Bremen, 11. Jun. Mit Leidwesen ersehen wir hier aus einem Schreiben aus Mainz in öffentlichen Blättern, da allen Warnungen und der bestimmten Erklärung deß brasilianischen Herrn Geschäftsträgers zum Trotz, daß wer seine Ueberfahrt nach Brasilien nicht selbst baar bezahlen kann, nicht darauf rechnen darf, durch ihn hinübergeschafft zu werden, dennoch verblendete Landsleute sich auf hier aufmachen, um nach Brasilien auszuwandern. Am 31. Mai kam zu Mainz eine kleine, aus 48 Köpfen bestehende Karavane solcher bethörter und, wie nach jenem Schreiben scheint, unbemittelter Leute auf ihrer Reise auf hier an, die wahrscheinlich durch Betrüger hintergangen, gegen die Warnungs-Anzeige des Herrn v. Schäfer von ihm eingeladen zu seyn glaubten. “ Einsender dieses, heißt es in jenem Artikel, sprach mit ihnen und erzählte ihnen das bedauernswürdige Schicksal der württembergischen Auswanderer in Bremen, wie sie, ohne das Mitleid der dortigen Bewohner, dem Hungertode preisgegeben waren, und ohne Geld keinen Schutz zu erwarten hatten. Die Unglücklichen hielten Alles dieses für Täuschung und waren nicht zurückzuhalten.“
Möchte doch jeder, der dazu Gelegenheit hat, solche unglückliche auswanderungslustige Leute zu enttäuschen und aus ihrem Irrthume zu reißen suchen“ Mögen sie insbesondere diejenigen, welche nach Brasilien auswandern wollen, zu bewegen suchen, sich vorher mit dem bekannt zu machen, was sie dort zu erwarten haben, und zu lesen, was die Zeitschrift Columbus (und nach ihr Flora 67 und der Nürnb. Corresp. Nr. 137) in einem Schreiben des bairischen Gelehrten, Herrn von Martius, der selbst in Brasilien war, darüber mitgetheilt hat. Nur das große Elend, worin sich einige zwanzig Familien der obenerwähnten württembergischen Auswanderer befanden, vermochte diesige Einwohner, an deren Mitleid Unglückliche in der Nähe nähere Ansprüche hatten, dazu , Geld zusammen zu schießen, damit diese Leute nur wieder in ihre Heimath zurückgeschafft werden konnten. Auf solches Mitleid dürfen leichtsinnige Leute aber für die Zukunft nicht wieder rechnen, um so mehr, da sie im voraus gewarnt sind und ihnen ihr Schicksal vorher gesagt wird.
(Bremer Ztg.)
Schlagwort: Auswandererschicksal


Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Die Königl. Regierung des Regenkreises ist durch höchstes Ministerial-Rescript vom 10ten dies angewiesen worden, die aus der philadelphischen Zeitung entnommene Bekanntmachung einiger im Jahre 1834 nach Jamaika ausgewanderten Deutschen, die in der allgemeinen Zeitung Beilage zu Nr. 276. S. 2207 abgedruckt ist, zur Warnung durch das Kreis-Jntelligenzblatt noch weiter zu veröffentlichen. Indem man sich hiemit dieses Auftrages entledigt, werden die K. Polizeibehörden angewiesen, die Gemeindevorsteher hierauf noch besonders aufmerksam zu machen.
Regensburg den 20sten Oktober l836.
Königl. Regierung des Regenkreises, (Kammer des Innern.)
v. Schenk.
Kirnberger, Sekretär.
Auszug aus der allgemeinen Zeitung vom 2ten Oktober 1836 Nr. 276. Beilage S. 2207.
Der Westphalische Merkur theilt unter der Aufschrift:
„Auswanderer-Schicksal“ aus dem dritten Jahrgange der philadelphischen Zeitung nachstehende von sechs Deutschen, worunter fünf aus der Provinz Münster, ausgegangene Bekanntmachung mit: „Im Jahre 1834 hatte ein jüdischer Agent eine große Anzahl Deutscher unter den glänzesten Versprechungen überredet, ihre Heimath zu verlassen, und nach Jamaika sich einzuschiffen, um dort auf den Plantagen der Pflanzer als Land- und Arbeitsleute angestellt zu werden. Unter diejenigen, die ihm Vertrauen schenkten, gehörten auch die Unterzeichneten. Die Expedition ging wirklich von Statten, und die unglückliche Schaar betrogener Deutschen langte endlich an dem Orte ihrer Bestimmung an. War die süße Hoffnung einer bessern Zeit ein vollkommener Tröster während einer langen und beschwerlichen Seefahrt, so mußten wir diesen angenehmen Traum desto härter büßen, als die westindische Sonne über uns leuchtete, und unser verheißenes Paradies beginnen sollte. Schon in wenigen Tagen ward es klar, welch ein Schicksal uns erwartete. Statt Wohlfahrt und Freiheit zu finden, hatte uns jener Teufel, auf den wir Alles bauten, zu eigentlichen Sklaven verkauft. Da war keine Seele, die uns freundlich empfangen hätte. Niemand zeigte sich, um den Bedingungen nachzukommen, unter welchen wir unö verleiten ließen, in Jamaika unser Glück zu suchen.
Unser Schiff hatte im Hafen der Hauptstadt Anker geworfen. Man brachte uns wie eine verschacherte Viehheerde an’s Land, und schleppte uns zu Hunderten in die benachbarten Gegenden und das Innere der Insel. Auf Einmal zerstreut und von aller brüderlichen Verbindung getrennt, wußte keiner den Aufenthalt des Andern. Nur äußerst kärgliche Nahrung wurde uns gereicht, und Vielen nicht einmal diese. So starb in kurzer Zeit eine große Anzahl aus Mangel an den nothwendigsten Bedürfnissen.
Andere unterlagen den gewöhnlichen Krankheiten des Landes. Hunger und Klima, und die Gefühle der bittersten Täuschung vereinigten sich, um uns dem Elende oder Tode zu weihen.
Man wollte uns an die Stellen der Sklaven setzen, die in einem Jahre freigelassen werden sollten. Wer sich diesen Bedingungen nicht unterwarf, dem sollte das Recht bleiben, wieder fortzuziehen, wenn es ihm seine Kasse erlaubte. Da dieß aber nur bei sehr Wenigen Statt haben konnte, und vielmehr Jeder darauf gerechnet hatte, einen guten Verdienst im Lande zu finden, so läßt es sich leicht denken, welche Noth und sorgenvolle Tage über sie hereinbrachen. Nie hatte ein Seelenverkäufer frecher und satanischer mit Menschenglück und Menschenleben gespielt, als der, der uns zum Verlassen der Heimath verleitete. Nur mit der größten Anstrengung und dem festen Vertrauen, daß Gott unser Führer sein werde, ist es uns gelungen, dem allgemeinen traurigen Loose unserer armen deutschen Brüder zu entfliehen. Wir befinden uns nun in Nordamerika, zufrieden mir unserer Lage, und im vollen Genuße der bürgerlichen Freiheit. Eine höhere Hand räche den unerhörten Wucher und den satanischen Betrug, der die meisten unserer Reisegefährten in unaussprechlichen Jammer und in’s Grab stürzte. Einigen von uns ward die ernste Prüfung zu Theil, ihre eigenen Kinder als Opfer fallen zu sehen. Möge die öffentliche Bekanntmachung der Schandthaten, die ein Ungeheuer an uns und unsern Brüdern ungestraft verübt hat, wenigstens fernern Versuchen dieser Art ein Ziel setzen.
Philadelphia, den 20sten Mai 1836. (Unterz.) Friedr. Scherf, von Gehren. Johann Karl Schranke, von Erkeln. Anton Gelhaus, von Allhausen, im Praderborn’schen. Heinrich Halsch, von Allhausen, im Praderborn’schen. Anton Ebers, von Brackel. Johann Chr. Friedr. Wittler, von Polta, Amts Uslar.“


Darmstadt, 20. Dec. Die hiesige Zeitung giebt folgenden Bericht aus Vilbel vom 6. Januar: Nachstehende Einwohner des hiesigen Landrathsbezirks:
1) Konrad Rau von Oberau, mit Frau und 5 Kindern,
2) Peter Boning von da, mit Frau und 5 Kindern,
3) Mich. Herrmann von da, mit Frau und 7 Kindern,
4) Johannes Mehlmann von da, mit 2 Kindern,
5) Jakob Berg von Rodenbach, mit Frau und 8 Kindern, hatten sich durch trügerischen Vorspiegelungen des bekannten Major Schäfer zu dem Entschlusse verleiten lassen, nach Brasilien auszuwandern. Nachdem jeder Einzelne von ihnen von einem Agenten des Majors Schäfer die schriftliche Versicherung erhalten hatte, „daß sie mit ihren Angehörigen als Kolonisten und Bürger in dem Kaiserthum Brasilien auf- und angenommen, und aller von Sr. Majestät dem Kaiser von Brasilien den deutschen Einwanderern zugestandenen Vorrechte und Vortheile theilhaftig seyen,“ nachdem sie hierauf ihre sämtliche Habe versilbert und ihre Gläube bezahlt, auch im Frühjahr 1824 die Auswanderungs-Erlaubnis von der großherzogl. Regierung zu Gießen erhalten hatten, reisten sie (jedoch durch mancherlei Umstände aufgehalten, erst zu Anfang Oktober 1825) nach Hamburg ab. Im verflossenen Monat kamen zuerst die vier erstgenannten, und bald darauf Jakob Berg, mit ihren Familien, im allergrößten Elend wieder in ihrer Heimath an. Vor dem großherzogl. Landrathe erzählten sie ihr Schicksal übereinstimmend auf folgende Weise: „Da wir schon in unserer Heimath, nach Bezahlung unserer Gläubiger, mit wenig Vermögen versehen waren, so konnten wir nach einer so harten und beschwerlichen Reise in Hamburg wenig übrig haben, und wir verfügten uns daher sogleich nach unserer Ankunft zu dem Major Schäfer, um unsere Ueberfahrt zu beschleunigen. Die erste Frage, die derselbe an uns that, war: ob wir Geld und Vermögen hätten? Auf unser Vaterland nicht verlassen haben würden, bemerkte er sogleich, daß wir, demnach nicht eingeschifft werden könnten. Doch würden wir, auf unsere dringende Vorstellung, auf den nächsten Tag beschieden und unsere Papiere, um sie näher einzusehen, zurück behalten. Indessen erfuhren wir, daß von allen Auswanderungslustigen ohne Unterschied 120 fl. Ueberfahrtskosten per Kopf verlangt würden, daß nur wenige diese große Summe mitgebracht hätten und daß daher viele schon wieder den Rückweg angetreten hätten. Als wir am andern Tage wieder zu dem Majör Schäfer kamen, wurden wie nicht einmal vor ihn gelassen, sondern von seinem Schreiber bedeutet, daß wir ohne Hinterlegung der Ueberfahrtskosten, die zu 120 fl. per Kopf bestimmt wurden, nicht eingeschifft werden könnten. So wurden wir nicht nur ohne weiteres Gehör wbgewiesen, sondern auch die von dem Major Schäfer erhaltenen Schreiben unter dem Vorwande, da0 sie verlegt sexen, zurückbehalten. Da wir nun einmal so weit gekommen waren; so versuchten wir zwar alle Mittel, und Wege um unseren Auswanderungs-Zweck zu erreichen, – aber vergeblich. Da uns überdieß in Hamburg von dasigen Einwohnern die schrecklichsten Beschreibungen von dem; was wir auf der Ueberfahrt und in Brasilien selbst würden auszustehen haben, gemacht wurden; so traten wir mit Weibern und Kindern in der furchbarsten Regenzeit einen Rückweg an, der uns Zeitlebens ein Schreckensbild seyn wird.


Darmstadt, 22. Januar. In dem vorgestrigen Blatte der O.P.V.Z. wurde das traurige Schicksal von fünf Familien erzählt, welche mit dem Entschlusse, nach Brasilien auswandern, bis Hamburg gereist, aber schon dort zur Rückreise genöthigt worden waren. Hören wir nun auch einen Augenzeugen über das Schicksal, welches diejenigen zu erwarten haben, die wirklich in das Land ihrer geträumten Glückseligkeit gekommen sind. Wie mancher unter diesen würde den schrecklichen Zustand jener armen Familien noch beneidenswerth finden, wenn er, in ungeheurer Entfernung von dem Lande seiner Heimath, an der Möglichkeit verzweifeln muß, daß es jemals anders mit ihm werde! Jener Augenzeuge ist P. H. Schuhmacher, vormals Kommandant an Bord eines Schiffes, welches Auswanderer nach Brasilien transportirte. Derselbe hat über seine Reise eine Schrift drucken lassen, welche den Titel führt: Beschreibung meiner Reise von Hamburg nach Brasilien im Juni 1824, nebst Nachrichten über Brasilien bis zum Sommer 1825 von P. H. Schuhmacher.“ Dem Verfasser war von dem brasilianischen Agenten in Hamburg, dem Major v. Schäffer, das Kommando über einen Transport sogenannter Kolonisten aufgetragen worden. Der größte Theil derselben war von dem Major v. Schäffer unter dem Vorwande angenommen worden, in den kaiserl. Fabriken in Brasilien angestellt zu werden, oder als Kolonisten das Land zu bauen, und es waren ihnen hierbei die vortheilhaftesten Bedingungen gemacht worden. Vor der Abfahrt kam der Agent noch an Bord des Schiffes, um alle jungen Leute zum Militärdienst abzuzeichnen, jedoch mit dem Bemerken, daß es ihnen bei der Ankunft in Rio-Janeiro frei stehe, der Regierung ihre Wünsche vorzutragen. Nach einer glücklichen Seereise langte das Schiff den 11. Okt. in Rio-Janeiro an, Die Mannschaft wurde nach der Ausschiffung sogleich vom Kaiser besichtigt, und die Kolonisten nach Porto-Allegre, einem nördlich gelegenen Hafen, eingeschifft, von wo sie über 100 Stunden ins Innere des Landes gebracht wurden, wo soe angekommen, täglich8 Schill. Hamd. zu ihrem Unterhalte bekamen, übrigens aber ohne Weiteres ihrem Schicksale überlassen wurden. Ich sprach, sagt der Verfasser, wegen dieser Behandlung mit dem Inspektor, zeigte ihm den gedruckten Kontrakt, von dem Major v. Schäffer unterschrieben, nach welchem es jedem frei stehen sollte, sich seine Beschäftigung zu wählen, und nach welchem sie Regierung den Kolonisten, außer dem erwähnten Unterhalt, auch Vieh, Ackergeräthschaften liefern wollte. Ich machte dasrauf aufmerksam, wie wenig es der Regierung von Nutzen seyn könne, wenn alle jungen Kolonisten zum Militärdienst gezwungen würden, da die alten Leute nicht im Stande wären, ohne gemeinschaftliche Mithülfe der jungen den Boden urbar zu machen, oder sich, wenn die Unterstützung der Regierung aufhöre, durch ihrer Hände Arbeit ihren Unterhalt zu erwerben. Der Inspektor antwortete mier hierauf, daß er dieß wohl einsehe, daß jedoch der Befehl des Kaisers in dieser Hinsicht bestimmt wäre. Um sich die Lage eines Kolonisten recht deutlich vorstellen zu können, muß man wissen, daß das Innere dieses großen Landes wüste und menschenleer, und den umherschwärmenden wilden Horden gänzlich überlassen ist; daß die Kolonisten aus gänzlichem Mangel an Vieh und Ackergeräthschaften den Boden nicht gehörig bearbeiten können, da sie aus Mangel an Wegen außer aller Verbindung mit anderen Bewohnern des Landes sind, und endlich bei der Entfernung von den Küsten oder einem bewohnten Orte außer der Möglichkeit sind, ihre Produkte leicht und vortheilhaft abzusetzen, oder sich auch nur die nöthigsten Bedürfnisse anzuschaffen.
Das höchst ungerechten Verfahren ist in Brasilien fortwährend gegen die Kolonisten ausgeübt worden; so sind aus der Schweizer Kolonie Neu-Fryburg alle jungen Leute weggeführt und unters Militär gesteckt worden, indem zur Entschuldigung dieser Maßregel geäußert wurde, man brauche Soldaten nöthiger, als Kolonisten. Die Justiz ist in einem bejammernswürdigen Zustande. Unmenschliche Gesetze aus früheren Jahrhunderten sind noch in Kraft, und da es den Richtern noch bis jetzt gänzlich überlassen sit, solche Kriminalsachen zu modificiren, oder in ihrer ganzen Strenge den Schuldigen zuzuerkennen, so ist ein großes Feld von Bestechungen und anderen nichtswürdigen Handlungen eröffnet. Der treuherzige und ruhige Ton, mit dem der Verfasser seine Erzählung giebt, drückt derselben den Stempel der Wahrheit zu deutlich auf, als daß man im Geringsten die angefühten Thatsachen in Zweifel ziehen dürfte, und sie werden duch die übereinstimmendin Urtheile anderer Augenzeugen bekräftigt. Möchten sie als Warnung von unbesonnenen Auswanderungen zurückhalten und bedenklen lassen, daß der fleißige Mensch in einem kultivirten Lande stets eher sein Fortkommen finden wird, als in einem solchen, welches er erst werden soll.

Auswandererschicksale1 schildert ein Brief, der den Muhsu laiki aus Brasilien zugesandt ist. Der Schreiber Fritzis Kruhse, berichtet, daß er, durch „mancherlei Wirren und Unruhen“ gezwungen, seinen Posten im Innern Rußlands verlassen habe, um sich ein neues Vaterland und „menschlicheres Leben“ zu suchen. In Riga kann er sich „verschiedener Unstände“ wegen nicht tagelang aufhalten, sondern muß mit dem ersten fälligen Dampfer fort nach Gent. Von dort geht es über Antwerpen nach London und mir dem Endziel Sao Paulo nach Brasilien. In England aber beginnen bereits Enttäuschungen. Statt freies Quartier im Schiffskontor zu erhalten, wie die Agenten versprochen – die ganze Fahrt soll kostenlos sein – muß der Schreiber mit anderen Emigranten 10 Tage im schmutzigsten Judenviertel Londons in irgendwelchen Spelunken verbringen. Von Ordnung keine Spur: „Sogar die Männer wußten nicht, wo ihre Frauen sind, und die Kinder und Frauen ahnten nicht, wo sich ihre Männer befinden“. Endlich geht es in einem kleinen Dampfer nach dem französischen Hafen Cherbourg, wo beim Aissteigen alle „nach Heringen stanken, weil wir in der Stickluft der unteren Schiffsräume eingesperrt waren“. Auf dem großen Ozeandampfer kommen die Reisenden müde und hungrig an und erhalten – „verwelkte Kartoffeln und russische Heringe, jeder 3 Kartoffeln und einen halben Hering“. Statt der versprochenen eigenen Kabine für jede Familie gibt es nur Deckplätze, statt der sauberen Betten nur schmutzige Matratzen – dabei das ganze Elend der Seekrankheit, ein Arzt, der für niemand zu sprechen ist, ein Feldscher, der für großes Geld wertlose Medizinen verteilt. In Sao Paulo endlich muß das versprochene Land beim Kolonialdirektor bar bezahlt werden, und zwar ohne daß es der Käufer vorher gesehen hat, und am Schlusse stellt sich heraus, daß die Kolonie „Neu-Odessa aussieht wie eine unfruchtbare Wüste! – „Tag und Nacht hört man klagen und weinen ohne Ende: betrogen, betrogen, betrogen.“
Am 5. Juli 1923 wurde Fritz Kruse mit seiner Familie in Neu-Odessa, Brasilien eingebürgert.2

Einbürgerung Fritz Kruse
1 Rigasche Rundschau Nr. 99 vom 1. Mai 1907, p.7
2 Archiv des Staates São Paulo: Museu da Imigração do Estado de São Paulo