Zur Erinnerung an unsere Vorfahren, die als Migranten aus Süddeutschland in die Welt zogen

Kategorie: Ostpreussen

Landkreis Treuburg

Der Kreis Oletzko (ab 1933 Kreis Treuburg, ab 1939 Landkreis Treuburg) war ein Landkreis in Ostpreußen, der von 1818 bis 1945 bestand.


Um 1560 wurde Schugten1 (Czugkten, Czuckten, Czukten, Schuchten, Czukty) gegründet und vermutlich nach seinem Gründer Mickolay Schuchta von Chelchen benannt. Dieser erhielt unter Herzog Albrecht von Preußen durch den Amtshauptmann Christoph Glaubitz vier Hufen Land, 40 Hufen waren mit Zinsbauern zu besetzen.

Mit der Einrichtung der Domänenämter ab 1725, zu deren Aufgabe auch die Gerichtsbarkeit über die königlichen Amtseinsassen, Kölmer und Freien, wurde im Jahre 1747 das Domänenamt Czychen mit Sitz im Vorwerk Czychen gegründet.2,3  Da das Domämenamt Czychen zu klein für ein eigenes Domänen-Justiz-Amt war, wurde es dem Domänen-Justiz-Amt Oletzko zugeschlagen.4 Diesem Domänenamt unterstand auch Czuckten (Schuchen). 1785 wurden 19 Feuerstellen5 und 1818 bereits 22 Herdstellen und 147 Einwohner gezählt.6

Evangelische Bewohner gehörten zur Kirche in Czychen, katholische Bewohner gehörten zur Kirche in Marggrabowa. Eine eigene Schule gab es nicht im Ort, die Kinder besuchten sie im Nachbarort Sokolken.

Hier lebten Mitglieder der Familien Gustmann, Weller und Gembalies.


  1. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister (2005): Schuchten
  2. Historisch-comparative Geographie von Preussen,Dr. Max Toeppen, Gotha 1858, S.316
  3. Goldbeck, Johann Friedrich, Vollständige Topographie vom Ost-Cammer-Departement,1785, II.Hauptwerk, S.40
  4. Goldbeck, Johann Friedrich, Vollständige Topographie vom Ost-Cammer-Departement,1785, II.Hauptwerk, S.56
  5. Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement S.25 in: Volständige Topographie des Königreichs Preussen von Johann Friedrich Goldbeck; Erster Theil, welcher die Topographie von Ost-Preussen enthält; Königsberg-Leipzig 1785
  6. Vollständiges topographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1 A-H; Johann Daniel Friedrich Rumpf, Heinrich Friedrich Rumpf, Berlin 1820;  S. 217
  7. Kartenausschnitt: http://www.olecko.info

Kreis Goldap

Der Kreis Goldap war ein Landkreis in Ostpreußen und bestand als preußisch-deutscher Kreis in der Zeit von 1818 bis 1945.


Die Stadt Goldap wurde 1565 von Herzog Albrecht als Grenzbollwerk in der Rominter Heide errichtet und erhielt 1570 Kulmer Stadtrecht. Als Grenzbollwerk erlebte sie in der Folge zahlreiche Verwüstungen, Brände und Pestwellen.

Nach den  Pestjahren 1709 bis 1711 wurde in den darauf folgenden zwanzig Jahren durch die Ansetzung von auswärtigen Kolonisten (Rétablissement) das Land neu bevölkert.

Als das Emigrationsedikt des Erzbischofs Leopold Anton Freiherrn von Firmian vom 31. Oktober 1731 in Regensburg bekannt wurde,  welches rund 20.000 Menschen auf Grund ihres Glaubens heimatlos machte, erklärte der preußische König Friedrich Wilhelm I. die Vertriebenen für seine Untertanen. Am 2. Februar 1732 erließ er das Königlich Preußische Einladungspatent an die Salzburger und setzte Verpflegungsgelder für die Salzburger Exulanten an, für Männer täglich vier Groschen, für Frauen und Mägde drei Groschen und für jedes Kind zwei Groschen.

Zwischen dem 30. April 1732 bis dem 15. Juli 1733 verließen vor allem Handwerker- und Bauernfamilien das Land. 314.728 Auswanderer, genannt werden 16 Züge, trafen in Berlin ein. Ein Teil von ihnen gelangte über Stettin mit einem der 66 Schiffe nach Königsberg (das ersten kam am 28. Mai 1732 an). Der erste von elf Landtransporten kam am 6. August 1732, der letzte am 8. November 1733 in Königsberg an. Von den schätzungsweise 16 – 17.000 durchziehenden Immigranten blieben 377 in der Stadt, da vor allem Handwerker ihrem Gewerbe in den Städten nachgehen konnten.

Die meisten Salzburger siedelten im Raum Gumbinnen. Hier erhielten mittellose Bauern eine Hufe Land. Die Exulanten wurden auf freie Stellen verteilt, so kamen 117 Kolonisten in den späteren Kreis Goldap, wo sie vor allem im östlichen Teil siedelten.


Die Kirchspiele des Kreises waren Dubeningken, Gawaiten, Goldap, Grabowen, Gurnen, Mehlkehmen, (Groß) Rominten (ab 1868), Szittkehmen und Tollmingkehmen, das spätere Landratsamt befand sich in Goldap. Die Stadt wurde 1879 an die Eisenbahnstrecke Insterburg – Goldap – Lyck angebunden, damit bekam Goldap auch Anschluß nach Eydtkuhnen, Königsberg und Berlin, ab 1897 zudem nach Angerburg.

Das Ende der deutschen Stadt Goldap kam mit dem Verlassen der Bewohner am 21. Oktober 1944, am folgenden Tag besetzte die Rote Armee die Stadt und setzte einen großen Teil in Brand. Anfang November 1944 wurde die Stadt von deutschen Truppen zurückerobert und bis Mitte Januar 1945 gehalten, danach ging sie endgültig an die Rote Armee verloren.


Soweit ganz allgemein zum Kreis. Konkret gesucht sind jedoch die Angehörigen einer Familie. Vielleicht kennt der werte Leser einige Fakten, die trotz intensiver Nachforschung bisher verborgen blieben.

Ferdinand Franz Braun, späterer Gutsbesitzer, wurde am 20. Januar 1869 in Goldap geboren. Seine Ehefrau Berta Gustmann stammte aus Czukten, wo sie am 5. Juni 1876 das Licht der Welt erblickte. Ihr Vater war Adolph Gustmann (*17.4.1827) aus Kettenberg, der in Czukten am 17.12.1909 verstarb.

Gesucht ist die Herkunft der Familien und ihrer Vorfahren.

Zu den Vorfahren des Franz Ferdinand Braun gehören Marie Bouvain , gestorben im Alter von 45 Jahren am 31.7.1817 in Jablonken. Wer waren ihre Eltern? Woher stammte ihr Ehemann Johann Braun und was sind seine genauen Daten? Woher stammte seine erste Frau Louise Roussel?

Woher stammte Christine Alester (1799-1863), wer waren ihre Eltern? War Jakob Alester (1808-1859) womöglich ihr Bruder?

Sollte jemand Hinweise zu diesen Personen haben, wäre es nett, wenn er sich bei mir melden würde.


Bild public domain: Symbolische Darstellung des Empfangs Salzburger Exulanten in Preußen durch König Friedrich Wilhelm I. in : G. von Glinski, P. Wörster:; Königsberg. Die ostpreußische Hauptstadt in Geschichte und Gegenwart. Berlin/Bonn 1992
Die Salzburger in Ostpreußen: Von ihrer Austreibung und Aufnahme in Preußen berichtet uns nach alten Quellen PAUL BROCK; Herausgegeben von der Landsmannschaft Ostpreußen, Abteilung Kultur, 1965

Kreis Johannisburg

Der Kreis Johannisburg, ehemals zu polnisch Natangen gehörig, war ein Landkreis in Masuren, dem südlichen Teil Ostpreußens. Er bestand von 1818 bis 1945. Der Deutsche Orden hatte das Kreisgebiet ab 1428  planmäßig mit Prußen und Deutschen besiedelt, nachdem bereits 1345 die  Johannisburg und gegen 1360 die Burg Eckersberg zur Grenzbefestigung errichtet wurden. Im 14. Jahrhundert wanderten aus Masowien zudem zahlreiche Siedler ein.


Im Jahre 1716 wurde Turoscheln als Schatullsiedlung gegründet. Der Begriff leitet sich von der Schatullkasse ab, in die private Einkünfte des Kurfürsten flossen. Diese Einkünfte kamen unter anderem aus den Einnahmen der landesherrlichen Forsten. Um an weitere Einnahmen zu gelangen, die den Kurfürst Friedrich Wilhelm in die Lage versetzten, sein Heer unabhängig von den Adligen, Ämtern und Behörden zu finanzieren, entschloss er sich, freie Flächen auf landesherrlichem Grund und Boden  gegen einen jährlich an die Schatulle zu entrichteten Grundzins zur Siedlung frei zu geben.

Da es auf Grund der zahlreichen Pechöfen und Aschbuden viele gerodete Flächen in den Wäldern gab,  war es naheliegend, diese als Siedlungsfläche zu nutzen. Als man begonnen hatte, eine Forstverwaltung aufzubauen, waren Wildnisbereiter (Oberförster) und Waldwarte  (Förster) ab Mitte des 17. Jahrhunderts entscheidend, um die Besiedlung voranzubringen. Sie kannten sich in den Wäldern aus, setzten die Verträge (Berahmung) auf und wiesen den entsprechenden Bewerber die gerodeten Flächen zu.

Die Schatullköllmer bekamen für den ersten Bau der Wohnhäuser, Stallungen und Scheunen meist kostenfreies Bauholz. Sie waren von Scharwerksdiensten und der Unterbringungspflicht für das Militär befreit, Schatull-Bauern mussten nur gelegentlich bei Forstarbeiten und Jagdfuhren helfen. Je nach den Bodenbedingungen waren die „Schatuller“ zudem bis zu 7 Jahre von Steuerlasten befreit und entrichteten ansonsten nur einen jährlichen Grundzins.

Die Sonderverwaltung der Schatullsiedlungen wurde 1713/1714 durch Friedrich Wilhelm I. aufgehoben, die Bezeichnungen und die Rechtsstellung blieben jedoch zum Teil erhalten.

Turoscheln, im Jahre 1938 zu Mittenheide umbenannt, hatte seit 1846 eine einfache Holzkirche, der Patron der Kirche war der preußische König. Es wurde berichtet, die Kronleuchter waren aus Hirschgeweihen. Das Kirchspiel wurde 1848 gegründet, im selben Jahr erhielt Turoscheln seine Schule, später entstanden ein Forstamt, Feuerwehr, Landjägerei, Post  und Gasthäuser. Der Pfarrer, der auch Masurisch sprach, führte ab 1848 Kirchenbücher. In Berliner evangelischen Zentralarchiv (EZA) liegen die erhaltenen Duplikate der Taufen, Trauungen,  und Bestattungen von 1848 – 1874. Die katholischen Bewohner gehörten zum Kirchspiel Johannisburg.

Zum Kirchspiel gehörten im Jahre 1912 die Orte Turoscheln mit Klein Turoscheln und Oberförsterei Turoscheln, Dziatken mit Forsthaus Dziatken und Eichenwalde, Annussewen, Erdmannen mit Hirschtal, Grünheide, Heydick, Karpa, Forsthaus Jegliak, Przyroscheln, Kolonie Samordey, Sdunowen mit Zielonygrond, Klein Spalienen und Forsthaus Klein Spalienen, Tannenheim und Forsthaus Tannenheim, Neu-Uszanny und Forsthaus Neu-Uszanny, sowie Zymna mit dem Forsthaus Zymna.

Neben Turoscheln gab es Schulen in Erdmannen, Grünheide, Heydick, Karpa, Sdunowen und Klein Spalienen. Das Kirchspiel hatte 13 Lehrer, 3.000 Einwohner, davon 1.500 Masuren

Die Bahnstation Johannisburg war 21 km, die von Kurwien 17 km entfernt.

Klein Turoscheln, (Klein Mittenheide, Kleinmittenheide, Turośl Mała) war die Heimat einer Familie, die viele Rätsel aufgibt. Woher sie kam, liegt ihm Nebel der Vergangenheit, ebenso ihre Familienverbindungen.

Es gab nur einige interessante Anfragen, wie sie wohl zusammen gehören, all die Rzadkowski, Rzadkowsky, Radkowski und Ratkowski. Wobei Rzadkowski die ursprüngliche Schreibweise darstellt.

Wer war der Metzger Max Emil Rzadkowski 22.9.1907-26.7.1946? Geboren in Klein Turoscheln, gestorben im Kriegsgefangenenlager Brest? Wer waren seine Eltern? Warum verließ er seine Heimat vor 1930? Er hatte zahlreiche Geschwister, wer waren sie? Wohin gingen sie? Leben Nachkommen?

Max Rzadkowski, geboren etwa 1912, wohl gefallen am 21.3.1944 in Frankreich, von Beruf Fleischer und Koch, wie war er mit ihm verwandt? Ist es vielleicht sogar die selbe Person, da es hieß, sein Bruder traf ihn im Wald in Frankreich 1940, danach wurde der Max vermisst?

Friedrich Rzadkowski, geboren etwa 1875, war sein Vater, auch Vater des Samuel geboren 1877? Das Dorf war klein.

Die Namen Samuel, Otto, Emil, Albert, Friedrich und Max waren in allen Familien beliebt, war es eine „Modeerscheinung“, waren es Geschwisterlinien, die die Söhne gleich benannten?

All das liegt im Nebel der Vergangenheit und wartet darauf, enthüllt zu werden.


In den Sagen der Region fand sich diese Geschichte:

Die verräterischen Krähen1

Im Kriege 1812 wurde auch der Kreis Johannisburg von den Franzosen heimgesucht. Das Jahr zuvor war eine große Mißernte gewesen, so herrschte überall Mangel und Not. Und nun kamen noch die Franzosen dazu. – In Dietrichswalde lebte damals eine sehr wirtschaftliche und sparsame Frau mit Namen Rzadkowski. Als die Franzosen anrückten, brachte sie schnell alle Nahrungsmittel in Sicherheit. Nur mit dem Mehl wußte sie nicht wohin. Weil sich aber Brot besser verstecken läßt als Mehl, so backte sie aus allem Mehl Brote, die sie im Stroh des Dachfirsts versteckte. Als nun die Franzosen ins Dorf waren, kamen sie auch zu Frau Rzadkowski. Sie durchsuchten alles nach Nahrungsmitteln, fanden aber nichts. Als sie sich schon darein ergeben hatten, auch hier ohne Brot zu bleiben, bemerkte ein Franzose, wie eine Schar Krähen auf dem Dache saß und immer ins Dachstroh hackte. Der Franzose stieg mit einer Leiter aufs Dach, und fand erst ein angehacktes Brot und danach alle versteckten Brote.
Einige Männer des Dorfes Dietrichswalde hatten vor den Franzosen alles Vieh in eine Waldschlucht zwischen Dietrichswalde und Nieden gebracht.
Als die Frau Rzadkowski die Krähen zum Wald fliegen sah, da schickte sie in ihrer Wut über die verräterischen Vögel einen geheimen Boten zu dem Viehwächter, er möchte alle Krähen im Wald totschießen. Dieser tat es auch. Die Franzosen aber gingen dem Schall der Schüsse nach, und fanden zu dem Brot der Frau Rzadkowski auch noch das Vieh des Dorfes.

Auch wenn in der Geschichte nicht unbedingt die „hellste“ Frau verewigt wurde, so belegt sie doch den räumlichen Zusammenhang und die Schreibweise des Nachnamens. Die ausgiebige Diskussion mit polnischen Namensträgern, die versicherten, der Nachname Rzadkowski steht nicht in Verbindung mit dem Namensträger Jan Rządkowski , jedoch sollte man die Verbindung zwischen Seltenberg und Rzadkowski prüfen, da es in einzelnen Akten zu Umbenennungen des Namens gekommen sein soll, führte zu der Frage, woher kamen diese Namensträger dann.

Dabei stieß ich auf den Ort Seltenberg2:

Im Jahre 1272 als Selderberg erstmals erwähnt, ging der kleine Ort Ende des 16. Jahrhunderts ein und war um 1595 wüst. Das Amt Reifenberg verpfändete die Wüstung 1681 an Kurmainz. Der Kurmainzer Rentmeister ließ 1696 Seelenberg mit zehn Siedlerfamilien aus dem Taunus, dem bergischen Land und der Gegend um Lüttich neu besiedeln. Ab 1806 wurde das Dorf Teil von Nassau-Usingen und damit später des Herzogtums Nassau.

Nun stellt sich die Frage, ob hier einen Zusammenhang besteht, da nach der großen Pestepidemie in Ostpreußen, der rund 240.000 Menschen zu Opfer fielen, der Wiederaufbau (Rétablissement) des Landes zwischen 1709 und 1740 vorangetrieben wurde.

„Preußen ruiniert mich total, das frißt mir auf“, wird der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. zu den Kosten des Wiederaufbaus zitiert. Er ließ daher teilweise unter Zwang „Siedlungswillige“ aus dem Westerwald, Nassau, der Pfalz, der Schweiz, wegen ihres Glaubens aus Salzburg vertriebene Protestanten (Salzburger Exulanten), Lothringer, Waldenser, weiterer deutscher Stämme, aber auch Litauer und Masowier in Ostpreußen ansiedeln. Diese Siedler kamen auch in den Kreis Johannisburg.

Die ersten mir bekannten Rzadkowski in Klein Turoscheln waren die Altsitzerin Catharina (1793-20.11.1866), der Altsitzer Michael (1798-15.5.1862) und der Altsitzer und Schäfer Christian (1799-3.4.1862). Ob Catharina die Ehefrau eines der beiden war, ist mir nicht bekannt.


Schatulle (vom mittellat. Scatola = Schachtel, Schatzkästchen) hieß privater Grundbesitz eines Landesherrn. Es gab Schatullgüter und Schatulldörfer. Im Gegensatz zu Staats- und Hausvermögen (Familienfideikommiss) unterlag das Privatvermögen des Landesherrn der freien Verfügung des Eigentümers sowohl unter Lebenden als von Todes wegen nach den allgemeinen Regeln des Privatrechts, die weder durch staatsrechtliche noch durch privatfürstenrechtliche Sätze modifiziert waren. Jedoch bestimmten viele Hausgesetze landesherrlicher Familien, dass unbewegliche, zum Schatullgut gehörende Sachen, über die der Erwerber bei Lebzeiten (auch testamentarisch) nicht verfügt hatte, bei seinem Tode dem Hausfideikommiß für immer zuwuchsen. Dagegen galt in Preußen für diesen Fall der Rechtssatz, dass solche Güter dem Domänenbesitz des Staates einverleibt wurden. In Preußen beruhte das Finanzsystem des Staates bis 1713 auf dem Unterschied zwischen Domänen- und Schatullgütern, den Friedrich Wilhelm I. zugunsten einer einheitlichen Gestaltung der Domänen aufhob.

  • F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894–1896Seite 391: von Schattenvögel bis Schaube
  • Altpreußische Forschungen. 16. Jahrgang 1939, Heft 2 mit den Aufsätzen: Die Schatullsiedlung in Preußen bis zum Jahre 1714. Teil II. (H. Rieckenberg); Kronprinz Friedrich Wilhelm I., Ostpreußen und der Sturz Wartenbergs (C. Hinrichs); Buchbesprechungen; Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen für das Jahr 1938 (Ernst Wermke). Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung: Verlag: Gräfe und Unze Kommissionsverlag, Königsberg i.Pr., 1939

1Erich Pohl: Die Volkssagen Ostpreussens Edition 3,Georg Olms Verlag, 1994, p56/57
2Philipp Gerstfeldt: Städtefinanzen in Preußen: Statistik und Reformmvorschläge, Duncker & Humblot 1883, p214 (29)

Kreis Preußisch Eylau

Der Kreis Preußisch Eylau war ein preußischer Landkreis in Ostpreußen, der unter verschiedenen Namen von 1818 bis 1945 bestand.


Ur-Ur-Großmutter Auguste Emilie Neufangs Vater Louis war ein Schuhmacher aus Paresken (Parösken, Pareżki , Preußisch Eylau. Ob seine Ehefrau Rosine Lettau von hier kam, ist nicht bekannt. Beide wohnten später in Wartenburg.

Geboren wurde Louis in Königsberg am 23. Mai 1821 als Sohn des Schuhmachermeisters Johann Neufang und seiner Ehefrau Regina, geborene Hoppensack.

Das Dorf Paresken wurde erstmals 1561 als Poreskenn erwähnt, als der Preußisch Eylauer Amtshauptmann Caspar von Lehndorff dem Schulzen Paul Rosinsky 3 freie Hufen mit Amtsdienst und Waldwacht überließ. Dieser begann die Ansiedlung von Bauern auf den Ländereien. Ab 1616 gehörte das Dorf dem Wolf Heinrich Truchseß von Waldburg auf Wildenhoff und blieb den Nachkommen bis 1820 erhalten. Im Jahre 1820 wurden die Eigentumsverhältnisse in Parösken neu geregelt, es gab 12 Bauernhöfe, nach der Regulierung waren es noch 11 Bauerngüter.

Bereits seit 1739 war eine kleine Schule vorhanden, in die Kirche gingen die Menschen ins 5 km entfernte Buchholz (Bukowiec). Es gab eine kleine Gastwirtschaft und im Jahre 1934 kam das Dorf zum Areal des Truppenübungsplatzes Stablack, sodass es 1935 geräumt werden musste. Man erhielt alle Anwesen und Gebäude des Dorfes, begann jedoch 1937 mit dem Bau des neuen Lagers Süd, das durch eine Ringchaussee an der Platzgrenze mit dem Lager Nord verbunden war. Die Bauarbeiten auf dem Gelände des Dorfes, auf dem vom Abbau Eichen und Teilen der Gemarkung Halbendorf (Półwiosek) dauerten den ganzen Krieg über an.

Das Lager Süd des Truppenübungsplatzes war Stütz- und Ausgangspunkt von militärischen Operationen, die bis Mitte Februar 1945 andauerten. Danach von sowjetischen Truppen besetzt, wurden der Truppenübungsplatz im August 1945 den polnischen Besatzungsbehörden übergeben. Die Polen nennen diesen Militärkomplex „Kamiensk (Stein)“.

Der heutige Ort Pareżki ist jedoch das alte Halbendorf.

In diesem Ort kamen zwei weitere Neufang zur Welt, vermutlich Kinder der beiden, jedoch ist diese Verbindung aktuell nicht belegt. Der Schuhmacher August Louis Neufang, dessen Witwe Marie Johanne Neumann am 24. Juni 1858 geboren wurde. Sie hatten zwei Kinder, Maria, geboren am 29. September 1878 in Paresken und Anna, geboren am 22. März 1881 in Paresken. Beide wurden in Berlin durch ihre Eheschließungen nachgewiesen. Auch Josefine kam aus Paresken, ihr unehelich geborener Sohn wurde am 12. April 1885 ebenfalls in Paresken geboren und heiratete in Berlin. Sicher kein Zufall.


google 2009

Kreis Heilsberg

Der Kreis Heilsberg war ein Landkreis in Ostpreußen und bestand als preußisch-deutscher Kreis in der Zeit von 1818 bis 1945.


Wie bereits berichtet, mein Ur-Ur-Ur-Großvater Christian Freytag war auch Einwohner von Sternberg (Stryjkowo), einem kleinen Dorf im Landkreis Heilsberg mit etwa 600 Einwohnern und bis 1940 ohne Stromversorgung oder Telefon. Sein Sohn Christian ehelichte 1871 in Guttstadt (Dobre Miasto) Augusta Emilie Neufang. Ihr gemeinsamer Sohn Heinrich Johann Freitag  wurde in Sternberg geboren und in Guttstadt getauft.

Der Bischof von Ermland ließ an der Stelle einer altpruzzischen Fluchtburg einen Ort gründen, der im Jahre 1325 als Guthinstat erwähnt wurde. Hier siedelten sich Niederschlesier an, vermutlich daher, dass Lokator Williko aus Neiße, Schulze von Wormditt, wohl zur Verwandtschaft des Bischofs Eberhard von Neiße gehörte, so dass in Guttstadt bis 1945 eine niederschlesische Sprachinsel existierte. Bereits 1329 erhielt Guttstadt das Kulmische Stadtrecht von Bischof Heinrich II. Wogenap (1329 – 1334) und 1371 ein Rathaus. Im Krieg 1414 wurde die Stadt verwüstet, ebenso 1520, als die Bewohner abgeschlachtet wurden. 1721 waren wieder weite Teile zerstört, Napoléons Truppen hausten in der Stadt und am Ende des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt erneut teilweise zerstört und wieder aufgebaut.

Guttstädter Dom

Landkreis Allenstein

Der Landkreis Allenstein war ein Landkreis in Ostpreußen, der von 1818 bis 1945 bestand. Er lag im Ermland, ein Gebiet, das bis zum 13. Jahrhundert von den einheimischen Prußenstämmen bevölkert war. Nach der Eroberung der Gebiete durch den Deutschen Orden kamen Kolonisten aus Deutschland und besiedelten das Land von der Küste aus bis ins Landesinnere. Lübecker Siedler gründeten nach 1270 an der Ostsee Frauenburg und Braunsberg, Kolonisten aus Schlesien gründeten Wormditt, Guttstadt und Heilsberg. Ab 1350 wurden die südlichen Kammerämter Allenstein, Wartenburg, Seeburg, Rößel und Bischofsburg neu besiedelt.


Wie bereits berichtet, wurde meine Ur-Ur-Großmutter Auguste Emilie Neufang in Wartenburg (Barczewo) getauft. Ihr Vater Louis war hier als Schuhmachermeister ansässig, er kam aus Paresken, Preußisch Eylau.

Die Geschichte Wartenburgs (Wartenberg) begann mit der Errichtung eines Bischofssitzes am Nordufer des Wadangsees um 1325 durch den Bischof von Ermland. Nach der Zerstörung durch die Litauer 1354, war der Ort 1364 wieder aufgebaut und erhielt von Bischof Johannes Stryprock Stadtrecht und Kulmer Recht, ein neuer Bischofsitz wurde auf der Flussinsel angelegt.  Der Ort wurde 1410–1414 schwer in Mitleidenschaft gezogen und 1945 erneut zur Hälfte zerstört.

Im 14. Jahrhundert wurde ein Rathaus am Marktplatz, eine einschiffige Hallenkirche (ehemalige Klos­terkirche St. Andreas) und ein Kloster erbaut. 1390 von den Franziskanern, nach der Reformation von den Bernhardiner genutzt, mussten die Gebäude 1810 an den preußischen Staat abgetreten werden und wurden 1834 Strafanstalt, bekannt als „Warminski Alcatraz“.

Wartenburg, Pfarrkirche St. Anna und St. Stephan am Mühlenteich

Ein Brand vernichtete 1594 und 1798  große Teile des Schlosses , es wurde wieder aufgebaut, jedoch nach dem zweiten Brand als Schule genutzt.

Die im 14. Jahrhundert erbaute dreischiffige St.-Anna-Kirche brannte 1798 aus und wurde während des anschließenden Wiederaufbaus mit einem Turm und einem neogotischen Chor ver­sehen.

Mein Urgroßvater väterlicherseits, August Milinski, kam in Hirschberg (Jedzbark) zur Welt, der Ort gehört zum Landkreis Wartenburg und liegt rund 7 km von der Stadt entfernt. Am 12. März 1364 verlieh der Bischof Ermlands Johannes Styprock (~1300–1373) die Handfeste nach dem Kulmer Recht dem Lokator Johann Stebin für ein Dienstgut mit zehn Hufen, zehn Morgen Wiesen und einem Ritterdienst zwischen Sirwindten (Serwent) und Urdinghenen.

Im Mai 1874 wurde aus den Landgemeinden Daumen, Hirschberg, Kirschlainen, Odritten und den Gutsbezirken Daumen und Kutzborn der Amtsbezirk Hirschberg gebildet. 1928/1929 kamen der Gutsbezirk Sadlowo und der Seebezirk (Aarsee) dazu.

Kreis Osterode (Ostróda)

Der Kreis Osterode lag im Südosten Ostpreußens und bestand von 1818 bis 1945. Er gehörte zunächst zum Regierungsbezirk Königsberg, später zum Regierungsbezirk Allenstein. Sitz der Kreisverwaltung war Osterode (Ostróda).

Mein Ur-Ur-Ur-Großvater Christian Freytag war Einwohner von Kernsdorf (Wysoka Wies), einem Dorf am Fuße einer kleinen Hügelkette, den Kernsdorfer Höhen. Der Ort gehörte einst gemeinsam mit Döhlau zur Finckensteinschen Güteradministration. Ernst Graf Finck von Finckenstein (1633–1717), genannt „der reiche Schäfer“, war kurfürstlich preußischer Kammerherr, Legationsrat und Generaladjutant; Erbherr von Stadt und Schloss Gilgenburg, Erbamtshauptmann zu Deutsch-Eylau und Schönberg.

Den Beinamen „reicher Schäfer“ verdankte er seinen riesigen Schafherden, die so groß waren, dass regelmäßig lange Konvois von Fuhrwerken die Schafwolle zur Vermarktung nach Danzig lieferten.

Als die Finckensteinsche Güteradministration zwischen 1830 und 1832 zwangsversteigert werden musste, erwarb Johann Heinrich Kern, Löbauer Land- und Stadtgerichtsdirektor, die Waldungen zwischen Haasenberg, Döhringen, Frögenau und Klein Nappern. Er stellte in einem Teilbereich Land, vor allem als Rentengut, für die Besiedlung durch Zuwanderer zur Verfügung, die überwiegend aus dem Oberland kamen und gründete um 1834 auch das Dorf Kernsdorf, ein 3 km langes Straßendorf ohne Kirche, dem man seinen Namen verlieh. Am Eingang zum Friedhof steht heute ein Findling „Zum Gedenken an die Bewohner von Kernsdorf / Wiesoka Wies, die auf diesem Friedhof ruhen“

Kirche Döhlau

Jeder der Neusiedler war verpflichtet, auf seinem Grundstück Obstbäume zu pflanzen und Bienen zu halten. Der Boden war für die Landwirtschaft jedoch schwer zu bearbeiten, da er im wahrsten Sinne des Wortes „steinreich“ war.

 In späteren Jahren wurden durch Erbteilung die Ländereien immer kleiner und ernährten die Familien nicht mehr, so mussten sich die Bewohner Nebeneinnahmen erschließen und ein Handwerk ausüben oder sich als Land- oder Waldarbeiter bei den benachbarten Großgütern verdingen.

Wie lange Christian Freytag und seine Frau Julianna Kaiser hier lebten, ist nicht bekannt, sein Sohn Christian wurde jedoch 1843 in Kernsdorf geboren und in der Kirche von Döhlau (Dylewo) getauft.

Diehl wurde erstmals 1349 erwähnt, als den Brüdern Eberhard und Nickel von der Diehl die Handfeste ausgestellt wurde. Im Laufe der Zeit wandelte sich der Name zur späteren Schreibweise Döhlau und die Besitzer wechselten, Döhlau wurde in Kriegen verwüstet, lag wüst und wurde immer wieder aufgebaut. Der „reiche Schäfer“ übernahm Döhlau in seine Besitzungen und J. H. Kern kaufte das Dorf 1831 aus der Konkursmasse für 11.050 Rthlr. auf.

In Döhlau kam 1843 meine Ur-Ur-Großmutter Auguste Emilie Neufang zur Welt, getauft wurde sie in Wartenburg (Barczewo), Landkreis Allenstein. Ihr Vater, ein Schuhmacher, kam aus Paresken, Preußisch Eylau.

Ein Teil meiner väterlichen Vorfahren lebte in Thierberg (Zwierzewo), einem masurischen Dorf am Schilling-See (Szelag) , das schon 1435 erstmals erwähnt wurde, einst als königlich kölmisches freies Bauerdorf gegründet. 1729 wurden bereits Schulbibeln angeschafft und der Dorfschulmeister bestellt. Die 1727 bestehende Kirche, zu Osterode gehörig, bestand jedoch nur wenige Jahre.

Wohnhaus von August Kaminski, Abbau Thierberg

Catharina Neumann heiratete den Köllmer Christoph Salewski (Zalewski) aus Gilgenau und ihr Sohn Christoph in die Kamnienski (Kaminski/Steinke).

Bahnhof Biessellen

Sein Sohn Christoph, 1860 in Thierberg geboren, heiratete Charlotte Rettkowski. Sie wurde im Dorf Biesselen geboren, einst als Bysseylen gegründet und mindestens seit 1414 bestehend, etwa 15 km von Osterode an einer kleinen Bahnstation gelegen.

Getauft wurde sie in Manchengut (Mańki), einer Ordensgründung von 1340, als den Herren Maneke, Nausete und Jone 60 Hufen zum Zweck der Kolonisierung übereignet wurden.

Meine Uroma Louise wurde 1888 ebenfalls in Thierberg geboren, die Taufen der Thierberger fanden in Osterode statt.

Bereits um 1270 existierte auf einer Insel im Mündungsdelta des Drewenz-Flusses eine pruzzische Siedlung, die durch den Deutschen Orden weiter befestigt wurde zu einer Holz-Erde-Burg, zwischen 1349 und 1370 ausgebaut zu einer steinernen Anlage. Die Stadt wurde 1329 gegründet unter dem Christburger Komtur Luther, Sohn von Herzog Albrecht von Braunschweig, der auf einer welfischen Burg nahe Osterode im Süd-Harz seine Kindheit verbracht hatte. Die ersten Siedler, Bergleute aus dem Harzstädtchen Osterode, gaben der neu gegründeten Stadt ihren Namen, jedoch ging die Handfeste verloren, so gilt die älteste erhaltene Osteroder Handfeste aus dem Jahre 1335 als Gründungsurkunde.

Blick auf Osterode, Teilausschnitt eines Fotos aus dem Urlaub meiner Urgroßeltern

Osterode erlebte eine sehr wechselvolle Geschichte, kaum entstanden, wurde die Stadt und Burg bei einem Überfall durch Litauer 1381 zerstört, 1400 durch einen Großbrand, 1410 geplündert, 1454 und 1628 bis 1629 besetzt, 1633 bis 1643 und 1643 bis 1672 verpfändet. Es folgten Truppendurchzüge, Epidemien von Pest und Cholera, ein weiterer Großbrand 1788. Die Osteroder gaben ihre Stadt nie auf. Auch nicht unter Napoléon und einer weiteren Choleraepidemie. Osterode wurde an das moderne Chausseenetz, die Eisenbahn und den Oberlandkanal angeschlossen. Man gründete 1863 eine Maschinenbaufabrik und 1895 eine Eisenbahnwerkstatt. Es gab ein Lyceum, Gymnasium und eine kaufmännische Fachschule, ab 1912 einen Flugplatz. Während der Tannenbergschlacht des Ersten Weltkrieges hatte Hindenburg 1914 sein Hauptquartier in einer Osteroder Schule. Nach dem Ende des Krieges stimmten in Osterode fast 100 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib in Deutschland. 1921 errichtete das Ostpreußenwerk ein Elektrizitätswerk in Osterode.

meine Urgroßeltern August und Louise mit Sohn Heinz

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Osterode am 21. Januar 1945 von der Roten Armee kampflos eingenommen, durch Brandstiftung der sowjetischen Soldaten jedoch zu 70 Prozent zerstört.

Auch mein anderer Ur-Ur-Großvater, Friedrich Milinski lebte im Kreis Osterode. Viel ist über ihn nicht bekannt, berittener Gendarm soll er gewesen sein und nach dem Tod der Ehefrau Henriette Böhm eine Französin mit dem Namen Pinnot aus dem Krieg mitgebracht haben. Henriette stammte ebenfalls aus Thierberg. Ihr Kind ist rechts im Bild, mein Urgroßvater August. Er kam in Hirschberg zur Welt, das lag allerdings im Landkreis Allenstein.

Die Gründung eines Hufenzinsdorfes wurde von einem Lokator organisiert, dessen Rechte und Pflichten der Deutsche Orden, vertreten durch den örtlich zuständigen Komtur, als Vertragspartner in einer Handfeste (Urkunde zur Sicherung der Rechte) niederlegte. Die Dörfer wurde nach Kulmer Recht gegründet. Die Bauern wurden daher als kölmische Bauern oder Kölmer (Köllmer) bezeichnet. Das Landrecht von 1685 bewertet den kölmischen Besitz als volles Eigentum, sie waren daher freie Grundbesitzer in Preußen, einem angesehenen Stand, weit über den Bauern stehend. Die meisten Kölmer waren entweder im 13. und 14. Jahrhundert aus dem Westen zugewandert oder stammten von Zuwanderern ab.Bei Ansiedlung erhielten sie vom Lokator ein Stück Land in der Größe von zwei Hufen (rund 33 Hektar). „Diese ‚kölmischen‘ Bauern lebten unter Bedingungen, die denen eines modernen Landwirts ähnlich waren.“ 1
Kölmer hatten der Herrschaft pro Jahr eine gewisse Geldsumme zu zahlen, Naturalien zu liefern und bestimmte Dienstleistungen zu erbringen, unter anderem Reiterdienst bei der Verteidigung des Landes, die in der Regel in vier bis sechs Tagen abgeleistet werden konnten. Das sogenannte Kölmische Recht beinhaltete das Recht der Vererbung des Gutes an Söhne und Töchter, dessen Verkauf, die Befreiung von allem Scharwerk, Privilegien der Fischerei, mittleren und minderen Jagd, Brauerei und mehr. Innerhalb der Gruppe der Freien Grundbesitzer gab es neben den Kölmischen auch noch Magdeburgische, Preußische und Adlige Freien oder Freisassen (frei von Pflichten für die örtliche Grundherrschaft). Am geringsten angesehen waren die Bauern, die noch nach prußischem Recht lebten.
Weitere Regalien waren die Erbschultheißenwürde und die Kruggerechtigkeit oder das Recht, eine Mühle anzulegen. Jedes Hufenzinsdorf bildete für sich einen eigenen Gerichtsbezirk. Der Schultheiß (der Lokator oder sein Nachfahre) war dgleichzeitig Richter und durfte in der Regel zwei Drittel der eingenommenen Strafgelder behalten, während der Deutsch Orden Anspruch auf ein Drittel erhob. Außerdem bekam der Orden regelmäßige Abgaben („Zins“), die anhand der Hufenzahl des Dorfes berechnet wurden.

1Hartmut Boockmann, Ostpreußen und Westpreußen. Berlin: Siedler 1992 (Deutsche Geschichte im Osten Europas). p128
Walter zur Ungnad: Deutsche Freibauern, Kölmer und Kolonisten. 2. Auflage. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1932.
Horst Kenkel: Amtsbauern und Kölmer im nördlichen Ostpreußen um 1736 nach der „Repeuplierung“ des Distrikts Litauen, nach der Generaltabelle und den Prästationstabellen. Verein für Familienforschung in Ost- u. Westpreußen e.V., Hamburg 1972, (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V.)

Ostpreußen

O-Ton meines Großvaters: „Vergiss niemals, dass Du ein Preuße bist!“


Ein Teil unserer Vorfahren stammte aus Ostpreußen, jener historischen Landschaft zwischen Weichsel und Memel, deren Zentren Königsberg (Kaliningrad), der Marienburg und mit Einschränkung Danzig waren. Erstmals erwähnt um 965, als Chroniken von dem Volk der Prußen berichteten.

Nachdem der polnische Herzog Konrad von Masowien 1226 den Deutschen Orden zur Hilfe gegen die heidnischen Prußen in das Land rief und diese sich die volle Souveränität über alle zu erobernden Gebiete zusichern ließen von Kaiser Friedrich II. in der Goldenen Bulle von Rimini (1226 oder 1235) und Papst Gregor IX. in der Bulle von Rieti (1234), unterwarfen sie die Prußen im 13. Jahrhundert.

Das Schild der Deutsch Ordensritter erinnert mich an eine Namenslegende unserer Vorfahren, der Breitkreutz (Breitkreuz, Brettkreuz, Bretcreutz ). Er soll auf die Ordensritter zurückgehen, die einst nach Jerusalem zogen, da nur diese Gewänder mit dem Kreuz tragen durften und als Breitkreuz(l)er bezeichnet wurden.

Zwischen 1232 und 1255 folgten die Gründung von Kulm, Marienwerder, Elbing, Balga, Braunsberg und Königsberg. Die ersten Deutschen Siedler kamen ins Land. Der Bau der Marienburg wurde um 1274–1276 begonnen, im Jahre 1309 wurde der Hochmeistersitz von Venedig nach Marienburg verlegt. Bereits ein Jahr zuvor eroberte der Deutsche Orden das Herzogtum Pommerellen und vereinte es mit dem ehemaligen Land der Prußen zum Deutschordensstaat.

Ausflug meiner Urgroßeltern zum Tannenberg-Denkmal und zum Hochmeisterhügel mit dem Jungingen-Stein, wo sich 1410 das Schicksal des Ordensheeres entschied. Das Reichsehrenmal vor den Toren Hohensteins wurde erbaut „den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung“, leider wurde letzteres allzu wörtlich genommen.

Bis 1407 gründete der Deutsche Orden 93 Städte und mehr als 1000 Dörfer nach deutschem Recht (Kulmer Recht, Kulmer Handfeste), eine Modifikation des Magdeburger Stadtrechts, welches den Bürgern Selbstverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit sicherte, dem Siedler Land zu bedingtem erblichem Besitz verlieh und dessen Pflichten dem Orden gegenüber regelte. Erst nach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg am 15. Juli 1410 büßte der Deutsche Orden seine regionale Vormachtstellung ein. Im Ersten Frieden von Thorn 1411 noch unter Auflagen den größten Teil seines Territoriums behaltend, wurde 1422 im Frieden von Melnosee die Ostgrenze des Ordensstaates festgelegt, sie bestand unverändert bis 1945.

Nach dem Dreizehnjährigen Krieg zwischen dem „Preußischen Bund“ und Polen auf der einen und dem Orden auf der anderen Seite wurde das Ordensgebiet 1466 im Zweiten Frieden von Thorn geteilt: in das der polnischen Krone direkt unterstehende Königliche Preußen inklusive Pommerellen, und in den Restordensstaat, der die polnische Lehenshoheit anerkennen musste.

Der Hochmeister Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach trat nach dem ergebnislos verlaufenen Reiterkrieg 1525 zum Protestantismus über, säkularisiert den Ordensstaat, nahm das Herzogtum Preußen von der Krone Polens als erbliches Lehen an und führte als erster deutscher Fürst die Reformation ein.

Das weltliche Herzogtum Preußen, das 1618 durch Erbschaft an die Kurfürsten von Brandenburg fiel. 1657 konnte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm mit dem Vertrag von Wehlau für das Herzogtum Preußen die Souveränität gegenüber Polen erlangen.

Am 18. Januar 1701 ließ sich sein Nachfolger Friedrich I. (Preußen), bekannt auch als Kurfürst Friedrich III. in Königsberg zum König Friedrich I. krönen. Unter seiner Regentschaft setzte sich die Bezeichnung Königreich Preußen durch.

Deutsch-russische Absprachen führten 1772 zur ersten Teilung Polens. Polnisch-Preußen sowie weitere südlich angrenzende Gebiete entlang der Netze wurden dem preußischen König überlassen. Das unter der brandenburgischen Herrschaft der Hohenzollern stehende souveräne Königreich Preußen wurde 1773 verwaltungsmäßig in drei Teile eingeteilt: Ostpreußen, Westpreußen und Netzedistrikt.

Mit der zweiten Teilung Polens gelangten 1793 die Städte Danzig und Thorn in ihren Einflussbereich. Nach Unterzeichnung des Vertrages von Österreich und Russland zur dritten Teilung Polens am 24. Oktober 1795 erhielt Preußen die restlichen Gebiete westlich von Bug und Memel mit Warschau, welche anschließend Teil der neuen Provinz Neuostpreußen wurden, sowie das nördlich von Krakau gelegene Neuschlesien.

1807 verlor das Königreich Preußen im Frieden von Tilsit das Kurfürstentum Brandenburg, den größten Teil des Netzedistikts und das Kulmerland an das von Kaiser Napoleon gegründete Herzogtum Warschau, das war mehr als die Hälfte des Staatsterritoriums. Im Jahre 1815 erwarb es die Gebiete auf dem Wiener Kongress wieder zurück. Der Netzedistrikt wurde danach größtenteils dem preußischen Großherzogtum Posen zugeschlagen.

Von 1829 bis 1878 waren Ost- und Westpreußen in der Provinz Preußen verwaltungstechnisch vereint.

1871 wurde das gesamte Gebiet des Königreichs Preußen als Bundesglied Teil des deutschen Nationalstaats.

Die zwölf Provinzen Preußens und ihre Regierungsbezirke, 1895

Karte Meyers Konversationslexikon, 5. Auflage

Im August 1914 schlug Hindenburg siegreich die Schlacht bei Allenstein, welche als Schlacht bei Tannenberg bekannt werden sollte. Doch 1918 endete der Erste Weltkrieg mit einer Niederlage und nach dem Friedensvertrag von Versailles im Jahre 1919 wurde Westpreußen größtenteils zu Polen geschlagen, Danzig als Freie Stadt abgetrennt, das Memelland kam ebenfalls zu Polen. Ostpreußen ist vom deutschen Mutterland durch das Korridorgebiet abgetrennt.

Am 11. Juli 1920 kam es zu einer Volksabstimmung in West- und Ostpreußen. 98 % der Ostpreußen votierten für den Verbleib bei Deutschland.

Nach der Besetzung des Memellandes 1923 durch Litauen fällt es an Litauen.

Nach der Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg gehörten alle verlorenen Teile von 1939 bis 1945 zum Deutschen Reich.

Im Januar 1945 wird Ostpreußen von der Roten Armee besetzt, die Bevölkerung, bisher als „letztes Bollwerk“ missbraucht, begibt sich unter härtesten Winterbedingungen auf die „große Flucht“. Von den bei Kriegsende etwa 2,4 Millionen Einwohnern Ostpreußens verlieren binnen weniger Wochen rund  300.000 ihr Leben.

Am 2. August 1945 Potsdamer Abkommen wird der südliche Teil Ostpreußens kommt unter polnische Verwaltung, das nördliche Ostpreußen mit Königsberg der Sowjetunion unterstellt und alle Deutschen vertrieben.

Die DDR erkannte 1950 die Oder-Neiße-Linie im Görlitzer Vertrag als ihre Grenze zu Polen an, mit dem deutsch-polnischen Grenzvertrag vom 14. November 1990 gab auch die Bundesrepublik Deutschland jegliche Gebietsansprüche außerhalb der Bundesrepublik auf und erkannte die Grenzziehung als endgültig an.


Karte Meyers Konversationslexikon, 5. Auflage
Wikipedia

Deutsche Kolonisten

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