endlich so hoch, daß Hieselbst arme Leute, von Hunger und Aberglauben getrieben, eine Art Kalck im Jtel geholet haben, welcher vom Frost zermalmet gewesen, welchen sie dafür angesehen, daß derselbe Mehl sey, welches Gott zu ihrer Rettung aus der Erde hervorgehen lasse, und diesen Kalck haben sie würklich unters Mehl gemenget und mit verbacken. Dieses verbreitete sich dazumal in hiesiger ganzen Gegend, und Schreiber dieses erinnert sich noch sehr gut, daß auch ins Hannoversche nach Scharzfels, wo derselbe dazumal war, dieses Gerücht erscholl, worauf die Armuth in den umliegenden Dorsschaften, ein ähnliches Wunderwerk bey Nüxey entdeckt zuhaben glaubte, wo sie eine Art weißen ganz feinen Mergel, Dux genannt, holeten, mit unters Brodt backten, davon krank wurden und häufig davon starben; so daß Obrigkeitswegen dergleichen verbothen, von den Kanzeln der Jrrthum erkläret, von der Hannoverischen Regierung aber Früchte hergegeben, verbacken, und das Brodt unter die Armuth vertheilet wurde. Des Frühjahres 1772 holeten die Menschen die ersten grünen Kräuter, um solche zu kochen, sie trafen mitunter viele schädliche, weil ihnen jegliches grüne Keimchen angenehm war, und auch dadurch und durch den lange erlittenen Hunger wurden noch viele Menschen krank und starben sehr häufig. Dies waren traurige, traurige Jahre, selbst für den Wohlhabenderen, dies Leiden, ohne Allen helfen zu können, mit ansehen zu müssen, viele Familien gingen ganz zu Grunde, andere haben es lange Jahre nach her, und manche noch nicht verwinden können, der Mittelstand unter Bürger und Bauer, versetzte, verkaufte, borgte, nahm ausstehende Capitalien aus und setzte sein ganzes kleines Vermögen zu, und dieser giebt es am mehrsten, der Wohlhabenden nicht so viel. Das Jahr 1772 und die gute Erndte desselben machte dieser höchst erbärmlichen Scene ein Ende.

Man kennt Zahlen aus Kur-Sachsen, wo 150.000 Menschen 1772 am Hunger und seinen Folgen starben, in Böhmen etwa 180.000 und das ebenso in allen anderen Teilen des damals noch zersplitterten Deutschlands.3

So versteht sich die Erklärung der künftigen Kolonisten, die 1772 die Auswanderung nach Schlesien wünschen, von selbst, da sie ,,bei diesen theuren und nahrungslosen Zeiten sich das benöthigte Brod zu ihrem Lebensunterhalte nicht zu schaffen vermögten und daher gesonnen seien, nach Schlesien zu ziehen, in Hoffnung, es daselbsten besser zu treffen“

Der weitaus größere Teil wanderte bis Ungarn, da diese Region von den Wetterunbilden verschont geblieben war.

Johann Jacob war zum Zeitpunkt der Auswanderung verwitwet, vermutlich hatte seine Frau den Hunger nicht überstanden, daher wanderte er mit den Kindern Johann Georg (1768 – nach 1814) und Anna Elisabeth (1770-1804) in die neu zu gründende Kolonie Süssenrode aus. Sein Bruder Johannes und dessen Frau waren noch kinderlos. Zuvor zahlte Johann Jacob Sparwasser 5 Guldenb, 15 Albusb, Bruder Johannes 3 Gulden Ledigung (Loslösung aus Leibeigenschaft)1.

Geburtseintrag Johann Jacob Sparwasser 1745 im Büdesheimer Taufregister 1701-1756 (Archion)

Geburtseintrag Johannes Sparwasser 1752 im Büdesheimer Taufregister 1701-1756 (Archion)

Für unsere kleine Sparwassersippe war es verlockend, Schuch versprach in Schlesien geschenkt ein Haus und Grundbesitz von 40 rheinischen Morgena, es sollte freies Bau- und Brennholz geben, eine Steuerfreiheit der nächsten acht Jahre, danach lediglich eine Abgabe von sechs Albus je Morgen, das klang gut. Zudem zahlte die preußische Regierung 2 Thalerc pro Kopf Reisekosten.6 So machte man sich Anfang März 1772 mit den anderen Kolonisten auf den rund 740 km langen Weg in die neue Heimat, für Süssenrode sollten 14 andere Familien die neuen Nachbarn sein. Der Zeitpunkt war so gewählt, dass die Ankömmlinge bei Ankunft noch die Saat einbringen konnten.

Strecke Büdesheim – Süssenrode (Mlodnik) (google maps9)

Die Strapazen der Reise waren unsäglich, Nahrung knapp und teuer, zehrte daher das wenige Habe auf, viele der Kolonisten wurden krank, wie schlimm es stand, berichtete Schuch dem schlesischen Provinzialminister Graf von Hoym, in den elf neuen Kolonien waren im Mai 1772 insgesamt 266 Männer, 195 Frauen und 449 Kinder, davon 113 krank, 31 Personen verstorben.7

In Süssenrode fand Schuch bei seiner Kontrolle am 21. Mai 1772 insgesamt 15 Männer, 14 Frauen und 22 Kinder vor, 6 davon inzwischen Waisen, 10 Erkranke, zwei Männer und zwei Frauen gestorben. Doch lesen wir selbst:

Nummero 10. d. 21. May 1772.
Sussenrothen.
Diese Colonie stehet unter der aufsicht des Herrn Oberfürsters Büttner; soll bestehen auß 16 wohnungen; sind aufgeschlagen vom Zimmerman und sind in voller arbeit.
Die Colonisten von dieser Colonie sind nach folgender Liste:
No 1) Casper Jost, ein Bauer und Schumacher von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 33; Fr.: 40; To.: 20; So.: 8 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 2) Jacob Sparwaßer ; ein Bauer von Biedesheim, kaiserl. Burg Frieb. Hoheit. alt: 27; So.: 4; To.: 2 Jahr; 3 Köpf. R.: Evangelisch.
No 3) Joh. Schäfer ; ein Bauer von Biedesheim Friebbergischer Hoheit. alt: 56; Fr.: 58; So.: 18; So.: 12 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 4) Joh. Jacob Sparwaßer ; ein Bauer von Biedesheim Friebbergischer Hoheit, alt: 25; Fr.: 30 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 5) Joh. Cun ; ein Bauer von Biches, Biedingischer Hoheit, alt: 30; Fr.: 35; So.: 8; To.:10; To.: l Jahr; 5 Köpf. R.: Reverwirtd.
No 6) Daniel Sefftel; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 24; So.: 2 Jahr; 3 Köpf.
R.: Reverwirth.
No 7) Stofel Lipp ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 29; Fr.: 30; So.: 7; To.: 2 Jahr; 4 Köpf. R.: Reverwirth.
No 8) Hein. Meister ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 20 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 9) Anderas Nickelaus; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 24; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 10) Martin Holtzheimer; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 30; Fr.: 25 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 11) Peter Mehrling ; ein Bauer von Ostheim aus der Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf; R.: Reverwirt.
No 12) Casper Jost; ein Bauer von Ostheim aus ; der Grafschaft Hanau. alt: 30; Fr.: 40; So.: 8 Jahr; 3 Köpf. R.: Reverwirth.
No 13) Joh. Lick ; ein Bauer von Ostheim auß der ; Grafschaft Hanau. alt: 25; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: (fehlt)
No 14) Conrath Meßer ; ein Bauer von Biches, Biedingischer Hoheit. alt: 30; Fr.: 22 Jahr; So.: 4 Tage; Schwie.: 20 Jahr; 4 Köpf. R.: Reverwirth.
No 15) Conrath Buhsch ; ein Bauer von Kroßen Karben Kayserl. Burg Frieb. Hoheit, alt: 46; Fr.: 45; So.: 20; To.: 12 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 16) Diese Nummero ist vagant;

Auf dieser Colonie befinden sich 15 Mann, 14 Frauen, 16 Kindern, die 6 weisen dazu gerechnet macht 22; Summa: 51 Seelen.
Kranck: 10 Personen.
Gestorben von dieser Colonie: 2 Mann, 2 Frauen; Summa: 4 Seelen.
Auf dieser Colonie ist noch nichts von sommerfrüchten hinaußgesäet, weil diese Colonisten mehrst alle kranck gewesen sind; sie liegen noch alle in Butgewitz, weilen ihre Häuser noch nicht alle vom Zimmerman aufgeschlagen sind.
Der Grund und Boden ist sehr gut; es stehet aber ein gar starcker wald drauf, daß es also hier zeit erfodern wird, biß er urbar gemacht wird, indem er naß liegt und ein starcker graben geschrodt werden muß.
Diese Colonisten haben noch kein Vieh.

Monatsschrift für Sippenkunde und Sippenpflege, Heft 6 und 7, 1939, Berlin

Ortsplan Süssenrode6

Was den Kolonisten nicht bewusst war, man suchte in Schlesien vor allem Holzfäller, die den Wald roden sollten und die Hochöfen der Eisenproduktion mit Holzkohle versorgen. Daher waren die Landflächen nur als „Gartenwirtschaft“ ausgelegt, reichten daher einem Bauern nicht zur Vollversorgung seiner Familie, zumal nur ein kleines Stück gerodeter Acker zur Ansaat des Nötigsten übergeben wurde, den Rest mussten die Kolonisten selbst roden. Dafür erhielten sie pro Morgen 4-20 Taler, je nach Schwierigkeit des Geländes. Da ihre Kolonien noch nicht fertiggestellt waren, zog der Oberforstmeister Süßenbach, der diese Arbeiten überwachte, die Kolonisten zur Handlangerdiensten heran, dafür zahlte er 4 Groschen täglich. Zudem wurden die Kolonisten mit Brotgetreide und jeweils 2 Kühen unterstützt.

Süssenrode hatte einen nassen Wald, die Kolonisten waren die ungewohnt schweren Waldarbeiten nicht gewohnt und kränkelten und waren trotz aller Bemühungen und allen Fleißes in einem so erbärmlichen Zustand, dass der Oberförster Büttner 1774 nach Breslau schrieb:13

Die Hungersnot unter den Kolonisten ist nunmehr aufs höchste gestiegen und deren Jammern und klägliches Lamentieren mit Worten nicht zu beschreiben. Ich selbst muss bekennen, daß ungeachtet sich sämtliche das Roden mit besonderem Fleiß angelegen sein lassen, in Sonderheit bei dem harten Winter sie nicht im Stande sind, sich das Brot zu verdienen.

Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9 p77

Johann Jacob ehelichte 1773 in Tauenzinow (ehemals Ostenbrug) Anna Elisabeth Rohn (Rahn), sie war aus Gonterskirchen mit ihrem Vater Heinrich ausgewandert und findet sich ebenfalls in Schuch’s Bericht7.

Geburtseintrag Anna Elisabeth Rohn 1749 im Gonterskirchener Taufregister 1665-1767 (LDS)

Nummero 9. d. 21. May 1772.
Ostenbrug.
Diese Colonie stehet unter der aufsicht des Herrn oberforstmeister Büttner; soll bestehen aus 20 wohn Häuser, sind alle fertig vom Zimmermann und Mäuren biß zur folgender aufebauung der Scheuern.
Diese Colonisten, die auf der Colonie wohnen sollen, sind nach folgender Liste:

No 1) Philippus Lenhing ; ein Bauer und Schmidt aus dem Fürstenthum Gedern.
alt: 48; Fr.: 35; So.: 15; To.: 10; To.: 7; So.: 5; So.: 3 Jahr; 9 Köpf. R.: Evangelisch.
No 2) Peter Weißbecker; ein Bauer und Zimmerman aus Käichen, Friebbergischen Hoheit. alt: 34; Fr.: 33; So.: 8; So.: 3 Jahr; 4 Köpf. R.: Catolisch.
No 3) Thomas Görtler ; ein Bauer und Zimmerman aus Käichen, Friebbergischer hoheit. alt: 36; Fr.: 38; To.: 13; So.: 7; So.: 5; To.: l Jahr; 5 Köpf. R.: Revermirt.
No 4) Joh. Georg Schmeißer ; ein Bauer aus dem Heilbrunnischen. alt: 48: To.: 22; To.: 18; To.: 15; So.: 11; S.: 8 Jahr; 6 Köpf. R.: Evangelisch.
No 5) Andereas Marthin ; ein Bauer und Zimmerman auß dem Dorf Käichen, Frieb. hoheit. alt: 32; Fr.: 35; So.: 5 Jahr; 3 Köpf. R.: Catolisch.
No 6) Georg Reinhart Dorß ; ein Bauer auß dem Württbergischen. alt: 28; Mut.: 55; Schw.: 20; Br.: 17; Br.: 15; Schw.: 8; Schw.: 6 Jahr; 7 Köpf. R.: Evangelisch.
No 7) Joh. Conrath Fickel; ein Bauer aus Gonterskirchen aus dem Laubachischen. alt: 34; Schw.: 28; To.: l Jahr; 3 Köpf. R.: Evangelisch.
No 8) Nickelaus Schneidmüller; auß Gedern ein Bauer. alt: 25; Fr.: 44; So.: 18; So.: 13 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 9) Conrath Weifert; ein Bauer von Kaichen Burg Frieb. Hoheit, alt: 32; Fr.: 36; So.: 4 Jahr; 3 Köpf. R.: Catolisch.
No 10) Joh. Adam Geiger; aus der Pfaltz ampt Bocksberg. alt: 36; Fr.: 34; To.: 14; So.: 8 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 11) August Crach; ein Bauer, Burg Frieb. Hoheit. alt: 36; Fr.: 35; So.: 9; So.: 3 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 12) Johannes Löß; ein Bauer und Schuhmacher aus Gedern. alt: 32; Fr.: 24 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 13) Heinrich Rahn ; aus Gonderskirchen ein Bauer.alt: 62; To.: 23 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 14) Johannes Landmann ; ein Bauer aus dem Dorf Gedern. alt: 45; Fr.: 33; So.: 20; So.: 18 Jahr; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 15) Jacob Hiltebrand ; ein Bauer und Steindecker auß Gedern. alt: 43; Fr.: 22 Jahr; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 16) Peter Hartman ; ein Bauer aus dem Dorf Freiesehe. alt: 26; Fr.: 36; So.: 3 Jahr; To.: 6 Wochen; 4 Köpf. R.: Evangelisch.
No 17) Michel Bopp ; ein Bauer von Frohnhaußen, Grafschaft Biedingen. alt: 36; Fr.: 36 Jahr; 2 Köpf. R.: Reverwirth.
No 18) Joh. Georg Mänttler ; ein Bauer aus dem Württbergischen. alt: 32; Fr.: 34; So.: 2; So.: l Jahr; 4Köpf. R.: Evangelisch.
No 19) Joh. Nieckel aus Maul; auß dem Anspaischen. alt: 32; Fr.: 21; 2 Köpf. R.: Evangelisch.
No 20) Johannes Dörr; ein Bauer von Erbstadt, Fürstl. Heßischer Hoheit. alt: 44; Fr.: 49; To.: 12; To.: 7; So.: 4 Jahr; 5 Köpf.

Diese Colonie bestehet auß 20 wirthe, 17 Frauens, 41 Kindern; Summa: 78 Seelen.
Kranck sind auf dieser Colonie: 8 Personen.
Diese Colonisten haben fleißig gearbeitet; sie haben mit der Hand gerothet zu 10 Schefel erdoffeln, 12 morgen zu hirsche, welches sath ihnen gereichet worden von Herrn oberfürster Büttner; hat auch ein jeder Colonist eine Kuh bekommen; haben auch ihr Land mehrentheils geräumt vom Holtz, daß sie können eine gute winder ernde hinauß stellen.
Diese Colonie ist die beste, vor allem, indem der erdboden allhier sehr gut ist.

Monatsschrift für Sippenkunde und Sippenpflege, Heft 6 und 7, 1939, Berlin

Ortsplan Tauentzinow (Ostenbrug)8

Johann Georg Sparwasser, geboren am 21. Mai 1768 in Büdesheim heiratet am 23. Dezember 1793 in Tauenzinow, wie Ostenbrug später genannt wurde, Maria Magdalena Copp (um 1773 -1813), aus dieser Ehe sind vier Kinder bekannt, Johannes (1794-1876), Katharine (1796-1872), Johann Peter (1798-1805) und Gottlieb (1805-1809).

Geburt Johann Georg Sparwasser 1768 im Büdesheimer Taufregister 1757-1807 (Archion)

Eheschließung von Johann Georg Sparwasser mit Maria Magdalena Copp 1793 in Carlsruhe (Pokoj) (LDS)

aus: Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9, p73, (von mir colorisiert)

Warum nun wanderte Johann Georg aus?

Die Erklärung ist tatsächlich das Wetter, Schlesien erlebte seit der Ansiedlung mehrere Jahre mit Missernten, bereits 1784/1785,1789, 1795, 1800 und 1803/1804 waren Hungerjahre12, da es teilweise extrem nass war, sodass wieder alles Getreide faulte, die Krankheits- und Sterberate durch den Hunger war in den Kolonien erheblich. Entsprechend suchte man sein Heil in der Flucht nach Süden, in der Hoffnung, hier nicht nur die versprochenen Siedlungsbedingungen zu finden, von denen die Werber für Russlands Kolonien sprachen, sondern vor allem endlich bessere Witterungsbedingungen, um keinen Hunger mehr zu leiden.

Geburtseintrag Johannes Sparwasser 5. März 1794 in Tauenzinow (Okoly), KB Carlsruhe (Pokoj) (LDS) – Vermerk bei Johannes und Vater Johann Georg „nach Russland“

So zogen man erneut in die Fremde, diesmal auf einem Weg von etwa 1.960 km, die Reise dauerte mindestens 5 Monate, eher mehr, da man mit dem Wagen, meist von Ochsen gezogen, selten Pferdefuhrwerke, mit Zwischenlagern und je nach Wetter nicht so schnell wie heute unterwegs war. Es gab keine gut ausgebauten Straßen, sondern unbefestigte Wege. Die 900 km aus Hessen nach Schlesien hatten bereits gute 2 Monate gedauert.

Wanderweg von Tauenzinow über Grodno Richtung Molotschna (google maps9)

Am 27. Februar 1804 passieren sechs Kolonistenfamilien, fünf hatten sich unterwegs angeschlossen, unter der Führung von Johann Georg Sparwasser den Kontrollpunkt Grodno (Hrodna). Die Sparwasser bekamen für den Zeitraum vom 26. Februar bis 10. März 1804, also 13 Tage, 9 Silberrubel und 10 Kopeken Verpflegungsgeld, und für die nächsten 40 Tage 28 Silberrubel, dazu in Banknoten und Kupfermünzen 50 Rubel Futtergeld für Pferde. Außer ihnen war nur noch eine Familie mit Pferden unterwegs.10

Nach kurzem Lager zogen sie innerhalb eines Monats nach Schitomir und erhielten auch dort ein Verpflegungsgeld von 21 Rubel zur Weiterreise, wie wir der erhalten gebliebenen Akte entnehmen können:14

Etwa Mitte Mai 1804 trafen sie in Jekaterinoslaw (Dnipro) ein, wo sie zusammen mit 209 anderen Familien für ein Jahr im Quartier lagen, ehe sie ihre Kolonistenstellen übernehmen konnten.

1805 finden wir im Zensus von Wasserau den Vermerk: Sparwasser, Georg 40, seine Frau Magdalena 37, seine Kinder Johann 16 und Catharina 14. Wirtschaft: 12 Rinder, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Wagen.11

Johann Georg wird noch einmal heiraten, eine Witwe, seine Frau hat die Strapazen der Auswanderung ebenso wenig verkraftet, wie seine jüngsten Söhne. Die beiden ältesten Kinder bekommen noch ein kleines Geschwisterchen, ehe sie eigene Familien gründen.

Die zahlreichen Nachkommen finden sich heute nicht nur wieder in der alten Heimat Deutschland, sondern auch in den USA und Kanada.

Anmerkungen:

a1 rheinischer Morgen = 3176 m²

b1 Reichstaler = 1 ½ Gulden = 22 ½ Batzen = 30 Groschen = 45 Albus = 90 Kreuzer = 360 Pfennige = 384 Heller

c1 Reichsthaler in Preußen = 90 neuen Groschen zu je 18 Pfennig

dReverwirth – Ansiedler der ein Revers (Dokument) unterschreiben musste

Quellen:

1Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 27 Jahre. Beruf: Bauer. Anzahl Kinder: 2. Bemerkungen: Angesiedelt in Süßenrode

verz1332707
Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel:

Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, (NN.), Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 30 Jahre. Ehepartner: Johann Jakob S.‘. – Quelle: siehe Blat “Schlesien“

verz4858133
Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, (NN.), Herkunft: Büdesheim / Ziel:

Sachakte HStAD, R 21 B, NACHWEIS Sparwasser, Johann Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel: Schlesien. – Alter/geb.: 25 Jahre. Bemerkungen: Mit Frau. Zahlt 5 Gulden, 15 Albus für Loslösung von Leibeigenschaft

verz227144
Signatur: HStAD, R 21 B, NACHWEIS
Beschreibungsmodell: Sachakte
Titel: Sparwasser, Johann Jakob, Herkunft: Büdesheim / Ziel:

2Hongersnood in Duitsland, 1637, Caspar Luyken (print maker), Johann David Zunnern (publisher)
Kupferstich, Rijks Museum, Amsterdam, Objektnr. RP-P-1896-A-19368-1952, public domain

3Unglücks-Chronik oder die denkwürdigsten elementaren Verheerungen und Zerstörungen in Natur- und Kulturleben aller Zeiten.
Wenger, J.:Verlag: Bern Verlag von Rudolf Jenni’s Buchhandlung (H. Köhler). (Ca. 1889)., 1889 p.49

4Chronik Stadt Ellrich von K. Heine, Rektor in Ellrich
Ellrich. verlag der G Krause´schen Buchhandlung 1899, p20

5Abbildung Hungergedenkmünze aus: Die Auswirkungen der Hungerjahre 1770-1772
auf die letzte Großepidemie der Mutterkornseuche und die damals
und in der Folgezeit veranlaßten Gegenmaßnahmen
Von Karl Böning, München
[Nachrichtenbl. Deutsch. Pilanzenschutzd. (Braunschweig) 24. 1972, 122-127] p.123

6Schlesienwanderer aus dem Freigericht Kaichen
Fritz H. Herrmann
Sonderdruck aus Band 9 der „Wetterauer Geschichtsblätter“ Friedberg L H., 1960 inkl. Karte Süssenrode

7Schuch’s Siedlerlisten von 1772
Friderizianische Kolonistenverzeichnisse aus Schlesien
von Staatsarchivrat Dr. Karl G. Bruchmann 1939

8Karte der 1772 innerhalb der Friderizianischem Kolonisation gegründeten Kolonie Tauenzinow im Kreis Oppeln Unbekannt, alte preußische Karte, erstellt um 1773. – Hans-Joachim Helmigk: Oberschlesische Landbaukunst um 1800. Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1937. S. 190 CC BY-SA 4.0

9Nutzungsbedingungen für Google Maps/Google Earth

10Litauer Grodnoer Schatzkammer Oktober 1803 bis 16. März 1809. RGIA Akte 347 Nr. 38 Akte freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Taurien e.V.

11Stumpp K. Die Auswanderung aus Deutschland nach Rußland in den Jahren 1763 bis 1862. – Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland. 8. Auflage, 2004

12Joachim Poppe: Podewils in Oberschlesien: Zur Geschichte des Dorfes im Kreis Oppeln. 250 Jahre Friderizianische Kolonisation ‎ Books on Demand 2022 9232

13Oppelner Heimat-Kalender für Stadt und Land, 1934, Jg. 9, p77
Hrsg. Stumpe, Friedrich. , Obmann der „Vereinigung der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft im Kreise Oppeln“
Verlag: Heimatkreisstelle Oppeln

14Listen des Gouverneurs von Schitomir. RGIA Akte 215 Nr. 1. Akte freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Taurien e.V.

Geschichtliche Ortsnachrichten von Brieg und seinen Umgebungen
herausgegeben von Karl Friedrich Schönwälder, Professor am Königl. Gymnasium
Erster Theil Einleitung, Vorstädte, Umgebung
In Commission bei I. U. Kern in Breslau, Druck von G. Falck in Brieg 1845/1846

Dominik Collet: Die doppelte Katastrophe
Klima und Kultur in der europäischen Hungerkrise 1770–1772
in: Umwelt und Gesellschaft Bd. 18
Herausgegeben von Christof Mauch und Helmuth Trischler
2018 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783525355923 — ISBN E-Book: 9783647355924

Thore Lassen
Hungerkrisen
Genese und Bewältigung von Hunger in ausgewählten Territorien Nordwestdeutschlands 1690-1750
2016 Universitätsverlag Göttingen

Wikipedia

genealogische Recherche, Bildbearbeitung, inklusive Karten, und Text: Jutta Rzadkowski

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Die Baronesse und der Schneider

„Mamma, Mamma, stell dir mol vor, die Ur-Ur-Omma war ene Baronin, das hot die Babbe eäben verzählt!“
„Ach, Kindche, was de Eoldere fer Geschischte verzehle. Warum sollte en Hoaggeboorne en Schneider heirate un mit m ihm noch Molodschna ziehe?“

So, oder ählich klang es wohl im Hause Littich (Littig) und man schüttelte ungläubig den Kopf. Der Pfarrer selbst hatte doch den Sterbeeintrag der Urgroßmutter ins Kirchenbuch Molotschna eingetragen, da stand nichts von adlig, Baronesse oder „von“… es war einfach nur Henriette Littich, geborene Gottesheim aus der Stadt Straßburg, die 1844 an Auszehrung starb.1

So hielt sich das „Gerücht“ der adligen Herkunft in der Familie, welches sich im Zuge meiner Nachforschungen als echt bestätigt.

Beginnen wir ganz am Anfang, seit etwa 1300 findet sich die Familie Gottesheim im Elsaß, man vermutete eine Einwanderung aus Tirol oder der Schweiz. Kaiser Maximilian bestätigt im Jahre 1513 den Brüdern Friedrich und Philipp von Gottesheim ihren Adelstitel.

„Innerhalb breiter g. Bordur, in B. ein mit 3 g Sternen hintereinander belegter r. Schrägrechtsbalken. Auf dem Helme ein b. Schwanenrumpf mit dreizackigem r., mit g. Stern je bestetzten Rückenkamm. Decken b. g.“2

Aus der Geschichte wird berichtet, dass die Edlen von Gottesheim zunächst in Hagenau lebten, Philipp II. von Gottesheim war Ende des 16. Jahrhunderts einer der wichtigsten Bürger Hagenaus.

Im Jahr 1560 wurde er zum Schöffen gewählt, 1580 Salzbeseher, dann Verordneter zu St. Georgen, Armbrustversorger, Winterherr, und Pfleger zu Marienthal, in der Elendherberge, bei den Wilhelmitern, den Reuern und den Barfüssern. Michel, Philipps Sohn, war Rendherr in den Jahren 1610 und 1611.

In Strasbourg lebte der Neffe von Philipp II., Matthias II., ihm gehörte das Lehen Geudertheim, er war Mitglied des Rates seit 1581, so war es einfach, um 1625 nach Strasbourg überzusiedeln aus Gründen der Religion, man war nun protestantischen Glaubens.

Mathias von Gottesheim Dreüzehener der Zunfft, gestiftet 161114

Wie lange die Edlen von Gottesheim bereits Lehnsträger waren, zeigen alte Urkunden:

1586, ist ertheilt worden : “ … güter und zinse in Geudertheim und zehenten in etlichen Dörfern, wie 1471, und an der andern Seiten an den weg zum bach gelegen ; it. das halb dorf Geudertheim, den blutbann allda mit zwing und bann, und aller rechten und herrlichkeiten, zinsen, nutzen, gülten und zugehörungen …“3

An. 1680, den 29. Mai, erhalten die Edlen von Gottesheim nochmals von Kaiser Leopold, und am 27. jän.1681, von dem Könige Frankreichs ihr Lehen : „Wir Leopold, röm.kaiser, … bekennen und tun kunt… dass uns des richs lieber getreuer Johan Friedrich von Gottesheim , für sich als der älteste und Lehenträger, und für seine Brüder Eliam und Philipp Friedrich von G., unterthänigst angerufen und gebeten, dass wir ihn auf absterben ires vaters Johann Friedrich, gewesener Lehnträger, die hier nachgeschrieben stück und gilt mit namen : … wie 1586 … so von uns jüngst hiebevor unter dato 12. mai 1671 irem vater verliehen worden… wiederumb zu Lehen verleihen , … angesehen demüthige bitte und nützliche dienste… haben ihn dieselbe stück… gnadiglich zu Lehen gereichet. Prag, 29. mai 1680“3

Den 22. jän. 1726, zu Geudertheim, attestiren die Edlen von G., Phil . Friedrich , Joh . Philipp, und Joh . Friedrich, dass sie, zuvor von k. k. Majestät, jetzt von kön. Maj. in Frankreich, zu lehen tragen: „Das haus mit seiner zugehör in der burg zu hagenau , an der einen seit neben denen von Weitersheim, und uf der andern an dem weg zum bach gelegen. Nota: Peter Barbier als einwohner und besitzer dieses häusleins gibt järlich an lehnung zins 10 gl.; item Felix Bechtold gibt järlich von dem garten plätzlein zu bemeltem haus gehörig …. 1 gl . 5 f.3

Wie aus diesen Urkunden ersichtlich, lebten die von Gottesheim nicht nur in und um Geudertheim, sie waren auch in hohen militärischen Rängen. Der urkundlich 1726 genannte Philipp Friedrich lebte in seinem Schloss in Geudertsheim, später Château du général baron de Schauenburg.4

Verehelicht seit dem 7. Oktober 1699 in Geudertsheim mit Marie Elisabeth Krusenmarch sind mir namentlich bekannt aus den Kirchenbüchern die Kinder Jeoan Philipp Görg (1703-1760), Friedrich Nicolay Emanuel (*1709), Catharina Louisa und Philipp Jacob (um 1714-vor 1779). Letzterer, verrehelicht mit Maria Magdalena Louise Kuder, wurde Vater von Friedrich Heinrich Freiherr von Gottesheim (1749-1808).

Jeoan Philipp Görg (1703-1760), verehelicht am 13. März 1637 in Strasbourg mit der Tochter des dortigen Juweliers Johann Georg Finx, Catharina Dorothea, wurde Vater von Philipp Georg (1738), Friederica Barbara (1739), Friedrich Carl Ludwig (1741), Ernst Friedrich Emmanuel (1742), Franciscus Ludwig (1744), Ludwig Samuel (1746) und Johann Gottlieb (1753). Am 17. Oktober 1760 ist er in der Schlacht bei Kloster Kamp im Siebenjährigen Krieg gefallen.5

Ludwig Samuel Baron von Gottesheim, hier im Gemälde mit weiblichen Familienmitgliedern zu sehen, wurde am 27. August 1746 in Geudertheim geboren.

Geburtseintrag des Barons von 17466

Wie sehr sich sein Leben wandeln würde, war ihm am 2. April 1782 sicher nicht bewußt, als er Catharina, Tochter des Georg Gruber aus Eckwersheim, heiratete. Eine Ehe, die schnell erfolgen musste, da Wilhelmina Henriette bereits am 2. Mai 1782 zur Welt kam, ihre Schwester Magdalena Catharina Louisa, wurde in den Wirren der Französischen Revolution am 13.11.1790 geboren und starb am 5. November 1851 in Wintzenheim.

Geburtseintrag von Wilhelmina Henrietta 17826.1

Der Vulkanausbruch vom 8. Juni 1783 auf Island verursachte erhebliche Veränderungen der klimatischen Bedingungen in Europa, infolge der Kleinen Eiszeit im Jahr 1788 erlitten die Bauern, also etwa vier Fünftel der Bevölkerung Frankreichs, eine massive Missernte, dann folgte ein äußerst harter Winter. Während überall Not herrschte, waren die Speicher vieler weltlichen und geistlichen Grundherren, denen sie Abgaben zu entrichten hatten, wohl gefüllt. Es kam zu Protesten und Forderungen nach Verkauf von Brot zu einem „gerechten Preis“, weil die Getreidepreise stark gestiegen waren. Auch in den Städten stiegen die Preises um das Dreifache des Üblichen. Im Frühjahr 1789 zogen organisierte Bettlerbanden von Hof zu Hof, um bei Tag und bei Nacht, oft unter heftigen Drohungen, Nahrungsmittel zu erzwingen. Zeitgleich brodelte es zwischen den Katholiken und Protestanten um die Rechte der Kirchen, der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 war daher nur der Beginn dessen, was Frankreich ein für allemal verändern sollte. Die Angst vor einem aristokratischen Komplott bei den anberaumten Wahlen zu den Generalständen führte zur „Großen Furcht“ (Grande Peur), ab Mitte Juli bis Anfang August 1789 gab es massiven bäuerlichen Angriffe auf Schlösser und Klöster, die vom 17./18. Juli an geplündert und in Brand gesteckt wurden mit dem Ziel, die Archive mit den Urkunden über die Herrenrechte zu vernichten und den Verzicht der Grundherren auf ihre feudalen Rechte zu erzwingen.7

Unter dem Eindruck dieses Geschehens und nach Angriffen der „Schreckenszeit“ 1793 flüchtete der Baron von Gottesheim, „mit nicht mehr als meinen armen Kindern entblößt von allen Mitteln“ zusammen mit der Familie seiner Schwester, eine verehelichte de Mauroy nach Ludwigswinkel.11 Ebenso floh die Ehefrau seines Bruders Ernst Friedrich Emanuel, Marie Anna, geborene Schillinger, mit Sohn Ferdinand Friedrich Ludwig Emanuel, der noch am 20. August 1793 in Geudertsheim geboren wurde.

General Balthasar Alexis Henri Antoine von Schauenburg (1748-1831) traf kurz darauf in Geudertheim ein und übernahm Schloss und Besitztum des Barons.

Eingang in den Reißlerhof8

Ludwigswinkel ist ein kleiner Ort, entstanden 1783 rund um den Reißlerhof, als der Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt einen Erholungsort für seine Soldaten gründete. Dieser Hof wurde von den Erben des Hanau-Lichtenbergischen Zollpächter Hans Georg Schlick aus Fischbach nach seinem Tod 1745 auf dem von ihm 1722 erworbenen Grund erbaut und diente als zunächst als Forsthaus.

Der örtliche Amtmann Namens Hopffenblatt wollte von dem Hof aus jedoch die Ludwigswinkler Siedlungsgeschäfte leiten und so wurde ein Teil des Hofhauses entsprechend umgebaut und ausgestattet. Als Hofmann berief man Peter Röckel von der Martinshöhe, leider starb dieser im August 1784, es folgten zwei weitere Pächter, Georg Süß aus Fröschweiler und der Wiedertäufer Daniel Steiner.9

Ebenso errichtete man in den Jahren 1785/86 an der Stelle der örtlichen Mahlmühle einen Blechhammer.

Wetterunbilden der kleinen Eiszeit trafen aber auch hier die Pächter, im Jahre 1790 vernichteten Hagelunwetter und mehrere Überschwemmungen alle Feldfrüchte, eine Viehseuche raffte einen großen Teil der Herde dahin, daher konnten die Pächter die bereits ermäßigten Abgaben nicht mehr entrichten und mussten den Hof verlassen.

Am 6. April 1790 verstarb Landgraf Ludwig, so wurden die Pachtverträge zwei Jahre später neu geordnet, das Gut für eine neunjährige Lehne ausgeschrieben.

Baron Ludwig Samuel von Gottesheim und sein Schwager, der Herr von Mauroy, bewarben sich um das Lehen9 , mussten jedoch schnell einsehen, dass das für zwei Familien zu klein war, daher übernahm der Baron das Anwesen 1793 allein und verlor so den Rest seines Vermögens.

Der Witwer ehelichte Maria Eva Nagel und zeugte mit ihr die mir bekannten Kinder Maria Anna Sophie (1798-1817), Jacob Christian Friedrich Ludwig (1802-1872) und Philipp Georg Heinrich Ludwig (1814).

Die Französischen Revolution erreichte bereits 1792 Ludwigswinkel, alle linksrheinischen Gebiete, auch das Amt Lemberg samt Ludwigswinkel fielen im Jahre 1794 bis 1804 an Frankreich und wurden nach 1804 Teil des Napoleonischen Kaiserreichs.

Der Baron führte das Hofgut „wie ein Taglöhner“ und war gezwungen, in der Hoffnung auf bessere Zeiten, nach und nach 3000 fl. Schulden anzuhäufen. In Folge der politischen Entwicklungen wandte er sich 1804 nach Baden, und bat in einem Brief vom 23. Oktober 1804 um Unterstützung, da er ohne jedes Vermögen, welches er 1793 verlor, erhebliche Schulden machen musste und nun von seinen Gläubigern angegriffen wurde.11

Tochter Wilhelmina Henriette Baronesse von Gottesheim heiratet vor 1803 den Schneidermeister Philipp Heinrich Lüttig (1773-1830), Sohn des Philipp Heinrich Ludig (1736-1785), einem Dreher, und der Marie Eva Andreß (um *1738) aus Vinningen. Ihre Herkunft spielte nun keine Rolle mehr, die Familie war arm und musste wie Jedermann um ihr Auskommen kämpfen, Standesdünkel waren fehl am Platz, das Schneiderhandwerk sorgte für eine Mahlzeit auf dem Tisch.

Geburtseintrag von Philipp Heinrich Lüttig 177312

Wo die Eheschließung statt fand, entzieht sich noch meiner Kenntnis, die Familie wanderte stark, Peter kam 1803 in Weilerbach zur Welt, Mariana 1805 in Strasbourg, Sophia Margaretha 1807 in Langmühle, Katharina Magdalena 1809 in Pirmasens. Ob es am Beruf des Vaters lag oder an den Verhältnissen der damaligen Zeit, wir wissen es nicht.

Fakt ist, 1811 wird die Familie in Alt Montal, Taurien in der Revisionsliste erfasst:

Nr. 46 Littig, Phillip 37, aus Lemberg/Pirmasens-Pf, seine Frau Hendrietta 26, seine Töchter Mariana 8, Magaretha 5 und Catharina 2. Wirtschaft: 6 Pferde, 10 Rinder, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Wage und 1 Spinnrad.

Als die die französischen Revolutionsgarden 1815 den Wasgau einnahmen, verstaatlichten sie die Hofsiedlung. Die Familie von Gottesheim war wieder auf der Flucht, wo der Baron starb, ist mir nicht bekannt. Sein oben erwähnter Cousin Friedrich Heinrich (1749-1808) starb in Prag. Die Nachkommen unternahmen ab 1910 noch einmal den Versuch, den Titel eines Freiherren zu führen, was ihnen jedoch verwehrt wurde.13

Nachkommen der Auswanderer in die Molotschna leben heute in Deutschland, Russland und Canada.

„Do hot die Grommer awer rechd gehatt!“

Vorfahren von Wilhelmina Henriette Baronesse von Gottesheim (1782-1844), Spitzenahn Clauss Edler von Gottesberg (um 1300)

zu den schweizer Vorfahren:


1 Kirchenbuch Molotschna 1844

2 Gritzner, Maximilian [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.] J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 2,10): Der Adel des Elsass — Nürnberg, 1871, p 10., Tafel 12

3 Das Eigenthum in Hagenau im Elsass, von Franz Batt, Zweiter Theil: Die Burglehen und, beiläufig, das etichonische Besitzthum in der Umgegend. Colmar, Buchdruckerei und Lithographie von M. Hoffmann 1881, p. 579ff

4 Le château du général baron de Schauenburg à Geudertheim. M. Bertola 1799, Museum der Stadt Straßburg, Kupferstichkabinett, public domain

Im Vordergrund der Baron (mit dem Gesicht zum Betrachter stehend), die Frauen sind Mitglieder seiner Familie, der Zeichner Bertola (sitzend) auf dem Stuhl.

5 Geschichte der Fremd-Truppen im Dienste Frankreichs, von ihrer Entstehung bis auf unsere Tage, sowie aller jener Regimenter, welche in den eroberten Ländern unter der ersten Republik und dem Kaiserreiche ausgehoben wurden: (in zwei Bänden, mit Kupfern). Von Eugène Fieffé. Deutsch von F. Symon de Carneville, München Deschler 1857, Bd. 1, p.460

6 Archives d´ Alsace, Geudertheim, Registre de baptêmes 1736-1777 – 3 E 155/3

6.1 Registre de baptêmes 1777-1787 – 3 E 155/4

7 „Brennende Schlösser in den Weinbergen des Mâconnais im Juli 1789“ in: Rolf E. Reichardt, Das Blut der Freiheit. Französische Revolution und demokratische Kultur, Frankfurt am Main 1998, S. 30 ff.; zusammenfassend ebenda das Kapitel „Die Bauernrevolution im Überblick“, S. 54 ff.

8 Xaart – Eigenes Werk, Eingang des Reißlerhofs, CC BY-SA 4.0, 7. Januar 2019

9 Reislerhof als Wiege der Gemeinde Ludwigswinkel, veröffentlicht in: Die RHEINPFALZ vom 24. September 2005 © Lilo Hagen

10 Darstellung des Feldzuges der Verbündeten gegen Napoleon Bonaparte im Jahre 1815 : mit dem Plane der Schlachten bei Ligny und Belle Alliance, Henke, Adolph, Erlangen bei J. J.Palm und Ernst Enke, 1816

11 Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 233 Badisches Staatsministerium Nr. 844, Dokument in Kopie mir vorliegend

12 Kirchenbuch Vinningen, Mischbuch 1760-1798

13 Gottesheim, von, Familie, Nichtberechtigung zu Führung des freiherrlichen Titels, AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 302.8, Laufzeit 1910-1951

14 Illustrierte Elsässische Rundschau, gegr. durch Carl Spindler, Bd. XV, 1. Januar 1913, Strasbourg, p.105

Autor, Recherche, Ahnentafel :

Jutta Rzadkowski, 23.07.2023

ppt-Präsentation vom 4.5.2024 für den Taurien e.V. erstellt

Vom Schwert zum Skalpell – Vorfahren der Familie Käfer und von Gottesheim /Littig (Präsentation im Taurien e.V. 20.10.2024 als PDF)

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Überall ist es besser als hier

oder – was der amerikanische Unabhängigkeitskrieg mit der Molotschna zu tun hat

Bemühen wir zunächst die Wikipedia: „Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (American Revolutionary War oder American War of Independence) fand von 1775 bis 1783 zwischen den dreizehn Kolonien und der britischen Kolonialmacht statt. Er war der Höhepunkt der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und führte nach der Unabhängigkeitserklärung 1776 und der Bildung der Konföderation 1777 zu deren siegreichem Abschluss und zur Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika.“

Um die Bestrebungen der Kolonien in Übersee zu unterdrücken, mietete die britische Krone reguläre Truppen, der größte Anteil von etwa 12.000 Mann kam aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel, unter dem Regenten Friedrich II. von Hessen-Kassel, weshalb die Amerikaner bei den kämpfenden deutschen Truppen allgemein von den „Hessen“ sprach. Hessen-Kassel schloss einen Subsidienvertrag mit der britischen Krone und verpflichtete sich gegen Entgelt zur Entsendung von fünfzehn Regimentern, vier Grenadier-Bataillonen, zwei Jäger- (bestehend aus gutausgebildeten Gewehrschützen und Förstern) und drei Artillerie-Kompanien.1 Hessen-Kassel stellte somit das weitaus größte Kontingent an deutschen Soldaten für die britische Krone.

Zu diesen Truppenverbänden gehörte das Regiment von Bose, (bis 1778 von Generalmajor von Trümbach), 1724 bis 1786 stand das Regiment in Diensten des Grafen von Hanau, ab 1778 befehligt von Generalmajor C. E. J. von Bose.

Die angeworbenen Soldaten waren in der Regel freiwillig in den Kriegsdienst eingetreten, da der Verdienst lockte, viele „Ausländer“ wurden jedoch zwangsrekrutiert, was jeder Mann ausserhalb der Einwohnerschaft der Landgrafschaft Hessen-Kassel war. So auch Johann Gottfried Seume (1763-1810), der schilderte: „Ich wurde nach Ziegenhayn verhaftet, wo ich viele Unglücksgefährten aus Land allen Teilen der Welt fand. Dort warteten wir darauf, im Frühjahr nach Amerika geschickt zu werden, nachdem Faucitt uns hätte inspizieren sollen. Ich habe mich meinem Schicksal hingegeben und versuchte, das Beste daraus zu machen, so schlimm es auch sein mochte. Wir blieben lange in Ziegenhayn (Ziegenhayn war ein ungesunder) Ort, an dem die meisten Männer an Skorbut oder Juckreiz erkrankten.“2

Der Büchsenmacher Johannes Konrad Hansen hingegen war bereits 1774 in Diensten, wie wir dem Hochfürstlichen Hessen-Casselischen Staats- und Adreß-Calender3 entnehmen können.

Für ihn war es ein Teil seines Millitärdienstes, keine Zwangsrekrutrierung. Er kümmerte sich u.a. um die Instandhaltung des verwendeten Musketenmodells Potzdam M17409

Die Hoffnung, den Krieg zu überstehen und mit finanziellem Gewinn der Familie danach ein besseres Leben bieten zu können, hatten viele der Soldaten. Entsprechen blieb ein Soldatenlied erhalten.

© Georg Ortenburg, Das Militär der Landgrafschaft Hessen-Kassel zwischen 1783 und 1789, Potsdam 1999, Nr. 24

Juchheisa nach Amerika,
Dir Deutschland gute Nacht!
Ihr Hessen, präsentiert’s Gewehr,
Der Landgraf kommt zur Wacht.

Ade, Herr Landgraf Friederich,
Du zahlst uns Schnaps und Bier!
Schießt Arme man und Bein‘ uns ab
So zahlt sie England Dir.

Ihr lausigen Rebellen ihr,
Gebt vor uns Hessen Acht!
Juchheisa nach Amerika,
Dir Deutschland gute Nacht!

Ein schön und wahrhaftig Soldatenlied, Anno 1775 am 19. Oktober zu Kassel auf der Parade von den abziehenden Militärs mit admirabler bonne humeur vor Ihrer Durchlaucht gesungen ward.

Eine zeitgenössische Darstellung der Uniformen zeigt auch das Bajonett, weitere Fotos zur Uniform und Ausrüstung findet man hier

Abbildung und Beschreibung des Fürstlich Hessen-Casselischen Militair-Staates unter der Regierung Landgraf Friedrich des zweiten, bis zum Jahre 1786, S. 328

© HStAM, Kurfürstliche Bibliothek E 195/2

Am 13. Februar 1776 verließ das Regiment Bose Hofgeismar und überquerte von Bremerlehe aus den Atlantik nach Staten Island (23. März – 15. August).

Verschiffung der Soldaten nach Amerika (Kupferstich eines unbekannten Künstlers), nachträglich von mir colorisiert

Die Überfahrt war hart, fast vier Monaten an Bord eines englischen Truppentransporters. Seume berichtete über seinen Transport: „… in den englischen Transportschiffen wurden wir gedrückt, geschichtet und gepökelt wie die Heringe … Die Lager unter Deck waren übereinander geschichtet, so dass man nicht einmal aufrecht in ihnen zu sitzen vermochte. Je sechs Mann teilten sich eines. Es war so eng, dass sie sich auch nicht auf den Rücken drehen konnten. Alle mussten sich zugleich umwenden, wenn der seitliche Mann „umdrehen“ rief. Die Soldaten erhielten, wenn überhaupt, nur gesalzenes Fleisch.“2

Trotz aller Unbilligkeiten waren auch Familienangehörige der Soldaten mit dabei, so wurde über Ludwig Clausing, Gemeiner im Regiment von Loßberg, bekannt, das er, von seiner Ehefrau begleitet, laut einer Eintragung des Februars 1777, zusammen mit ihr in Gefangenschaft geriet.8

Wir müssen annehmen, auch unser Büchsenmacher Johann Konrad Hansen hatte seine Frau Elisabeth (um 1761-1814) dabei, denn errechnet im März 1783 wurde seine Tochter in New York geboren.

Elisabeth Lupp, geb. Hansen starb am 2. September 1841 in Neu Nassau, Molotschna, im Alter von 58 Jahren und 6 Monaten an der Ruhr, geboren in New York, Nordamerika

Mit der Ankunft in Amerika nahm das Regiment Bose an den Gefechten von Pell’s Point (Schlacht von Pelham, 18. Oktober 1776), Fort Clinton (6. Oktober 1777), Schlacht von Stono Ferry Rall (20. Juni 1779) sowie an der Belagerung von Charleston (29. März – 12. Mai 1780) teil.

Deutscher Holzschnitt der Belagerung von Charleston, South Carolina im Mai 1780. Die Darstellung von Charleston ist imaginär. Da Donnhaeuser eine Ansicht von Charleston fehlte, modifizierte er eine bereits vorhandene Ansicht einer unbekannten deutschen Stadt, um die Belagerung zu zeigen.5

Nachricht von der Belagerung und Einnahme der Stadt und Hafens Charlestown in America6

Danach folgten das Gefecht bei Ramsour’s Mill (20. Juni 1780), Springfield (23. Juni 1780), Guildford Court House (15. März 1781), Green Spring (6. Juli 1781) und die Schlacht von Eutaw Springs (8. September 1781) teil.

Es kämpfte unter dem Kommando des in Irland geborenen Majors von O’Reilly in Yorktown (28. September – 17. Oktober 1781) bis zur Kapitulation Cornwallis‘ am 19. Oktober 1781.

Die Kapitulation von Lord Cornwallis, 19. Oktober 1781 bei Yorktown7

Ab Januar 1783 lagerten die hessischen Truppen in New York, am 15. August 1783 schiffte sich das Regiment in New York ein und erreichte am 13. November desselben Jahres Hofgeismar.

Der Weg von Hofgeismar und zurück beträgt über 14650 km, da man hier nur Luftlinie sehen kann.

Rund 6.000 der „Hessen“ kehrten nicht zurück in die Heimat, sondern nahmen das Angebot an, als Siedler zu bleiben, davon gingen ca. 2.500 nach Kanada.

Einfache Soldaten konnten kaum lesen und schreiben. Wenn überhaupt Nachrichten die Heimat erreichten, so blieb sie, im Gegensatz zur offiziellen Offizierskorrespondenz, kaum erhalten oder erreichte nie die Archive. Um so interessanter ist das, was der Nachwelt erhalten blieb:

Die Erlebnisse eines hessischen Soldaten, Namens Valentin Asteroth, im nordamerikanischen Freiheitskriege, auf Grund des von demselben geführten Tagebuchs.

Asteroth, zu Treysa geboren, war 1776 in dem meist aus Schwälmern bestehenden hessischen Regimente v. Huym als Soldat eingestellt worden, als im Mai desselben Jahres der Befehl zum Ausmarsch erging. Nach Musterung auf dem Bowlingreen bei Kassel zog das Regiment durch das hannoversche und bremensische Gebiet nach Rizebüttel und langte nach einer mehr als 100tägigen, durch Stürme und ausbrechende Krankheiten gefährdeten Seefahrt am 7. October an der nordamerikanischen Küste an. Im November bewährte sich schon die hessische Tapferkeit in glänzender Weise, indem das hoch auf einer Klippe gelegene Fort Washington unter Führung des Generals Knipphausen durch einen in der Kriegsgeschichte ewig denkwürdigen Sturm genommen wurde. Dann wurde das Regiment Huym mit 8 englischen Regimentern nach der Küste von Rhode-Island übergesezt und blieb auf dieser Insel, welche die Amerikaner eiligst räumten, als Besagung, sich an den stattlichen Häusern und dem herrlichen Viehstand, sowie den eigenthümlichen Trachten der amerikanischen Bauern erfreuend, aber auch in manche Vorpostengefechte mit amerikanischen Truppen verwickelt. Im Juni 1779 schiffte sich das Regiment nach New-York ein und wurde von da aus wieder nach gefahrvoller Fahrt nach Süd-Carolina befördert, wo es am 31. Januar 1780 landete und nach einem Sturme auf das Fort Maltry die Stadt Charlestown besezte und in dieser längere Zeit als Garnison liegen mußte, welche Zeit Asteroth vorzugsweise zum Unterrichte der dortigen Kinder benußte. Erst im December 1782 wurde Charles town geräumt, worauf die Rückkehr nach New-York und im folgenden Jahre nach der Heimath erfolgte, in der die Hessen im November 1783 eintrafen. Asteroth hat dann als einfacher Bürger noch bis zum 16. October 1831 in seiner Vaterstadt Treysa gelebt.

Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Jg. 1876 1. Viertelsjahssheft, p.2f

Nach der Rückkehr bezieht das Regiment am 29. Mai 1784 die Kaserne in Marburg, Konrad, noch immer beim Militär, ist 1805 im Kurfürstlichen Regiment Landgraf Carl, welches 1806 beurlaubt wird.

Tochter Elisabeth heiratet am 15. April 1805 Friedrich Karl Lupp (1778-1833), Sohn des örtlichen privilegierten Stadt- und Kanzleibuchbinders Daniel Ludwig Lupp.

Im Jahre 1806, mit der Auflösung des Regimentes, wandert die Familie in die Molotschna aus.

Auswanderungsort, über 1900 km entfernt

Mit dabei die Kinder Rosina und Friedrich Gottlieb, Elisabeth mit Schwiegersohn Friedrich Karl und Sohn Karl. Die Famile erfährt danach nichts mehr in Deutschland über den Verbleib und veranlaßt eine Suchanzeige im Jahre 1818.

Suchanzeige von 1818 der Geschwister Hansen zum Verbleib ihres Bruders Konrad10

Im ferner russischen Reich erfährt man davon nichts. Vermutlich wurde er dann für tot erklärt und man verteilte, was ihm hätte zugestanden, denn Akten der Jahre 1830-1834 melden eine Beschwerde der Kinder:

„Forderungen der Geschwister Hansen zu Molotchna in Neu-Russland an den Buchhändler J. F. Lupp in Hersfeld auf Auszahlung einer dem Büchsenmacher [C.] Hansen von der kurhessischen Kriegsbehörde für den Verlust von Gerätschaften während der Feldzüge 1793-1794 bewilligten, von ihm vereinnahmten Entschädigung“

Aus dieser Forderung müssen wir den Zeitpunkt seines Todes auf vor 1830 datieren, seine Frau war schon 1814 verstorben. Der Buchhändler Lupp, Neffe seines Schwiegersohnes Karl Friedrich Lupp, war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits Mittelpunkt eines anderen Skandals, als Beschuldigter eines „Meuchelmordes“.

Wer nun fragt – wie ging es weiter …. diese Geschichte war der Beginn einer langen Reise, Konrad´s Nachkommen schlossen den Kreis und leben heute als Spätaussiedler wieder in Deutschland.

1 Max von Eelking: Die deutschen Hülfstruppen im nordamerikanischen Befreiungskriege, 1776 bis 1783 Bd.1 und 2, E.F. Kius´sche Buchdruckerei in Hannover 1863

2 Johann Gottfried Seume, Schreiben aus Amerika nach Deutschland in: Neue Literatur und Völkerkunde, zweiter Band Julis bis Dezember 1789, Hrsg. J.W von Archenholz, p 362-381

3 Hochfürstlicher Hessen-Casselischen Staats- und Adreß-Calender 1774 p20

4 Hessische Truppen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (HETRINA) II, 4690, p83 „Hansen, Johann Konrad (* ca. 1753)“, in: Hessische Truppen in Amerika https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/hetrina/id/13503 (Stand: 20.1.2015), HStAM 10 c Nr. 485 [= Maß- und Rangierbücher / Regiment Bose, 1784]

5 Deutscher Holzschnitt der Belagerung von Charleston, South Carolina im Mai 1780. Die Darstellung von Charleston ist imaginär. Da Donnhaeuser eine Ansicht von Charleston fehlte, modifizierte er eine bereits vorhandene Ansicht einer unbekannten deutschen Stadt, um die Belagerung zu zeigen. 1780 (CC BY-NC-SA)

6 Nachricht von der Belagerung und Einnahme der Stadt und Hafens Charlestown in America 1780 (CC BY-NC-SA).

7 Die Kapitulation von Lord Cornwallis, 19. Oktober 1781 bei Yorktown: Godefroy, François; Paris : Chéz Mr. Godefroy, rue de Francs bourgeois Porte St. Michel; et chéz Mr. Ponce, Graveur de Mgr. le Comte. d’Artois, rue Hiacinte, A.P.D.R. – https://www.loc.gov/pictures/item/2004671452/

8 Hagen Seehase, Die hessischen Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, in: ZHG, Band 103 (1998), Hessisch-Lichtenau, S.135-172. p 151

9 Prussian Musket Model 1740 This image or media file contains material based on a work of a National Park Service employee, created as part of that person’s official duties. As a work of the U.S. federal government, such work is in the public domain in the United States. See the NPS website and NPS copyright policy for more information.

10 Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Der öffentlichen Unterhaltung über gemeinnützige Gegenstände aller Art gewidmet. Zugelich Allgemeines Intelligenz-Blatt zum Behuf der Justiz, der Polizey und der bürgerlichen gewerbe. Fünzundfünzigster Band. Jahrgang 1818 Erster Band. Gotha. p671

Autor, Recherche, Karten, colorid

Jutta Rzadkowski, 18.07.2023

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Taganrog

„Uebrigens ist Taganrog ein so natürlicher Punkt für den Handel, daß hier, obgleich die Niederlassung oft von den Barbaren zerstört worden ist , immer wieder ein Emporium sich bildete“1

Wie treffend diese Aussage war, zeigt sich mit der ersten Erwähnung des Kaps Taganiy Rog (Tagan Rog) vom 6. September 1489, als Großherzog Ivan III zwei Briefe an die Krim schickte, der Krim-Khan Mengli Gerai und der Taman- Prinz Zakharia.3 Die Nachricht an Zakharia gab den Ort des geheimen Treffens an: „Und wir, so Gott will, werden unser Volk im Frühjahr zu Ihnen schicken, und ich habe meinem Volk gesagt, dass es an der Mündung des Miyush und am Taigan auf Sie warten soll.“3.

Taganrog (russisch Таганро́г, ukrainisch Таганрог Tahanroh oder selten Таганріг/Tahanrih) liegt am Nordufer des Asowschen Meeres, im Nordwesten der Stadt mündet der Fluss Mius in eine Bucht, die sich 20 km nach Westen erstreckt und über eine Meerenge mit dem Asowschen Meer verbunden ist.

Eine erste Siedlung entstand bereits im späten 7. Jh. v. Chr. und wurde vom griechischen Historiker Herodot als „Emprion Kremnoj“ erwähnt.2

Die Hafenstadt wurde durch Zar Peter der Große nach den Asowfeldzügen 1696 unter der Aufsicht des Engländers Andreas Krafft und unter der Leitung von Baron von Borgsdorf zur Festung und zum Kriegshafen ausgebaut und am 12. September 1698 offiziell vom Zaren eingeweiht.

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„Geographische Vorstellung der so genandten Kleinen Tartarey“4

Nach wechselvoller Geschichte von Eroberungen und Kriegen wurde der Festungsstatus von Taganrog 1784 aufgehoben und der Kriegshafen entwickelte sich fortan zu einem bedeutenden Handelshafen.

Im Oktober des Jahres 1802 erhielt das Gebiet um Taganrog den Status eines eigenen Gouvernements, Baron Balthasar von Campenhausen wurde 1805 Oberbürgermeister von Taganrog.

Neben der einheimischen Bevölkerung fanden sich in der Hafenstadt sehr viele Griechen, die in Folge der Kriege aus dem Osmanischen Reich geflüchtet waren, Russen, jüdische Händler und Kaufleute, aber auch Handelstreibende vieler anderer Länder, deren Schiffe die Hafenstadt erreichten. Ein buntes Gemisch an Sprachen und Kulturen.

Die Handwerkerkolonie mit ihren zahlreichen Tuchmachern, Tuchfabrikanten und Tuchhändlern, die für die stetig wachsende russische Armee den Bedarf an Tuchen und Textilien für die Uniformen deckte, wurde um 1807 für Johann Georg Feine (1773-1824)12, einem Leinenweber aus Erfurt, der als Spezialist für die Einrichtung von Tuchfabriken nach Taganrog15 kam, der Ausgangsort für den Wohlstand seiner Nachkommen, er wurde der Stammvater der Familie Falz-Fein.

Von 1816 bis 1834 gehörten zum Kreis Taganrog die Städte Rostow-am-Don, Nakitschewan und Mariupol, ehe Rostow 1834 dem Gouvernement Jekaterinoslaw angegliedert wurde.

Mit der Einwanderung der Deutschen als Kolonisten ins russische Reich entstand eine größere deutsche Gemeinde in Taganrog. Diese Kolonisten wurden zunächst in der Zeit von 1832 bis 1872 durch Pfarrer Christian Eduard Holtstreter (*21.2.1806 Riga) von Grunau, Mariupol, Jekaterinoslaw betreut. Sein Einzugsbereich von 16 Dörfern erstreckte sich bis Elisabetsdorf, Ludwigstal und Kampenau.

Die Pfarrer der Kirchengemeinden leiteten die Aktivitäten der lutherischen Gemeinden nicht nur an den Orten, an denen sie sich befanden, sondern auch in den umliegenden Gebieten. Niederlassungen wurden überall dort gegründet, wo sich die deutschen lutherischen Kolonien am stärksten konzentrierten. Aufgrund der Streitigkeiten der Kolonien, wo die Gemeinde organisiert werden sollte, wurde meist beschlossen, sie in einer neutralen großen Siedlung zu gründen, irgendwo in gleicher Entfernung von verschiedenen Koloniegruppen. Die Alltagsgeschäfte der Kolonie wurden normalerweise von Lehrern erledigt, wenn der Pfarrer abwesend war.

Während des Krimkriegs wurde die Stadt am 22. Mai 1855 von einer englisch-französischen Flotte bombardiert und teilweise zerstört. Es folgte die Belagerung von Taganrog. Die russischen Truppen verließen Taganrog am 21. Juni 1856. Die zerstörte Stadt beklagte den Verlust von 20 Herrenhäusern, 74 weitere waren mehr oder weniger stark beschädigt, 189 andere Bauwerke, vorwiegend Kornspeicher und Lagerhäuser waren niedergebrannt und 44 beschädigt wordenund die lokalen Infrastruktur zerstört, insgesamt forderte der Krimkrieg der Stadt etwa 1 Million Rubel an Kosten ab. Zar Alexander II. befreite daher die Bürger von Taganrog von jeglichen Steuerzahlungen für das Jahr 1857.

Im Jahre 1859 beantragte der Attaman der Donschen Kosaken, Generaladjutant Chomutow den Bau einer neuen Kirche in Nowo-Tscherkassk für die Lutheraner, dazu gehörend Taganrog und Rostow. Das Problem war jedoch die geringe Zahl von 80 Kirchenmitglieder in Nowo-Tscherkask, welche nicht ausreichten, die Predigerstelle vor Ort zu erhalten, so entschied man sich nach Verhandlungen für den Bau in Taganrog mit einem Einzugsbereich von etwa 150 Gemeindemitgliedern und einen Zusammenschluß der drei Gemeinden.14

Der Pfarrer sollte seinen Wohnsitz in Riebensdorf nehmen und 150 Rubel jährlich erhalten, dazu kostenlose Wohnung und Heizmaterial. Die anderen Gemeinden sollten mindestens viermal jährlich besucht werden, zahlten die Kosten der Fahrten und zusammen 150 Rubel, die Unterstützungskasse bewilligte zudem für fünf Jahre eine Beihilfe von 300 Rubel jährlich. So wurde 1862 die lutherische Taganrog-Yeisk-Gemeinde gegründet und der Plan eines Gotteshauses in Angriff genommen.

Die Gemeinde erwarb 1864 für 4470 Rubel einen Platz an der Kreuzung Nikolaevskaya-Straße und Kampengauzensky-Gasse und richtete die vorhandenen Räumlichkeiten für den Gottesdienst her.

Lutherische Kirche Taganrog
Kirche Taganrog vor 1917 auf alter Ansichtskarte5

Als die Kirche geweiht wurde, hatte die Gemeinde 84 Mitglieder, 53 Männer und 31 Frauen. Vor allem Mitarbeiter von Botschaften – beispielsweise gab es 1911 noch elf diplomatische Vertretungen in Taganrog, in der Blütezeit waren es sogar 16 Vertretungen – aber auch Fabrikarbeiter, Handwerker und Kaufleute kamen zu Pastor Johannes Görtz.

Antrag auf Einrichtung eines hanoverschen Consulats in Taganrog 18586

Unter den Direktoren der Unternehmen in Taganrog, welche mit ihren Frauen und Kindern den Gottesdienst besuchten, waren auch der Gründer der Brauerei in Taganrog, Christian Friedrichovich Bille sowie der Direktor der Gerberei, Emil Feit, mit seiner Frau Olga Thyssen. Dessen Bruder Gustav Feit wohnte in Aachen, wo er ebenfalls den Posten eines Fabrikdirektors bekleidete. Als Emil Feits Sohn William geboren wurde, reiste Gustav Feith extra aus Aachen nach Taganrog, wie berichtet wurde.19

Bei Christian Bille wurde Münchener Bier, Schwarzbier sowie deutsches Pilsener gebraut. Christian war mit Amanda Neumann verheiratet. Sie hatten eine Tochter Selma, die am 5. April 1877 geboren wurde. Christian Bille starb am 5. April 1896 im Alter von 59 Jahren an Schwindsucht. Am 20. August 1903 heiratete Hermann Basener Billes Tochter Selma, diese Ehe verband die Brauerei des August Basener in Nowo-Tscherkassk mit der in Taganrog. Aber auch Baseners Tochter Maria heiratete einen Brauer – Eduard Klein. Sohn Oskar, nach dem Tode des Vaters Besitzer der Brauerei, heiratete mit Agnes Mann in die Rostower Brauerei Heinrich Mann ein. Witwe Amanda Bille starb im Alter von 75 Jahren an Lungenentzünduns am 14. Dezember 1914.19

Als Ernst Nikolaus Strauss (9.10.1838 Kurland-1.7.1914 Taganrog) im Jahre 1879 der Taganroger Pfarrer wurde und die umliegenden Dörfer mitbetreute, begann eine erhebliche Bautätigkeit in seiner Kirche bis etwa 1887. Alle Gebäude wurden umgebaut und auf der rechten Seite der Kirche entstand eine Pfarrschule, die Gemeinde wurde völlig unabhängig, und der Pastor selbst wurde Propst der „Zweiten Südrussischen Propstei“.

Probst Strauss ehelichte Elvira von Hahn, die gemeinsamen Kinder waren: Oskar Woldemar Nicolaus, Bergbauingenieur, verheiratet mit Maria Konstantinidis und Olga Wilhelmine, verheiratet mit dem Dresdner Fabrikbesitzer August-Hermann Bessel.

Die Abteilung für geistliche Angelegenheiten weigerte sich lange, die Städte Taganrog und Rostow am Don in zwei unabhängige Pfarreien aufzuteilen. Daher blieb die lutherische Gemeinde Rostow ein Zweig der Kirchengemeinde Taganrog. Erst 1895 gelang es Pfarrer I. von Turne, in Rostow eine eigene Pfarrei zu gründen, die Pfarrei Luhansk und die Pfarrei Rynovka (Donezk), die 1899 bzw. 1900 gegründet wurden, blieben weiter abhängig von Rostov. Die Pfarrei in der Stadt Nowotscherkassk entstand erst 1908.

Die Grabstätte von Probst N. Strauss ist verloren gegangen.

Der Stein befindet sich neben dem Durchgang zwischen den Nebengebäuden der Kirche.7

Als Probst Strauss in den Ruhestand eintrat, übernahm Probst Richard Keller 1907 seine Stelle in Taganrog. Unter ihm bekam die evangelisch-lutherische Kirche eine Schule, bis dahin bestand nur eine der katholischen Kirche10 , wenn man die städtischen Einrichtungen nicht betrachtet.

Dessen Vater, Pastor Gotthilf Heinrich Keller, stammte aus der deutschen Kolonie Alexandersdorf bei Tiflis (* 27. Mai 1834) und starb im Ruhestand an Altersschwäche und Lungenentzündung am 13. Juni 1911 im Alter von 77 Jahren. Er wurde in Taganrog begraben.8

Die Grabstätte von Pfarrer Keller ist verloren gegangen, der Stein noch erhalten.9

Gotthilf Heinrich Keller wurde am 27. Mai 1834 in Alexandersdorf bei Tiflis als Sohn von Melchior Keller und Johanna Margaret Hubner, Schwester des Pfarrers Georg Christoph Hubner geboren und starb am 30. Juni 1911 in Taganrog. Sein Bruder Isaak Theophil Keller (1865-1920) war ebenfalls Pfarrer

Pfarrer Richard Keller wurde am 16. Juni 186313 in Neu Freudenthal geboren und starb am 25. Januar 1949 in Ingweiler/Elsass, seine Mutter war Jenny Lang (1841-1892).

Der Beginn des Ersten Weltkrieges zerstörte das blühende Leben der deutschen Gemeinde, die in Rußland wohnenden Deutschen erregten das Mißtrauen der russischen Regierung, manche von ihnen wurden gezwungen, das Land zu verlassen, auch Hermann Basener, andere verbannt.

Die Sowjetmacht wurde am 22. Januar 1918 in Taganrog gegründet. Anton Glushko leitete den ersten lokalen Sowjet. Von März bis Mai 1918 blieb die ukrainische Sowjetregierung während der Besetzung der Ukraine durch deutsche Truppen in Taganrog. Taganrog selbst war von Mai bis August 1918 unter deutscher Besatzung. Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk wurde am 3. März 1918 geschlossen.

Nach den Vorstellungen deutscher Militärs sollte die Ukraine jedoch zur „Kornkammer“ des Deutschen Kaiserreichs werden. Die dafür durch die Deutschen eingesetzte ukrainische Regierung machte Vergemeinschaftungen rückgängig, führte den Großgrundbesitz wieder ein und begann mit Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung. An den Kämpfen um Taganrog beteiligte sich auch die 1. Bayerische Kavalleriebrigade und das württembergische Ulanen-Regiment Nr. 20.

Der Nordstern, St. Cloud, Minnesota, , Donnerstag den 20, Juni 1918, Nr. 32 p1

Dazu Baumgart in seiner Dissertation16:

Ob an diesem Unternehmen auch Matrosen der Flotte von Novorossijsk beteiligt waren, läßt sich nicht ermitteln. Im Tagebuch Hoffmanns findet sich unter dem 16. Juni folgender Eintrag (I 198): »Bei Taganrog landeten plötzlich 10 000 Bolschewisten aus dem Kubangebiet und griffen unsere Truppen in Rostow an. Die württembergische Landwehr dort hat das übelgenommen.« – Die feindlichen Truppen wurden buchstäblich ins Meer zurückgetrieben und bis auf den letzten Mann niedergemacht. Nach Mordvinov (130) belief sich die Zahl der Landungstruppen auf mindestens über 6 000. Von ihnen sollen 6 000, also das Gros, umgekommen sein.

Winfried Baumgart, Dissertation, Saarbrücken, Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes, Oktober 1965 „DEUTSCHE OSTPOLITIK 1918 Von Brest-Litowsk bis zum Ende des Ersten Weltkrieges“

Nestor Machno (1888-1934) in Rumänien 192117

Mit der Besetzung durch die die deutschen Truppen bildeten sich im Frühling 1918 unter Nestor Machno Partisanenabteilungen die Machnowschtschina die sich kämpfend auf Taganrog, Rostow und Zaritzin zurückzogen. Die Truppen Machnos waren durch Verwendung von mit Pferden oder Maultieren bespannten (und oft mit Maschinengewehren bestückten) Kutschen und Bauernwagen hoch beweglich. Die Machnowschtschina konnte sich erfolgreich gegen die Besatzungstruppen der deutschen und österreichischen Mittelmächte sowie gegen die Armeen der Weißen behaupten. Im August 1918 wurde er von dem Hetman Pawlo Skoropadsky, der die Macht in der Ukraine besaß, sowie von den deutsch-österreichischen Militärbehörden, außerhalb der Gesetze gestellt. Machno kam heimlich in die Gegend Gulai-Pole zurück, bildete neue Partisanenscharen aus und führte seinenKampf gegen die Truppen Skoropadskys, vor allem aber gegen die Gutsbesitzer fort, die von seinen Truppen grausam zu Tode gemetzelt wurden.

Im August 1918 übernahmen Don Kosaken die Kontrolle über die Stadt, Truppen der Roten Armee unter dem Kommando von Nikolay Kuybishev marschierten am 24. Dezember 1919 in die Stadt ein.

Am 26. Februar 1920 erteilte die Militärrevolutionäre Kommission den Befehl Nr. 46 und schloss fünf ausländische Konsulate, die zu dieser Zeit in Taganrog geöffnet waren (spanisches, griechisches, belgisches, dänisches und schwedisches Konsulat).18

Die volle Macht wurde am 17. Dezember 1920 dem Exekutivkomitee des sowjetischen Arbeiterrates der Stadt übertragen, und die Stadt trat der ukrainischen SSR bei, wurde jedoch 1925 an die russische SFSR übertragen.18

Die lutherische Kirche hörte 1923 auf zu existieren.

Und dann… wird mancher fragen?

Die Deutschen blieben in ihrer Wahlheimat, trotz allem, 1926 machten sie noch etwa 3,2 Prozent der Bevölkerung im Kreis Taganrog aus. Der zweite Weltkrieg änderte die Situation schlagartig, wegen der falschen Bezichtigung der Kollaboration und Spionage für das Dritte Reich wurden die verbliebenen Deutschen deportiert.

Am 17. Oktober 1941 wurde die Stadt von deutschen Truppen im Rahmen der Offensive der Heeresgruppe Süd besetzt. Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD ermordeten die jüdische Bevölkerung Taganrogs, verschleppte viele Bewohner nach Deutschland als Zwangsarbeiter. In der Sommeroffensive der Roten Armee wurde die Stadt am 31. August 1943 von sowjetischen Truppen befreit und im September 1943 das Kriegsgefangenenlager 356 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs eingerichtet.

Hier schließt sich das deutsche Kapitel Taganrogs.

1 Historische Fragen mit Hülfe der Naturwissenschaft beantwortet Dritter Teil, St. Petersburg 1873 von Dr. Karl Ernst von Baer, p.68

2 Heinz Setzer: Taganrog, die „Perle des russischen Südens“ im Überblick. Deutsche Tschechow-Gesellschaft e.V

3 Смирнов А. Неизвестный юбилей Таганрога // Таганрогская правда. 10. September 2014

4 Bodenehr, Gabriel (1664-1758): Geographische Vorstellung der so genandten Kleinen Tartarey, wie auch einiger LandCarten, Plans u. Prospect wo derzeit sich das Kriegs Theatrum eröffnet und durch die Sieghaffte Waffen der Russen Grosse Progressen gemacht werden

5 Ansichtskarte der Kirche Taganrog Wikipedia, gemeinfrei

6 Das hannoversche Konsulat in Taganrog 1858-1865 SignaturNLA AU Rep. 15 Nr. 6362Nds. Landesarchiv, Abt. Aurich

7 cemetery-su Foto Elena A.

8 Foto des Pfarrers Gottlieb Heinrich Keller AM F 5514:92 – auf der Museumsseite fälschlich Gottlieb (siehe Fotorückseite, dort steht Gotthilf)

9 cemetery-su Foto Elena A.

10 Eisfeld, A.: Die Russlanddeutschen. Vertreibungsgebiete und vertriebene Deutsche. Eine
Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat, Band 2, Bonn: Langen Müller, 1999, p62

12 Kirchenbuch Erfurt, Taufen 1744-1773

13 Kirchenbuch Neu Freudental 1863

14 Ergänzungen der Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen- und Schulwesens der Ev. Luth. Gemeinden in Rußland. Im Auftrage des Central-Comit´s der Unterstützungs-Kasse für Ev.-Luth. Gemeinden in Rußland, gesammelt und herausgegeben von E.H. Busch, Russisch-Kaiserlichem Staatsrath. Erster Band der St. Petersburgische, der Moskausche und der Kurländische Consistorialbezirk. St. Petersburg Gistav Haessel, Leipzog H. Haessel. 1867 p205f

15 Ingeborg Fleischhauer: Die Deutschen im Zarenreich. Zwei Jahrhunderte deutsch-russische Kulturgemeinschaft, Stuttgart 1986 S. 162f

16 Winfried Baumgart, Dissertation, Saarbrücken, Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes, Oktober 1965 „DEUTSCHE OSTPOLITIK 1918 Von Brest-Litowsk bis zum Ende des Ersten Weltkrieges

17 wikimedia: English: Nestor Makhno (1888–1934) in a displaced persons camp in Romania
Нестор Иванович Махно (1888-1934) в лагере для перемещенных лиц в Румынии
1921 Quelle http://varjag-2007.livejournal.com/2110190.html

18 Geschichte von Taganrog

19 Der Reidemeister 05.04.1997 133/134 Juri N. Andrianow „Deutsche Siedler in Taganrog und
Umgebung. Eine Studie zur Geschichte von Verbindungen zwischen Taganrog und angesiedelten Deutschen“

Fern der Heimat – Friedrich Seel

Manchmal ist es ein Zufall, ein Name, ein Ort, der Dinge zusammen fügt – Ahnenforschung ist oft wie ein Puzzlespiel, hat man ein Teil, fügt es andere plötzlich zu einem Bild zusammen. Was eben noch wirr aussah, ist nun ein Ganzes…

Eines dieser Puzzleteilchen ist auf dem Friedhof der Kriegsgefangenen des ersten Weltkrieges in Frankfurt/a.O. zu finden.

Tafel Kriegsgräberstätte Gronenfelde

Hier liest man „Seel, Friedrich 1880-04.01.19171, eine nüchterne Zeile, die eines der vielen menschlichen Kriegsschicksale beinhaltet.

Die Initiativgruppe “Kriegsgefangenenfriedhof Erster Weltkrieg in Frankfurt (Oder)”2 hat einen Auszug aus den Sterbebüchern des Standesamtes Frankfurt (Oder) (1914 bis 1921) veröffentlicht, hier kann man auf Seite 72 lesen:

Seel Friedrich
Russ. Kriegsgefangener Soldat seit Dezember 1914
Berufsschullehrer
* 06. 09. 1878 evangelisch
Wh. u. * Eugenfeld, Kreis Melitopol, Gebiet Saparoschje
oo Berta Seel, geborene Springer
Vater: Friedrich Wilhelmowitsch Seel Mutter: Anna Seel, geb. Strohm beide in Eugenfeld/Ukraine
+ 04. 01. 1917 Wo? Eine Recherche erbrachte noch kein Resultat.
Im Sterbebuch des Standesamtes Frankfurt (Oder) bzw. in jenen der heutigen Ortsteile Frankfurts ist Friedrich Seel nicht verzeichnet. Es ist zu vermuten, dass er aufgrund seiner Deutschkenntnisse und Bildung in einem anderen Ort tätig war. Die Todesumstände sind nicht ganz geklärt. War es Mord oder Selbstmord durch Strangulation? Über die Beerdigung von Friedrich Seel auf dem Kriegsgefangenen-Friedhof Frankfurt gibt einen dokumentarischen Hinweis: Ein zeitgenössischen Foto von dem Grab mit Inschrift des Namens und der Lebensdaten auf dem Holzkreuz, zu erkennen ist das Umfeld, welches zwei orthodoxe Kreuze zeigt. Somit ist klar, dass Friedrich Seel auf dem Frankfurter Kriegsgefangenen-Friedhof seine letzte Ruhe gefunden hat.

Projekt: Kriegsgefangenenlager Gronenfelde, Viadrina Frankfurt/a.O., 2018

Wer war nun Friedrich Seel tatsächlich?

Geboren wurde er als Friedrich Carl Seel am 23. August 18793 in Eugenfeld, sein Vater Wilhelm Seel (1845-vor 1915) war aus Neu Nassau, die Mutter Elisabeth Barbara Schill (1848-1915) aus Hochstädt. Diese Orte liegen im ehemaligen Gouvernement Taurien und gehören heute zur Ukraine. Außer Friedrich Carl sind mir noch 13 weitere Geschwister bekannt. Seine Mutter starb 1915 als Witwe, zu diesem Zeitpunkt waren bereits mindestens sieben ihrer Kinder verstorben, soweit ich das bisher ermitteln konnte. Die hohe Kindersterblichkeit war damals nicht ungewöhnlich, es gab viele Kinderkrankheiten, aber Medikamente zur Behandlung leider noch nicht.

Der Mitteilung aus Frankfurt/a.O. können wir entnehmen, er war Berufsschullehrer – es gab viele landwirtschaftliche Schulen, so dass anzunehmen ist, Friedrich war an einer dieser tätig. In Eugenfeld gab es eine landwirtschaftliche Schule, in Odessa konnte man Landwirtschaft studieren, ebenso in Dorpat, aber auch in Deutschland fanden sich viele der Kolonistennachkommen zu einer Ausbildung ein, um ihr Wissen dann in die Heimat mitzunehmen.

Friedrich heiratete Berta Springer (*1881 Alt Nassau)4, die genannte Anna Strohm (*1851) war nicht seine Mutter, sondern seine Schwiegermutter, verehelicht mit Andreas Springer (*1847). Woher die falschen Angaben kommen, ist für mich nicht ermittelbar – falsche Übertragung von Dokumenten oder gar bewusst falsche Angaben seinerseits als Kriegsgefangener?

Der Auszug des Kirchenbuches belegt uns die Eltern von Berta.

Dem Paar werden drei mir bekannte Kinder geboren: Otto Friedebert (1906-1977), Ernst Jakob (1907-1915) und Olga Christine (*1910).

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges verändert alles, Friedrich wird ihn nicht überleben.

Wie er nach Deutschland kam, ist nicht bekannt, vermutlich, wie viele der Kolonistensöhne, als Dolmetscher, da sie nicht nur deutsch sprachen – sondern hervorragend russisch, oft auch weitere Sprachen örtlicher Volksgruppen – nahmen die deutschen Truppen sie als Dolmetscher mit und entließen sie nach Endes des Krieges in Deutschland, hier habe ich bereits einige ähnliche Personalien ermittelt.

Über die Umstände der Gefangennahme ist nichts bekannt, nur, das er auf dem Frankfurter Kriegsgefangenenfriedhof Gronenfelde bestattet wurde.

Dieser entstand aus Notwendigkeit, da man in Frankfurt/a.O. 1915 ein Kriegsgefangenenlager geschaffen hatte, in dem bei Kriegsende 1918 noch 22.986 Männer interniert waren. Neben Briten, Franzosen, Belgiern, Rumänen, Serben und Italienern weit über 17.000 Soldaten der russischen Armee.

Die Bedingungen des Lagerlebens sorgten durch schlechte Ernährung und Krankheiten für zahlreiches Todesfälle, daher wurde im Sommer 1915 in Lagernähe ein gesonderter Friedhof angelegt, auf dem die Toten gemäß den Bestattungsritualen5 ihrer Religionen beigesetzt wurden.

Nur durch die Registrierung der Friedhofsverwaltung und ihrer Personenangaben, kann man heute auf ein Register2 mit 581 Namen zurück greifen.

Die Haager Landkriegsordnung von 1899/1907 gestattete Kriegsgefangenen die Ausübung ihrer Religion und Kultur, so entstand im nahegelegenen Eichenweg die Heilandskapelle.

Auf dem Foto das Richtfest 19156, ein einfacher Holzbau, im Volksmund „Russenkirche“, deren Gestaltung7 der Innenräume ebenfalls von den Kriegsgefangenen ausgeführt wurde.

Hier fanden Theateraufführungen, Konzerte, Gottesdienste und Lesungen für die Kriegsgefangenen aller Nationen und Religionen statt.

Nach Ende des Krieges verfiel die Kirche, ehe im Jahre 1923 der Heimkehrerbauverein gegründet wurde, der eine freie, zivile Siedlung aufbaute. Am 9. August 1925 gründete sich der „Verein zur Förderung des kirchlichen Lebens im Heimkehrlager“ und 1928 übergab der Magistrat der Stadt Frankfurt/a.O. die Kapelle der evangelischen Kirchengemeinde. Bei der feierlichen Einweihung am 2. September 1928 wurde ihr vom Generalsuperintendenten D. Vits der Name Heilandskapelle verliehen.8

Vielleicht ist dem einen oder anderen Leser mehr über die Familie des Friedrich Seel bekannt, dann würde es mich freuen, davon zu erfahren.

Sein Gedenken wurde in Frankfurt/a.O. für die Nachfahren bewahrt.

Was ich Ihnen erzählen kann, ist die Herkunft seiner Vorfahren. Der Urgroßvater von Friedrich, Johann Friedrich Seel, wurde am 16. Juli 1788 in Burgschwalbach geboren und wanderte mit Familie nach Alt Nassau in Taurien aus. Sein Vater Johann Jacob Friedrich (*1751) starb kurz nach der Durchquerung der Passstelle Grodno im Mai 1804, denn seine Ehefrau, Friedrichs Mutter Anna Sophia Sänger (1752-1834), trifft ohne ihn im Dezember 1805 in Taurien ein.

Ganz unbekannt war der Familie Russland jedoch nicht, bereits 1767 hatten sich Verwandte auf den Weg gemacht und lebten mit Familien in Kaltschinowka und Rundewiese.

Was ich ebenfalls berichten kann, ist die Geschichte ihres gemeinsamen Vorfahren, Johann Philipp Seel (1618-1680), ehemals hochherrschaftlicher Schultheiß von Burgschwalbach, der sich plötzlich in die Hexenprozesse von Idstein im Jahre 1676 verstickt sah und in deren Verlauf seine Ehefrau Anna Elisabeth „die alte Schultheißin“ (um 1604-1676) zum Tode verurteilt und verbrannt wurde.

Die Umstände waren nicht vorhersehbar und erscheinen aus heutiger Sicht makaber, trotzdem möchte ich sie hier kurz anreißen, da Anna Elisabeth eine Erwähnung verdient hat.

Ihr gemeinsamer Sohn Johann Jakob (+1690) – Kirchensenior und Schultheiß in Burgschwalbach – ehelichte am 20. September 1666 die Tochter des örtlichen Pfarrers, Anna Veronica Heymann. Das junge Mädchen hatte am 20. November 1668 ein totes Söhnlein zur Welt gebracht unter schweren Geburtsumständen und starb Tags darauf.9

Ihr Vater, Pfarrer Johannes Heymann (um 1619-1690) zeigte daraufhin die anwesende Hebamme und die Schwiegermutter Anna Elisabeth Seel als Hexen an, da er glaubte, sie hätten seine Tochter mit Verzauberung und das tote Enkelkind durch teuflischen Segen (es erhielt einen Nottaufe unter der Geburt) umgebracht.

So nahm der Hexenprozess mit seinem gut dokumentierten Fragenkatalog seinen Lauf, die Frauen wurden angeklagt und beschuldigt. Die Liste der Vorwürfe erweiterte sich erheblich, es wurden Zeugen befragt, darunter die eigene Familie und Anna Elisabeth antwortete wahrheitsgemäß, was ihr letztlich als Hexerei ausgelegt wurde.

So wurde am 23. Oktober 1676 das Urteil gefällt: „….Zu wohl verdienter straf undt anderen zu einem abscheulichen Exempel mit dem Feuer vom Leben zum Todt hinzurichten undt zuverbrennen seye…“10

Wer meint, das Zeitalter der Hexenverfolgung wäre vorbei, der sei eines Besseren belehrt, am 10. August ist der Internationale Tag gegen Hexenwahn, der an die heutigen Opfer weltweit erinnert und unsere Aufmerksamkeit darauf lenken soll, wie man im Namen von Religionen und Ideologien Menschen ausgrenzt, ihrer Würde beraubt, sie verurteilt und um Leben, Gesundheit, Heimat, Familie, Hab und Gut bringt.

Quellen:

1 Foto der Gedenktafel 24 August 2019, Sebastian Wallroth, Creative Commons Attribution 4.0 International

2 Projekt: Kriegsgefangenenlager Gronenfelde, Viadrina Frankfurt/a.O., 2018

3 FamilySearch, Kirchenbuch Eugenfeld 1880

4 FamilySearch, Kirchenbuch Molotschna 1881

5 wikimedia, Frankfurt an der Oder, Kriegsgefangenenlager, Beerdigung von Verstorbenen, Friedhof

5 wikimedia, Frankfurt an der Oder, Kriegsgefangenenlager, Beerdigungszug eines russischen Gefangenen

6 wikimedia, Heilandskapelle Frankfurt (Oder). Richtfest 1915 aus:
Monumente. Magazin für Denkmalkultur in Deutschland. 28. Jahrgang, Nr. 5. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Oktober 2018, ISSN 0941-7125, S. 60

7 wikimedia, Kirchenschiff der Heilandskapelle, 21 March 2007, Förderverein Heilandskapelle, Lothar Schneider, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany

8 wikimedia, Heilandskapelle in Frankfurt (Oder), Deutschland. 9 August 2008, Sebastian Wallroth, public domain

9 archion, Kirchenbuch Burgschwalbach-Diez, Beerdigungsregister 1661-1716

10 arcinsys Hessen, HHStAW Bestand 369 Nr. 371, Untersuchungsprotokoll gegen Anna Elisabeth Seel aus Burgschwalbach wegen Zauberei 1676

wikipedia

weitere Informationen zur Heilandskapelle und hier

weitere Informationen zur Hexenverfolgung auf der Gemeindeseite Hahn-Taunus

Autor, Recherche

Jutta Rzadkowski, 28.06.2023

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Archiv von St. Petersburg

Suchhilfe Evangelisch-lutherische Kirchen Archiv St. Petersburg

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Sankt Anna Petrograd

f.1896 , 1740-1749; 1844-1925, 11 Akten

Ursprünglich 1735 gegründet. 1740 erbaut und geweiht. 1775 wurde eine neue Steinkirche gelegt, gebaut und 1779 geweiht. Repariert und rekonstruiert 1850, 1867-1868, 1894, 1900.

  1. Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1850-1851). Gesetzbuch über das Verfahren zur Wahl von Pfarrern und Kirchenvorständen [1913]. Protokolle der Kirchenvorstandssitzungen (1909-1925). Protokoll der Versammlungen der Gesellschaft für die Wohltätigkeit der Armen in der Kirche (1859-1919).
  2. Taufbuch (1740-1749). Gesuche von Privatpersonen um finanzielle Unterstützung (1903-1910). Buch der Aufzeichnungen der Schüler des Mariinsky-Heims und der Studiengebühren (1844-1918).
  3. Jahresberichte der Evangelisch-Lutherischen Mission Leipzig; Korrespondenz mit Pfarrern verschiedener Städte über den Verkauf von Bibeln; Missionsquittungen für den Geldempfang aus Russland (1865-1867).

Heilige Katharina

f.1010 , 1728-1910, 263 Akten

Sie wurde ursprünglich 1728 im Haus der lutherischen Gemeinde auf der 1. Linie der Wassiljewski-Insel als Katharinenkirche geweiht. 1768 wurde ein neues Steingebäude der Kirche auf dem Bolschoi-Prospekt der Wassilewski-Insel errichtet. 1771 erbaut und geweiht. 1852 und 1895 umfassend repariert, 1902-1903 wieder aufgebaut.

  1. Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1895-1900). Anweisungen an die Kirchenräte der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden in Russland über die Verwaltung des Kirchenvermögens und die Rechenschaftspflicht (1835-1899; 1900-1908). Dokumente über die Einrichtung eines Sonderausschusses zur Entwicklung einer gemeinsamen Charta für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Russland (1828-1830). Protokoll der Vermessung der Kirche (1872-1873).
  2. Unterlagen zu Bau- und Instandsetzungsarbeiten; Baupläne; 1870-1879; 1890-1894; 1909); über die Versicherung von Immobilien der Kirche (1887-1898). Immobilieninventare und Kircheninventar (1819-1861; 1866-1867; 1882-1888; 1891-1909). Finanzberichte (1836-1909). Geburtenregister (1728-1740; 1901-1907). Missionsbücher; Korrespondenz mit dem Beauftragten der Leipziger Missionsgesellschaft über die finanziellen Beiträge der Gemeindemitglieder zugunsten der Gesellschaft und andere Angelegenheiten (1891-1897). Korrespondenz über das Sammeln von Spenden (1858-1900); zur Feier des 100. Jahrestages der Kirche (1871); über den Sängerbund (1863-1899) etc. Aufnahmegesuche für verschiedene Ämter (1854-1875; 1894-1904). Urkunden zur Wahl von Kirchenvorständen (1842-1909) und Pfarrern (1819; 1851-1852; 1875-1905); Gönner- und Pfarrerlisten (1787-1882). Testamente verschiedener Personen (1854-1855; 1867-1871; 1904-
  3. 1905). Register der Kirchenstätten der evangelisch-lutherischen Gemeinde auf der Wassiljewski-Insel (1751-1758).
  4. Dokumente über karitative Einrichtungen in Kirche und Gemeinde (1792-1813; 1846-1909), darunter die Gesellschaft zur Hilfe für Schüler und Lehrer der Schule für Kinder bedürftiger Eltern ausländischer Staatsbürger (1862-1904), die Gesellschaft für die Hilfe für unzureichende Schüler in der Kirche (1901-1906); ein Witwenheim (1875-1909); Waisenhaus für Waisenkinder (1874-1903); Alexander-Waisenhaus für Mädchen-Scheck-Waisen (1867-1909); Waisenanstalt (1846-1873); Versicherungsgesellschaft unter der Kirche (1792-1813).
  5. Dokumente zu Zustand und Tätigkeit kirchlicher und kirchlicher Bildungseinrichtungen (1824-1910): ua kirchliche Schulen (1824-1837); Grundschule für Mädchen (1849-1899; 1906-1910); Schulen sie. J. Meese (1873-1893); Fleiß- und Nähschulen (1880-1905); Mädchenschulen zum Gedenken an Pfarrer Hesse (1910); Grundschulen für Jungen und Mädchen (1884-1904); Kinderbibliothek der Kirche (1893-1894); Korrespondenz über die Einrichtung von Stipendien in Bildungseinrichtungen (1885-1907).
  6. Dokumente über den lutherischen Friedhof von Smolensk: über die Begräbnisstätten auf der Wassiljewski-Insel, in den Teilen Petersburg und Wyborg (1748-1759); über die Neuordnung und Planung des Friedhofs; Anweisungen für den Hausmeister; Masterplan des Friedhofs (1850-1859); Anweisungen für die Verwaltung und Pflege des Friedhofs; Pläne für einen Friedhof (1860-1869; 1880-1889); Korrespondenz über die Abtretung eines städtischen Grundstücks an den Friedhof (1870-1879); über den Ankauf von Familiengrabstätten (1889-1909) etc.

St. Johannes

f.1824 , 1843-1901; 1910-1912; 1917-1918, 35 Akten, op. 1-2

Ursprünglich 1843 als vorübergehender Holzbau geweiht. 1859 wurde ein neues Kirchengebäude aus Stein gelegt. 1860 erbaut und eingeweiht. 1890 und 1905 renoviert.

  1. Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1854-1877; 1910). Geburtsregister (1843)
  2. 1867). Konfessionslisten (1845-1848; 1878-1889; 1896-1901). Korrespondenz über die Erlaubnis zur Eheschließung (1854-1877). Buch der Aufzeichnungen der Gefirmten (1863-1878).
  3. Unterlagen zu Bau- und Instandsetzungsarbeiten (1910-1912); eine Vereinbarung mit dem Architekten Dublinsky über den Bau eines Kirchenhauses (1910-1912); Zeichnungen eines im Kirchhof verlegten Kanalisationssystems (1910) usw. Ein Kaufvertrag zwischen Pastor Valk und der Aktiengesellschaft Stroitel über den Kauf von zwei Grundstücken im Dorf Favorito durch letztere (Petergofskoje Autobahn) (1918).
  4. Registrierungsbücher für eingehende und ausgehende Dokumente (1873-1884).
  5. Es gibt Notizen von zwei unbekannten Autoren über den umgekehrten Übergang der Einwohner Livlands von der orthodoxen Religion zur lutherischen (o. D.).

St. Michael

f.1005 , 1732-1929, 127 Akten, op. 1-2

Ursprünglich 1732 beim Ersten Kadettenkorps geweiht; Holzbau. Während des Wiederaufbaus des Gebäudes wurde vorgeschlagen, die Kirche zu liquidieren. In diesem Zusammenhang mietete die deutsche Gemeinde 1842 ein Haus an der Ecke des Bolschoi-Prospekts und der 3. Linie der V.O., wo die Kirche mit dem früheren Namen geweiht wurde. Der Neubau wurde 1874 gegründet. 1876 ​​erbaut und eingeweiht. 1886 wieder aufgebaut.

  1. Dekrete und Rundschreiben des Allgemeinen und des Petrograder evangelisch-lutherischen Konsistoriums (1829-1917). Gesetz für die Evangelisch-Lutherische Kirche St. Michael (1830). Protokolle der Kirchenvorstandssitzungen (1841-1898). Berichte über die Tätigkeit des Kirchenvorstandes (1861-1915). Register der Angelegenheiten des Kirchenarchivs (1781-1918). Auditprotokolle; Inventarlisten des Kirchenbesitzes (1846-1848). Protokoll der Kircheninspektion mit Personalien (1873). Finanzberichte (1880-1894). Das Hauptbuch (1907-1917). Kassenbücher (1842-1866).
  2. Dokumente zur Verwaltung des Kirchenvermögens: zum Zustand des Kirchenkapitals (1878-1893); über die Wahl der Pfarrer (1859 – 1918) und andere.
  3. Unterlagen zu Bau- und Reparaturarbeiten (1849-1900); über die Anordnung der elektrischen Beleuchtung in der Kirche (1897); über den Erwerb einer Orgel (1858-1868); über Spenden (1843-1848); Testamente von Einzelpersonen (1914) usw.
  4. Manuskript „Geschichte der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche St. Michael beim I. Kadettenkorps von 1732 bis 1859, zusammengestellt von Pfarrer Flittner“ (Manuskript, 1866). Geschichte der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Michael im I Cadet Corps von 1841 bis 1859; die Geschichte der Ankunft des hl. Michael“ (1859).
  5. Dokumente zur Gründung einer selbständigen Pfarrei (1841-1843); Protokolle der Gemeindeversammlungen (1873-1874); Gemeindetätigkeitsberichte (1900); metrische Zertifikate usw. (1878-1915). Listen der Geborenen, Getauften, Verheirateten, Kommunionempfangenden, Verstorbenen (1732-1830). Konfirmandenlisten (1801-1810). Jahresfinanzberichte der Evangelischen Gemeinde St. Petersburg; Tabellen zur Verteilung des Kirchenkapitals (1856-1868). Entwurf einer Satzung und Satzung der Gemeinschaft St. Michel (1874). Bericht des Generalsuperintendenten über den Zustand der Kirchen des evangelisch-lutherischen Konsistorialbezirks St. Petersburg (1911-1912).
  6. Dokumente über die Eröffnung einer Schule in der Kirche (1888); Lehrpläne (1889-1890); studentische Prüfungsberichte (1893-1897); Statistische Berichte über die Schule (1891-1892).
  7. Dokumente über die Aktivitäten des Waisenhauses der Pfarrei St. Michael; Sitzungsprotokolle (1885-1898); Listen der Absolventen des Waisenhauses (1882-1916); Satzung des Waisenhauses der Kirchengemeinden St. Michael und St. Maria (1900).
  8. Dokumente über die Organisation einer Volksschule an der Kirche (1848); Hilfsklassen evangelisch-lutherischer Gemeinden in Russland (1858-1869); über die Bildung des Ladies‘ Benevolent Committee (1859).
  9. Anweisungen an die Kinderschutzabteilung der Gesellschaft zur Pflege armer und kranker Kinder in St. Petersburg; Listen der Bezirksverwalter (1894). Verschiedene Vereinbarungen zwischen der Kirche und dem Vasileostrovsky District Council; Listen der Mitglieder der „Zwanzig“ (1922-1929).

Apostel Petrus

f.708 , 1712-1922, 343 Akten,

Ursprünglich 1708 als hölzerne Spitzbau im Namen des heiligen Apostels Petrus erbaut und geweiht. 1728 wurde eine neue Steinkirche gelegt. Erbaut und geweiht 1730. 1833 wurde aufgrund der Notwendigkeit, die Kirche zu erweitern, ein neues Kirchengebäude gelegt. 1838 erbaut und eingeweiht. 1883 und 1895-1897 repariert.

  1. Dekrete des Staatlichen Justizkollegiums (1754-1767; 1774; 1802; 1818) und des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1823-1864; 1867-1877; 1890; 1894-1896; 1900-1904). Sitzungsprotokolle und Akten des Kirchenvorstandes (1738-1918; 1922). Protokolle der Generalversammlungen der Abgeordneten der Gemeinde (1840). Ordnung der Kirche St. Peter (1748-1834; 1863). Berichte des Kirchenrates (1712-1714; 1772-1773; 1831-1840; 1862-1884; 1901-1910). Dokumente zur Tätigkeit des Kirchentags (1715-1764); Sitzungs- und Aktprotokolle (1758-1799); Briefe an den Kirchentag (1765-1798).
  2. Geburtenregister (1732-1740; 1754-1833). Metrische Urkunden ausgestellt auf verschiedene Personen (1796; 1803-1834). Heiratssuchen (1870-1874). Listen der Getauften (1739-1741; 1750-1772; 1907-1922).
  3. Immobilieninventar der Kirche (1881-1886) und Kircheninventar (1751-1765). Projekte, Pläne, Zeichnungen von Gebäuden, Kirchen und Kirchenhäuser (1760-1914); Korrespondenz über Instandsetzungs- und Bauarbeiten, über finanzielle Unterstützung für den Bau einer Steinkirche (1828-1840); ein Kirchenhaus für Pfarrer und eine Schule (1732-1740; 1754-1833) etc.
  4. Hauptbücher (1758-1825). Einnahmen- und Ausgabenbücher (1715-1729; 1807-1816). Allgemeines Mitgliederverzeichnis der Gemeinde (1892-1900). Registrierungsbuch der aus dem Kirchenarchiv an Mitglieder des Kirchenvorstandes (1815-1831) ausgestellten Urkunden.
  5. Korrespondenz über den Erwerb von Grundstücken für die Kirche (1867-1868; 1870-1871); über die Einrichtung des Stipendiums. Direktor Schubert an der Schule St. Peter in der Kirche (1869-1910); über die Organisation von Festlichkeiten zum 100. und 200. Jahrestag des Bestehens der Kirche (1828; 1910-1911); bei Einladung zu verschiedenen Ämtern und Entlassung aus diesen (1766-1771; 1783) etc.; über die Vereidigung von Personen, die die russische Staatsbürgerschaft angenommen haben (1810-1834).
  6. Dokumente über die Tätigkeit des Baukomitees: die Charta des Komitees (1818-1819); Protokollbücher des Bau- und Wirtschaftsausschusses (1821-1834); Sitzungs- und Aktenprotokolle des Bau- und Wirtschaftsausschusses (1825-1840); alphabetischer Index der Protokolle des Baukomitees (1824); Protokolle der Sitzungen des Wirtschaftsausschusses (1840-1920).
  7. Dokumente über die Tätigkeit des Waisenkomitees in der Kirche und im Waisenhaus: Protokollbücher und Rundschreiben des Komitees (1840-1910); Protokolle der Sitzungen des Komitees (1817-1863); Alphabetisches Verzeichnis der Protokolle (1895-1920); Anweisungen für den Hausmeister des Waisenhauses und Eingaben für Bewerber für diese Stelle (1819
  8. 1820); reskontro für das Baukomitee für den Bau eines Waisenhauses (1819-1821); Taufscheine der ins Waisenhaus aufgenommenen Schüler und Sterbeurkunden ihrer Eltern (1820-1832).
  9. Die Satzung des Vereins für die Wohltätigkeit der Armen der Pfarrei St. Peter (1849). Instruktionen für den Armenfürsorgeverein der Pfarrei St. Petra (1902); Protokolle der Versammlungen der Gesellschaft (1910-1918). Protokollbuch des Vereins zur Erleichterung der Armenkirche St. Peter (1843-1910). Satzung des Evangelischen Jugendvereins (1869). Das Protokollbuch der Gesellschaft zur Verbreitung der Heiligen Schrift an der Kirche St. Peter (1818-1821).
  10. Projekte des lutherischen Volkowski-Friedhofs (1824-1863); Protokolle der Sitzungen des Friedhofsausschusses (1910-1915); ein Gesetz über die Annahme des Eigentums und des Inventars des Friedhofs durch den Kommissar des Volkovsky-lutherischen Friedhofs auf der Grundlage des Dekrets des Rates der Volkskommissare vom 26. Januar 1919 „Über die Verstaatlichung von Friedhöfen“ (1919). Weisung der Abgabenordnung zur Durchführung des Erlasses vom 23.01.1918 „Über die Trennung von Kirche und Staat“ (1918); Informationen zur Verlegung der Kirche St. Peter II. durch den Stadtbezirksrat der Arbeiter- und Bauerndeputierten zur Verwendung durch die Gemeindemitglieder der Kirche (1919). Sitzungsprotokoll Rechnungsprüfungskommission (1918-1919). Testamente von Einzelpersonen zugunsten der Kirche (1818-1832; 1866-1867; 1913-1914).

Städte der Provinz St. Nikolaus (Gattschina)

f.36 , 1795-1916, 21 Akten

Ursprünglich 1794 aus Holz gebaut und geweiht. Das Steingebäude wurde 1825-1828 errichtet. 1828 geweiht.

  1. Dekrete des Staatlichen Justizkollegiums (1795-1829) und des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1830-1832). Protokolle der Sitzungen des Kirchenvorstandes und der Gemeindemitglieder (1835-1887). Berichte des Kirchenvorstandes (1893-1910). Historische Informationen über die Kirche (1832-1915). Seelsorgezeugnisse (1797-1825).
  2. Die Satzung des Vereins zur Unterstützung der armen Gemeindemitglieder der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Nikolaus (1880).
  3. Dokumente über die Pfarrschule in der Kirche und den Dienst der Lehrer J. Mitus (1895) und G. Yu. Lelley (1913).
  4. Korrespondenz über Ernennung, Entlassung etc. (1905; 1908). Dienstaufzeichnungen von Pastoren (1800-1802; 1835-1839; 1855-1863; 1889-1916).

Heiliger Lazarus (Yamburg)

f.663 , 1862-1906, 20 Akten

1860 gegründet. 1863 geweiht, 1873-1880 wurde erweitert und der Kirche ein Glockenturm hinzugefügt.

  1. Kirchenzugehörigkeitsurkunden (1865-1887). Korrespondenz über die Erlaubnis zur Eheschließung; für Bestattungen; über die Beerdigung usw. (1882-1906).

Landkreise der Provinz Petrograd Peterhof St. Andrew (Dorf Shpankovo)

f.37 , 1737-1858, 5 Akten, 

Baujahr 1731, aus Holz. 1833 abgebaut.

  1. Protokolle und Berichte des Pfarrers Elgen an die Staatsgerichtskammer (Kopien, 1797-1822). Kurzer historischer Überblick über die Kirche, zusammengestellt von Pastor P. V. Elgen im Jahr 1820 vom Moment ihrer Gründung an.
  2. Metrisches Totenbuch (1803-1845). Geburtenlisten (1737-1755); über die Verheirateten (1738-1755); über die Toten (1737-1754).
  3. Es gibt ein Register der ausgehenden Dokumente über die Aktivitäten der evangelisch-lutherischen Pfarrei Shpankovo-Kolpany für die Jahre 1833-1858, das sich nicht auf die Aktivitäten dieses Fondsgründers bezieht.

St. Elisabeth (Dorf Martyshkino)

f.21 , 1754-1907, 23 Akten

Erbaut und geweiht 1749. 1831 wurde ein neues steinernes Kirchengebäude errichtet.

  1. Dekrete, Zirkulare und Anordnungen des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (Kopien, 1796-1907). Informationen über die Liegenschaften der Gemeinde Tiris (1835-1836; fremdsprachig). Geburtenregister (1801-1833; 1862-1875). Urkunden ausgestellt von Pfarrern über verschiedene Personen (Geburt, Heirat, Taufe etc.) (1793-1821). Stammbücher der Konfirmierten (1821-1860). Korrespondenz über die Erlaubnis zur Eheschließung mit verschiedenen Personen (1754-1820). Aufzeichnungen über Seelsorgegebühren von Bauern (1800-1829). Nominelle Liste der evangelisch-lutherischen Bauern aus dem Erbe des Grafen Buxgevden (Gut Ligovo), die verpflichtet sind, Seelsorgegebühren zu zahlen (1816-1823).
  2. Journale zur Registrierung ausgehender Dokumente (1830-1851).

St. Michael (S. Zherebyatki)

f.1972 , 1741-1918, 40 Akten,

Das Datum des ursprünglichen Baus der Kirche wurde nicht festgestellt. Die neue Steinkirche wurde 1829-1830 erbaut, 1846 geweiht (deutsch-finnisch-estnisch). 1894 renoviert.

  1. Dekrete des imp. Katharina II. zu livländischen und estnischen Angelegenheiten (Übersetzungen ins Deutsche); das Staatliche Justizkollegium und das evangelisch-lutherische Konsistorium St. Petersburg (1741-1894); Protokolle der Versammlungen der Gemeindemitglieder und Jahresverzeichnisse des Eigentums der Kirche (1797-1918). Jahresfinanzberichte (1831-1833; 1877-1900).
  2. Jahresberichte und Aufstellungen über die Zahl der Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle (1834-1839; 1855-1900). Geburtenregister (1834-1891). Metrische Zertifikate und andere (1846-1850; 1887-1893; 1907-1910). Buch der Aufzeichnungen der Kommunionempfangenden (1857; 1862-1870; 1889-1890). Buch der Aufzeichnungen konfirmierter Kinder (1886-1918). Listen von Personen evangelischen Glaubens, die zur Orthodoxie konvertierten (1840-1846).
  3. Korrespondenz mit Polizeivollziehern, Richtern und Privatpersonen über die Erlaubnis zur Eheschließung (1751-1779; 1800-1810; 1831-1850; 1860-1887); zum Begräbnis (1834-1846; 1860-1887); zur Vereidigung (1867-1876) etc. Einnahmen- und Ausgabenbuch der Armenkasse (1877-1914). Die Urkunde und das Inventar des Vermögens des Armenhauses im Dorf. Fohlen (1850).
  4. Bücher zur Registrierung ausgehender Dokumente (1830-1900).

Zarskoje Selo St. Katharina (Dorf Skvoritsy)

f.1971 , 1741-1925, 33 Akten,

1762 niedergelegt, 1763 erbaut und geweiht. 1835 wurde eine neue Steinkirche gelegt. 1839 erbaut und geweiht. 1883-1886 umfassend renoviert.

  1. Dekrete des imp. Katharina II. (Übersetzungen ins Deutsche); Staatliches Justizkollegium und evangelisch-lutherisches Konsistorium St. Petersburg (1770-1838).
  2. Revisionsakten der Kirche und Inventar des Kirchenbesitzes (1797-1900). Jährliche Einnahmen-Ausgaben-Rechnungen und Aufstellungen zur Vermögensbewertung von Kirchen p. Ropsha (1897-1918) und s. Vogelhäuschen (1916-1918). Gehaltsbücher der evangelisch-lutherischen Gemeinde Kuzemkinsky (1907-1919).
  3. Geburtsregister (1763-1768; 1787-1834; 1862-1919). Heiratssuchen (1828-1842). Metrische Zertifikate und andere (1849-1854; 1917-1925). Buch der Aufzeichnungen der Kommunionempfangenden (1851-1861).
  4. Dienstunterlagen von Priestern (1864-1915) und Mitgliedern der Kirchenvormundschaft (1871-1910).
  5. Dokumente zur Geschichte der Landschule (1784-1834).
  6. Korrespondenz mit der Stadtregierung von Gatschina über die Beschwerden von Bauern über das Jagdverbot; Heirat mit Leibeigenen usw. (1770-1834).
  7. Korrespondenz mit dem Exekutivkomitee von Staroskvoritsky volost über das Inventar des Kirchenvermögens (1922); zur Sachversicherung (1922-1923); über die Erlaubnis zum Gottesdienst (1924) usw.
  8. Registrierungsbuch der eingehenden und ausgehenden Dokumente (1841-1844; 1860-1863).
  9. Es gibt Dokumente über die Aktivitäten der Skvoritsky-Gemeinde für 1741-1762.

St. John (Dorf Kaibolovo)

f.34 , 1774-1918, 26 Akten

Die Holzkirche wurde 1781 erbaut. 1837 wieder aufgebaut.

  1. Bücher mit Aufzeichnungen von Rundschreiben, Orden des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1803-1822). Protokolle der Mitgliederversammlungen der Gemeinde (1845-1885).
  2. Eine kurze historische Skizze der Kirche (1885-1897); persönliche Informationen über die Kirche (1899). Geburtenregister (1781-1843). Angaben über den Zustand des Kirchenbesitzes und die Zahl der Kirchen in der Gemeinde (1874-1899; 1905-1918). Kirchenbücher (1781-1826).
  3. Korrespondenz über Bau- und Instandsetzungsarbeiten in der Gemeinde (Bau eines Pfarrhauses, Instandsetzung der Kirche); Schätzungen, Rechnungen usw. (1838-1901).
  4. Korrespondenz von Pfarrern mit Zivilbehörden über Hilfe bei der Umsiedlung von Bauern (1848); über die Bestrafung der Bauern usw. (1847). Einnahmen- und Ausgabenbücher (1803-1834). Dienstaufzeichnungen von Pastoren (1896; 1906-1907).
  5. Journale zur Registrierung ausgehender Dokumente (1834-1897). Es gibt Dokumente über die Aktivitäten der evangelisch-lutherischen Pfarrei Lissil (Lisino) für die Jahre 1774-1780.

Shlisselburg St. John (Dorf Vuola)

f.1981 , 1729-1917, 21 Akten,

Erbaut und geweiht 1730. Hölzern. 1862 renoviert.

  1. Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1849-1852).
  2. Metrische Bücher (1729-1743; 1766-1785; 1791-1833; 18561891 гг.). Metrische Bücher usw. (1827-1852). Das Buch der Einnahmen-Ausgaben (1841-1851). Kassenbuch der Gemeinde (1896-1917). Das Buch der Aufzeichnungen der Gemeinschaft (1809-1850; 1872-1889). Aufzeichnungsbuch von Konfirmanden (1829-1850). Buch der Registrierung von Ankünften und pensionierten Gemeindemitgliedern (1850-1917).
  3. Korrespondenz mit Polizeibeamten in verschiedenen Gerichtsverfahren; mit anderen Pfarrern und Privatpersonen über die Erlaubnis, Bauern zu heiraten (1849-1851); über die Erlaubnis zu einem Begräbnis (1852) usw. Das Spendenbuch (1729-1783). Registrierungsbuch für ausgehende Dokumente (1835-1845).

Heilige Apostel Peter und Paul (v. Toksovo)

f.1983 , 1788-1910, 51 Akten

1757 aus Holz erbaut und geweiht. 1887 wurde eine neue Steinkirche errichtet und geweiht, das ehemalige Kirchengebäude wurde abgerissen.

  1. Dekrete des Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums St. Petersburg und des Staatlichen Justizkollegiums für livländische und estnische Angelegenheiten (1788-1901; 1909-1910).
  2. Geburtenregister (1798-1900; 1909-1910). Metrische Zertifikate usw. (1788-1900). Das Einnahmen-Ausgaben-Buch (1831-1853). Inventarlisten der Archivbücher der Kirche (1802-1901). Bücher über die Kommunionempfangenden (1823-1844; 1854-1880). Allgemeines Mitgliederverzeichnis der Gemeinde (1892-1906). Korrespondenz über die Erlaubnis zur Eheschließung und Beerdigung (1788-1900; 1909-1910); über die Auflösung von Ehen (1790-1847); über die Struktur der Pfarrschule (1864-1865) usw. Registrierungsbücher für ausgehende Dokumente (1836-1869; 1883-1899).

Gemeinde Jarvisaari (Dorf Shapki)

f.736 , 1790-1925, 34 Akten

Das erste Kirchengebäude wurde 1778 errichtet. An der Stelle einer baufälligen Kirche wurde 1846 eine neue Holzkirche errichtet und eingeweiht.

  1. Rundschreiben des Staatlichen Justizkollegiums und des evangelisch-lutherischen Konsistoriums St. Petersburg (1794-1833).
  2. Geburtsregister über: Verheiratete (1806-1891); geboren (1809-1925); tot (1803-1891). Bücher mit Aufzeichnungen über die Kommunionteilnehmer (nach den Dörfern der Pfarrei, 1791-1878). Verlobte Bücher (1834-1869). Stammbücher der Konfirmierten (1828-1924). Scheidungsregister (1853-1918). Einnahmen- und Ausgabenbücher (1790-1917).

CGIA SPb. Fonds 2294

Überblick 1-8

1 1860 —
1873
Geburtenbücher (der Geborenen) der Kirche [St. John] aus der finnischen Gemeinde, dem Dorf Gubanitsy Vollständig digitalisiert: elektronische Bilder 283
2 1874 —
1882
Geburtenbücher (der Geborenen) der Kirche [St. John] aus der finnischen Gemeinde, dem Dorf Gubanitsy Vollständig digitalisiert: 195 E-Bilder
3 1882 —
1890
Geburtenbücher (der Geborenen) der Kirche [St. John] aus der finnischen Gemeinde, dem Dorf Gubanitsy Vollständig digitalisiert: 250 E-Bilder
4 1859 —
1882
Metrische Bücher (über die Toten) der Kirche [St. John] aus der finnischen Gemeinde, dem Dorf Gubanitsy Vollständig digitalisiert: elektronische Bilder 271
5 1882 —
1891
Metrische Bücher (über die Toten) der Kirche [St. John] aus der finnischen Gemeinde, dem Dorf Gubanitsy Vollständig digitalisiert: 119 elektronische Bilder
6 1888Metrische Bücher der lutherischen Kirchen in St. Petersburg: St. Ap. Peter Pfarrer Fernmann A.-V. (Blätter 1-20, 54-55v, 62v-84); St. Ap. Peter Pastor Findizen O.-A. (L. 21ob-38, 56-58ob, 85ob-105); St. Ap. Peter Pastor Keussler A.-G. (L. 39ob-53, 59-61, 106ob-127); St. Anna Pfarrer Freifeld K.-R. (L. 128ob-155); St. Anna Pfarrer Mutel J.-G. (L. 167ob-173); St. Anna Pfarrer Otto T.-W.-I. (L. 174ob-179); St. Katharina der Deutschen Pfarrei Pfarrer Hasenäger R.-F. (L. 180ob-203); St. Katharina der Deutschen Pfarrgemeinde von Pfarrer Walter R.-W. (L. 204ob-223); St. Michael (fol. 224ob-237); Hl. Katharina der schwedischen Gemeinde (fol. 238ob-285); St. Maria der finnischen Gemeinde (fol. 286ob-407); St. Johannes der estnisch-deutschen Gemeinde (f. 408-466); Christus der Retter der lettisch-deutschen Gemeinde von Pastor Sanders I. (fol. 468ob-487); Christus der Erlöser der lettisch-deutschen Gemeinde von Pfarrer Kersten J.-G. (L.488ob-511); St. Maria der deutsch-russischen Gemeinde (fol. 512-534); St. Georg der Deutschen Pfarrei beim Zweiten Kadettenkorps Kaiser Peters des Großen (fol. 536ob-544); im Wohltätigkeitshaus der armen Kaiserin Alexandra Feodorovna der deutschen Gemeinde – über die Verheirateten und die Toten (fol. 547-550); St. Mary der deutschen Pfarrei in den Gradsky-Armenhäusern – über die Geborenen und die Toten (fol. 553ob-559); Christus der Erlöser der deutschen Gemeinde am Evangelischen Krankenhaus – über Geborene und Tote (fol. 560ob-566); Christus der Erlöser der deutschen Gemeinde im Schloss des Fürsten A.P. Oldenburgsky – über die Geborenen und die Toten (fol. 567ob-571); die Kapelle am Krankenhaus „All Who Sorrow“ der deutschen Gemeinde – über die Toten (fol. 572v.-573). Vollständig digitalisiert: 583 elektronische Bilder
7 1889Metrische Bücher der lutherischen Kirchen in St. Petersburg: St. Ap. Peter Pfarrer Fernmann A.-V. (Blatt 1v-24, 68-70, 80v-97); St. Ap. Peter Pastor Findeisen O.-A. (L. 25ob-43, 72-74, 98ob-115); St. Ap. Peter Pastor Keussler A.-G. (L. 44ob-62, 76-78, 116ob-129); St. Anna Pfarrer Freifeld K.-R. (L. 131ob-147, 163-164ob, 170ob-184); St. Anna Pfarrer Mutel J.-G. (L. 151ob-158, 166-166ob, 186ob-195); St. Anna Pfarrer Otto T.-W.-I. (L. 160ob-161, 168, 197ob-200); St. Katharina der Deutschen Pfarrei Pfarrer Hasenäger R.-F. (L. 201ob-212, 224ob-226ob, 255ob-264); St. Katharina der Deutschen Pfarrgemeinde von Pfarrer Walter R.-W. (213ob-223, 253ob-252, 265ob-274); St. Katharina der schwedischen Gemeinde (Folio 227ob-252, 288ob-292, 294ob.-308); St. Michael der deutschen Gemeinde (fol. 275ob-287); St. Maria der finnischen Gemeinde (fol. 309ob-434); St. Johannes der estnisch-deutschen Gemeinde (fol. 435ob-491); Christus der Erlöser der lettisch-deutschen Gemeinde von Pfarrer Kersten J.-G. (L. 492ob-516); Christus der Retter der lettisch-deutschen Gemeinde von Pastor Sanders I. (fol. 517ob-537); St. Maria der deutsch-russischen Gemeinde (fol. 539ob-550); im Wohltätigkeitshaus der armen Kaiserin Alexandra Feodorovna der deutschen Gemeinde – über die Toten (fol. 563ob-564); St. Georg der deutschen Pfarrei beim Zweiten Kadettenkorps Kaiser Peters des Großen (fol. 565ob-571); St. Mary der deutschen Pfarrei in den Gradsky-Armenhäusern – über die Geborenen und die Toten (fol. 573ob-578); Christus der Erlöser der Deutschen Pfarrei im Evangelischen Krankenhaus (fol. 580b-587); Christus der Erlöser der deutschen Gemeinde im Schloss des Fürsten A.P. Oldenburgsky – über die Geborenen und die Toten (fol. 588ob-592); die Kapelle im Krankenhaus „All Who Sorrow“ der deutschen Pfarrei – über die Toten (Blatt 593ob-594). Es gibt eine Aufzeichnung über die Anzahl der Geburten, Eheschließungen und Todesfälle der Kirche St. Vmch. George am Technological Institute (b/d Blatt 66 ob-67). Vollständig digitalisiert: 609 elektronische Bilder
8 1891Metrische Bücher der lutherischen Kirchen in St. Petersburg: St. App. Peter Pfarrer Fernmann A.-V. (L. 1ob-22, 67-68ob, 75ob-94); St. Ap. Peter Pastor Findeisen O.-A. (Blatt 23v-43, 69-71v, 95v-110); St. Ap. Peter Pastor Keussler A.-G. (L. 44ob-65, 72-73ob, 111ob-126); St. Anna Pfarrer Freifeld K.-R. (L. 128ob-170); St. Anna Pfarrer Mutel J.-G. (L. 172ob-194); St. Anna Pfarrer Malmgren A.-L. (L. 183ob-194); St. Katharina der Deutschen Pfarrei Pfarrer Hasenäger R.-F. (L. 205ob-227); St. Katharina der Deutschen Pfarrgemeinde von Pfarrer Walter R.-W. (L. 228ob-248); St. Michael der deutschen Gemeinde (fol. 249ob-262); St. Katharina der schwedischen Gemeinde (fol. 263ob-307); St. Maria der finnischen Gemeinde (fol. 309ob-428); St. Johannes der estnisch-deutschen Gemeinde (fol. 428ob-483); Christus der Erlöser des lettisch-deutschen Pfarrers Walter K. (fol. 483ob-493); Christus der Erlöser des lettisch-deutschen Pfarrers Sanders I. (fol. 494v.-521v); Hl. Maria der deutsch-russischen Gemeinde (fol. 523ob-544); St. Mary der deutschen Pfarrei in den Gradsky-Armenhäusern – über die Geborenen und die Toten (fol. 545ob-555); im Wohltätigkeitshaus der armen Kaiserin Alexandra Feodorovna der deutschen Gemeinde – über die Toten (fol. 556ob-557); St. Georg der deutschen Gemeinde beim Zweiten Kadettenkorps Kaiser Peters des Großen – über die Toten (fol. 561ob-562); Christus der Erlöser der Deutschen Pfarrei im Evangelischen Krankenhaus (fol. 565ob-572); Christus der Erlöser der deutschen Gemeinde im Schloss des Fürsten A.P. Oldenburgsky – über die Geborenen und die Toten (fol. 574ob-577); die Kapelle im Krankenhaus „All Who Sorrow“ der deutschen Gemeinde von Pastor Jürgensen – über die Toten (fol. 578ob-579). Vollständig digitalisiert: elektronische Bilder 591

Deutsche Gemeinden

195 1915 —
ohne Datum
Metrische Kirchenbücher: Pfarrei Smolensk, Pfarrei Belovezh, Provinz Tschernihiw, Pfarrei Poltawa, Krementschug, Kiew, Radomysl Vollständig digitalisiert: elektronische Bilder 383
196 1909 —
ohne Datum
Metrische Kirchenbücher: Gemeinde Rostow am Don, Rynovka, Don-Gebiet, Rostow-Lugansk, Jekaterinoslaw-Provinz, Shidlovsky-Gesellschaft, Iozefstal und Aleksandrovsk, Jekaterinoslaw-Provinz, St. Katharina in Jekaterinoslaw, Prishibsko-Molochansky (Friedenfeld-Zweig), Ludwigstal (Romanovka) Woiwodschaft Jekaterinoslaw, Grunau (Aleksandrovsk) Vollständig digitalisiert: 506 elektronische Bilder
197 1908 —
ohne Datum
Metrische Bücher der Kirchen: Gemeinde Rostow am Don, Rynovka, Don-Gebiet, Lugansk, Shidlovsky-Gesellschaft, Iosifovka, Aleksandrovsk, Jekaterinoslawl, St. Katharina in Jekaterinoslawl, Prishib (Zweigstelle Friedenfeld), Ludwigstal (Romanovka) der Provinz Jekaterinoslaw, Grünau (Aleksandrowsk) Vollständig digitalisiert: 508 elektronische Bilder
198 1908 —
1909
Metrische Kirchenbücher: Pfarrei Chisinau, Pfarrei Tarutinsky: p. Tarutino (Geburt), s.Maloyaroslavets, s.Leipzig (Geburt), s.Albosha (Geburt), s. Novo-Tarutino (Tod), Maloyaroslavets Dorf (Tod), Kulm Dorf (Tod), Leipzig Dorf (Tod) , Dorf Limchuna (Tod), Dorf Albota (Tod), Dorf Yekaterinovka (Tod für 1908 – 1909), v. Romanovka (Tod), v. Kurudzhiyka (Tod), Pfarrei Klyastitsky: v. Klyastits (Geburt), .Berezina ( Geburt), s.Gofnungstal (Geburt), s.Nadezhda (Geburt), s.Gnadenfeld (Geburt), s.Yakobstal (Geburt), s.Manzha-Edling (Geburt für 1908-1909), s.Josefsdorf (Geburt) , s. Borodino (Geburt), s. Klyastitsy (Tod), s. (Tod), v. Manzha-Edling (Tod 1908-1909), v. Josephsdorf (Tod), v. Matildendorf (Tod), v. Yelenovka (Tod), v. Borodino (Tod 1909), Pfarrei Fère Champenois zsky Dorf Fer-Champenoise 1 (geb. 1909), Dorf Paris (geb. 1909), Dorf Denewitz (geb. 1909), Dorf Fer-Champenoise-2 (geb. 1909), S. Katzbach (Geburt) , Dorf Plock (geb. 1909), Dorf Hoffnungefeldt (geb. 1909), Dorf Eichendorf (geb. 1908-1909), Dorf Aleksandrovka (geb. 1908-1909), s. Alexanderfeld (geb. 1908-1909), s. Sofiyivka (geb. in 1909), s. Fer-Champenoise-1 (Tod), s. .), s. Fer-Champenoise-2 (Tod 1909), s. Denewits (Tod 1909), s. Sofiyivka (Tod 1909), S. Hoffnungefeldt (Tod 1909), Dorf Plock (Tod 1909), Dorf Aleksandrovka (Tod 1908-1909), Pfarrei Artsissky, Dorf Eichendorf (Tod 1908-1909), Pfarrei Novo-Saratov mit Novo-Sarata ( geb. 1909), v. Vishnevka (geb. 1909), v. Furstenfeld (geb. 1909), v. Romanovo (geb. 1909), v. Yargara (geb. 1909), mit. Manukbeevka (geb. 1909), Kh. (geboren 1909), Provinz Bessarabien. (Heirat 1909), S. Novo-Sarata (Tod 1909), S. Yargara (Tod 1909), Dorf Manukbeevka (Tod 1909), Dorf Fundu-Saratsiki (Tod 1909), Dorf Lesvo (Tod 1909). ), Gemeinde Tarutinsky Albota de Jos (Tod 1909), Gemeinde Artsyzsky v. Artsyz (geb. 1909), v. Novo-Artsiz (geb. 1909), v. Brieny (geb. 1909), v. Teplitz (geb 1909), das Dorf Fridenstal (geb. 1909), Provinz Bessarabien. (Heirat 1909), v. Artsyz (Tod 1909), v. Novo-Artsiz (Tod 1909), v. Brienne (Tod 1909), v. Teplitz (Tod 1909), s. Fridenstal (Tod in 1909), Saratsky Gemeinde S. Likhtenstal (geboren 1909), S. Sarata (geboren 1909), s. ), das Dorf Friedensfeld (geboren 1909), das Dorf Marazlievka (geboren 1909), das Dorf von Balakchella (Geburt 1909), Dorf Saryary (Geburt 1909), Dorf Gnadental (Geburt und Heirat 1909), Dorf Lichtental (Tod 1909), Dorf Sarata (Tod 1909), Dorf Kantemir, Dorf Rosenfeld , Dorf Friedensfeld, Dorf Marazlievka, Dorf Gnadental, Dorf Saryary, Balakchelly (alle – Tod 1909), Postgemeinde Benkensdorf Postdorf, Dorf Bazyryanka, Dorf Pavlovka, Dorf Benkendorf, Dorf Straßburg-2, Dorf Mansburg, Dorf Sofiental, Siedlung Schabo (alle – Geburt für 1909), Gemeinde Benkendorfsky-Akkermansky (verheiratet 1909), Gemeinde Postal-Benkendorfsky Mannsburg, s.Sofiental, Posad Shabo (alle – Tod 1909), Pfarrei Benkendorf Postgraduiertenschule Eigenheim s.Eigenheim (geb. 1909), Postal-Benckendorff-Gemeinde in s. Andreevka (geb. 1909), s. Alisovka, s. Alisovka, s . 1909), Gemeinde Postal-Benkendorfsky, Dorf Seiman, Dorf Andreevka, Postgraduiertengemeinde Dorf Eigenheim, Chemchely-1 (alle – Tod 1909) Vollständig digitalisiert: elektronische Bilder 1804
199 1909 —
1910
Register der Kirchengemeinden: Gemeinde Chisinau (Geburt, Heirat, Tod für 1910), Gemeinde Tarutinsky Dorf Tarutino, Dorf Malo-Yaroslavets-1, Dorf Malo-Yaroslavets-2, Dorf Kulm, Dorf Leipzig, Dorf Novo – Tarutino, s. , s. Maloyaroslavets-2, s. Kulm, s. Leipzig, s. Novo-Tarutino, s. Minchuna, s. Kurudzheyka, s. Romanovka, s. Ekaterinovka, s. .Albota de Jas (alles ist Tod), Klyastitsky Pfarrei, Dorf Klyastits, Dorf Friedrichsfeld, Dorf Berezino, Dorf Borodino, Dorf Gofnungstal, Dorf Nadezhda, Dorf Gnodenfeld, Dorf Jacobstal, Novo-Annovka, Dorf Manzha-Edling, Dorf Josefsdorf, Dorf Matildendorf, Dorf Yelenovka, das Dorf Annovka (alle – Geburt), Heirat, das Dorf Klyastits, das Dorf Friedrichsfeld, das Dorf Berezino, das Dorf Borodino, das Dorf Gofnungstal, das Dorf Nadezhda, das Dorf Gnodenfeld, das Dorf Yakobstal , Dorf Novo-Annovka, Dorf Manzha-Edling, Dorf Josefdorf, Dorf Matildendorf, h.Elenovka, h.Annovka (alles ist Tod), die Gemeinde Fer-Champenoise s.f er-Champenoise-1, Dorf Paris, Provinz Bessarabien, Dorf Kadbach, Dorf Fer-Champenoise-2, Dorf Denevitz, Dorf Plock, Dorf Hofnungsfeld, Dorf Sofiyivka, Dorf Alexanderfeld, Dorf Aleksandrovka, mit .Eichendorff, (alle – Geburt), Heirat – chronologische Liste, s.Fer-Champenoise-1, s.Paris der bessarabischen Provinz., s.Katsbach, s.Fer-Champenoise-2, s.Denevits, s.Plock , s.Gofnungstal, s.Sofiyivka, s.Aleksandersfeld, s.Aleksandrovka, s.Eykhendorf (alle – Tod), Postgraduiertengemeinde Novo-Sarat Leon (Geburt), Gemeinde Novo-Sarata Kolonie Knyazevka (Fürstenfeld) – Geburt , Gemeinde Tarutinsky s. Romanovo (Geburt), Gemeinde Novo-Sarata s. Manukbeevka (Geburt), Gemeinde Fer-Champenoise s. Yagarara, s. Aufbaustudium in Novo-Sarat, Heirat – chronologische Liste, Dorf Yaargary (Tod ), Leov, Dorf Vishnevka, Dorf Fundu-Saratsiki, Dorf Novo-Sarat, Dorf Manukbeevka, Dorf Romanovo, Kolonie Knyazevka (Fürstenfeld), alle – Tod, Pfarrei Artsizsky s.Artsiz, s. Heirat, s.Artsiz (Tod), Heirat – chronologische Liste, s. , v. Friedensfeld, v. Marazlievka, v. Kantemir, v. Balakchely, v. Saryary, v. Rosenfeld (alle – Geburt), Heirat – chronologische Liste , v. Sarata, v. Rosenfeld, v. Kantemir, v. Gnadental, Dorf Likhtental, Dorf Friedensfeld, Dorf Saryary, Dorf Balakchely, Dorf Marazlievka (alle – Tod), Gemeinde Benkendorfsky, Postdorf, Dorf Benkendorf, Dorf Sofiental (alle – Geburt), Postal-Benkendorfsky Kirchspiel Mansburg, s. Eigenheim (alles ist Geburt) Kirchspiel Benkendorf-Ackermann-Hochzeit – chronologische Liste, Kirchspiel Benkendorf-Post-Hochzeit – chronologische Liste, Kirchspiel Benkendorf s. Postal, s. Benkendorf, s. Sofienstal, s. Mansburg, s. Strasbourg Dorf, Pavlovka Dorf, Alisovka Dorf, .Seimen, s.Andreevka, s.Romanovka, s.Chemchal-1, s.Akkerman (alle – Tod) Vollständig digitalisiert: elektronische Bilder 1775

Einwohner Karlsruhe (Deutsch Dschankoj) auf der Krim

Kreis Perekop, Taurien, Mai 1939, aufgelistet von Heinrich Motz (Hannover)

  1. Friedrich Kindopp – seine Frau Helene geb. Hübner. Kinder:
    1. Luise,
    2. Helene,
    3. Hildebert,
    4. Lea,
    5. Lili
  2. Daniel Breitenbücher – seine Frau Jakobine geb. Hafer. Kinder:
    1. Ida, verh. mit Emanuel Hofmann
    2. Katharine, verheir. mit Gerhard Neufeld – 1 Kind
    3. Eduard – dessen Frau Amalie geb. Frasch – Kinder: Fani, Ella  Jakob, Emma
    4. Robert, dessen Frau Luise, Tochter von Friedr. Kindopp. Kinder Elvi, Daniel
    5. Ella verheir. mit Heinrich Gerzen -1 Kind
    6. Daniel, dessen Frau Rosalie geb. Stoll
    7. Lena, verheir. mit Eduard Harwardt
  3. Wwe. Helene Frasch geb. Eisenbraun – Ehemann Friedr. Frasch gestorben 1919 Kinder:
    1. Luise verh. mit Eduard Huber – 5 Kinder
    2. Edmund, dessen Frau Emma geb. Stoll – Kind: Hilde
    3. Olga, verh, mit Heinrich Motz – 3 Kinder
    4. Herta, verh. mit Jakob Walz – 2 Kinder
    5. Amalie, verh. mit Eduard Breitenbücher, siehe 2c
    6. Helene, verh. mit Edgar Kodopp
  4. August Grischkowski, dessen Frau Emilie Schönbeck, Kinder:
    1. Alice
    2. Viktor
    3. Helmi
    4. Alfred
  5. Andreas Stoll, dessen Frau Christine geb. Scherüble, Kinder:
    1. Albert, dessen Frau Elsa, geb. Stoll – 1 Kind
    2. Andreas, dessen Frau Anna geb. Walz – 1 Kind
    3. Woldemar
    4. Edgar
    5. Emil
  6. Andreas Hofmann, dessen Frau Magdalena geb. Motz, Kinder:
    1. Emanuel, dessen Frau Ida, Tochter von Daniel Breitenbücher, Kinder: Nelli, Leo, Ego, Harald
    2. Andreas, dessen Frau Elsa Günther – 3 Kinder
    3. Ella, verh. mit Ferdinand Breitenbücher – 2 Kinder
  7. Otto Prieb, dessen Frau Amalie geb. Haar
  8. Wwe. Christine Reichardt, geb. Tabbert – Ehemann Johannes 1931 gestorben, Kinder:
    1. Emilie, verh. mit Adolf Hofmann – 2 Kinder
    2. Magdalene, verh. mit Christian Reichardt
    3. Helene, verheir., Name des Mannes unbekannt
    4. Christine verh. mit Richard Schwamm – 1 Kind
    5. Maria
    6. Edmund, dessen Frau Lea geb. Stoll – 2 Kinder
    7. Oskar, dessen Frau Lydia geb. Beck
  9. Samuel Schweigert, dessen Frau Pauline geb. Schäfer – 12 Kinder
  10. Jakob Schmidt, dessen Frau Maria geb. Hurlebans – Tochter Lena, verheir. mit Gustav Kindopp
  11. Artur Heine, dessen Frau eine geborene Prieb – 2 Kinder
  12. Gustav Kindopp, dessen Frau Lena, Tocher von Jakob Schmidt – 3 Kinder
  13. Albert Hinkel, dessen Frau Klara geb. unbekannt – 4 Kinder
  14. Philipp Huber, dessen Frau Rosine geb. Stoll, Kinder
    1. Oskar
    2. Emil
    3. Ernst
    4. Edmund
    5. ein Mädchen
  15. Friedrich Reinhard, Frau – Name unbekannt, Kinder:
    1. Amalie
    2. Christian u. Frau Magdalene, Tochter von Wwe. Christine Reichardt u 5 Kinder
    3. Ottilie
    4. Jakob u Frau Ottilie geb. Bosch
    5. Helene
  16. Johann Motz u. Frau Luise geb. Wernick, Kinder:
    1. Heinrich Motz u. Frau Olga, Tochter von Wwe. Helene Frasch u. Kinder Gerhard, Ella, Edgar
    2. Lydia verh. mit Johann Stickel – 4 Kinder
    3. Eduard u. Frau Lydia geb. Motz u. Kinder: Erna, Edmund, Edgar u. Otto
    4. Christian u. Frau Anna geb. Reinke u. 1 Tochter Ilse
    5. Traugott u. Frau Karla geb. Peck
    6. Erna verh. mit Philipp Hübner – 1 Kind
    7. Luise, verh. mit Johann August – 1 Kind
  17. Friedrich Hinkel u. Frau Beata geb. Stoll u. 1 Tochter Ellen
  18. Johann Schönbeck u. Frau Ida geb. Rau
  19. Wwe. Sophie Hinkel geb. unbekannt, Kinder:
    1. Eduard u. Frau Ottilie geb. Huber – 3 Kinder
    2. Karl u. Frau Emma geb. Huber – 2 Kinder
    3. Adolf u. Frau Lilli geb. Kindopp
    4. Ottilie verh. mit Glöckler
    5. Alida
  20. Ferdinand Breitenbücher u. Frau Ella, Tochter von Andreas Hofmann u. 2 Kinder
  21. Eduard Kindopp u. Frau Sophie geb. Birkle, Kinder:
    1. Adele, verh. mit Trauter
    2. Lili, verh. mit Adolf Kinkel
    3. Edgar u. Frau Helene, Tochter von Wwe. Helene Frasch u. 3 Kinder
    4. Elsa
    5. Melania
  22. Christian Sanne u. Frau Emilie, geb. Kinkel u. 8 Kinder
  23. Wwe. Sophie Prieb, geb. Kirsch – Sohn Nikolaus u. Frau Olga geb. Schönbeck u. 2 Kinder
  24. Eugen Prieb u. Frau Eleonore, geb. Motositzki – Söhne Friedrich u. Oskar
  25. Jakob Walz u. Frau Herta, Tochter von Wwe. Helene Frasch u. 4 Kinder

Abschrift DAI Kommando Stumpp 1939, Mikrofilm 007953036

Kollektivierung 1930

Bonner Zeitung 22.6.1930

Wie die Bauern in Rußland kollektivisiert werden

Bekanntlich führen die Bolschewisten in Rußland die Zerschlagung der privaten Landwirtschaft und die Ueberführung der Bauern in die Kollektiven mit aller Gewalt durch. Für uns Deutsche ist es von besonderem Interesse, die Zwangskollektivisierung der deutschen Weinbaukolonie in Transkaukasien zu verfolgen. Wir sind in der Lage, den Bericht eines deutschen Weinbergbesitzers auszugsweise zu veröffentlichen.

Die Kollektivisierung der deutschen Kolonien Transkaukasiens wurde in der Zeit zwischen dem 6. und 15. Februar 1930 unter schwerem Druck und unter schweren Drohungen durchgeführt. Der Anfang wurde in den beiden größten Kolonien Helenendorf und Katharinenfeld gemacht.

Helenendorf. Um die Leute gefügig zu machen, wurden in Helenendorf am Vorabend des Beginns der Kollektivisierung sechs Männer verhaftet. Am nächsten Tage wurde die Gemeinde versammelt, und ein georgischer kommunistischer Funktionär drohte während der einberufenen Gemeindeversammlung, daß jeder, der gegen die Kollektivierung stimme, erschossen werde. Auf diese Weise wurde fünf Tage lang auf die deutschen Kolonisten eingewirkt, bis sie so weit zermürbt waren, daß sie sich durch Unterschrift verpflichteten, in die Kollektivwirtschaft einzutreten.

Trotz dieser unerhörten Drohungen telegraphierte der Kommunist Emil Bock an seinen Gesinnungsgenossen Thälmann in Berlin, daß die deutschen Kolonisten Helenendorfs mit Begeisterung die Kollektivwirtschaft aufgenommen hätten.

Am Tage der Kollektivisierung hatte die deutsche Winzergenossenschaft „Konkordia“ für die zwangsweise liquidierte Filiale in Leningrad eine Ueberweisung von 2 Millionen Rubeln erhalten. Diese Ueberweisung wurde von den kommunistischen Funktionären sofort beschlagnahmt.

Gleichzeitig mit der Kollektivisierung wurden sämtliche außerhalb des Gemeindelandes gelegenen Weinberge der Kolonisten Helenendorfs aus dem Kollektiv Thälmann (früher Helenendorf) abgeteilt und an Fremdstämmige übergeben (rund 1000 Morgen).

Katharinenfeld. Nachdem hier die kommunistischen Funktionäre sich zwei Tage lang vergeblich bemüht hatten, die Kolonisten zum Eintritt in die Kollektive zu bewegen, wurde die Gemeinde in vier Gruppen geteilt, von denen nun jede für sich bearbeitet wurde. Schließlich gelang es den kommunistischen Funktionären Fritz Reiser und Gottfried Kimmerle durch Drohungen, aus jeder Gruppe einige Personen zur Unterschrift zu bewegen. Am sechsten Tage waren auch die anderen so weit zermürbt, daß sie sich einverstanden erklärten, in die Kollektive einzutreten. Die einzigen, die nicht in die Kollektive eintraten, waren die in dieser Kolonie ansässigen Reichsdeutschen. Der Eintritt in die Kollektive erfolgte hier mit dem Vorbehalt, daß alle wieder austreten würden, wenn auch nur ein deutscher Ansiedler dieser Kolonie verhaftet würde.

Die Reichsdeutschen dieser Kolonie befinden sich bereits auf dem Wege nach Deutschland. Ihr Vermögen wurde auch hier der Kollektive einverleibt.

Nachdem die deutschen Kolonien kollektivisiert waren, wurde versucht, die Kollektivisierung auch in den tatarischen und georgischen Dörfern durchzuführen. Hier stießen aber die Funktionare auf schärfsten Widerstand. Die gutbewaffneten Tataren sammelten sich und lieferten den roten Truppen bei dem Dorfe Karasachkal eine Schlacht bei dem Uebergang über die Kura. Der Kommandeur der Miliz des Kasacher Kreises Hatschan ging mit einem Teil seiner Leute zu den Aufständischen über und versorgte die auf rund 8000 Mann angewachsene Truppe mit Maschinengewehren, Militärflinten und Munition. Die roten Truppen mußten aus Karajachkal mit bedeutenden Verlusten abziehen.

Auch die tatarischen Dörfer bei dem früher Siemenschen Kupferbergwerk Kedabek verteidigten sich mit den Waffen in der Hand gegen die Kollektivisierung. Hier erreichte den georgischchen Funktionär, der die Kollektivisierung der deutschen Kolonien mit Gewalt durchgedrückt hatte, sein Schicksal: von den wildgewordenen Tataren wurde er gevierteilt und das von ihm Uebriggebliebene seinen Gesinnungsgenossen in Gandscha zugestellt.

Nach dem Kreis Baschkeschet, Georgien, wurde ein besonderer Vertrauensmann Stalins entsandt, um die dortigen Tataren zum Eintritt in die Kollektivwirtschaft zu überreden. Doch gelang ihm dies nicht, er konnte sich nur durch rasche Flucht vor dem Schicksal seines Gesinnungsgenossen retten (Kedabek).

In den georgischen Dörfern versuchten die kommunistischen Funktionäre vergeblich, die Kollektivierung zu erzwingen Die Bauern leisteten überall schärfsten Widerstand, und eine Reihe der Funktionäre wurde von den georgischen Bauern ermordet. Daraufhin wurden Hunderte von georgischen Bauern verhaftet, viele flüchteten.

Die bekannte deutsche Winzergenossenschaft „Konkordia“, die noch im vorigen Jahre von allen kommunistischen Zeitungen als mustergültig für die ganze Sowjetunion bezeichnet wurde und die in Wirklichkeit die einzige Genossenschaft Sowjetrußlands war, die sich ohne Staatshilfe aus eigener Kraft lebensfähig erhielt, die sich im Verlauf der letzten zehn Jahre zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor heraufgearbeitet und im Geschäftsjahr 1927/28 einen Umsatz mit ihren eigenen Erzeugnissen von über 20 Millionen Rubeln erzielte, wurde von der Sowjetregierung aufgelöst.

Die Genossenschaft„Konkordia“ wurde im Jahre 1921 auf gesetzlicherlicher Grundlage gegründet und umfaßte die in Aserbeidschan befindlichen acht deutschen Kolonien Helenendorf (Thälmann), Georgsfeld (Leninfeld), Annenfeld (Maifeld), Eigenfeld, Traubenfeld, Alexejewka, Grünfeld und Jelisawetinka (Marxowka), deren sämtliche Ansiedler der Genossenschaft angeschlossen waren.

Die durch den Vertrieb der Erzeugnisse erzielten Gewinne wurden ausschließlich für allgemeinwirtschaftliche und kulturelle Zwecke verwendet. Ein entomologisches=geologisches Institut und ein Versuchsgarten für Weinbau von 40 Hektar wurden von der„Konkordia“ unterhalten. Ihre Mitglieder wurden mit den nötigen Schädlingsbekämpfungsmitteln und allen anderen Bedarfsartikeln versorgt. Genossenschaftskeller und Bewässerungsanlagen für die einzelnen Gruppen wurden gebaut. Außerdem unterhielt die „Konkordia“ eine deutsche Oberrealschule (später in eine Arbeitssschule 2. Stufe umgewandelt), acht zweiklassige Volksschulen, eine Taubstummenanstalt sowie vier Kirchspiele mit vier Pfarrern, Küstern, Organisten usw.

Schon bevor mit der Kollektivisierung der Kolonien begonnen wurde, mußte die Genossenschaft gezwungenermaßen ihre Niederlassungen in Leningrad, Moskau usw. liquidieren. Das Vermögen der Genossenschaft gehört ihren Mitgliedern, das heißt, den deutschen Kolonisten Aserbeidschans.

Das viele 10 Millionen zählende Vermögen der deutschen Winzergenossenschaft „Konkordia“ sowie die Privatweinberge und das Privatvermögen der deutschen Kolonisten von noch bedeutend höherem Werte, das im Verlauf von über 100 Jahren von vielen Generationen durch schwerste Arbeit erworben worden war, ist somit den deutschen Kolonisten durch die Kollektivisierung geraubt worden.


Foto und Textabschrift: Bonner Zeitung 22.6.1930, 40. Jahrgang Nr. 167

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Deutsche Kolonisten

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