vom „Terra australis incognita“ – dem „südlichen unbekannten Land“ zur Heimat deutscher Kolonisten


Australien 18541


Leichhardt-Stein Sabrodt

Ein Besuch im Jahre 2012 in Trebatsch rückte Ludwig Leichhardt (1813–1848) in mein Blickfeld. Hier erinnert ein kleines Heimatmuseum an den berühmten Sohn des königlichen Torfmeisters Christian Hieronymus Matthias Leichhardt (1778–1840) aus Sabrodt.

Aus einem kleinen Dorf in Brandenburg brach dieser auf, um einen bis dahin kaum erforschten Kontinent zu entdecken.

Während Claudius Ptolemäus (100–175) nur annahm, es möge einen Terra australis incognita geben, viele Seefahrer von vermutlichen Landsichtungen berichteten, zeichnete der Franzosen Guillaume Le Testu (um 1508–1572) bereits 1555 eine genaue Karte der Küstenlinie, lange vor der tatsächlichen Entdeckung des 5. Kontinents. Dieser wurde zwar von verschiedenen Entdeckern ab 1606 erreicht, jedoch gilt als eigentlicher Entdecker erst James Cook mit seiner Reise 1769/70,  er nahm im Juni 1770 die Ostküste „Neuhollands“ für das Königreich Großbritannien formell als „Kolonie New South Wales“ in Besitz.

Terre australe 15552

Nachdem Johann Reinhold Forster (1729–1798), der Cook auf dessen zweiter Reise 1772 begleitete, um 1780 in England aufforderte, Australien als eigenständigen Erdteil anzuerkennen, wurde die britische Krone auf die Möglichkeit aufmerksam, Sträflinge entsenden zu können. Am 26. Januar 1788 trafen die ersten elf Schiffe der „First Fleet“ mit 788 Verurteilten unter der Führung von Arthur Phillip, frisch ernannter Gouverneur und Oberbefehlshaber von Neusüdwales, im Port Jackson ein. Sie gründeten „Sydney“ zu Ehren des damaligen britischen Innenministers Lord Sydney. Bis 1868 folgten ihnen unfreiwillig etwa 160.000 Verbannte.

Es folgten eine Reihe von Expeditionen, Vermessungen und Koloniegründungen, bis im August 1844 Ludwig Leichhardt eintraf, welcher den gänzlich unbekannten Nordosten des Landes erforschen wollte. Er folgte dem Carpentariagolf, verfolgte dann das ganze Küstenland desselben, durchzog die Mitte der Halbinsel Arnhem-Land und kam am 17. Dezember 1845 in Victoria, am Port-Essington, an der Nordküste an. Seine Reisen führten ihn auf 4800 km über diese Nord-Ost-Route. Als die zweite Reise 1846 von den Darling-Downs aus nach Westaustralien zu gelangen, fehl schlug, bereitete er seine dritte Reise vor. Auf dieser dritten Reise zum Barcoo ist er um den 5. April 1848 verschollen.

Sein Ruhm besteht in der Entdeckung von Australiens größtem Kohlelager, exakten Aufzeichnungen zu Flora und Fauna, zum Klima und über das Leben der die Aborigines.


Bereits vor Leichhardts Reisen waren Brandenburger in ihre neue Heimat Australien gezogen. In der Erinnerung der Menschen in der Region blieben die Auswanderer, welche im Juni 1838 durch den Müllroser Kanal und an Kersdorf vorbei auf 4 Spreekähnen fuhren. 200 kamen aus dem Dorf Klemzig (Klępsk),  weitere 600 waren Bewohner der Nachbardörfer. Unter der Führung ihres Pastors August Ludwig Kavel (1798–1860) bestiegen sie am 8. Juni 1838 ihre Lastkähne bei Tschicherzig an der Oder mit Ziel Australien. In Potsdam hielten sie in der Nähe des Stadtschlosses und sangen Lutherlieder, so wurde berichtet.

Ihr endgültiger Auswanderungsgrund bestand in der „Kabinettsordre“ vom 2.9.1837, welcher die separierte Gemeindebildung untersagte, die Auswanderung nach Russland jedoch erlaubte, Versprechungen des Zaren lagen bereits vor.  Ursprünglich wurde bereits Ende 1835, als sich die Änderungen der Kirchenordnung bereits anbahnten, ein Beschluss zur Auswanderung in den Kaukasus gefasst, der aufgrund der ausgebrochenen polnischen Revolution aufgegeben wurde.

Nachdem sie Hamburg am 6. Juli 1838 erreicht hatten, segelten sie auf der „Bengalee, Zebra“ und „Prinz Georg“ nach Australien, wo die „Bengalee“ am 18. November mit den ersten 21 Deutschen ankam. Die restlichen erreichten am 20. November 1838 Port Adelaide. Unweit von Adelaide gründeten sie eine Siedlung, der sie den Namen ihres Heimatdorfes gaben: Klemzig.

Dirk Hahn, Kapitän der „Zebra“, hatte sich derartig um die Reisenden bemüht, das die Ankömmlinge ihm zu Ehren südöstlich von Adelaide Hahndorf gründeten. 1841/42 entstanden die Gemeinden Bethanien, Lobethal, Langmeil unter Führung des aus Liebenwerda stammenden Pastors Gotthard Fritzsche.

Zwischen 1862 und 1872 wanderte vor allem Kleinbauern und Landarbeiter aus Brandenburg, der Uckermark, Pommern, Schlesien, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen nach Queensland aus. In manchen Gebieten lag der Anteil der Deutschen an der Gesamtbevölkerung über 10 Prozent. Zum Ende des 19. Jahrhunderts lebten rund die 50.000 Deutsche in Australien.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden viele Deutsche in Australien interniert bzw. nach Ende des Kriegs deportiert, die meisten kehrten jedoch nach Deutschland zurück, sobald ihnen dies möglich wurde, eine offizielle Einwanderung war jedoch erst ab 1925 wieder zugelassen.

Eine größere Zahl Einwanderer begründete sich in der Internierung von über 25003 Deutsche und Österreicher zu Beginn des zweiten Weltkrieges, die zunächst in England interniert waren und mit der Dunera nach Australien verschifft wurden. Dazu kamen die bei Akko internierten Mitglieder der Tempelgesellschaft aus Palästina, die Deportation von 6654 Internierten erfolgte mit dem Truppenschiff „Queen Elizabeth“ in das Lager Tatura (Camp 3) in Victoria, Australien. Im Jahre 1948 flüchteten zurück gebliebene Deutsche nach Angriffen aus Palästina, sie kamen zunächst nach Zypern in das Lager bei Famagusta, Monate später reisten einige nach Australien aus, da ihre inzwischen heimisch gewordenen Angehörigen die Reisekosten übernahmen.

Unter den Internierten befand sich auch der Katharinenfelder Hermann Thumm (1912–2009), später einer der erfolgreichsten Winzer Australiens, der ein Buch über seinen außergewöhnlichen Lebensweg verfasste.5

In den Nachkriegsjahren waren die Deutschen gern gesehene Einwanderer, eine große Gruppe bestand aus Umsiedlern, auch aus Bessarabien, die durch die Aktion „Heim ins Reich“ entwurzelt eine neue Perspektive in ihrem Leben suchten.

Die australische Gesellschaft zählte 1945 weniger als 15.000 in Deutschland Geborene, bereits 1954 waren es über 65.000, und 1961 war etwas über ein Prozent der Gesamtbevölkerung (~ 110.000) aus Deutschland. Der überwiegende Teil wurde bei ihrer Emigration von der australischen Regierung finanziell unterstützt.


1F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896; 2. Band: Astrachan – Bilk; Tafeln; Seite 0171a „Australien.“
2Cosmographie Universelle selon le Navigateurs tant Ancien que Modernes bei der Bibliothèque nationale de France
3Australian Embassy Germany; Deutschen in Australien
4 Klaus Hillenbrand: Der Ausgetauschte: Die außergewöhnliche Rettung des Israel Sumer Korman, Verlag Fischer 2010
5Thumm, Hermann J.: Vom Kaukasus ins Barossa-Valley: Mein Lebensweg – Chateau Yaldara: Mein Beitrag zur australischen Weinkultur Herausgeber: Deutsche Weinbuchhandlung, 1999